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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2020
Das Lied der Sonne
Wolf, Jennifer

Das Lied der Sonne


sehr gut

Triologie. In „Das Lied der Sonne“ wird Lanea vor eine große Herausforderung gestellt.

Großkönig Rasmus liegt im Sterben. Sein Nachfolger Aaren darf nur regieren, wenn er heiratet. Die ranghöchsten Mädchen aus jedem Land in Valean sollen nach Kingsplains reisen. Der Vater von Häuptlingstochter Kanani ersinnt einen Plan, wie er sie schützen kann. Kananis beste Freundin Lanea soll in ihre Rolle schlüpfen und die Reise antreten.

Das Leben der Menschen in Palilan im Einklang mit der Natur, ihre Liebe zu Sonne und Meer, hinterlässt Eindruck. Die Idylle, Zusammenhalt und Miteinander, sind gut in Szene gesetzt. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Lanea erzählt. Sie merkt, dass sich ihre Freundin Kanani sorgt, ahnt jedoch nicht, was dahinter steckt. Das Thema „Vorurteile“ nimmt Raum ein. Die Menschen aus Palilan gelten als Wilde. Kaum einer von ihnen kennt die Welt außerhalb ihres Landes. Welches Geheimnis verbirgt Laneas Mutter Okelanie? Sie scheint sich darauf zu freuen, ihr Tochter zu begleiten. Das Rätsel um Okelanie und der Rollentausch Kanani und Lanea sorgen für Spannung. Auch um Prinz Aaren gibt es ein Geheimnis. Er wirkt wie ein Phantom. Ist er genauso grausam wie sein Vater? Die Gegensätze zwischen Arm und Reich berühren. Vorurteile, Ungerechtigkeiten, Machtgier, Hass, Intrigen, es gibt Parallelen zu unserer heutigen Zeit. Lanea zeigt ihr gutes Herz mit Mitgefühl, Sorge und Liebe. Alle aus ihrem Volk sind Sympathieträger und erinnern an unsere Ureinwohner. Sie brauchen kein Geld als Zahlungsmittel. Die Natur gibt ihnen alles, was sie brauchen. Mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte gewinnt der Roman an Zauber. Widrigkeiten und Herausforderungen stehen ihnen im Weg. Erste Rätsel werden gelöst und neue tauchen auf. Eine lauernde Gefahr unterstreicht die Aussichtslosigkeit. So manche Passage hätte eine größere Seitenanzahl verdient. Im letzten Buchdrittel driftet die Handlung etwas ins Kitschige ab. Nicht jedes Verhalten ist nachvollziehbar. Der lang erwartende Showdown ist viel zu kurz geraten. Das Ende versöhnt. Wird es eine Fortsetzung geben?

Die mystische und kreative Gestaltung setzt den Titel edel in Szene und stimmt auf eine ungewöhnliche Geschichte ein. „Das Lied der Sonne“ wird für Jugendliche ab 14 Jahren empfohlen und spricht auch Erwachsene an. Eine abenteuerliche Liebesgeschichte mit viel Herz und Ideenreichtum erzählt.

Bewertung vom 23.03.2020
Das eiserne Herz des Charlie Berg
Stuertz, Sebastian

Das eiserne Herz des Charlie Berg


sehr gut

„Das eiserne Herz des Charlie Berg“ ist der Debüt-Roman von Autor, Medienkünstler, Musikproduzent und Podcaster Sebastian Stuertz. Charlies Wunschtraum gerät durch ungeahnte Widrigkeiten ins Wanken.

Der Zivildienst im Leuchtturm der Vogelwarte ist in trockenen Tüchern. Sehnsüchtig wartet Charlie Berg auf den Moment, dass er ausziehen kann, und dann löst ein schicksalhaftes Ereignis eine Kettenreaktion aus.

