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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2023
Zwei Fremde (eBook, ePUB)
Griffin, Martin

Zwei Fremde (eBook, ePUB)


sehr gut

Fifty-fifty

Zum Inhalt:
Morgen will Remie das Land und damit auch ihre Arbeitsstätte, ein Hotel in den Highlands, verlassen. Nur noch zwei Gäste befinden sich in dem Etablissement, als ein Gefangenentransport des nahegelegenen Gefängnisses verunglückt. Ein Officer klopft an die Tür und bittet um Hilfe, da ein Gefangener entflohen ist. Remie hilft gerne, bis es noch einmal klopft, ein weiterer Mann Einlass verlangt und ebenfalls behauptet, besagter Officer auf der Suche nach dem Gefangenen zu sein....

Mein Eindruck:
Insbesondere bis zu dem Moment, an dem sich zeigt, wer echter Polizist und wer Betrüger ist, versucht man ähnlich der Protagonistin zu ergründen, auf wen man sich verlassen sollte. Denn auch Remies Gäste sind mit Vorsicht zu genießen. Diese Konstellation führt - abgesehen von den immer schlechter werdenden Witterungsbedingungen und der ausbleibenden Hilfe - zu einem schaurig-schönen Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins. Trotz einiger Vorkommnisse nach der Enthüllung, die den Spannungsbogen straff halten sollen, gelingt es Griffin nicht mehr so ganz. Vor allen Dingen auch deshalb, weil Remie fast schon zu Jane Bond mutiert inklusive Kampfkünsten gegen versierte Gegner und der Fähigkeit, sich wirklich aus jeder aussichtslosen Situation mit kühlstem Kopf befreien zu können. Doch gute Unterhaltung bietet dieses Buch auf alle Fälle.

Mein Fazit:
Vor allen Dingen bis zum ersten Showdown ganz große Klasse

Bewertung vom 01.08.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


sehr gut

Gestört

Zum Buch:
Am Mittsommertag wird in den Schären ein Massaker an einer feiernden Gruppe verübt und einzig die Tochter des Gastgebers überlebt den Anschlag. Die Ex-Kommissarin und Schriftstellerin Julia ist nicht nur als erste am Tatort, sondern kennt eines der Opfer seit Kindertagen. Deshalb mischt sie sich mehr oder weniger ungefragt in die Ermittlungen ein, welche ihr Exmann leitet. Unterstützung erfährt sie von Kim, einem Hacker, den sie wegen einer Buchidee kennen- und irgendwie lieben gelernt hat.

Mein Eindruck:
Normalerweise ist es ermüdend bis ärgerlich, wenn die Charaktere eines Buches allesamt mit wie auch immer gearteten Defiziten ausgestattet sind, aber John Ajvide Lindqvist baut diese Störungen relativ unauffällig ein. Glücklicherweise ist seine Schilderung eines Kriminalfalls nicht nur spannend, sondern sehr oft mit einem feinen Humor ausgestattet, Die Jagd nach der Wahrheit führt über die ganze Welt und die Schauplätze erscheinen farbenfroh und glaubwürdig vor dem geistigen Auge. Showdown und Auflösung sind spannend und in Teilen unerwartet und die Charaktere besitzen Tiefe und interessieren auch als Möglichkeit, im zweiten Teil wieder aufzutauchen. "Refugium" ist somit fast perfekt als Auftakt einer Reihe. Fast, denn zwei Punkte (ver)stören: Das Hoch auf die Selbstjustiz und ein sexueller Übergriff, den sich der Autor gut hätte verkneifen können, da er nicht nur wie ein Fremdkörper, sondern auch noch wie eine Rechtfertigung wirkt.

Mein Fazit:
Spannend, in Teilen fragwürdig

Bewertung vom 31.07.2023
Die Witwe
Slater, K. L.

Die Witwe


gut

Unorthodox

Zum Inhalt:
Kate liebt Michael und Michael liebt Kate. Doch dann verschwindet eine Nachbarin spurlos, Michael wird verdächtigt und begeht scheinbar - von Schuld getrieben - Selbstmord. Da Kate das nicht mit ihrem Weltbild in Einklang bringen kann, versucht sie hinter das Geheimnis von Suzys Verschwinden zu kommen.

