Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anyways
Wohnort: 
greifswald

Bewertungen

Insgesamt 267 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2012
Der Ahnhof / Robert Walcher Bd.7
Rangnick, Joachim

Der Ahnhof / Robert Walcher Bd.7


sehr gut

Mein erster Krimi von Rangnick mit dem Journalisten Walcher und irrtümlich nahm ich an das die Haushälterin Mathilde schon länger mit Walcher zusammen „ermittelt“ das ist aber ein Trugschluss, den der Klappentext da vermittelt.

Dieser Krimi hat mir gefallen, weil er anspruchsvoll ist. Die Geschichte und die Darstellung des „Bösen“, die Beschreibung paranormaler Ereignisse und die durchweg sympathisch wirkenden Bewohner der Hofburg trugen dazu bei. Trotzdem ist es kein seichter „Mundartkrimi“ sondern verfügt trotz längerer Pausen über einige gut gesetzte Spannungsbögen.

Die Geschichte der Region und deren Bevölkerung, die Ausbeutung der Fronarbeiter durch die Adligen und den Klerus sind nicht nur ein zentrales Thema sondern werden auch gut wiedergegeben. Den Dialekt, den Rangnick oft anklingen lässt, ist für mich zwar langsamer zu erfassen, aber nicht unverständlich und gibt allem eine besondere Note.

Schade war für mich wiederum nur, das ich so mittendrin in der Reihe angefangen habe und mir ein gewisses „Vorleben“ der Hauptprotagonisten fehlte. Man kann diesen Krimi aber durchweg ohne Vorkenntnisse der Reihe lesen.

Bewertung vom 07.06.2012
Ein letzter Job
McKinty, Adrian

Ein letzter Job


gut

Dieser Roman wirkt auf mich von Anfang an überladen. Er hat von allem zu viel, zu viel Wirtschaftskrise und deren Folgen(selbstverständlich die Auslegung des Autors), zu viel Brutalität, zu viel altirischer Mythos und neuirische Lebensweisheiten und zu viele Bösewichter.

Über intermittierende Phasen von 10- 12 Seiten schafft es der Autor eine gewisse Spannung aufzubauen, die dann aber sofort wieder abflacht und ins Gegenteil umschlägt. Ich war mir nie sicher was ich eigentlich lese, ein Geschichtsbuch, altirische Prosa, einen Mafiathriller oder einen Aussteiger- Roman. McKinteys Schreibstil ist zwar stellenweise ausgefeilt, aber unterkühlt und irgendwie leblos. Das ist vom Autor zwar so nicht bezweckt, kommt bei mir als Leser jedoch so an.

Störend empfand ich ebenfalls McKinty‘s tiefe Einblicke in politische Aktivitäten und Gruppierungen einfach aus dem Grund, da er beim Leser zu viel voraussetzt. Mit dem Begriff IRA kann ich etwas anfangen, mit sämtlichen anderen Abkürzungen die der Autor gebraucht leider nicht. Das schafft Verwirrung und eine Unterbrechung vom Lesefluss.

Gefallen hat mir wiederum etwas über Irlands Bevölkerung zu erfahren, dass ich noch nicht wusste.

Bewertung vom 07.06.2012
Die Gauklerin von Kaltenberg
Freidank, Julia

Die Gauklerin von Kaltenberg


sehr gut

Aus einer Mischung aus fiktiver Geschichte, in der teilweise historisch belegten Persönlichkeiten agieren und dem Geheimnis umwitterten Fund der Carmina Burana kreiert die Autorin ein wundervollen historischen Roman. Hilfreich sind die zu Anfang gestellten Mitwirkenden, trotzdem habe ich zwischendurch immer mal wieder den Faden verloren, da einige mal mit den reellen Namen und dann wiederum mit einem Spitznamen tituliert wurden.

Die Darstellung der mittelalterlichen Städte ist so bildhaft, das ich das Gefühl hatte, mit Falconets Gauklertruppe durch die engen und verschmutzten Gassen zu laufen. Detailverliebt sind die Burgen, Klöster und Städte gezeichnet. Anders sieht es wiederum bei den Akteuren aus. Die Spezies Mann kommt, bis vielleicht auf ein, zwei..., Ausnahmen wirklich schlecht weg. Das liegt nicht nur an den versuchten bzw. durchgeführten Gewalttaten, sondern das alle Männer irgendwie gleiche Charaktereigenschaften aufweisen, und das ganz unabhängig von ihrem Stand.

