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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1026 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2023
Die Henkerstochter / Die Henkerstochter-Saga Bd.1
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter / Die Henkerstochter-Saga Bd.1


ausgezeichnet

»Es ging nicht darum, ob die Stechlin schuldig war; das Wohl der Stadt ging vor. Ein kurzer Prozess, und der Frieden würde endlich wieder einziehen.«

Schongau, ein beschaulicher kleiner Ort in Bayern, im Frühjahr 1659. Mit dem Frieden ist es vorbei, als ein brutal ermordeter Junge gefunden wird. Auf seiner Schulter findet sich eine Tätowierung, die sofort als Hexenzeichen identifiziert wird. Und noch schneller ist die dazugehörige Hexe ausgemacht, Martha Stechlin, die Hebamme. Jakob Kuisl, der Henker Schongaus, soll sie der Folter unterziehen und zum Geständnis bringen. Doch Kuisl ist von der Unschuld Marthas überzeugt und macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter. Unterstützt wird er dabei von dem jungen Medicus Simon Fronwieser und seiner Tochter Magdalena. Leider drängt die Zeit, denn es kommt zu weiteren Opfern und mysteriösen Vorfällen und das Volk will die in seinen Augen verantwortliche Hexe brennen sehen…

Wieder einmal las in ein Buch, das ziemlich lang in meinem Regal gewartet hatte. Ich glaube, ich hatte wegen des Titels Vorurteile, aber nachdem mich die Totengräber-Reihe des Autors so begeistern konnte, gab ich auch der Henkerstochter endlich eine Chance. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Zu meiner großen Freude steht der Henker im Mittelpunkt der Handlung, seine Tochter kommt eigentlich nur als Nebencharakter vor. Erwartungsgemäß gibt es eine völlig unschickliche Romanze zwischen ihr und dem jungen Medicus, der Schwerpunkt liegt aber in der Suche nach den wahren Schuldigen. Eine heikle und gefährliche Mission, aber zum Glück ist der Henker jemand, den so leicht nichts umwirft.

Kuisl war gleich mein Lieblingscharakter. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das mal bei einem Henker passieren würde, aber seine Figur ist mit einigen wirklich positiven Eigenschaften angelegt. Ich halte es auch für durchaus möglich, dass es solche mitfühlenden Scharfrichter gab, schließlich wurden sie meist in Henkersfamilien hineingeboren und hatten kaum Möglichkeiten, einen anderen Beruf zu ergreifen. Interessant fand ich die Tatsache, dass der Autor selbst ein Nachfahre der Kuisls ist, die über Jahrhunderte hinweg die berühmteste Henker-Dynastie Bayerns waren. Im Nachwort erläutert Pötzsch, was er im Rahmen seiner Recherchen herausfand und welche realen Fakten in die Handlung des Buches eingeflossen sind.

Das Buch liest sich leicht und fesselte mich von der ersten Seite an. Die Thematik ist natürlich gruselig, aber so funktionierten viele Menschen leider schon immer und tun es noch heute. Wenn etwas Schlimmes geschieht, muss als erstes sofort ein Schuldiger her. Hexen, Juden, Ausländer, Flüchtlinge… es ist im Grunde immer dasselbe. Und wer über das finstere Mittelalter die Nase rümpft, braucht bloß eine Tageszeitung mit vielen Bildern aufzuschlagen oder die Propaganda „alternativer“ Parteien zu verfolgen um zu sehen, wie viele Parallelen es doch gibt. Daher lese ich gerne Geschichten über Menschen, die nicht den einfachen vermeintlichen Lösungen und Vorurteilen anhängen, sondern sich um die Wahrheit bemühen.

Fazit: Fesselnde Story und ein Henker als Sympathieträger, das hat mir gut gefallen und ich verfolge die Reihe gerne weiter.

