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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2020
Die Schleusen des Himmels
Martin, Charles

Die Schleusen des Himmels


ausgezeichnet

Charles Martin beginnt „Die Schleusen des Himmels“ mit einem kurzen Prolog, ein Ausflug in das Jahr 1964 – Joseph und Bobby Brooks, 9 und 11 Jahre alt, wurden gerade von ihrem Vater verlassen und erleiden dadurch einen tiefen Schmerz, der sie noch jahrzehntelang begleiten wird…

Zeitsprung in die Gegenwart. Der Leser lernt Allie kennen, die am Telefon einen heftigen Streit mit ihrem Mann Jake hat; kurz darauf stirbt Jake bei einem schrecklichen Unfall. Außerdem trifft man Catalina und ihre Kinder Diego und Gabriela; die drei befinden sich seit Jahren in den Fängen des brutalen Drogenschmugglers Juan Pedro.
Und man begegnet Joseph wieder. Er ist mittlerweile 62 Jahre alt und lebt allein in einer Hütte in den Bergen North Carolinas. In einer verschneiten Nacht landen Catalina und ihre Kinder bei ihm. Sie sind auf der Flucht vor Juan Pedro. Joseph hilft der kleinen Familie und bringt sie nach Florida in Sicherheit. Auf dem Rückweg lässt eine Rauchsäule nahe Cape San Blas, dem Ort seiner Kindheit, ihn anhalten. Er erfährt, dass bei dem Unfall, der sich hier vor kurzem ereignet hat, der Mann seiner Jugendliebe Allie ums Leben gekommen ist. Joseph zögert nicht, sondern besucht Allie und kümmert sich um sie. Und damit beginnt die Aufarbeitung des Schmerzes, der sich 53 Jahre zuvor tief in Josephs Brust gefressen hat…

Charles Martin hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Er erzählt Josephs Lebensgeschichte so spannend und mitreißend, als wäre sie ein Krimi. Schon nach wenigen Seiten entwickelt sich das Buch zu dem grandiosen Pageturner, den der Klappentext verspricht.

In „Die Schleusen des Himmels“ geht es um Liebe und Loyalität, um Opferbereitschaft und Vergebung und um die Hoffnung auf eine zweite Chance.

Joseph und Bobby entwickeln sich nach dem prägenden Ereignis in ihrer Kindheit ganz unterschiedlich. Obwohl sich ihre Wege als Jugendliche trennen, verbindet die Brüder ein Geheimnis, das Josephs Lebensweg nachhaltig bestimmt. Physisch und vor allen Dingen psychisch versehrt aus dem Vietnamkrieg zurückgekehrt, hat er ganz unterschiedliche Phasen durchgemacht, aber nie in ein zufriedenstellendes Leben gefunden und sich deshalb schließlich in die Hütte in den Bergen zurückgezogen.

In geschickt eingeflochtenen Rückblenden kann der Leser an Josephs Werdegang teilhaben. Man erlebt die zahlreichen Höhen und Tiefen, die er über die Jahre hinweg durchgemacht hat, intensiv mit und erfährt so, wie er zu dem Mann wurde, der er heute ist.

Charles Martin wartet im Verlauf der Handlung mit einigen Wendungen und Überraschungen auf, die das Geschehen lebendig halten und die Sogwirkung bis zum Schluss nicht abreißen lassen.

„Die Schleusen des Himmels“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, tiefgründiger Roman, der mit ausdrucksstarken Charakteren und einer mitreißenden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 10.02.2020
Sonne, Mord und Sterne
Minck, Lotte

Sonne, Mord und Sterne


ausgezeichnet

Bochum. Der Astrologiekongress schließt seine Pforten und Astrologin Stella Albrecht möchte eigentlich nur noch nach Hause, doch um den Zirkuswagen ihrer Großmutter Maria alias Madame Pythia aus der Messehalle zu schaffen, benötigen sie den Hallenschlüssel, den Holger van Aalen, der Initiator der Veranstaltung, haben müsste. Stella macht sich auf die Suche, findet aber weder van Aalen noch den Schlüssel, sondern stolpert über die Leiche von Marlene Silberstein, dem Star der Astrologieszene…

„Sonne, Mord und Sterne“ ist bereits der dritte Fall für Stella Albrecht, ihre Oma Maria und Kommissar Arno Tillikowski, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Arno Tillikowski ist ein Kommissar, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Als er den Tatort in Augenschein nimmt und ihm klar wird, dass er zwischen Auralesern, Geistheilern und Hellsehern ermitteln muss, verflucht er als erstes seinen Bereitschaftsdienst. Übersinnliche Phänomene und kosmische Schwingungen sind nichts für Arno. Alles Humbug und esoterischer Firlefanz. Doch es hilft nichts – Arno muss ran. Schließlich wurde eine Frau erschlagen und ihr Mörder läuft frei herum.

