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Philo
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 424 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2021
Klima
Klass, David

Klima


ausgezeichnet

Ein Umweltaktivist kämpft für seine Überzeugung, aber mit welchen Mitteln? Für die einen ist er ein Held, für die anderen ein Terrorist. Um die Menschheit auf die drohende Umweltkatastrophe aufmerksam zu machen und sie wachzurütteln, verübt „Green Man“ — wie er vom FBI genannt wird — Anschläge auf Anlagen, wie Staudämme oder Ölfelder und zerstört diese. Daß dabei auch zahlreiche Menschen ums Leben kommen, belastet ihn schwer, wird von ihm aber als unvermeidlich hingenommen. Er will diesen Planeten retten. Vom FBI gejagt, hat man nach fünf Anschlägen noch immer keine vielversprechende Spur. Tom, ein junger genialer Datenanalyst beim FBI wird auf Green Man angesetzt. Dieser versteht zwar die Beweggründe von Green Man, kann aber nicht zulassen, daß bei den Anschlägen Menschen zu Tode kommen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Welchen Anschlag könnte Green Man als Nächstes planen? Aufgrund der bisherigen Anschläge und akribischer Analyse ist Tom in der Lage, sich in Green Man hineinzuversetzen und kommt ihm immer näher.

Green Man plant noch einen letzten verheerenden Anschlag, um dann mit seiner Frau und seinen beiden Kindern ein neues Leben zu beginnen.

Ich finde, man kann durchaus Sympathie für Green Man aufbringen und hoffen, daß es ihm gelingt, mit seiner Familie einen neuen Anfang zu wagen. Andererseits wünscht man Tom einen Fahndungserfolg. Die Morde an den unschuldigen Menschen, die bei den Anschlägen ums Leben kamen, müssen gesühnt werden. Man befindet sich in einem Zwiespalt, und auch Tom ist nicht frei davon.

Ein hoch interessantes Buch über einen Umweltaktivisten, der glaubt, die Umweltzerstörung aufhalten zu können und dabei Grenzen überschreitet. Zum Schluß deckt der Autor die Karten auf. Wer ist Green Man wirklich? Ein unerwartetes Ende in einem spannenden und sehr lesenswerten Buch .

Bewertung vom 06.04.2021
Fritz und Emma
Leciejewski, Barbara

Fritz und Emma


ausgezeichnet

Fritz und Emma ist ein Buch, das mich zutiefst bewegt hat. Hier gewinnen Nächstenliebe, Herzenswärme, viel Geduld und Engagement für die 821 Einwohner in dem kleinen Ort Oberkirchbach die Menschen für sich. So ist es nicht nur die Geschichte von Fritz und Emma, die sich siebzig Jahre lang aus dem Weg gingen, obwohl sie als Kinder eng befreundet waren und sich nie mehr trennen wollten, bis ein schreckliches Ereignis sie auseinander brachte. Es ist vielmehr auch die Geschichte des Pfarrerehepaares Jakob und Marie, die neu in der Gemeinde sind und sich mit ihrer ganzen Menschenliebe den in Oberkirchbach lebenden Menschen widmen. Insbesondere Marie versucht, eine Verbindung zwischen den Alteingesessenen und den Hinzugezogenen herzustellen. Sie geht mit so viel Empathie auf die Menschen zu, daß es zu Herzen geht und mir manches Mal die Tränen in die Augen treibt. Besonders widmet sie sich Fritz und Emma, die dem Buch den Titel verleihen, und deren Geschichte etwas ganz besonderes ist und dieses Buch so lesenswert machen.

Bewertung vom 27.03.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


gut

Der Autor zeichnet ein düsteres Bild des Klimawandels in den kommenden zehn Jahren. Die Protagonistin Leela ist schwanger mit Zwillingen und wartet auf die Rückkehr ihres Freundes Jakob, der als Glaziologe in der Antarktis arbeitet. Bei dem Abbruch einer riesigen Eisscholle kommt Jakob ums Leben. Zuvor aber hatte er Leela noch geheime Forschungsergebnisse übersandt, die sie an Vertrauenspersonenen weitergeben soll.

Es beginnt ein gnadenloser Kampf zwischen politischen Kräften und Umweltaktivisten. Der Autor beschreibt, wie die Welt in 10 Jahren aussehen könnte. Hochwasser in Deutschland, Dürreperioden in Afrika, und an den Polen schmelzen die Gletscher. Ein Szenario, das man sich nicht vorstellen kann und noch weniger erleben möchte. Aber die Politik bleibt uneinsichtig und vieles scheint real.