Gefallen hat mir ganz besonders die Darstellung der Protagonistin, jung rebellisch und mit den , für diese Epoche, denkbar schlechtesten körperlichen Merkmalen ausgestattet, schickt die Autorin diese auf eine wahrliche Irrfahrt um Recht und Ansehen wiederherzustellen.

Genauso detailliert beschreibt die Autorin recht ausführlich auch die kriegerischen Auseinandersetzungen insbesondere den Schwertkampf zwischen den Kriegsparteien.

Zum eigentlichen roten Faden, der Carmina Burana, konnte ich mit dem Buch streckenweise keine Verbindung herstellen. Carl Orffs Inszenierung ist mir sehr wohl bekannt trotzdem blieben mir die angedeuteten lateinischen Liedanfängen fremd.

Fazit: Ein schöner historischer Liebesroman mit vielen Spannungsbögen, einer tollen Liebesgeschichte, ein wenig Geschichte und der Version wie die Carmina nach Bayern kam.

Bewertung vom 16.04.2012
Vor dem Regen kommt der Tod / Kommissar Vegter Bd.2
Dijkzeul, Lieneke

Vor dem Regen kommt der Tod / Kommissar Vegter Bd.2


sehr gut

Beim ersten Mal übt er noch und macht Fehler…

Deswegen hat die junge Kriminalistin Renée Pettersen schwer traumatisiert und u.a. mit einer Kopfschwartenverletzung überlebt. Renées Kollegen machen sich an die Aufklärung des Falles, da geschieht der zweite Überfall auf eine junge Frau, diese überlebt nicht und hier ist die Skalpierung erfolgreich. Beide Frauen verbindet bis auf dichtes, langes rotes Haar nichts…

Inspecteur Paul Vegter steht vor einem Rätsel, erschwerend kommt noch dazu, das es kaum aussagekräftige Zeugen für die Taten gibt. Vorsichtshalber lädt er Renée in seine Wohnung ein, um sie nach dem Krankenhausaufenthalt schützen zu können. Naja ganz uneigennützig geschieht auch dies nicht.



Ein ganz ordentlicher Thriller, der weniger von Schockelementen dafür mehr den psychologischen Aspekt berücksichtigt. Der Autorin kommt es eben nicht nur auf den blutigen Nervenkitzel an, sondern sie lässt sowohl Täter, Opfer und weitere Protagonisten zu Wort kommen. Diese erzählen die Geschehnisse aus ihrer Sicht und mit ihren Emotionen. Man weiß dann zwar von Anfang an wer sich hinter der Maske verbirgt aber Dijkzeul fabriziert ein ordentliches Katz-und Mausspiel, dem man leicht mit einer gewissen Spannung folgen kann. Gefallen hat mir auch ihre Recherche Arbeit hinsichtlich Medizinischer Kenntnisse und die Anwendung korrekter Fachtermini.



Ein großes Lob möchte ich diesmal der Übersetzung zollen, denn sie haben die im niederländisch so melodisch klingenden Anreden Mevrouw und Meneer nicht übersetzt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2012
Bullen und Schweine / Kommissar Wolf Bd.1
Kelnberger, Josef

Bullen und Schweine / Kommissar Wolf Bd.1


ausgezeichnet

Ganz abschütteln kann man seine Herkunft nie, auch wenn man noch so weit flüchtet, das muss auch Kommissar Konrad Wolf aus München erkennen, als zufällig erfährt, dass der Mann seiner Jugendfreundin Klara ermordet wurde. Unter fadenscheinigen Begründungen nimmt er Kontakt zur hiesigen Polizei auf. Ein Kommissar Hartmann nimmt sich seiner an und lässt ihn in den Fall Plochinger reinschnuppern.

