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LEXI
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 384 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2019
Mein Leben als Sonntagskind
Visser, Judith

Mein Leben als Sonntagskind


ausgezeichnet

Sie ist nun mal, wie sie ist.

Jasmijn Vink ist an einem Sonntag geboren und anders als die Kinder in ihrem Alter. Obgleich sie bereits mit drei Jahren nichts lieber tat, als in Büchern zu schmökern, ist sie hinsichtlich sozialer Kontakte unbeholfen. Sie spricht ausschließlich mit ihren Eltern, ihrem Bruder Emiel und ihren Großeltern. So lange sie sich in ihrem geschützten Umfeld zu Hause befindet, ist Jasmijn glücklich. Doch mit dem Eintritt in die Vorschule begannen die Schwierigkeiten, sich in einer schier erdrückenden Welt der Reize – Licht, Lärm, und Gerüche – zurechtzufinden. Lehrerschaft und Mitschüler reagieren überwiegend mit Unverständnis auf dieses stille Mädchen, das sich im Unterricht wie ein Vogel im Käfig fühlt, so gut wie niemals spricht und die Pausen lieber an einem abgeschiedenen stillen Ort mit einem Buch verbringt.

Dieser autobiographische Roman von Judith Visser ist in den Niederlanden bereits ein prämierter Bestseller. Das Buch thematisiert die Kindheit und Jugend eines Mädchens mit dem Asperger-Syndrom. Die tiefen Einblicke, die sie in die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Protagonistin gewährt, sind faszinierend und werden eindrucksvoll und mit einer unglaublichen Authentizität vermittelt. Man merkt, dass die Autorin ganz genau weiß, wovon sie schreibt.

Die Handlung dieses über sechshundert Seiten zählenden Werkes umfasst zwar lediglich den Zeitraum von 1997 – 1999, die Rückblenden erzählen jedoch die Lebensgeschichte des jungen Mädchens von ihrem vierten bis zum neunzehnten Lebensjahr. Ein Mädchen, das erst mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter zu einer Diagnose fand und ihre Einzigartigkeit fortan auch erstmals benennen kann.

Als Hauptfigur dieses Romans fungiert die Ich-Erzählerin Jasmijn, die stets im Zentrum des Geschehens steht. In einem wundervollen Schreibstil und mit beinahe akribischen Beschreibungen von Emotionen und Handlungen darf man Jasmijns Sicht auf die Welt sowie ihr gesamtes soziales Umfeld hautnah miterleben. Man erfährt, weshalb sie bestimmte Dinge nicht ertragen kann, und wie sie lernt, eine drohende Reizüberflutung rechtzeitig abzuwenden. Sie erzählt von ihrem Festhalten an der Logik, den komplexen Gedankengängen und ihrer Beschäftigung mit Dingen, an die andere nicht einmal denken, während sie zugleich unfähig scheint, verbal mit anderen Menschen zu kommunizieren. Mit fortschreitendem Alter bemüht Jasmijn sich immer mehr, ihr Verhalten an jenes der anderen anzupassen, muss dabei aber auch so manches Scheitern in Kauf nehmen. Von ihren Eltern Paulien und Wim Vink sowie ihren Großeltern erfährt sie liebevolle und vorbehaltslose Annahme. Das Elternhaus ist Jasmijns Rückzugsort, wo sie Erlebtes gedanklich und emotional verarbeitet kann und wo niemand ihr Verhalten in Frage stellt. Im Zuge ihres Heranwachsens tauchen verschiedene Mitschüler, Lehrkräfte und Verwandte als Nebenfiguren auf, die für Jasmijn eine große Herausforderung darstellen. Im Umgang mit ihnen muss sie sich sozialen Kontakten mit anderen Menschen stellen, aus sich herausgehen und letztendlich über sich selbst hinauswachsen. Es fiel mir ehrlich gesagt sehr schwer, mich nach der letzten Buchseite von dieser außergewöhnlichen jungen Frau verabschieden zu müssen, ich hätte gerne noch viel mehr über Jasmijn gelesen.

Fazit: „Mein Leben als Sonntagskind“ überzeugt durch ein hoch interessantes Thema und eine außergewöhnliche und hervorragend gezeichnete Protagonistin. Ich empfand die Einblicke in die Welt eines Menschen mit Asperger-Syndrom sowie die Darstellung ihrer Gefühls- und Gedankenwelt als unglaublich bereichernd. Dieses Buch stellte ein sehr intensives Lesehighlight der ganz besonderen Art dar und ist für mich die bislang beste und faszinierendste Lektüre zum Thema Autismus. Ich kann dieses beeindruckende Werk jedem ans Herz legen, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzen und die Welt aus der Sicht einer Betroffenen erleben möchte.

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 04.05.2019
Das Wispern der Schmetterlinge
Ernst, Susanna

Das Wispern der Schmetterlinge


ausgezeichnet

Bei manchen Dingen gibt es kein Zurück mehr

Ava Barret, die große Liebe des Protagonisten Pacey Morgan, ist tot, gestorben durch seine Schuld. Bereits der Prolog dieser Neuerscheinung konfrontiert den Leser mit diesem tragischen Schicksal, das Pacey mit einer schier unerträglichen Last und immer wiederkehrenden Albträumen zurückgelassen hat. Pacey vermisst die Liebe seines Lebens schmerzhaft, er schafft es nur mit großer Mühe, die Tage ohne sie durchzustehen. Auf Anraten seiner Therapeutin entschließt sich der Journalist zu einem kurzen Ortswechsel. Auf der Insel Madeira angekommen stellt er jedoch rasch fest, dass es ihm dabei nicht gelungen ist, seinen Kummer und seine Schuldgefühle in Amerika zurückzulassen. Unvermutet blickt er beim Besuch des hoteleigenen Frisiersalons schockiert und vollkommen aus der Fassung gebracht in Avas wunderschöne dunkle Augen.

