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Bücherwurm

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Insgesamt 182 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2022
Schlaflos auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Schlaflos auf Sylt


weniger gut

„Schlaflos auf Sylt“ ist der neue Roman von Claudia Thesenfitz. Ich habe bereits mehrere Romane der Autorin gelesen und stets die lockere, leichte Unterhaltung genossen. Auch in ihrem neuen Roman findet sich der spritzige Sprachstil der Autorin wieder. Allerdings gibt es in diesem ein paar Mal zu oft Zitate oder Anspielungen auf das, was angebliche Prominente mal geäußert hätten. Die Protagonistin Merle ist sympathisch und steht mitten im Leben. Anlässlich ihres 50. Geburtstages überdenkt sie die ein oder andere Lebensentscheidung. Als ihre Eltern statt wie geplant ein entspanntes Syltwochenende mit ihr verbringen und sie auf eine Überraschungsparty entführen, hatte ich großes Mitleid mit ihr. Die Eltern hatten kein gutes Händchen bei der Gästeauswahl – es finden sich viele Menschen, mit denen sie überhaupt nichts mehr am Hut hat. Darüber hinaus entwickeln sich auf der Geburtstagsfeier diverse Szenen des Fremdschämens. Statt über die Skurrilität zu lachen, habe ich mich manchmal ziemlich unwohl gefühlt. Merle jedoch ist wirklich herzig und hat ihr Happy End sehr verdient, was aber am Ende sehr überstürzt wirkt. Insgesamt habe ich den Roman als nicht so rund und lustig empfunden wie die Vorgänger. Schade! Nichtsdestotrotz bin ich neugierig auf den nächsten Roman der Autorin – denn Sylt ist immer eine Reise wert, auch wenn es nur in Gedanken stattfindet ;)

Bewertung vom 08.07.2022
Ein französischer Sommer
Reece, Francesca

Ein französischer Sommer


weniger gut

„Der Roman, der in diesem literarischen Sommer den Ton angibt“ steht auf der Rückseite des Romans „Ein französischer Sommer“ von Francesca Reece. Dies hat meine ohnehin hohen Erwartungen nach positivem Befinden des Layouts sowie des Klappentextes noch zusätzlich in die Höhe schnellen lassen. Leider wurden diese jedoch nicht auch nur annähernd erfüllt.

Die Geschichte wird in wechselnden Kapiteln aus der Sicht der Protagonistin Leah, einer Britin Mitte Zwanzig, die in Paris lebt und sich mit Aushilfsjobs über Wasser hält, sowie dem Schriftsteller Michael Anfang 70, ebenfalls Brite und überwiegend in Paris lebend, wiedergegeben. Michael lädt Leah bei einer zufälligen Begegnung in einer Galerie ein, ihn und seine Familie nach Südfrankreich über den Sommer zu begleiten, um ihn als Assistentin bei seinem neuen Buchprojekt zu unterstützen. Was sie nicht weiß ist, dass sie einer Verflossenen von Michael unglaublich ähnlich sieht und er nur deshalb (primär sexuelles) Interesse an ihr hat. Innerhalb Michaels Sichtweise finden sich dabei immer wieder Rückblicke in seine Jugend und Studentenzeit. Hierdurch wird dem Leser dargestellt, wem Leah ähnlich sieht und welche Verbindung zu Michaell bestand. Diese Rückblicke sind jedoch leider weder optisch, noch durch Jahreszahlen o.Ä. gekennzeichnet worden. Dies verwirrte mich sehr oft und ich verlor den roten Faden und Überblick.

Während ich Leah zunächst noch sympathisch fand, war mir Michael von Beginn an zuwider. Als Student bereits ein überheblicher, selbstgerechter und sich selbst überschätzender Lackaffe, der bis in die Gegenwart nichts dazu gelernt hat. Eine Nebenfigur sagt über ihn an einer Stelle sehr treffend: „Ich habe immer gewusst, dass er ein Idiot ist. Er ist kein guter Mensch“. Er begeht sein Leben als wäre es ein Drehbuch und benimmt sich wie die Axt im Walde. Für sich selbst fordert er nur das Beste ein, wird dafür jedoch zu keinem Zeitpunkt selbst aktiv. Am liebsten soll ihm alles in den Schoß fallen, während er andere beneidet und es ihnen nicht gönnt, wenn sie sich erfolgreich etwas erarbeiten. Unfassbar, dass er überhaupt einen Familien- oder Freundeskreis um sich sammeln konnte.

