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Alais

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Insgesamt 192 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2017
Helga
F., Helga;Weigand, Sabine

Helga


ausgezeichnet

Sabine Weigand hat die ungewöhnliche Lebensgeschichte von Helga F. aufgezeichnet: vom kleinen Hermann in Nazi-Deutschland, der das Gefühl hat, im falschen Körper geboren zu sein, über den liebenden Familienvater, der seiner Familie zuliebe immer wieder gegen seinen Drang, Frauenkleider zu tragen, ankämpft, bis hin zu einem mutigen Schritt, der alles verändern soll ...
Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist der fränkische Dialekt, aber nur wenige Worte sind erklärungsbedürftig und diese werden in einem Glossar im hinteren Teil erläutert. Und schon nach kurzer Zeit mochte ich ihn nicht mehr missen, denn er verleiht dem Buch Authentizität - er gab mir das Gefühl, Helga direkt gegenüber zu sitzen und ihrer Geschichte zu lauschen. Dazu tragen natürlich auch die Fotos von Helga und ihren Lieben bei.
Ich muss zugeben, dass ich dieses Buch lesen wollte, um Vorurteile, die mir bewusst waren, aber die ich beim Thema Transsexuelle nicht ganz unterdrücken konnte, abzubauen. Vorurteile entstehen leider manchmal schnell, wenn man keinen Kontakt hat und über zu wenig Kenntnisse verfügt - sie verschwinden aber in der Regel mindestens ebenso schnell, wenn man sich die Mühe macht, einen Menschen, gegen den sie sich richten, näher kennenzulernen. Nicht nur, dass nach der Lektüre meine sämtlichen Vorurteile verschwunden waren, ich fühle mich vor allem reich beschenkt, dank Sabine Weigands Buch diese ungewöhnliche, mutige und inspirierende Frau mit ihrem großen Herzen kennengelernt zu haben.
Das Buch kennt aber noch eine zweite Heldin mit einem großen Herzen: Edith, die einen Menschen, den sie als Hermann kennenlernte, heiratete und ihm zwei Kinder schenkte - und die diesen Menschen so sehr liebte, dass sie ihn auf seinem Weg zur Frau liebevoll unterstützte.
Es ist ein wunderbares Buch, das daran erinnert, was wirklich wichtig ist im Leben, ein Buch, das nachdenklich macht, ein Buch, das voller Hoffnung ist.

Bewertung vom 30.08.2017
The Jane Austen BBC Radio Drama Collection
Austen, Jane

The Jane Austen BBC Radio Drama Collection


ausgezeichnet

This collection contains radio dramatisations of six of Jane Austen's novels: Mansfield Park, Northanger Abbey, Sense and Sensibility, Pride and Prejudice, Emma and Persuasion.
Each one is a real treasure and dramatized with an excellent cast (among them David Tennant and Benedict Cumberbatch in "Mansfield Park"). I found them clearly spoken and only for a short time at the beginning of "Persuasion", I had for some reason trouble to find the adequate sound level.
The mixture of voices, music and sounds made it easy for me to feel the atmosphere. I normally prefer reading to hearing but, in this case and English not being my mother tongue, being able to listen to these well-pronounced audio versions was a real advantage for me.
Jane Austen's fine sense of humour is revealed - and not only in the sometimes even hilariously funny dramatisation of "Northanger Abbey" (in "Northanger Abbey", you can clearly hear how much some of the cast enjoyed playing their roles and the fun they had).
What I most love about her characters, however, is that they are so often guided by the wisdom of their heart. Anne Elliot in "Persuasion", for instance, could have been resentful as, when she was younger, she had been persuaded not to the marry the man she loved but she is too good-natured and intelligent for resentfulness. And yet, she is now (at the beginning of the story) threatened to remain alone for the rest of her life which was a very difficult situation for a woman in her time (and a destiny shared by Jane Austen). And Elinor and Marianne, the two sisters in "Sense and Sensibility", are so different from each other that many other authors would have portrayed them as two sisters who are constantly quarrelling - not Jane Austen who convincingly shows how deep a love between sisters can be even if they have so diverging characters.
These stories made me feel elated and I will surely listen to them again and again!

