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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 385 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2019
Mit James auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Mit James auf Sylt


ausgezeichnet

Als Nele ihre Schwester Jana darum bittet, zwei Monate auf ihren Neufundländer James aufzupassen, ist ihr erster Gedanke: Niemals! Doch da sie arbeitslos ist und sich ihr langjähriger Freund von ihr getrennt hat, gibt es keine Ausreden. Schweren Herzens bricht Jana mit dem Riesengremlin nach Sylt auf. Neben endlosen Hundestränden warten auf Jana völlig neue Erfahrungen und auch die Liebe klopft leise an. Vielleicht ist ein Hund doch nicht das Ende der Welt?

Das Cover zeigt eine entspannte Jana, die auf einem Holzpfahl am Strand in der Sonne sitzt und James, ihren schwarzen Panther, beobachtet. Auf mich wirkt das Bild wie Urlaub: Sonne, blauer Himmel, Dünen und ein treuer Begleiter. Was kann man sich mehr wünschen?

Claudia Thesenfitz schreibt voller Elan, Lebensfreude und Esprit und zog mich förmlich in den Bann von James und Jana. Auf den ersten Blick waren mir die beiden sympathisch. Vor allem, weil ich viel von mir in Jana gesehen habe, denn auch ich bevorzuge eindeutig Katzen und wäre mit so einem Riesengremlin wie James völlig überfordert! Was mir jedoch eindeutig fehlt, ist Janas Gelassenheit, wenn es um weltliche Dinge, wie eine angekitschte Stoßstange, keine berufliche Perspektive und Trennung geht. Auch ist Jana stets bereit, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn es nach hinten los gehen kann. Und das beweist sie meisterlich mit James. Ist er erst das Vieh, das Monster, der Riesengremlin, wird aus den beiden nach und nach das JJ-Duo und Jana schafft es sogar, ihn zu bewundern zu vertrauen. Mit tollpatschigen Tapsern schleicht James sich in ihr Herz und wechselt zu Janas schwarzen Panther.
Doch bis es soweit ist, legten beide einen verworrenen Weg zurück, der mich schmunzeln, lachen und schlucken ließ. Denn James muss nach einem kleinen Unfall zum Tierarzt und schnappt panisch nach diesem. Doktor Kretschmann zieht alle Register und ordnet einen Wesenstest an. In Hundetrainer Ben finden Jana und James nicht nur einen Trainer, sondern auch einen Freund, der beide durch diese herausfordernde Zeit begleitet. Und mit den Aufgaben wächst das Vertrauen.
Da bleibt für Jana kaum Zeit, ihr verrücktes Liebesleben in Schuss zu bringen und alte Freundschaften neu zu beleben. Und doch gelingt es ihr. Mit Mut, Willen, Lebenslust und einem Zwinkern im Auge.

Mein Fazit
Ein Buch zum Schmunzeln, zum Wohlfühlen und zum Genießen! Eindeutig ein Glücksroman!

Bewertung vom 31.03.2019
Cainstorm Island - Der Gejagte
Golien, Marie

Cainstorm Island - Der Gejagte


sehr gut

Um die Last der Schulden, die seine Familie niederdrückt zu mindern, nimmt Emilio einen Job bei dem verhassten asarischen Unternehmen Eyevision an. Er bekommt einen Chip in seinen Kopf gepflanzt, der täglich eine halbe Stunde Aufnahmen durch seine Augen sendet. Um seinen Zuschauern etwas zu bieten, wagt EC00, wie Emilio sich selbst nennt, waghalsige Sprünge und rasante Zugfahrten. Bis er eines Tages auf dem Balkon eines Gangmitglieds landet und diesen in Notwehr ersticht. Doch es war nicht irgendein Gangmitglied, sondern einer der führenden Köpfe von Las Culebras. Eine gnadenlose Jagd beginnt, stets durch die Augen von Emilio live mitzuerleben. Kann Emilio entkommen?

Das Cover ist in einem auffälligen Gelbton gehalten. Mittig prangt Emilios Auge, hinter dem sich der Chip verbirgt, durch den die ganze Welt ihn sehen kann. Umrahmt von bösartigen Schlangenköpfen, die ihr Maul weit aufreißen, verströmt es Angst und Beklemmung. Ich finde es sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt.