Doch auch die Protagonistin Leah wurde mir schnell unsympathisch. Sie wirkt in Bezug auf ihre Lebensplanung, aber auch bezüglich amouröser Begegnungen absolut verloren auf mich. Als Spielball der Männer lässt sie sich nahezu alles gefallen, erst zuletzt zeigt sie ein bisschen Schneid. Einen Sinn in ihrem Leben findet sie bis zuletzt leider nicht.

Darüber hinaus war im Klappentext ein großes Geheimnis angekündigt worden. Dieses entpuppt sich nach ewig währendem Aufbau erst ganz zum Schluss. Das Geheimnis an sich empfand ich als interessant, in der Umsetzung ist hier jedoch viel Potential liegen gelassen worden. Nicht zuletzt habe ich mich ferner gewundert wie unfassbar niederschwellig in diesem Roman durch die Figuren Alkohol als auch Drogen, besonders Kokain, konsumiert wurden.

Die Autorin Francesca Reece wartet mit einem besonderen Schreibstil auf, der eloquente Formulierungen sowie Anspielungen und Hinweise auf diverse literarische Werke und Berühmtheiten beinhaltet. Dabei bleibt die Sprache jedoch stets klar und gut verständlich, was mir sehr gefallen hat. Auf Dauer empfand ich den Sprachstil dennoch als anstrengend, es wurde mir einfach zu ausufernd und langatmig beim Warten auf das „große“ Geheimnis. Dennoch waren die Beschreibungen der Landschaft Südfrankreichs gut gelungen und sehr bildhaft. Die versprochene französische Leichtigkeit und das entsprechende Flair haben mir gänzlich gefehlt. Vielmehr empfand ich die Atmosphäre des Romans als träge und schwer.

Fazit: Ein insgesamt eher unausgegorener Roman mit zwei unglaublich unsympathischen Protagonisten, der stellenweise aber kleine Lichtblicke bot. Insgesamt dennoch eine Enttäuschung für mich.

Bewertung vom 27.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


gut

Lale braucht eine Auszeit und packt kurzerhand ihre Tasche. Ohne Ziel landet sie auf einem Campingplatz in Deutschland und freundet sich mit dessen Besitzer Gustav an. Dieser ist vom Leben gezeichnet und meist eher grummelig und abweisend seinen Mitmenschen gegenüber. Als eines Tages Christophe auf dem Campingplatz auftaucht, der auf der Suche nach seinem leiblichen Vater ist, beginnt ein unendlich kurzer Sommer.

„Ein unendlich kurzer Sommer“ von Kristina Pfister ist ein leichter, aber auch trauriger Sommerroman. Mit schönem und zeitweise auch atmosphärischem Schreibstil begleitet der Leser in wechselnden Abschnitten die Protagonisten Lale, Christophe und Gustav. Während mir Lale und Christoph durchweg zu kindisch und teilweise auch sehr unsympathisch waren, hat der grummelige Gustav recht schnell mein Herz erobert. Mein Favorit war aber die Figur des 17-Jährigen Florians, der mit seiner positiven, jungenhaften und ungestümen Art den Roman auflockerte.

Inhaltlich habe ich nach dem Klappentext deutlich mehr Tiefe und auch Atmosphäre erwartet. Letztendlich handelt es sich bei dem Roman um einen eher typischen Sommerroman für Frauen mit einer Atmosphäre, die zu Melancholie und Trägheit neigt. Das Ende war mehr oder weniger vorhersehbar und es gab keine großen Überraschungen. Das hat mich enttäuscht. Zudem haben mir Lale und Christophe mit ihrem egoistischen Verhalten unfassbar genervt. Gustavs Geschichte und seine Entwicklung haben mir jedoch gut gefallen und ein bisschen den Roman „gerettet“. Auch die vielen niedlichen Situationen und kleinen Details, der die Autorin Aufmerksamkeit schenkt, sowie der angenehme Sprachstil haben letztendlich für einen kurzweiligen Sommerroman gesorgt. Der Roman bleibt insgesamt aber wohl einer derjenigen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn mochte oder nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2022
Tiefes, dunkles Blau
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau


