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Silke Schröder, hallo-buch.de
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Hannover
Über mich: 
Ich liebe Geschichten und schreibe gerne und viele Rezensionen über die gelesene und gehörten Hörbücher und Bücher. Besucht auch mal meine Website hallo-buch.de

Bewertungen

Insgesamt 2009 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2023
Wenn Worte Töten: Hawthorne Ermittelt

Wenn Worte Töten: Hawthorne Ermittelt


ausgezeichnet

Auch das neue Abenteuer des ungleichen Ermittlergespanns Hawthrone-Horowitz, bestehend aus dem Ex-Polizisten Daniel Hawthrone und seinem Assistente, dem Krimiautor Anthony Horowitz (hinter dem sich, der Name sagt es, das Alter-Ego des Autors selbst verbirgt) ist wieder ein unterhaltsamer Whodoneit-Krimi in guter alter englischen Tradtion. Eine Insel, eine Handvoll verdächtiger Personen, jede Menge Motive und viele seltsame Vorgänge - mehr benötigt Horowitz nicht. Auch wenn sein dritter Hawthrone-Horowitz-Fall ein wenig kurz geraten ist, überzeugt „Wenn Worte töten“ - im englischen Original „A Line to Kill“ - als solides Krimivergnügen, glänzend gelesen von Uve Teschner.

Bewertung vom 20.05.2023
Die 22 Tode der Madison May
Barry, Max

Die 22 Tode der Madison May


ausgezeichnet

Seit dem Überraschungs-Filmerfolg “Everthing Everywhere All at Once” haben Themen um Multiversen und Parallelwelten Konjunktur. Und hier reiht sich auch der Thriller “Die 22 Morde der Madison May” ein. Es ist schon eine tollkühne Reise, auf die uns Max Barry mit seiner Journalistin Felicity schickt, und es gehört durchaus etwas Aufmerksamkeit beim Lesen dazu, um zwischendurch nicht auch mal den Faden zu verlieren. Doch die innere Logik der rasanten Geschichte steht und es ist ein Spaß, die rasende Reporterin Felicity und das ewige Mordopfer Madison durch die verschiedenen Episoden und parallelen Welten zu begleiten. So ist “Die 22 Tode der Madison May” etwas für Fans von multivers-abgedrehten Kriminalgeschichten.

Bewertung vom 20.05.2023
Richter jagen besser / Siggi Buckmann Bd.2 (Audio-CD)
Schleif, Thorsten

Richter jagen besser / Siggi Buckmann Bd.2 (Audio-CD)


ausgezeichnet

Schon im ersten Band “Richter morden besser” erzählte Thorsten Schleif, der selbst lange Amtsrichter war, von den unorthodoxen Methoden seiner Figur, dem Richter am Amtsgericht Siggi Buckmann. Und auch im neuen Band “Richter jagen besser” lässt er sich einige eigenwillige Vorgehensweisen seines sympathischen Helden einfallen. Ganz nebenbei streut Schleif dabei immer auch etwas Kritik an dem mitunter sehr bürokratischen und schwerfälligen deutschen Justizwesen mit ein. So ist, auch wenn seine Figuren manchmal ein wenig eindimensional ausfallen, die Geschichte in “Richter jagen besser” wieder unterhaltsame und spannende Krimi-Justiz-Unterhaltung. Blendend gelesen von Simon Jäger.

Bewertung vom 15.05.2023
Zeit der Schuld
Kapoor , Deepti

Zeit der Schuld


ausgezeichnet

Deepti Kapoors “Zeit der Schuld” ist gleichzeitig ein brutales Gangsterepos und ein emotionaler Familienroman, der einen Einblick in die erbarmungslosen Verhältnisse der indischen Gesellschaft gibt. Denn die indische Autorin legt den Finger dahin, wo es weh tut: Auf korrupte Machenschaften zwischen Politik, Polizei und organisierter Kriminalität, auf die Gewissenlosigkeit der mächtigen Clan-Bosse, die Gier und Skrupellosigkeiten der Bessergestellten gegenüber den niedrigeren – und fast immer ärmeren – Kasten der Gesellschaft. Sie erzählt von Raffgier, Drogen und dem bedingungslosen, unterwürfigen Gehorsam, der in den Arbeitsverhältnissen zwischen Oben und Unteren erwartet wird. Kapoor erzählt ihre Geschichte aus der Sicht der Journalistin Needa, die das moderne Indien repräsentiert, aus der Perspektive des gehorsamen, aus ärmsten Verhältnissen stammenden Ajay und aus dem Blickwinkel von Sunny, der aus einem superreichen und leider ziemlich kriminellen Clan kommt. Heraus kommt ein spannender und schonungsloser Gesellschaftsroman, bei dem noch einiges zu erwarten ist, denn “Zeit der Schuld” ist der erste Teil einer Trilogie und großartig gelesen von Florian Schmidtke.