Bewertung vom 04.08.2017
Als die Träume in den Himmel stiegen
McVeigh, Laura

Als die Träume in den Himmel stiegen


ausgezeichnet

In der Transsibirischen Eisenbahn, auf der längsten Bahnstrecke der Welt, die zwei Kontinente miteinander verbindet, sitzt Samar, ein junges Mädchen, das mit seiner Familie aus Kabul flüchten musste. In Rückblicken erfahren wir ihre Geschichte …
Von Anfang für sich eingenommen hat mich der ansprechende Schreibstil der Autorin. Wie eine geschickte Dichterin findet Laura McVeigh genau die richtigen Worte, um die Menschen und Bilder aus den zumindest mir völlig fremden Erlebniswelten ihres Romans lebendig werden zu lassen. Dabei bleiben ihre schönen, geschliffenen Sätze schlicht, ihr Schreibstil überfordert nicht, sie nimmt jeden mit – und der Übersetzerin Susanne Goga-Klinkenberg, der diese hervorragende Übertragung ins Deutsche gelungen ist, gebührt ein ganz großes Lob!
In erzählerischer Hinsicht jedoch führt Laura McVeigh ihre Leser aus ihrer Komfortzone, in der sie sich gemütlich zurücklehnen und mit angemessener Betroffenheit vom Leid anderer lesen, heraus und gibt ihnen das Gefühl, selbst betroffen zu sein. Das ist brutal und sehr mutig, da es sicherlich nicht jedem gefällt, stellt aber einen genialen Schachzug dar – ich kann mich nicht erinnern, jemals beim Lesen eines Buches so viel geweint zu haben …
Dies und die authentisch wirkenden Schilderungen, die sicherlich darauf zurückzuführen sind, dass Laura McVeigh die Thematik gut kennt, da sie als Menschenrechtsaktivistin in viele Länder gereist ist, sorgen dafür, dass das Buch sehr lange nachwirkt. Der Wirklichkeitsbezug ist schließlich auch beängstigend – die Zustände in Flüchtlingslagern, die Verwundbarkeit der Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Zuhause verloren haben, und die vielen verschiedenen Gefahren, mit denen sie konfrontiert sind, werden beklemmend realistisch dargestellt.
Gleichzeitig hat mich die Autorin doch auch immer wieder mit wunderschönen Textstellen verzaubert, beispielsweise als die Mutter angesichts der zunehmenden Schreckensherrschaft der Taliban ihre Familie mit Gedichten und Geschichten zu trösten versucht – „und unsere Phantasie flog mit ihr hoch in den Himmel. Dies war etwas, das sie uns nicht nehmen konnten […]“ (S. 138)
Ein wunderbares Buch für alle, die sich beim Lesen gerne etwas herausfordern lassen – herzergreifend erzählt und erschreckend aktuell.

Bewertung vom 29.05.2017
Mein Zaubergarten
Hesse, Hermann;Strittmatter, Erwin;Roth, Johannes

Mein Zaubergarten


ausgezeichnet

Dieses Hörbuch mit seiner originellen Ausstattung hat mich rundum begeistert: 2 CDs (Gesamtlaufzeit ca. 2 Std. 30 Min.) in zum Gartenthema passender grüner Gestaltung inklusive 10 Ausmalvorlagen mit Gartenpflanzen und -tieren (ich hätte mir noch ein paar Tiere mehr gewünscht, aber das wäre auch schon mein einziger Kritikpunkt). Die Ausmalvorlagen haben das Format von Grußkarten, sodass man nach dem Ausmalen die Gelegenheit hat, auch anderen damit eine Freude zu bereiten.
In einem kleinen Begleitheft werden die Autoren und die verschiedenen Sprecher, unter anderem Stefan Wilkening mit seiner besonders angenehmen Stimme sowie Katherina Thalbach mit ihrer raueren, aber einzigartigen und faszinierenden Stimme, kurz vorgestellt.
Bei der Auswahl der Erzählungen wurde ein breiter Bogen über fast zwei Jahrtausende Literatur gespannt von Plinius dem Jüngeren (um 62 n. Chr. geboren) über Giovanni Boccaccio, Jacob und Wilhelm Grimm, Hans Christian Andersen, Theodor Fontane, Alphonse Daudet, Elizabeth von Arnim, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Manfred Kyber, Karel Čapek, Erwin Strittmatter, Doris Lessing bis hin zu dem 1937 geborenen Johannes Roth. Mal märchenhaft, mal skurril, mal ein sprachlicher Hochgenuss, wie ihn beispielsweise Hesse bietet.
So unterschiedlich die Texte und die Epochen, aus denen sie stammen, auch sein mögen, sie fügen sich doch durch das gemeinsame Gartenthema zu einem harmonischen Ganzen zusammen und ich fand es einfach wunderbar, ihnen zu lauschen.

