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Benutzername: 
Nina
Wohnort: 
Sankt Augustin
Über mich: 
www.eseloehrchen.de

Bewertungen

Insgesamt 182 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2014
Mona
Sehlberg, Dan T.

Mona


sehr gut

„Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“

Ich liebe Thriller und ich liebe Dystopien und deshalb war ich so neugierig auf dieses Buch. Ich finde die Vorstellung, dass ein Mensch sich mit einem Computervirus infizieren kann, gruselig und faszinierend zugleich. Der Klappentext verrät schon recht viel und nimmt daher im ersten Teil ein bisschen die Spannung. Der Thriller ist in drei Teile gegliedert und der erste Teil beschäftigt sich mit der Infektion. Zur Einstimmung gibt es natürlich einen Prolog und den erzählt Dan T. Sehlberg so emotional, dass ich heftig schlucken musste.

Nach dem Prolog ändert er aber seinen Erzählstil und der Spannungsbogen flacht immer wieder ab. Dan T. Sehlberg versorgt mich mit sehr vielen Informationen und verfällt dabei immer wieder in einen sehr sachlichen Stil. Das ist mir für einen Thriller auf Dauer zu „trocken“ und hat mich stellenweise sehr im Lesefluss behindert. Die Informationen sind zwar wichtig für das Verständnis, aber eine spannendere Verpackung hätte mir weitaus besser gefallen. Und ich habe viele Einzelheiten erfahren, die nicht unbedingt wichtig waren. Ich hatte den Eindruck, dass Dan T. Sehlberg sehr gut recherchiert hat und dieses Wissen unbedingt weiter geben wollte.

Es gab natürlich auch sehr viele hochspannende Passagen, die mich total gefesselt haben. Vor allem die Einblicke in die rücksichtslose Welt der Geheimdienste finde ich höchst interessant. Es handelt sich natürlich um eine rein fiktive Geschichte, die sich aber genau so abspielen könnte. Auch wenn Dan T. Sehlberg die Zeitangabe weg gelassen hat, könnte genau das in nicht all zu ferner Zukunft passieren. Denn der Konflikt im Nahen Osten wird sich nicht so schnell lösen und da hat sich Dan T. Sehlberg sehr an die Tatsachen gehalten.

Alle Kapitel sind mit Ortsangaben übertitelt und das war schon sehr hilfreich. Denn Dan T. Sehlberg springt recht schnell zwischen vielen verschiedenen Orten hin und her. Manche Kapitel sind so kurz, dass sie lediglich eine halbe Seite füllen. Da musste ich beim Lesen höllisch aufpassen, dass ich nicht den Überblick verliere. Am liebsten waren mir neben den spannenden Verfolgungsjagden die emotionalen Szenen. Eric tut wirklich alles dafür, um seine Frau zu retten und er machte es mir leicht, ihn zu mögen. Und auch sein Gegenspieler Samir Mustaf ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Sein Verhalten und seine Intelligenz haben mir sehr imponiert und das stand im krassen Gegensatz zu der Skrupellosigkeit der Geheimdienstmitarbeiter und deren Gegenspieler.

Und so erlebte ich beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle bis zu dem Ende, das mich etwas erstaunt zurück lässt und mir gerade deshalb gefallen hat.

Fazit: Ein sehr interessanter Thriller, dem ein bisschen mehr Spannung gut getan hätte!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2014
Vergessen / Verena Irlenbusch Bd.1
Pistor, Elke

Vergessen / Verena Irlenbusch Bd.1


ausgezeichnet

Eine perfekte Mischung aus Spannung und Gefühl!

Selten passen Titel und Inhalt so gut zusammen wie bei diesem Buch. Vergessen ist das zentrale Thema und es geht dabei nicht nur - wie ich anfangs vermutet hatte – um die Alzheimererkrankung von Verenas Großmutter. Das war für mich allerdings der Grund, dieses Buch lesen zu wollen. Ich finde es sehr mutig, diese Krankheit in einem Kriminalroman zu thematisieren und war gespannt, wie Elke Pistor diese Gratwanderung zwischen ernstem Thema und Spannung lösen würde. Sie hat es grandios gemacht!