Maria Medina Alves ist Ava wie aus dem Gesicht geschnitten, sie spricht mit derselben Stimme, zeigt die gleiche Mimik und hat dasselbe markante Lachen. Einzig ein winziges Muttermal auf dem rechten Augenlid überzeugt Pacey davon, dass er keinen Wunschträumen erlegen ist oder gar Avas Geist vor sich hat. Maria indes ist verunsichert durch das eigenartige Verhalten ihres Kunden. Die alleinerziehende Mutter eines aufgeweckten kleinen Jungen erklärt sich jedoch nach anfänglichem Zögern bereit, einige Fragen des amerikanischen Berichterstatters zu beantworten. Pacey ist sich rasch sicher, durch einen unglaublichen Zufall die eineiige Zwillingsschwester Avas gefunden zu haben. Eine Nachricht aus Amerika versetzt ihn jedoch erneut in einen Schockzustand…

Susanna Ernst schafft es immer wieder, mich mit ihren emotionsgeladenen Romanen tief zu berühren. Die vorliegende Geschichte erzählt von einer großen Liebe, die tragisch endete. Und sie erzählt von Schuldgefühlen, die weit über den Tod des geliebten Partners hinaus reichen. In Pacey präsentiert die Autorin einen sympathischen Protagonisten. Durch Rückblenden in die Vergangenheit in Form von Avas Hörtagebücher erhält man die Möglichkeit, Ava Barret ebenfalls näher kennenzulernen. Freimütig sprach sie von Kindheitstagen an ihre Gedanken und Gefühle auf Band – nach ihrem Unfall ein kostbares Geschenk für Pacey. Maria ist neben Pacey und Ava die dritte Hauptfigur dieses Buches. Auch ihre Vergangenheit wird im Zuge der Gespräche mit Pacey nach und nach aufgerollt. Die Autorin beschränkt sich auf einige wenige Nebenfiguren aus Paceys, Avas und Marias Umfeld. Einzig die Figur von Paceys bestem Freund Ryan Barret enttäuschte mich durch eine derbe, unflätige Sprache und zahlreiche Kraftausdrücke – ein Faktor, den ich von den bisher gelesenen Büchern der Autorin nicht gewohnt bin.

Dem flüssigen und einnehmenden Schreibstil der Autorin ist es geschuldet, dass man sich vom ersten Augenblick an in die Handlung hineinversetzen kann. Susanna Ernst ist eine Autorin, die den unliebsamen Schreibstil „Präsens“ favorisiert. Dennoch schafft sie es mit ihren zutiefst berührenden Geschichten immer wieder aufs Neue, mich mit den großen Emotionen ihrer Bücher zu überzeugen.

Fazit: Mit „Das Wispern der Schmetterlinge“ hat Susanna Ernst es durch liebevoll gezeichnete Protagonisten und einem gefühlvollen Plot erneut geschafft, sich direkt in mein Herz zu schreiben. Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen wurde zu einem pageturner, den ich schlichtweg nicht mehr aus der Hand zu legen vermochte. Die Worte der Autorin haben mich bewegt, betroffen gemacht, und letztendlich zu Tränen gerührt – und ich empfand besonders die letzten Seiten als einen bittersüßen Abschluss.

Bewertung vom 04.05.2019
Der Duft von Gras nach dem Regen
Jacquemin, Patrick

Der Duft von Gras nach dem Regen


gut

Wie habe ich vergessen können, dass das Paradies so nah ist?

Annabelle Dumas ist eine erfolgreiche, von ihrer Arbeit besessene Karrierefrau. Als Gründerin einer Bank vernachlässigte sie zugunsten ihres fordernden Berufes sowohl ihren Ehemann Francois, als auch ihre achtjährige Tochter Léna. Eine Scheidung und ein geteiltes Sorgerecht sind die Folgen ihres leistungsorientierten Lebens. Annabelle leidet an Schlafstörungen, fühlt sich verloren und stellt ihr Leben infrage. Kurz vor dem drohenden Burn-out beschließt sie, einige Tage auf dem Land zu verbringen. Sie trifft auf einen siebzigjährigen archaisch lebenden Einzelgänger namens Georges Lesage, der ein ungewöhnliches Leben führt. Anabelle fühlt sich mehr und mehr zu diesem einfachen und stillen Dasein hingezogen und beneidet den alten Mann um seinen Seelenfrieden. Die Natur ist das Lebenselixier von George, ebenso wie die Welt der Bücher, in die er sich leidenschaftlich vertieft. Obgleich er sehr gebildet, einfühlsam und galant ist, zieht er das Leben abseits anderer Menschen vor. Doch Georges besitzt eine außergewöhnliche Gabe, die – wie sich nach und nach herausstellt – auch in Annabelle schlummert. Die faszinierende Zufallsbekanntschaft mit George stellt Annabelles Leben völlig auf den Kopf. Sie hinterfragt ihre bisherigen Lebensziele und führt sich endlich die wirklich wichtigen Dinge vor Augen.