gut

Inhalt: Eigentlich ist Rosa Zambrano Seepolizistin geworden, weil sie lieber über den Zürichsee blickt als in menschliche Abgründe. Doch in einem Fischernetz wird eine Leiche geborgen, die ihr unheimlich bekannt vorkommt: Erst wenige Tage zuvor hatte Rosa einen Termin in Dr. Jansens Kinderwunschpraxis. Dr. Jansen hatte viele Frauen um sich herum: Von seiner Ehefrau wollte er sich gerade scheiden lassen. Seine Geschäftspartnerin ist nicht gut auf ihn zu sprechen. Und von seiner jungen Geliebten fehlt jede Spur. An der Seite des attraktiven Martin Weiss von der Kriminalpolizei Zürich ermittelt Rosa in einem vertrackten Fall, der in verborgene Ecken Zürichs und in die moralischen Zwickmühlen der Genforschung führt.

„Tiefes, dunkles Blau“ ist das Kriminalromandebüt der Autorin Seraina Kobler. Da in diesem Krimi in Zürich ermittelt wird, musste ich das Buch unbedingt lesen. Der Autorin ist es mit einem leider recht ausufernden, aber sehr bildlichen Sprachstil gelungen, den Leser nach Zürich zu entführen. Die Atmosphäre des Romans war durchweg sehr entschleunigt und entspannt, was ich nicht als Manko empfand. Allerdings hatte ich durch die diversen Beschreibungen der Autorin oft das Gefühl, das Geschehen von außen her zu betrachten. Emotional konnte ich mir die Figuren hierdurch leider nicht erschließen. Richtige Emotionen oder Spannung kamen bei mir daher nicht auf und ich musste mich mehrfach motivieren, weiterzulesen, obwohl ich herausfinden wollte, wer der Täter war.

Die Protagonistin Rosa war mir dennoch auf Anhieb sympathisch, wenn mir auch zu oft geschildert wurde, was und wie sie kocht. Dass hier ein Kriminalroman aus Sicht der Seepolizei geschildert wird, war mir so noch nicht begegnet und hat mein Interesse geweckt. Die Ermittlungen und deren Ergebnisse wirkten jedoch oft etwas zu zufällig auf mich. Zudem hätte ich weniger (Essens-) Beschreibungen und dafür mehr Kriminalanteil favorisiert. Der Hintergrund, der sich um Genmanipulation drehte, ist eigentlich sehr spannend und hätte für mich deutlich intensiviert werden können. Deshalb zwar ein insgesamt entspannter und unaufgeregter Roman mit einer sympathischen Protagonistin, der aber noch Luft nach oben hat.

Bewertung vom 13.06.2022
Nordwestnacht / Soko St. Peter-Ording Bd.3
Jensen, Svea

Nordwestnacht / Soko St. Peter-Ording Bd.3


sehr gut

„Nordwestnacht“ ist bereits der 3. Fall für die SOKO Sankt Peter-Ording von der Autorin Svea Jensen. Ich kenne bereits die Vorgänger und habe auch diesen Fall wieder als Hörbuch gehört. Dieses wurde von Katja Körber gesprochen, die eine sehr angenehme Stimme hat. Der Krimi ist unterhaltsam und der Sprachstil leicht und flüssig. Die Figuren – Hendrik Norberg und seine beiden Jungs, seine Schwiegereltern, die Kommissarin Anna Wagner und auch Nils Scheffler sind mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen. Es ist sehr nett mitzubekommen, wie sich die einzelnen Charaktere weiterentwickeln und miteinander umgehen. Auch das Setting in Sankt Peter-Ording ist gelungen und schön dargestellt. Man bekommt immer wieder das Gefühl, mit vor Ort zu sein. Auch leichte Urlaubsgefühl keimen immer mal wieder auf. Der Kriminalfall selbst hat mich diesmal jedoch nicht ganz so begeistert. Recht schnell hatte ich die Vermutung zum Hintergrund und auch der Mörder war für mich nicht überraschend. Insgesamt wirkte es auf mich etwas zu betulich. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich gut unterhalten und reise auch in Zukunft, wenn auch nur in Gedanken, gerne wieder nach Sankt Peter-Ording.

