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Benutzername: 
ulrikerabe
Wohnort: 
Österreich

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2018
Stern des Nordens
John, D. B.

Stern des Nordens


sehr gut

Jenna Williams ist Assistenzprofessorin an der School of Foreign Service. Seit Jahren trauert sie um ihre Zwillingsschwester, die bei einem vermeintlichen Badeunfall in Südkorea ertrunken sein soll. Doch als sie eines Tages Besuch von einem CIA Agenten erhält, der sie für die Firma rekrutieren will, ändert sich ihr Leben radikal. Ein Einsatz in Nordkorea führt sie der Wahrheit über das Verschwinden ihrer Schwester näher.
Stern des Nordens bietet einen außergewöhnlichen Schauplatz für einen Thriller. Das hermetisch abgeschottete Nordkorea und die dort wahnwitzig geführte Diktatur bietet eine unendliche viel Raum für Spekulationen und Verschwörungstheorien. Wir erleben nicht nur, wie Jenna von einer labilen von Alpträumen geplagten Frau zur Top Agentin wird. Auch das Leben, des bislang linientreuen nordkoreanischen Parteifunktionärs Cho erfährt einen schrecklichen Lebenswandel, als sich herausstellt, dass seine Abstammung nicht lupenrein ist. Gleichzeitig kämpft die einfache Bäuerin Moon im nordkoreanisch-chinesischem Grenzgebiet am Schwarzmarkt ums Überleben. Wie der Autor die einzelnen Erzählstränge zusammen führt, hat mir gut gefallen. Im Nachwort erklärt D.B. John, auf welche Quellen er zurückgreifen konnte. Die unmenschlichen Bedingungen in den Straflagern, die grausame Folter, das menschenunwürdige Leben der nordkoreanischen Bevölkerung sowie der Größenwahn und Irrsinn der Diktatur kommen plastisch zum Ausdruck. Ein wenig seltsam, überzogen und unauthentisch fand ich Jennas Auftritt zum Schluss des Thrillers. Eigentlich ist zu hoffen, dass dieses Buch niemals ein paranoider Anhänger der Kim-Diktatur dieses Buch zu lesen bekommt und glaubt was da steht.

Bewertung vom 12.10.2018
Befreit
Westover, Tara

Befreit


gut

Tara wächst als jüngstes Kind von sieben in der Einöde Idahos auf. Ihr Leben ist geprägt vom religiösen Fanatismus und paranoiden Wahnvorstellungen des Vaters. Gene Westover lässt seine Kinder lieber auf seinem Schrottplatz schuften statt ihnen Schulbildung zu ermöglichen. Nicht einmal eine Geburtsurkunde existiert für Tara bis sie neun ist. Alles was der Familie zustößt ist von Gott gewollt, Frauen und Mädchen zählen nichts, schon eine entblößte Schulter ist unsittsam und macht Tara zur „Dirne“. Erst kurz vor dem Erwachsenwerden kann Tara durchsetzen, eine Schule zu besuchen. Bildung macht es der jungen Frau möglich, aus einem Leben voller Einschränkungen auszubrechen und ihren eigenen selbstbestimmten Weg zu gehen.
Es ist eine unglaubliche Geschichte, dass so ein Leben in unserer Zeit, in einem entwickelten, voll industrialisierten Land überhaupt möglich ist. Zornig machte mich Taras Lebensgeschichte. Frauenleben, die nichts wert sind, ausgeliefert einem religiösen Spinner und was ich eigentlich noch viel gefährlicher hielt, dem vollkommen irren und aggressiven Bruder. Wo waren hier die existierenden Großeltern, der Priester aus der Kirchengemeinde, die Nachbarn.
Manches an der Geschichte ließ mich allerdings auch zweifeln. Die Familienmitglieder überleben zum Teil bizarre Unfälle mit lebensgefährlichen Verletzungen. Ereignisse, die durchaus nach außen drangen und niemand, keine Einsatzkräfte, keine Unfallzeugen, bezieht Position. Schwerste Verbrennungen heilen mit Homöopathie und Kräuterölen – weil Gott es so will? Als Tara dann das kirchliche College besucht, weiß sie nicht, was der Holocaust ist oder dass Europa ein Kontinent ist, graduiert aber bald darauf in Philosophie? Nicht auf alles in dieser erschreckenden Biografie konnte ich mir einen Reim machen.

