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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 773 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


sehr gut

Sie ist dann mal weg
"Zeiten der Langeweile" von Jennifer Becker ist ein Roman, in dem mehr steckt, als man auf den ersten Blick vermutet.
Mia ist Anfang 30, lebt in Berlin und beschließt offline zu gehen, mit allen Konsequenzen. Die Protagonistin beschreibt ihre Gedanken und Gefühle, was die Medien mit ihr machen und auch, wie es ihr ohne die Medien geht.
Das ist sehr gut aufgebaut, einfühlsam, langsam, sozusagen zum mitfühlen.
Es ist ein langsames Buch, es gibt nicht viel äußere Handlung, aber es hat aktuelle Bezüge. Das Buch ist trotz des Titels gar nicht langweilig, es regt zum denken, zum nachdenken an.
Mia fühlt sich einsam, ja, sie entwickelt Ängste und das wird hier schön zum Ausdruck gebracht.
Erschreckend, wie abhängig wir und unser Gefühlsleben von den sozialen Medien sind, Mia hat hier einen radikalen Bruch gemacht, aber schon ein kleinerer würde viel verändern.
Ein Buch, dass nachdenklich machen soll und das auch tut.

Bewertung vom 21.11.2023
Mein schrecklich schönes Leben
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


gut

Auf ein neues
" Mein schrecklich schönes Leben" von Holly Smale hat mich schon mit dem Klappentext eingefangen. Ich bin ein absoluter Fan von Zeitreisen, in Film und Literatur. Ich mag hier das Um-die-Ecke-denken, und dieses was-wäre-wenn.
Hier wird damit so richtig ausgiebig gespielt.
Cassandra ist hier die Hauptperson und sie ist ein ganz besonderer Mensch mit besonderen Fähigkeiten und Gefühlen. In ihrem Leben geht einfach alles schief und das alles auf einmal.
Alles ist hier sehr leicht und auch mit Humor erzählt, auch wenn es teilweise um so richtig ernste Themen geht. Das ist jetzt aber nicht negativ gemeint, es liest sich leicht und locker.
Was mir auch gefällt sind die kleinen Ausflüge in die griechische Mythologie, dafür werden es mir im Laufe der Geschichte etwas viel Wiederholungen.
Ein leicht zu lesendes Buch mit einem ernst zu nehmenden Thema haben wir hier, vielleicht hätte das ein wenig mehr Raum bekommen sollen.

Bewertung vom 21.11.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


sehr gut

Ein Buch wie ein Computerspiel
"Prophet" von Sin Blaché und Helen Macdonald ist ein Thriller, der aber auch viele andere Elemente enthält.
Hier sind nicht nur die beiden gegensätzlichen Protagonisten außergewöhnlich, das ganze Buch folgt einem sehr spannenden, mal ganz anderem Ansatz. Die Spannung ist von Beginn an vorhanden und bleibt auch erhalten. Der Schreibstil ist überzeugend, alles ist sehr anschaulich und bildlich beschrieben, ich habe mich damit leichtgetan.
Es geht hier um ein Forschungsprojekt mit ungeahnten und unvorhersehbare Folgen, hier kann man der Fantasie freien Lauf lassen und das haben die Autorinnen auch reichlich genutzt.
Vielleicht ist bei diesem Buch wichtig, keine Erwartungen zu haben, unvoreingenommen zu sein und sich einfach auf die Geschichte einzulassen. Was teilweise übertrieben erscheint, ist wohl nötig, um das Problem aufzuzeigen. Auf jeden Fall ein Buch, dass im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 16.11.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


ausgezeichnet

Die Welt ist nicht grau
"Die graue Stadt" von Torben Kuhlmann ist für mich nicht das erste Buch des Autors. Besonders angetan hat es mir hier wieder die sehr gelungene Mischung von Wort und Bild. Beides ergänzt sich hervorragend.
Robin zieht mit ihren Eltern in die Stadt und das erste, was auffällt, außer dem Mädchen selbst sieht hier alles grau aus. Die Häuser und Straßen, die Menschen, sogar der Himmel und die Blumen.
Robin begibt sich auf die Suche nach der Farbe. Dabei bekommt sie auch schnell Unterstützung. Nicht jeder hier möchte das Grau aufgezwungen bekommen, sondern hätte gerne etwas Farbe im Leben.
Nicht immer ist Anpassung der richtige Weg und auch, als Robin wegen eines bunten Bildes nachsitzen muss, macht sie daraus das Beste und gewinnt einen Freund.
Die Sätze und Kapitel sind kurz und einfach gehalten, absolut kindgerecht. Die Illustrationen sind ganz große Klasse, bei jedem betrachten entdeckt man hier neue Details, alles sehr liebevoll ausgearbeitet.
Ein sehr kluges und hübsches Buch, zum immer wieder lesen und anschauen.