Patrick Jacquemin stellt im vorliegenden Roman zwei völlig konträre Welten gegenüber. Seine lebhafte, charmante und äußerst zielstrebige Protagonistin Annabelle versinnbildlicht das hektische, nach finanzieller Sicherheit, Geld und Macht strebende Denken und Handeln der modernen Zeit. Im Gegensatz dazu lebt George in ruhigem Einklang mit der Natur, verzichtet gerne auf die neuen technischen Errungenschaften und geht achtsam mit seinem Land, der Tier- und Pflanzenwelt um.

Der Autor wartet mit sehr gut charakterisierten handelnden Figuren auf, beschränkt sich hierbei jedoch auf die beiden Protagonisten. Etwaige Nebenfiguren tauchen lediglich in Form von kurzen Erwähnungen auf und spielen kaum eine Rolle in diesem Buch. Dialoge mit der Natur und die Gedankenwelt der beiden Hauptfiguren wurde kursiv dargestellt, viele Lebensweisheiten in die Handlung eingebaut. Dennoch vermochte der Autor mich nicht ganz von seiner Geschichte zu überzeugen. Der atemberaubenden Schönheit der Natur wurde beispielsweise durch die akribische und bildhafte Beschreibung von Blumenwiesen oder ruhigen, meditativen Begegnungen mit Bäumen Ausdruck verliehen. Trotzdem fehlte mir bei diesem Buch etwas, das ich nicht wirklich zu benennen vermag. Ich konnte keine richtige Sympathie für Annabelle und George aufbringen, sie bezogen mich emotional nicht genügend ein. Dies könnte vielleicht auch der Kürze dieser Geschichte von nur etwas über einhundert Seiten (E-Book) geschuldet sein. Auch das Ende, auf das ich aufgrund etwaiger Spoiler nicht näher eingehen möchte, empfand ich als zu rasch herbeigeführt und wenig zufriedenstellend, es war für mich ebenfalls nicht ganz zufriedenstellen.

„Der Duft von Gras nach dem Regen“ ist eine durchaus lesenswerte Geschichte, die den Fokus auf die Verbundenheit mit der Natur lenkt. In einem einnehmenden Sprachstil lässt Patrick Jacquemin das Leben und das Umfeld seines Protagonisten Georges Lesage bildhaft vor den Augen des Lesers erscheinen, auch die eingebauten Lebensweisheiten fand ich zum Teil bereichernd. Mit gemischten Gefühlen möchte ich daher eine etwas eingeschränkte Leseempfehlung und drei Bewertungspunkte für dieses Buch vergeben.

Bewertung vom 01.05.2019
Als Grace verschwand
Croft, Kathryn

Als Grace verschwand


gut

Wo bist du, Grace? Und wer bist du?

„Sie müssen mir helfen, Simone. Ich glaube, dass ich Ihre Tochter bin, und Sie müssen mir helfen herauszufinden, was mit mir passiert ist.“

Das Auftauchen einer jungen Frau mit langem schwarzem Haar lässt in Simone Porter alte Wunden aufreißen. Vor achtzehn Jahren wurde ihre sechs Monate alte Tochter Helena während einer Spazierfahrt im Park entführt und blieb fortan spurlos verschwunden. Simones Bemühungen, diesen unfassbaren Schicksalsschlag zu verarbeiten und irgendwie weitermachen zu können, scheinen auf einem Schlag zunichte gemacht. Denn die junge Frau übergibt Simone einen Beweis für ihre Identität, den sie nicht so einfach ignorieren kann. Doch kurze Zeit später erscheint Grace nicht wie vereinbart bei Simone – ihre vermeintliche Tochter ist erneut verschwunden. Simone wendet ihre ganze Energie auf, um endlich die Wahrheit herauszufinden. Dabei stößt sie jedoch auf unvorstellbar grausame Tatsachen, die sie selber in Lebensgefahr bringen.
Diese Neuerscheinung aus der Feder von Kathryn Croft weckte aufgrund der interessanten Thematik mein Interesse. Ein lange zurückliegender Entführungsfall, und die Hoffnung, die vermisste Tochter wieder in die Arme zu schließen, erzeugten große Erwartungshaltung. Mein Wunsch, an der Seite der Protagonistin die Wahrheit über Helenas Verbleib herauszufinden, ließ mich sogar die Tatsache akzeptieren, dass die Autorin ihre Geschichte im Präsens erzählt, ein Schreibstil, den ich ansonsten ablehne. Dennoch gestaltete sich bereits der Einstieg ins Buch als äußerst spannend. Die Autorin baut rasch einen Spannungsbogen auf, der schließlich in einem rasanten Finale endet. Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen. Während der erste sich mit dem Entführungsfall und der Geschichte von Simone und Matthew Porter befasst, liegt der Fokus im zweiten Teil auf die zum Teil sehr detaillierte Beschreibung sadistischer Störungen und sexuell motivierter Morde. Es folgen grauenhafte Szenen brutaler Vergewaltigungen wehrloser Frauen mit tödlichem Ausgang, die dieses Buch zu einer deprimierenden und erschütternden Lektüre machen.

