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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2014
Blutopfer / Hauptkommissarin Verena Sander Bd.1
Reißmann, Britt

Blutopfer / Hauptkommissarin Verena Sander Bd.1


sehr gut

Eine Mutprobe mit Folgen

Bei einer Mutprobe entdeckt eine Clique Jugendlicher bei Stuttgart eine Leiche. Die Ärztin Ewa Salgam wurde auf grausame Weise ermordet. Hauptkommissarin Verena Sander leitet die Ermittlungen. Fatal daran, ihre 14-järhrige Tochter Mona war diejenige, die bei der gefährlichen Mutprobe in dem Waldstück die Leiche fand. Die Ermittlungen führen Verena und ihr Team schnell in das Umfeld der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas, aber auch in die Sado-Maso-Szene führt Verena und Kollege Roman Katz der Fall.

Verena Sander fühlt sich hin- und hergerissen. Zum einen will sie so schnell wie möglich den Fall um den Mord an der Ärztin lösen, zum anderen weiß sie genau, dass Tochter Mona ihre Mutter gerade jetzt am meisten braucht. Die Jugendliche leidet nach der Entdeckung der Leiche unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Zudem ist Verena absolut nicht mit der Clique ihrer Tochter einverstanden, da gerade Christoph und Marco einen äußerst schlechten Einfluss auf Mona haben. Und dann entdeckt plötzlich auch noch Verenas Ex-Mann Fabio, dass Mona bei dem beruflichen Stress seiner Ex-Frau viel zu kurz kommt. Reichen die privaten Probleme nicht schon aus, gestaltet sich der Mordfall auch noch ziemlich kompliziert.

Zwar hat Verena schnell einen Verdächtigen ausgemacht, der durchaus ein Motiv hätte, was im Glauben der Zeugen Jehovas begründet liegt, doch der zuständige Staatsanwalt lässt sich nicht überzeugen und verweigert Verena hier jegliche Unterstützung.

Britt Reißmann arbeitet bei der Stuttgarter Mordkommission, wodurch die Ermittlungen sehr authentisch und auch interessant von der Autorin vermittelt werden. Dem hinzukommt, dass es Britt Reißmann sehr gut versteht, den Mordfall recht verzwickt zu erzählen. Im Verlauf der Ermittlungen präsentiert die Autorin einige Verdächtige, legt manch eine falsche Spur und die gelegentlichen Einschübe von Briefen, welche ein Erwachsener an seine Mutter schreibt, sorgt auch nicht gerade dazu, sich auf einen Verdächtigen festzulegen.

Die Ermittlungen im Mordfall und das Privatleben von Verena Sander halten sich in etwa die Waage, was den großen Vorteil hat, dass man die Protagonistin sehr gut kennenlernt. Die Kommissarin steht während der Ermittlungen eigentlich ständig unter Strom, das schlechte Gewissen ihrer Tochter gegenüber belastet sie sehr. Und gerade dies führt dazu, dass Verena bei den Ermittlungen öfter einmal über das Ziel hinausschießt, Fehler macht und ihren Emotionen zu oft freien Lauf lässt.

Fazit: Spannender Krimi, der mit einer komplexen, unvorhersehbaren Story und einer sympathischen Protagonistin überzeugt.

Bewertung vom 10.07.2014
Die 13 Heiligtümer Bd.1
Scott, Michael; Freedman, Colette

Die 13 Heiligtümer Bd.1


sehr gut

Dyrnwyn, das zerbrochene Schwert

Judith Walker ahnt, dass ihr Leben in Gefahr ist, denn die ältere Dame ist Hüterin eines der 13 Heiligtümer. Im 2. Weltkrieg wurde Judith zusammen mit 12 weiteren Kindern infolge der Kinderlandverschickung nach Wales evakuiert. Dort trafen sie auf einen rätselhaften Mann, der ihnen magische Geschichten erzählte und jedem von ihnen einen geheimnisvollen Gegenstand aushändigte. Diese Heiligtümer wurden geschaffen, um die Menschheit vor den Dämonen zu schützen und dürfen auf keinen Fall zusammengeführt werden. Nun, rund 70 Jahre später, werden systematisch die Hüter der Heiligtümer getötet und Judith ahnt, dass sie eine der nächsten Opfer sein wird.

