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Juti
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Insgesamt 688 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2023
Wir können auch anders
Göpel, Maja;Jauer, Marcus

Wir können auch anders


weniger gut

die verständliche Welterklärerin

Wenn du von einem fernen Planeten kämest und dir auf Erden als erstes ein Buch von Göpel in Hand fiele, dann hättest du richtig Glück, weil du dann auf einem Schlag alles, was sich auf unserer Heimatkugel abspielt, verstehen würdest. Seitenlang erklärt die Autorin beispielsweise, was Kipppunkte sind.

Doch wir Erdenbewohner langweilen uns dann doch. Was wirklich Neues ist selten. Vielleicht, dass schon die reichsten 100 etwa 15% des Kohlendioxid ausstoßen. In Erinnerung blieb mir auch, dass in Paris das Modell der kurzen Wege und in Belo Horizonte der Hunger wirksam bekämpft wurde.


Von Herrmann, Kessler und Göpel hat nur das Mittlere mich wirklich überzeugen können. Zu viele bekannte Fakten stören hier das Leseerlebnis. Und wenn ich im ersten Band von einem durchgegenderten Buch sprach, so ist das jetzt nicht anders. Allerdings wird statt * ein : verwendet. Weil ein : kleiner ist fällt er weniger auf. Ansonsten hat Göpel ihren Kindern versprochen, dass dies ihr letztes Buch ist. Ich sage dazu: Gut so und kann nicht mehr als 2 Sterne geben.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2023
Ein langes Wochenende (eBook, ePUB)
Macmillan, Gilly

Ein langes Wochenende (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Da denkt ja am Wochenende kommen die Wahlverwandtschaften, aber nein, noch immer ist nix. Was der Dichterfürst dazu wohl sagen würde?

Vielleicht würde er die Sonne genießen
5 Sterne als Trost

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2023
Briefwechsel
Alexander von Humboldt / Gabriele von Bülow, Briefe

Briefwechsel


gut

Ein dickes, schön formatiertes Buch mit reichlichen Bildern, dass mich kaum interessieren konnte, da Humboldt für meine Forschungen schon zu alt ist.

Aber für die interssierte Leserin sollten drei Sterne verfügbar sein.

Bewertung vom 16.08.2023
Humboldt
Lubrich, Oliver

Humboldt


sehr gut

Der große Alexander

Zunächst war ich überrascht, dass ein Professor für Komparatistik sich mit dem Naturforscher Humboldt beschäftigt. Aber als ich merkte, dass er erst spät, ich glaube im zehnte Kapitel, seine Messgeräte vorstelle, sondern lieber früh über die Wirkung seiner Reisebeschreibungen bis hin zu „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann berichtet, dachte ich bei mir: Das hat schon Hand und Fuß, was der Autor hier tut.

Mehrfach zitiert er Goethes Wahlverwandtschaften, was mich dazu bewog auch dieses Buch zu lesen. Allerdings haben Reisen und Humboldt dort nur eine absolute Nebenrolle.

Klar, der zweite Entdecker Amerikas steht mit seinen Reisen im Vordergrund. Auch seine späte Russlandreise wird nicht vergessen. Und was er so an Steinen und Pflanzen entdeckt hat, interessiert die Frau auf der Straße heute nicht mehr.

Lieber lesen wir auf Seite 359, wer alles eine Satire über Humboldt veröffentlicht hat. Auch auf S.410 finden wir bereits in den Anmerkungen eine lange Liste von Humboldtbiografien.


Für mich, der mit seiner Humboldtforschung beginnt, war vieles hilfreich und deswegen gibt es 4 Sterne. Der Vergleich der neuen Welt mit der griechischen Antike war dagegen eher uninteressant. Und die Titelfrage, wie das Reisen das Denken verändert, wird nicht allgemein thematisiert.

Bewertung vom 16.08.2023
Donner, Blitz und Sonnenschein, ich will immer pünktlich sein! / Frida, die kleine Waldhexe Bd.2
Dahle, Stefanie;Langreuter, Jutta

Donner, Blitz und Sonnenschein, ich will immer pünktlich sein! / Frida, die kleine Waldhexe Bd.2


ausgezeichnet

Das passende Buch für dieses Wetter. Gerade scheint die Sonne, heute Abend blitzt es wieder, aber pünktlich - wenigstens nach Stunden und nicht erst nach Tagen sollten die Kommentare eingestellt sein.