Marie Golien hat einen schnellen und mitreißenden Schreibstil, der mich begeistere und fesselte. Voller Leben schildert sie das ärmliche Leben in der Stadt Milescalera, das geprägt von Hunger und Armut doch auch seine schönen Seiten hat. Denn hier halten die Leute noch zusammen, Familie und Nachbarschaft wird groß geschrieben, auch wenn kleinere Streitereien an der Tagesordnung sind. Denn Cainstorm Island wird von den Ausgestoßenen des Distrikts Asarian bevölkert, deren Gene nicht perfekt waren. Während die Asarianer in Luxus schwelgen, müssen sich die anderen mit den Resten zufrieden geben.
Um der Armut zu entkommen und das Leben ein wenig erträglicher zu machen, entschließt sich der junge Emilio Rivoir, für Eyevision zu arbeiten. Entgegen des ausdrücklichen Wunsches seiner Eltern. Er sieht nur das Geld, das hinter einer halben Stunde Arbeit am Tag steht. Emilio lässt sich einen Chip in sein Gehirn verpflanzen und zeigt reichen Asarianern jeden Tag dreißig Minuten lang eine wilde Parkour-Strecke. Besonders gut ist es Golien gelungen, durch die Strecke, auch mir Milescalera und Cainstorm bildlich zu schildern, so dass ich mich in den verwinkelten Gassen schnell heimisch fühlte. Ich mag die detaillierten Schilderungen der Orte und besonders der Gerüche, so dass ich mich ohne Probleme in die jeweiligen Örtlichkeiten versetzen konnte. Die wilden Jagdszenen sind ausgesprochen gut gelungen und mir stockte mehr als einmal der Atem.
Sehr gut fand ich die für mich absolut nicht vorherzusehenden Szenewechsel, die der Geschichte zu eigen waren. Immer wenn ich dachte, dass Emilio garantiert nicht aus der Situation entkommen kann, tat sich ein Schlupfloch auf, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Allerdings wirkte dies nicht gekünstelt, sondern passte perfekt zu der jeweiligen Lage. Einfach toll!

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der lebenslustige Emilio Rivoir. Mit seiner Familie wächst er zwar ärmlich, aber glücklich heran. Die Stolperfallen des Lebens nimmt er mit Humor und einer Spur Unbekümmertheit, die ihm leider zum Verhängnis zu werden drohen. Ich fand es spannend zu beobachten, wie der nette, freundliche und freche Emilio zu einem erst ängstlichen und schließlich wütenden und verblüffend brutalen Menschen wechselt. Trotz Freunde, die ihm zur Seite stehen, ist er allein und muss erkennen, wie ungerecht das Leben einem mitspielen kann. Woher er die Kraft nimmt, aufzustehen und immer weiter zu machen, ist bewundernswert, auch wenn der Antrieb Hass nie eine gute Motivation darstellt.

Mein Fazit
Packend, schnell und absolut spannend!

Bewertung vom 24.03.2019
Dark Call - Du wirst mich nicht finden / Holly Wakefield Bd.1
Griffin, Mark

Dark Call - Du wirst mich nicht finden / Holly Wakefield Bd.1


sehr gut

Eigentlich sollte es eine ruhige und entspannte Nacht für die Psychiaterin Holly Wakefield werden, aber dann klingelte ihr Telefon. Am Apparat Detective Inspector Bishop, der sie an einen Tatort bittet, da ihr Profiler ausgefallen ist. Als Holly den Tatort betrifft, ahnt sie, dass dieser Fall ihr unter die Haut gehen wird. Dann geschieht der nächste Mord und ihr und dem Team um DI Bishop wird klar, hier ist ein Serienmörder am Werk. Doch wer ist schneller?

Allein das Cover ist schon ein Hingucker und zog mich unaufhaltsam zu dem Buch. Es ist sehr dunkel in schwarz und blutrot gehalten. Mitten darauf, zwischen den Titel förmlich gequetscht, spannt sich Stacheldraht, der mit einem kleinen Glöckchen versehen ist. Bloß nicht anfassen, denn sonst hört dich der Mörder, scheint das Buch förmlich zu schreien!