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Bewertung vom 16.09.2018
Loyalitäten
Vigan, Delphine

Loyalitäten


ausgezeichnet

Theo ist 12 Jahre alt, er ist der Junge, der Alkohol trinkt, als ob er daran sterben möchte. Einsam ist er, aufgerieben zwischen den geschiedenen Eltern, die es nicht mehr schaffen den anderen auch nur beim Namen zu nennen. Sein einziger Freund ist sein Schulkamerad Mathis. In den Schulpausen oder auch nach der Schule trinken sie gemeinsam. Mathis will, kann mit niemanden darüber reden. Er will den Freund nicht verraten. Helene, die Klassenlehrerin erkennt, dass mit Theo etwas ganz und gar nicht stimmt, dringt aber weder zu dem Jungen noch zu dessen Mutter durch.
Ich liebe Delphine de Vigans Bücher, auch wenn sie stets traurig und schonungslos sind. Gerade, weil sie stets traurig und schonungslos sind. Mit ganz sensiblen Antennen spürt sie der Einsamkeit, der Verletzlichkeit ihrer Figuren nach. Behutsam führt sie uns in dieses Drama einer Kindheit. Die Loyalitäten, die die Beteiligten, gleich ob Kind oder Erwachsener, miteinander verbinden, sind falsch verstandenen Befehle, die sie befolgen, ohne den Befehl jemals gehört zu haben. Die Autorin beschreibt einfühlsam desillusionierte Menschen in ihrer Ausweglosigkeit. Die Kinder, die Mütter, die Lehrerin erhalten eine Stimme, die aber keiner hört oder verstehen will.
Es sind alltägliche Menschen, denen wir selber begegnen könnten, denen wir zuhören könnten, bei denen wir nicht wegschauen sollten.
Delphine de Vigan berührt mit wenigen aber dafür eindeutigen und präzise platzierten Worten. Es ist hohe literarische Kunst, auf wenigen Seiten ganz viele Emotionen zu transportieren.

Bewertung vom 10.09.2018
Slow Horses / Jackson Lamb Bd.1
Herron, Mick

Slow Horses / Jackson Lamb Bd.1


ausgezeichnet

River Cartwright, Agent der MI5, verpfuscht mächtig einen Einsatz am King’s Cross. Dafür wird er strafversetzt ins Slough House, Auffangstätte für abgehalfterte Agenten und Versager aller Art, nämlich den Slow Horses. Die tägliche Fadesse wird jäh unterbrochen, als ein junger Mann pakistanischer Herkunft entführt wird und vor laufender Kamera enthauptet werden soll.
Mir gefiel zunächst der rasante Einstieg, der verpatzte Zugriff im ersten Kapitel. Danach zieht sich zwar über Längen eine Vorstellung des Slough House und der Slow Horses. Aber lahme Gäule sind Cartwright und seine Kollegen nur dem Anschein nach, aus der öden Schrittgeschwindigkeit fallen sie nach und nach in forschen Galopp. Jeder der Slow Horses hadert mit dem eigenen Versagen. Aber es sind nicht nur ihre persönlichen Probleme, die sie beschäftigen, es sind auch die ganz allgemeinen, Radikalismus, Terrorismus, die großen Schlagworte der Angst in der heutigen Zeit. Das Cover mag ein bisschen 60er Jahre Flair vermitteln, aber das Thema ist ganz im hier und jetzt.
Dazu schafft Autor Mick Herron ordentlich Londoner Atmosphäre. Intrigen, Verschwörungen und skurrile Figuren machen dieses Buch nach der anfänglichen Durststrecke noch sehr vergnüglich. Jackson Lamb, der Leiter der Horses, ist absolut kein netter Mensch, ausgefuxt, vulgär und politisch vollkommen inkorrekt. Man muss ihn nicht mögen, seine Methoden, die blasierten Agenten im Hauptquartier auszutricksen, mochte ich hingegen sehr.
Der englische Wortwitz geht bei der Übersetzung leider unter. So ist der zweite Teil des Buches mit „Gerissene Huren“ betitelt. Ich wage zu wetten, dass nach „Slough House“ der Abschnitt „Sly Whores“ kommt.
Mit ein bisschen Durchhaltevermögen ein absolut lesenswertes Buch und jedenfalls keine 0815 Massenware, dafür bürgt schon auch der Diogenes Verlag.