Mein Eindruck:
Ja, es gibt ein paar Wendungen, die einen total überraschen und K.L. Slater beschreibt die Charaktere sehr bildhaft, so dass man eine klare Vorstellung von ihnen und vom Leben auf dem Dorf gewinnt. Aber manchmal meint man, dass man es mit Anachronismen zu tun hat. So sehr wirken einige Handlungen, Gedanken und Reaktionen wie in der Mitte des vorigen Jahrhunderts angesiedelt. Dafür ist das Genre einfach nicht passend gewählt, - für einen Cosy Crime hätte es funktioniert, für ein Buch, das als Psychothriller beworben wird, fühlt sich dieses Setting falsch an.

Mein Fazit:
Hmmmm....

Bewertung vom 30.07.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


weniger gut

Momentaufnahme

Zum Inhalt:
Alex wird von ihrem viel älteren Sugardaddy Simon vor die Tür gesetzt, als sie diesen vor seinen reichen Freunden blamiert. Ohne Geld, doch voller Hoffnung auf Vergebung setzt sie alles daran, die Tage bis zu einer von Simon veranstalteten Party irgendwie hinter sich zu bringen, um dort aufzutauchen.

Mein Eindruck:
Ehrlicherweise erschließt sich mir nicht, warum Emma Cline und dieses Buch derart viel Zuspruch erfahren. Das Schmarotzertum von Alex wird nicht begründet, - es ist eben einfach so. Sie klaut, verwüstet, betrügt, lügt und wird vom Feuilleton noch verteidigt, da es ja gegen "patriarchale Machtverhältnisse" geht. Da scheinen das Ausnutzen von Gutmütigkeit und die Manipulation von Mitmenschen vollständig gerechtfertigt.
Doch mit einer Antagonistin als Hauptfigur könnte man durchaus gut leben, der Schreibstil ist schön, was also ist das Problem, sich den Lobhudeleien diverser Intellektueller nicht einfach anzuschließen? Quasi wie Alex im Strom zu schwimmen und sich erhaben zu fühlen? Es ist letztendlich das, was nach dem Lesen übrigbleibt und das ist ein großes Nichts. Der offene Schluss verärgert kurz, führt dazu, sich das Gelesene noch einmal zu vergegenwärtigen und dann wird einem klar: Okay, die Lebenszeit war wegen der gekonnten Aneinanderreihung von Worten und Phrasen nicht ganz vergeudet, aber denke ich darüber nach, wie es nach dem Ende weitergeht? Nein. Es interessiert einfach nicht.

Mein Fazit:
Kein Anfang, kein Ende, ein paar Tage im Leben

Bewertung vom 30.07.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


gut

Tödliche Lesung

Zum Inhalt:
Autor und Ex-Polizist werden von ihrem Verlag zu einem Literatur-Festival auf einer britischen Insel geschickt, um dort - natürlich - in einen Mord entwickelt zu werden. Ausgerechnet der Mäzen des Festivals wurde gemeuchelt und da es sich um ein äußerst schwieriges Exemplar der Gattung Homo sapiens handelte, mangelt es nicht an Verdächtigen.

Mein Eindruck:
Ja, Horowitz als Ich-Erzähler behält glücklicherweise auch im dritten Teil der Serie seinen zumeist schön selbstkritischen Humor bei und einige der Charaktere bieten ebenfalls Grund für den Anflug von Lachfältchen. Leider ist die Geschichte jedoch weder besonders spannend noch interessant, die meisten Charaktere (von denen es eindeutig zu viele gibt) sind nur oberflächlich beschrieben und auch die mörderische Person wird viel zu schnell klar. Nicht etwa, weil Horowitz einige Spuren auslegt (ein Pluspunkt des Buchs), sondern weil er zu sehr einem ähnlichen Schema folgt, welches Kennern der Reihe bekannt ist. In dem Bemühen, dem Opfer möglichst viel Angriffsfläche zwecks Motivlage zu verpassen, bleibt auch dieser Aspekt eines guten Kriminalromans zu undifferenziert und verwirrend. Der Schluss ist zwar einleuchtend, bietet aber in einem kleinen Teil einen Anflug von selbstherrlicher (wenn auch nicht strafrelevanter) Selbstjustiz, die abstoßend ist und die Hauptfigur absolut unsympathisch macht. Und dieses abseits jedes zynischen Schmunzelns.

