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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 487 Bewertungen
Bewertung vom 24.06.2022
Noctis / Oxen Bd.5
Jensen, Jens Henrik

Noctis / Oxen Bd.5


ausgezeichnet

Nils Oxen ist ein hochdekorierter ehemaliger Elitesoldat, der mittels Therapie seine posttraumatische Belastungsstörung langsam in den Griff bekommt. Auch mit seinem Sohn Magnus kommt er inzwischen besser zurecht und er hilft sogar anderen bei der Überwindung von PTBS. Doch dann taucht plötzlich der ehemalige PET Chef Axel Mossmann bei ihm auf und bittet um Hilfe bei der Aufklärung von sieben getöteten Soldaten, die alle im Ausland stationiert waren. Wie auch in den vorherigen Fällen wird Margarethe Franck, die Oxen persönlich nahe steht, mit hinzugezogen. An den Tatorten taucht immer wieder eine Polizistin aus der Ermittlungsabteilung auf, Sally Finnsen, die nach anfänglichem Zögern mit in die Ermittlertruppe aufgenommen wird. Während der ehemalige Geheimdienstchef Mossmann förmlich aufblüht, da er wieder gebraucht wird und seine Kontakte zu ausländischen Geheimdiensten aktivieren kann, gerät Oxen in einen Strudel von Gewalt und muss sich gegen Unmenschliches zur Wehr setzen.
Hoch spannend mit vielen Wendungen und Verstrickungen versehen. Alle Protagonisten haben Ecken und Kanten und nur gemeinsam können sie einen übermächtigen Gegner bezwingen. Es ist der 5. Band der Reihe um den Elitesoldaten Nils Oxen und um die Charaktere der Personen zu verstehen hilft es, alle Bände gelesen zu haben, um der Handlung zu folgen ist es jedoch nicht erforderlich.

Bewertung vom 24.06.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

Die Trilogie beginnt im Jahr 1986 in Providence im Staat Rhode Island. Jahrelang war Frieden zwischen der irischen Familie Murphy und der italienischen der Morettis. Doch nun werden die Mafiabosse älter und die Söhne haben ihre eigenen Vorstellung von der bisherigen Aufteilung der Gebiete. Danny Ryan, aus dessen Sicht erzählt wird, war bereits als Kind mehr bei den Murphys als bei seinem Vater zu Hause und er traf dort nicht nur seinen besten Freund Pat, er verliebte sich in John Murphys Tochter Terri. So wurde er in die Mafia mit aufgenommen, doch als vollständiges Mitglied konnte er sich nicht fühlen. Bis durch das Ausspannen einer Frau Krieg zwischen den Lagern ausbricht, abwechselnd gibt es Tote auf beiden Seiten, neue Alliancen werden geschmiedet und Fallstricke ausgelegt. Diese Situation möchte auch das FBI in Person von Agent Jardine für sich nutzen und spricht Danny auf ein Zeugenschutzprogramm an. Danny möchte für sich und seine kleine Familie ein Leben in Frieden, doch es mangelt ständig an Geld. Wie soll er da aussteigen, und kann er die Familie verraten?
Der erste Teil des Thrillers war ein wenig mühsam zu lesen, sehr viele Personen wurden vorgestellt und sich die Namen und die Zugehörigkeiten zu den Parteien zu merken, etwas schwierig. Ein Personenregister hätte da geholfen. Wenn man aber erst mal in der Geschichte drin ist, wird es richtig spannend. Die Gewissenskonflikte der Protagonisten, der Versuch, neue Alliancen zu schmieden, einerseits die Friedensbestrebungen, andererseits durch Krieg immer mehr Anteile für sich zu gewinnen, beschreibt das Leben zwischen Italienern und Iren sehr gut. Am Ende gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf den zweiten Teil, den es hoffentlich bald zu lesen gibt.