Schnell steht fest, dass das Opfer eine knallharte Geschäftsfrau war, die wenig zimperlich mit ihren Mitmenschen umgegangen ist. Ein Strudel aus dreisten Lügen, Halbwahrheiten und Verdächtigungen droht Arno den Boden unter den Füßen wegzureißen – da ist es gut, dass Stella, Oma Maria, Journalist Ben Glaeser und auch Hackerin Ruby dem genervten Kommissar mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Lotte Minck kann auch in dieser Ruhrpott-Krimödie wieder mit einem frischen, lebendigen Schreibstil, außergewöhnlichen Charakteren und einer überaus humorvollen Handlung punkten. Es macht einfach Spaß, das Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten, die spannenden Ermittlungen zu verfolgen und dem wahren Täter nach und nach auf die Spur zu kommen.

„Sonne, Mord und Sterne“ hat mir sehr gut gefallen – ein durchweg kurzweiliges Lesevergnügen.

Bewertung vom 10.02.2020
Dorthin, wo der Tag anbricht
Camen, Elizabeth

Dorthin, wo der Tag anbricht


ausgezeichnet

Pennsylvania, November 1897. Die Medizinstudentin Julia Broeder hat ein großes Herz für Tiere. Als sie einen übel zugerichteten Hund operiert und danach vor seinem Besitzer versteckt, weil dieser das Tier bei brutalen Hundekämpfen starten lässt, wird Julia vom College verwiesen und kann damit ihren Traum, als Missionsärztin zu arbeiten, ad acta legen. Da die reichen Vandermarks Julias Familie schon immer großzügig unterstützt haben, bittet Julia in ihrer Verzweiflung deren Anwalt um Hilfe, wird aber von dem geschniegelten Ashton Carlyle barsch abgewiesen. Als Nickolaas Vandermark davon erfährt, ist er erbost und fordert Ashton auf, alles daranzusetzen, dass Julia ihr Studium unverzüglich fortsetzen kann, doch das ist leichter gesagt als getan, denn Julia hat mittlerweile andere Pläne…

„Dorthin, wo der Tag anbricht“ ist in der Reihe „Kleine Auszeit“ des Verlags der Francke-Buchhandlung erschienen. Das Büchlein ist so etwas wie eine Vorgeschichte zu dem bereits 2018 erschienenen Roman „Das Anwesen“.

Elizabeth Camden hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich mit den Akteuren vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt.

Die Autorin hat ein ungewöhnliches Setting für ihre Protagonisten vorbereitet – während Julia und Ashton eine Woche lang gemeinsam einer Ziegenherde beim Ablammen helfen, lernen die beiden einander besser kennen, sprechen über Verantwortung, ihre Kindheitsträume und ihre Pläne für die Zukunft.

„Dorthin, wo der Tag anbricht“ hat mir sehr gut gefallen - ein unterhaltsamer Kurzroman, der mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert hat.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2020
Kein schlechter Tausch
Witemeyer, Karen

Kein schlechter Tausch


ausgezeichnet

Texas, Oktober 1890. Die junge Witwe Ruth Fulbright hat sich den Kurort Hope Springs ausgesucht, um hier gemeinsam mit ihrer 7-jährigen Tochter Naomi einen Neuanfang zu wagen. Dafür hat sie einen Job als Köchin im Homespun Café angenommen. Ruths größtes Problem ist es, eine Unterkunft zu finden, denn sie ist nach der Zwangsversteigerung ihres bisherigen Zuhauses mittellos und kann sich die teuren Mieten in Hope Springs nicht leisten. In ihrer Verzweiflung bittet sie den reichen Vermieter Beauregard „Bo“ Azlin um einen besonderen Tauschhandel …

Bo ist reich aber einsam. Seit einem Unfall in seiner Kindheit hat er mit einer Lähmung von rechtem Unterarm und Handgelenk zu kämpfen und lebt deshalb sehr zurückgezogen. Es wird höchste Zeit, dass ihn jemand aus seinem Schneckenhaus befreit…

„Kein schlechter Tausch“ ist in der Reihe „Kleine Auszeit“ des Verlags der Francke-Buchhandlung erschienen und liest sich locker und angenehm zügig. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und kann ausgezeichnet mit den Akteuren mitfiebern und mitfühlen.