Das Anliegen des Autors kann ich nachvollziehen. Man kann nicht oft genug
und äußerst nachdrücklich die Klimakatastrophe in den Fokus rücken. Höchste Zeit, dass etwas geschieht. Dass aber eine junge Frau, die dazu noch schwanger ist, in der Lage sein soll, den Kampf gegen die politisch Mächtigen und die Superreichen dieser Welt, denen es nur um Macht und Geld geht, aufzunehmen, macht die Geschichte unglaubwürdig. Zwar hat sie Verbündete, aber deren Pläne zur Weltrettung sind hochtrabend und verfehlen oft das Ziel. Zurück bleiben immer Tote, und Leela ist ständig auf der Flucht.

Der Autor beschreibt Visionen, bei denen sich nichts zum Guten wendet, es bleiben nur Verlierer zurück. Und der Einblick in das Leben einer Sekte, den der Autor seinen Lesern gewährt, ist gnadenlos, hat aber mit dem übrigen Geschehen nichts zu tun und ist für die Handlung bedeutungslos.

Ich habe das Buch zwar zu Ende gelesen, habe aber nach der Hälfte eine Pause eingelegt, als mir die Gewalttaten zu viel wurden. Wer starke Nerven hat, möge sich selbst ein Bild von den Vorstellungen des Autors machen.

Bewertung vom 21.03.2021
Die Erfindung der Welt
Sautner, Thomas

Die Erfindung der Welt


ausgezeichnet

Das war mein erstes Buch von Thomas Sautner. Ich bin total begeistert von der Geschichte, auch wenn sie ganz anders verlief als ich es mir aufgrund der Buchbeschreibung vorgestellt habe. Die Sprache und vor allem wunderbare Wortschöpfungen haben mich für den Autor eingenommen.

Die Schriftstellerin Aliza Berg fährt nach einem anonymen Auftrag, mit G unterzeichnet, und vorab bereits hoch dotiert, in den kleinen Ort Litstein, um dort das geforderte Buch über „das Leben“ zu schreiben. Der Radius, in dem die zu beschreibenden Menschen leben, ist klein, mittendrin Burg Hohensinn, in der das gräfliche Ehepaar Elisabeth und Georg von Hohensinn lebt. Hier quartiert sich Aliza ein. Es sind nicht viele Protagonisten, denen man begegnet, aber alle sind besondere Personen, die in nicht erwarteten Beziehungen zueinander stehen.

Jede einzelne Figur ist gut charakterisiert, und ich konnte mir alle sehr gut
vorstellen und ihre zum Ausdruck gebrachten Gefühle verstehen.

Mal wird die Geschichte in der Ich-Form aus Sicht von Aliza beschrieben, mal aus der Sicht eines unbekannten Erzählers.

Auf dieses Buch muss man sich einlassen. Der Autor legt sein Augenmerk nicht nur auf seine Protagonisten, sondern auch auf die die Burg umgebende Landschaft
mit großem Waldbestand und Seen. Sein Anliegen ist es, den Lesern Flora und Fauna näherzubringen. Der Ausflug ins Weltall hat mich überwältigt, aber auch ein wenig überfordert.

Es ist ein ganz wunderbares Buch, dem ich viele Leser wünsche und es deshalb mit 5 Sternen und einer Leseempfehlung versehe.

Bewertung vom 17.03.2021
Johanna spielt das Leben
Falk, Susanne

Johanna spielt das Leben


sehr gut

Das Buch beschreibt das Leben der Burgschauspielerin Johanna Neuendorff in den Jahren zwischen 1949 und 1961. Johanna hat ihr ärmliches Elternhaus hinter sich gelassen. Die Mutter ist Putzfrau, der Vater Kriegsinvalide. Im Haushalt lebt noch die geistesgestörte Tante Mitzi, der noch eine besondere Rolle im Verlaufe der Geschichte zukommen soll. Johannas Traum ist es, Schauspielerin zu werden und mit gerade mal 19 Jahren kann sie bereits ihre ersten Erfolge an der Wiener Burg feiern. Nach einer Aufführung lernt sie den Juristen Georg kennen und verliebt sich in ihn. Sie heiraten als Johanna schwanger wird, aber das Kind wird tot geboren. Johanna widmet sich nun wieder voll und ganz ihrer Karriere, aber 10 Jahre später kommt ihre Tochter Lore zur Welt. Und nun erwartet ihr Mann, daß sie sich ganz dem Kind und dem Haushalt widmet. Aber Johanna will zurück auf die Bühne.

