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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 388 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2019
Das Gemälde der Tänzerin
Jaeggi, Christine

Das Gemälde der Tänzerin


sehr gut

Helena Saxer ist am Ende: Kein Job, ihre Zwillinge fordern mehr, als sie geben kann und das Arbeitslosengeld soll ihr weiter gekürzt werden. Zumindest, wenn sie nicht wenigstens versucht, die Stelle als Zimmermädchen im Hotel Kronenberg zu bekommen. Ausgerechnet im Hotel Kronenberg! Denn schon vor Jahren hatte sie geschworen, dieses nicht mehr zu betreten und keinen Kontakt mehr zu den Inhabern aufzunehmen. Aber das alles ist schon ewig her und schließlich kennt keiner ihren neuen Namen. Beklommen und voller Zweifel beginnt sie ihre neue Stelle als Zimmermädchen. Schon bald gerät Helena in einen Strudel aus Geheimnissen, Verrat und Liebe. Und in die Suche nach der Tänzerin in Regen, einem Gemälde, dass mit dem Schicksal des Hotels, ihrem und allen anderen Beteiligten untrennbar verknüpft zu sein scheint.

Das Cover zeigt eine Frau, die seitlich an einem schmiedeeisernen Tor steht. Im Hintergrund ein altes Gebäude, vermutlich das Hotel Kronenberg. Ich finde es ziemlich zeitlos, da es sowohl Lydia um 1939 zeigen könnte, als auch Helena 2018 und genau damit hat es mich an das Buch gefesselt und es für mich noch interessanter gemacht.

Christine Jaeggi schreibt sehr lebendig und mitreißend, so dass ich mich in ihrem Roman wohl fühlte. Besonders gut gefällt mir die Mischung aus Krimi, Liebesroman und Familiensaga, die zu einem packenden Lesegenuss wurden, der mich förmlich an die Seiten fesselte.
Mal spielte die Geschichte der Kronenbergs heute und mal zur Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Da das Buch in der Schweiz spielt, nehmen die geschichtlichen Ereignisse eine nicht ganz so starke Rolle ein, bzw. haben den Kunstschmuggel der Nazis als Mittelpunkt. Und da besonders das Gemälde der Tänzerin im Regen. Ich habe alles um mich herum vergessen können, während ich mit Noah und Helena im hier und jetzt nach dem Gemälde forschte und gleichzeitig immer wieder in die Vergangenheit blicken konnte mit den Schwestern Hedi und Lydia. Wie sich langsam aber sicher eine völlig überraschende Wahrheit vor meinen Augen aufbaute, war bemerkenswert!

Die Charaktere sind Christine Jaeggi wunderbar gelungen. Bemerkenswert fand ich den Spagat zwischen damals und heute, da sie auf der einen Seite modern und auf der anderen Seite zeitgenössisch auf mich wirkten. Jeder lebte zu seiner Zeit und versuchte mit den damaligen Gegebenheiten zurecht zu kommen und sein Glück zu finden.

Mein Fazit
Ein sehr gelungenes Abenteuer zwischen Damals und Heute!

Bewertung vom 01.05.2019
Das Versprechen der Islandschwestern
Baldvinsson, Karin

Das Versprechen der Islandschwestern


ausgezeichnet

Im Juni 1949 machen sich die beiden Schwestern Helga und Margarete auf den Weg nach Island. Sie wollen der Nazizeit entkommen und einen Neuanfang in dem fremden Land wagen. Eigentlich nur für ein Jahr als Landarbeiterinnen, aber mehr ist durchaus möglich. Während Margarete sich voller Freude in die neue Heimat und die Arbeit auf den Hof stürzt, zögert Helga. Noch verunsichert durch den Tod ihres Verlobten und geprägt von den Kriegsjahren, will sie sich nicht der Hoffnung eines glücklichen Neuanfanges hingeben.

Im Juli 2017 machen sich Pia, ihre Tochter Leonie und Oma Margarete auf den Weg nach Island, da Pias Oma den Geburtstag mit ihrer Schwester Helga verbringen möchte. Eine wahnwitzige Reise in den Augen Pias, denn die beiden Schwestern haben seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr miteinander. Während diese sich wieder annähern, scheint Pia ihr Herz nach und nach an das wilde und ungezähmte Island zu verlieren. Vielleicht oder gerade weil der Nachbar Ragnar sie in seinen Bann schlägt. Aber ist Pia bereit für etwas Neues nach ihrer Scheidung? Will Ragnar sie?