Unter mysteriösen Umständen kam der niederbayrische Wirtschaftsmagnat ums Leben und wurde im Schweinesarg der Familie Bergmüller beseitigt. Fast hätt man ihn gar nicht entdeckt und er wäre sang und klanglos in der Tierverbrennung gelandet. So kam aber sein Fall ans Licht und in die Zeitung was wiederum den Heimat abtrünnigen Wolf auf den Plan ruft. Gemeinsam geht’s mit dem Kollegen Hartmann auf Indiziensuche. Erst sind die Beiden sich auch einigermaßen einig. Die großen mafiösen Wirtschaftsstrukturen, denen Wolf am Anfang seiner Karriere hinterher hungert, sind für seinen niederbayrischen Kollegen noch top aktuell. Gerade der Fall Plochinger birgt alle Voraussetzungen für solche Annahmen. Als der Steuerberater und heimlicher Geliebter der Witwe Wolf auch noch ein Dossier aushändigt scheint der Fall klar. Aber Plochinger wird nicht der einzige Tote bleiben….





Hinter „Bullen und Scheine“ verbirgt sich vielmehr als nur ein „Mundartkrimi“. Der Autor bindet diesen geschickt in einen teilweise sehr anspruchsvollen Krimi ein. In der trügerischen dörflichen Idylle, vor dieser uns der Protagonist durch Kindheits- und Jugenderinnerungen warnt, brodelt eine psychologisch recht ansprechende Masse von Lügen, Intrigen, Prostitution, Gier und anderer ähnlich gelagerten Machenschaften. Mit zu Tage treten des ambivalenten Verhaltens Wolf zu der ländlichen Idylle nehmen die Verwirrungen in der Aufklärung des Falles zu. Hier ist Aufmerksamkeit oberstes Gebot.

Wie gesagt ein sehr anspruchsvoller Krimi der dem Leser ein bisschen mehr abverlangt und deshalb sehr empfehlenswert ist. Oft musste ich zwischen den Zeilen lesen um die Untertöne zu verstehen.

Die merkwürdige Angewohnheit des Wolfs, sich seine Umgebung wie ein Satellitenbild ran zu zoomen fand ich im ersten Moment zu dick aufgetragen. Im weiteren Verlauf der Handlung und nach mehrmaligem Wiederholen dieses Verhaltens, störte es mich nicht mehr allzu sehr.

Bewertung vom 16.04.2012
Opfertod / Kriminalpsychologin Lena Peters Bd.1
Winter, Hanna

Opfertod / Kriminalpsychologin Lena Peters Bd.1


sehr gut

Das erste Treffen zwischen Lena Peters, Kriminalpsychologin, und ihrem neuen Chef Kriminalkommissar Volker Drescher verläuft mehr als unglücklich. In der Annahme ein Dieb lauert ihr vor ihrer neuen Wohnung auf, setzt sie den vermeintlichen Übeltäter beherzt mit einem kleinen Spaten außer Gefecht. Dabei wollte Drescher sie erst einmal kennenlernen und schon ein kurzes Briefing bezüglich eines neuen Falles, zu dem Lena extra hinzugezogen wurde, geben. Nachdem Drescher mit Eis und Whiskey versorgt ist, setzt er Lena über den Serientäter, der seit geraumer Zeit in Berlin junge Frauen unterschiedlicher Herkunft und Aussehen tötet und ihnen verschiedenste Körperteile amputiert, in Kenntnis. Obwohl Lena von Anfang an ein skeptisches Gefühl, bezüglich der Akzeptanz ihrer Person durch Drescher hat, willigt sie ein mitzuarbeiten. Doch die Zusammenarbeit ist recht kurz, denn durch eine Intrige innerhalb des Teams ist Lena schneller wieder draußen. Allein nimmt sie die Ermittlungen auf, zu Hilfe kommt ihr ein pensionierter Beamter. Genauso eigenwillig wie Lena und deshalb der Perfekte Partner, denn Hilfe kann sie gebrauchen.





Nach „Die Spur der Kinder“ und „Stirb“ schickt Hanna Winter sich an eine Reihe um die Kriminalpsychologin Lena zu beginnen. Die Charaktere ihrer beiden Protagonisten sind ihr gut geglückt. Fast meine ich der brummige Wulf Belling ist mir sympathischer und authentischer dargestellt. Die Figur der Lena gibt es in ihrer Darstellung so ähnlich schon in anderen Thriller-Reihen. Auch die eigentliche Story ist nicht ganz so neu sondern für meine Begriffe nur neu interpretiert und auf den Großraum Berlin angesiedelt. Trotzdem versteht es Hanna Winter den Leser zu fesseln und ihm schauerliches Lesevergnügen zu bescheren.