Bewertung vom 15.05.2023
Der letzte Sessellift
Irving, John

Der letzte Sessellift


sehr gut

John Irvings neuester Roman “Der letzte Sessellift" erscheint zu seinem 80-igsten Geburtstag. Auf opulenten 889 Seiten geht es um einen konventionellen Typen, der in unkonventionellen Verhältnissen aufwächst. Aus der Ich-Perspektive von Adam Broster beschäftigt sich Irving sehr detailliert mit seinem Helden, aber auch mit den anderen Figuren seiner Geschichte. Da ist seine Mutter Rachel mit ihrer Freundin Molly, seine Cousine Nora, die mit der stummen Em in einem politischen Comedy-Club auftritt, oder sein Ersatz-Vater Elliot, der sich als Frau viel wohler fühlt. Seine Kapitel unterteilt Irving nicht nur zeitlich, sondern auch thematisch. So lernen wir viel über die Familienmitglieder und begleiten sie von jungen Jahren bis in den Tod, der, es wäre sonst nicht Irving, durch ebenso skurrile wie erschreckende Umstände eintritt, seien es Skiunfälle, Stromschläge, Selbstmord, Lawinen, Attentate oder Waffengewalt. Dabei vergisst er nie die gesellschaftspolitischen Verhältnisse der jeweiligen Zeit, sei es die Auseinandersetzung um den Vietnamkrieg in den 1960er und 1970er Jahren, die Bedrohung durch AIDS in den 1980ern, die Intoleranz des Reagan-Regimes oder die politische Stimmung bei der Trump-Wahl. Immer geht es ihm um Toleranz und das Selbstverständnis jener, die sich ein wenig abseits des sogenannten Mainstream bewegen – Irving selbst schreibt an einer Stelle: “Es gibt mehr als einen Weg, Menschen zu lieben”. So ist “Der letzte Sesselift” ein komplexer und liebevoll inszenierter Gesellschaftsroman um das vermeintliche Anderssein, in dem natürlich auch das Ringen und das Land Österreich wieder einen kleinen Platz finden.

Bewertung vom 15.05.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

In “Going Zero“ schmiedet Anthony McCarten mit einer fesselnden und ungemein gut inszenierten Story einen überraschenden Genremix. Denn was wie ein Game-Thriller beginnt, entwickelt sich bald in ganz unterschiedliche Richtungen. Dabei jagt uns McCarten durch eine temporeiche und raffiniert angelegte Handlung, die immer wieder neue Kinobilder im Kopf produziert. Im Mittelpunkt steht die etwas unscheinbar wirkende Kaitlyn Day, die uns im Lauf der Geschichte mehr als nur einmal überraschen wird. So ist “Going Zero“ ein temporeicher Abenteuer- und Politik-Thriller, der wie fesselndes Kopf-Kino funktioniert.

Bewertung vom 15.05.2023
Liebes Arschloch
Despentes, Virginie

Liebes Arschloch


ausgezeichnet

Virginie Despentes legt ihren neuen Roman “Liebes Arschloch” als Mailverkehr zwischen dem Schriftsteller Oscar Jayack und der Schauspielerin Rebecca Latté an. Nach einem heftigen Schlagabtausch wird der Ton zwischen den beiden freundlicher, immerhin war Oscars Schwester Corinne früher mal eine gute Freundin von Rebecca. Und so wird aus dem Online-Zoff eine Auseinandersetzung um aktuelle gesellschaftliche Themen, in deren Mittelpunkt Oscars Verhalten gegenüber seiner früheren Assistentin rückt. Ganz allmählich emanzipiert er sich von seiner gesellschaftlich und soziologisch definierten Rolle und beginnt zu verstehen, wie sein Verhalten auf andere wirken muss. Aber auch andere Themen, wie die Vereinsamung vieler Menschen in den Corona-Jahren und das Drogenproblem, mit dem beide zu kämpfen haben, kommen zur Sprache. Es macht viel Spaß, dem krassen und doch humorvollen Scharmützel der beiden zu folgen und zu sehen, wie sie mit ihrem Leben, der Arbeit, dem Hass auf die sozialen Medien und mit dem Älterwerden umgehen. So präsentiert uns Virginie Despentes mit ihrer ganz eigenen Vehemenz einen ungeschönten Blick auf unsere Gesellschaft, der aber auch sehr versöhnliche Töne enthält. Großartig gelesen von Johann von Bülow, Lisa Hrdina und Anke Reitzenstein.