Sarah Miller arbeitet in einer Londoner Bank, ist ziemlich unzufrieden mit ihrem Job und mit ihrem Leben insgesamt. Den ständigen Streitereien ihrer Mutter ausgesetzt, hat die intelligente junge Frau den Job nur angenommen, um ihre Mutter und ihre Brüder finanziell zu unterstützen. Auch sonst lebt Sarah eher zurückgezogen und hält sich am liebsten aus allem heraus. Umso verwunderlicher ist es für sie, dass sie ohne zu überlegen, einer älteren Dame hilft, als diese von zwei brutalen Schlägern auf offener Straße angegriffen wird. Mit dem Kennenlernen von Judith Walker ändert sich für Sarah ihr Leben fortan von Grund auf. Mächtige wie äußerst brutale Menschen sind hinter ihr und Judiths Neffen Owen her, den die junge Bankangestellte kurz darauf kennenlernt.

Michael Scott hat in seinem Thriller geschickt mythische Legenden Britanniens in seine Geschichte eingebaut und da die Story wenige Tage vor Samhain spielt, ahnt man bereits früh, dass der Showdown am 31. Oktober stattfinden wird. Doch welchen perfiden Plan sich die Auftraggeber der Morde ausgedacht haben, erfährt man auch erst am Ende des rasant erzählten Thrillers.

Zumeist verfolgt man die verzweifelte und äußerst gefahrvolle Flucht von Sarah und Owen vor den sadistischen Mördern. Zudem bleiben die vielen Opfer nicht unbeachtet und Sarah gerät bald schon in das Visier der Londoner Polizei. Judith hat Sarah und Owen in ihren Aufzeichnungen schon einiges an die Hand gegeben, die letzten Überlebenden der Heiligtümer sorgen für weitere Informationen. Doch wie kann man die Täter aufhalten und vor allem, wer sind sie? Diese Fragen bleiben für Sarah und Owen lange Zeit unbeantwortet.

Der Leser ist da schon etwas weiter in seinem Wissen, denn Michael Scott wechselt öfter auch zu den Auftraggebern der grausamen Morde und deren Beweggründe. Auch hier geht es zumeist sehr mystisch zu und uralte Rituale finden Erwähnung. Ab und an wechselt der Autor jedoch auch weit in die Vergangenheit zurück, der einem nach und nach die genaueren Hintergründe für die Erschaffung der 13 Heiligtümer präsentiert und wer sich die Namen der beiden Protagonisten etwas genauer ansieht, wird überrascht sein, wer der Erschaffer und wer der erste Hüter der Heiligtümer sind.

Sehr fantasievoll, rasant und durchweg fesselnd präsentiert Michal Scott seinen Mystery-Thriller, der jederzeit mit einer hohen Spannungslevel überzeugt, sich recht unvorhersehbar und interessant gestaltet und ab und an aber auch sehr grausame Szenen beinhaltet. Alle Mitwirkenden agieren zudem überzeugend und sind facettenreich beschrieben.

Fazit: Spannend und temporeich erzählter Mystery-Thriller über die verzweifelten Bemühungen, das Tor zur Dämonenwelt weiterhin verschlossen zu halten.

Bewertung vom 03.07.2014
Die Rache des Normannen / Normannensaga Bd.2
Schiewe, Ulf

Die Rache des Normannen / Normannensaga Bd.2


ausgezeichnet

Aufstand in Salerno

Süditalien im Jahre 1054: Der Normanne Gilbert erhält von Robert „Guiscard“ de Hauteville den Auftrag, seine Schwägerin sicher nach Salerno zu begleiten. Contessa Gaitelgrima möchte im heimatlichen Salerno ihren neugeborgenen Sohn taufen lassen. Nach außen hin strotzt die lombardische Stadt vor Prunk und Protz und Guaimar IV., Prinz von Salerno und Gaitelgrimas Bruder, scheint das Heft fest in der Hand zu halten. Doch der äußere Schein trügt. Gegner der Fürstenfamilie sind erbost über dessen engen Verbindungen zu den Normannen in Melfi, ein Aufstand ist bald nicht mehr abwendbar und Guaimars Vorherrschaft steht auf dem Prüfstand. In den Wirren der Kämpfe setzen Gilbert und seine Mitstreiter alles daran, Gaitelgrima und ihren kleinen Sohn zu retten.