Bewertung vom 19.02.2017
Überleben ist ein guter Anfang
Ulmer, Andrea

Überleben ist ein guter Anfang


ausgezeichnet

Fünf Frauen aus unterschiedlichen Lebenssituationen werden durch eine grausame Krankheit zusammengeführt: Anja, die eine kleine Familie mit etwas konservativer Rollenverteilung hat, Sabine, eine erfolgreiche Unternehmerin, Marion, die als Lehrerin gerne die Führungsrolle übernimmt, Hertha, die sehr unter ihrem dem Alkohol zugewandten Mann Heinz leidet, und schließlich Gret, eine resolute Bäuerin, die ihr Herz auf der Zunge trägt und damit bei den anderen so manches Augenrollen, aber auch oft ein Lächeln hervorruft. Nach dem Tod Sieglindes, der sechsten Teilnehmerin ihrer Selbsthilfegruppe für Krebskranke, sehen sie sich plötzlich in Besitz einer größeren Geldsumme. Sieglinde wollte mit diesem Geld auf Weltreise gehen, konnte sich diesen Traum jedoch nicht mehr erfüllen. Die Frauen beschließen, mit dem Geld in Sieglindes Gedenken jeweils ein Land von fünf Kontinenten (Nordamerika, Südamerika, Australien, Asien und Afrika) zu bereisen ...
Die sympathische Art der Autorin, Personen und Situationen mit einem leichten Augenzwinkern und dennoch respektvoll und behutsam zu beschreiben, hat mich gleich für diesen Roman eingenommen. Manchmal fand ich, dass die Personenbeschreibungen etwas ins Klischeehafte abdriften, aber die Autorin hält dennoch geschickt die Waage zwischen ausgeprägten Charakterisierungen, die dem Leser die einzelnen Personen vertrauter machen, und einer offenen Entwicklungsmöglichkeit. Sie beschönigt nichts und zeigt Krebs als die schreckliche Erkrankung für die Betroffenen und deren Familien, die sie ist, aber dennoch empfand ich die Geschichte als trostspendend und eine Hymne an die Lebensfreude, die doch gerade in dieser schlimmen Krankheitssituation sicherlich sehr wichtig ist.
Es machte tatsächlich sogar großen Spaß, als Leserin mit diesen fünf so unterschiedlichen Frauen auf eine Reise in Länder zu gehen, in denen ich noch nie gewesen war und die ich wahrscheinlich auch nie selbst werde erleben können, wobei sich die Frauen ganz nach dem Motto Klasse statt Masse jeweils ganz besondere Höhepunkte herausgesucht haben. Eine kräftige Prise Slapstick-Humor und die Schönheit der Vielfalt dieser Welt machen diese Reisegeschichte zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis.
Mein Fazit: Ein locker und heiter erzählter Roman, der keinen hohen literarischen Anspruch erhebt und doch die Weisheit des Herzens in sich trägt. Als unterhaltsames Mutmacher-Buch für Menschen in schwierigen Lebenssituationen wärmstens zu empfehlen!

