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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 180 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2016
Der weite Raum der Zeit
Winterson, Jeanette

Der weite Raum der Zeit


ausgezeichnet

MEINUNG:
Der weite Raum der Zeit ist der zweite Roman, der im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekt im Knaus Verlag (Teil der Randomhouse Verlagsgruppe) erschienen ist. Das Projekt umfasst acht Neu-Interpretationen von Shakespeares berühmtes Werken geschrieben von acht internationalen Top-Autoren. In diesem Jahr sind bereits drei Romane erschienen: Howard Jacobson – Shylock (basierend auf Der Kaufmann von Venedig), Anne Tyler – Die störrische Braut (basierend auf Die widerspenstige Zähmung) und Jeanette Winterson – Der weite Raum der Zeit (basierend auf Das Wintermärchen).
Außer Romeo und Julia habe ich leider kein weiteres Werk von Shakespeare gelesen und das ist schon lange her. Ich habe Der weite Raum der Zeit durch Zufall mal im Buchladen entdeckt und es hat mich gleich angesprochen. Vom Knaus Verlag haben ich dieses Exemplar freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Ehrlich gesagt habe ich vom Wintermärchen noch nie etwas gehört, aber keine Bange, falls es euch auch so gehen sollte. Zu Beginn des Romans wird die ganze Geschichte, die aus drei Akten besteht, noch zusammengefasst. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen und ohne es gelesen zu haben, war ich im Bilde.
Natürlich ist von Anfang klar wie die Geschichte beginnt und wie sie endet, aber das Dazwischen ist in dem Fall das Interessante. Jeanette Winterson hat alle Namen der Protagonisten an das Original angelehnt, aber quasi „modernisiert“. Shakespeare Stück spielt eigentlich in Sizilien. In Jeanette Wintersons Adaption spielt die Geschichte in London bzw. in den USA, in New Bohemia (Lousiana) und ist ebenfalls in dreie Teile geteilt, wie das Original.
Selten habe ich ein Buch gelesen, was nachdenklich, poetisch, aber gleichzeitig auch vulgär und einfach in der Sprache ist. Das Buch vereint Themen wie Eifersucht, Rache, Vergebung, Sehnsucht, Trauer, Hoffnung, Liebe so harmonisch miteinander, so dass hier keine Seite überflüssig ist und am Ende auch alles gesagt worden ist. Die Geschichte lässt sich leicht und flüssig lesen und klingt trotzdem noch lange nach. Vor allem regt sie zum Nachdenken an und liefert eine interessante Sicht auf die eigene Vergangenheit und mit deren Umgang in der Gegenwart, die ich wirklich „open minded“ fand. Bei Shakespeare steht das Stück auch im unter dem Stern, des Vergebens und des Verzeihens. Der Roman zeigt auf, dass die Fehler, die Menschen begehen und seien sie noch so groß und eigentlich unverzeihlich, trotzdem eines Tages ein gutes Ende nehmen können.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und bieten eine bunter Mischung an Hautfarben, sozialen Stand und Sexualität. Dieser Aspekt hat mir sehr zugesagt und spricht auch für die Autorin. Die Geschichte kommt hier ohne Stereotypen aus. Die verschiedenen Erzählstränge, die in den ersten beiden Teilen aufgebaut werden, werden im dritten und letzten Teil zusammen geführt. Die Autorin greift auch innerhalb des Romans viele Anspielungen zu Klassikern, wie z.B. Ödipus auf. Man bekommt also nicht nur eine stimmige Geschichte, sondern kann sich mit diesem Roman auch gleichzeitig noch bilden. ;-)

FAZIT:
Der Roman von Jeanette Winterson als Teil des Hogarth Shakespeare Projekts bietet allen interessierten Lesern einen Einblick in die bekanntesten Werke von Shakespeare, ohne sich dabei mit der doch sehr anspruchsvollen Sprach- und Schreibweise des bekannten Dramatikers im Detail auseinandersetzen zu müssen. Mir hat der Roman außerordentlich gut gefallen. Ganz besonders die Schreib- und Sprachweise von der Autorin, die sich durch ihre Heterogenität auszeichnet und trotzdem harmonisch und in sich stimmig ist. Ich freue mich auf die weiteren Romane und werde mir auch die beiden bereits erschienen noch besorgen.