Die handelnden Figuren sind zwar gut ausgearbeitet, vermochten es jedoch nicht ganz, mich zu überzeugen. Simone Porter wird als eine aktive und erfolgreiche TV-Producerin dargestellt, die ihren Mann Matthew, einen praktischen Arzt mit eigener Praxis, sehr zugetan ist. Sowohl für Matthew, als auch für Simone steht nach dem Verschwinden ihres Babys die berufliche Pflicht an erster Stelle. Von Grace Rhodes, der eigentlichen Protagonistin dieses Buches, hätte ich gerne mehr erfahren. Sie wird nur oberflächlich gezeichnet und ich hatte bis zuletzt das Gefühl, sie trotz einiger Rückblenden gar nicht wirklich kennengelernt zu haben. Als interessante Nebenfiguren würde ich auf jeden Fall Virginia „Ginny“ Rhodes und Simones Arbeitskollegen Abbot Jackson bezeichnen. Die beiden werden in Simones Ermittlungstätigkeit involviert und waren für mich Sympathieträger. Die hübsche Charlotte Bray blieb mir lange ein Rätsel, und hinsichtlich Miriam Porter bedauerte ich es ganz besonders, dass sie lediglich eine winzige Nebenrolle im Geschehen innehatte.

Fazit: „Als Grace verschwand“ war eine Lektüre, die sehr widersprüchliche Emotionen in mir erzeugte. Einerseits hat mir der Entführungsfall um Helena Porter mit dem großen Spannungsfaktor und dem völlig überraschenden Ausgang sehr gut gefallen. Den zweiten Handlungsstrang mit den perversen sexuell motivierten Gräueltaten und den derben Ausdrücken hätte ich mir jedoch gerne erspart. Da es zu meinem Bedauern nicht möglich ist, diese beiden Teile unabhängig voneinander zu beurteilen, kann ich für dieses Buch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 01.05.2019
Das Licht im Dunkeln / Dunmor Castle Bd.1
Taylor, Kathryn

Das Licht im Dunkeln / Dunmor Castle Bd.1


ausgezeichnet

Das Geheimnis um Dunmor Castle

Alexandra „Lexie“ Cavendish wird von ihrem Vorgesetzten Andrew Howard nach Dunmor Castle beordert. Der Immobilienspekulant plant, die Burg nach dem Kauf zu einem Luxushotel umzubauen. Als Lexie im Zuge eines ihrer schrecklichen Albträume wieder einmal schlafwandelt, wird sie beinahe von einem schwarzen BMW überrollt. Der attraktive Fahrer stellt sich jedoch als schärfster Konkurrent von Lexies Vorgesetztem heraus. Grayson Fitzgerald ist erfolgreicher New Yorker Immobilienspekulant sowie Chef und Gründer der Fitzgerald Holding. Lexies Auftauchen stört seine eigenen Interessen und seine anfangs fürsorgliche und charmante Art wandelt sich rasch zu Abneigung und kaum verhohlenen Groll. Grayson möchte als Sohn des Burgbesitzers mit aller Macht verhindern, dass der Familienbesitz in fremde Hände gelangt. Darüber hinaus scheint der gesamte Ort Kenntnisse über Lexies Mutter zu besitzen, von denen sie selber bislang nichts ahnte. Nach und nach erfährt sie Einzelheiten, begegnet aber in erster Linie Misstrauen und Ablehnung. Dunmor Castle umgibt ein großes Geheimnis, welches zu wahren sich die gesamte Bevölkerung scheinbar verschworen hat.

Kathryn Taylor erzählt im vorliegenden Roman die Geschichte eines jungen Mädchens, das in Pflegefamilien und Heimen aufgewachsen ist und so gut wie nichts über ihre Herkunft weiß. Erst Lexies Ankunft in Cerigh lässt nach und nach Erinnerungsfragmente an die Oberfläche kommen, doch die Einwohner sind nur widerwillig bereit, Einzelheiten preiszugeben. Durch das große Geheimnis um die Vergangenheit von Lexie und ihrer Mutter entsteht im Buch ein gewisser Spannungsbogen, der bis zuletzt aufrecht gehalten wird und in einen brandgefährlichen und adrenalingeladenen Cliffhanger mündet.

Kathryn Taylors einnehmender Schreibstil und die lebendige Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren haben mir ausnehmend gut gefallen. Durch Anmerkungen und geschickte Hinweise weckt die Autorin immer wieder die Neugier des Lesers, die Personen der Handlung sind teilweise undurchschaubar und verschlossen. In Lexie Cavendish findet man eine einfühlsame junge Frau, der sich nach einer schweren Kindheit und einer gescheiterten Ehe die unerwartete Gelegenheit bietet, endlich etwas über ihre leibliche Familie in Erfahrung zu bringen. Grayson Fitzgerald wird als charakterstarker und liebevoller Mann dargestellt. Seine anfangs abweisende und zornige Haltung Lexie gegenüber wird nach und nach von einer wachsenden gegenseitigen Anziehungskraft abgelöst. Dieses Buch wird mit interessanten und teilweise sogar sehr liebenswürdigen Nebenfiguren bereichert, die jedoch nur zögernd dazu beitragen, Licht in Lexies Dunkelheit zu bringen. Besonders durch die Erzählungen von Eileen Kelly, der ehemals besten Freundin ihrer Mutter, erfährt sie wichtige Details. In Sheila Murphy, der Wirtin des Castle Inn in Cerigh, begegnet der jungen Frau jedoch eine bösartig agierende Persönlichkeit, die sie vom ersten Moment an aus tiefstem Herzen hasst. Father Peter Flaherty und seine resolute Haushälterin Mary Ward, der allseits beliebte pensionierte Arzt Dr. Clark Turner, der faule und nachlässige Ortspolizist Sergeant Eddie Sumner und Sheilas Ehemann Fred Murphy scheinen jedoch eindeutig mehr zu wissen, als sie zugeben oder Lexie gegenüber äußern möchten. Die Autorin verstand es wunderbar, die eingeschworene Gemeinschaft des kleinen irischen Städtchens Cerigh authentisch darzustellen.