Bewertung vom 06.07.2023
Knochenlese / Tempe Brennan Bd.5
Reichs, Kathy

Knochenlese / Tempe Brennan Bd.5


sehr gut

»Das Objekt war dünn wie ein Bleistift und hatte einen schräg abstehenden Fortsatz, der in einer furchigen Oberseite endete. Am Ende des Fortsatzes eine winzige Kugel. Um Kugel und Fortsatz eine kreisrunde Höhlung. Oberschenkelknochen und Becken. Die Hüfte eines kaum zwei Jahre alten Kindes.«

In ihrem fünften Fall reist Dr. Temperance Brennan, forensische Anthropologin, nach Guatemala, um dort aus einem Massengrab Opfer eines Massakers aus Zeiten des Bürgerkriegs zu bergen. Vor Ort muss sie sich nicht nur mit den furchtbaren Funden auseinandersetzen, sondern auch erfahren, dass ihre Arbeit nicht von allen Seiten gern gesehen wird. Als die Polizei vor Ort sie auch noch in einem aktuellen Fall, bei dem das Wirken eines Serienmörders befürchtet wird, hinzuzieht, werden ihr stetig Steine in den Weg gelegt. Doch Tempe wäre nicht Tempe, würde sie sich leicht einschüchtern lassen…

Ich mag diese Reihe, hatte bereits die vier Vorgängerbände gelesen und ließ mich auch von diesem Band sofort fesseln. Tempe ist in ihrem Job eine richtig starke Frau, privat hat sie so einige Schwächen, die sie menschlich und damit sehr sympathisch wirken lassen. Kathy Reichs lässt in ihre Romane ihre eigene berufliche Erfahrung einfließen, schließlich arbeitet sie selbst als forensische Anthropologin und war beispielsweise an der Identifizierung der Opfer des 11. Septembers sowie von Opfern aus Massengräbern in Guatemala und Ruanda beteiligt. Die Bücher zeichnen sich durch äußerst präzise Schilderungen der Bergung und Untersuchung menschlicher Körper bzw. Körperteile aus, definitiv nicht für empfindliche Leser geeignet. Auch darf man sich auf ausführliche wissenschaftliche Erläuterungen freuen, was ich hochinteressant finde, was aber auch nicht jeden Leser ansprechen dürfte.

Beim Lesen war ich mal wieder erschüttert, was Menschen anderen Menschen antun können. Und ich bewundere Menschen wie Tempe (oder natürlich Kathy Reichs), deren schwierige und belastende Arbeit bei der Aufklärung vieler Verbrechen unverzichtbar ist und die mithelfen, Angehörigen Sicherheit und den Opfern eine Identität und ein wenig Gerechtigkeit zu geben.

Fazit: Grauen erregend, aber auch fesselnd. Der nächste Band wartet bereits auf mich!

Bewertung vom 28.06.2023
Mordsfreunde / Oliver von Bodenstein Bd.2
Neuhaus, Nele

Mordsfreunde / Oliver von Bodenstein Bd.2


gut

»Das ist zweifellos die linke Hand eines Menschen. Sie wurde kurz oberhalb des Handgelenks abgetrennt. Und das nicht unbedingt mit chirurgischer Präzision.«

Juni 2006. Eine gefundene Hand auf der Elefantenanlage des Opel-Zoos in Kronberg ruft Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff von der Kripo Hofheim auf den Plan. Während überall im Umfeld das Fußball-Sommermärchen gefeiert wird, suchen die Ermittler nach dem Mörder von Hans-Ulrich Pauly, einem Lehrer und engagiertem Umweltschützer, der sich einige Feinde gemacht hat. Und wie so oft bleibt es nicht bei einem Toten…

Ich hatte kurz zuvor den ersten Band dieser Reihe gelesen und gleich mit dem Folgeband weitergemacht, weil mir der Stil des Krimis gefiel. Ich weiß noch, dass ich mir noch kein richtiges Bild der Ermittler machen konnte und wünschte mir in dieser Hinsicht einen besseren Eindruck. Nun ja, den habe ich bekommen. Allerdings habe ich mich speziell über Pia jetzt so sehr geärgert, dass ich mit der Reihe mindestens eine Pause einlegen werde. So distanzlos und unprofessionell, das soll menschlich wirken, passt aber nicht zu meinem Wunsch, einen möglichst realistischen Eindruck zu bekommen.