Bewertung vom 16.11.2023
Der Pakt / Schatten Bd.1
Parvela, Timo

Der Pakt / Schatten Bd.1


ausgezeichnet

Schaut mal hinter euch
"Schatten-Der Pakt" von Timo Parvela ist der Auftakt einer tollen Kinderbuch-Reihe. Illustriert wurde das ganze wunderschön und passend von Pasi Pitkänen. Dieses Buch ist nicht nur für Kinder ab 10 Jahren empfehlenswert, sondern auch für Erwachsene definitiv einen Blick wert.
Sehr gut gelungen ist hier die Gestaltung, zwischen Text und Bildern ist hier eine gute Einheit entstanden.
Pete ist 13 und glaubt eigentlich nicht mehr an den Weihnachtsmann, aber als seine beste Freundin Sara lebensgefährlich erkrankt, wünscht er sich vor allem ihre Rettung.
Er darf einen Pakt schließen, sein Schatten gegen ihre Gesundung.
Erst später wird ihm bewusst, was Menschen ohne Schatten ausmacht, was ihnen das Fehlen antut und er bereut den Tausch doch ein wenig.
Mit Freunden, menschlichen und auch anderen, macht er sich auf den Weg, die Schatten zu befreien und sich wiederzuholen. Hier wird ihm so richtig bewusst, wie wichtig Freunde sind.
Das alles ist schon recht düster, aber nie zu gruselig oder so. Es ist leicht geschrieben, kurze Sätze, gut verständlich.
Die Geschichte wird zunehmend spannender, ich warte gespannt auf den nächsten Band.

Bewertung vom 16.11.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


sehr gut

Und alles war hin
"Eigentum" von Wolf Haas ist ein ungewöhnlicher kleiner Roman, in dessen Sprache ich mich erstmal einfinden musste.
Wolf Haas erzählt hier nach und nach in kurzen Rückblicken die Geschichte seiner Mutter, sozusagen an ihrem Sterbebett sitzen.
Das ganze Leben der Mutter besteht hier aus Arbeit, Arbeit, Arbeit um zu sparen, sparen, sparen. Ihr größter Traum, eigener Grund und Boden, soll sich trotzdem in ihrer Lebenszeit von fast 95 Jahren nicht erfüllen.
Erst mit dem eigenen Grab hat sie Grund in Anspruch nehmen können.
Trotz dem Hintergrund des Todes ist es kein trauriges Buch, die Mutter kommt zu Wort und erzählt aus ihrem Leben und auch der Sohn hat da einiges dazu beizutragen, wie er es erlebte und empfand. Auch eine Abrechnung ist es aber nicht geworden, die beiden sind gut miteinander.
Die Erzählweise, ich kannte den Autor noch nicht, hat trotz des Themas eine gewisse Leichtigkeit, eine Art Humor, auch wenn es schwer wird.
Viele Aspekte der Lebensgeschichte fand ich interessant, manches machte nachdenklich und zwingt dazu das eigene Handeln und Streben zu überdenken. Zu überlegen, was man selber anstelle der Mutter später mal zu sagen hat. Ein kluges kleines Buch, dass sich trotzdem nicht schnell mal nebenbei weglesen lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2023
Das achte Haus
Segtnan, Linda

Das achte Haus


gut

Der historische Teil ist überzeugend
"Das achte Haus" von Linda Segtnan ist eine Art Krimi mit einem historischen Bezug.
Das Buch hat Geschehnisse in zwei Zeitebenen, die abwechselnd erzählt werden.
Linda Segtnan bekommt einen Artikel über einen ungeklärten Mordfall an Birgitta Sivander im Mai 1948 in die Finger. Brigitta war ein neunjähriges Mädchen und der Autorin lässt dieser Fall ab da keine Ruhe mehr und sie beginnt zu recherchieren.
Sie taucht tief ab in die Vergangenheit, sucht Zeugenaussagen, durchleuchtet Tatverdächtige, kopiert Polizeiakten. Sie kontaktiert noch lebende Angehörige und Betroffene. Auch an Ort und Stelle stellt sie Zeitpläne auf und geht diesen nach und zeichnet damit ein recht genaues Bild des damaligen Geschehens.
Es wird auch schnell klar, dass unterlassene Verhöre und Durchsuchungen nicht mehr nachgeholt werden können, auch andere Verdächtige nicht mehr befragt.
Es wurden eindeutig Fehler und Unterlassungen begangen, das Ende kann hier eigentlich bloß offen bleiben. Dieser Teil war toll recherchiert und auch geschrieben.
Sehr unbehaglich habe ich mich mit dem gegenwärtigen Teil gefühlt, wo sie ihre Schwangerschaft akribisch beschreibt und ihr Leben mit den beiden kleinen Kindern. Das nimmt mir zu viel Raum ein, ich kann auch ein wenig ihre Ängste verstehen und ihre Übervorsorglichkeit, gerade weil sie an dem Mord an einem Kind ermittelt, aber das war mir echt zu viel und zu anstrengend.
Verbunden wird alles durch kleine übersinnliche Aspekt, die ich nicht als störend empfinde, höchstens etwas unheimlich.