Der Roman spielt in Piesbach in den 90ziger Jahren. Der erste Satz bildet einen perfekten Einstieg in eine kuriose, schräge und ungewöhnliche Geschichte. Charlie hat einen überdurchschnittlichen Geruchssinn und nimmt die Ereignisse über Duftkombinationen wahr. Die Idee ist originell und unterstreicht die jeweilige Atmosphäre auf besondere Art und Weise. Charlie Berg hat einen Hang zur Perfektion, liebt bestimmte Parfümsorten und führt ein Archiv, in dem er seine Dokumention der Ereignisse festhält. Seine Schwester ist Autistin und verrückt nach Büchern. Jedes Familienmitglied hat seine speziellen Eigenarten. Rückblicke entführen den Leser in Charlies Kindheit und erzählen von einer ungewöhnlichen Freundschaft, Mobbing und Charlies Weg zur Supernase. Der Roman sprüht vor Einfallsreichtum, Warmherzigkeit und schrägen bis spannenden Verwicklungen. Die Kindheit mit Oma entwickelt sich zur eigenen Geschichte. Traditionen und Abenteuer, die Oma ersetzt eine kaltherzige Mutter, die sich längst von ihren Kindern abgewandt hat und mit deren Liebe sie nichts anfangen kann. Nicht nur Hauptfigur Charlie macht eine Entwicklung durch. Jeder Charakter wirkt, als hätte ihm der Autor Leben eingehaucht. Der Mittelteil des Romans ist ein bisschen zu sehr von Pubertät und skurriler Experimentierfreude geprägt. Abgedreht und drüber, der Eindruck entsteht. Zum Schluss nimmt die Geschichte noch einmal richtig Fahrt auf. Überraschende Wendungen und Paukenschläge bringen zum Staunen und Schmunzeln. Hier offenbart sich der sehr gut durchdachte Plot. Schräges darf nicht fehlen. Selbst in den letzten Sätzen sprühen noch einmal die Funken.

Der Titel lässt nur annähernd erahnen, was sich dahinter verbirgt. Das Cover zeigt eine märchenhafte Idylle und lässt die weiße Schrift ins Auge springen. Auf das „Das Eiserne Herz des Charlie Berg“ kann man nicht vorbereiten. Der 720-Seiten-Wälzer hat einen hohen Unterhaltungswert für alle, die über außergewöhnliche und schräge Geschichten schmunzeln und lachen können und sich auch mal zum Kopfschütteln verleiten lassen. Im Nachhinein lässt sich das Potpourri sogar als Liebesgeschichte bezeichnen. Eintauchen und mitreißen lassen!

Bewertung vom 15.03.2020
Haarmann
Kurbjuweit, Dirk

Haarmann


ausgezeichnet

In „Haarmann“ taucht Autor und Journalist Dirk Kurbjuweit in den spektakulären Kriminalfall rund um den Serienmörder Fritz Haarmann ein und strickt daraus einen packenden Kriminalroman.

Kommissar Robert Lahnstein wird nach Hannover versetzt. Die Ermittlungen in einer Vermissten-Serie stecken fest. Spekulationen verlaufen im Sande. Kein Muster ist in den Fällen der verschwundenen Jungs zu erkennen. Es gibt keine Leichen und keine Spur. Ihm Polizeiarchiv macht Lahnstein eine seltsame Entdeckung.