Ihr Schreibstil ist flüssig und durch die diesmal sehr kurz gehaltenen Kapitel (darauf musste ich mich erst einstellen) recht schnell zu lesen.



Fazit: Ein solider Thriller, mit ausbaufähigen Protagonisten und einer guten nicht ganz neuen Story.

Ich bin auf ihr nächstes Buch gespannt.

Bewertung vom 16.04.2012
Stirb
Winter, Hanna

Stirb


sehr gut

Lara Simons hat sich endlich ihren Traum vom eigenen Café erfüllt. Die Eröffnungsparty ist ein voller Erfolg, versichert ihr immer wieder ihr engster Freund Torben, von Beruf Gerichtsmediziner mit Hang zur Glucke, Lara gegenüber. Er bringt ihr ein Geschenk zur Party mit, das diese mit einigem Befremden auspackt. Stunden später wird genau dieses ihr Leben retten und sie aus den Klauen eines Serienmörders befreien, der schon seit vielen Jahren in Berlin Angst und Schrecken verbreitet.

Die Freude über ihr Überleben währt nur kurz, von den zuständigen Kriminalbeamten Magnus Kern und Sylvia Hausmann wird ihr nahegelegt sich in ein Zeugenschutzprogramm zu begeben. Das bedeutet das Ende ihrer noch nicht einmal begonnenen beruflichen Selbstständigkeit, das Ende ihrer Vergangenheit, eine noch ungewissere weil nicht mehr selbst planbare Zukunft und natürlich die Verabschiedung von liebgewonnenen Freunden. Da sie aber nicht nur für sich sondern auch für ihre minderjährige Tochter Emma Verantwortung trägt, muss sie sich für diesen Weg entscheiden. Doch der Mörder lässt nicht locker, denn er hat eine sehr persönliche Rechnung mit Lara offen….





Hanna Winter ist für mich ein neuer Stern am deutschen Thriller Himmel. Eine Autorin die mit jedem Buch wächst. „Stirb“ ist ihr zweites Buch, und im Vergleich zu ihrem Debütroman „Die Spur der Kinder“ ist dieser sehr spannend mit teilweise schnellen Szenenwechsel und einer atemberaubenden Atmosphäre. Besonders haben mir die örtlichen Beschreibungen von Rügen gefallen. Da ich selbst viel Zeit während meiner Kindheit dort verbracht habe konnte ich mich schnell „zurechtfinden“. Die Wiedergabe des Dialektes der Rügener, also das dort vorherrschende „Fischerplatt“ ist nur im Ansatz gelungen.

Die Charaktere ihrer Protagonisten zeichnet die Autorin interessant und vielschichtig, ein wenig missfallen hat mir Laras Leichtgläubigkeit und die ständigen Anspielungen auf die sexuelle Orientierung des Gerichtsmediziners.

Bis zum Ende bleibt die mörderische Spannung erhalten, die Verdächtigen wechseln sich mitunter so schnell ab, dass man Schwierigkeiten hat Freund von Feind zu unterscheiden. Dies ist, denke ich, durchaus so gewollt und an sich auch sehr interessant, nur zum Ende trägt Hanna Winter ein wenig zu dick auf. Deswegen gibt’s leider einen Stern Abzug.

Bewertung vom 16.04.2012
Du sollst nicht sterben / Roy Grace Bd.6
James, Peter

Du sollst nicht sterben / Roy Grace Bd.6


sehr gut

Schuhgeschäfte ziehen nicht nur Frauen magisch an, sondern sie sind auch für diesen Täter äußerst reizvoll, denn hier kann er seine Leidenschaften befriedigen und neue Opfer finden. Die Wahl des Geschäftes (stets gehobene Ausstattung) ist dabei ebenso wichtig wie der Schuh an sich.

Ein wichtiger Hinweis für Superintendent Roy Grace ,den er im Rahmen einer brutalen Vergewaltigungsserie in Brighton, herausfindet. Ihm fallen auch sehr viele Parallelen mit einer früheren Serie von Vergewaltigungen auf. Der Fall des Schuh-Diebes . Ist dieser zurück, wenn ja wo war er die letzten 12 Jahre?