Mit Verena Irlenbusch hat Elke Pistor eine Kommissarin mit Herz und Verstand kreiert. Verena kümmert sich liebevoll um ihre immer vergesslicher werdende Großmutter. Ein zeitgemäßes Thema, das Elke Pistor sehr einfühlsam angegangen ist. Christoph Todt ist das genaue Gegenteil von Verena. Auf den ersten Blick wirkt er gnadenlos unsympathisch. Aber je mehr ich über ihn erfahre, umso besser kann ich ihn verstehen. Und auch sein Verhältnis zu Verena bessert sich von Seite zu Seite.

Elke Pistor hat mehrere Stränge miteinander verflochten, jeder geht mir auf seine ganz eigene Art nah. Der Strang um ein kleines entführtes Mädchen war sehr traurig und kam mir noch näher, weil er im Präsens verfasst ist. Gerade wenn Kinder im Spiel sind, mag ich manchmal nicht weiterlesen, wenn die Schilderungen für mein Empfinden grenzwertig sind und nicht Spannung sondern eher Ekel erzeugen. Aber davon ist Elke Pistor weit entfernt. Sie erzählt mir sehr viel Fingerspitzengefühl und behutsam. Natürlich musste ich beim Lesen mehrmals heftig schlucken, aber das gehört bei einem so spannungsgeladenen Buch einfach dazu.

Schon auf den ersten Seiten spielt Elke Pistor mit meinen Gefühlen, mit meiner Angst und das auf eine sehr eindrucksvolle Art. Erst habe ich die Luft angehalten, dann habe ich mich etwas entspannt und dann schlägt sie richtig zu. Puh, das war so heftig und das war so spannend. Und schon nach diesen ersten Seiten wusste ich, dass ich den Schreibstil mag. Nicht nur in dieser Situation hat Elke Pistor die Stimmung so gut eingefangen. Sie erzählt glaubhaft und flüssig, sie spannt einen feinen Spannungsbogen, der nicht nachlässt, auch wenn sehr viel Privates zur Sprache kommt. Aber genau das hat mir so gut gefallen, denn es war die richtige Mischung zwischen Privatleben und Kriminalfall. Die Geschichte kommt immer mehr in Fahrt, die Ermittlungsarbeit wird sehr detailliert beschrieben. Ich bin involviert und bekomme nicht nur Ergebnisse präsentiert. Elke Pistor hat einen wohl durchdachten Fall konstruiert, dessen Ende für mich nicht vorhersehbar war.

Und so ist „Vergessen“ viel mehr als ein weiterer Kriminalroman. Er geht in die Tiefe, behandelt sehr gefühlvolle Themen. Und am Ende fühlt man mit Verena, die so wohltuend menschlich und weiblich ist.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2014
Alle Augen auf dich
Mayer, Gina

Alle Augen auf dich


sehr gut

Brandaktuell und spannend

Gina Mayer ist immer wieder für eine Überraschung gut. In ihrem aktuellen Jugendthriller hat sie ein brandaktuelles Thema aufgegriffen, das nicht nur für junge Leser höchst interessant ist. Und sie lenkt die Geschichte in eine ganz andere Richtung als ich anfangs – natürlich durch den Klappentext beeinflusst – vermutet habe. Denn es geht nicht um das Stockholm-Syndrom und eine entsprechend dramatische Liebesgeschichte. Gina Mayer hatte etwas ganz anderes im Sinn. Ich war sehr erstaunt, was technisch heute alles möglich ist und wie manipulierbar wir doch alle sind. Crowdfunding war bisher ein Begriff, den ich zwar am Rand wahr genommen habe, aber ich habe mich noch nie damit beschäftigt.

Gina Mayer hat die topakutellen Themen in einen spannenden Jugendthriller gepackt und Charaktere ins Rennen geschickt, die zunächst undurchsichtig und auch nicht auf den ersten Blick Sympathieträger sind. Da ist erst mal Jo, der Freund der entführten Myriam. Er ist ziemlich verpeilt, der klassische Loser. Er kann die Finger weder vom Alkohol noch von anderen Drogen lassen und hat schon mal ein paar Aussetzer. Und dennoch wurde aus der anfänglichen Antipathie schnell Sympathie. Ihm ist ein Erzählstrang gewidmet und so werde ich Zeuge seiner verzweifelten Gedanken und seiner Sorge um Myriam.

Der andere Strang hat Hauptkommissarin Amelie Fröhlich zur Hauptperson. Sie ist durch und durch unperfekt, macht Fehler und tappt sowohl im Entführungsfall als auch in ihrem Privatleben im Dunkeln. Hier war es genau umgekehrt. Anfangs fand ich sie ziemlich taff, so nach und nach ging mir ihre Art immer mehr auf die Nerven. Auch die anderen Personen wurden nicht zu Statisten verdammt, sondern waren ebenso vielschichtig wie undurchsichtig.