Mark Griffin schreibt sehr spannend und fesselte mich ab der ersten Seite an sein Buch. Mit rasendem Tempo schreitet er in der Geschichte voran, so dass mir keine Zeit zum Luft holen, geschweige denn zum Überlegen blieb. Kam ich kurz zur Ruhe und ließ das Gelesene Revue passieren, öffnete sich ein neuer Abgrund und zerrte mich in tiefere Schluchten des menschlichen Grauens. Als ob die eigentliche - fiktive - Handlung noch nicht grausam genug wäre, zitiert die Profilerin permanent - reale - Serienkiller und schildert kurz und knapp deren grauenvollen und verachtenswerten Taten. Zum Glück schildert der Griffin die Schauplätze nicht so detailverliebt, wie ich befürchtet hatte, sondern überließ viel meinen eigenen Gedanken und Vorstellungskraft. Für meinen Geschmack war das genau richtig, da das Buch ansonsten zu überladen gewirkt hätte und er hier anscheinend eher auf Tempo gehen wollte.

Im Mittelpunkt steht DI Bishop, der als leitender Ermittler alle Fäden in der Hand hält. Als Protagonist hat er sofort mein Herz erobert, da er mehr der stille Held ist und sich nicht unnötig in der Vordergrund drängen möchte. Er ist der Ruhepol, der Ermittler der ersten Stunde, auch wenn ihn eine persönliche Tragödie hin und wieder beeinflusst. An seiner Seite die Psychiaterin Holly Wakefield. Auch sie gezeichnet durch die Vergangenheit und von dieser gebrandmarkt. Allerdings hat sie mit dieser Vergangenheit noch längst nicht abgeschlossen, auch wenn die Geschehnisse aus ihrer Kindheit ihr nicht unmittelbar im Weg stehen, beeinflussen sie sie dennoch. Gemeinsam sind sie ein starkes Team, können dies allerdings auch im Alleingang bewältigen. Ich mag starke Charaktere, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, trotzdem die Handlung nicht in den Hintergrund drängen.

Mein Fazit
Ein Buch wie ein Massenmord: Blutig, brutal und gnadenlos!

Bewertung vom 17.03.2019
Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1
Polk, C. L.

Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1


gut

(0)
Immer mehr gewalttätige Kriegsversehrte kommen im Beauregard Veteranenhospital an. Unter Hochdruck arbeitet Dr. Miles Singer nicht nur an einem Heilmittel, sondern vor allem an einer Diagnose! Woher kommen die plötzlichen Ausbrüche von Gewalt, die in Mord gipfeln? Doch Miles kann nicht offen diagnostizieren, denn er ist ein Hexer und alles was er feststellt, beruht auf Magie, die er nicht offen ausüben darf. Denn Miles gehört einer uralten Familie von Sturmsängern an, deren einziger Daseinszweck dazu bestimmt ist, das Land zu schützen. Doch wenn Miles zurück zu seiner Familie kehrt, droht ihm ein Schicksal, dass schlimmer ist als ein jahrelanges Versteckspiel.

Das Cover zeigt Dr. Miles Singer, wie er auf seinem Fahrrad durch das nächtliche Kingston fährt. Im Mondlicht spiegelt sich ein Schatten auf dem Pflaster, das nicht den radelnden Dr. Singer zeigt, sondern ihn und seine Schwester Grace in ihrer wahren Gestalt als Unsichtbare. Ich finde es wunderbar zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es das geheimnisvolle zeigt, das direkt unter der Oberfläche zu lauern scheint.

C.L. Polk schreibt interessant und fesselnd. Sie vermischt die magische Welt gekonnt mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und politischen Intrigen. Ich persönlich fand es fast eine Idee zu überladen für ein einziges Buch, da ich oft den Geschehnissen hinterher hinkte und sich mir die Zusammenhänge erst spät erschlossen, so dass ich teilweise rätselte, warum die Geschichte in diese Richtung verlief und nicht in jene. Auch waren mir die Beweggründe oft schleierhaft, die die Personen zu ihren Handlungen antrieb.
Die bildlichen Ausführungen der Umgebung hingegen, fand ich magisch und wunderbar. Polk schildert und beschreibt die Stadt, das Hospital und die Wohnungen so eindringlich, dass ich mich ohne Probleme dorthin und mitten unter die Protagonisten mischen konnte. An ihrer Seite machte es Spaß, Kingston zu erforschen.
Viele Erzählstränge, die sich auffächern, wieder zusammenführen und neue Wege gehen. Leider verlor mich die Autorin an einigen Stellen, fing mich aber immer wieder ein.