Fazit: „Dunmor Castle – Licht im Dunkeln“ hat mich bereits nach wenigen Seiten gefesselt. Der Roman versprüht den Charme einer wunderschönen irischen Landschaft und seiner Einwohner, vermittelt das Gefühl der Spannung angesichts des Geheimnisses um die Burg und den Verbleib von Lexies verschwundener Mutter, und endet mit einem beinahe unerträglichen Cliffhanger, der meine Vorfreude auf die Fortsetzung ins Unermessliche steigert.

Dieser Roman aus der Feder Kathryn Taylors hat mir ausgezeichnet gefallen!

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 01.05.2019
Ein neuer Anfang / Die Schwestern aus der Steeple Street Bd.1
Douglas, Donna

Ein neuer Anfang / Die Schwestern aus der Steeple Street Bd.1


ausgezeichnet

Ein Neuanfang in Leeds

Die examinierte Krankenschwester Agnes Sheridan aus London wagt nach einem dunklen Kapitel ihres jungen Lebens einen Neuanfang und beginnt eine Ausbildung als Gemeindeschwester in Leeds. Sie verdankt dem Nightingale Hospital in Bethnal Green ein umfangreiches Fachwissen, auf ihre neue Tätigkeit in Quarry Hill ist sie jedoch nicht vorbereitet. Die Menschen in diesem heruntergekommenen und bitterarmen Viertel akzeptieren die hochnäsig wirkende junge Schwester nicht, zu alledem bringt ihr die stellvertretende Gemeindepflegeleiterin Bess Bradshaw nichts als Ablehnung und Kritik entgegen. Doch das Cedar House in der Steeple Street in Leeds ist die einzige Alternative, die Agnes geblieben ist. Während sie Tag für Tag um die Anerkennung der Ausbildner und Patienten ringt, versucht sie, auch ihr Privatleben wieder in den Griff zu bekommen.

Donna Douglas thematisiert im vorliegenden ersten Band ihrer neuen Buchreihe die Gemeindepflege im England der 1920er Jahre und das Alltagsleben der Gemeindeschwestern. In sehr einnehmendem und flüssigem Schreibstil erzählt sie von Agnes Sheridans Aufnahme in die Gemeinschaft der Gemeindeschwestern und ihren Bemühungen, sich zu integrieren. Die handelnden Figuren dieses Buches wurden sehr gut charakterisiert, ihre Motive, Gedanken und Emotionen überzeugend zum Ausdruck gebracht. Die Autorin verstand es, mich vom ersten Moment an in die Geschichte einzubeziehen und ich durfte an der Seite von Agnes Sheridan fasziniert den Alltag einer Gemeindeschwester mitverfolgen. Agnes Sheridan wird als Protagonistin große Aufmerksamkeit zuteil, ihr stehen jedoch starke Nebenfiguren zur Seite. Besonders ihre Zimmernachbarin Polly Malone, die stets mit Mrs. Bradshaw aneinander gerät, würde ich daher als zweite Hauptfigur benennen. Großes Augenmerk wird demzufolge auch auf die allseits gefürchtete Bess Bradshaw gelegt, die ihre Auszubildenden provoziert und sie mit Härte und scharfer Kritik in Angst und Schrecken versetzt. Die zahlreichen Nebenfiguren der Handlung sind einerseits die teils skurrilen Patienten der rührigen Gemeindeschwestern, andererseits ihr eigenes privates Umfeld, das ebenfalls beleuchtet wird. In Form von Rückblenden erfährt man nach und nach den Grund für den Neubeginn der Agnes Sheridan sowie dem angespannten Verhältnis zwischen Bess Bradshaw und Polly Malone. Durch kritische Situationen bei der Arbeit mit den Patienten wird ein wenig Spannung ins Buch eingebracht, eine kleine Liebesgeschichte sorgt für Romantik. Meine ganze Sympathie galt dem vom Leben enttäuschten Friedhofsgärtner Finn Slater, seinem Großvater Henry und ihrem tierischen Begleiter Job (Hiob). Besonders Finns Geschichte hat mich tief berührt. Als interessanteste Nebenfiguren würde ich die beiden Patienten Norman Willis und Isaiah Shapcott anführen, und zu meinen persönlichen Antagonisten zählen der attraktive Referendar Oliver Umansky, der scheinheilige Hilfspriester Matthew Elliott sowie die Mitglieder von Agnes‘ Familie.

FAZIT: „Die Schwestern aus der Steeple Street – Ein neuer Anfang“ war mein erstes Buch der Autorin Donna Douglas. Der Roman hat mich sehr gut unterhalten und mir höchst interessante Einblicke in die Arbeit einer Gemeindeschwester im England der zwanziger Jahre gewährt. Der einnehmende Schreibstil und die überzeugenden handelnden Figuren machten dieses Buch zu einer Lektüre, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Es hat mir ausgezeichnet gefallen und ich freue mich bereits jetzt auf den Nachfolgeband.