Bewertung vom 13.06.2022
Wir am Meer
Resinek, Nina

Wir am Meer


ausgezeichnet

Anna ist Mitte 20, studiert fleißig und besucht in den Semesterferien ihre große Schwester Johanna und deren Familie in New York. Als Johanna das Angebot bekommt, den Sommer mit ihrer Familie und guten Freunden im Haus in den Hamptons beim berühmten Bestseller-Autor Kilian Brand zu verbringen, ist Anna Feuer und Flamme. Denn zufälligerweise ist er ihr Lieblingsautor und dann auch noch unglaublich gutaussehend…

Alles könnte so großartig sein, wenn nicht ständig Zwist bezüglich der Kindererziehung zwischen Annas Urlaubsbegleitern aufkommen würde. Nur Kilian hält sich stets im Hintergrund und beobachtet das Geschehen. Niemandem ist klar, warum er ausgerechnet sie in das traumhafte Haus eingeladen hat. Dem will Anna auf den Grund gehen und erfährt dabei etwas, das ihre gesamte Familie zerstören könnte…

„Wir am Meer“ ist der neue Sommerroman von Nina Resinek. Ich kannte die Autorin bereits von ihrem Romandebüt im vergangenen Jahr, was mir bereits gut gefallen hatte. Der aktuelle Roman war für mich aber noch eine Steigerung. Er wirkte insgesamt noch runder, unterhaltsamer und vermittelte intensive Urlaubs- und Sommergefühle.

Ab Seite 1 war ich in der Geschichte gefangen und konnte das Buch einfach nicht mehr aus den Händen legen. Die beginnende Romanze zwischen den sympathischen Protagonisten Anna und Kilian prickelte sofort und atemlos habe ich Seite um Seite verschlungen. Sowohl inhaltlich als auch vom Humor und dem flüssigen, angenehmen Schreibstil her hat mich der Roman vollkommen abgeholt. Die Geschichte wirkte stets sehr ausgewogen: nicht zu platt, aber auch nicht zu bedrückend, sodass Urlaubsgefühle aufkommen konnten. Leichtigkeit, Sehnsucht, Prickeln und zum Ende hin ein Tränchen im Auge – für mich war alles dabei. Ich habe mich unglaublich gut unterhalten und wohl gefühlt und freue mich schon auf den nächsten Roman der Autorin.

Bewertung vom 12.05.2022
Mit dir ist alles schöner
Günak, Kristina

Mit dir ist alles schöner


gut

Von jetzt auf gleich verliert Franziska ihren Job und wird von ihrem Partner verlassen. Und wenn das nicht schon genug wäre, verstirbt auch noch ihr Vater aus heiterem Himmel. Die Nachlassverwaltung führt Franzi auf den Campingplatz an der Ostsee, den sie von ihrem Vater geerbt hat. Eigentlich will sie so schnell wie möglich ihr altes Leben wieder aufnehmen, doch der Campingplatz ist so runtergewirtschaftet, dass er trotz seiner perfekten Lage am Meer nicht zu verkaufen ist. Gemeinsam mit den sympathischen Dauercampern, die sich Sorgen um ihr zu Hause machen, macht sie sich daran, den Campingplatz wieder auf Vordermann zu bringen. Dabei stellt sie sich nach und nach nicht nur selbst infrage, sondern auch, was eigentlich Heimat für sie bedeutet…

„Mit dir ist alles schöner“ ist der neue Liebesroman von Kristina Günak. Allein schon das Cover versprüht wohlige Frühlingsgefühle und auch die Geschichte lässt es an frühlingshafter Stimmung nicht mangeln. Ich habe bereits einige Romane der Autorin gelesen und mag ihren humorvollen, leichten Sprachstil, der mir auch in dieser Geschichte wieder begegnet ist.