Die Schlacht von Civitate liegt hinter den Normannen, aus der sie gestärkt heraustraten, der streitsüchtige Pandulf von Capua ist besiegt, doch das Leben in Melfi verläuft für die Normannen weiterhin nicht friedlich. Während Onfroi, Graf von Apulien, an den Grenzen für Ruhe sorgt und sein Bruder Robert währenddessen in Melfi regiert, trauert Gilbert seiner großen Liebe Gerlaine nach. Doch als er den Auftrag von Robert erhält, für die Sicherheit der Contessa auf ihrer Reise nach Salerno zu sorgen, erwacht er aus seiner Lethargie und beginnt wieder mit Kampfübungen. Ohne zu ahnen, dass er diese bald sehr dringend benötigt.

Ulf Schiewe erzählt im zweiten Band seiner Trilogie die Geschichte der Familie de Hauteville und Gilbert, dem Schweinehirten, weiter. Mittlerweile konnten die Normannen im Mezzogiorno Fuß fassen und die Stadt Melfi zu ihrem Stützpunkt ausbauen. Enge Verbindungen pflegen die Normannen zu Salerno und dessen Fürstenfamilie, aus der Onfrois Ehefrau Gaitelgrima entstammt. Salerno und die Fürstenfamilie stehen dieses Mal mit Mittelpunkt der Geschichte, welche man aus der Perspektive von Gilbert verfolgt.

Die prekäre politische Lage Süditaliens, bedingt unter anderem durch den jährlichen Sold, den Salerno an die Normannen entrichtet wie auch die Vetternwirtschaft und Eigenmächtigkeit von Prinz Guaimar IV. beschreibt der Autor gewohnt interessant und äußerst unterhaltsam. Wobei es Ulf Schiewe wieder überzeugend gelingt, historische Fakten und Persönlichkeiten mit seiner fiktiven Geschichte zu verweben und das Ganze atmosphärisch dicht und anschaulich zu präsentieren. Der Sprachstil ist der damaligen Zeit angepasst und dementsprechend oft ungeschönt und direkt, dabei jedoch immer äußerst bildhaft, fesselnd und stellenweise hochspannend.

Somit bietet auch der zweite Band eine authentische und überzeugend erzählte Geschichte, welche anschaulich die ereignisreichen Geschehnisse in der lombardischen Stadt vermittelt, wie auch die Rolle, welches das Schlitzohr Robert de Hauteville darin spielt.

Fazit: Ein opulenter, spannender und äußerst interessanter Roman über den Aufstand in Salerno im 11. Jahrhundert.

Bewertung vom 22.06.2014
Sibirischer Wind / Kiran Mendelsohn Bd.1
Albrecht, Ilja

Sibirischer Wind / Kiran Mendelsohn Bd.1


sehr gut

Ein neues Team ermittelt

In Berlin-Wannsee wird die Leiche des 72-jährigen Industriemagnaten Friedrich Lautenschläger gefunden. Zusammen mit Kommissar Bolko Blohm ermittelt der BKA-Profiler Kiran Mendelsohn im Umfeld der Firma von Lautenschläger, aber auch dessen Privatleben wird unter die Lupe genommen, wobei hier äußerstes Taktgefühl notwendig ist, da der Ermordete auch über hervorragende Kontakte zur Bundesregierung verfügte. Lange Zeit ist jedoch keine heiße Spur erkennbar und nicht nur die Medien sitzen den Ermittlern im Nacken. Unerwartet erhalten Blohm und Mendelsohn dann aber Unterstützung von ganz ungewohnter Seite.

Noch keine zehn Stunden befindet sich Kiran Mendelsohn im Urlaub als dieser auch schon wieder vorbei ist. Oberstaatsanwältin Eleonore Roellinghof, eine alte Freundin von Kiran, bittet ihn, zusammen mit dem gerade aus Hamburg versetzten Bolko Blohm die Ermittlungen in dem brisanten Fall zu übernehmen. Hierbei müssen Bolko und Kiran allerdings mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, was sich gerade für Blohm nicht immer als einfach gestaltet. Zudem zeigt der BND schnell Interesse an den Ermittlungen und die hervorragenden Kontakte Lautenschlägers nach Russland sind auch nicht zu unterschätzen. Und welche Rolle Lautenschlägers Sohn bei den Geschäften seines Vaters spielt, ist für das Ermittlerteam auch nicht gerade uninteressant. Als Kiran und Bolko dann von unerwarteter Seite einen Deal angeboten bekommen, führen ihre Ermittlungen zwar in eine neue Richtung, doch ist hier wirklich der brutale Killer zu finden?