Karin Baldvinsson schreibt einfach wundervoll! Voller Leben, Elan, Esprit und Spannung entführt sie mich nach Island und in eine berührende Familiengeschichte, die mich schnell fesselte. Ich mag starke, gegensätzliche Parteien, die miteinander ringen und doch liebevoll miteinander umgehen. Zum einen sind dort die beiden Schwestern Margarete und Helga, die in einem neuen Land, ihre Zukunft suchen möchten. Margarete ist voller Hoffnung, Zuversicht und Lebensfreude, die mich förmlich mitriss und auf das aufregende Abenteuer blicken ließ. Helga hingegen ist unsicher, traurig und vom Leben enttäuscht. Auch dies war deutlich zu spüren und auch die Angst, sich auf etwas Neues einzulassen. Die Seiten quellen förmlich vor Neubeginn über, vor dem Wagnis, in der Fremde das Glück zu suchen. Doch so leicht, wie die beiden Schwestern es sich erhofft haben, ist es dann doch nicht. Während Helga immer in sich gekehrter wird, blüht Margarete nach anfänglichen Schwierigkeiten auf; sie lernt die Sprache, arrangiert sich mit den einfachen Lebensbedingungen und verliebt sich sogar.

Auf der anderen Seite reist eine Familie nach Island, die auch gefühlsmäßig völlig unterschiedlich sind. Oma Margarete voller Vorfreude und mit der Weisheit des Alters gesegnet, ihre Enkelin Pia mit Ungeduld und Anspannung und deren Tochter Leonie, die gegen alles rebelliert. Sie besuchen Helga, die ihren 90sten Geburtstag feiern möchte. Doch was ist damals vorgefallen, dass die Schwestern getrennte Wege gegangen sind und nicht, wie versprochen ein Leben lang verbunden blieben? Natürlich schleicht sich schnell ein Gedanke ein, wie es abgelaufen sein könnte, aber Karin Baldvisson schreibt so lebendig und mitreißend, dass sich meine Überlegungen schnell verflüchtigten und ich mich lieber im Hier und Jetzt aufhielt und einfach das Buch in vollen Zügen genoss.

Und dies alles vor der wirklich atemberaubenden Kulisse Islands! Ich hätte mir keinen besseren Ort für diese verworrene, berührende und ergreifende Familiengeschichte vorstellen können, da die Seele des Landes mit denen der Protagonisten eng verwoben ist. Sie ergänzen sich, unterstreichen das Geschehen und verdeutlichen es.
Besonders gut hat mir der ständige Wechsel zwischen 1949 und 2017 gefallen. Es half mir, die Schwestern Helga und Margarete heute besser zu verstehen, da ich ihre Vergangenheit gezeigt bekam. Trotzdem fesselten mich die aktuellen Geschehnisse zwischen Pia und Ragnar. Das Buch ist zwar abgeschlossen, aber ich wünsche mir eine Fortsetzung, bei länger bei diesen tollen Charakteren belieben zu können!


Mein Fazit
Ein Buch wie Island: Rau, berührend, spannend, einzigartig und einfach toll!

Bewertung vom 14.04.2019
Das Verschwinden der Stephanie Mailer
Dicker, Joël

Das Verschwinden der Stephanie Mailer


gut

Als seine Frau nicht abends nicht pünktlich nach Hause kommt, macht sich Samuel Padalin Sorgen und fährt sie suchen. Er findet sie. Auf dem Gehsteig. Erschossen. Vor der Tür der Familie des Bürgermeisters, die ebenfalls erschossen worden ist. Offensichtlich war Meghan ein Zufallssopfer; zur falschen Zeit, am falschen Ort. Die Ermittlungen beginnen und bald ist der Täter gefasst. Doch eh es zu einer Verurteilung kommen kann, stirbt der Verdächtige.
Zehn Jahre später verabschiedet sich der leitende Ermittler von damals, Captain Jesse Rosenberg, in den Ruhestand. Von allen wird er der Hundertprozentige genannt, da es keinen Fall gab, den er nicht lösen konnte. Bis die Journalistin Stephanie Mailer behauptet, der Mord vor zehn Jahren sein nicht aufgeklärt und der falsche verhaftet worden. Doch eh sie dies beweisen oder erklären kann, verschwindet Stephanie spurlos.
Jesse und sein damaliger Partner und Freund Derek gehen den Spuren nach und stoßen bald auf eine Mauer des Schweigens, der falschen Aussagen und fehlgeleiteten Ermittlungen. Hatte Stephanie Mailer recht mit ihren Anschuldigungen?