Karen Witemeyer hat einen frischen, lebendigen Schreibstil. Die Autorin erzählt die Geschichte im lockeren Wechsel mal aus Ruths, mal aus Bos Sicht, so dass man als Leser beide sehr gut kennenlernt und bestens verfolgen kann, was sie über den jeweils anderen denken.

„Kein schlechter Tausch“ hat mir sehr gut gefallen. Der unterhaltsame Kurzroman eignet sich hervorragend für einen gemütlichen Lesenachmittag.

Bewertung vom 06.02.2020
Tage des Lichts / Das Schicksal einer Familie Bd.3
Renk, Ulrike

Tage des Lichts / Das Schicksal einer Familie Bd.3


ausgezeichnet

In ihrer auf wahren Begebenheiten beruhenden Seidenstadt-Saga erzählt Ulrike Renk von den dramatischen Erlebnissen der jüdischen Familie Meyer während der NS-Zeit.

„Tage des Lichts“ ist der dritte Band der Saga und knüpft direkt an die Geschehnisse des zweiten Teils an. Ich halte es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da man so das Leben und das Schicksal der Meyers besser nachempfinden kann.

Die Handlung dieses Bandes beginnt im August 1939. Die 18-jährige Ruth ist seit einigen Monaten in England und arbeitet als Dienstmädchen auf dem Bauernhof der Familie Sanderson. Gerade noch rechtzeitig hat Ruth die nötigen Papiere eingereicht, die ihren Eltern und ihrer Schwester Ilse die Einreise nach England ermöglichen. Die Erleichterung nach Tagen der Ungewissheit währt allerdings nur kurz, denn der Krieg bricht aus und die Bedrohung durch die Nazis rückt wieder näher. Die Meyers wollen nach Amerika fliehen, doch das ist aufgrund der politischen Lage kaum noch möglich…

Ulrike Renk lässt den Leser intensiv an Ruths Schicksal teilhaben. Sehr mitreißend schildert die Autorin die Ängste und Sorgen der jungen Frau. Ruth hat sich zwar recht schnell an die überaus harte Arbeit auf dem Hof gewöhnt und erträgt die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten ohne zu murren, jedoch belastet sie die Furcht, doch noch in die Fänge der Nazis zu geraten, mit jedem Tag mehr – man kann durchweg sehr gut nachvollziehen, wie die Angst an Ruth nagt und leidet Seite um Seite mit ihr mit.

Als besonders gut dargestellt habe ich Ruths Entwicklung in den Monaten bei den Sandersons empfunden. Nach und nach gewinnt sie ihr - durch die massiven Anfeindungen und Diskriminierungen der Nazis in den letzten Jahren geschrumpftes - Selbstvertrauen wieder zurück, indem sie beginnt, ihre Interessen gegenüber ihrer herrischen Arbeitgeberin durchzusetzen.

Gut gefallen hat mir auch, dass man neben dem Leben und den alltäglich anfallenden Arbeiten auf einem Bauernhof auch einiges über den Umgang der englischen Bevölkerung mit dem herannahenden Kriegsgeschehen und den damit verbundenen Herausforderungen und Einschränkungen erfährt.

„Tage des Lichts“ hat mir sehr gut gefallen – eine eindringlich erzählte Mischung aus realer Familiengeschichte und fiktiver Handlung, die den Leser intensiv am Leben einer jüdischen Familie zur Zeit des Nationalsozialismus teilhaben lässt.

Bewertung vom 03.02.2020
Long Bright River
Moore, Liz

Long Bright River


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Long Bright River“ nimmt Liz Moore den Leser mit nach Kensington, einem Stadtteil der US-Metropole Philadelphia. Kensington ist ein Problembezirk. Die Kriminalitätsrate ist hoch, Drogenhandel und Prostitution sind hier Alltag und prägen das Stadtbild.