Bewertung vom 24.06.2022
Fast ein Idyll
Falk, Susanne

Fast ein Idyll


ausgezeichnet

Ist es wirklich passiert oder hätte es passieren können? Bei jeder der Kurzgeschichten stellt man sich die Frage. Die erste Geschichte um den Jagdunfall bei einer kaiserlichen Jagdgesellschaft ist schon sehr makaber, andere lassen einen nachdenklich zurück, und wieder andere sind sehr humorvoll beschrieben. Der Schreibstil selbst ist ein wenig antiquittiert, er passt hervorragend zu den beschriebenen Zeiten, in denen die Geschichten spielen. Um welche historische prominente Person es sich handelt wird entweder erst spät, manchmal auch gar nicht im Text erwähnt. Dies sorgt dafür, dass man selbst anfängt zu raten. Wer es vorab wissen möchte, am Ende des Buches wird unter jeder Kapitelüberschrift auch die Person genannt, um die es geht. Die Prominenten sind adelig, Schriftsteller, Komponisten, Schauspieler, Modeschöpfer oder Politiker. Allen Geschichten eint, dass sie zum Nachdenken anregen.
Ein kleinen, feines Buch, was man durch die vielen kurzen Geschichten immer mal wieder zur Hand nehmen kann.

Bewertung vom 13.05.2022
Morgen kann kommen
Kürthy, Ildikó von

Morgen kann kommen


ausgezeichnet

Ruth führt ein Leben im Schatten ihres berühmten Mannes, des Schauspielers Karl Westphal. Sie hat für ihn da zu sein, seine Allüren zu ertragen und auch gelegentliche Seitensprünge gehören dazu. An ihrem 51. Geburtstag und gleichzeitig 15. Hochzeitstag nimmt sich Karl eine Auszeit von der Ehe in der Erwartung, dass sie auf ihn wartet. Durch ein zufällig gefundenes, zerrissenes Foto, auf dem Karl mit einer unbekannte Frau in eindeutiger Situation zu sehen ist, reist Ruth Hals über Kopf von München nach Hamburg. Dort lebt ihre Schwester Maria, die sich jetzt Gloria nennt, in dem geerbten Haus ihrer Großeltern. An ihrem Hochzeitstag ist etwas schreckliches passiert, an dem die innige Verbindung der Schwestern zerbrochen ist. Gloria freut sich, dass Ruth den Weg zu ihr gefunden hat, dass sie wieder zueinander finden können. Gloria selbst hat in dem großen Haus einige Untermieter, die auch ihre Probleme haben. Rudi, der gute Sozi, hat einen Gehirntumor und nicht mehr lange zu leben und der stets gegen sein Übergewicht ankämpfende ehemalige Fernsehkoch Erdal.
Die Handlung in dem Roman ist überschaubar, was für ein Verbrechen vor 15 Jahren passierte, sorgt für Spannung. Der Roman lebt von den Charakteren der Protagonisten, ihre tiefgründigen Gespräche, über Hoffnungen und Enttäuschungen im Leben und war man besser machen könnte. Wie kann man ein selbst erfülltes Leben führen auch wenn es das Schicksal nicht gut mit einem gemeint hat. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, es werden Ratschläge gegeben ohne besserwisserisch zu wirken.

Bewertung vom 13.05.2022
Salate zum Sattessen
Dusy, Tanja

Salate zum Sattessen


gut

Optisch äußerst ansprechend, mit einem Cover zum Zugreifen versehen, werden sehr unterschiedliche Salatrezepte vorgestellt. Alle mit einem hochwertigen Foto und bei einigen Rezepten auch mit Variationsmöglichkeiten und/ oder Tipps zur leichteren Zubereitung. Das Kochbuch ist handlich und mit einem harten Pappeinband versehen, so dass vieles Umblättern der Stabilität nicht schadet.
Nun zu den Rezepten, die sehr vielfältig sind. Variationen vom Kartoffelsalat sind ebenso zu finden wie mediterrane, asiatische oder amerikanische Salate. Mal vegetarisch, mal mit Fisch, Meeresfrüchten oder Fleisch. Für jeden ist etwas dabei. Damit komme ich auch zu der negativen Seite des Kochbuches. Wer nicht alles mag, für den gibt es auch nicht viele Rezepte. Da trotz 64 Seiten nur 21 Rezepte darin enthalten sind, finde ich den Preis für das kleine Büchlein nicht gerechtfertigt. Für mich selbst habe ich vier Rezepte herausgesucht, die ich gerne ausprobieren möchte. Das ist eindeutig zu wenig. Viele Seiten mit Kapitalüberschriften und Fotos von Nahrungsmitteln hätte man mit mehr Rezepten füllen sollen. Schade.