Bewertung vom 09.10.2016
Münchhausen
Flix

Münchhausen


ausgezeichnet

MEINUNG:
Hierbei handelt es sich um meine erste gelesene Graphic Novel. Ich habe früher bereits gerne Mangas gelesen, aber Graphic Novels sind noch einmal was völlig anderes. Ich habe die Graphic Novel vorab vom Carlsen Verlag erhalten im Rahmen einer Lesung der beiden Autoren, die am 30.09. im Carlsen Verlag in Hamburg stattgefunden hat.
Mit der Geschichte des Münchhausens bin bereits im Vorfeld relativ vertraut gewesen, da ich vor Jahren mal Münchhausen von Erich Kästner gelesen habe. Ich also im Vorfeld bereits froher Erwartung, wie die Geschichte in Bildern umgesetzt wurde und ich wurde nicht enttäuscht. Es war leider ein kurzes Lesevergnügen, aber eines, das sich auf jeden Fall gelohnt hat.
Die Zeichnungen haben mir außerordentlich gut gefallen. Der Aufbau ist so gestaltet, dass die Zeichnungen sich wunderbar an das Tempo der Geschichte anpassen. So ist z.B. an besonders spannenden Stellen nur ein große Zeichnung. Ganz besonders gut gemacht fand ich auch den farbigen Teil, der sich von den ansonsten schwarz-weißen Bildern abgehoben hat. Alle Bilder sind mit Liebe zum Detail gestaltet und unterstützen die sehr humorvolle und unterhaltsame Geschichte.
Besonders gut hat mir als Charakter Dr. Freud gefallen, auch wenn der in die Geschichte fiktiv hinzugefügt worden ist. Seine Zweifel an der Geschichte von Münchhausen waren höchst amüsant und so treffen für seine Person. Die Geschichte von Münchhausen war mir so auch nicht präsent. Ich habe mit Interesse sein, wenn auch zweifelhafte, Lebensgeschichte verfolgt, um die die beiden Autoren eine gut konstruierte Story herum gesponnen haben.

FAZIT:
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diese amüsante und unterhaltsame Story über den bekannten Lügenbaron Münchhausen.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 03.10.2016
Die Entscheidung
Link, Charlotte

Die Entscheidung


sehr gut

MEINUNG:
Dies ist mein dritter Roman von Charlotte Link gewesen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht, was die Geschichte anging. Geschickt verwebt die Autorin wieder viele Charaktere miteinander. In den Romanen von Charlotte Link habe ich immer das Gefühl, die Charaktere am Ende wirklich zu kennen. Es mag sein, dass damit einige Längen erzeugt werden, aber auch in diesem Roman lernen wir die beiden Hauptprotagonisten Simon und Nathalie und deren Lebensgeschichte umfassend kennen.
Charlotte Link entwirft hierzu verschiedene Erzähler sowie Erzählebenen. Nicht jeder Erzähler ist in dem Fall immer dauerhaft wichtig für die Handlung. Doch erfährt der Leser aus erster Hand, was sich zur gleichen Zeit an einem anderen Ort abspielt. Diese Erzähltechnik wird häufig in Krimis und Thrillern verwendet. Doch immer wieder fasziniert mich diese Art der Erzählung. Charlotte Link ist eine Meisterin darin und spinnt aus den verschiedenen Strängen eine hochkomplexe Geschichte mit einer Vielzahl von Beteiligten. Der größte Teil nimmt in diesem Roman die Erzählweise aus der dritten Person ein, bis auf Nathalie. Ihre Lebensgeschichte erfahren wir aus der Ich-Perspektive. Diese Parts heben sich auch von der Schriftart her vom anderen Text ab.
Die Autorin hat mit dem Menschenhandel in Osteuropa ein sehr aktuelles Thema ausgewählt, welches für mich der ausschlaggebende Punkt war, zu diesem Roman zu greifen. Der Roman ist gut recherchiert, langweilt den Leser aber nicht mit der Aufzählung von trockenen Fakten, sondern liefert vor allem ein Bild darüber, was es mit den Menschen macht, die mit hinein gezogen werden. Nathalie und Simon sind dabei an sich nur Randpersonen, die durch die falsche Entscheidung eines anderen in die Geschichte mit hinein gezogen werden und deren Leben sehr schnell in Gefahr gerät. Gleiches gilt für alle anderen Personen, mit denen sie je Kontakt gehabt haben bzw. die ihnen etwas bedeuten. Dieser Verlauf der Geschichte erinnert mich an die Dramen, die ich in der Schule gelesen habe und immer noch bin ich fassungslos, wie so eine Ereigniskette in Gang gesetzt werden kann.
Der Krimi kommt hier allerdings ohne die Beschreibung von blutigen Gewaltszenen oder Ähnlichem aus, sondern begnügt sich hier mit Andeutungen, die dem Leser genug Fantasie übrig lassen. Der Roman neigt zu einigen Längen, aber immer wenn ich das dachte, kam eine Wendung, die nicht absehbar war. Selbst als sich die Geschichte dem Ende zuneigt und scheinbar alles klar ist, gab es noch einen neuen Aspekt, der die Geschichte in eine andere Richtung lenkte.
Besonders gut hat mir die Gestaltung des Endes gefallen, weil sie realistisch ist. Charlotte Link verzichtet hier auf ein allumfassendes Happy-End, sondern lässt einige Dinge offen. Dennoch ist Hoffnung spürbar für die übrigen Beteiligten. Ich hätte den Roman nicht ernst nehmen können, wenn es darauf hinaus gelaufen wäre, dass die Autorin eine Welt aufzeigt, in der Menschenhandel komplett verhindert wäre könnte. Natürlich wird auch im realen Leben aktiv dagegen vorgegangen, aber schlägt man einer Schlange den Kopf ab, wächst in der Regel ein neuer nach. Leider entspricht das der Realität.