Mein Fazit:
Nicht schlecht, aber lange nicht so gut wie erhofft und erwartet

Bewertung vom 29.07.2023
Der Club. Dabeisein ist tödlich
Lloyd, Ellery

Der Club. Dabeisein ist tödlich


gut

Hai Society

Zum Inhalt:
Von außen betrachtet sind die Mitglieder des Clubs nur zu beneiden: Exklusiv und absolut luxuriös sehen die einzelnen Häuser aus, in denen die Reichen und Schönen residieren. Doch Luxus und Exklusivität fordern einen hohen Preis, den mancher nicht zu zahlen bereit ist... oder nicht zahlen kann...

Mein Eindruck:
Man hat es ja schon immer geahnt: Unter dem vielen Glitter verbirgt sich Rost und Unrat. Die schöne Welt zeigt sich absolut verrucht und die wenigen guten Menschen haben es schwer, sich in diesem Meer aus Müll über Wasser zu halten. Das Autoren-Duo lässt eine Vielzahl Charaktere auf die Leser los, - leider verpassen sie jedoch, diesen Charakteren Tiefe oder wenigstens ansatzweise Gesichter zu verleihen. Selbst die Figuren, aus deren Sicht abwechselnd Teile der Geschichte geschildert werden, gehen einem nicht wirklich an Herz und Nieren. Ja, man erfährt einiges über Beweggründe von zum Teil strafbaren Handlungen, doch geschieht das losgelöst und so fühlt man sich nur dabei und nicht mittendrin. Der große Antagonist ist nur eine leere Hülle und trotz aller Toten bleibt das Buch seltsam blutleer. Der Wunsch nach Aufklärung nach fulminantem Beginn hält jedoch bei der Stange, - und rettet die durchschnittliche Wertung.

Mein Fazit:
Gute Idee, leider nicht so gut umgesetzt

Bewertung vom 29.07.2023
Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2 (eBook, ePUB)
Gier, Kerstin

Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mittelstück

Zum Inhalt:
Nachdem Quinn und Matilda den ersten Teil überlebt haben, muss Quinn sich der Herausforderung stellen, als möglicherweise Auserwählter die Welt zu retten, während er Matilda lieber aus der Schusslinie nehmen möchte. Natürlich ist seine Freundin dafür nicht nur zu emanzipiert, sondern auch viel zu neugierig auf die Nebenwelt und im Übrigen stellt man sich Gefahren sowieso besser im gemischten Doppel,

Mein Eindruck:
Ohne den ersten Band macht dieser hier wahrscheinlich wenig Freude. Mit Kenntnis von "Vergissmeinnicht. Was man bei Licht nicht sehen kann" ist dieses Buch jedoch eine wunderbare Fortsetzung einer Geschichte, die vor Wundern, Wortwitz und fantastischen Einfällen nur so sprüht. Die beiden Protagonisten bilden perfekte Identifikationsfiguren für jugendliche Leser, aber auch die Älteren haben durchaus Spaß an einer gut in Szene gesetzten Story um Liebe, Verrat, Verstand und Stärke. Das liegt auch an den liebevoll gezeichneten Nebenfiguren (allen voran ein Wasserspeier und eine junge Dame, die durchs Feuer geht) und an der sprachlichen Gewandtheit Kerstin Giers.

Mein Fazit:
Das Ende ist nah. Hoffentlich.

Bewertung vom 09.07.2023
Das Register (MP3-Download)
Mellor, Marcel

Das Register (MP3-Download)


weniger gut

Alles auf Anfang

Zum Inhalt:
Sollte ein Fehler passieren, ein Verbrechen, eine Krankheit - keine Sorge, es gibt ja das Register. Entweder wird - bei größeren Problemen - die Zeit zurückgestellt oder die nicht wohlfeile Person festgesetzt, bis der Moment der Wahrheit verstrichen ist. Oder - bei privateren Katastrophen - kann man sich eine Nachricht an das vergangene Ich senden, damit sich die Zukunft verändert.