5 Sterne als Trost

Bewertung vom 15.08.2023
Die Wahlverwandtschaften
Goethe, Johann Wolfgang von

Die Wahlverwandtschaften


sehr gut

kein Spitzenklassiker

Wo Goethe draufsteht, ist auch Goethe drin. Solltest du wenigstens meinen. Aber „die Wahlverwandtschaften“ sind wohl kein Spitzenwerk des Autors, sondern eher was für den Übergang, wie der Rheinländer zu sagen pflegt.

Des Meisters Lieblingsthema scheinen Liebesgeschichten zu sein. Und da der jungen Werther schon eine Dreiecksbeziehung abgehandelt hat, kommt noch ein Vierter hinzu. Also Charlotte ist mit Eduard verheiratet. Aber weil der Major Otto gerade keine Arbeit hat, bittet Eduard sie, dass sie ihn aufnehmen. Hinzu kommt noch Charlottens Großnichte Ottilie, die mit Charlottens Tochter in einer Pension lebte, dort aber keinen Fuß auf den Boden bekommt.

Das reizende Kind – um im Klassikerstil fortzusetzen – findet Eduard so anziehend, dass er die Scheidung mit Charlotte will. Doch der Pfarrer, eine Schlafmütze, die zu allem Überfluss noch Mittler heißt, ist dagegen. Auch als Charlotte einen Sohn gebärt, der große Ähnlichkeit mit Ottilie hat, lässt sich der Pfarrer nicht umstimmen.
Eduard geht auf Reisen, zieht in den Krieg. Und etwas über das Reisen zu erfahren, war der eigentliche Grund meiner Lektüre, aber da habe ich wohl fehlgegriffen.
Nach einem Unglück im See im Garten stirbt das Kind. Ottilie ist untröstlich und wir erleben ein typisches Goethesches Ende, bei dem wir nicht verraten, wer überlebt. Na gut, einer ist der Pfarrer.


Wer Goethe lesen will, sollte sich andere Titel vornehmen. Ich drücke mal ein Auge zu und schenke Goethe gerade noch 4 Sterne. Er wird es mir im Himmel danken.

Bewertung vom 13.08.2023
Die Kunst, den Kapitalismus zu verändern
Kessler, Wolfgang

Die Kunst, den Kapitalismus zu verändern


ausgezeichnet

sinnvolle Utopien

Was Frau Herrmann nicht gelang, schafft dieses Buch. Zugegeben, ich Schlafmütze hätte dieses Bändchen von Kessler schon vor Corona lesen sollen. Nach kurzer Beschreibung der Erfolge des Kapitalismus zeigt er die Macht der Finanzlobby auf und verweist schon vor Corona auf eine immer zerrissenere Gesellschaft.

Doch anders als Herrmann, bei der die Demokratie vor der Klimakatastrophe kapituliert, zeigt Kessler Alternativen auf. Dass die soziale Frage an erster Stelle steht und dass der Autor das bedingungslose Grundeinkommen für eine gute Alternative hält, hat mich positiv überrascht.

Dann verweist er auf Bhutan, wo das wachsende Glück und nicht die Rendite das erste Ziel der Staatstätigkeit ist. Zur Klimakrise nennt er den Kanton Basel-Stadt, der schon vor Jahren die Energiepreise künstlich erhöhte, um dann allen Bürgern am Jahresende die Beträge daraus zurückzugeben. Er ist auch Anhänger des freien Welthandels, aber nur wenn unter gleichen Bedingungen produziert wird und nicht Lohndumping und nicht berechnete Umweltkosten die Produkte künstlich verbilligen. Und er schließt wieder mit dem Grundeinkommen, diesmal als Entwicklungshilfe, weil es in den jeweiligen Orten lokale Märkte schafft.