Davon abgesehen war der Krimi gelungen und unterhaltsam. Viel Polizeiarbeit, immer neue Spuren und Irrwege im Umfeld von Umweltschützern, Geschäftemachern und Gamern, dazu einige gefährliche Situationen und weitere Verbrechen – das war schon spannend.

Fazit: Der Krimi selbst war gelungen, aber speziell über das Verhalten der Ermittlerin habe ich mich geärgert.

Bewertung vom 23.06.2023
Eine unbeliebte Frau / Oliver von Bodenstein Bd.1
Neuhaus, Nele

Eine unbeliebte Frau / Oliver von Bodenstein Bd.1


sehr gut

»Wenn wir in diesem Reitstall noch ein bisschen herumstochern, dann haben wir mindestens zwanzig Leute, die allesamt ein Motiv hatten, Isabel um die Ecke zu bringen.«

Kriminalhauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine neue Kollegin Pia Kirchhoff von der Kripo Hofheim haben wahrlich mehr als genug Verdächtige und Motive für den Mord an der jungen Isabel Kerstner. Diese hatte es in der Disziplin, sich Feinde zu machen, zur Meisterschaft gebracht.
Im Rahmen der Ermittlungen stoßen die Beamten zudem auf reichlich Dreck und Verbrechen im Umfeld des unbeliebten Mordopfers. Und besteht womöglich ein Zusammenhang mit dem Selbstmord des Frankfurter Oberstaatsanwalts Dr. Harderbach?

Dieser erste Band der Bodenstein-Kirchhoff-Reihe hat ziemlich lange auf meinem Bücherstapel gewartet, aber nun bin ich sicher, dass ich die Reihe weiterverfolgen werde. Der Krimi war so, wie ich ihn mag: Viel Polizeiarbeit, reichlich Verhöre, immer neue Spuren und auch mal Irrwege. Sehr spannend!

Über die beiden Ermittler als Charaktere habe ich noch keine richtige Meinung. Sie sind intelligent und knien sich rein, aber über die Menschen hinter den Kommissaren weiß ich noch nicht viel. Vielleicht bringt der nächste Band einen stärkeren Eindruck – ich werde es herausfinden.

Fazit: Mächtig viel Polizeiarbeit, so mag ich Krimis. Diese Reihe verfolge ich weiter.

Bewertung vom 20.06.2023
Wir sind die Guten
Heldt, Dora

Wir sind die Guten


ausgezeichnet

Maren bemühte sich, nicht mit den Augen zu rollen. Auch, wenn ihr sehr danach war. Stattdessen sagte sie lächelnd: »Und was hast du jetzt mit Heinz und Walter vor?«

Die Polizistin Maren Thiele ist schon einiges von Karl Sönnigsen, Hauptkommissar a.D. und seinen Freunden gewöhnt. Karl ist fest davon überzeugt, dass ohne ihn Sylt im Verbrechen versinken würde. Tatsächlich gelang es den Freizeit-Ermittlern im Rentenalter schon einmal, einen Serientäter zu überführen und die aktuell vermisste junge Frau hat sicher nur eine Chance, wenn Karl und sein Team ermitteln!
Maren wäre es natürlich lieber, wenn sie und ihre Kolleginnen und Kollegen einfach in Ruhe ihre Arbeit machen könnten. Da gibt es zudem einen unbekannten Toten, der am Fuß des Roten Kliffs gefunden wurde und bei dem Maren nicht an einen Unfall glaubt. Wer wird letztlich dafür sorgen, dass auf Sylt wieder Frieden und Ordnung herrscht?

Ich mochte bereits den ersten Sylt-Krimi, den Dora Heldt geschrieben hat, aber dieser hier ließ wirklich keine Wünsche offen. Es ist ein ordentlicher Krimi, bei dem sowohl Profis als auch Hobby-Ermittler sich richtig reinhängen. Es gibt Rückblenden und wechselnde Perspektiven, so dass man beim Lesen ebenfalls mitermitteln kann. Das Regionale kommt bei den zahlreichen Beschreibungen von Wetter, Umgebung und allgemein Atmosphäre ebenfalls nicht zu kurz und neben ein paar spannenden Szenen gibt es viele unterhaltsame mit Karl & Co.