Mit seinen Kollegen ermittelt er in der Sonderkommission „Schwertfisch“ die aktuellen Fälle. Mit einer zweiten, der SoKo „Sundown“, die vorwiegend aus Polizeiveteranen besteht, rollt er den Fall des einzigen Todesopfers des Schuh-Diebes wieder auf.





Spektakuläre Fälle sind ein Markenzeichen von Peter James Thriller. Sie sind facettenreich und nicht ganz unkompliziert. Auch in seinem neuesten Fall versucht er den Leser mittels vieler Wendungen in seinen Bann zu ziehen, nur hab ich mich diesmal nicht so mitgezogen gefühlt. Ich fand die Figur des Roy sehr zerstreut und unaufmerksam dargestellt. So unaufmerksam das einige Details nicht ganz stimmig waren. Gefallen hat mir wiederum, das Roys verschwundene Frau mehr zu Wort kommt, und ihr Bild von der „Über-Frau“ sich doch sehr abwandelt. Die Anzahl der infrage kommenden Täter übersteigt das übliche Maß eines Krimis, so dass der Leser doch sehr verunsichert wird und streckenweise die Frage auftaucht ob das gerade Geschilderte für die Geschichte wirklich von Bedeutung ist. Zum Ende hin versucht James alles einigermaßen aufzuklären. Für mich war es nicht überzeugend.

Fazit. Ein durchaus spannender Thriller mit in sich schlüssigem Plot, er zählt meiner Meinung nach dennoch nicht zu den Besten dieser Serie um Roy Grace.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2012
Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1
Rother, Stephan M.

Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1


weniger gut

Schrecklicher hätte der Morgen für Kriminalkommissar Jörg Albrecht und sein Team nicht beginnen können. Da er seit vielen Jahren an Insomnie leidet, ist er sofort hellwach als seine Kollegin Hannah Friedrichs in per Telefon über einen Mord im Hamburger Rotlichtbezirk informiert. Hellhörig geworden durch einen merkwürdigen Unterton in der Stimme seiner Kollegin macht er sich sofort auf den Weg.

Als Chef einer Abteilung, gerade in seinem Beruf, muss man oft Entscheidungen treffen die unliebsam sind, auch manch Fehlentscheidung ist darunter, so empfindet es jedenfalls Jörg Albrecht als er den Toten identifiziert. Es ist ihr langjähriger Kollege und Partner Ole Hartung, sein Tod hätte bestialischer nicht sein können. Er wird nicht das letzte Opfer in Albrechts Reihen sein, dem ein ähnlich grausames Schicksal ereilt. Beide Ermittler machen sich mit dem verbliebenen Rest der schockierten Kollegen an die Aufklärung und auf die Suche nach Täter und Motiv.





Gefallen hat mir die Perspektive von zwei Ich-Erzählern. Das war interessant und ich konnte der jeweiligen Person und dem damit verbundenen Handlungsstrang gut folgen.

Überzeugen und mitreißen konnte mich der Autor nicht. Das erste Drittel war so interessant wie ich es in der LP vermutet und gehofft hatte, dann verliert sich der Autor aber unnötig , wie ich finde, in pseudopsychologische Aussagen. Sein Grundgedanke, also die Motivation des Täters sind nicht nur für Laien nicht nachvollziehbar, auch lässt der Autor die Tathergänge bzw. Tatwerkzeuge so nebulös das auch dies unwahrscheinlich klingt. Gerade in Bezug auf die Tatwerkzeuge ist die Beschaffung eines Einzelnen schon hochgradig schwierig mehrerer ähnlicher geradezu ausgeschlossen.

Störend fand ich die ständigen Wiederholungen eines Zitates von Sokrates. Für mich war es doch einigermaßen befremdlich, das fast jeder auf dem Revier nicht nur Sokrates übersetzen sondern auch interpretieren konnte. Dem „Denker“ ist hier zu viel Platz an einer ungewöhnlichen Stelle eingeräumt worden und der Autor verliert sich zum Ende hin, bei beiden Hauptprotagonisten, in Grübeleien und Denkspiralen deren lesen ermüdend und streckenweise schlicht langweilig waren. Einen Lichtblick gab es aber dennoch, beim alternden Freund des Kriminalkommissars musste ich sofort an den Alt-Bundeskanzler Schmidt denken, eine überzeugende Person die der Autor hier präsentiert.