Das Cover zeigt eine Straße Orpheas, die von Polizisten abgeriegelt wurde. Typische Wohnmobile vor einstöckigen Häusern, umsäumt von der hereinbrechenden Nacht, symbolisiert es für mich das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt, in der Mittelmäßigkeit herrscht. Auf mich wirkt es nicht ansprechend und ich bin ausschließlich durch die Leseprobe auf das Buch aufmerksam geworden.

Joël Dicker hat einen ungewöhnlichen, aber durchaus interessanten Schreibstil. Eine Mischung aus rein berichtendem Zeitungsstil und Krimi, wirkte auf mich verblüffend lebendig und mitreißend! Der Autor schürt meine Neugierde und gleichzeitig mein Ermittler-Gen, dass sofort in alle Richtungen Überlegungen anstellte. Leider hielt dieser erste Eindruck nicht und mir ging die Lebendigkeit allzu bald verloren.
Sehr schwierig fand ich, die ganzen Ich-Erzähler auseinander zu halten. Gerade zu Beginn des Romans, an dem ich mich gedanklich noch sortierte und die vielen mir fremden Personen in eine Reihenfolge bringen wollte, brachte mich dies durcheinander und oft aus dem Konzept. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Buch oft verzweifelt aus der Hand legte und dann noch schlechter wieder in den Erzählfluss zurückfand. Vielleicht wäre es mir leichter gefallen, wenn ich mich am Riemen gerissen und die schwierigen, teils zähen und auf mich öden Passagen stramm durchgelesen hätte. Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass ich es nicht getan habe und mir bis weit über die Hälfte des Buches viele Charaktere fremd blieben und ich der Handlung hinterher hinkte und mich immer wieder fragte, wer im Moment Ich ist. Trotzdem ist es interessant, eigenen Überlegungen zu verfolgen und diese wieder zu verwerfen, je nachdem in welche Richtung die Ermittlung weiter fortschreitet.

Auf den ersten Blick scheinen die Protagonisten ruhig und mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Doch je mehr die erneute Ermittlung um den Tod der vier Menschen wieder in ihr Leben eingreift, desto hektischer werden sie und ich konnte die beginnende Panik fast merken, die vereinzelt um sich griff und sich wie ein Flächenbrand ausbreitete. Die oberflächlichen und aalglatten Personen bekamen Risse und was hinter der Fassade zum Vorschein kam, war nicht immer schön. Die Wahrheit schmerzt und das brachte Joël Dicker ganz deutlich zu Tage.

Mein Fazit
Auch wenn der Schreibstil definitiv mal was anderes ist und sich von der Masse der Krimis deutlich abhebt, konnte das Buch mich nicht fesseln.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2019
Mit James auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Mit James auf Sylt


ausgezeichnet

Als Nele ihre Schwester Jana darum bittet, zwei Monate auf ihren Neufundländer James aufzupassen, ist ihr erster Gedanke: Niemals! Doch da sie arbeitslos ist und sich ihr langjähriger Freund von ihr getrennt hat, gibt es keine Ausreden. Schweren Herzens bricht Jana mit dem Riesengremlin nach Sylt auf. Neben endlosen Hundestränden warten auf Jana völlig neue Erfahrungen und auch die Liebe klopft leise an. Vielleicht ist ein Hund doch nicht das Ende der Welt?

Das Cover zeigt eine entspannte Jana, die auf einem Holzpfahl am Strand in der Sonne sitzt und James, ihren schwarzen Panther, beobachtet. Auf mich wirkt das Bild wie Urlaub: Sonne, blauer Himmel, Dünen und ein treuer Begleiter. Was kann man sich mehr wünschen?