Mein Eindruck:
Klingt kompliziert, ist es leider auch. Der absolut spannende Grundgedanke dieses visionären Buchs kommt irgendwann unter die Räder. Zu viele Personen, zu viele Zeitsprünge, zu viele Verwicklungen. und zu viele Seiten. Dazu ist das Buch leider nicht spannend genug, um einen durchgängig bei der Stange zu halten und der sowieso fragile Überblick über die Zeitebenen geht total verloren. Dass einige Personen mit doppelten Identitäten und Decknamen (warum eigentlich??) agieren, steigert die Konfusion zusätzlich und manchmal hat man das Gefühl, dass sich der Autor ebenfalls verheddert (kennt eine Person jetzt die andere oder doch nicht, da schon wieder ein Sprung stattgefunden hat?). Wenn dann noch das Ende ein riesengroßes Fragezeichen über dem Leser aufsteigen lässt, macht es nicht wirklich glücklich. Da kann der Sprecher so gut sein wie er möchte und auch ist.

Mein Fazit:
Möglicherweise ein Buch für Menschen mit hohem Intellekt, - meiner reicht nicht aus.

Bewertung vom 01.07.2023
Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Helga geht in ihrem Beruf als Hebamme auf, wirkt aber eher knurrig. Als ihr die junge Madita als Kollegin zugeteilt wird, hält sich Helgas Begeisterung in Grenzen: Die Neue ist gnadenlos gut gelaunt und leicht chaotisch. Doch wer kann schon ewig Zuckerwatte widerstehen? Madita fegt wie ein Wirbelwind durch das "Storchennest" und bildet damit den passenden Gegenentwurf zu Helgas kompetenter, aber eher zurückhaltender Art.

Mein Eindruck:
Jeweils aus der Sicht einer der beiden Protagonistinnen weiß Fritzi Teichert ihre Erfahrungen als Hebamme in ein spritziges Gewand zu kleiden. Obwohl viel über die Arbeit berichtet wird, gelingt das Teichert so spannend, dass es auch Nicht-Mütter gefällt und amüsiert. Dabei bedient sie ganz nebenbei verschiedene Sorten der Mutterschaft: gewollt, ungewollt, mit und ohne einfühlsamen Partner, Leihmutterschaft und auch der Kampf einer Jugendlichen um ihr Baby darf nicht fehlen. Trotzdem wirkt das Buch nicht überladen und durch Maditas sprunghaftes Wesen kommt der Humor nicht zu kurz. Es macht sehr viel Spaß, den beiden Damen bei ihrem Beruf (oder besser bei ihrer Berufung) über die Schulter zu gucken. Einzig der Cliffhanger zum Schluss hat Potenzial....

Mein Fazit:
Ein wunderbarer Roman über die Entstehung des Lebens

Bewertung vom 11.06.2023
Falsche Freunde / Ein Fall für Commissario Morello Bd.3
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Falsche Freunde / Ein Fall für Commissario Morello Bd.3


ausgezeichnet

Alter Adel

Zum Inhalt:
Commissario Morello kommt seinem Traum von der Rückkehr nach Sizilien immer näher. Sein Chef stellt ihm die Versetzung in Aussicht, wenn er einen Mordfall möglichst diskret löst. Denn das Opfer hatte mit den höchsten elitären Kreisen zu tun und solche Leute verärgert man besser nicht.

Mein Eindruck:
Wenn Schorlau und Caiolo etwas beherrschen, dann ist es, differenzierte Charaktere zu erschaffen. Ihre Polizisten sind lebensnah und keine Karikaturen, die sie umtreibenden Sorgen sind nachvollziehbar. Auch dass es in einem Team durchaus fundierte und dennoch gegensätzliche Meinungen gibt, erinnert viel eher an die Wirklichkeit als ein oft beschworener Korpsgeist. Am meisten Spaß macht jedoch ein Nebenschauplatz des Krimis, der sich sonst eher an der Macht des Geldes orientiert: Wenn wirklich alle Polizisten im Einsatz sogar mit der Kleinkriminalität paktieren, um eine unliebsame KI zu stoppen - das ist einfach nur zum Schießen!

Mein Fazit:
Es ist zu wünschen, dass Morello doch noch Gefallen an Venedig findet!