Bewertung vom 09.09.2018
Königskinder
Capus, Alex

Königskinder


ausgezeichnet

„Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten beisammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.“ (Volksballade)
Auf einem Schweizer Alpenpass bleibt ein Ehepaar in ihrem Auto im Schnee stecken. Es wird eine lange, kalte und einsame Nacht werden. Doch Max weiß Tina eine Geschichte zu erzählen. Von Jakob dem Kuhhirten, der mit dem Vieh auf der Weide groß geworden ist, von Marie, der Bauerstochter und deren großer unüberwindbaren Liebe am Vorabend der französischen Revolution zu einander.
Alex Capus kann erzählen. Er braucht keine großen Worte, keinen Pathos und keinen Kitsch, um uns in Jakob und Maries Geschichte eintauchen zu lassen. Capus lässt Max zu Tina sagen, dass es keine Rolle spielt, ob eine Geschichte wahr sei, wichtig wäre es nur, dass sie stimmt. Bei dieser Geschichte stimmt alles. Als ob wir dabei wären, das karge und einfache und trotzdem so erfüllende Leben des Kuhhirten zu leben, mit Marie auf den Liebesten zu warten. Wir erleben die Dekadenz am Hofe zu Versailles und riechen dort den Gestank, den kein Puder oder Parfum übertünchen kann. Und immer wieder landen wir im hier und jetzt, bei Max und Tina, die so herrlich um des Kaisers Bart diskutieren können und sich im Großen immer einig sind.
Capus‘ ungemeine Fabulierfreude hat mich, genauso wie schon bei Leon und Louise vollkommen überzeugt.

Bewertung vom 05.09.2018
Die letzte Terroristin
Georgi, André

Die letzte Terroristin


ausgezeichnet

Deutschland 1991, die RAF ermordet Doktor Ernst Wegener, Banker „an der Spitze der Bank mit dem höchsten und potentesten Turm Frankfurts“. Auch das nächste Opfer, das die Terrorgruppe liquidieren will steht schon fest: Hans Georg Dahlmann, der Direktor der Treuhand. Das BKA ermittelt unter Einsatz aller Kräfte, doch niemand ahnt, dass die Gefahr im innersten Kreis Dahlmanns lauert.
Mir selber war nicht bewusst, dass die RAF bis in die 90er aktiv war. Ich bin ein Kind der 70er, auch das österreichische Fernsehen brachte zu den damaligen Attentaten Berichte. Die Bilder der Schleyer-Entführung sehe ich noch heute vor mir, ohne dass ich sie damals natürlich verstanden hätte.
Wenn Geschichtsunterricht nur immer auf diese Weise funktionieren würde.
So finde ich, „Die letzte Terroristin“ ist ein Thriller der Sonderklasse, zeitgeschichtliches Infotainment auf höchstem Niveau. Andre Georgi protokolliert das finale Aufbäumen der dritten Generation der Roten Armee Fraktion präzise und geduldig. Die Karriere als Drehbuchautor merkt man dem Verfasser an. Fakten und Fiktion werden mit hohem Wiedererkennungswert kombiniert. Spielend führt Andre Georgi den geneigten Leser durch eine Zeit des Umbruchs und der Veränderung.
Der Werdegang der Protagonistin von der behüteten Pfarrerstochter aus dem schnöseligen Vorort Berlins, wo die Mütter „Erna, Erika oder Helga“ hießen, zur Demonstrantin, die aus fehlgeleiteter Liebe zur Radikalen wird und trotzdem ihre bürgerliche Fassade wahren musste und konnte, geht nahe. Georgis Vorschau in die Zukunft der Hinterbliebenen der Opfer oder Angehörigen der Terroristen genauso wie das Scheitern des BKA Ermittlers erzeugt durchaus Emotionen gegenüber den sonst sehr nüchtern dargestellten Ereignissen. Hart und nicht zimperlich kann er schreiben, ich werde wohl nie vergessen, wie Hirnmasse der Beschreibung nach schmecken könnte.