Bewertung vom 27.12.2016
Mein wundervolles Weihnachtsfest
Basford, Johanna

Mein wundervolles Weihnachtsfest


ausgezeichnet

Johanna Basfords Malbuch hat mich mit seiner liebevollen Gestaltung begeistert.
Es bietet eine Reihe faszinierender Motive, bei denen man gerne zu den Stiften greift. Von den 37 Ausmalbildern finde ich 36 berückend schön und nur ein einziges hat mir leider überhaupt nicht gefallen: ein weihnachtlich geschmücktes Hirschgeweih, was jedoch nicht an der Zeichnung liegt, sondern daran, dass dieses Symbol eines gejagten und getöteten Tieres in mir ganz unweihnachtliche Gefühle wie Traurigkeit und Wut weckt. Aber zu den Ausmalbildern dieses Buches zählen zum Glück auch viele lebende Tiere, beispielsweise ein Eisbär, der auf seinem Rücken einen Berg von Geschenken balanciert, und auch andere Motive, die die Fantasie anregen, wie eine Schneekugel mit einem Schloss, ein Weihnachtsmandala und vieles mehr.
Neben Ausmalbildern mit hohem Zeitbedarf finden sich auch Bilder, die schneller fertig werden, sodass möglichst viele Menschen an diesem Buch ihre Freude finden können.
Die einzelnen Seiten mit den Motiven lassen sich leicht heraustrennen und sind auf der Rückseite mit hübschen Mustern bedruckt, die ebenfalls zum Ausmalen einladen. Das senkt auch meine grundsätzliche Hemmschwelle, Seiten aus einem Buch herauszureißen, und so ergeben sich für die ausgemalten Motive eine Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten: für Weihnachtskarten (die dann allerdings etwas groß ausfallen), zum Schmücken von Geschenken, als Tischschmuck, zum Aufhängen etc.
Schön sind auch die kleinen Extras: So hat Basford auf den Seiten 63 Rotkehlchen versteckt und eine freie Seite zum Ausprobieren der Stifte und Erstellen einer Farbpalette reserviert - sehr nützlich, wenn man noch etwas unerfahren in der Einschätzung der Farbwirkung der Stifte ist.
Mein Fazit: ein rundum gelungenes Malbuch, das Freude und Entspannung bietet, aber auch die Kreativität in den Ausmalern weckt!

Bewertung vom 10.10.2016
Ormog
Engel, Thomas

Ormog


ausgezeichnet

Thomas Engel entführt in seinem spannenden Fantasyroman "Ormog - der letzte weiße Magier" die Leser auf den Planeten Magnus, der nicht nur von Menschen, sondern auch von einer Reihe fantastischer Wesen und Zauberern bewohnt wird. Auf diesem Planeten erwacht eines Tages Ormog auf seinem Krankenlager und weiß nicht, wer er ist. Erst durch den Schock eines Überfalls erinnert er sich wieder, dass Gorgul versuchen, die Macht im Land an sich zu reißen und dafür alle Weißmagier des ersten Kreises, zu denen auch Ormog zählt, aus dem Weg zu räumen - und die mächtige Gorgul-Hexe Vatya ist ihm schon auf den Fersen ...
Dieses Buch konnte ich kaum aus der Hand legen. Der Autor überzeugte mich durch seinen flüssigen, eleganten Schreibstil, die sorgfältige Ausgestaltung seiner Fantasywelt, vor allem aber durch seine starken und facettenreichen Hauptfiguren. Besonders gut gefiel mir die Beschreibung des kleinen Drachen, der schmaucht, knurrt oder auch "beleidigt mit den Schwingen flappt" (S. 154).
Ich finde es immer ein wenig traurig, wenn gerade Fantasyautoren, die doch über eine große Vorstellungskraft verfügen sollten, keine bessere Waffe als Gewalt einfällt, und das ist leider in diesem Genre häufig der Fall - aber selbst in diesem Punkt konnte mich der Autor überzeugen, denn er schlägt einen etwas anderen Weg ein. Ich möchte nicht zu viel verraten, nur dass mich Verlauf und Ende der Erzählung begeisterten!
Auch die Gestaltung dieses Buches aus dem Fabulus-Verlag finde ich rundum gelungen: mit praktischem Lesebändchen, orangegelb gefärbtem Schnitt und einem künstlerisch gestalteten Cover. Der einzige Wermutstropfen ist für mich das Fehlen eines Glossars. Ein Glossar wäre für mich eine schöne Gelegenheit gewesen, noch ein bisschen mehr über diese fremde Welt und ihre fantastischen Wesen zu erfahren. Den Lesefluss oder das Verständnis behindert das Fehlen des Glossars allerdings nicht, da alle nötigen Informationen in den Text eingewoben wurden.
Kurzum: ein wunderbarer Fantasyroman für spannende Lesestunden!