Das Schicksal eines Jungen, seine Hoffnungen und Ziele berühren. Der Leser begleitet ihn auf seiner Reise. Er wird zum roten Faden der Geschichte. Handlungswechsel, Hysterie und Gerüchte, die Vermissten-Serie schürt die Angst der Menschen. Kommissar Robert Lahnstein steht unter Druck, die stetig ansteigende Zahl von Fällen aufzuklären. Persönliches macht die Hauptfigur zusätzlich greifbar. Er hat mit einem Trauma zu kämpfen, das ihn in Alpträumen heimsucht. Ihn quälen privat und beruflich Schuldgefühle. Bald glaubt Lahnstein nicht mehr an die Theorien, wohin die Jungs verschwunden sein könnten. Die Suche nach dem Motiv lässt ihn nicht ruhen. Kurze Sätze verdichten die Atmosphäre. Das Düstere und der Gruselfaktor steigern sich im Laufe der Geschichte. Perspektivwechsel zwischen Ermittler, Opfer und Täter unterstreichen den zunehmenden Schrecken. Trauer und Verlust, die Sicht der Mütter, Verzweiflung, Unglauben, Hoffnung, bewegt. „Ich komme wieder, sagte sie, so lange, bis Sie unser Kind gefunden haben, bis Sie uns sagen können, wie unser Kind gestorben ist. Vorher finden wir keine Ruhe. Es ist Ihre Pflicht, uns unseren Sohn zurückzugeben, auch wenn er nicht mehr lebt.“ Hannover in den 20er Jahren, Geschichte und Politik, Lahnstein wird zum Spielball der Akteure und zweifelt zunehmend an sich und seinen Fähigkeiten. Der Plot ist mit all seinen Facetten, besonders auch Lahnsteins privatem Verlust, raffiniert gestrickt. Wahrheiten und Ausmaß im letzten Buchdrittel sind schwer zu ertragen. Der Krimi geht unter die Haut, offenbart menschliche Schwächen und Verstrickungen, Ignoranz, Lügen und Täuschungen. Lahnstein ist eine gewichtige Hauptfigur, kein Held, sondern einer, der mit Widrigkeiten, Vertrauensverlusten, Intrigen und Mauern des Schweigens zu kämpfen hat und den Ereignissen zeitweise ohnmächtig gegenüber steht.

Das Cover setzt das Bedrohliche wirkungsvoll in Szene. Der kurze, prägnante Titel entfaltet seine Wirkung. „Haarmann“ entwickelt von Anfang an eine ungewöhnliche Intensität und lässt den Leser nicht mehr los. Menschliche Abgründe erschüttern. Ein Kriminalroman, der auch nach dem Zuklappen des Buches noch düster nachhallt.

Bewertung vom 13.03.2020
#klimaretten
Grießhammer, Rainer

#klimaretten


sehr gut

„#Klimaretten – Jetzt Politik und Leben ändern“ von Autor Prof. Dr. Rainer Grießhammer, Professor für Nachhaltige Produkte an der Universität Freiburg, gibt Denkstöße, fordert zum Handeln auf und zeigt eine Welt auf wie sie sein könnte. Nach "Der Öko-Knigge" und "Der Klima-Knigge" sein neuestes Werk.

„Wenn man erfolgreich sein eigenes Leben ändern und auch andere dazu animieren will, braucht man eine gute Strategie, gute Argumente und gute „Erzählungen“, die attraktive Visionen und Alternativen beschreiben und Orientierung und Zuversicht vermitteln.“

Der Titel ist Programm. Auf verständliche und übersichtliche Weise hilft Prof. Dr. Rainer Grießhammer Zusammenhänge von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bei der Klimarettung besser zu verstehen. Er zeigt die Probleme und Maßnahmen auf und weist auf Dringlichkeit, Verbesserungsmöglichkeiten und Lösungen hin. Ein Handbuch und Nachschlagewerk für Aktivisten und Konsumenten. Fakten, Werte und Argumente für Streitgespräche, Diskussionen und zum Wachrütteln. Unbequeme Wahrheiten kommen auf den Tisch. Einiges ist schon bekannt, wird aber mit Studien und Quellen untermauert. Siebzig grün unterlegte Sondertexte bringen die Dinge auf den Punkt und sind schnell aufzufinden. Interessant ist auch der Rückblick auf die Umweltbewegungen, die es schon lange vor „Fridays for Future“ gab, und was sie bewegen und ändern konnten. Heute heißt das Schlagwort „Transformation“. „Bei einer Transformation wird das bisher vorherrschende System in ein anderes gewünschtes System überführt.“ In allen Bereichen unseres Lebens, von der Ernährung, übers Wohnen bis zur Mobilität, sind Veränderungen nötig, um die Klimaerhitzung zu stoppen. Die Reduktion des Überflusskonsums ist unumgänglich. Mit Hilfe dieses Buches fällt es leicht, die Komfortzone zu verlassen und sein Verhalten zu ändern. Denn am Ende profitiert jeder Einzelne vom Umdenken und Handeln, von einer Wertediskussion, neuen Gesetzen und einer Änderung der Subventionspolitik. Saubere Luft, mehr Gemeinschaft, mehr Wohnqualität, weniger Betonwüsten, mehr Natur, eine bessere Welternährung, keine Hungersnöte, die Erhaltung der Artenvielfalt, keine Abholzung der Regenwälder. Um nur einige der Vorteile zu nennen. 260 Seiten Motivation und ein Appell an alle.