Zumeist begleitet man den BKA-Profiler Kiran Mendelsohn bei den Ermittlungen, welche er mit dem direkten, unkonventionellen Bolko Blohm durchführt. Der aus Hamburg stammende Kollege von Kiran nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund und ist somit eine wunderbare Ergänzung zu dem eher etwas zurückhaltenden, nachdenklichen Profiler, der eine hervorragende Ausbildung genossen hat und über eine beeindruckende Nahkampfausbildung verfügt.

Die Story überrascht im ihrem Verlauf mit einigen unvorhersehbaren Wendungen und Ilja Albrecht gibt zudem einen sehr guten Einblick in die Machenschaften und Verstrickungen von Politik und Industrie, wie auch den Einfluss der russischen Mafia in Berlin. Dies alles verpackt der Autor geschickt und interessant, stellenweise aber etwas zu detailreich in seinen Thriller und präsentiert seinen Lesern mit seinem Debütroman somit eine durchweg atmosphärisch dichte wie auch spannende Geschichte, die komplex und gut durchdacht erzählt wird. Einzig die Wendung, welche der Roman am Ende nimmt und zur Auflösung des Falls führt, kam mir dann aber doch etwas zu überraschend.

Ein großes Plus sind die Charaktere, welche Ilja Albrecht geschaffen hat. Gerade seine beiden Protagonisten Kiran Mendelsohn und Bolko Blohm wirken nicht wie vom Reißbrett, haben einige interessante Ecken und Kanten und sind sehr eigenwillige Charaktere, die bei ihren Handlungen überzeugen und sympathisch beschrieben sind. Allerdings lässt Ilja Albrecht auch einige Fragen zur Vergangenheit seiner beiden Protagonisten offen. Da zu hoffen ist, dass auf seinen Debütroman weitere folgen werden, werden dann möglicherweise in einem weiteren Band um das interessante Ermittlerteam offen gebliebene Fragen beantwortet.

Fazit: Interessante, spannend und vielschichtig angelegte Story mit einem eigenwilligen Ermittlerteam, über die kleinen Schwächen des Thrillers sieht man dabei gerne hinweg.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2014
Wer ruhig schlafen kann / Emma Vonderwehr & Edgar Blume Bd.3
Lanfermann, Mechthild

Wer ruhig schlafen kann / Emma Vonderwehr & Edgar Blume Bd.3


ausgezeichnet

Der 3. Fall für Emma Vonderwehr

Polizeireporterin Emma Vonderwehr übernimmt für einen Radiokollegen die Urlaubsvertreterin als Gerichtsreporterin. Zur Verhandlung steht der Mord an dem jungen Straßenmädchen Hilke, als mutmaßlicher Mörder ist der Obdachlose Paule angeklagt. Im Gerichtssaal fällt Emma eine junge Frau auf, die behauptet, das Paule niemals einen Mord begehen könnte. Emma wird misstrauisch und recherchiert auf eigene Faust. Ihre Recherchen führen die Radioreporterin in die Berliner Straßenszene am Alex und bald schon beschleicht sie ein schlimmer Verdacht. …

Es ist Hochsommer in Berlin und der Radiosender personell dünn besetzt, sodass Emma eher unwillig als Gerichtsreporterin einspringen muss. Doch schon am ersten Gerichtstag wird Emma auf ein junges Straßenmädchen aufmerksam und freundet sich ein wenig mit ihr an. Was sie von Maren erfährt, lässt sie an der Schuld von Paule zweifeln. Ärgerlich nur, dass ihr Ex-Freund Edgar Blume der leitende Ermittler in dem Fall war. Schwierigkeiten zwischen den beiden sind somit vorprogrammiert.