Im Mittelpunkt steht der Mediziner Miles Singer, der sich gegen seine Familie auflehnte, um Arzt zu werden. Sein Weg führt ihn in den Krieg und anschließend nach in das Beauregard Veteranenhospital. Doch in Miles schlummert Magie, die er nicht offen anwenden darf. Denn die Magie wird öffentlich verpöhnt und die Hexer in Sanatorien untergebracht. Doch im Hintergrund beherrschen die Sturmsänger und die an sie gebundenen Sekundäre das Wetter und damit das Land. Alles könnte friedlich sein, wenn jeder seinen ihm zu gewiesen Platz einnehmen würde. Doch nicht nur Miles lehnt sich gegen sein Los als Sekundär auf, sondern kämpft auch für seine große Liebe Tristan Hunter. Dabei steht ihm seine Schwester Grace zur Seite, die er verloren geglaubt hatte. Doch Liebe scheint immer zu siegen und einen Weg zu finden.

Mein Fazit
Ein magisches Buch, voller Verstrickungen, Liebe und Hoffnung.

Bewertung vom 12.03.2019
Deathland Dogs
Brooks, Kevin

Deathland Dogs


ausgezeichnet

Jeet erhält von seinem Anführer Gun Sur den Auftrag, die Geschichte des Clans, oder viel mehr des Krieges zu schildern. Dafür erhält er Stift und Papier, da Jeet einer der Wenigen ist, die Lesen und Schreiben können. Mit dieser Aufgabe überfordert, sucht er Hilfe bei seinem Onkel und Ziehvater Starry, der ihm den Rat gibt, sachlich sie Abläufe zu schildern. Voller Elan stürzt sich der junge Mann in diese Aufgabe. Doch je mehr er berichtet, desto verzweifelter gestaltet sich sein Dasein plötzlich.

Das Cover zeigt den Schattenriss eines heulenden Hundes. In seinem Körper ist die zerstörte Erde abgebildet und ein rennender Junge, beleuchtet von der untergehenden Sonne. Ich finde es sehr auffallenden und spannend gewählt, da es die beiden Seelen zeigt, die in Jeet um die Vorherrschaft zu kämpfen zu scheinen. Ist er Hund oder Mensch? Oder vereint er gar von beiden Seiten das Beste in sich?

Kevin Brooks hat mich eiskalt mit seinem spannenden, packenden und mitreißenden Schreibstil erwischt. Ich dachte, dass ich einfach mal in die Leseprobe hineinschnuppere, aber dass sie so gut wird, damit habe ich wirklich nicht gerechnet und war dementsprechend auf das Buch gespannt! Habe ich die Leseprobe schon verschlungen, gab es bei dem Roman kein Halten mehr und die Seiten flogen wie nichts an mir vorbei. Selbst die Wahl der Sprache, bzw. auf Komma und die meisten Satzzeichen zu verzichten, merkte ich bald gar nicht mehr.
Denn Brooks schildert nicht nur absolut spannend das Leben der wenigen, noch verblieben Menschen und deren harten Kampf ums Überleben, sondern lässt auch ein gewisses Maß an Gefühl hineinfließen. Allerdings ohne Mitleid zu erzeugen, sondern eher trocken und regt mich gerade dadurch zum Nachdenken an. Ob die Spirale von Krieg und Gewalt irgendwann durchbrochen werden kann ist fraglich und nicht nur die Protagonisten haben daran ihre berechtigten Zweifel.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des jungen Hundskindes Jeet, der seine Geschichte und damit die Geschichte der letzten Überlebenden aufschreibt. Um sich und seine Vergangenheit und damit sein Jetzt besser zu verstehen, bittet er seinen Onkel um Hilfe. Starry schildert Jeet von dem harten Überlebenskampf durch die Deathlands und die Flucht vor den Dau. Und doch bleibt jetzt keine andere Wahl, als wieder in den Krieg zu ziehen, denn der Wassermangel setzt den wenigen noch verbliebenen Bewohnern zu. Sie sehen keine andere Möglichkeit, als in den Krieg zu ziehen, um ihr Überleben zu sichern. Ihr Überleben und den Tod der Dau. Vielleicht gelingt es Jeet, endlich eine neue Ordnung und ein Umdenken herbeizuführen, so dass ein Leben mit allen Parteien möglich ist. Doch dies scheint unmöglich, denn seine eigenen Leute machen Jagd auf ihn, liebt er das falsche Mädchen.