Das Cover weckt die Neugierde auf ein aktuelles Thema. Sehr gut ist die globale Umweltbewegung in Szene gesetzt. „#Klimaretten – Jetzt Politik und Leben ändern“ spricht Jugendliche ab 16 Jahren wie Erwachsene an, stillt den Informationshunger und erfüllt die Erwartungen an ein brandaktuelles Nachschlagewerk. Sehr empfehlenswert auch für Politiker. Ein bisschen zu kurz kommt das Thema „Forschung“ mit weiteren Alternativen z.B. zum Thema Wind- und Sonnenenergie.

Bewertung vom 09.03.2020
Verkauft
Dennig, Constanze

Verkauft


weniger gut

In Alma Liebekinds viertem Fall „Verkauft“ von Autorin Constanze Dennig lässt eine seltsame Beobachtung die Hobbykriminalistin nicht mehr los.

Ein Krankenhausaufenthalt hat für die Psychiaterin Alma Liebekind ungeahnte Folgen. Sie steckt bald mitten in einem undurchsichtigen Fall und startet eigene Ermittlungen. Was steckt hinter dem kuriosen Leichentransport? Geht es um Vertuschung, und wenn ja, was verbirgt sich dahinter?

„Steckbrieflich bekannt“ sind alle wichtigen Akteure am Anfang des Buches aufgelistet. Ein nettes Plus, was auch die Übersicht für Neulinge der Krimireihe erleichtert. Mit dem Erzählstil, speziellen Begriffen und Ausdrücken, kommt österreichisches-wienerisches Flair auf. Die Übersetzungen unter dem Text nehmen zu. Von Anfang an liegt die Gewichtung weniger auf der rätselhaften Beobachtung und den Hintergründen sondern auf Persönlichem, Befindlichkeiten von Alma und ihrem Umfeld, Zwistigkeiten mit Freundin Erika und Co und dem Geplänkel mit der Mutter. Ein bisschen lang sind im ersten Buchdrittel die Kapitel geraten. Der Unterhaltungswert von Familien- und Liebesleben nimmt im Laufe der Geschichte ab. Einiges wiederholt sich. Auffällig sind das langsame Tempo, viele Dialoge und die fehlende Spannung. Das aktuelle Flüchtlingsthema wird teils gut mit den seltsamen Vorkommnissen verstrickt, aber die Fäden werden nicht fesselnd weitergesponnen. Wichtige Details versanden und werden spät wieder aufgenommen. Das emsige Mutter-Tochterduo und Almas Alleingänge bilden das Zentrum der Geschichte. Nicht jeder Plan ist wirklich gut durchdacht. Warum es über lange Strecken zu keiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Polizei kommt, bleibt ein Rätsel. Dickköpfigkeit und Eigensinn von Alma und ihrer Mutter reichen als Begründung nicht aus. Ein bisschen zu viel Psychologie. Almas zahlreiche Träume wollen sich selten recht und schlüssig integrieren. Der Plot überzeugt nicht. Theorien, Indizien und wenig Fakten bis zum Schluss. Die Auflösung wird viel zu rasant abgehandelt, als wäre sie ein unwichtiges Anhängsel. Viele Nebenfiguren bleiben zu blass. Es kommt nicht der Drang auf, mitzufiebern.