Bewertung vom 09.10.2016
Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1
Ahern, Cecelia

Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1


ausgezeichnet

Perfektionismus ist heutzutage ein ganz großes Thema. Kaum einer redet über das Recht des Menschen, Fehler zu machen, oder darüber, wie liebenswert Menschen auch oder gerade mit all ihren Fehlern sind.
Umso interessanter, dass Cecelia Ahern eine Dystopie über eine von Perfektionismus geprägte Welt schreibt, in der "fehlerhafte" Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Die Umsetzung dieses eher düsteren, für diese Autorin ungewohnten Genres der Dystopie ist ihr grandios gelungen und gleichzeitig ist "Flawed" ein typischer Ahern-Roman: mit viel Herz und Talent erzählt.
Worum es geht: Nach einer schweren Wirtschaftskrise sollte die "Gilde" durch die Bestrafung und Brandmarkung moralisch fehlerhafter Menschen dafür sorgen, dass nur noch moralisch einwandfreie Menschen in Führungspositionen gelangen können. Dass dieses System in seinen Auswirkungen wesentlich grausamer und moralisch verwerflicher als die vergleichsweise harmlosen Fehltritte der "Fehlerhaften" ist, wagt kaum jemand auszusprechen, denn es ist verboten, "Fehlerhaften" zu helfen ...
In dieser zwangsperfekten Welt wächst Celestine auf. Sie fühlt sich im Einklang mit der Gesellschaft, in der sie lebt, und glaubt fest an die Aufgabe der Gilde, der strenge Richter Bosco ist für sie nur der etwas schrullige Vater ihres Freundes Art.
Dann jedoch bekommt ihre heile Welt die ersten Risse, als ihre Nachbarin auf brutale Weise von sogenannten "Whistleblowern" vor den Augen ihrer Familie weggezerrt wird. Wenig später muss sie im Bus miterleben, wie ein älterer Mann mit Atemnot fast stirbt, weil die einzigen für "Fehlerhafte" vorgesehenen Plätze von zwei Frauen besetzt sind, die sich auch auf andere Plätze setzen könnten, aber lieber dem röchelnden älteren Herrn angewiderte Blicke zuwerfen.
Celestine trifft in diesem Bus die ihrer Meinung nach moralisch richtige Entscheidung. Leider gilt diese für andere als "fehlerhaft" ... und so findet sich Celestine plötzlich in einer nie gewollten Rolle wieder: die der "Fehlerhaften", Rebellin, Systemkritikerin und Hoffnungsträgerin aller "Fehlerhaften". Und sie lernt Richter Bosco von einer ganz anderen, unschönen Seite kennen ...
Mindestens eine Liebesgeschichte hat dieser Roman auch zu bieten, aber ich war froh, dass diese Erzählstränge in diesem ersten Band nicht zu stark in den Vordergrund treten, da ich das Dystopie-Thema spannender finde.
Den Erzählstil empfand ich durchgehend als sehr fesselnd, ein lockerer Schreibstil und gleichzeitig zum Nachdenken anregend – definitiv ein Buch, das den Leser nicht so leicht wieder loslässt.
Einige Szenen, durch die die Grausamkeit, zu der Menschen in der Lage sind, wenn ein System wie dieses es zulässt, verdeutlicht wird, sind sehr heftig. Ahern setzt diesen düsteren Szenen jedoch auch viel Licht entgegen: erhebende Situationen, in denen Celestine über sich hinauswächst, und starke Frauenfiguren wie Celestines Mutter, die ihren ganz eigenen Weg findet, ihre Tochter zu unterstützen.
Kurzum: Dieser Roman hat mich begeistert und die Wartezeit bis zum Erscheinen des 2. Bandes wird für mich sehr hart ...