Mein Fazit
Ein Roman über das Anderssein; die Verbundenheit zu denen, die einen groß ziehen; die Familie und die Herkunft; über Vertrauen und Liebe.

Bewertung vom 10.03.2019
Sterne sieht man nur im Dunkeln
Werkmeister, Meike

Sterne sieht man nur im Dunkeln


ausgezeichnet

Als Thies Anni die Frage stellt, ob sie ihn heiraten möchte, ändert sich ihr Weltbild. Plötzlich stellt Anni ihr Leben in Frage, bzw. überlegt, was sie eigentlich will. Kurzentschlossen packt sie ihren Koffer und fährt zu ihrer Jugendfreundin Maria nach Norderney, die sich nach Jahren plötzlich gemeldet hat. Denn ohne die Vergangenheit geklärt zu haben, kann Anni nicht in eine Zukunft blicken.

Das Cover ist ein wahrer Blickfang und hat mich magisch zu dem Buch gezogen. Zusammen mit der Leseprobe war es ausschlaggebend, dass ich es unbedingt lesen wollte. Besonders gut gefällt mir der Widerspruch zwischen Titel und Bild: Sterne sieht man nur im Dunkeln assoziiere ich nicht mit hellen Farben und bunten Blumen und trotzdem hätte ich mir kein anderes Bild für dieses Buch vorstellen können!

Meike Werkmeister schreibt wie aus dem Leben heraus: Wild, unbändig, frech, frei, lustig, traurig, mitreißend... kurz einfach wunderschön! Aus jeder Seite sprudelt das Leben. Besonders gut gefällt mir die Mischung aus Lebenslust und Nachdenklichkeit, die das Buch in mir auslöste. Ich denke, dass viele ihr Leben einfach Leben, ohne nach rechts und links zu blicken und damit zufrieden sind. Aber glücklich? Und wie viel Mut gehört dazu, alles in Frage zustellen, zu einem Ergebnis zu kommen und dann noch mal neu durchzustarten. Gerade dann, wenn eigentlich alles perfekt läuft? Eigentlich eben.
Stellvertretend für viele, geht Anni diesen Weg. Mal mit Hindernissen, mal verblüffend einfach, aber immer ist es ihr Weg! In Annis Leben läuft alles perfekt und ohne Ecken und Kanten. Sie hat einen tollen Job und lebt in einer gefestigten Beziehung. Ihr Hobby, das gestalten von Sprüchen, hat sie zu ihrem Nebenjob gemacht, hat Freunde und eine nette Familie. Doch wie aus dem Nichts, soll sich dies mit der Hochzeit ändern. Doch will Anni überhaupt heiraten? Ich fand es sehr spannend zu beobachten, wie Anni sich ihren Ängsten, Bedenken und Gefühlen stellt. Sie öffnet sich für was Neues, um gleichzeitig dem Alten eine Chance zu geben. Ihr Weg macht zwar den ein oder anderen Schlenker, aber sie nimmt es in Angriff, diesen zu beschreiten und dafür bewundere ich sie.

Mein Fazit
Ein wunderschönes Buch, dass einfach JA zum Leben sagt!

Bewertung vom 03.03.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Als die verstümmelte Leiche eines Mannes geborgen wird, nimmt das ungleiche Ermittlerpaar Jean Michael Cardell und Cecil Winge den Kampf gegen das Verbrechen auf. Der Zufall, oder eher das Schicksal bringen den traumatisierten Kriegsveteran und den an Schwindsucht erkrankten Juristen zusammen und der Tod besiegelt das Bündnis. Können sie die Bestie fassen, die für den grausamen Mord verantwortlich ist, oder muss der Tod ungesühnt bleiben? Die Abgründe, in die sich Cardell und Winge begeben, scheint grenzenlos zu sein.

Das Cover ist in schwarz gehalten. Die Jahreszahl 1793 prangt mitten darauf und zeigt einen Ausschnitt Stockholms. Ich finde es in seiner Düsternis sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt. Es zeigt nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Grausamkeit, die in den Seiten vereint sind.

