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Murksy

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Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2018
Hologrammatica / Aus der Welt der Hologrammatica Bd. 1
Hillenbrand, Tom

Hologrammatica / Aus der Welt der Hologrammatica Bd. 1


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 2088. Nichts ist mehr so, wie es scheint. Egal ob Mensch oder Gebäude, über alles kann nach belieben eine holografische Maske gelegt werden. Das künstliche Äußere überdeckt den Schmutz und all die "Unansehnlichkeiten" der Natur. Mit speziellen Brillen lässt sich allerdings unter die Maske blicken. Doch das ist nur der Anfang. Selbst das Gehirn scheint seine Geheimnisse verloren zu haben. Es ist gelungen, den "Speicherinhalt" des Gehirns zu digitalisieren. Wer das nötige Kleingeld hat, transferiert die Software in einen anderen Körper. Dies kann ein identischer Klon oder eine x-beliebige Hülle sein. Nur eine Frage des Geldes und des Geschmacks. Diese Form der Gestaltwandlung hat natürlich seine Reize: ein Soldat kann sterben, sein Geist bleibt erhalten; Draufgänger vollführen tödliche Stunts und leben dennoch weiter. Einen Haken hat diese Verfahren. Nach maximal 3 Wochen muss der Inhalt des Gehirns wieder in den Originalkörper. Wenn nicht, Totalausfall...Tod. Eine Programmiererin versucht, dieses Problem zu lösen. Doch sie verschwindet scheinbar spurlos. Galahad, Sohn eines reichen Mannes, arbeitet als Quästor, eine Art Privatermittler. Er soll die verschwundene Frau aufspüren. das schwierige Unterfangen führt den Ermittler um die ganze Welt und in die gefährliche Mächte einer künstlichen Intelligenz, deren Absicht nicht klar zu sein scheint.
Für Galahad beginnt eine atemlose Suche in einer Welt, die ständig ihr Aussehen ändert. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Leider habe ich erst zwei Bücher von Tom Hillenbrand gelesen. Das erste handelte von einem draufgängerischen Kaffeedieb, das zweite spielt in einer Zukunftsvision, in der die Menschen nach der scheinbaren Perfektion und dem ewigen Leben streben. Die Tatsache, das beide Bücher zeitlich und inhaltlich komplett verschieden sind, zeigt, wie gut der Autor sein Handwerk versteht. Klug durchdacht schafft es Hillenbrand, seine Vision der Zukunft nicht nur glaubhaft, sondern spannend und kurzweilig zu erzählen. Neben den raffiniert gewobenen Handlungssträngen gelingt es Tom Hillenbrand auch noch, den nahkampftrainierten Galahad durch filmreife Actionszenen zu lenken. Das ist purer Lesegenuss, der alles abdeckt, was ein guter Thriller haben muss. Das Buch hat keinerlei Längen, die ethischen Prinzipienfragen dieser äußerlich scheinenden Zukunft werden zum Nachdenken anregend dargeboten, wechseln ab zwischen philosophischer Betrachtung und Thriller, verknüpfen alles zu einem Fiction-Roman, der leider in Teilen gar nicht mehr so fern zu sein scheint. Meisterleistung eines Könners. Ein Grund, viel mehr von Hillenbrand zu lesen.

Bewertung vom 02.01.2018
Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9
le Carré, John

Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9


ausgezeichnet

Die Spionage-Welt um Mastermind Smiley geht weiter. Ein alternder Ex-Spion, der seinen Ruhestand mehr oder minder genießt, wird eines Tages vom Geheimdienst in die Mangel genommen. Ein alter Fall wird wieder aufgerollt, weil Privatpersonen gegen die Regierung vorgehen und den Tod ihrer Eltern gerächt haben wollen. Für Peter wird es nun eng. Natürlich erinnert er sich an den fatalen Auftrag und die Toten. Doch was damals im Zuge der DDR-Spionage wirklich passierte und wer die Verantwortung tragen soll, ist ungeklärt. Die Welt des Spions wird auf den Kopf gestellt. Seine Versuche, sich unwissend zu stellen oder die Ermittler auf eine falsche Fährte zu locken, misslingen. Letztendlich muss er seine Beteiligung einräumen und führt die Beamten zu den gut versteckten Akten, die die Wahrheit ans Licht bringen sollen. Doch der Mann, der Peter entlasten könnte, Smiley, ist verschwunden.
Wie kein Zweiter schafft es LeCarre, die letzte romantische Verklärtheit über die Welt der Spione mit präziser Beobachtung und schonungsloser Brillanz vom Tisch zu fegen. Es gibt kein Schwarz und Weiß. Selbst diejenigen, die einen Hauch von Menschlichkeit zeigen, sind zum Schluß doch nur Marionetten in einem perfiden Spiel der Mächte. Menschen, ob im Dienste der Regierung beschäftigt oder nur durch Zufall in die Windmühlen des Systems geraten, sind jeder Zeit entbehrlich. Gegenspionage, raffinerte und bösartige Pläne, schmutzige Spuren zu verwischen sind nur einige Beispiele dieser Schattenwelt, die im verborgenen ihre Netze spinnt. LeCarre entwirrt dieses Netz wieder aufs Beste, zeigt die Gefühlskälte der Geheimdienste und die Hoffnungslosigkeit der Versuche, aus dem System auszubrechen. Selbst doppelte Identitäten schützen die Protagonisten nicht. Und am Ende des Buches bleibt der bittere Nachgeschmack, dass für den Tod Verantwortliche doch ein Schlupfloch finden und weiterhin ihr Marionettenspiel aufführen. Ein durchweg gelungener Roman auf gewohnt hohem Niveau.

Bewertung vom 18.10.2017
Crimson Lake
Fox, Candice

Crimson Lake


ausgezeichnet

Kenner der Hades-Trilogie konnten es wahrscheinlich kaum abwarten. Endlich ist sie eröffnet: die neue Krimi-Reihe von Candice Fox. Und was soll ich sagen? Das ist noch besser geschrieben, als die Vorgängerreihe. Geschickt verknüpft die Autorin gleich drei Kriminalfälle ohne sich damit zu viel zu zutrauen. Alle Fälle sind spannend, schlüssig und dieses Mal dominiert der Krimi, das heißt es gibt keine wirklich brutalen Szenen, Effekthascherei hat dieses Buch nicht nötig. Wieder lässt Fox angeknackste Charaktere auf die Verbrecher los. Da ist der Ex-Cop, der einer Vergewaltigung beschuldigt nun einer der meist gehassten Männer des Landes ist. Er sucht Unterschlupf im Norden des Landes, in einer Region, die für ihre gefährlichen Krokodile bekannt ist. Ein Anwalt vermittelt ihn an eine Privatermittlerin, die tatsächlich eine verurteilte Mörderin ist. Dieses ungewöhnliche Duo muss sich erst einmal finden. Der Cop kommt mit der unkonventionellen Art der Frau zunächst schwer zurecht. Doch so nach und nach ergänzen sich die Zwei bei einem Fall eines verschwundenen Mannes, dessen Ehering in einem Krokodil gefunden wurde. Die geschickt entwickelte Geschichte, einige raffinierte Wendungen und ein trockener Humor runden den Krimi ab, der seinen Namen wirklich verdient. Das Buch wird quasi verschlungen, und man kann die Fortsetzung kaum erwarten. Hochklassige Unterhaltung einer Autorin, die schon in jungen Jahren ein unglaubliches Niveau erreicht hat.

Bewertung vom 03.10.2017
Stille
Kagge, Erling

Stille


gut

Ob das Buch ein Wegweiser oder eine Anleitung zum inneren Frieden ist, muss jeder Leser selbst entscheiden. Ich für meinen Teil bin nicht so ganz mit dem Buch ins Reine gekommen. Der Abenteurer und Verlagsgründer Kagge schreibt in diesem sehr kurzen, von einigen Fotos umrahmten Bild von seinen Erfahrungen auf seinen Expeditionen oder Gesprächen mit Größen wie Elon Musk. Ob diese Erwähnung dazu dient, dem inneren Ego zu schmeicheln, muss der Autor selbst beantworten. Mich hat es zumindest nicht wirklich weiter gebracht. Die zusammenhangslose Aufzählung soll, wie in unzähligen Ratgebern zuvor, dem Leser die Wichtigkeit der Stille näherbringen. Auch hier darf man geteilter Meinung sein. Sogar im Mutterleib ist ein Kind nie in Stille, ganz im Gegenteil. Und Experimente mit absoluter Schalldichte (wie auch im Buch beschrieben) halten die Probanden nicht wirklich lange aus. Brauchen wir also wirklich Stille, um inneren Frieden zu finden oder das ultimative Glück zu erfahren? Ich weiß es nicht. Ein kleines Kind wird zum Beispiel vom Atem der Eltern beruhigt, wenn es mit ihnen zusammen im Bett liegt. Macht uns Stille nicht eher nervös oder erzeugt ein Gefühl der Einsamkeit? Denke ich an meine geliebten Spaziergänge im Wald, möchte ich kein Knacken im Unterholz, kein Pfeifen eines Vogels oder das sanfte Plätschern eines Baches missen. Das Buch hat vieles von dem wiederholt, was ich schon kannte. Die kurzweilige Lektüre der knappen 130 Seiten hat mich für ebenso kurze Zeit entspannt und mir zumindest mal wieder Anregung gegeben, in die Natur zu gehen und das zu genießen, was diese uns bietet. Und zum Glück ist das keine absolute Stille.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2017
Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2
Ani, Friedrich

Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2


weniger gut

Nachdem ein Junge mehrere Tage verschwunden war, wird seine Leiche gefunden. Alles deutet auf Mord hin. Ein ehemaliger Polizist hat es sich zur Aufgabe gemacht, die traurige Nachricht den Hinterbliebenen zu überbringen. Dass er dann auch noch in dem Fall ermittelt, ist die erste Ungereimtheit des Buches. Ist das bei der Polizei üblich und möglich? Nun ja. Auf jeden Fall wird nach und nach ein Netz aus verstörten Familien und verkrachten Existenzen gewoben. Alte Sünden, Hass und Verzweiflung bestimmen die Geschichte. Teilweise nervt das Buch durch die geistigen Monologe der Charaktere, die dann in einer gequält aufgesetzten Proletariersprache die Abgründe ihres Lebens
erläutern. Auch die Auflösung des Falles wirkt gezwungen. Spannung kommt so nicht auf, man wartet nur auf die nächste menschliche Katastrophe. Das Ganze bleibt eher deprimierend als überzeugend. Für mich leider kein lohnender Lesegenuss.

Bewertung vom 14.09.2017
Der Vater, der vom Himmel fiel
Henderson, J. Paul

Der Vater, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Als Lyle stirbt, ist die Anzahl der Trauergäste überschaubar. Die mehr oder minder chaotische Trauerfeier gerät nur knapp nicht zur Katastrophe. Dass sich nicht alle Verwandten grün sind zeigt sich zur Gänze, als Greg (einer der Söhne ) aus Amerika ankommt. Eigentlich will er nur das Haus verkaufen. Doch es kommt alles ganz anders. Denn ausgerechnet der tote Vater erscheint eines Abends und bittet seinen Sohn um Hilfe...
Was nach schräger Geisterkomödie klingt, ist letztendlich eine rührende Familiengeschichte, die den Leser auf eine Achterbahnfahrt schickt. Slapstickhafter Humor wechselt sich mit tiefgründiger Seelenreinigung ab. Köstlicher britischer Witz gepaart mit herzlicher Menschlichkeit. Das Buch hat mich zum Weinen gebracht. Oft durch Lachen, aber auch durch Rührung. Wunderbar erzählt, clever und menschlich. Ein Buch zum Verlieben.

Bewertung vom 03.09.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


ausgezeichnet

Der Abenteuerroman spielt in der Zeit der Franco-Diktatur. Großmächtige Herrscher glauben immer noch daran, die Welt nach ihren Vorstellungen ändern zu können. Ihnen sind treu ergeben ihre Handlanger, die dem Wahnsinn in ergebener Ergriffenheit folgen. Und dann gibt es noch die Mitläufer und Opportunisten, die sich der jeweiligen politischen Strömung anpassen und daraus Gewinn ziehen. Weder politische Überzeugung noch Moral treiben diese Menschen, sondern der pure Überlebenswille, egal was es kostet und wer darunter leidet. Falco ist einer dieser Gewinnler. Mal auf der einen, mal auf der anderen Seite verdient er an den Folgen des Krieges. Momentan ist er für den Geheimdienst, bzw. einer der Dienste tätig. Seine Aufträge sind heikel und für Gegner des Regimes immer tödlich. Falco stellt keine Fragen, zumindest keine nach Sinn oder Menschlichkeit. Eines Tages bekommt er einen neuen Auftrag. Doch dieser scheint über das normale Maß hinauszugehen. Sogar Unterstützung der deutschen Marine wird dabei sein. Falco bekommt eine bunte Truppe zur Befreiung eines Gefangenen aus einem Gefängnis zur Seite gestellt. Falco, der in Bezug auf Frauen eher ein sehr lockeres Verhältnis hat, wird ausgerechnet durch eine Frau vor eine Gewissensfrage gestellt. Der Auftrag erweist sich als Todesfalle. Wird Falco die gefährliche Mission überstehen?
Liebe, Verrat, politische Intrigen und Brutalität. Der abenteuerliche Roman hat alles, was gute Unterhaltung zu bieten hat. Doch neben der spannenden Geschichte bietet der gut geschriebene Roman auch einen Blick in die damalige Gesellschaft. Um zu überleben, geht man über Leichen. Moral und Gewissen stehen hinten an. Falco wird wunderbar gut beschrieben als ein Mann, der zwar nicht komplett vom Saulus zum Paulus wird, aber zumindest die Umstände hinterfragt und für kurze Momente so etwas wie ein Gewissen zeigt. Der Roman ist authentisch geschrieben, zeigt die Unerbittlichkeit des Krieges und reißt den sogenannten Überzeugungstätern die Maske vom Gesicht.