Die Autorin versteht es sehr gut, die Konflikte, die nun zwischen Johanna und ihrem Mann auftreten, zu beschreiben. Für beide kann ich keine ungeteilte Sympathie aufbringen. Johanna kann sich mit ihrer Mutterrolle nicht abfinden und vernachlässigt die kleine Lore in meinen Augen. Und Georg, der seiner Frau die Schauspielerei verübelt, erscheint mir auf einmal sehr kleinlich und bieder. Man kann das Leben nicht spielen, und so nimmt die Geschichte ihren Lauf bis zu einem völlig unerwarteten Ende.

Es ist die Geschichte einer Ehe mit allen Höhen und Tiefen, die die beiden Protagonisten zu meistern haben. Mir haben die Abstecher in die Theaterwelt sehr gefallen, vor allem die Begegnung mit vielen bekannten Burgschauspielern aus den 1950er und 1960er Jahren, allen voran Josef Meinrad.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, sie ist gut geschrieben, und es ist leicht, sich hineinzufinden. Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 14.03.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Die Autorin hat eine ganz wunderbare Familiengeschichte erzählt. Sehr gut geschrieben, spannend zu lesen und bestens recherchiert, war es leicht, sich in die Familie Langbein hineinzudenken und die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Albert Langbein gegründete Puppenfabrik in dem kleinen Ort Sonnenberg in Thüringen bis nach der Wiedervereinigung zu begleiten. Hilfreich ist der dem Buch vorangestellte Stammbaum, der hilft, die Protagonisten zuzuordnen. Es handelt sich um einen fesselnden Familienroman, in dem man das Leben und Arbeiten der Familie Langbein über mehrere Generationen miterleben kann. Unter größten Schwierigkeiten führte Albert langbein seinen Betrieb, die Menschen lebten in Armut, zwei Weltkriege mit all ihren Schrecken mußten überstanden werden, aber von Generation zu Generation wurde der Betrieb weitergeführt.

Auch wenn man vieles weiß aus dieser Zeit habe ich doch viel Wissenswertes erfahren über die Zeiten der DDR mit der Verstaatlichung des Betriebes mit all seinen Erschwernissen für die enteigneten Eigentümer bis hin zu der Auflösung des Betriebes nach der Wiedervereinigung. Ich habe viel gelernt über das Handwerk der Puppenherstellung, das sehr anschaulich beschrieben wird.

Die einzelnen Familienmitglieder werden sehr gut charakterisiert. Nicht alle muß man mögen, aber die meisten sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe großen Anteil genommen am Leben der Familie Langbein.

Erinnerungen werden wach, als die Erben der Familie Langbein Iris, Eva und Jan das Haus in Sonnenberg, in dem sie groß geworden sind und glückliche Kindertage verbracht haben, beginnen auszuräumen. Wie erstaunt sie sind, was dabei alles zum Vorschein kommt, und sie verhelfen dem Leser in vielen Rückblicken noch einmal dazu, am Leben dieser besonderen Familie teilzunehmen.

Etwas wehmütig nehme ich Abschied von der Geschichte der Puppenfabrik in Sonnenberg, die mir ans Herz gewachsen ist, die ich begleiten konnte über viele Jahrzehnte, die aber zusamengefaßt in diesem Buch viel zu schnell zu Ende gelesen war. Ein großartiges Buch, welches ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 07.03.2021
Sommer der Träumer
Samson, Polly