Niklas Natt och Dag hat einen absolut grandiosen Krimininalroman geschaffen, der nicht nur mit Spannung glänzt, sondern auch mit fundiertem Hintergrundwissen der damaligen Zeit. Der Autor schaffte es, mich in eine düstere und zum Glück längst vergangene Epoche zu entführen. Er schilderte Stockholm dermaßen realistisch, dass mir ein Schauer über den Rücken ran. Nicht nur das Elend der armen Bevölkerung konnte ich nachempfinden, sondern auch den Dreck, der überall zu finden war; die Kanalisation steckte nicht nur in den Kinderschuhen, sondern war noch nicht vorhanden, Seuchen und Ansteckungsgefahr schwebten in der verpesteten Luft und das Elend quoll zwischen den Seiten hervor. Selten habe ich eine so realistische und glaubwürdige Schilderung einer Stadt gelesen. Dazu kam das Leben im Allgemeinen mit den drakonischen Strafen und der totalen Missachtung jeglichen armen Lebens: Stirbt ein Bettler, ist schon ein anderer da, um seinen Platz einzunehmen.
In dieser düsteren und beklemmenden Zeit spielt Niklas Natt och Dags Roman. Ein brutaler Mord ist geschehen, der kurzzeitig für Aufsehen sorgt. Nicht wegen der Leiche, sondern wegen den Ermittlungen, die manch einen Schurken ans Tageslicht zerrten; was ist schon ein Toter mehr oder weniger? Die Gleichgültigkeit ging mir sehr nah und war auch schwer nachzuvollziehen, aber die Menschen dachten und lebten nur von der Hand in den Mund.

Und doch schaffen es der Mut und die Ehrlichkeit, die Selbstlosigkeit und die Liebe ihren Platz zu verteidigen. Als der Jurist Cecil Winge sein Todesurteil Schwindsucht erhält, ist sein einziges Ziel, seine geliebte Frau versorgt und glücklich zu wissen. Und nebenher, seinen Beruf erfolgreich auszuüben und das Verbrechen zu bekämpfen. Ungewollt schlittert der Kriegsveteran und Säufer Jean Michael Cardell mit in diesen Kampf. Sein Leben war beendet und der Alkohol der einzige treue Begleiter. Doch nach und nach nimmt er Cardell den Kampf auf. Mit der Wahrheit um den Mord gelangt er in ein lebenswertes Leben zurück. Ich fand es sehr faszinierend und bewegend, den beiden ungleichen Männern bei ihren Ermittlungen folgen zu dürfen. Auch wenn sich mir hin und wieder der Magen hob, ob der detaillierten Beschreibungen, mit denen der Autor nicht sparte.

Mein Fazit

1793 hat mich von der ersten Seite an begeistert! Düster, spannend und originell!

Bewertung vom 10.02.2019
Die Mauer
Lanchester, John

Die Mauer


gut

Zum Schutz des Landes, der Menschen und des Lebens muss jeder Bürger zwei Jahre Dienst auf der Nationalen Küstenverteidigungsbefestigung - der Mauer - verrichten. Diese Zeit ist jetzt für Joseph Kavanagh gekommen. Schweren Herzens tritt er seinen Dienst an. Neben schier unendlicher Zeit zum Nachdenken in der Einsamkeit der Mauer, lernt er Kameradschaft, Freundschaft und sogar die Liebe kenne.

Das Cover besteht aus zwei Dingen: Unten das unendliche Meer in blauen Strichen gezeichnet und oben der unendliche Nachthimmel in schwarzen Punkten. Es ist schlicht und doch reizte es mich und machte mich zusammen mit dem Klapptext neugierig auf das Buch, da es auf der einen Seite zwar Unendlich wirkt, auf der anderen Seite zu gleich bedrohlich und einengend.

John Lanchester schreibt flüssig, aber zugleich bedrückend; wie kann man unter freiem Himmel, mit Sicht auf die unendlichen Weiten des Meeres nur so ein beklemmendes Gefühl in seinen Lesern hervorbringen? Ich denke, es sind nicht die Beschreibungen der Landschaft, auch wenn diese schon nicht einladend, sondern eher kalt und feindlich wirkt, sondern eher die innere Einstellung. Statt Freude und Zuversicht, ruft der Autor Zweifel und Widerwillen hervor, die mich berühren und zum Nachdenken anregen. Natürlich möchte jeder sein Leben und vor allem seine Lebensgewohnheiten schützen, aber zu welchem Preis?