Bewertung vom 26.04.2019
Johannisglut
Joachim, Karin

Johannisglut


ausgezeichnet

Die Tote am Aremberg

Eine Wandergruppe, bestehend aus ehemaligen Kommilitonen einer universitären Theatergruppe, macht sich auf den Weg zum AhrSteig. Jana Vogt wird als Fotografin für Erinnerungsfotos engagiert. Der Jubiläumsausflug der ehemaligen Studenten findet ein vorzeitiges Ende, als ein Mitglied der Gruppe tot aufgefunden wird. Jana, von Beruf Tatortfotografin bei der Kriminalpolizei Koblenz, erkennt Zusammenhänge mit einem dreißig Jahre alten unaufgeklärten Vermisstenfall. Die Verunsicherung der Wanderer ist groß, und letztendlich könnte jeder von ihnen der Täter sein.

Karin Joachim präsentiert im vorliegenden Kriminalroman „Johannisglut“ den dritten Ermittlungsfall mit Jana Vogt als Protagonistin. Als Schauplatz der Handlung wählt sie den anspruchsvollen, aber wunderschönen Wanderweg „AhrSteig“, dessen idyllische Wald- und Wiesenpfade und einsame Hochplateaus sie in eindrucksvollen Worten beschreibt und dem Leser dadurch bildhaft vor Augen führt.

Die Charaktere sind interessant, teils etwas undurchsichtig dargestellt, was den Leser dazu verleitet, Mutmaßungen hinsichtlich der Identität des Täters anzustellen. Man rätselt über Rainer Großmanns Motivation als Organisator für dieses Treffen, exakt drei Jahrzehnte nach dem mysteriösen Vermisstenfalls. Der passive und jegliche Konversation vermeidende Ralf Kuhn zeigt eine zurückhaltende Fassade, während Jörg Orlowski als Lebenskünstler und Gastronom die Provokation sucht. Mit Ulrike Daus wird die Gruppe um eine über den Dingen stehende Fernsehschauspielerin ergänzt, die bodenständig wirkende Antje Haak zeigt sich kommunikativ und ausdauernd. Die sportliche Kordula Lück, die ausgeglichene Englischlehrerin Dorothee Pflüger, Christoph Würtz und die mit ihrem Leben unzufriedene Ruth vervollständigen die Wandergruppe. Die Autorin erlaubt jeweils kurze Einblicke in den Charakter und hinter die Fassaden ihrer Figuren, legt dabei geschickt falsche Fährten und erzeugt dadurch einen gewissen Spannungsbogen im Buch. Zwischenmenschliche Beziehungen, aber auch die Arbeit der Polizei stehen im Zentrum des Geschehens. Der Leser darf gespannt die Ermittlungen von Jana Vogt und ihrem Vorgesetzten, dem Hauptkommissar der Kripo Koblenz namens Clemens Wieland, verfolgen. Der kleine tierische Protagonist „Usti“ begleitet in Gestalt eines Airedale Terriers sein Frauchen Jana Vogt und bereichert mit seiner vorwitzigen und lebensfrohen Art die Handlung. Ein Aspekt dieser Geschichte widmet sich auch den zwischenmenschlichen Beziehungen, allen voran der privaten Liaison von Jana Vogt und Clemens Wieland.

Obgleich es sich um den dritten Band einer Krimireihe handelt, fand ich mich auch ohne Kenntnisse der Vorgängerbände sofort in der Geschichte zurecht. Einige kurze Hinweise auf vergangene Ereignisse weckten in mir sofort den Wunsch, „Krähenzeit“ und „Bittertrauben“ ebenfalls zu lesen. Der äußerst gelungene Schreibstil der Autorin und ein komplexer, gut ausgefeilter Kriminalfall machten dieses Buch zu einem ganz besonderen Lesevergnügen. Ich freue mich, die Werke von Karin Joachim durch ihre Neuerscheinung „Johannisglut“ entdeckt zu haben und werde zukünftig keine Neuerscheinung aus der Feder dieser vielversprechenden Krimiautorin verpassen.

Fazit: „Johannisglut“ hat meinem Lesegeschmack voll und ganz entsprochen, ich fühlte mich durch den vorliegenden Kriminalfall und die detaillierten Beschreibungen von Personen und Landschaft sehr gut unterhalten. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen!

Bewertung vom 22.04.2019
Die drei Freundinnen / Hill House-Trilogie Bd.1
Bell, Annis

Die drei Freundinnen / Hill House-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Drei Schwestern im Geiste: Alice, Rose und Vera

„Es gibt nichts Grauenvolleres und nichts Dümmeres als den Krieg. Am Ende bleiben nur Verlierer. Aber die Zeichen stehen nicht gut.“

Das Jahr 1912 ist von der wachsenden Konfliktsituation in Europa geprägt, es herrscht eine aufgeheizte Stimmung. Die liberal erzogene Alice Buxton lebt mit ihrem Vater Geoffrey auf ihrem Wohnsitz „Hill House“ in Südengland. Der frühe Tod von Alices Mutter und Geoffreys über alles geliebte Ehefrau, seine Muse und sein ganzer Halt warfen den sensiblen Künstler völlig aus der Bahn. Alice brach daraufhin ihre Schulausbildung ab und kümmert sich nun liebevoll um ihren Vater und den Haushalt. Ihre große Leidenschaft gilt dem Garten und der Arbeit darin.