Bewertung vom 01.09.2017
Underground Railroad
Whitehead, Colson

Underground Railroad


sehr gut

Cora ist eine Sklavin, wie ihre Großmutter und Mutter zuvor. Mabel, ihre Mutter hat den Schritt gewagt und ist geflohen, ließ ihr Kind in der harten Welt der Sklavenplantage zurück. Cora hasst dafür ihre Mutter, wird aber dadurch auch hart genug, um die Gewalt und Ungerechtigkeit der Sklaverei zu ertragen. Missgunst der anderen Sklaven und Willkür der weißen Herren sind das tägliche Brot. Wer nicht spurt, wird bestraft. Wer keine Fürsprecher hat, wird unterdrückt. Flucht scheint ein tödliches Unterfangen zu sein. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer...die underground railroad. Ein komplexes Fluchtsystem aufgebaut von Gegnern der Sklaverei. Das weitreichende Netz sit für Cora der letzte Strohhalm. Als sie endlich einen Begleiter findet, macht sie sich auf den Weg. Helfer unterwegs bringen Cora scheinbar außer Reichweite der Gefangenschaft. Doch ein Sklavenjäger, der die scheinbar erfolgreiche Flucht Mabels nie verziehen hat, macht sich auf die brutale Jagd nach den Entflohenen.
Whitehead beschreibt in seinem historischen Sklavenroman die ganze Härte des Sklavenalltags. Brutale Szenen werden so trocken eingeflochten, dass der Leser die Alltäglichkeit dieser Vorfälle, mit jeder Schilderung zu spüren bekommt. Das ist teilweise beklemmend, aber notwendig, um die Verhältnisse zu verstehen. Der Autor legt seinen Schwerpunkt auf einzelne Personen, so wird der Sklavenjäger in seiner verqueren Mischung aus Berufsethos und Fanatismus als Beispiel der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben der Schwarzen dargestellt. Ein Leben wird aufgerechnet zum Aufwand einer Jagd. Doch auch der Hass und Neid der Sklaven untereinander wird thematisiert. Das Böse herrscht in allen Schichten, Verrat wird dort begangen, wo er dem eigenen Überleben hilft. Sogar der Rassismus untereinander wird offenbart. Das Fluchtsystem, in Wahrheit ein komplexes System von Helfern, mutiert in dem Roman zu einer realen Untergrundbahn und einem verzweigten Netz aus Tunneln. Das ist ein raffinierter Twist, der allerdings nur oberflächlich angerissen wird. Da das System nicht ausreichend genau beschrieben ist, stellt sich die Frage, warum dieser Kunstgriff genutzt wurde. Meiner Ansicht nach eine Veränderung der Geschichte, die nicht notwendig war. Interessanter wäre es gewesen, das tatsächliche Fluchtsystem zu thematisieren.
Die Sprünge und teilweise stark verkürzte Abhandlung der Abläufe verlangen einen aufmerksamen Leser, der dann aber mit einer authentischen Studie des Sklavenlebens und seiner Protagonisten belohnt wird. In einer Zeit, die geprägt ist von Protektionismus, Ausländerfeindlichkeit und politischen Führern, die von Mauern und dichten Grenzen träumen, ist dieses Buch ein erhobener Finger, der darauf zeigt, was bedroht wird: die Freiheit jedes Menschen, sein Leben zu leben. Es muss nicht die Hautfarbe sein, die einen zum Sklaven macht. Unterdrückung, Neid oder Vorverurteilungen aufgrund religiöser Ansichten oder der Art sein Leben zu leben, reichen aus, um auch in der sogenannten aufgeklärten, modernen Welt ein modernes Sklaventum zu errichten. Mögen uns Bücher wie dieses vor diesen Fehlern bewahren.