Diese Frage und noch viel existentiellere stellt sich der junge Joseph Kavanagh, als er den Dienst auf der Mauer antritt und mit seinen Gedanken und Gefühlen alleine ist. Die Generation seiner Eltern ist Schuld am Klimawandel und hat Massenflucht, Erderwärmung und steigende Meeresspiegel verursacht. Oder zumindest nicht versucht, diese Entwicklung aufzuhalten. Was im Einzelnen geschehen ist, erfährt man nicht und auch nicht, wie es tatsächlich auf der Welt aussieht; ob Leben überhaupt möglich ist. Ich denke, dass der Autor dies mit Absicht unerwähnt, oder nur mit Andeutungen unterfüttert hat, um seinen Lesern die geschehene Katastrophe sich selbst vorstellen zu lassen.
Es wird zwar schnell deutlich, dass die Mauer zum Schutz vor Flüchtlingen gebaut wurde, damit das bewohnbare Land nicht überrannt wird, aber Regierung und Bevölkerung entmenschlichen diese und nennen sie schlicht, die Anderen. Es sind keine Männer, Frauen und Kinder, die da kommen, sondern irgendwelche Andere, die das Leben zerstören wollen. So zumindest mein Eindruck. Denn wenn es ihnen tatsächlich gelingt, die Mauer zu überwinden, werden sie entweder eingeschläfert, ausgesetzt oder als Dienstlinge gehalten.

Auch wenn Lanchester nicht urteilen, sondern eher zum Nachdenken anregen wollte, hätte ich mir mehr Intensität gewünscht; und dies in allen Bereichen seines Buches. Ich hätte es schön gefunden, mehr auf die äußeren Gegebenheiten einzugehen und mehr Hintergrundwisssen zu bekommen, statt in die Seelenqualen eines Einzelnen einzutauchen, die stellenweise recht langatmig waren. Warum hasst Kavanagh seine Familie, sein Leben und alles so dermaßen und hat dennoch keinerlei Zukunftsvorstellung oder Wünsche?

Mein Fazit
Interessantes Thema, dem für mich etwas Tiefgang fehlte.

Bewertung vom 04.02.2019
Schattenchronik 2: Feuerblut / Das Erbe der Macht Bd.4-6
Suchanek, Andreas

Schattenchronik 2: Feuerblut / Das Erbe der Macht Bd.4-6


sehr gut

Nachdem die Prophezeiung endlich entschlüsselt ist, machen sich die Lichtkämpfer auf die Suche nach den Sigilsplittern. Sie müssen diese unbedingt vor den Schattenkriegern finden und unschädlich machen, da diese ansonsten den Wall zerstören und sich den Nimags nicht nur offenbaren, sondern auch die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Eine gnadenlose Jagd beginnt, deren Ende völlig offen ist!

Andreas Suchanek hatte mit seiner Schattenchronik-Saga ein faszinierendes, spannendes und süchtig machendes Werk geschaffen! Schon Teil eins begeisterte mich und so freute ich mich ganz besonders auf die Fortsetzung. Leider lag zwischen den Bänden eine geraume Zeit, so dass ich mich schwer tat, in die Handlung und vor allem die Charaktere zurückzufinden. Trotz des kurzen Rückblicks, der am Anfang des Buches zu finden war und den ich bitter nötig hatte, fiel es mir denkbar schwer, die ganzen Personen auseinander zu halten.
Besonders gut gefällt mir die Mischung des Buches: Nicht nur spannende Action, die mich mit ihrer Geschwindigkeit, dem Wortwitz und der Rätsel an Indiana Jones erinnerten, sondern auch an magischen Momenten fehlt es nicht; von gefühlvollen Liebesgeschichten und Freundschaft, sowie Verrat ganz zu schweigen. Man könnte meinen, dass das Buch, oder vielmehr die Serie damit überladen sei, aber dem ist absolut nicht so, da Handlungen und Charaktere perfekt aufeinander abgestimmt sind und wie kleine Zahnrädchen ineinander greifen.
Der Schreibstil des Autors schwankt von rasanter Spannung, hinzu Rätsel raten und nachdenklich stimmenden Begebenheiten unter Freunden. Verrat, Liebe und Vertrauen sind ebenso an der Tagesordnung wie Freundschaft und Hass. Der Spannungsbogen schwankt je nach Begebenheit und hielt mich stets gefangen. Mal rast die Handlung unaufhaltsam vor ran, mal gibt Suchanek mir die Möglichkeit, alles zu überdenken und eigene Schlüsse zu ziehen. Diese Mischung gefällt mir gut!
Ebenso die Schilderungen der magischen Welt, in die ich mich gerne verlor. Zauberei, magische Wesen und die Schilderung der vorherrschenden Ordnung ist spektakulär. Natürlich hat der Autor das Rad nicht neu erfunden und dass eine Welt neben der unseren existiert ist nicht neu, aber die Umsetzung ist einfach grandios.