Bewertung vom 13.05.2022
Atlas der Unordnung
Papin, Delphine

Atlas der Unordnung


ausgezeichnet

Die ganze Welt mit all ihren Grenzen in ein handliches und übersichtliches Buch zu verpacken ist schon eine Herausforderung. Dieses glückte äußerst gut. Vieles war für mich neu und hochinteressant. Wie Grenzen entstehen, sich verändern und einerseits für Frieden, andererseits auch für Konflikte sorgen. Dass es natürliche Grenzen gibt, durch Flüsse, Seen oder Berge und Täler, aber auch solche durch Mauern und Zäune. Grenzen sind wichtig, zur Abgrenzung einer Nation, zum Selbstbild eines Volkes. Man sieht es selbst im Kleinen, eine Grenze zum Nachbarn kann zu einem entspannten Verhältnis sorgen. Interessant in diesem sehr informativen Atlas wurden auch Gebiete mit wechselnden Staatsoberhäuptern geschrieben, Inseln, die mal dem einen, mal dem anderen Staat gehören, Grenzen, die sich je nach Wasserstand eines Flusses verschieben, Enklaven und Unterenklaven, eingeschlossen in einem anderen Staat.
In diesem optisch sehr ansprechendem Atlas gibt es Passagen mit Text, farbige Zeichnungen und Grafiken, die das Geschriebene nochmals verdeutlichen. Ein Sachbuch, dass man, auch auf Grund des Grenzkrieges in der Ukraine, immer mal wieder zur Hand nehmen kann. Denn was man daraus lernt, Grenzen sind kein feststehender Begriff.

Bewertung vom 13.05.2022
Wo die Wölfe sind
McConaghy, Charlotte

Wo die Wölfe sind


ausgezeichnet

Inti und ihre Zwillingsschwester Aggie wuchsen teils in Sydney bei ihrer Mutter, einer Polizistin, teils bei ihrem Vater in den Wälder von British Columbia in Kanada auf. Bei ihrer Mutter sahen sie, was gewalttätige Männern ihren Frauen antaten, bei ihrem Vater erlebte sie die urwüchsige Natur, den Rückgang des Waldes und lernten viel über das Leben der Wölfe. Inti hat eine besondere Eigenheit, sie fühlt was sie sieht, sie erlebt Schmerzen, die andere empfinden, genauso mit und auch in Tiere kann sie sich hinein versetzen. Nun, im Erwachsenenalter begibt sich die Wolfsexpertin Inti mit ihrem Team zur Neuansiedlung von Wölfen nach Schottland. Es gibt Widerstand von den Schafhirten und sehr viel Angst der Bevölkerung. Der Polizist Duncun versucht zu vermitteln, bis tatsächlich Tiere wie auch Menschen angegriffen werden. Doch sind es wirklich die Wölfe, vor denen man sich fürchten muss. Parallel zu den Sorgen um die Tiere kümmert sich Inti um ihre Schwester, die durch ein traumatisches Erlebnis stumm und abweisend wurde.
Dieser Roman geht unter die Haut. Intis Empfindungen werden so gut beschrieben, dass man sie beim Lesen spürt. Das Leben der Wölfe, der Rückgang der Natur und das Wilde im Tier wie im Menschen, aber auch die Liebe von Tieren und Menschen, die Bewältigung von Ängsten werden hervorragend und spannend beschrieben.

Bewertung vom 13.05.2022
Tiefes, dunkles Blau
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau


gut

Die jüngeren Schwestern der Seepolizistin Rosa Zambrano haben inzwischen Kinder, während ihr eigener Kinderwunsch mit der Trennung von Leo zurückgestellt wird. Auf Empfehlung lässt sie sich in einer Kinderwunschklinik Eizellen entnehmen und einfrieren. Irgendwann kommt vielleicht der richtige Vater ihrer Kinder. Bei einem Einsatz auf dem Zürichsee wird ausgerechnet ihr Arzt Dr. Moritz Jansen, der die Eizellen entnommen hat, tot geborgen. Es wurden Drogen in seinem Blut gefunden und die Untersuchungen laufen noch, ob es ein Unfall oder Mord war. Neben seiner Ehe, die vor der Scheidung stand, hatte er eine junge Geliebte, die im Gentechnikbereich aktiv war, eine Exgeliebte, mit der er Unternehmen gemeinsam leitete, und häufig eine Dame vom Escortservice an seiner Seite. War es Eifersucht oder hatte es mit seinen Machenschaften im Gentechnikbereich zu tun?
Der kriminaltechnische Aspekt ist in diesem Roman Nebensache. Die Protagonistin Rosa wird sehr genau beschrieben, mit ihren Freunden, ihre Art zu leben und zu arbeiten, in Zusammenhang mit ihren Kollegen. Zürich als Stadt wird wie in einem Insiderreiseführer beschrieben, es macht Lust darauf, diese Stadt näher kennen zu lernen. Mag sein, dass das Arbeitsleben in der Schweiz anders abläuft als in Deutschland, aber auch bei den Ermittlungen um einen Todesfall hat die Seepolizei viel Zeit für anderes. Man geht in Cafes, kocht für die ganze Abteilung, spricht mit Bekannten und Freunden.
Wer einen spannenden Krimi im Gentechnikmilieu erwartet hat wird enttäuscht. Spannung gibt es in diesem Roman nicht. Es ist mehr eine Liebeserklärung an Zürich, an die Menschen dort, an gutes Essen und die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Gut geschrieben, aber nicht mitreißend.