FAZIT:
Charlotte Link hat hier ein aktuelles Thema aufgegriffen, welches dem Leser in aller Deutlichkeit zeigt, was passiert, wenn man sich auf die falschen Menschen einlässt. Ich konnte den Roman kaum zur Seite legen, weil mich vor allem die sehr gut ausgearbeiteten Charaktere und deren Lebensgeschichte in ihren Bann gezogen haben. Trotz einiger Längen, ein gelungener und komplexer Krimi.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2016
Der Frauensammler
Sennen, Mark

Der Frauensammler


ausgezeichnet

MEINUNG:
Das ganze Setting hat mir sehr gut gefallen. Ich war zwar noch nie in Plymouth, aber England hat es mir einfach angetan. Der Roman erstreckt sich in einem Zeitraum von Ende Oktober bis Anfang November. Die genauen Zeits- und Ortsangaben stehen auch am Anfang eines jeden Kapitels. Ich bin kein besonders großes Fan von solchen detaillierten Angaben, vor allem dann nicht, wenn die Angaben auch noch wichtig für das Geschehen sind. Die Ortsangaben in diesem Thriller geben Aufschluss darüber aus wessen Sicht das Kapitel erzählt ist, was man aber auch beim Lesen schnell merkt. Zu großen Teilen wird aus der Sicht von der Polizistin Charlotte Savage in der dritten Person erzählt, aber es werde auch noch parallele Handlungsstränge aus Sicht von anderen Personen aufgebaut, die am Ende dann wieder zusammenfließen. Diese Art der Erzählweise ist für einen Thriller relativ typisch. Es schafft eine gewisse Distanz zum Geschehenen, was anhand der Grausamkeit der Taten auch gut ist. Wenn keine Zeit- und Ortsangabe gemacht werde, dann haben wir aus der Sicht von Harry gelesen. Hier ist relativ schnell klar, dass es sich bei ihm um einen bzw. den Täter handeln könnte.
Charlotte Savage ist die Hauptermittlerin. Man erfährt gleich am Anfang ihre privaten Umstände. Dennoch spielt ihr Privatleben innerhalb des ganzen Romans nur eine untergeordnete Rolle. Im Gegensatz zu vielen anderen bekannten Ermittlern aus diversen Romanen, finde hier kein ständiger Wechsel zwischen den Problemen auf Arbeit und im privaten Umfeld statt. Der Autor hat das hier auf ein Maß reduziert, sodass der Fall ganz klar im Mittelpunkt steht. Einerseits hat mir das gefallen, andererseits bleibt Savage dabei immer etwas distanziert und ich hatte nicht wirklich das Gefühl sie am Ende des Romans zu kennen bzw. ein Gefühl für ihre Persönlichkeit zu bekommen. Auch der Umgang mit den Kollegen auf dem Polizeirevier ist ungewohnt förmlich. Tatsächlich wird sich dort durchgehend gesiezt, wenn die Hierarchiestufe nicht die gleiche war. Ich hatte manchmal Probleme auch hier eine richtige Beziehung aufzubauen und habe die Namen daher ein paar Mal durcheinander gebracht bzw. musste dann immer noch überlegen, um wen es sich gehandelt hat.
In der Regel finde ich die Sicht des Täters immer relativ langweilig bis unnötig. In diesem Thriller aber fand ich sie zum ersten Mal wirklich interessant und viele Andeutungen sind zum Schluss auch wichtig für die Aufklärung des Falls. Da kommen wir gleich zum nächsten Punkt. Die Aufklärung des Falls wurde nicht, wie so oft, auf den letzten paar Seiten schnell abgehandelt, sondern viele Antworten auf die Fragen, die man hatte, ergaben sich aus zuvor gemachten Bemerkungen. Der Roman fordert einen hier heraus sehr aufmerksam zu lesen, aber ist lässt sich trotzdem flüssig lesen. Das hat mir außerordentlich gut gefallen. Alles war am Ende stimmig. Alle Fäden, die der Autor gesponnen hat, liefen am Ende zusammen.
Das Buch war durchgängig spannend, wenn auch sehr grausam, und ich habe es in einem Rutsch gelesen. Auf Deutsch ist das der erste Roman von Mark Sennen, aber auf Englisch sind bereits mehrere erschienen und ich hoffe, dass noch mehr übersetzt werden.