Bewertung vom 16.11.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


gut

Starker Beginn
"Der Trip" von Arno Strobel ist ein Thriller, der versucht den Lesenden in die Irre zu führen, auf einen Trip über Campingplätze mitzunehmen.
Fabian und seine Frau sind mit einem Wohnmobil auf dem Weg nach Spanien, als sie in Frankreich eine Panne haben. Von dem Moment an fehlt von den beiden jede Spur.
Zwei Jahre später glaubt die forensische Psychologin Evelyn Jancke in einem Bild ihren verschollenen Bruder Fabian wiederzuerkennen.
Zusammen mit dem Hauptkommissar Gerhard Tillmann ermittelt sie in den Morden auf Campingplätzen, weil sich in ihr ein furchtbarer Verdacht gebildet hat.
Leider war der Auftakt des Buches das spannendste an der ganzen Geschichte.
Die Psychologin Evelyn gehört mit ihrem Benehmen wohl selber in solche Behandlung, selten habe ich jemanden so seltsame Entscheidungen treffen sehen.
Auch der Freund und Polizist an ihrer Seite war als Figur nicht glaubwürdig dargestellt. Die Geschichte an sich strotzt vor Widersprüchen und sehr schnell wurde klar, um was es eigentlich geht.

Bewertung vom 16.11.2023
Nathan Kantereit
Winterstein, Co

Nathan Kantereit


ausgezeichnet

Die Kunst zu leben
"Nathan Kantereit" von Co Winterstein ist eine sehr angenehm zu lesende Novelle.
Nathan ist ein junger Mann, der allein lebt und der sein Leben ganz ruhig und geplant verbringt. Keine besonderen Vorkommnisse sozusagen.
Er arbeitet als Wärter in einem Museum und liebt seine ruhige und gleichmütige Arbeit sehr. Eine halbe Stunde dort, dann die Stelle wechseln, dann dort eine Stunde. So verplant er seine Tage und verbringt sie zwischen Wohnung, Supermarkt und Museum.
Mir kommt Nathan nicht fremd vor und auch nicht unglücklich oder einsam, er wird hier sehr gut gezeichnet und beschrieben.
Nathan verehrt Clara, ja er ist fast in sie verliebt. Nur dass Clara keine junge Frau der Gegenwart ist, sondern die Figur in einem Gemälde von Renoir.
Dann wird das Gemälde abgehängt, es ist verliehen an ein Museum in Italien. Nathan nimmt kurzerhand das erste Mal Urlaub und reist ihr nach.
Damit beginnt das erste große Abenteuer seines Lebens.
Die Geschichte ist hier so schön und einfühlsam erzählt, mir kam es vor, als wäre Nathan ein Bekannter von mir. Die Autorin findet hier schöne Worte für Nathans Mut zur Veränderung, zu der Kraft in sich selbst, die einen Traum wahr werden lässt. Zwar auf andere Weise als erwartet, aber es ist ein Aufbruch.
Unterstützt wird diese wunderbare Erzählung von ebenso wunderbaren Bildern von Till Gerhard, das hat gut gepasst.

Bewertung vom 16.11.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


sehr gut

Gutes und wichtiges Buch
"Kontur eines Lebens" von Jaap Robben ist ein sehr emotionaler Roman, der uns eine Menge zu sagen hat.
Die einundachtzigjährige Frieda lebt heute in einem Pflegeheim. Ihr Mann ist verstorben und außer dem Sohn bleiben ihr nicht viele Kontakte in die Außenwelt. Man könnte sie als einsam bezeichnen. Natürlich hält sie da Rückschau auf ihr Leben und so im Nachhinein sieht man beim Lesen sehr genau diese Kontur, auf die der Titel abspielt.
Egal ob in der Vergangenheit, die hier aufgearbeitet wird, mit allen Problemen der damaligen Zeit oder aber in der Gegenwart, die Figuren wirken unglaublich echt und authentisch. Manchmal möchte man am liebsten korrigierend eingreifen.
Neben bei entsteht hier auch ein Abbild der damaligen Zeit und ihrer Konventionen, in den sie genauso gefangen ist, wie in denen der heutigen Zeit.
Gerade die Teile, die sich mit der jetzigen Frieda beschäftigen, mit ihren Gefühlen und Gedanken, mochte ich sehr, obwohl das komplette Buch sehr fesselnd und gut geschrieben ist. Ein Frauenschicksal, dass ganz sicher kein Einzelschicksal war.