Sommer der Träumer


weniger gut

Aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe habe ich mir viel mehr erwartet von dem Buch. Leider hat es mich nur enttäuscht. Der Anfang und das Familienleben von Erika und ihrem Bruder Bobby ist noch nachvollziehbar beschrieben, auch daß Erika mit ihrem Bruder Bobby, ihrem Freund Jimmy und zwei weiteren Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter dem gewalttätigen Vater entflieht und die Einladung von Charmian, einer Freundin ihrer Mutter, nach der griechischen Insel Hydra annimmt, kann ich gut nachvollziehen. Aber ein Sommer zum Träumen ist es für mich nicht geworden. Eigentlich ist niemandem zum Träumen zumute. Charmian lebt mit ihrem Mann, einem Schriftsteller, der aus Krankheitsgründen völlig unleidlich geworden ist, und ihren drei Kindern unzufrieden und in eher ärmlichen Verhältnissen. Sie gehören zu einer Künstlerkolonie, die sich im Sommer auf der Insel tummeln, und es sind deren so viele, daß ich mir keine Mühe gegeben habe, mir all die Namen zu merken oder auseinanderzuhalten. Eine bekannte Figur war darunter, der kanadische Sänger Leonhard Cohen, der hinter allen hübschen jungen Frauen her war, ohne Marianne zu respektieren, mit der er ein Kind hatte. Ihnen allen ist gemeinsam, daß sie ihre Unzufriedenheit und Langeweile in endlosen Partys und Saufgelagen begraben haben. In immer wieder gleichen Begebenheiten und endlos wiederholten Gesprächen wuchs die Langeweile beim Lesen. Das Buch hält nicht, was das schöne Cover und der Klappentext versprechen.

Bewertung vom 24.02.2021
Aus der Mitte des Sees
Heger, Moritz

Aus der Mitte des Sees


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich wirklich ergriffen. Schon der Sprachstil hat mich total mitgenommen. Die vielen kurzen und prägnanten Sätze haben mich fasziniert. Da saß jedes Wort am rechten Platz und traf genau. Ein Buch in einer so wunderbaren Sprache habe ich lange nicht gelesen.

Die beiden Freunde Lukas und Andreas treten als junge Männer in ein Benediktinerkloster ein, um dort viele Jahre als Mönche zu leben. Andreas aus voller Überzeugung, Lukas eher zweifelnd. Dann aber verlässt Andreas das Kloster, heiratet und bekommt einen Sohn. Lukas fühlt sich allein gelassen. In vielen nur in seinen Gedanken stattfindenden Gesprächen setzt er sich mit seinem Freund, auch mit Juliane, seiner Frau, und sogar mit Xaver, dem kleinen Sohn, auseinander. Er stellt sein bisheriges Leben in Frage. Hierzu gehört auch die Auseinandersetzung mit seinem Vater, der auf tragische Weise sein Leben verlor. Ein Rückzugsort für Lukas ist ein Steg, der als Zugang zum nahegelegenen See dient. Hier geht Lukas jeden Tag zum Schwimmen, was ihm hilft, sich wieder selbst zu finden.

Völlig überraschend taucht eine Schwimmerin auf Lukas‘ Steg auf. Eine junge, hübsche Frau. Die beiden kommen sich während vieler, sehr persönlicher Gespräche näher und verlieben sich. Nun gerät Lukas in einen tiefen Gewissenskonflikt. Er muss sich entscheiden zwischen seiner Liebe und dem Verbleib im Kloster, wo ihm die Aufgabe des Priors übertragen werden soll.

Lukas ist der Protagonist des Buches. Seine Charakterisierung hat mir sehr gefallen. Er ist weltoffen und den Menschen zugewandt, insbesondere auch seinen älteren Ordensbrüdern oder den Gästen im Kloster gegenüber. Als Gast in einem Kloster muss es ein tiefes Erleben sein, einem Mönch wie Bruder Lukas zu begegnen. Mich jedenfalls wird er noch eine lange Weile begleiten. Dem Autor ist anzumerken, daß er sich schon des öfteren in einem Kloster zur Einkehr befunden hat.

5 Sterne für ein wahrhaft lesenswertes Buch.

Bewertung vom 16.02.2021
Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


sehr gut

Ein ehemaliger Strafverteidiger, Florian Schieker, und ein Rechtsmediziner, Florian Tsokos, haben sich zusammengetan, um einen Krimi über ein Verbrechen und die anschließende Gerichtsverhandlung zu schreiben. Dies fand ich durchaus spannend, weil ich mir durch die beiden Fachleute interessante Hintergrundinformationen und Einblick in die Arbeit eines Rechtsmediziners und Strafverteidigers erhoffte. Vor Gericht stand der bisher völlig unauffällige Nikolas Nölting, der eines Sonntagsmorgen in einer Bäckerei durch Schüsse zwei Personen verletzte und eine weitere Person tötete.