Gina Mayer erzählt abwechselnd aus der Sicht von Jo und Amelie, die auf verschiedenen Seiten stehen – eine sehr gelungene Mischung. Und natürlich hat Gina Mayer wieder viele falsche Fährten gelegt, denen ich natürlich gefolgt bin. Es war schon ein bisschen verwirrend und irgendwann hatte ich jeden mal in Verdacht, an der Entführung beteiligt zu sein.

Sehr authentische Dialoge und kurze prägnante Sätze, dann wieder Vergleiche, die für mich sprachliche Besonderheiten sind, das alles rundet diese Geschichte sehr gut ab. Schon nach den ersten Sätzen wusste ich wieder, warum ich die Bücher von Gina Mayer so mag. Denn die für sie so typische Sprache begeistert mich immer wieder aufs Neue. Es war spannend, es war sogar lehrreich. Und es gibt einige versteckte Wegweiser für junge Menschen zwischen den Zeilen. Ein gutes Buch, das mich dennoch nicht so sehr begeistern konnte wie die beiden anderen Jugendtriller von Gina Mayer.

Fazit: Ein gut konstruierter und sehr moderner Thriller nicht nur für junge Leser!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2014
Das Herz des Sternenbringers
Lo Cascio, Priska

Das Herz des Sternenbringers


ausgezeichnet

Der geheimnisvolle Fremde

Schon die Aufmachung hat mich bei diesem Buch bezaubert. Das wunderschöne und filigrane Motiv des Covers setzt sich auch im Innern des Buches fort und verziert dort die Zitate, die manchen Kapiteln vorangestellt sind. Und genau so ansprechend wie die Aufmachung ist auch der Schreibstil von Priska Lo Cascio. Sie hat so eine schöne Sprache gefunden um die Geschichte von Alwynn und Garred zu erzählen, so leicht, so bezaubernd. In dieser Geschichte habe ich mich von Anfang wohl gefühlt. Priska Lo Cascio erzählt abwechselnd aus der Sicht von Alwynn, Garred und Wigstan, Alwynns Bruder. Ich mag diese Art, eine Geschichte zu erzählen sehr, denn so schaue ich jedem mal über die Schulter und betrachte das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln.

Zunächst lerne ich Alwynn kennen, die auf dem Gutshof ihres Bruders Wigstan nach dem Rechten sieht. Ich mochte das wilde Mädchen sofort und war gespannt, welche Abenteuer sie bestehen muss. Priska Lo Cascio schildert die ländliche Idylle so anschaulich, dass ich fast die Hühner gackern hörte. Interessant wird es, als Alwynn nach einem Streit mit ihrem Bruder Garred kennen lernt, der ja eigentlich für die Normannen spionieren soll. Ich hatte mich anfangs über den ungewöhnlichen Titel gewundert, aber darüber wurde ich sehr schnell aufgeklärt. Eine sehr schöne Idee!

So beschaulich bleibt es natürlich nicht, es wird sogar richtig spannend und dramatisch. Der geheimnisvolle Garred bringt nicht nur das Leben auf dem Gutshof ziemlich durcheinander, sondern auch Alwynns Gefühle. Es ist schon eine Kunst, das ohne kitschigen Beigeschmack zu erzählen und das ist Priska Lo Cascio sehr gut gelungen. Aber sie beherrscht nicht nur die leisen Töne. Die actiongeladenen Szenen auf dem Schlachtfeld gingen mir genau so unter die Haut wie der Zwist zwischen Alwynn und ihrem Bruder. Die historischen Ereignisse werden sehr gut mit der fiktiven Geschichte verknüpft. Ich bin ganz hingerissen von dem Schreibstil. Sehr gefühlvoll, absolut nicht kitschig und so passend. All zu moderne Redewendungen sucht man vergeblich und dennoch ist die Sprache wunderbar leicht.

Hier vereinen sich Spannung und Harmonie, Dramatik und eine verbotene Liebe zu einer stimmigen Geschichte, die nicht nur junge Leser begeistern wird.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2014
Der Circle
Eggers, Dave

Der Circle


ausgezeichnet

Es ist nicht alles gut, was glänzt!