So vielfältig wie die Orte der Handlungen sind, so schillernd gestaltet Suchanek seine Protagonisten. Auf der einen Seite sind die Lichtkämpfer: Magier, Neuerweckte und Unsterbliche, die den Wall, also den Schutz der Menschen vor den Magiern, erhalten wollen. Ihr Ziel ist eine friedliche Coexistenz aller Lebewesen, egal ob magisch oder nicht.
Dem gegenüber stehen die Schattenkrieger mit deren Unsterblichen, deren einziges Ziel es zu sein scheint, die Weltherrschaft an sich zu reißen, da Magier eindeutig an der Spitze der Nahrungskette stehen.
Doch ganz so einfach ist es nicht, wie sich im Laufe des Buches immer mehr herauskristallisiert. Schwarz ist nicht immer schwarz und weiß nicht immer weiß. Andreas Suchanek hat diesen Band dazu genutzt, seinen Charakteren mehr Tiefe zu verleihen und mit mehr Hintergrundwissen auszustatten, so dass ich mich mit ihnen noch enger verbunden fühlte.

Mein Fazit
Einfach toll und von Grund auf magisch!

Bewertung vom 26.01.2019
Zwischen uns die Sterne
Sivec, Tara

Zwischen uns die Sterne


weniger gut

Einst waren sie beste Freunde. Doch als die drei Kinder Everett, Aiden und Cameron älter werden und die Liebe in ihr Leben einzieht, wird die Freundschaft schwierig. Schließlich bricht Everett aus seinem Leben aus und zieht mit Ärzte ohne Grenzen um die Welt, um Kranken zu helfen. Als ein Brief von Aiden ihn mit der Nachricht erreicht, dass dieser sterben muss, reist er endlich in die Heimat zurück. Für seinen besten Freund ist es zu spät, aber finden er und Cameron endlich zueinander?

Das Cover zeigt die beiden Protagonisten Cameron und Everett unter einem glitzernden Sternenhimmel. Sie halten sich an den Händen und blicken sich erwartungsvoll an. Zusammen mit dem Klapptext und der Leseprobe hat es den Ausschlag gegeben, dieses Buch unbedingt lesen zu wollen.

Tara Sivec schreibt flüssig und gut strukturiert. Sie schildert die mühselige Liebe zwischen zwei Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen und Dank vieler Missverständnisse ihre Liebe zueinander nicht eingestehen können und wollen. Manchmal erscheint es mir wie ein merkwürdiger Tanz, den Everett und Cameron aufführen, da sie stets umeinander schleichen und doch nicht zueinander finden. Aber es ist auch ein Buch über Freundschaft, die sich von Kindesbeinen an, weiter entwickelt.
Auf mich wirkt das Buch leider wenig romantisch, sondern zäh und die Handlung verfahren. Zwei erwachsene Menschen, die nicht fähig sind, offen und ehrlich miteinander umzugehen, sind nicht meins. Everetts Beweggründe konnte ich teilweise nachvollziehen, da er durch seine fünfjährige Abwesenheit, den plötzlichen Tod seines besten Freundes und seiner Alkoholsucht, eh schon aus dem Gleichgewicht geworfen wurde, ist unsicher und vorsichtig. Cameron hingegen, die von ihren Eltern eine heile und glückliche Ehe vorgelebt bekam, fand ich eher anstrengend. Sie weinte viel, ärgerte sich, war bockig und mir wenig sympathisch. Anfangs rührte mich ihre Gefühlsdusselei, wenn sie in einem Meer aus Tränen schier zu versinken drohte, aber dann wurde es zu viel des Guten.

Mein Fazit
Leider nicht mein Buch.