Bewertung vom 15.04.2022
Im Rausch des Aufruhrs
Bommarius, Christian

Im Rausch des Aufruhrs


ausgezeichnet

In diesem Sachbuch erleben wir das Jahr 1923 von Januar bis Dezember. Aus der Sicht verschiedenster Menschen, Künstler wie Marlene Dietrich, Elisabeth Bergner und Marcellus Schiffer, Schriftsteller und Journalisten wie Heinrich und Thomas Mann, Joseph Roth und Franz Kafka mit seiner Lebensgefährtin Dora Diamant, Politiker wie Gustav Stresemann, Carlo Schmid und auch Wilhelm II, der abgedankte Kaiser kommen zu Wort. Das Leben dieser bekannten Menschen wird über das ganze Jahr hinweg beschrieben, doch auch der einfache, durchschnittliche Bürger mit seinen Wünschen, Hoffnungen und Problemen sind Inhalt des Buches. Im Jahr 1923 begann die galoppierende Inflation, die gesundheitlichen Probleme und Nachwirkungen des ersten Weltkrieges sind überall spürbar und jetzt kann man sich noch nicht mal sein Brot leisten. In diesem Umfeld wird mit den Juden schnell ein Schuldiger an der Not der Bevölkerung gefunden, der Boden für den Aufkommenden Nationalismus wir bereitet.
Die einzelnen Episoden werden sehr geschickt kombiniert, Statistiken mit eingebunden. Mit einigen Vorkenntnissen konnte ich den Geschichten gut folgen. Das Buch ist eine Bereicherung für den Geschichtsunterricht.

Bewertung vom 15.04.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3


ausgezeichnet

Einige Kriminalromane und Filme von Agatha Christie kennt wohl jeder, doch über ihr Leben weiß man sehr wenig. Besonders über die 11 Tage im Dezember 1926, als sie spurlos verschwand. Das Buch springt zwischen den Tagen des Verschwindens und der Zeit im Leben Agatha Millers, als sie den Flieger Leutnant Archibald Christie kennen und lieben lernte. Aus nicht gerade vermögendem Haus wuchs Agatha mit ihrer älteren Schwester Madge und der Mutter in einem sehr innigen Verhältnis auf. Madge hatte in eine gute Partie eingeheiratet und auch Agatha hatte bereits einen Verlobten. Doch auf einem Ball war es um sie geschehen, sie wollte Archie heiraten. Als der erste Weltkrieg ausbrach, warf Archie Bomben über Deutschland ab, bis er aus gesundheitlichen Gründen den Dienst quittieren musste. Seitdem wurde er immer unleidlicher und ließ es auch an Agatha aus. Das Wohl des Mannes steht immer an erster Stelle, vor den eigenen Interessen und auch, als Rosalind geboren wurde, hatte Agatha ihrem Mann zu dienen. Kleine Freiräume schaffte sie sich mit dem Schreiben von Kriminalromanen, bei denen man nicht auf die Auflösung kam. Ihr schriftstellerischer Erfolg und damit auch ihr eigenes Einkommen verschlechterten die Ehe. Bis Agatha verschwand.
Das Leben Agathas wird von ihr selbst erzählt, die Zeit des Verschwindens aus Sicht ihres Mannes, der jedoch nach klaren Anweisungen zu handeln hat. Die Möglichkeit, würdevoll aus der lieblosen Ehe herauszukommen, hat Agatha wie einen Kriminalroman inszeniert. Hoch interessant geschrieben, man lebt und leidet förmlich mit Agatha mit.