Mechthild Lanfermann hat auch in ihrem dritten Band um die Radioreporterin Emma Vonderwehr ein brisantes wie aktuelles Thema aufgegriffen und präsentiert dies in ihrem Krimi gewohnt hervorragend recherchiert. So erhält man nicht nur einen interessanten Einblick in die Arbeit einer Radioreporterin, sondern wird auch mit den Problemen von Streetworkern und Beamten vom Jugendamt konfrontiert, denen diese tagtäglich ausgesetzt sind.

Die Story entwickelt sich von Beginn an sehr spannend und abwechslungsreich. Zumeist begleitet man Emma bei ihren Recherchen, doch ab und an wechselt die Autorin auch den Handlungsstrang und man lernt einen kaltherzigen, zynischen Geschäftsmann und seine eher zurückhaltende Kollegin ein wenig kennen. Dieser Erzählstrang scheint anfangs so gar nicht mit der Geschichte um die Ermordung von Hilke in Verbindung zu stehen, doch so nach und nach verbinden sich die losen Fäden zu einer äußerst komplexen und packenden Geschichte. Manches Mal jedoch nimmt Mechthild Lanfermann das Tempo etwas aus der Krimihandlung heraus, was aber sehr angenehm ist, da die Autorin mit dem Thema des Buches ihren Lesern wieder einiges zum Nachdenken liefert.

Fazit: Ein perfekter Krimi – brisantes Thema perfekt recherchiert und eindringlich vermittelt, verpackt in einer spannenden Story mit einer sympathischen, eigenwilligen Protagonistin.

Bewertung vom 15.06.2014
Im Herzen des Sturms / East-Coast Bd.1
Williams, Beatriz

Im Herzen des Sturms / East-Coast Bd.1


sehr gut

Irrungen und Wirrungen

Im Jahre 1931 besuchen die Studentinnen Budgie Byrne und Lily Dane ein Footballspiel, bei dem Lily den attraktiven Nick Greenwald kennenlernt. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick, allerdings steht Nicks Glaubensangehörigkeit ihrer Liebe im Weg. Lilys Vater verbietet seiner Tochter strikt den weiteren Umgang mit dem Jura-Studenten. Kurzentschlossen brennen Lily und Nick durch. Rund sieben Jahre später in Seaview/Rhode Island. Auch in diesem Jahr verbringt Lily zusammen mit ihrer Familie den Sommer über in ihrem Strandhaus. Auch Budgie kehrt nach Jahren wieder auf die Halbinsel zurück, um zusammen mit ihrem Ehemann den Sommer in Seaview zu verbringen. Mit der Ankunft des Ehepaares brechen alte Wunden wieder auf und am Horizont braut sich ein Sturm ungeahnten Ausmaßes zusammen.

Beatriz Williams erzählt ihren wundervollen Roman, der einen problemlos das Zeitgefühl der 1930er-Jahre vor Augen führt, in zwei Zeitebenen. Die Geschichte beginnt im Jahr 1931 mit dem Football-Spiel und dem ersten Zusammentreffen von Lily und Nick. Geschickt wechselt die Autorin anschließend regelmäßig in den Zeitebenen und so nach und nach läuft die Geschichte von Lily und Nick zu dem atemberaubenden Ende am 21. September 1938 zusammen.

Atmosphärisch dicht umgesetzt verfolgt man gebannt die Ereignisse im Sommer 1938, die spürbar auf eine Katastrophe hinauslaufen wie auch die Geschehnisse aus den Jahren 1931/1932, welche die Auslöser für die aktuelle Situation sind. Budgie und Lily – so grundverschieden sie auch sind – sind seit Kindertagen die besten Freundinnen. Doch ihre Freundschaft wurde in der Vergangenheit auf eine harte Probe gestellt, was Schuld für das anfangs etwas unterkühlte Verhältnis der beiden Frauen ist. Die genauen Hintergründe lässt Beatriz Williams ihre Leser aber erst nach und nach wissen und die Autorin versteht es zudem bestens, die wechselnden Handlungsstränge jeweils mit einem Cliffhanger enden zu lassen, welche die Spannung immer weiter vorantreiben.