Wo ist das Motiv? Das versucht der Strafverteidiger Rocco Eberhardt zu ergründen, aber der Täter schweigt. Das macht eine Strafverteidung schwierig. Der Rechtsmediziner, Dr. Justus Jarmer, erstellt ein Gutachten, aber auch das ist schwierig, Nölting schweigt weiterhin. Der Anwalt scheint kein in sich ruhender Charakter zu sein. Er ist in seinen Entschlüssen des öfteren wankelmütig und kann sich zu keinem konkreten Vorgehen durchringen. Anders der Rechtsmediziner. Er hat klare Vorstellungen, und erst nachdem er den Anwalt mehrfach abgewiesen hat, läßt er sich auf ein Gespräch mt ihm ein. Die folgende Zusammenarbeit der beiden ist für beide Seiten von Nutzen.

Die Autoren haben viel Augenmerk auf die Charakterisierung ihrer Protagonisten gerichtet. Die angesehene Richterin leitet die Verhandlungen gekonnt und zielstrebig, wohingegen der Staatsanwalt Dr. Bäumler durch unpassende Einwendungen die Verhandlungen immer wieder stört. Er möchte sich profilieren und drängt auf eine Verurteilung des Täters. Er versucht, die Journalisten auf seine Seite zu ziehen. Er ist eitel und selbstgerecht und hofft auf eine für ihn günstige Berichterstattung.

Mit Hilfe seines Freundes, einem Privatdetektiven gelingt es dem Anwalt schließlich, Licht ins Dunkel zu bringen und den Angeklagten zum Reden zu bewegen und die Tat aufzuklären.

Das verhängte Strafmaß finde ich, nachdem alle Fakten geklärt sind, für angemessen. Auf den Anwalt kommt schon der nächste Fall in Sicht, der ihn auch privat betreffen wird. Hört sich spannend an, und man darf gespannt sein.

Bewertung vom 08.02.2021
Der Solist
Seghers, Jan

Der Solist


ausgezeichnet

Jan Seghers hat sich für sein neues Buch "Der Solist" einen neuen Ermittler erdacht - Neuhaus (ohne Vornamen - leider), der auf Verbechen mit politischem Hintergrund spezialisiert ist, wurde vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden nach Berlin zur "Sondereinheit Terrorabwehr" (SETA) abgeordnet, um die dortigen Kollegen bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Neuhaus macht sofort klar, daß er nicht in der Einsatzzentrale (genannt Baracke) auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Tempelhof arbeiten, sondern seine Ermittlungen im Alleingang durchführen werde. Dies aber wird von seiner neuen Kollegin Suna-Marie, einer Deutschtürkin, vereitelt, die sich an seine Fersen heftet, wovon Neuhaus zunächst einmal total genervt ist. Mehr und mehr ist er aber von ihr abhängig. Sie kennt Berlin wie ihre Westentasche, kennt alle Brennpunkte und einschlägigen Treffpunkte, alle Kneipen samt den Wirten und versorgt Neuhaus mit wichtigen Hintergrundinformationen, so auch zu dem Anschlag durch Anis Amri am Breitscheidplatz.

Erschreckend ist zu lesen, wie Anis Amri sich der Überwachung durch die SETA nicht nur in Berlin, sondern auch schon vorher an anderen Orten entzogen hat. Hätte bei einer zielgerichteten Oberservierung der Anschlag womöglich verhindert werden können?

Auf diesen Anschlag richtet Jan Seghers sein Augenmerk. Wie immer findet man in seinen Romanen ein tatsächliches Verbrechen eingebettet in eine fiktive Handlung, was seine Bücher so überaus spannend und interessant macht. Er beschreibt sehr genau, wie und wo Berlin sich verändert hat, die Gefährdungslage hier in der Hauptstadt ist enorm hoch.

So geschehen mehrere Morde mit rassistischem Hintergrund. Ein jüdischer Aktivist und eine muslimische Anwältin sind die ersten Opfer. Ein Bekennerschreiben lautet auf "Kommando Anis Amri".

Neuhaus ermittelt und bevor er wieder zum Bundeskriminalamt zurückkehrt,
findet er die Drahtzieher, die hinter den Anschlägen stecken. Die Aufklärung ist ungeheuerlich.

Neuhaus ist zwar ein Einzelgänger, aber trotzdem teamfähig, was er seiner stets freundlichen und hilfsbereiten neuen Kollegin Suna-Marie zu verdanken hat. Ich finde die beiden sehr sympatisch. Auf einen neuen Einsatz von Neuhaus darf man sehr gespannt sein.

Wie immer in den Büchern von Jan Seghers bin ich von den Musiktiteln begeistert. Von der im Buch erwähnten Sängerin Cesária Évora unbedingt "Besame Mucho" anhören. Zum Weinen schön.