Bei Aufbrüche ermahnt der Autor uns als Verbraucher unser Geld bei ökologisch und sozialen Banken wie der GLS-Gemeinschaftsbank, der Umweltbank, der Triodos-Bank oder der Ethikbank (111) anzulegen. Doch nicht in allen Fällen reicht die Macht der Verbraucher.
Dann muss man der Politik auf die Sprünge helfen, wie es die Umwelthilfe mit den Fahrverboten für Diesel geschafft hat. Jetzt, also 2019 arbeiten mehrere deutsche Städte an einem ökologischen Nahverkehr.


Weil dieser Aufsatz nicht nur mahnt, sondern auch Lösungen aufzeigt, erhält er alle 5 Sterne. Einziges Manko: Nächstes Mal lese ich die aktuellen Bücher von Wolfgang Kessler.

Bewertung vom 11.08.2023
Sämtliche Schriften (Handnummerierte Vorzugsausgabe im Schmuckschuber)
Humboldt, Alexander von

Sämtliche Schriften (Handnummerierte Vorzugsausgabe im Schmuckschuber)


gut

Großes Werk, gut für den Hawkins-Index

Bei der Lektüre des ersten Bandes viel mir auf, dass der große Humboldt offenbar kein Tagebuch auf seiner Reise mit Forster geführt hat, jedenfalls finde ich es nicht. War der Gelehrte noch zu jung? Es hat mir weitere Forschungen verleidet.

Aber die gesamten 8 Bände zieren jedes Bücherregal bestens. Und sie zeugen von der Klugheit des Besitzer. Ferner könnten wir sagen, über Humboldt wissen wir nun alles.

Bei all dem für und wider: 3 Sterne

Bewertung vom 08.08.2023
Demokratie braucht Religion
Rosa, Hartmut

Demokratie braucht Religion


ausgezeichnet

Gute Rede, gutes Buch

Da in diesem Büchlein nur die Rede von Rosa aus Würzburg veröffentlicht wird, ist es selbst mit dem kurzen Vorwort von Gregor Gysi in einer Stunde gelesen.

Allein schon, dass Gysi zu diesem Thema das Vorwort liefert, ist erstaunlich. Dem nicht an Gott glaubenden ist es wichtig, dass der befreiende Charakter religiöser Ideen nicht verloren geht. (15) Und so spricht er von der Entfremdung zur Religion durch die Philosophen Hegel, Feuerbach, Marx und Benjamin. Religionen hätten den Vorteil, Moral- und Wertvorstellungen allgemein prägen zu können.

Genug des Vorworts – jetzt kommt Rosa mit der Jahreslosung: „Gib mir ein hörendes Herz.“ (20) Dies ist die Kernaussage seines Vortags, denn eigentlich passt die Kirche nicht mehr in „unser Zeitalter der Bastelreligion, wo jeder irgendwie sein eigenes Weltbild konstruiert“ (23) in einem religiösen Pluralismus mit sehr vielen unterschiedlichen Deutungsangeboten. Und bei der Corona-Pandemie zeigte sich, dass die Stimme der Kirche gar nicht mehr gehört wurde.

Einige stellen schon die Gesellschaft als solche in Frage, weil nur noch Prozesse und Institutionen nebeneinander existieren. Der Autor glaubt aber, dass eine Gesamtheit verschiedener Institutionen noch besteht. Er kritisiert das Reden vom ständigen Wachstum, das gar nicht präzisiert werden kann. So spricht er vom „rasenden Stillstand“, weil der Sinn für die Vorwärtsbewegung verloren gegangen ist. „Genau genommen glaubt keiner mehr [...], dass es besser wird. Der globale Konkurrenzkampf wird in Zeiten der Klimakrise noch viel schärfer werden“ (48) oder „Wir müssen alles tun, […] damit es der nachfolgenden Generation nicht viel schlechter gehen wird als uns.“ (52)