Die Coverszene unterstreicht die Düsternis des Falls. Der Titel ist nicht kreativ, weckt aber die Neugierde auf den Krimi. „Verkauft - Alma Liebekind ermittelt“ ist eine in sich abgeschlossene Geschichte. Wer die Protagonisten besser kennenlernen möchte, startet mit dem ersten Fall. Die Krimi-Erwartungen werden nicht erfüllt. Die Mutter-Tochterbeziehung hat etwas Schräges. Gegenseitig werfen sich die beiden die Bälle zu. Fürsorge kommt nicht nur von Seiten der Mutter, auch der Geliebte übt sich darin. Wer Geplänkel, überspitzte Beziehungsklamotte und Co liebt, liegt mit diesem Buch richtig. Eine kurzweilige Lektüre für den Urlaub.

Bewertung vom 03.03.2020
Der Drache der Berge / Dragon Ninjas Bd.1
Petrowitz, Michael

Der Drache der Berge / Dragon Ninjas Bd.1


sehr gut

In Band 1 „Dragon Ninjas – Der Drache der Berge“ von Autor Michael Petrowitz verändert sich Lian Flemmings Leben von einer Minute zur anderen, und er muss sich großen Herausforderungen stellen.

Sein zehnter Geburtstag verläuft völlig anders als gedacht. Lians Mutter hat ein Geheimnis verborgen. Die Wahrheit kommt erst ans Tageslicht, als ein Fremder vor der Tür steht. Was geht hier vor?

Ein Plan muss vereitelt werden. Der direkte Einstieg gibt Aufschluss über die Feindschaft zwischen Tiger Ninjas und Dragon Ninjas. Ein übermächtiger Gegner scheint kaum zu stoppen. Der tierliebe Lian und sein Kater Mister Nox sind sympathische Hauptfiguren. Mit der schlagartigen Veränderung und einem Verlust kommt Lian ein bisschen zu schnell klar, obwohl sich sein Eifer und seine Neugierde nachvollziehen lassen. Originell sind die Ideen zum Ninja-Internat mit seinen Eigenarten und Geheimnissen und die phantasievollen Ninja-Details. Bald gesellen sich zu Lian zwei weitere Hauptfiguren mit hohem Unterhaltungswert. Die Entstehung der Freundschaft wird sehr gelungen erzählt. Eine Wendung überrascht und bringt zum Schmunzeln. So mancher Eindruck trügt, und der ein oder andere wird unterschätzt. Die Themen „Vorurteile und Mobbing“ fließen mit ein. Schnell kommt Mitgefühl auf. Gut und Böse treffen aufeinander. Ein waghalsiger Plan, eine Mission und Rätsel sorgen für Spannung. Die Illustrationen von Marek Bláha untermalen das Abenteuer auf eigenwillige und humorvolle Weise. Drachen und Ninjas in einer Geschichte, das ist eine ungewöhnliche Kombination. Der Plot ist gut durchdacht, bietet Action und Überraschungen und hat auch etwas Lehrreiches parat. Misstrauen, Widerstände, Mut und Tapferkeit, Zusammenhalt und Freundschaft, das Ende ist stimmig. Auf eine Fortsetzung mit dem ungewöhnlichen Trio darf man sich freuen.

Der Titel wird effektvoll in Szene gesetzt. Die Cover-Illustration passt zur Ninja-Story. Das Abenteuer weckt die Neugierde. „Dragon Ninjas – Der Drache der Berge“ ist für Kinder ab 8 Jahren gedacht und spricht Mädchen wie Jungs an. Nicht die Kampfkunst steht im Vordergrund sondern die Geschichte. Eine gute Ergänzung ist am Ende des Buches die Liste mit den wichtigsten Begriffen in der Welt der Ninjas.

Bewertung vom 01.03.2020
Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1


sehr gut

„Der Freie Hund – Commissario Morello ermittelt in Venedig“ bildet den Auftakt zur neuen Serie des Autorenduos Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo.