Claudia Thesenfitz schreibt voller Elan, Lebensfreude und Esprit und zog mich förmlich in den Bann von James und Jana. Auf den ersten Blick waren mir die beiden sympathisch. Vor allem, weil ich viel von mir in Jana gesehen habe, denn auch ich bevorzuge eindeutig Katzen und wäre mit so einem Riesengremlin wie James völlig überfordert! Was mir jedoch eindeutig fehlt, ist Janas Gelassenheit, wenn es um weltliche Dinge, wie eine angekitschte Stoßstange, keine berufliche Perspektive und Trennung geht. Auch ist Jana stets bereit, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn es nach hinten los gehen kann. Und das beweist sie meisterlich mit James. Ist er erst das Vieh, das Monster, der Riesengremlin, wird aus den beiden nach und nach das JJ-Duo und Jana schafft es sogar, ihn zu bewundern zu vertrauen. Mit tollpatschigen Tapsern schleicht James sich in ihr Herz und wechselt zu Janas schwarzen Panther.
Doch bis es soweit ist, legten beide einen verworrenen Weg zurück, der mich schmunzeln, lachen und schlucken ließ. Denn James muss nach einem kleinen Unfall zum Tierarzt und schnappt panisch nach diesem. Doktor Kretschmann zieht alle Register und ordnet einen Wesenstest an. In Hundetrainer Ben finden Jana und James nicht nur einen Trainer, sondern auch einen Freund, der beide durch diese herausfordernde Zeit begleitet. Und mit den Aufgaben wächst das Vertrauen.
Da bleibt für Jana kaum Zeit, ihr verrücktes Liebesleben in Schuss zu bringen und alte Freundschaften neu zu beleben. Und doch gelingt es ihr. Mit Mut, Willen, Lebenslust und einem Zwinkern im Auge.

Mein Fazit
Ein Buch zum Schmunzeln, zum Wohlfühlen und zum Genießen! Eindeutig ein Glücksroman!

Bewertung vom 31.03.2019
Cainstorm Island - Der Gejagte
Golien, Marie

Cainstorm Island - Der Gejagte


sehr gut

Um die Last der Schulden, die seine Familie niederdrückt zu mindern, nimmt Emilio einen Job bei dem verhassten asarischen Unternehmen Eyevision an. Er bekommt einen Chip in seinen Kopf gepflanzt, der täglich eine halbe Stunde Aufnahmen durch seine Augen sendet. Um seinen Zuschauern etwas zu bieten, wagt EC00, wie Emilio sich selbst nennt, waghalsige Sprünge und rasante Zugfahrten. Bis er eines Tages auf dem Balkon eines Gangmitglieds landet und diesen in Notwehr ersticht. Doch es war nicht irgendein Gangmitglied, sondern einer der führenden Köpfe von Las Culebras. Eine gnadenlose Jagd beginnt, stets durch die Augen von Emilio live mitzuerleben. Kann Emilio entkommen?

Das Cover ist in einem auffälligen Gelbton gehalten. Mittig prangt Emilios Auge, hinter dem sich der Chip verbirgt, durch den die ganze Welt ihn sehen kann. Umrahmt von bösartigen Schlangenköpfen, die ihr Maul weit aufreißen, verströmt es Angst und Beklemmung. Ich finde es sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt.

Marie Golien hat einen schnellen und mitreißenden Schreibstil, der mich begeistere und fesselte. Voller Leben schildert sie das ärmliche Leben in der Stadt Milescalera, das geprägt von Hunger und Armut doch auch seine schönen Seiten hat. Denn hier halten die Leute noch zusammen, Familie und Nachbarschaft wird groß geschrieben, auch wenn kleinere Streitereien an der Tagesordnung sind. Denn Cainstorm Island wird von den Ausgestoßenen des Distrikts Asarian bevölkert, deren Gene nicht perfekt waren. Während die Asarianer in Luxus schwelgen, müssen sich die anderen mit den Resten zufrieden geben.
Um der Armut zu entkommen und das Leben ein wenig erträglicher zu machen, entschließt sich der junge Emilio Rivoir, für Eyevision zu arbeiten. Entgegen des ausdrücklichen Wunsches seiner Eltern. Er sieht nur das Geld, das hinter einer halben Stunde Arbeit am Tag steht. Emilio lässt sich einen Chip in sein Gehirn verpflanzen und zeigt reichen Asarianern jeden Tag dreißig Minuten lang eine wilde Parkour-Strecke. Besonders gut ist es Golien gelungen, durch die Strecke, auch mir Milescalera und Cainstorm bildlich zu schildern, so dass ich mich in den verwinkelten Gassen schnell heimisch fühlte. Ich mag die detaillierten Schilderungen der Orte und besonders der Gerüche, so dass ich mich ohne Probleme in die jeweiligen Örtlichkeiten versetzen konnte. Die wilden Jagdszenen sind ausgesprochen gut gelungen und mir stockte mehr als einmal der Atem.
Sehr gut fand ich die für mich absolut nicht vorherzusehenden Szenewechsel, die der Geschichte zu eigen waren. Immer wenn ich dachte, dass Emilio garantiert nicht aus der Situation entkommen kann, tat sich ein Schlupfloch auf, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Allerdings wirkte dies nicht gekünstelt, sondern passte perfekt zu der jeweiligen Lage. Einfach toll!