Mit „Der Circle“ habe ich eins der beeindruckendsten Bücher in diesem Jahr gelesen. Die Idee einer einzigen Internetidentität hat mir gefallen. Mich nervt oft die Anonymität im Internet. Jeder kann sich hinter Pseudonymen verstecken und „so richtig die Sau raus lassen“. Erst kürzlich haben mich Kommentare zum Tod eines Schauspielers so erschreckt und auch traurig gemacht. So vieles wäre nicht mehr möglich, wenn alle mit ihrer wahren Identität im Netz unterwegs wären. Und so konnte ich diese Idee einfach nur gut finden. Dazu kommt, dass mir die Art, wie Dave Eggers die Dinge beschreibt, sehr gut gefällt. Nicht zu enthusiastisch, aber so subtil, dass ich mir alles so gut vorstellen konnte und mir insgeheim auch so einen Arbeitsplatz gewünscht habe. Ich finde, dieser Schreibstil passt perfekt zu der Geschichte von Mae, die sich von der biederen grauen Maus zum Aushängeschild vom Circle entwickelt. Gerade an ihrem Beispiel wird deutlich, wie schnell man manipuliert werden kann ohne es bewusst zu merken. Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, wie Mae durch ihren Traumjob in einen Strudel gerät, dem sie sich nicht mehr entziehen kann und auch nicht will.

Mir wurde es im Laufe der Geschichte immer mulmiger. Dave Eggers hat es in kürzester Zeit geschafft, mich komplett in die Geschichte hineinzuziehen. Ich habe nicht einfach nur gelesen, nein, ich musste ständig über das Gelesene nachdenken und mich austauschen. Und über mein eigenes Verhalten nachdenken. Die Geschichte ist zwar dystopisch, aber nicht wirklich weit weg von der Gegenwart. Wer noch nie in einem sozialen Netzwerk angemeldet war, wird vieles vielleicht gar nicht so nachvollziehen können. Aber ich nutze Facebook und einige Foren recht aktiv und es macht schon Spaß, etwas zu posten und viele Likes zu bekommen. Gefährlich wird es, wenn man sein reales Leben darüber vergisst. Hier lauert eine unheimliche Gefahr, die Dave Eggers perfekt dargestellt und ausgearbeitet hat. Ich konnte die Veränderung von Mae hautnah miterleben. Manchmal dachte ich, so naiv kann man doch gar nicht sein. Und dennoch konnte ich sie verstehen. Verstehen, was mir ihr passierte. Verstehen, warum sie sich so beeinflussen ließ.

Und so hat mich diese grandios konstruierte und geschriebene Geschichte sehr bewegt und beschäftigt. Und sie beschäftigt mich immer noch, obwohl ich das Buch schon vor einigen Tagen beendet habe. Regelrecht schockiert hat mich das Ende. Ich hatte etwas völlig anderes erwartet. Und bin froh, dass Dave Eggers sich genau für dieses Ende entschieden hat. Denn sein Ende ging mir wirklich heftig unter die Haut und macht dieses Buch so perfekt und rund!! Ich stelle bewusst keine Vergleiche zu anderen Büchern dieser Art an, denn ich finde, jedes Buch sollte für sich stehen.

Fazit: Ein spannendes und bewegendes Zukunftsszenario, das gar nicht so weit weg ist und mich noch lange beschäftigen wird.

30 von 35 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2014
Yoyogi Park
Neuenkirchen, Andreas

Yoyogi Park


sehr gut

Eine spannende Reise nach Japan

Ich mag Bücher, die mich in fremde Länder und Kulturen entführen. Und wenn diese Bücher auch noch spannend sind, um so besser. Die Kombination aus kulturellem Einblick in ein mir fremdes Land und moderner Krimiunterhaltung ist Andreas Neuenkirchen sehr gut gelungen. Sein Schreibstil ist modern und lebendig, seine Figuren interessant und vielschichtig. Das Ermittlerduo Yuka Sato und Shun Nakashima hat mir von Anfang an gefallen. Sie haben eine coole Art, miteinander umzugehen. Sie kabbeln sich andauernd und das Geplänkel zwischen den Beiden lockert die Atmosphäre ein bisschen auf und ist sehr amüsant. Denn der Fall, den die Beiden zu lösen haben, ist alles andere als amüsant.