In der Geschichte geht es um die wahre, die große Liebe, um Verrat und ein Geheimnis, welches über Jahre geschickt verheimlicht wurde. Durch kleine Hinweise im Verlauf der Geschichte erahnt man langsam dieses Geheimnis, doch dieses Wissen tut der Spannung keinen Abbruch, zumal die Autorin es wunderbar versteht, die Geschichte von Lily und Nick sehr warmherzig, lebendig und packend zu erzählen. In der Ich-Form geschrieben erlebt man die Geschehnisse aus Sicht von Lily und entsprechend romantisch geht es auch stellenweise zu, wenn Lily von Nick berichtet. Dies driftet jedoch keineswegs ins Kitschige ab, nur ab und an waren mir die Beschreibungen von Nicks großen Händen, seinem athletischem Körper, seiner Körpergröße etc. dann doch etwas zu häufig verwendet.

Fazit: Eine perfekte Sommerlektüre: Packend wie warmherzig erzählte Geschichte über eine große Liebe, bei welcher der Neuengland-Hurrikan eine entscheidende Rolle spielt.

Bewertung vom 04.06.2014
Spiel der Königin / Die Welt der Tudors Bd.1
Fremantle, Elizabeth

Spiel der Königin / Die Welt der Tudors Bd.1


sehr gut

Die Königin der Reformen

England im Jahre 1543: Katherine Parrs zweiter Ehemann John Latymer stirbt und bevor noch das Trauerjahr vorbei ist, wird die 31-jährige Witwe an den Hof Heinrich VIII. gerufen. Hier trifft sie auf Thomas Seymour, beide verlieben sich, doch ihre Liebe hat keine Chance, da der König Katherine Parr als seine sechste Ehefrau auserkoren hat. Fortan lebt Katherine an der Seite des wankelmütigen alternden Königs, immer mit der Angst, dasselbe Ende zu finden, wie ihre Vorgängerinnen.

Elizabeth Fremantle beginnt ihren packenden Roman mit dem Tod von John Latymer im Frühjahr 1543. Bereits auf den ersten Seiten lernt man eine heilkundige, kluge Frau kennen, welche dem neuen Glauben anhängt und warmherzig und aufmerksam selbst mit ihrer Dienerschaft umgeht. Als sie auf Wunsch von Lady Mary an den Hof gerufen wird, reist sie mehr widerwillig mit Stieftochter Meg und Hausmädchen Dot dorthin. Hier lernt sie Thomas Seymour kennen, hält ihn anfangs für einen eitlen, arroganten Geck und verfällt doch allzu schnell seinem Charme. Allerdings hat Heinrich VIII. schon längst Katherine als seine nächste Ehefrau auserkoren und diesem Wunsch kann sich die junge Witwe nicht entziehen. Thomas Seymour wird in die Niederlande verbannt und Katherine heiratet am 12. Juli 1543 den englischen König Heinrich VIII. Das Leben an der Seite des aufbrausenden, unberechenbaren Herrschers erfordert fortan von Katherine wahre Schauspielkunst. Als liebende Gattin präsentiert sie sich Heinrich, jederzeit darauf bedacht, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Mit diplomatischen Geschick versucht Katherine zudem, Heinrich VIII. auf die Seite der Reformer zu ziehen, sich dabei jedoch ständig der Gefahr bewusst, mit einem unbedachten Wort bei dem unberechenbaren Heinrich in Ungnade zu fallen.

Fesselnd und äußerst unterhaltsam erzählt Elizabeth Fremantle das gefahrvolle Leben von Katherine Parr als Königin von England. Man spürt auf jeder Seite ihre Angst, mit einer falschen Aussage den König zu verärgern und dadurch in seiner Gunst zu sinken. Jederzeit kann sich der unberechenbare König einer anderen Frau zuwenden, Auswahl gebe es am Hof wahrlich genug. Atmosphärisch dicht wirkt der Roman durch die ausführlichen Schilderungen über das Leben am Hofe, welches man als Leser mal aus der Sicht der Königin, mal aus Sicht von Hausmädchen Dot kennenlernt. Der Sprachstil der Autorin ist durchweg sehr unterhaltsam, einnehmend und farbenprächtig, jedoch eher modern gehalten und sehr wenig der damaligen Zeit angepasst.