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der lebenslustige Emilio Rivoir. Mit seiner Familie wächst er zwar ärmlich, aber glücklich heran. Die Stolperfallen des Lebens nimmt er mit Humor und einer Spur Unbekümmertheit, die ihm leider zum Verhängnis zu werden drohen. Ich fand es spannend zu beobachten, wie der nette, freundliche und freche Emilio zu einem erst ängstlichen und schließlich wütenden und verblüffend brutalen Menschen wechselt. Trotz Freunde, die ihm zur Seite stehen, ist er allein und muss erkennen, wie ungerecht das Leben einem mitspielen kann. Woher er die Kraft nimmt, aufzustehen und immer weiter zu machen, ist bewundernswert, auch wenn der Antrieb Hass nie eine gute Motivation darstellt.

Mein Fazit
Packend, schnell und absolut spannend!

Bewertung vom 24.03.2019
Dark Call - Du wirst mich nicht finden / Holly Wakefield Bd.1
Griffin, Mark

Dark Call - Du wirst mich nicht finden / Holly Wakefield Bd.1


sehr gut

Eigentlich sollte es eine ruhige und entspannte Nacht für die Psychiaterin Holly Wakefield werden, aber dann klingelte ihr Telefon. Am Apparat Detective Inspector Bishop, der sie an einen Tatort bittet, da ihr Profiler ausgefallen ist. Als Holly den Tatort betrifft, ahnt sie, dass dieser Fall ihr unter die Haut gehen wird. Dann geschieht der nächste Mord und ihr und dem Team um DI Bishop wird klar, hier ist ein Serienmörder am Werk. Doch wer ist schneller?

Allein das Cover ist schon ein Hingucker und zog mich unaufhaltsam zu dem Buch. Es ist sehr dunkel in schwarz und blutrot gehalten. Mitten darauf, zwischen den Titel förmlich gequetscht, spannt sich Stacheldraht, der mit einem kleinen Glöckchen versehen ist. Bloß nicht anfassen, denn sonst hört dich der Mörder, scheint das Buch förmlich zu schreien!

Mark Griffin schreibt sehr spannend und fesselte mich ab der ersten Seite an sein Buch. Mit rasendem Tempo schreitet er in der Geschichte voran, so dass mir keine Zeit zum Luft holen, geschweige denn zum Überlegen blieb. Kam ich kurz zur Ruhe und ließ das Gelesene Revue passieren, öffnete sich ein neuer Abgrund und zerrte mich in tiefere Schluchten des menschlichen Grauens. Als ob die eigentliche - fiktive - Handlung noch nicht grausam genug wäre, zitiert die Profilerin permanent - reale - Serienkiller und schildert kurz und knapp deren grauenvollen und verachtenswerten Taten. Zum Glück schildert der Griffin die Schauplätze nicht so detailverliebt, wie ich befürchtet hatte, sondern überließ viel meinen eigenen Gedanken und Vorstellungskraft. Für meinen Geschmack war das genau richtig, da das Buch ansonsten zu überladen gewirkt hätte und er hier anscheinend eher auf Tempo gehen wollte.

Im Mittelpunkt steht DI Bishop, der als leitender Ermittler alle Fäden in der Hand hält. Als Protagonist hat er sofort mein Herz erobert, da er mehr der stille Held ist und sich nicht unnötig in der Vordergrund drängen möchte. Er ist der Ruhepol, der Ermittler der ersten Stunde, auch wenn ihn eine persönliche Tragödie hin und wieder beeinflusst. An seiner Seite die Psychiaterin Holly Wakefield. Auch sie gezeichnet durch die Vergangenheit und von dieser gebrandmarkt. Allerdings hat sie mit dieser Vergangenheit noch längst nicht abgeschlossen, auch wenn die Geschehnisse aus ihrer Kindheit ihr nicht unmittelbar im Weg stehen, beeinflussen sie sie dennoch. Gemeinsam sind sie ein starkes Team, können dies allerdings auch im Alleingang bewältigen. Ich mag starke Charaktere, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, trotzdem die Handlung nicht in den Hintergrund drängen.

Mein Fazit
Ein Buch wie ein Massenmord: Blutig, brutal und gnadenlos!

Bewertung vom 17.03.2019
Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1
Polk, C. L.

Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1


gut

(0)
Immer mehr gewalttätige Kriegsversehrte kommen im Beauregard Veteranenhospital an. Unter Hochdruck arbeitet Dr. Miles Singer nicht nur an einem Heilmittel, sondern vor allem an einer Diagnose! Woher kommen die plötzlichen Ausbrüche von Gewalt, die in Mord gipfeln? Doch Miles kann nicht offen diagnostizieren, denn er ist ein Hexer und alles was er feststellt, beruht auf Magie, die er nicht offen ausüben darf. Denn Miles gehört einer uralten Familie von Sturmsängern an, deren einziger Daseinszweck dazu bestimmt ist, das Land zu schützen. Doch wenn Miles zurück zu seiner Familie kehrt, droht ihm ein Schicksal, dass schlimmer ist als ein jahrelanges Versteckspiel.

Das Cover zeigt Dr. Miles Singer, wie er auf seinem Fahrrad durch das nächtliche Kingston fährt. Im Mondlicht spiegelt sich ein Schatten auf dem Pflaster, das nicht den radelnden Dr. Singer zeigt, sondern ihn und seine Schwester Grace in ihrer wahren Gestalt als Unsichtbare. Ich finde es wunderbar zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es das geheimnisvolle zeigt, das direkt unter der Oberfläche zu lauern scheint.

C.L. Polk schreibt interessant und fesselnd. Sie vermischt die magische Welt gekonnt mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und politischen Intrigen. Ich persönlich fand es fast eine Idee zu überladen für ein einziges Buch, da ich oft den Geschehnissen hinterher hinkte und sich mir die Zusammenhänge erst spät erschlossen, so dass ich teilweise rätselte, warum die Geschichte in diese Richtung verlief und nicht in jene. Auch waren mir die Beweggründe oft schleierhaft, die die Personen zu ihren Handlungen antrieb.
Die bildlichen Ausführungen der Umgebung hingegen, fand ich magisch und wunderbar. Polk schildert und beschreibt die Stadt, das Hospital und die Wohnungen so eindringlich, dass ich mich ohne Probleme dorthin und mitten unter die Protagonisten mischen konnte. An ihrer Seite machte es Spaß, Kingston zu erforschen.
Viele Erzählstränge, die sich auffächern, wieder zusammenführen und neue Wege gehen. Leider verlor mich die Autorin an einigen Stellen, fing mich aber immer wieder ein.

Im Mittelpunkt steht der Mediziner Miles Singer, der sich gegen seine Familie auflehnte, um Arzt zu werden. Sein Weg führt ihn in den Krieg und anschließend nach in das Beauregard Veteranenhospital. Doch in Miles schlummert Magie, die er nicht offen anwenden darf. Denn die Magie wird öffentlich verpöhnt und die Hexer in Sanatorien untergebracht. Doch im Hintergrund beherrschen die Sturmsänger und die an sie gebundenen Sekundäre das Wetter und damit das Land. Alles könnte friedlich sein, wenn jeder seinen ihm zu gewiesen Platz einnehmen würde. Doch nicht nur Miles lehnt sich gegen sein Los als Sekundär auf, sondern kämpft auch für seine große Liebe Tristan Hunter. Dabei steht ihm seine Schwester Grace zur Seite, die er verloren geglaubt hatte. Doch Liebe scheint immer zu siegen und einen Weg zu finden.

Mein Fazit
Ein magisches Buch, voller Verstrickungen, Liebe und Hoffnung.

Bewertung vom 12.03.2019
Deathland Dogs
Brooks, Kevin

Deathland Dogs


ausgezeichnet

Jeet erhält von seinem Anführer Gun Sur den Auftrag, die Geschichte des Clans, oder viel mehr des Krieges zu schildern. Dafür erhält er Stift und Papier, da Jeet einer der Wenigen ist, die Lesen und Schreiben können. Mit dieser Aufgabe überfordert, sucht er Hilfe bei seinem Onkel und Ziehvater Starry, der ihm den Rat gibt, sachlich sie Abläufe zu schildern. Voller Elan stürzt sich der junge Mann in diese Aufgabe. Doch je mehr er berichtet, desto verzweifelter gestaltet sich sein Dasein plötzlich.

Das Cover zeigt den Schattenriss eines heulenden Hundes. In seinem Körper ist die zerstörte Erde abgebildet und ein rennender Junge, beleuchtet von der untergehenden Sonne. Ich finde es sehr auffallenden und spannend gewählt, da es die beiden Seelen zeigt, die in Jeet um die Vorherrschaft zu kämpfen zu scheinen. Ist er Hund oder Mensch? Oder vereint er gar von beiden Seiten das Beste in sich?