Bewertung vom 03.09.2018
Alligatoren
Spera, Deb

Alligatoren


ausgezeichnet

„Einen Menschen töten ist leichter als einen Alligator töten, aber Geduld brauchst du für beides!“
Drei Frauen, drei Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch verbindet Gertrude, Annie die Plantagenbesitzerin und Retta, die schwarze Haushälterin, aus erster Generation befreite Sklavin, Wesentliches, nämlich der Wunsch nach einem freien selbst bestimmten Leben.
Gertrude befreit sich sprichwörtlich aus dem Sumpf und auf ganz besondere Weise von ihrem brutalen Mann, um ihren vier Töchtern ein besseres Leben zu bieten. „White Trash“ würde man wohl das Milieu bezeichnen, aus dem sie stammt. Es fällt ihr nicht leicht, bei Annie Coles, der Herrin der Plantage und Näherei um einen Job und Unterkunft zu bitten. Ihr krankes jüngstes Kind lässt sie in der Obhut von Retta, die sich in der schwarzen Gemeinde dafür einiges anschauen lasen muss. Aber auch Annie trägt eine mächtige Last aus der Vergangenheit. Der älteste Sohn beging als Kind Selbstmord, die Töchter haben sich von der Familie abgewandt. Es brauchte Annie viel Kraft und Mut, sich zu erheben und sich von dem Bösen zu trennen, das sie jahrzehntelang umgeben hat. Mit Retta, die mit Herz, Hausverstand und einem unermüdlichen Glauben im Leben steht, und mit Gertrude hat Annie aber zwei Verbündete gefunden auf ihrem Weg der Befreiung und Selbstbestimmung.
Alligatoren ist in den Südstaaten der 20er Jahre angesiedelt. Rassismus, Sexismus, Macht und Missbrauch ist an der Tagesordnung. Drei Frauen erheben sich beispielhaft gegen die Diskriminierung. Damals wie heute kann ein Kampf für Gleichberechtigung nur zusammen und mit vereinten Kräften stattfinden.

Bewertung vom 24.08.2018
Ins Dunkel
Harper, Jane

Ins Dunkel


gut

Mitten in der australischen Wildnis veranstaltet Bailey Tennants ein Teambuilding Wochenende für seine Führungskräfte. So werden je ein fünfköpfiges Frauen- und Männerteam, ausgestattet mit nur einer Karte und einem Kompass in den Wald gelassen. Aber am Ende kommen von den Frauen nur vier, verletzt, verstört, zurück. Der Verblei von Alice Russell ist ungeklärt. Niemand in der Firma wusste, dass gegen Daniel Bailey und seine Schwester Jill polizeilich ermittelt wurde. Aaron Falk, Federal Agent für Steuerangelegenheiten macht sich mit seiner Partnerin Carmen auf zum Mirror Falls Trail, denn Alice war seine Informantin.
Nach dem großartigen Debüt The Dry von Jane Harper ist Ins Dunkle nun der zweite Band rund um Aaron Falk.
„Nichts ist in den Thrillern Jane Harpers so, wie es auf den ersten Blick scheint“, steht am Umschlagtext und das ist gut so. Denn sonst, ohne die Hoffnung auf einen unerwarteten plot twist, hätte ich wahrscheinlich nach der Hälfte abgebrochen. Fünf Großstadtfrauen, die im Wald herumirren und ihre Querelen und lang aufgestauten Aggressionen ausleben, fand ich nur mäßig spannend. Die düster beklemmende Atmosphäre, die Jane Harper in The Dry so großartig vermitteln konnte, will in diesem Band einfach nicht aufkommen. Da hilft es auch nicht, dass vor 20 Jahren in diesem Teil der Wildnis ein Frauenmörder sein Unwesen trieb. Auch Aaron Falk ist in diesem Buch so farblos wie seine Wohnung. Schade!