Am meisten beunruhigt ihn der Wandel der politischen Kultur: „Der politisch Andersdenkende wird nicht mehr einfach nur als Dialogpartner [...] gesehen, sondern als ekelerregenden Feind, den man zum Schweigen bringen muss.“ (43) Früher glaubte Rosa, dass Demokratie funktioniere, wenn „jeder eine Stimme hat, die hörbar gemacht wird.“ (53) Heute fügt er noch Ohren hinzu, die diese Stimmen auch hören. Er vertritt die These, dass die Kirchen über „ein kognitives Reservoir verfügen, über Riten und Praktiken, über Räume, in denen ein hörendes Herz eingeübt und vielleicht auch erfahren werden kann.“ (55f) Selbst spricht der Soziologe von Selbstwirksamkeit, von Resonanz. „Resonanz heißt für mich Hören und Antworten; etwas erreicht mich und ruft mich an, und ich stelle plötzlich fest, es entsteht eine Verbindung dadurch, dass ich in der Lage bin, auf das Empfangene zu reagieren.“ (59f)

Burnout sei das Gegenteil von Resonanz, die zur Optimierung schlecht geeignet sei. Religion erinnere uns, dass es eine andere Weltbeziehung als das Leistungsprinzip gibt. Sie vergegenwärtigt Resonanzbeziehungen, vor allem in der katholischen Kirche.
Abschließend schreibt Rosa: „Religion hat die Kraft, sie hat ein Ideenreservoir und ein rituelles Angebot voller entsprechender Lieder, entsprechender Gesten, entsprechender Räume, entsprechender Traditionen und entsprechender Praktiken, die einen Sinn dafür öffnen, was es heißt, sich anrufen zu lassen, sich transformieren zu lassen, in Resonanz zu stehen.“ (74)


In der Kürze liegt die Würze. 5 Sterne

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2023
Afrika und die Entstehung der modernen Welt
French, Howard W.

Afrika und die Entstehung der modernen Welt


schlecht

Von der Langeweile übermannt

Anfangs hatte ich viele Fragen: Wieso kam es laut French im 3. Jh. n. Chr. in der Sahara und dem Sahel zu einem regionalen Klimawandel, der eine lange Trockenheit beendete? (30) Und hatte das antike Ghana wirklich zwei Hauptstädte, die nur 10 km voneinander entfernt lagen? (30) Hat es wirklich jahrhundertelang so viele afrikanische Sklaven gegeben, weil der König von Ghana 1324 mit ganz viel in Kairo einzog? (42) Kann Prinz Heinrich verzweifelt daraus aus sein, die Kanaren zu kontrollieren? (68)

Dann noch ein Literaturtipp für den Autor: Hätte er das Buch von Thomas Knubben über Tobias Mayer gelesen, dann hätte er nicht behauptet, dass die Europäer im Mittelalter nicht wussten, dass die Erde eine Kugel sei. (34)

Und plötzlich lernte ich viel: Schon Heinrich der Seefahrer hat Ende des 15. Jahrhunderts die Westküste Afrikas erforscht, gegen die Ureinwohner der Kanaren gekämpft und die Inseln wie ein Fort in Ghana und später die Insel Sao Tome für den schon vor der Entdeckung Amerikas für den Sklavenhandel im Tausch gegen Gold der Goldküste Ghanas getauscht. Sklaven waren unter den Stämmen Afrikas üblich.

Mit der Entdeckung Amerikas wurden die Afrikaner über den Atlantik verschifft, weil die Ureinwohner der Neuen Welt gegen die Krankheiten und Seuchen nicht immun waren und wie die Fliegen starben. Da der Rohstoffhandel mit Amerika schon gegen 1520 endete, wurde dort Zuckerrohrplantagen angelegt. Dank der Sklaven aus Afrika, kam Europa so zu billigem Zucker, was der Hauptgrund für den Aufstieg der Europäer in der Neuzeit war.
Mir erscheint diese These etwas zu monokausal, weil sie die wissenschaftlichen Fortschritte in der Medizin, der Kriegsführung und in der Seefahrt völlig außer Acht lässt.

Doch das größte Problem ist, dass ich nach 100 Seiten das Gefühl hatte, nur noch alten Wein in neuen Schläuchen zu bekommen. Als schnelleres Lesen auch nichts half, habe ich beschlossen Teil IV nicht mehr zu lesen und das Buch nach 239 Seiten (etwas mehr als die Hälfte, ohne Anhang) beiseite gelegt.

Trotz der neuen Erkenntnisse besagen meine Bewertungsregeln, dass ein abgebrochenes Buch nur 1 Stern erhält. Und ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe. Die Qual hat ein Ende.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.