Kevin Brooks hat mich eiskalt mit seinem spannenden, packenden und mitreißenden Schreibstil erwischt. Ich dachte, dass ich einfach mal in die Leseprobe hineinschnuppere, aber dass sie so gut wird, damit habe ich wirklich nicht gerechnet und war dementsprechend auf das Buch gespannt! Habe ich die Leseprobe schon verschlungen, gab es bei dem Roman kein Halten mehr und die Seiten flogen wie nichts an mir vorbei. Selbst die Wahl der Sprache, bzw. auf Komma und die meisten Satzzeichen zu verzichten, merkte ich bald gar nicht mehr.
Denn Brooks schildert nicht nur absolut spannend das Leben der wenigen, noch verblieben Menschen und deren harten Kampf ums Überleben, sondern lässt auch ein gewisses Maß an Gefühl hineinfließen. Allerdings ohne Mitleid zu erzeugen, sondern eher trocken und regt mich gerade dadurch zum Nachdenken an. Ob die Spirale von Krieg und Gewalt irgendwann durchbrochen werden kann ist fraglich und nicht nur die Protagonisten haben daran ihre berechtigten Zweifel.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des jungen Hundskindes Jeet, der seine Geschichte und damit die Geschichte der letzten Überlebenden aufschreibt. Um sich und seine Vergangenheit und damit sein Jetzt besser zu verstehen, bittet er seinen Onkel um Hilfe. Starry schildert Jeet von dem harten Überlebenskampf durch die Deathlands und die Flucht vor den Dau. Und doch bleibt jetzt keine andere Wahl, als wieder in den Krieg zu ziehen, denn der Wassermangel setzt den wenigen noch verbliebenen Bewohnern zu. Sie sehen keine andere Möglichkeit, als in den Krieg zu ziehen, um ihr Überleben zu sichern. Ihr Überleben und den Tod der Dau. Vielleicht gelingt es Jeet, endlich eine neue Ordnung und ein Umdenken herbeizuführen, so dass ein Leben mit allen Parteien möglich ist. Doch dies scheint unmöglich, denn seine eigenen Leute machen Jagd auf ihn, liebt er das falsche Mädchen.

Mein Fazit
Ein Roman über das Anderssein; die Verbundenheit zu denen, die einen groß ziehen; die Familie und die Herkunft; über Vertrauen und Liebe.

Bewertung vom 10.03.2019
Sterne sieht man nur im Dunkeln
Werkmeister, Meike

Sterne sieht man nur im Dunkeln


ausgezeichnet

Als Thies Anni die Frage stellt, ob sie ihn heiraten möchte, ändert sich ihr Weltbild. Plötzlich stellt Anni ihr Leben in Frage, bzw. überlegt, was sie eigentlich will. Kurzentschlossen packt sie ihren Koffer und fährt zu ihrer Jugendfreundin Maria nach Norderney, die sich nach Jahren plötzlich gemeldet hat. Denn ohne die Vergangenheit geklärt zu haben, kann Anni nicht in eine Zukunft blicken.

Das Cover ist ein wahrer Blickfang und hat mich magisch zu dem Buch gezogen. Zusammen mit der Leseprobe war es ausschlaggebend, dass ich es unbedingt lesen wollte. Besonders gut gefällt mir der Widerspruch zwischen Titel und Bild: Sterne sieht man nur im Dunkeln assoziiere ich nicht mit hellen Farben und bunten Blumen und trotzdem hätte ich mir kein anderes Bild für dieses Buch vorstellen können!

Meike Werkmeister schreibt wie aus dem Leben heraus: Wild, unbändig, frech, frei, lustig, traurig, mitreißend... kurz einfach wunderschön! Aus jeder Seite sprudelt das Leben. Besonders gut gefällt mir die Mischung aus Lebenslust und Nachdenklichkeit, die das Buch in mir auslöste. Ich denke, dass viele ihr Leben einfach Leben, ohne nach rechts und links zu blicken und damit zufrieden sind. Aber glücklich? Und wie viel Mut gehört dazu, alles in Frage zustellen, zu einem Ergebnis zu kommen und dann noch mal neu durchzustarten. Gerade dann, wenn eigentlich alles perfekt läuft? Eigentlich eben.
Stellvertretend für viele, geht Anni diesen Weg. Mal mit Hindernissen, mal verblüffend einfach, aber immer ist es ihr Weg! In Annis Leben läuft alles perfekt und ohne Ecken und Kanten. Sie hat einen tollen Job und lebt in einer gefestigten Beziehung. Ihr Hobby, das gestalten von Sprüchen, hat sie zu ihrem Nebenjob gemacht, hat Freunde und eine nette Familie. Doch wie aus dem Nichts, soll sich dies mit der Hochzeit ändern. Doch will Anni überhaupt heiraten? Ich fand es sehr spannend zu beobachten, wie Anni sich ihren Ängsten, Bedenken und Gefühlen stellt. Sie öffnet sich für was Neues, um gleichzeitig dem Alten eine Chance zu geben. Ihr Weg macht zwar den ein oder anderen Schlenker, aber sie nimmt es in Angriff, diesen zu beschreiten und dafür bewundere ich sie.