Um ihn aus dem Fadenkreuz der Mafia zu nehmen, wird Commissario Antonio Morello nach Venedig versetzt. Kaum angekommen, bekommt er es als Leiter der Abteilung für Gewaltverbrechen mit einem neuen Fall zu tun. Ein Mord gibt Rätsel auf.

Antonio Morello schleppt ein Trauma mit sich herum, das ihm Alpträume beschert. Andeutungen reichen aus, um zu erahnen, was passiert ist. Der mürrische Commissario stellt Venedig auf den Kopf. Seine Versetzung setzt ihm schwer zu, die Sehnsucht nach der Heimat ist groß. Morello wird zur tickenden Zeitbombe für seine Gegner, denn es fällt ihm schwer, sich an Regeln zu halten und er lässt sich nicht ausbremsen. Die Hauptfigur hat viel Persönlichkeit, Ecken und Kanten. Eine stets lauernde Gefahr sorgt für Spannung. Ist Morello in Venedig wirklich in Sicherheit? Laut ungeschriebenem Gesetz mordet die Cosa Nostra nur in Sizilien. Ein Sizilianer in Venedig, die Brisanz um Morello, sein Eigensinn und seine Sturheit werden mit viel Lokalkolorit verflochten. Kultur, Geschichte, regionale Spezialitäten, das Autorenduo schafft eine lebendige, realitätsnahe Atmosphäre. Venedigs aktuelle Probleme, Zwiespalt und Schutz einer besonderen Stadt, Eigenarten und Gewohnheiten der Venezianer fließen in den Krimi mit ein. Das Team mit dem Freien Hund an der Spitze muss sich erst zusammenraufen. Auch die private Seite des Commissarios tritt zu tage. Die Ermittlungen werden von all den Details und Beschreibungen untermalt. Das Krimiflair profitiert von den vielen Extras, besonderen Handlungsorten und den Aktionen an Land und auf dem Wasser. Morello schlägt viel Gegenwind entgegen, er muss sich durchbeißen, behaupten und beweisen. Er hat ein gutes Gespür, bringt sich aber auch unnötig in Gefahr. Im letzten Buchdrittel nimmt das Tempo zu. Der Showdown ist gut konstruiert, hätte aber gerne noch rasanter und überraschender sein können.

Der ungewöhnliche Titel weckt die Neugierde. Viel Anziehungskraft hat der besondere Handlungsort. „Der freie Hund – Commissario Morello ermittelt in Venedig“ ist ein gelungener Start der Morello-Krimireihe. Die gegensätzlichen Charaktere im Ermittlerteam bieten viel Reibungspunkte. Aktuelle Themen werden effektvoll in den Plot integriert. Filmreif erzählt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2020
Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle / Eddie Fox Bd.1
Szillat, Antje

Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle / Eddie Fox Bd.1


gut

„Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle“ von Autorin Antje Szillat bildet den Auftakt zur Kinderbuchreihe um den Geist eines jungen Grafen. Eine Herausforderung hat es in sich.

Graf Eddie mag keine Kinder. Ausgerechnet aus Stormy Castle soll eine Schule werden. Klar, dass Eddie und seine beste Freundin Fledermaus Tilla alles daran setzen, dass die Störenfriede wieder verschwinden.

Die Figurenvorstellung am Anfang des Buches verspricht jede Menge Lesespaß. Originell sind die Ideen zum jungen Grafen-Geist und seiner kurzsichtigen Fledermaus. Die verlassene Burg ist ein toller Handlungsort. Namen wie „Stormy Castle“ bringen zum Schmunzeln. Die Erwartungen an Eddies und Tillas Abenteuer schnellen hoch. Leider hat die Geschichte selbst wenig Überraschungen parat und kaum neue Einfälle kommen zum Vorschein. Zu viele Ähnlichkeiten mit anderen Spukabenteuern. Die Story lebt von insgesamt drei originellen Charakteren und ihren Eigenarten. Diese bieten eigentlich genug Möglichkeiten für humorvolle und unterhaltsame Szenen. Eddies Abneigung gegen alle Kinder wirkt übertrieben, auch wenn seine schlechten Erfahrungen nachzuvollziehen sind. Ungewöhnlich umgesetzt wird das Thema „Freundschaft“. Hier entfaltet sich die Warmherzigkeit und zeigt sich gleich in mehreren Facetten. Ein besonderes Detail verleiht der Geschichte Magie. Aber auch hier hätte viel mehr Zauber entstehen können. Neben dem ungewöhnlichen Trio wirken die restlichen Charaktere zu blass und austauschbar. Beim nächsten Band darf gerne noch viel mehr Phantasie ins Spiel kommen und bei den Herausforderungen noch ein kreatives Schippchen drauf gelegt werden. Die Einzigartigkeit dieser Kinderbuchreihe sollte mehr herausgestellt werden.