Entgegen seiner Vorgänger hat mich dieser Roman jedoch nicht so in den Bann gezogen und bewegt wie ich erwartet hätte. Das liegt unter anderem daran, dass mir die Protagonistin Franziska überwiegend unsympathisch gewesen ist – viele ihrer charakterlichen Einstellungen konnte ich nicht nachvollziehen. Im Verlauf entwickelte sie sich allerdings schleichend zu einer offeneren und freundlichen Person, die mir deutlich besser gefallen hat. Der Wandel selbst ist von der Autorin sehr behutsam und in meinen Augen authentisch und stimmig vollzogen worden. Auch die Liaison zwischen Franziska und Erik habe ich als positiv empfunden. Bei ihrem „Zusammenkommen“ haben mir jedoch richtige Schlüsselmomente und Begegnungen gefehlt. Nicht nur Franziskas eigene Wandlung, auch ihr Verhältnis zu Erik und den anderen Dauercampern hat sich sehr klammheimlich/unterschwellig vollzogen. Oft habe ich mich als Leser dadurch wie „außen vor“ gefühlt und Entwicklungen gingen zu häufig an mir vorbei. Das ist vermutlich der Hauptgrund, weshalb eine mich bewegende Kernbotschaft mich diesmal leider nicht erreicht hat. Zudem blieb die Spannung durch die auf allen Ebenen nur unterschwellige Entwicklung stets auf gleichbleibendem Niveau. Der Zustand des ans Buch gefesselt sein, entstand dadurch bei mir leider nicht.
Selbst die wirklich sehr herzigen Dauercamper blieben für mich in ihrer Gesamtheit eher blass. Auch, wenn ich diese sofort ins Herz geschlossen habe, wurde hier leider viel Potential liegen gelassen. Ich hätte gerne noch viel mehr von den einzelnen Figuren erfahren und lustige Momente erlebt.

Nichtsdestotrotz ist der Roman frühlingshaft, seicht und vermittelt zarte Urlaubsgefühle. Zudem gibt es einige emotionale Situationen, in denen ein Auge kaum trocken bleiben kann. Ich habe mich daher insgesamt gut unterhalten gefühlt und bleibe der Autorin sicherlich treu!

Bewertung vom 05.05.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


gut

Inhalt: Als Inselpolizist Enrico Rizzi nach einer Beerdigung aus der Kirche ins Freie tritt, wartet in der glühenden Hitze des Sommermittags seine Kollegin Antonia Cirillo auf ihn. In der Bucht Cala del fico sei eine Leiche entdeckt worden. Mit dem Polizeiboot erreichen sie den Schauplatz, doch sie sind nicht die Einzigen, die herbeigerufen wurden. Ausflugsboote und Yachten schaukeln vor der sonst so stillen Bucht an Capris Südküste, und mit zahllosen Handykameras wird dokumentiert, was an diesem malerischen Ort passiert ist. Der neue Fall führt Enrico Rizzi und Antonia Cirillo in die verborgensten Winkel von Capri, aber auch ins laute Neapel und auf die kleine Nachbarinsel Procida. Hier, in der herrlichen Landschaft des Golfs von Neapel, suchen viele Menschen nach Erholung und Heilung – doch manche erwartet stattdessen der Tod.