Bewertung vom 18.08.2017
Und Marx stand still in Darwins Garten
Jerger, Ilona

Und Marx stand still in Darwins Garten


ausgezeichnet

Charles Darwin und Karl Marx lebten beide in London, trotzdem fand dieses fiktive Treffen nie statt. Trotzdem geling es der Autorin in wunderbarer Weise die Möglichkeit zum Leben zu erwecken. Der gemeinsame Hausarzt (ebenfalls fiktiv) ist von beiden Männern fasziniert. Selber ungläubig, erfreut er sich an den Forschungen des einen und an den Ausführungen des anderen. Die großen Männer sind in die Jahre gekommen, sind immer noch voller Tatendrang, wenn auch so langsam ein Ende des Schaffens in Sicht kommt. Herrlich, wie die Autorin den Fanatismus in Bezug auf die Studien Darwins darstellt. Akribisch beschäftigt sich der Forscher mit den kleinsten Lebewesen und erkennt immer mehr die Präzision der Evolution. Ein Punkt, den wiederum die Kirche als göttliche Allmacht darstellt. Und sogar Darwin hadert mit seinem Unglauben. Im Gegensatz zu Marx, der sogar beim späteren Trauergottesdienst für Darwin seinem Unmut freien Lauf lässt. Diese im Tiefsten gegensätzliche Herangehensweise an die Gott-Frage führt im Roman auch dazu, dass das legendäre Treffen, welches eher zufällig bei einem Dinner stattfindet, in einem Fiasko endet. Die Stimmung geht gegen Null. Unterschiedlichste Glaubenswege treffen aufeinander. Was bleibt, ist die gegenseitige Bewunderung und der Respekt vor den Leistungen des Gegenübers.
Im Buch gelingt es der Autorin vortrefflich, die Fiktion zum Leben zu erwecken. So lebhaft und authentisch sind die Figuren und Szenen beschrieben, dass man als Leser glauben mag, dass es genauso hätte sein können. Zwei großartige Männer auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, gleichzeitig bewundert und verachtet, finden aber letztendlich auch nicht die Antwort auf die große Frage. Und der Leser darf mit den Eigenheiten der Protagonisten schmunzeln und findet jede Menge Diskussionsstoff für die eine oder andere Tasse Tee. Ein großartiger, liebvoller Roman.

Bewertung vom 18.08.2017
Die Fährte des Wolfes / Zack Herry Bd.1
Kallentoft, Mons;Lutteman, Markus

Die Fährte des Wolfes / Zack Herry Bd.1


ausgezeichnet

Zack ist ein Polizist. Diesen Beruf hat er sich nach dem Tod seiner Mutter zum Ziel gesetzt und damit den Wunsch, den Mord aufzuklären. Der nie überwundene Tod der Mutter ist auch der Grund für den Lebensstil des Mannes, immer am Abgrund, ohne Kompromisse. Tagsüber Polizist in einer Spezialeinheit, nachts Partylöwe, Drogensüchtiger und Sexbesessener. Trotzdem macht er seinen Job gut, wenn auch etwas zu eigenständig, wie im Laufe des Falles deutlich wird. Es geht um den brutalen Mord an asiatischen Frauen. Scheinbar ist ein Frauenhasser am Werk, zumindest ergeben das die Recherchen im Internet. Aber auch eine ultra-brutale, türkische Verbrecherorganisation scheint sich in Schweden ein Standbein verschaffen zu wollen. Sogar der Einsatz von Wölfen als Foltermittel scheint die Männer nicht zu schocken. Zack und das Team verfolgen mehrere Spuren und es kommt zu weiteren Toten. Der Polizei läuft die Zeit davon, wollen sie weitere Morde verhindern..
Hochspannend, actionreich und hart kommt der Roman der beiden Autoren daher. In guter skandinavischer Tradition treiben sie den Adrenalinpegel raffiniert in die Höhe. Dem Leser wird dabei das Kopfkino überlassen, allzu brutale Szenen werden nicht dargestellt, sondern nur als grausiges Ergebnis präsentiert. Zack, der kampfsportversierte Antiheld, gewinnt die Sympathien des Lesers trotz seiner ausschweifenden Eskapaden und seiner Freundschaft zu einem Kriminellen. Mit kurzen Worten: ein Spitzenthriller, der sich rasant liest und keine Längen hat.