Rose Mandeville gehört als Tochter des Duke of Mandeville zum englischen Hochadel, sie lebt auf dem Anwesen „Mandeville Park“ und ist Alices beste Freundin. Die elegante Aristokratin rebelliert gegen die Heiratspläne ihrer Eltern, sie träumt davon, ebenso wie ihr Bruder Spencer Rechtswissenschaften zu studieren. Doch Frauen ist das Studium untersagt. Roses Begeisterung für die Frauenrechtsbewegung bringt sie bald in gefährliche Situationen, der intensive Kontakt der jungen Adeligen zu den Sufragetten ist dem Duke und der Duchess of Mandeville ein Dorn im Auge.

Vera Lyttleton ist ein Jahr jünger als Alice und Rose, wurde jedoch warmherzig in dem Bund der Freundinnen aufgenommen. Als Tochter des jähzornigen religiösen Eiferers Oswald Lyttleton hat sie kein leichtes Leben, das Zusammensein mit Alice und Rose bedeutet dem schlaksigen und unscheinbaren Mädchen viel.

Annis Bell siedelt ihren Roman in politisch kritischen Zeiten an und wählt als Schauplatz das Anwesen Hill House im Südengland des Jahres 1912. Durch Rose Mandeville thematisiert sie unter anderem auch die Suffragettenbewegung, das Buch endet schließlich zwei Jahre später mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Im vorliegenden ersten Band ihrer Trilogie konzentriert die Autorin sich auf Alice Buxton, sie wird als aufgeklärte und weltoffene Persönlichkeit dargestellt. Ihre mitfühlende und umsichtige Art und ihre praktische Veranlagung brachten der Protagonistin auf der Stelle große Sympathiewerte ein. Alice zeichnet zudem ein liebevoller Umgang mit ihrem verwitweten Vater und ihrer kränklichen Tante Charlotte aus. Ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ansichten wird unter anderem auch bei einer Begegnung mit der bekannten Ärztin und Pädagogin Maria Montessori zum Ausdruck gebracht. Das Boehemeleben der Eltern und die unkonventionellen und illustren Gäste auf Hill House erweiterten ihren Horizont.

Zu meiner Freude erstreckt sich die glaubwürdige Darstellung der handelnden Personen nicht allein auf die Protagonistin, sondern auch auf die Nebenfiguren dieses Buches, wobei ich Alices Tante Lady Charlotte Beresford als meine persönliche Favoritin anführen möchte. Durch den Besuch in der Villa Carlotta wird das Leben in dem kleinen Fischerort an der toskanischen Küste namens Castiglioncello beschrieben. Die zierliche und humorvolle Tante Charlie legt trotz ihrer ernsten Lungenerkrankung große Lebensfreude an den Tag, sie ist feinfühlig und großzügig.

Sebastian Fitzroy und Lorenzo Ranieri sind zwei völlig unterschiedliche Männer, beide lassen jedoch Alices Herz höherschlagen. Letztendlich muss sie sich zwischen dem intelligenten Historiker und zweitem Sohn des Earl of Ravenor, und dem charismatischen Korrespondenten in Krisengebieten entscheiden.

Die sprachlich-stilistische Gestaltung dieser Geschichte hat mir gefallen, ich fühlte mich sehr gut unterhalten und wurde rasch in die Handlung einbezogen. Das Ende des Buches verheißt eine interessante Fortsetzung – zweifellos mit Rose oder Vera als Protagonistin.

Fazit: Dieser Roman aus der Feder von Annis Bell hat mir großes Lesevergnügen bereitet und mich ausgezeichnet unterhalten - gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 21.04.2019
Dreizehn Gäste
Farjeon, J. Jefferson

Dreizehn Gäste


sehr gut

Der Beobachter sieht vom Spiel das meiste

John Foss bricht aufgrund eines aufwühlenden Briefes völlig unverhofft zu einer Reise mit unbekanntem Ziel auf. Als er sich auf dem Bahnsteig eine Fußverletzung zuzieht, wird er kurzerhand von der reizenden Witwe Nadine Leveridge mitgenommen. Sie ist unterwegs nach Bragley Court, dem Sitz der Familie Aveling. Lord und Lady Aveling haben zu ihrer Hausparty zwölf Gäste geladen – mit dem unverhofft eintreffenden John Foss sind es jedoch auf einmal dreizehn Gäste. Als eine Leiche entdeckt wird, ist es mit der Ruhe auf dem friedvollen und atmosphärischen Landsitz vorbei. Der Täter könnte im Grunde jeder gewesen sein, und als der clevere Detective-Inspector Kendall die Ermittlungen aufnimmt, muss er mürrisch feststellen, dass einige der anwesenden Gäste bereits auf eigene Faust Untersuchungen angestellt haben.