Der Roman umfasst die letzten fünf Lebensjahre von Katherine Parr und die Autorin stellt ihre Protagonistin in ihren Handlungen überzeugend dar und man lernt eine Frau kennen, welche es bestens versteht, ihr wahres Ich perfekt zu verstecken. Nach außen hin sanftmütig, voller Liebe, Fürsorge und Achtung dem König gegenüber, zeigt sie nur ihren wenigen Vertrauten ihr wahres Ich. Katherine ist dem Modernen gegenüber aufgeschlossen, diskutiert für ihr Leben gern, gerade was die Glaubensfrage angeht. Als erste englische Königin veröffentlicht sie ein Gebetbuch in englischer Sprache und wünscht sich, als Königin der Reformen in die Geschichte einzugehen. Ihre Klugheit und Bildung bekommen bald auch der Bischoff von Winchester und Lordkanzler Wriothesley zu spüren, als Katherine für kurze Zeit die Regentschaft übernimmt. Die so mächtigen wie intriganten Männer werden zu den erbittertsten Feinden von Katherine Parr.

Fazit: Farbenprächtiger wie kurzweiliger Roman über die sechste Ehefrau von Heinrich VIII. Bestens recherchiert und packend erzählt die Autorin die letzten Jahre von Katherine Parr.

Bewertung vom 02.06.2014
Hexenliebe
Spang, Marita

Hexenliebe


ausgezeichnet

In Neuerburg wird gebrannt

Im Jahr 1613: Im ganzen Land brennen die Scheiterhaufen, nur in der Eifelstadt Neuerburg blieben die Menschen bisher verschont, obwohl die Stimmen nach Hexenverbrennungen immer lauter werden. Bisher sprach sich der Landgraf jedoch gegen die Hexenverfolgung aus, doch dies ändert sich mit einem grausamen Giftmord auf der Burg. Die junge Adelige Claudia von Leuchtenberg hat nun keine Möglichkeit mehr, ihren Oheim von den Hexenverfolgungen abzuhalten. Wahllos werden fortan Frauen der Hexerei angeklagt, doch Claudia ersinnt zusammen mit dem Schöffen Sebastian de la Val einen Plan, um der Verfolgung Einhalt zu gebieten und den wahren Mörder zu überführen.

Eine Neuerburger Legende inspirierte Marita Spang zu ihrem hervorragend recherchierten und atmosphärisch dicht umgesetzten Roman über die Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert. Die Autorin zeigt auf, dass nicht immer die Katholische Kirche der Treiber bei diesen gnadenlosen Verfolgungen war, sondern dass es aus der Bevölkerung heraus geschah, dass in den Städten gebrannt wurde. Unwetter, die zu Missernten und hierdurch zur Hungersnot führten und durch mangelnde Hygiene ausbrechende Seuchen waren Ursache für den Unmut in der Bevölkerung, kombiniert mit dem starken Aberglauben, der in dieser Zeit vorherrschte. Es musste ein Schuldiger gefunden werden und hier boten sich gerade heilkundige Frauen als willkommene Opfer an. Aber auch die Geldgier spielte eine große Rolle. Wurde doch der Besitz der als Hexen verurteilten Menschen eingezogen und unter der Kirche wie auch den Hexenmeistern aufgeteilt. So dauerte es auch nie lange, bis gut betuchte Bürgerinnen und Bürger der Verfolgung zum Opfer fielen.

Nachvollziehbar, eindringlich und einer der damaligen Zeit angepassten Sprachweise erzählt Marita Spang, wie die Hexenverfolgung Einzug in Neuerburg hält, wie Lynchjustiz um sich greift und die wenigen Gegner der Hexenverbrennung kaum eine Chance haben, den Wahn aufzuhalten.

Hauptfiguren des Romans sind die junge Adelige Claudia von Leuchtenberg, eine bodenständige, diskussionsfreudige Frau, die nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Oheim lebt. Eine enge Freundschaft verbindet sie mit der Bürgermeisterstochter Barbara, deren Gedanken sich momentan ausschließlich um ihre Verlobung mit Sebastian de la Val drehen. Dieser ist gerade nach seinem Studium der Jurisprudenz aus Trier zurückgekehrt, wo er bereits einige Scheiterhaufen hat brennen sehen. In Neuerburg wird er als Schöffe eingesetzt und kämpft zusammen mit Bürgermeister Dietz und dem Stadtpfarrer Mohr gegen die Willkür der Hexenverfolgung und der unbarmherzigen, brutalen Art der peinlichen Befragung an.