Hintergrund für diesen genauso bewegenden wie spannenden Roman ist die Opioidkrise in den USA – eine gesellschaftliche Tragödie, die mittlerweile ein solches Ausmaß angenommen hat, dass sie als medizinischer Notstand gilt.

Die 33-jährige Streifenpolizistin Mickey ist in Kensington aufgewachsen. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Kacey wurde sie von ihrer Großmutter aufgezogen, einer verbitterten Frau, die nie über den Drogentod ihrer Tochter hinweggekommen ist und deshalb weder die Kraft noch den Willen hatte, ihren Enkelinnen die Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken, die sie gebraucht hätten. Während die stille, fast schüchterne Mickey die Kurve kriegt, gerät die wilde, unternehmungslustige Kacey auf die schiefe Bahn. Sie nimmt Drogen, dealt und prostituiert sich.

Als Kinder und Jugendliche haben die Schwestern sich gegenseitig beschützt. Obwohl der Lebensweg der beiden so gänzlich unterschiedliche Richtungen eingeschlagen hat und sie seit Jahren nicht mehr miteinander reden, hat Mickey auch heute noch immer ein Auge auf Kacey, wenn sie auf Streife durch den Bezirk fährt. Als ein Serienmörder, der es auf Prostituierte abgesehen hat, in den Straßen Kensingtons sein Unwesen treibt und Kacey zeitgleich spurlos verschwindet, macht Mickey sich auf eine nicht ungefährliche Suche nach ihrer Schwester…

Liz Moore gewährt dem Leser durch die Augen der Streifenpolizistin und alleinerziehenden Mutter Mickey Einblick in eine Welt, die mit den verheerenden Auswirkungen von Drogenhandel und -konsum zu kämpfen hat und die Probleme nicht in den Griff kriegt. Die Autorin schildert dabei nicht nur die Trostlosigkeit des Viertels und die Perspektivlosigkeit und Resignation der Bevölkerung, sie vermittelt auch, woher die Probleme kommen und warum es für den Einzelnen so schwer ist, die ständige Abwärtsspirale zu stoppen und dem Elend zu entkommen.

Der Roman ist aber nicht nur ein mitreißendes Gesellschaftsporträt, sondern wird durch die verzweifelte Suche nach Kacey, den aufschlussreichen Rückblenden in die Kindheit und Jugend der Schwestern sowie Mickeys Spagat zwischen Berufsleben und dem Wunsch, ihrem kleinen Sohn ein liebevolles Zuhause zu bieten, gleichzeitig zu einer dramatischen Familiengeschichte.

Obwohl es sich bei diesem Roman nicht um einen Krimi handelt und die Ermittlungen in den Mordfällen nur eine untergeordnete Rolle spielen, ist für reichlich Spannung gesorgt, weil es Liz Moore gelingt, beim Leser den Eindruck zu erwecken, dass der Täter aus Mickeys Umfeld stammt und sie sich deshalb in ständiger Gefahr befindet.

„Long Bright River“ hat mir sehr gut gefallen – ein fesselnder, sehr tiefgründiger Roman, der mich auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt hat. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.01.2020
Reliquiae - Die Konstantinopel-Mission - Mittelalter-Roman über eine Reise quer durch Europa im Jahr 1193. Nachfolgeband von
Görg, Christoph

Reliquiae - Die Konstantinopel-Mission - Mittelalter-Roman über eine Reise quer durch Europa im Jahr 1193. Nachfolgeband von "Der Troubadour"


sehr gut

Burg Dürnstein im Sommer 1193. Niki Wolff wurde vor einigen Monaten durch den Sturz von einer Mauer der Burgruine Dürnstein aus dem Jahr 2017 ins Mittelalter katapultiert und fühlt sich mittlerweile in seinem neuen Leben als Troubadour sehr wohl.

Als Herzog Leopold und Ritter Hadmar von Kuenring von Papst Coelestin exkommuniziert werden, weil sie gegen den Befehl des Papstes Richard Löwenherz auf dessen Rückweg vom Kreuzzug aus dem Heiligen Land gefangen gehalten hatten, macht Niki den Vorschlag, den Papst mit einer besonders seltenen Reliquie gnädig zu stimmen, so dass er den Bann gegen Hadmar und Leopold wieder aufhebt. Nikis Idee findet Anklang und ehe der junge Mann sich’s versieht, befindet er sich mit neun Gefährten auf dem gefahrenvollen Weg nach Konstantinopel…

„Reliquiae – Die Konstantinopel-Mission“ ist der zweite Band rund um die Erlebnisse des Zeitreisenden Nikolaus „Niki“ Wolff. Obwohl ich den ersten Teil nicht gelesen habe, war ich ruckzuck mittendrin im Geschehen und hatte schon nach wenigen Seiten das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Christoph Görg erzählt sehr unterhaltsam. Die Beschreibungen und Schilderungen sind detailreich und farbenfroh, jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd - ich konnte mir die Schauplätze bestens vorstellen und zudem prima mit den Gefährten mitfiebern.