Andreas Neuenkirchen hat sein Buch in fünf Akte und sieben Tage unterteilt. Und in viele kurze und sehr kurze Kapitel, von denen einige mit latent humorvollen Überschriften versehen sind. Und er konfrontiert mich sofort mit einer Leiche. Aber sehr dezent und fast schon ästhetisch beschreibt er den Fundort. Das hat mir sehr gefallen, denn es muss nicht immer blutig und brutal und detailliert erzählt werden. Das passt sehr schön zu der japanischen Kultur, die von sehr vielen Gegensätzen geprägt ist. Auf der einen Seite die alten Traditionen. Yuka Sato putzt sich z.B. in der Öffentlichkeit nicht die Nase, weil das unschicklich ist. Sie verbeugt sich vor den Toten, egal ob sie im Park unter einem Baum liegen oder auf dem kalten Tisch in der Rechtsmedizin, um ihnen Respekt zu erweisen. Und auf der anderen Seite das bizarre, das schräge Tokio, das Andreas Neuenkirchen sehr detailliert beschreibt. Ich habe sehr deutlich gespürt, dass er sich sehr gut auskennt. Schließlich hat er einige Zeit in Japan gelebt.

So wundert es nicht, dass ich sehr viel über die japanische Lebensart erfahre. Und diese vielen Informationen hat er sehr gut mit dem Kriminalfall kombiniert. Die Beschreibungen sind durchweg sehr interessant, manchmal allerdings etwas nüchtern und leider geht das ein bisschen auf Kosten der Spannung. Aber nur manchmal und nicht dauerhaft. Andreas Neuenkirchen legt einige falsche Fährten und lässt mich ein bisschen zappeln. Und zwischendurch blitzt immer wieder sein feiner und tiefgründiger Humor auf.

Die japanischen Namen sind schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich konnte immer wieder in das Personenregister ganz vorne schauen, was ich sehr hilfreich fand. Und die japanischen Besonderheiten sind ganz am Ende im Glossar aufgelistet. Solch einen Service weiß ich immer sehr zu schätzen.

Fazit: Ein spannender Ausflug in die Besonderheiten der japanischen Kultur!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2014
Das Lied des Wasserfalls
Caspari, Sofia

Das Lied des Wasserfalls


gut

Ende gut, alles gut!

Ich habe im letzten Jahr den 2. Teil der Trilogie (Die Lagune der Flamingos) mit Begeisterung gelesen und war sehr gespannt auf die Fortsetzung. In der Zwischenzeit sind acht Jahre vergangen und der ganz vorne abgedruckte Stammbaum half mir anfangs, die zahlreichen Personen auseinander zu halten. Der Einstieg war sehr spannend und geheimnisvoll und ich habe die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen genossen. Das ist eine große Stärke von Sofia Caspari in diesem Buch. Sie beschreibt so detailliert und atmosphärisch, dass mein Kopfkino pausenlos arbeitete. Nach und nach führte sie ihre Figuren in die Geschichte ein und ich habe mich gefreut, alte Bekannte wieder zu sehen und neue Gesichter kennen zu lernen. Aber es ist auch hier nicht erforderlich, die Vorgeschichte zu kennen. Alle wichtigen Details aus der Vergangenheit lässt Sofia Caspari in die Geschichte einfließen.

Leider flacht der Spannungsbogen nach der Hälfte etwas ab, viele Konflikte werden sehr undramatisch gelöst und einiges ist leider sehr vorhersehbar. Ich hatte beim Lesen immer mehr das Gefühl, dass Sofia Caspari all ihren Hauptpersonen noch etwas Gutes tun wollte. Das war mir persönlich etwas zu seicht und zu kitschig. Zu viel Happy End gefällt mir einfach nicht so gut.

Im Vorgängerbuch habe ich sehr viel ganz allgemein über Land und Leute und das damalige Leben erfahren. Das fehlte mir hier ein bisschen. Es ging hauptsächlich darum, für alles ein gutes Ende zu finden. Es war mir „zu wenig Argentinien“ und zu viel Familiengeschichte.

Sofia Caspari führt auch dieses Mal alle Stränge zusammen, es bleibt nichts offen und ich habe das Buch mit dem Gefühl beendet, dass nun wirklich alles erzählt ist. Das passt sehr gut zum Ende einer Trilogie.

Wer ein Fan von einfühlsam erzählten Familiengeschichten ist und auf Dramatik gut verzichten kann, für den ist dieses Buch sehr gut geeignet. Mir hat es teilweise gefallen und als Ende der Trilogie ist es schon ok.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.