Die Cover-Illustration hat Humor und stimmt auf ein ungewöhnliches Abenteuer ein. Titel, Drache und Fledermaus machen neugierig auf die Geschichte. „Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle“ ist ein kurzweiliges Leseabenteuer für die ganze Familie, eignet sich gut zum Vorlesen für Kinder ab 8 Jahren und als Urlaubslektüre. Es spricht mehr Mädchen an als Jungs. Die lustigen Illustrationen von Susanne Göhlich untermalen den Unterhaltungswert. Nur die Fledermaus sieht ein bisschen aus wie ein kleines Schweinchen mit langen Ohren. Tilla schüttelt den Eindruck lässig ab.

Bewertung vom 23.02.2020
Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0
Sullivan, Michael J.

Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0


ausgezeichnet

In „Im Schatten des Kronturms“, Riyria-Chroniken 1, erzählt Autor Michael J. Sullivan die Vorgeschichte zu seiner Riyria-Reihe um Hadrian und Royce, die mit der „Der Thron von Melengar“ startet.

„Es war ein anderer Hadrian, eine jüngere Version, den er auf der anderen Seite der Welt zurückgelassen hatte und vor dem er immer noch weglief.“ Kaum vom Schiff hat Hadrian Blackwater eine unliebsame Begegnung und wird in eine Auseinandersetzung verwickelt.

Schon der erste Satz hat Galgenhumor und könnte effektvoller nicht gewählt sein. Sehr gelungen ist die überraschende Entwicklung. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Düster und rätselhaft geht es bei Hadrians Reise zu. Seltsame Vorkommnisse steigern den Gruselfaktor. In der parallel laufenden zweiten Handlung überschlagen sich die Ereignisse. Der Schrecken hat einen Namen. Gibt es ein Entrinnen? Die Machtlosigkeit erschüttert. Wie stehen die Geschehnisse in Verbindung? Zwei rote Fäden, deren Verknüpfung nur langsam zu tage tritt. Eine Nebenfigur wächst mit Tatendrang und Frechheit schnell ans Herz. Der Plot ist gut inszeniert. Die Geschichte fesselt mit ihren Facetten, unterschiedlichen Bedrohungen und gegensätzlichen Charakteren. Was hat es mit dem wortkargen Fremden auf sich? Im Hexenkessel der Gerüchte und Spekulationen brodelt es. Misstrauen, Angst und kaltblütige Pläne. Nichts und niemand ist sicher. Gefahren lauern überall. Der sympathische Hadrian gerät immer wieder in kniffelige Situationen, hat seine Stärken und Schwächen. Originell ist wie er und Royce zusammentreffen. Zwei rohe Diamanten, denen der Schliff fehlt und die ständig aufeinander prallen. Der Zündstoff der Gegensätze und die Dialoge haben einen hohen Unterhaltungswert. Im letzten Buchdrittel nehmen Humor, Schlagfertigkeit und Spannung zu. Staunen und Fassungslosigkeit nehmen Auseinandersetzungen und Kampfgeschehen die Schwere. Ein sehr gelungener Auftakt der Chroniken, der hoffentlich noch viele Bände nach sich zieht.