Der Autor hat zahlreiche historische Fakten und Gegebenheiten mit einer spannenden fiktiven Handlung verwoben. Er geizt nicht mit Humor und lässt seine Protagonisten auch mal an ihre physischen und psychischen Grenzen kommen. Die Figuren wirken dabei allesamt echt und glaubwürdig, sie haben Ausstrahlung, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten – es hat großen Spaß gemacht, Niki und seine Weggefährten auf dieser abenteuerlichen Mission zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten. Besonders gut gefallen hat mir, dass aus einen bunt zusammengewürfelten Haufen nach und nach eine eingeschworene Gemeinschaft wird.

„Reliquiae – Die Konstantinopel-Mission“ hat mir sehr gut gefallen - ein unterhaltsamer Zeitreiseroman, der mit faszinierender Historie, Abenteuer und Humor punkten kann und mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 06.01.2020
Todesfrist / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.1
Gruber, Andreas

Todesfrist / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.1


ausgezeichnet

München. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen. Als Vorlage für seine grausamen Taten dienen ihm die Geschichten des Kinderbuchs „Der Struwwelpeter“. Als auch die Mutter der 26-jährigen Sabine Nemez Opfer des brutalen Täters wird und ihr Vater als Verdächtiger in das Visier ihrer Kollegen von der Kripo gerät, setzt die junge Kommissarin vom Kriminaldauerdienst alles daran, den wahren Täter dingfest zu machen…

„Todesfrist“ ist der Auftaktband zu einer spannenden Thrillerreihe mit dem niederländischen Profiler Maarten S. Sneijder und der Münchner Kommissarin Sabine Nemez als Ermittlerduo.

Andreas Gruber hat mir mit „Todesfrist“ alles geboten, was für mich zu einem fesselnden Thriller dazugehört - eine mitreißend erzählte Geschichte, die schon nach wenigen Seiten einen Sog entwickelt, dem man sich als Leser nicht entziehen kann, deren Spannungskurve durch eine vielschichtige und abwechslungsreiche Handlung durchweg auf einem hohen Niveau bleibt, die schlüssig aufgebaut ist und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Zusammenhänge, Motive und Täter gegeben hat.

Andreas Gruber schickt mit dem Ermittler Maarten S. Sneijder eine sehr interessante Figur ins Rennen. Der Fallanalytiker ist ein Meister seines Fachs. Ein Genie, wenn es darum geht, einem Täter auf die Spur zu kommen. Sneijder ist allerdings auch jemand, der mit seinen Eigenarten aneckt. Er will nicht gemocht werden und kommt bestens ohne die Sympathien seiner Mitmenschen aus. Auch Sabine versucht er zu vergraulen, doch diese lässt sich nicht ausbooten und bietet ihm Paroli, indem sie ihn mit ihren Ermittlungsansätzen und Überlegungen beeindruckt. Das Zusammenspiel dieser ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die weiteren Fälle der beiden.

„Todesfrist“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Thriller, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 20.12.2019
Tod in der Speicherstadt
Marschall, Anja

Tod in der Speicherstadt


ausgezeichnet

Hamburg 1896. Der Kieler Kommissar Hauke Sötje ermittelt gegen eine Schmugglerbande und hat seit einiger Zeit den Ewer „Wilhelmine“ im Visier. Als das mit Kaffee beladene Frachtschiff auf der Elbe verunfallt und weder ein Eigner noch der Besitzer der Fracht ermittelt werden kann, bittet Hauke einen Hamburger Kollegen um Unterstützung. Polizeirat Roscher zeigt sich zunächst wenig interessiert, erst als Hauke ihm den Siegelring zeigt, den ein bei dem Unfall getöteter Matrose trug, wird er hellhörig, denn der Ring trägt das Wappen des reichen Kaffeehändlers Bellingrodt…