Fazit: Ein gelungener und unterhaltsamer Regionalkrimi, mit Spannung und Herz. Hat mir sehr gut gefallen!

Bewertung vom 08.06.2023
Dunkle Verbindungen / Leander Lost Bd.6
Ribeiro, Gil

Dunkle Verbindungen / Leander Lost Bd.6


ausgezeichnet

»Ihre Arroganz ist nach meinem Dafürhalten hauptsächlich eine Folge Ihres Minderwertigkeitskomplexes. Das ist nichts Schlimmes, ich habe selbst eine Menge davon. Aber ich habe sie gut sortiert. Alphabetisch natürlich.«

Die Reihe um den deutschen Austausch-Kommissar Leander Lost, der an der Algarve ermittelt, gehört von Band eins an zu meinen Favoriten. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an diesen sechsten Band – und wurden nicht enttäuscht.

Lost hat sich mittlerweile hervorragend eingelebt, seine Kollegen Graciana Rosado und Carlos Esteves wissen den Asperger Autisten zu nehmen und profitieren von seinen besonderen Fähigkeiten. Auch die Frau fürs Leben hat Lost gefunden, in Kürze soll die Hochzeit mit Gracianas Schwester stattfinden. Doch zuvor steht für das Team viel Arbeit an: In einem Teich auf einem Golfplatz wird eine ermordete Frau gefunden und eine Gruppe gut organisierter Verbrecher verübt einen brutalen Raubüberfall auf einen Werttransporter. Vor allem Graciana verbeißt sich in den Fall, sieht sie doch Parallelen zu dem immer noch ungeklärten Überfall, dem vor Jahren ihr Bruder zum Opfer fiel…

Hier stimmte mal wieder alles. Der Fall ist spannend, der Bezug auf den alten Fall erst recht und während das Ganoventeam sorgfältig und präzise plante und agierte freute ich mich schon auf den Moment, an dem Lost und sein Team diesen perfekten Plan sprengen würden. Und genoss jede von Losts Bemühungen, Phrasen in die Konversation einfließen zu lassen – komisch und liebenswert zugleich.
Auch die Kollegen sind tolle Charaktere. Graciana ist die Leitfigur, clever und empathisch. Und sie fährt den heißesten Reifen weit und breit. Carlos ist der lässige Typ, sehr männlich und seit ewigen Zeiten heimlich in Graciana verliebt. Außerdem hat er einen ungeheuren Appetit und könnte pausenlos essen.
Nicht zuletzt ist das Buch auch als Regionalkrimi sehr gelungen. Die Landschaftsbeschreibungen, der azurblaue Himmel, das Essen in landestypischen Lokalen – ich bekomme beim Lesen regelmäßig Fernweh.

Fazit: Spannend und unterhaltsam zugleich, so mag ich Krimis. Ich hoffe sehr, dass Gil Ribeiro bereits am siebten Fall schreibt.

Bewertung vom 18.05.2023
Der fünfte Junge (eBook, ePUB)
Faschingbauer, Manfred

Der fünfte Junge (eBook, ePUB)


sehr gut

»Georg Koller jedoch hatte es vorgezogen, nicht wie andere Herren seines Alters eines natürlichen Todes zu sterben. Nein, er hat die Unverschämtheit besessen, sich ermorden zu lassen. In der Wildnis! Auf einem Berg!«

Wer tötet einen 84jährigen? Diese Frage drängt sich jedem sofort auf. Und der alte Herr wurde nicht etwa erschlagen vor dem heimischen Tresor aufgefunden, sondern er wurde beim Wandern auf dem Großen Arber erstochen. Letzteres ist besonders fatal für Oberkommissar Moritz Buchmann, der aus München zu den Ermittlungen in den Bayerischen Wald geschickt wird, denn er leidet unter einer ausgeprägten Naturphobie…

Dieses Buch war mir aufgefallen wegen der für mich als Naturfreundin sehr erheiternden Phobie des Ermittlers, die so schön beschrieben wird, dass ich oft schmunzeln musste. Der Kriminalfall konnte mich dann aber auch sehr gut unterhalten. Obwohl dies Buch ein klassischer Whodunit ist, gelingt es dem Autor, durch Überraschungen und falsche Fährten Spannung zu erzeugen. Und als die ersten Verbindungen in eine lang zurückliegende Vergangenheit geknüpft wurden, war ich vollends gefesselt.