Das Cover hat Seriencharakter und schürt die Erwartungen auf ein packendes Abenteuer. „Im Schatten des Kronenturms“ ist ein unverzichtbares Plus für alle Riyria-Fans und die, die es noch werden wollen. Autor Michael J.Sullivan fesselt mit seinem einzigartigen Erzählstil, ausgefeilten Persönlichkeiten und einer filmreifen, sehr lebendigen Story. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 17.02.2020
Der Empfänger
Lenze, Ulla

Der Empfänger


gut

„Der Empfänger“ ist nach „Die endlose Stadt“, „Der kleine Rest des Todes“, „Archanu Amman“ und „Schwester und Bruder“ der neueste Roman von Autorin Ulla Lenze. 2016 wurde sie für ihr Gesamtwerk mit dem „Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft“ ausgezeichnet.

„Vor dem Kriegseintritt der Amerikaner brodelt es in den Straßen New Yorks. Antisemitische und rassistische Gruppierungen eifern um die Sympathie der Massen, deutsche Nationalisten feiern Hitler als den Mann der Stunde. Der deutsche Auswanderer Josef Klein lebt davon relativ unberührt; seine Welt sind die multikulturellen Straßen Harlems und seine große Leidenschaft das Amateurfunken...“ Seine technischen Fähigkeiten und sein Hobby bringen Josef bald in eine gefährliche Situation.

„Dieses Buch ist ein Roman. Obwohl ich die Lebensgeschichte meines Großonkels Josef Klein zu großen Teilen verarbeitet habe, ist die literarische Figur Josef Klein meine Erfindung.“ Die Geschichte wird in zwei Zeitschienen, „New York“ und „Neuss“, erzählt. Weitere Lebensstationen schließen sich an. Josef ist in seine zerstörte Heimat zurückgekehrt und lebt bei Bruder Carl und Schwägerin Edith. Unausgesprochenes, die Sprachlosigkeit ist in Szenen und Verhalten spürbar. Josefs Bruder Carl sieht es als Pflicht an, ihn aufzunehmen. Nur die Tatsachen schwimmen an der Oberfläche. Wie ein dunkler Schatten hängen Geheimnisse, Einzelschicksale und ihre düsteren Wege im Raum. Durch die Rückblicke erfährt der Leser mehr über Josefs Leben davor und wie er sich in eine aussichtslose Lage manövriert. Das Leben in der Erstarrung in Neuss bildet einen starken Kontrast zum brodelnden New York. Josefs treuer Freund ist die ausgesetzte Hündin Princess. Seine zweite Leidenschaft gehört dem Amateurfunken. „Leise Signale tröpfelten durch einen Strom aus Knistern und Pfeiftönen. Er sendete sein Rufzeichen, dann ein CQ, come quick. Er wiederholte das ein paar Mal und genoss das Weltraumrauschen und Knistern, das Gefühl, die ganze Welt zu sich strömen zu lassen.“ Autorin Ulla Lenze gewährt atmosphärisch starke Einblicke in das schicksalhafte Leben ihrer fiktiven Hauptfigur, die Zeit in Amerika, während des zweiten Weltkriegs und ins Nachkriegsdeutschland. Ohne es anfangs zu bemerken, wird Josef Klein zur Schachfigur, gerät in einen Strudel, der sich nicht mehr aufhalten lässt. Josefs Suche nach einer Erklärung, der Wahrheit in einem verbohrten, scheinheiligen Umfeld berührt. Verlorenheit, Zerrissenheit und längst verlorene Freiheit, ein Schicksal symbolisch für andere.

Das Cover setzt auf den Titel und die Hauptfigur. Mit den verschwommenen Bildsequenzen werden Schicksalhaftes und Düsteres untermalt. „Der Empfänger“ durchbricht die Sprachlosigkeit und legt den Fokus auf seine sympathische Hauptfigur, die mit einem Fehler perfide und schicksalhafte Domino-Geschehnisse in Gang setzt. Die Frage von Schuld wird von verschiedenen Seiten und anhand gegensätzlicher Protagonisten erläutert, aber nicht ganz aufgedröselt.