„In einer stillen Bucht“ ist der erste Roman, den ich von Luca Ventura gelesen habe. Es ist bereits der vierte Roman seiner Capri-Reihe. Obwohl ich die Vorgänger nicht kannte, hatte ich grundsätzlich keine Schwierigkeiten, mit Band 4 zu starten, da es sich um einen gänzlich neuen Kriminalfall handelt. Allerdings bin ich mit den Kommissaren Enrico Rizzi und seiner Kollegin Antonia Cirillo über das Buch hinweg nicht ganz warm geworden. Vielleicht fehlten mir an dieser Stelle die Vorinformationen zu den beiden Charakteren, die in diesem Roman sehr eigenbrötlerisch auf mich wirkten und jeweils eine Vorgeschichte haben, die jedoch nur angedeutet wird. Da die beiden Polizisten generell dem Kommissariat in Neapel untergeordnet zu sein scheinen, hatten sie im Verlauf nicht alle Informationen, die den Fall betreffen. Das habe ich als Leser eher als unangenehm empfunden, da auch mir so ständig der Gesamtüberblick als auch die Details fehlten und ich wie die Polizisten das Gefühl hatte, nur so blind herumzutappen und aufs Geratewohl zu ermitteln. Insgesamt hat der Kriminalfall auf mich daher nicht so ausgeklügelt gewirkt wie andere Romane dieses Genre. Durch das gefühlt im Dunklen Herumgestochere der Polizisten, die mehr auf Zufälle angewiesen waren als es bei Polizeiarbeit hoffentlich der Fall sein sollte, kam bei mir keine richtige Spannung auf. Es wirkte eher, als ob der Leser an ein paar Stellen dann endlich angefüttert wurde, damit er die Lust am Lesen nicht völlig verliert. Schade! Da wäre definitiv mehr drin gewesen! Denn das Setting auf Capri hat mir hingegen sehr gut gefallen. Orte und Landschaften werden schön beschrieben und am liebsten hätte ich – trotz brutalem Mordfall – sofort die Koffer gepackt! Auch der Sprachstil ist sehr angenehm, eloquent und flüssig gewesen. Das Ende des Romans wirkte auf mich schlüssig und wurde gut dargestellt. Generell war ich jedoch leider nicht so ans Buch gefesselt, wie ich mir das bei einem Kriminalroman gewünscht hätte.

Bewertung vom 05.05.2022
Mord im Gewächshaus
Bunce, Elizabeth C.

Mord im Gewächshaus


ausgezeichnet

„Mord im Gewächshaus“ ist Band 1 der neuen Krimi-Reihe rund um die 12-Jährige Myrtle Hardcastle. Entgegen gleichaltriger Mädchen interessiert sich Myrtle vor allem für die Naturwissenschaften und Detektivarbeit. Als ihre betagte und wohlhabende Nachbarin unter mysteriösen Umständen verstirbt, macht sich Myrtle gemeinsam mit ihrer Zofe auf, um nicht nur Hinweise für einen Mord, sondern direkt auch den Mörder zu finden. Schnell stoßen sie auf erste Hinweise und nach und nach zeichnet sich das Bild eines kaltblütigen Mörders ab…

Der Roman spielt Ende des 19. Jahrhunderts in England und entspricht einer Jugendbuch-Version im Stil von Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie. Mit angenehmem, dem Zeitalter angepasstem und elaboriertem Sprachstil wird die Figur der Myrtle eingeführt und ausgesprochen gut charakterisiert. Sie ist wissbegierig, clever, liebenswürdig und starrsinnig. Allein schon wie sie die für die Zeit übliche Etikette junger Mädchen aus gutem Hause ausreizt, ist herrlich amüsant. Man muss Myrtle einfach sofort gern haben! Aber auch die anderen Figuren wirken lebendig und authentisch. Der Kriminalanteil der Geschichte macht den Hauptanteil aus, was mir sehr gut gefallen hat, und ist spannend gestaltet. Obwohl ich den Mörder schnell im Blick hatte, wurden die letztendlichen Zusammenhänge erst zum Schluss klar. Allein der detektivische Weg dorthin war eine Freude, denn es kam tatsächlich Agatha-Christie-Feeling bei mir auf – eine absolute Seltenheit!

Fazit: Obwohl dies als Jugendbuch gedacht ist, hatte ich hier auch als Erwachsene beste Leseunterhaltung dank einer cleveren und facettenreichen Protagonistin und einem dem Setting angepassten Sprachstil. Für mich ein überraschender Volltreffer! Ich freue mich schon auf nachfolgende Bände!

Bewertung vom 21.04.2022
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße


ausgezeichnet

„Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ ist der erste Roman, den ich von Maxim Leo gelesen habe. Mit angenehmem Sprachstil und ironischem Unterton verfolgt der Leser Michael Hartung, der unverhofft zum Helden wird. Der Humor und die Leichtigkeit des Romans haben mir dabei ausgesprochen gut gefallen. Ich musste oft lachen über den schelmischen Wortwitz des Autors. Die Geschichte ist ulkig, klug und unterhaltsam und bietet aber auch anrührende Szenen. Zudem großartig gesprochen von Peter Kurth. Ein gelungener Roman der Gegenwartsliteratur zum Thema der deutschen Einheit und einem Helden wider Willen.