Bewertung vom 15.05.2023
Kälte
Smith, Tom Rob

Kälte


ausgezeichnet

In seinem neuesten fantastischen Thriller “Kälte” stellt Tom Rob Smith die berühmte “Was wäre wenn”-Frage. Er erzählt, wie ein kläglicher Rest der Menschheit versucht, in der kaum bewohnbaren, eisigen Kälte der Antarktis zu überleben, nachdem sie von überlegenen Alien kurzerhand aus der restlichen Welt verbannt wurde. Es wird wohl kein Zufall sein, dass uns diese Vorgehensweise irgendwie bekannt vorkommt, sei es nun aus der Geschichte der Native Americans in den heutigen USA oder vom Schicksal der Herero in der früheren Kolonie Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia. Auch in der Erzählperspektive bleibt Smith konsequent bei den Betroffenen einer solchen Politik, denn wir erfahren fast nichts über die Absichten der Aliens oder vom Verbleib der Expeditionen, die sich über die Grenzen des Reservats hinaus wagen. Stattdessen zeigt uns der Autor, wie egoistisch Menschen auch in Extremsituationen sein können und welchen Schaden rücksichtslos-hierarchische Strukturen, skrupellose Wissenschaftler*innen und gedankenlose Genmanipulationen anrichten können. Das alles wird sehr anschaulich und bis zur letzten Konsequenz dargestellt. So ist “Kälte” – im englischen Original „Cold People“ – eine beklemmend spannende Near-Future-Dystopie, die uns fröstelnd an den letzten Energiespar-Winter denken lässt und uns unser eigenes Handeln eindrucksvoll vor Augen führt.

Bewertung vom 15.05.2023
Böses Licht
Poznanski, Ursula

Böses Licht


ausgezeichnet

Ursula Poznanski lässt ihren neuen Krimi mit der toughen Jung-Kommissarin Fina Plank in der Wiener Theaterszene spielen. In ihrem Verwirrspiel geht es nicht nur darum, den Mörder zu finden, sondern auch um die Macken und Besonderheiten der Schauspielenden. Aus der Sicht ihrer jungen Kommissarin Fina, die sich in der Männer-donierten Polizeiwelt mit allen Kräften durchsetzen will, und des jungen deutschen Regieassistenten David entwickelt Poznanski eine klassische Whodunit-Story. Schön ist, dass die Autorin dabei auch noch einen kleinen Cameo-Auftritt aus ihrem weitläufigen Krimi-Universum eingebaut hat. So ist “Böses Licht” ein solider, sehr unterhaltsamer Krimi aus Wien und Salzburg. Mal wieder großartig gelesen von Julia Nachtmann.

Bewertung vom 15.05.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Seinen neuen Klimaroman “Blue Skies” lässt T.C. Boyle in einer nahen Zukunft spielen, in der die Auswirkungen der Erderwärmung bereits deutlich zu spüren sind. Boyle beschäftigt sich mit der Frage, was dies für unser alltägliches Leben bedeutet. Insektensterben, Hitze, Stürme und Sturzfluten – immer mehr Wetterphänomene verändern die gewohnten Abläufe. So ergeht es auch seinen Figuren: den Eltern, die ein bis dato sorgenfreies, finanziell abgesichertes Leben an der Küste Kaliforniens führten, ihrem Sohn Cooper, der als Insektenforscher durch einen aggressiven Zeckenbiss einen ganzen Arm verliert, und ihrer Tochter Cat, deren idyllisches Strandhaus-Leben an der Küste Floridas sich immer mehr zu einem Alptraum entwickelt. Immer stärker verknüpft T.C. Boyle in “Blue Skies” die Schicksale seiner Charaktere mit den neuen klimatischen Extremen und zeigt uns als eindringliche und zum Teil recht drastische Mahnung, wie die Klimakrise fast unbeachtet daran geht, unser ganzes Leben zu bestimmen.