Über eine Kleinigkeit bin ich nur gestolpert. Da erinnert sich ein alter Herr an Vorgänge aus seiner Kindheit und berichtet dabei über Dinge, bei denen er nicht anwesend war und über die er auch nichts wissen konnte, was über reine Mutmaßungen hinausgeht. Das passt zwar dramaturgisch, ist aber nicht ganz rund und kostet das Buch einen Punkt bei einem ansonsten rundum gelungenen Krimivergnügen.

Fazit: Ein fesselnder Whodunit und ein Ermittler mit amüsanten Eigenarten. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 13.05.2023
Die Abenteuer des Sherlock Holmes
Doyle, Arthur Conan

Die Abenteuer des Sherlock Holmes


sehr gut

»Ich glaube, dass ich nicht schwerer von Begriff bin als andere, aber wenn ich mit Sherlock Holmes zu tun hatte, bedrückte mich immer das Gefühl meiner eigenen Dummheit.«

Es war mal wieder an der Zeit, etwas vom größten Detektiv aller Zeiten zu lesen. Meist greife ich zu den Romanen, die man auch gut wiederholt lesen kann. Diesmal war diese Sammlung von Kurzgeschichten dran. Jeder der zwölf Kurzkrimis umfasst ungefähr 30 Seiten und trotz der Kürze gelingt es dem Autor, sie spannend und unterhaltsam zu gestalten.

Immer berichtet Watson über die Meisterleistungen seines Freundes, jedes Mal darf man sich über eine Kostprobe der Deduktion freuen, die kein Detektiv so beherrscht wie Holmes. Für mich sind das die Passagen, auf die ich mich besonders freue. Auch wenn sie nicht überraschen, so unterhalten sie doch sehr. Das trifft im Übrigen auch auf den Rest der Geschichten zu.

Auch bei Sherlock Holmes folge ich meinem Schema, jede Kurzgeschichte einzeln zu bewerten und daraus einen Schnitt zu ermitteln. Für fünf Geschichten konnte ich fünf Sterne geben, weitere fünf Geschichten waren mir vier Sterne wert und lediglich bei zwei Geschichten landete ich bei drei Sternen. Der Schnitt liegt daher bei 4,25 Sternen.

Fazit: Der Meisterdetektiv konnte mich wieder gut unterhalten und verdient daher logischerweise vier Sterne.

»Außer den eindeutigen Fakten, dass er irgendwann einmal mit den Händen gearbeitet hat, Schnupftabak nimmt, Freimaurer ist, in China war und in der letzten Zeit bemerkenswert viel geschrieben hat, kann ich nichts folgern.«

Bewertung vom 07.05.2023
Die Wälder am Fluss
Lansdale, Joe R.

Die Wälder am Fluss


ausgezeichnet

»Aber wollen Sie denn nicht, dass der Mörder geschnappt wird?«
»Das wird nicht passieren, Junge. Verlass dich drauf. Meine Leute sind wie Spreu, weißt du – sie werden einfach weggeweht, und keinen kümmert’s. Da musst du schon ’nen Weißen um die Ecke bringen, damit du bestraft wirst.«

Marvel Creek, eine winzige Ortschaft in Texas im Jahr 1933. Der elfjährige Harry und seine kleine Schwester Tom entdecken im Wald zufällig die grausam zugerichtete Leiche einer schwarzen Frau. Harrys Vater, der neben seiner Arbeit als Farmer auch als Friseur und Constable arbeitet (die Zeiten sind schlecht und die Familie braucht das Geld), ist sich sicher, dass hier kein wildes Tier verantwortlich ist, sondern dass die junge Frau das Opfer eines überaus brutalen Mörders wurde.