Marita Spang beschreibt detailreich die Gräuel der peinlichen Befragung wie auch die demütigende Behandlung der unschuldigen Frauen, die einer Verhaftung nicht entfliehen konnten. Hervorragend vermittelt die Autorin die angespannte, angstvolle Atmosphäre, die immer mehr in Neuerburg um sich greift. Bald schon ist keine Frau mehr vor einer Besagung sicher, denn unter der Folter bezeugen die gequälten Frauen bald schon alles, was der sadistische Hexenmeister Maximin Pergener hören will. Und dieser hat ausschließlich seine prall gefüllte Geldkatze im Sinn. Doch hat dieser nicht mit der Intelligenz und Gewitztheit von Claudia gerechnet, die einen gefährlichen, waghalsigen Plan ersinnt, um das System mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.

Fazit: Ein hervorragend recherchierter, komplexer Roman, der mit authentisch agierenden Protagonisten und einer fesselnden, hochspannenden Story absolut überzeugt.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2014
Infantizid
Bode-Hoffmann, Grit;Hoffmann, Matthias

Infantizid


ausgezeichnet

Die Höhle des Löwen

Bei einem Raubüberfall in Weimar werden beide Sicherheitsleute eines Geldtransporters getötet, der Täter kann unerkannt entkommen. Doch auf dem Weg zu einem Bekannten verunglückt dieser bei einem Verkehrsunfall schwer. Im Krankenhaus verlangt der Sterbende nach dem ehemaligen Kriminalist Matti Klatt und kann diesem gerade noch von einem geheimen Projekt erzählen. Bevor er jedoch ins Detail gehen kann, stirbt der Mörder. Zusammen mit Hauptkommissar Bräunig und dessen Team entwickelt der Expolizist Matti Klatt ein gefährliches Doppelspiel.

Das Autorenpaar Bode-Hoffmann/Hoffmann hält sich nicht mit langem Vorgeplänkel auf und steigt mit dem Raubüberfall auf den Geldtransporter in seinen Polit-Thriller ein, der sich so völlig anders und unvorhersehbar entwickelt, als anfangs gedacht. Die Story konzentriert sich voll und ganz auf die Ermittlungsarbeit von KHK Bräunig und seinem Team wie auch auf die Undercover-Aktionen von Matti Klatt, mit Nebenschauplätzen halten die Autoren sich nicht auf. Und hierdurch wirkt die ganze Geschichte sehr kompakt und flüssig erzählt.

Rasant, nüchtern und sachlich ist der Schreibstil der Autoren zu beschreiben und gleichzeitig so lebendig und voller Authentizität, dass der hochspannende Krimi, der problemlos als Politthriller bezeichnet werden kann, bis zum Schluss absolut fesselt. Der Verlauf der Geschichte ist äußerst komplex angelegt und wirkt bis zum packenden Finale jederzeit schlüssig und wohldurchdacht. Die Story, welche Bode-Hoffmann/Hoffmann ihren Lesern präsentieren wirkt zwar auf den ersten Blick utopisch und so ganz untypisch für einen Lokalkrimi, doch je mehr man liest, umso mehr stellt man fest, dass sie so unrealistisch gar nicht ist und einem nach Beendigung des Buches sehr nachdenklich zurücklässt.

Bei jeder Zeile merkt man zudem, dass beide Autoren sehr genau wissen, wovon sie schreiben. Und so fließen die Kenntnisse von Grit Bode-Hoffmann als Teamleiterin einer Softwarefirma und die Erfahrungen von Matthias Hoffmann als Fallschirmspringer und SEK-Beamter jederzeit informativ und vor allem gut dosiert und erklärt in den Kriminalroman mit ein.

Obwohl die Autoren nur bei einzelnen Personen etwas auf deren Vergangenheit eingehen, da dies unerlässlich für die Geschichte ist und man vor allem von dem Ermittlerteam kaum Privates erfährt, hat man dennoch fast augenblicklich eine Vorstellung von ihnen. Ihre Handlungen sind jederzeit nachvollziehbar, ihre Charaktere klar umrissen und vor allem agieren alle Mitwirkende jederzeit glaubwürdig.

Fazit: Ein hervorragender Polit-Thriller, bei dem einfach alles stimmt: komplexe, interessante Story, packend und temporeich erzählt und überzeugend agierende Protagonisten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.