Mit dem Buch „Dreizehn Gäste“ durfte ich mein erstes Werk des erfolgreichen Krimiautors Joseph Jefferson Farjeon aus dem Jahre 1936 kennenlernen. Die gewählte Ausdrucksweise hat mich sofort in den Bann gezogen, und ich schätzte den ruhigen, auf die handelnden Figuren und auf die Ermittlungen fokussierten Schreibstil des Autors. Die Personen dieses Buches wurden detailliert beschrieben, sowohl Charakterzeichnung als auch Handlung punktete mit Authentizität. Der unerwartete Gast John Foss ist stiller Beobachter, er verfolgt die Aktivitäten von Lord und Lady Aveling, ihrer Tochter, der Ehrenwerten Anne, deren Verehrer, den Cricketspieler Harold Taverley und den restlichen Gästen. Die betörend schöne Witwe Nadine Leveridge fühlt sich zum freundlichen und empfindsamen John Foss hingezogen, der linkische Portraitmaler Leicester Pratt scheint den berühmten Klatschreporter Lionel Bultin ausnehmend gut zu kennen. Sir James Earnshaw ist liberaler Abgeordneter, aufgrund seiner Empfehlung wurde auch das Ehepaar Chater eingeladen, von dem im Grunde keiner der Anwesenden etwas weiß. Die ehrgeizige Schriftstellerin Edyth Fermoy-Jones präsentiert den Ermittlern nach dem Mord ihre eigene Theorie, während die lebhafte und aufgeweckte Schauspielerin Zena Wilding eine seltsame Unruhe an den Tag legt. Von der Familie Rowe hört man nur wenig, und schließlich ziehen auch das hübsche Hausmädchen Bessie Hill, der Butler Thomas Newson und der chinesische Koch Leng gewisse Aufmerksamkeit auf sich. Letztendlich mischt auch ein Unbekannter in diesem Spiel mit, dessen Identität bis zuletzt nicht preisgegeben wird – und Inspector Kendall hat alle Hände voll zu tun, um Licht ins Dunkel zu bringen.

Mit großer Liebe zum Detail wird dem Leser zu Beginn des Buches ein ausführlicher Einblick in die einzelnen Charaktere gegeben, während die eigentliche Kriminalhandlung erst nach und nach ins Laufen kommt. Kleine Beobachtungen stellten sich am Ende als wichtige Hinweise heraus, und der Autor verstand es, ein Gefühl für seine Figuren und die Atmosphäre auf Bragley Court zu vermitteln. Eine leichte Spannung setzt mit der Entdeckung eines Toten ein und bleibt bis zum Ende des Buches konstant aufrecht.


FAZIT: „Dreizehn Gäste“ war eine sehr interessante und anregende Lektüre – ein Kriminalfall, der mich sehr gut unterhalten hat. Ich kann dieses Buch Krimiliebhabern und insbesondere Fans von Agatha Christie wirklich ans Herz legen. Eine komplexe Handlung, das gemächliche Erzähltempo und interessante Figuren vor der Atmosphäre des Landsitzes der Avelings machen den Reiz dieses beschaulichen Kriminalfalles aus.

Bewertung vom 14.04.2019
Funken in der Dunkelheit
Dempsey, Eoin

Funken in der Dunkelheit


ausgezeichnet

Eoin Dempseys Geschichte beginnt mit dem Fund des verletzten Soldaten im Dezember 1943. In vielen Rückblenden berichtet er zugleich auch über die vergangenen Jahre, als ein so genannter „böhmischer Gefreiter“, ein Emporkömmling namens Hitler, im Zuge der nationalsozialistischen Revolution in Deutschland die Macht ergriff. Er thematisiert das Grauen, das damit im Land Einzug hielt und beschreibt die Auswirkungen des Regimes auf die Bevölkerung. In anschaulichen Worten berichtet er von der Grausamkeit und der Propaganda, erzählt von Willkür und der rücksichtslosen Auslöschung eines jeden Menschen, der sich dem Führer in den Weg zu stellen wagte. Ihre Mitwirkung an der Verbreitung der Wahrheit über die Gräueltaten der Nazis durch die Organisation „Die weiße Rose“ brachte Franka in allergrößte Gefahr, doch auch für ihre Unterstützung des verletzten Soldaten droht ihr die Todesstrafe. Franka wird als zutiefst verzweifelte Protagonistin dargestellt, die beinahe schon resigniert hatte. Die Chance, an der brandgefährlichen Mission dieses Soldaten aktiv teilzunehmen und womöglich damit zum Untergang des deutschen Reiches beizutragen, mobilisiert alle Kräfte in ihr. Mit großem Mut und unglaublichem Einsatz stürzen sich Franka und der Soldat in ein brandgefährliches Abenteuer, welches sie letztendlich ihr Leben kosten kann.

Abgesehen von einer grandiosen Umsetzung und einem Gespür für Situationen glänzt der Autor auch in der Darstellung seiner handelnden Figuren. Er konzentriert sich hierbei in erster Linie auf die beiden Protagonisten. In Form von Rückblicken erfährt der Leser etwas über Frankas Eltern und ihren Bruder Fredi. Gestapo-Kriminalkommissar Daniel Berkel sorgt als böser Antagonist für einen hohen Spannungsfaktor im letzten Drittel des Buches, der in ein atemloses Finale mündet.

„Funken in der Dunkelheit“ war für mich eine wertvolle Lektüre, ein in Romanform verfasster Einblick in eine sehr dunkle Epoche der Geschichte. Thematik und der bereits erwähnte Spannungsbogen sorgen dafür, dass man als Leser regelrecht ans Buch gefesselt wird und es nicht mehr aus der Hand zu legen vermag. Dieses Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es uneingeschränkt weiterempfehlen.