Bewertung vom 23.08.2018
Manhattan Beach
Egan, Jennifer

Manhattan Beach


ausgezeichnet

New York, während des WKII, die junge Anna Kerrigan arbeitet wie viele andere Frauen zu Kriegszwecken in der Marinewerft. Der Vater Eddie ist verschwunden, die Mutter muss sich um die Pflege der schwerstbehinderten Schwester Lydia kümmern. Zwei einschneidende Erlebnisse verändern ihr Leben. Als sie eines Tages Taucher bei einem Übungsgang beobachtet, setzt sie alles daran, Taucherin zu werden. Und sie begegnet Dexter Styles, Nachtclubbesitzer und Syndikatsmitglied, dem Mann, für den ihr Vater vor seinem Verschwinden gearbeitet hat.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht Anna, die sich in einer männlich dominierten Welt nicht beirren lässt. Mutig, entschlossen und zielstrebig bringt sie sich selbst voran. Als Mädchen war sie das „Goldstück“ ihres Vaters, jetzt muss sie auch in der Familie die Vaterrolle übernehmen und kümmert sich mit aufrichtiger Liebe um Lydia.
Dexter Styles hingegen hat nicht nur Reichtum geheiratet sondern diesen auch mit seinen großteils illegalen Geschäften vermehrt. Auch er stellt die „Familie“ über alles, allerdings nicht immer nur die biologische. In der Schattenwelt herrschen eigene Gesetze, über die sich auch ein Dexter Styles nicht hinwegsetzen kann.
Eddie Kerrigans Erzählstrang führt von einer Kindheit im Kinderheim bis zu seinen zwielichtigen Geschäften im Gewerkschafts- und Mafiamilieu und zu unerwarteten Wendungen.
Jennifer Egan verbindet die Geschehnisse gekonnt, das Buch liest sich nahezu von allein. Aber aus all diesen Erzählsträngen hätte man locker mehrere Bücher machen können, vor allem Eddies Geschichte war mir dann fast zu viel des Guten und wirkte wie eine Erzählung in der Erzählung. Alles in allem ein sehr epischer, sehr amerikanischer Roman.

Bewertung vom 20.08.2018
Kampfsterne
Hennig von Lange, Alexa

Kampfsterne


ausgezeichnet

Es ist die Hochblüte der 80er, irgendwo in Deutschland. Eine Wohnsiedlung am Stadtrand, bürgerlich, gepflegt. Die Einrichtung biologisch abbaubar, die Erziehung der Kinder pädagogisch wertvoll. Wie Kampfsterne umkreisen sich die Menschen dort. Neid, Eifersucht und Missgunst auf vermeintlich bessere Leben beherrscht die Beziehungen der Nachbarn. Mütter, die stets nur das Beste ihrer Kinder im Auge haben, übersehen, was alles im Argen liegt. Unter Saturiertheit des gehobenen Mittelstandes brodelt es gewaltig.
Alexa Henning von Lange legt eine großartige und bösartige Beobachtungsgabe an den Tag, entblößt schonungslos das Innenleben der Protagonisten. Einzig, dass sie Kinder wie Erwachsen denken lässt. stört mich.
Und wenn es nicht gestrickte Tops, Musikkassetten und den Denver Clan gäbe, wären die Geschichten aus der Vorstadt absolut zeitlos.