In der weißen Bevölkerung macht er sich mit seinen Nachforschungen nicht beliebt. Der Mörder muss ein Schwarzer sein, da ist man sich sicher. Kein Grund also, sich einzumischen, das werden die Schwarzen schon untereinander regeln. Doch es bleibt nicht bei diesem einen Opfer. Und während um ihn herum die gesamte Situation eskaliert, versucht Harry weiter, den Mörder zu finden…

Dieses Buch hat mich gleich von der ersten Seite an gepackt. Ich hatte schon zuvor Bücher des Autors gelesen und mag seinen Stil sehr. Immer spannend, immer nah dran und mit Worten, die eine überaus stimmige und dichte Atmosphäre schaffen.
Hier wird alles aus der Perspektive von Harry erzählt. Die kindliche Sicht sorgt für zusätzliche Dramatik, denn als Erwachsener, zumal rückblickend, weiß man natürlich um den weit verbreiteten Rassismus, doch Harry und Tom führten trotz der ärmlichen Verhältnisse, in denen sie aufwuchsen, ein schönes Leben. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem sie den grausigen Fund machten. Mit viel kindlicher Fantasie, Entdeckungs- und Abenteuerlust spielten sie täglich in den Wäldern, doch das Verbrechen raubt ihnen diesen sicheren Ort und in der Folge auch den Glauben an das Gute in ihren Mitmenschen. Es ist eine noch heile Welt, die da zerstört wird.

An zahlreichen Stellen wurde ich so wütend und merkte, dass ich mich glatt mehr über die „braven“ weißen Bürger aufregte als über den Serienmörder. Das Buch lässt einen nicht kalt und fesselt bis zum Schluss.

Fazit: Sehr spannend und berührend mit toller Atmosphäre. Ein großartiges Buch!

Bewertung vom 28.04.2023
Prost, auf die Gaukler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Gaukler


ausgezeichnet

»Warum hängen wir eigentlich keine Poster auf, auf denen vor Einbrechern gewarnt wird?«
»Weil in Brunngries mehr ermordet als eingebrochen wird.«

Eine sehr wahre Aussage, auch das jährliche Volksfest kommt in Brunngries nicht ohne Leiche aus. Gerade noch stand Ron Goldinger singend auf der Bühne im Festzelt, angeschmachtet von zahlreichen Frauen und im nächsten Moment liegt er tot auf dem Platz, niedergestreckt von dem Pfeil aus einer Armbrust. Hauptkommissar Tischler und sein Kollege Fink erkennen schnell, dass es sich um keinen verirrten Pfeil vom Schießstand handeln kann. Ron Goldinger wurde eindeutig ermordet! Aber wer hatte ein Motiv, den populären Frauenschwarm zu töten?

Das hat wieder Spaß gemacht! Auch der sechste Band dieser Reihe konnte mich begeistern. Dem Autor gelingt es, eine ordentliche Krimihandlung in einen humorvollen Rahmen zu packen, ohne dass darunter Logik und Schlüssigkeit leiden. Großartige Action gibt es nicht, aber ich kann gut verzichten, wenn der Rest passt.
Tischler und Fink sind mir beide sehr sympathisch, tolle Ermittler mit gegensätzlichen Charakteren, was auf mich sehr unterhaltsam wirkt. Ich mag auch das ganze Umfeld, das Örtchen Brunngries im Chiemgau, welches man zwar unter diesem Namen nicht finden wird, aber sicher gibt es kleine Ortschaften in dieser Ecke Deutschlands, die ihm ähnlich sind. Nicht zu übertreffen ist Dackeldame Resi, ich habe mich schon immer über jeden ihrer Auftritte gefreut und dass sie in diesem Band ständig an der Seite Tischlers ist, ließ mich beim Lesen fast pausenlos schmunzeln. Ich wünsche ihrem tatsächlichen Herrchen ja nichts Schlechtes, aber vielleicht könnte Herr Ferstel sich nach der Reha noch eine lange Weltreise gönnen?

Fazit: Gelungener Krimi mit hohem Unterhaltungsfaktor und einer bezaubernden Resi. Ich freue mich auf den nächsten Band!