Mein Fazit
Ein wunderschönes Buch, dass einfach JA zum Leben sagt!

Bewertung vom 03.03.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Als die verstümmelte Leiche eines Mannes geborgen wird, nimmt das ungleiche Ermittlerpaar Jean Michael Cardell und Cecil Winge den Kampf gegen das Verbrechen auf. Der Zufall, oder eher das Schicksal bringen den traumatisierten Kriegsveteran und den an Schwindsucht erkrankten Juristen zusammen und der Tod besiegelt das Bündnis. Können sie die Bestie fassen, die für den grausamen Mord verantwortlich ist, oder muss der Tod ungesühnt bleiben? Die Abgründe, in die sich Cardell und Winge begeben, scheint grenzenlos zu sein.

Das Cover ist in schwarz gehalten. Die Jahreszahl 1793 prangt mitten darauf und zeigt einen Ausschnitt Stockholms. Ich finde es in seiner Düsternis sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt. Es zeigt nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Grausamkeit, die in den Seiten vereint sind.

Niklas Natt och Dag hat einen absolut grandiosen Krimininalroman geschaffen, der nicht nur mit Spannung glänzt, sondern auch mit fundiertem Hintergrundwissen der damaligen Zeit. Der Autor schaffte es, mich in eine düstere und zum Glück längst vergangene Epoche zu entführen. Er schilderte Stockholm dermaßen realistisch, dass mir ein Schauer über den Rücken ran. Nicht nur das Elend der armen Bevölkerung konnte ich nachempfinden, sondern auch den Dreck, der überall zu finden war; die Kanalisation steckte nicht nur in den Kinderschuhen, sondern war noch nicht vorhanden, Seuchen und Ansteckungsgefahr schwebten in der verpesteten Luft und das Elend quoll zwischen den Seiten hervor. Selten habe ich eine so realistische und glaubwürdige Schilderung einer Stadt gelesen. Dazu kam das Leben im Allgemeinen mit den drakonischen Strafen und der totalen Missachtung jeglichen armen Lebens: Stirbt ein Bettler, ist schon ein anderer da, um seinen Platz einzunehmen.
In dieser düsteren und beklemmenden Zeit spielt Niklas Natt och Dags Roman. Ein brutaler Mord ist geschehen, der kurzzeitig für Aufsehen sorgt. Nicht wegen der Leiche, sondern wegen den Ermittlungen, die manch einen Schurken ans Tageslicht zerrten; was ist schon ein Toter mehr oder weniger? Die Gleichgültigkeit ging mir sehr nah und war auch schwer nachzuvollziehen, aber die Menschen dachten und lebten nur von der Hand in den Mund.

Und doch schaffen es der Mut und die Ehrlichkeit, die Selbstlosigkeit und die Liebe ihren Platz zu verteidigen. Als der Jurist Cecil Winge sein Todesurteil Schwindsucht erhält, ist sein einziges Ziel, seine geliebte Frau versorgt und glücklich zu wissen. Und nebenher, seinen Beruf erfolgreich auszuüben und das Verbrechen zu bekämpfen. Ungewollt schlittert der Kriegsveteran und Säufer Jean Michael Cardell mit in diesen Kampf. Sein Leben war beendet und der Alkohol der einzige treue Begleiter. Doch nach und nach nimmt er Cardell den Kampf auf. Mit der Wahrheit um den Mord gelangt er in ein lebenswertes Leben zurück. Ich fand es sehr faszinierend und bewegend, den beiden ungleichen Männern bei ihren Ermittlungen folgen zu dürfen. Auch wenn sich mir hin und wieder der Magen hob, ob der detaillierten Beschreibungen, mit denen der Autor nicht sparte.

Mein Fazit

1793 hat mich von der ersten Seite an begeistert! Düster, spannend und originell!