Bewertung vom 16.04.2012
Weißer Tod / Annika Bengtzon Bd.9
Marklund, Liza

Weißer Tod / Annika Bengtzon Bd.9


ausgezeichnet

Annika Bengtzon ist mit ihrer Familie nach 3 jähriger beruflicher Abwesenheit in Washington, wieder zurück in Stockholm, in ihrer alten Wohnung, in ihrem alten Job als Reporterin beim „Abendbladet“ und mit all ihren alltäglichen Sorgen mit einem nicht monogamen Ex-Mann und jetzigem Lebensabschnittsgefährten und zwei minderjährigen gemeinsamen Kindern.

Nach der Entdeckung einer weiblichen Leiche hinter einer Kindertagesstätte erfährt Annika, nach ihrer Rückkehr in die Redaktion, von der Entführung ihres Mannes.

Thomas Samuelsson hat nach der Rückkehr aus Washington eine Stelle im Justizministerium angenommen. Eine Stelle die weit unter seinem, von ihm angenommenem, Niveau liegt, die aber verlockend viele Auslandsaufenthalte bietet. Abwechslungen denen er sich nur zu gerne hingibt, lernt man doch viele verschiedene Charaktere kennen, bewegt sich auf politischem Parkett und den geliebten außerehelichen Aktivitäten wird so unerhört viel Nahrung geboten.

Auf einer Konferenz in Kenia kann er der schönen Engländerin Catherine nicht wiederstehen und schließt sich ihr an, an einer Erkundungsreise nach Liboi an der somalischen Grenze teilzunehmen. An einem Kontrollpunkt wird die gesamte Expedition entführt. Die Entführer verlangen 40 Millionen Dollar pro Geisel. Annika versucht zusammen mit Jimmy Halenius, Thomas direktem Vorgesetzten im Justizministerium, Thomas Leben zu retten, und sie kann dabei weder auf ihre noch Thomas Familie zählen.





Liza Marklund überrascht mich immer wieder mit ihren Ideen, die hinter den einzelnen Folgen der Krimireihe um Annika Bengtzon stehen. Dieses Mal nimmt sie sich gleich zweier hochbrisanter politischer Themen an, zum Ersten der Erniedrigung, Verfolgung und Folterung von Frauen durch ihre Lebenspartner und zum Zweiten der versuchten Eindämmung von Flüchtlingsströmen aus Afrika durch die sogenannte 1. Welt. Das Ganze bestückt sie mit den alltäglichen und deshalb für mich so nachvollziehbaren Sorgen, Nöten, Ängsten und auch Freuden der Hauptprotagonistin.

Gefallen haben mir schon immer der flüssige Schreibstil und die Wahl ihrer Stilmittel. Auch wenn ich kaum glauben kann dass sich Schweden in politische Geiselnahmen nicht einmischt und die Angehörigen selbst verhandeln müssen, ist ihre Zeichnung doch plausibel. Ein großes Plus für Marklunds Erfolg ist auch die Einbeziehung aller Hauptprotagonisten, die besonders in diesem Buch zu Wort kommen. Marklunds Bücher sind nicht einfach nur Krimis, sie reist ihren Leser auf leise Art mit und lässt ihn oft nachdenklich zurück. So auch dieser. Nun beginnt für mich wieder eine lange Phase des Wartens.



Einen wirklich ärgerlichen negativen Aspekt möchte ich allerdings nicht unerwähnt lassen. Da die Autorin hier keinerlei Schuld trifft fließt es auch nicht in die Bewertung ein. Mein Ärgernis ist der Klappentext der ja ein bisschen Halbwahrheit und ganz viel Unwahrheit präsentiert. Es ist einfach ärgerlich, wenn im Klappentext schon zu viel verraten wird oder die Zusammenfassung als solche nicht stimmt und der Leser vergeblich auf etwas wartet was ihm der Klappentext vorgegaukelt hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.