Auch Haukes Verlobte Sophie hat alle Hände voll zu tun. Nicht nur, dass die Lehrerin für Clara, der ältesten Tochter ihres Arbeitgebers, einen Abschiedsball vorbereiten soll, Claras Großtante Amalie Bellingrodt tritt auch mit der Bitte an sie heran, eine vermisste junge Frau zu finden, von der Amalie jedoch weder Namen noch Wohnort kennt…

„Tod in der Speicherstadt“ ist bereits der vierte Fall für Hauke Sötje, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Anja Marschall wartet in diesem Krimi mit einer großen Portion Zeit- und Lokalkolorit auf – den Leser erwartet eine fesselnde Zeitreise in das Hamburg zur Kaiserzeit.

Es hat großen Spaß gemacht, das alte Hamburg gemeinsam mit Hauke und Sophie zu erkunden - man begibt sich zum Beispiel mit Hauke in die Speicherstadt, um den Schmugglern auf die Spur zukommen, wandert auf der Suche nach Hinweisen durch die verwinkelten Wege und Höfe des Gängeviertels oder genießt mit Sophie das Ambiente des Alsterpavillon am Jungfernstieg. Neben unzähligen spannenden Details zum Kaffeehandel und den damit einhergehenden Aufgaben und Herausforderungen lernt man ebenfalls die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie die Gepflogenheiten zu damaliger Zeit kennen.

Auch der Kriminalfall hat es in sich. Hauke und Sophie ermitteln eigentlich in ganz unterschiedlichen Angelegenheiten, müssen aber nach und nach erkennen, dass ihre Fälle mehr gemeinsam haben, als anfangs vermutet. Die Ermittlungen gestalten sich für beide äußerst schwierig, da es nur wenige Anhaltspunkte gibt und sie es darüber hinaus mit einem Gegenspieler zu tun haben, der vor keiner Schandtat zurückschreckt.

Plattdeutsche Einsprengsel in den Dialogen und die jedem Kapitel vorangestellten Originalauszüge aus den Hamburger Nachrichten des Jahres 1896 runden diesen historischen Krimi perfekt ab.

„Tod in der Speicherstadt“ hat mir sehr gut gefallen – die gut ausbalancierte Mischung aus Historie und Spannung wird anschaulich und lebendig erzählt und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.12.2019
Bodden-Nebel
Kastner, Corinna

Bodden-Nebel


ausgezeichnet

Wustrow/ Fischland. Im Nachlass der überraschend verstorbenen Gertrud Minde befinden sich neben einer rätselhaften Kette auch einige alte Briefe, die das Interesse der Schriftstellerin Greta Röwer wecken, da diese von ihrem verstorbenen Schwiegervater Carl stammen. Greta forscht nach und stößt nicht nur auf eine Geschichte mit einem brutalen Nazi-Polizisten und seinen Helfern, die 1943 mehrere Männer der Royal Air Force ermordet haben, Greta und ihr Mann Matthias entdecken in ihrem Garten auch einen verborgenen Keller, in dem sich eine skelettierte Leiche befindet…

„Bodden-Nebel“ ist bereits der zweite Fall für die Schriftstellerin Greta Röwer, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des vorherigen Bandes gut verständlich.

Der Fall, in den Greta und Matthias diesmal ganz unversehens hineinstolpern, ist genauso undurchsichtig wie der über den Bodden ziehende Nebel – schon nach wenigen Seiten hat mich die Welt auf dem Fischland wieder gefangen genommen und ich habe gespannt das Geschehen rund um ein weiteres Röwersches Familiengeheimnis verfolgt.

Corinna Kastner erzählt diese Geschichte mit einer unglaublichen Intensität. Neben den Beschreibungen der faszinierenden Bodden-Landschaft sind es vor allen Dingen die Lebens- und Hintergrundgeschichten der Akteure, die mich gefesselt haben. Man versinkt regelrecht in der Handlung, während man gemeinsam mit Greta und Matthias recherchiert, spekuliert und kombiniert, um die längst vergangenen Begebenheiten aufzudecken.

„Bodden-Nebel“ hat mich durchweg begeistert – den Leser erwartet ein vielschichtiger Krimi aus spannendem Familiengeheimnis, einer guten Portion fesselnder Historie sowie vielen Verwicklungen und Verstrickungen zwischen den Akteuren.