FAZIT:
Nach langer Zeit mal wieder ein grandioser Thriller, der alles hat, was einen sehr guten Thriller ausmacht: Spannung, eine gute Ermittlerin, einen flüssigen Schreibstil und eine unfassbare Story, die einem Blut in den Adern gefrieren lässt vor Grausamkeit.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2016
Die Nachtigall
Hannah, Kristin

Die Nachtigall


ausgezeichnet

MEINUNG:
Dem Hype, der um das Buch gemacht wurde und immer noch wird, konnte auch ich mich nicht entziehen. Doch bei diesem Buch ist es anders. Die ganze Thematik des Zweiten Weltkriegs gehört nicht zu meinen Lieblingen in der Bücherwelt. Nicht, dass mich das nicht interessiert, ganz im Gegenteil. In meiner Jugendzeit habe ich mich sehr dafür interessiert und habe quasi alles in mich aufgesaugt. Irgendwann kam eine Zeit, in der ich die Bilder und das ganze Grauen einfach nur noch schwer ertragen konnte, ohne davon schlaflos Nächte zu bekommen.
Die Nachtigall allerdings spielt in Frankreich und wie in Frankreich der Zweite Weltkrieg vor allem für die Zivilbevölkerung war, ist weder Teil des Schulunterrichtes, noch häufig der Ort des Geschehens in Bücher und Filmen. Der Roman liefert für mich erstmals ein Portrait, wie der Krieg seine Spuren in Frankreich hinterlassen hat. Dieses Portrait liefert uns der Roman anhand der beiden Schwestern Isabelle und Vianne Rossignol. Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nach dem frühen Tod der Mutter werden sie von ihrem Vater ins ferne Carriveau zu einer fremden Frau geschickt. Die beiden Schwestern gehen damit unterschiedlich um. Vianne findet früh ihre große Liebe Antoine und Isabelle schlägt von einem Internat ins andere. Anstatt zueinander zu halten, liegt ein Graben zwischen den Schwestern.
In der ersten Hälfte des Romans konnte ich weder mit Vianne noch mit Isabelle wirklich viel anfangen. Vianne ist sehr ängstlich und will die Dinge nicht wirklich war haben. Isabelle ist aufsässig, voller Widerstand und ich habe immer eine innere Wut in ihr gespürt. Beide sind sie zunächst naiv gewesen, jede auf ihre Art. Dennoch ist Isabelle von vornherein unerschrocken. Warum das so ist, wird im Roman nach und nach deutlich. Diese Unerschrockenheit verhilft ihr zu dem Mut, den sie braucht, um sich dem französischen Widerstand anzuschließen und abgestürzten Piloten über die französische Grenze über die Pyrenäen nach Spanien zu schleusen. Ich habe Isabelle dafür sehr bewundert, auch dafür, dass sie niemals an der Sache gezweifelt hat. Viannes Mann Antoine wird relativ früh für den Kriegsdienst eingezogen und ein Offizier der Wehrmacht, Beck, quartiert sich bei Vianne und ihrer Tochter Sophie ein. Vianne Teil der Geschichte spiegelt wider, wie es Frauen wie ihr zu der Zeit ergangen ist. Es gibt kaum noch etwas zu essen. Sie stehen unter ständigen Beobachtung der Deutschen und müssen unter deren Tyrannei leiden. Sie erleben wie enge Freunde und Familie in die KZs deportiert werden.
Die erste Hälfte des Romans fand ich interessant, aber sie konnte mich noch nicht so richtig packen, ganz im Gegensatz zur zweiten Hälfte. Hier hat es mich wirklich gepackt. Es passieren viele schreckliche Dinge, an denen beide Schwestern enorm wachsen und sie verlieren ihre anfängliche Naivität. Die Autorin hat manchmal Dinge angedeutet, die passieren könnten. Als die nicht sofort eintraten, habe ich mich in Sicherheit gewähnt, dass dieses Leid nicht eintreten wird und dann ist es doch passiert. Es ist kein reines Aneinanderreihen der Schrecken und Grausamkeiten dieser Zeit, aber Kristin Hannah beschönigt auch nichts. Das Schlimme daran ist, dass einem bewusst ist, dass das wirklich so passiert ist.
Das Buch lehrt einen auch, dass man sich unfassbar glücklich schätzen kann in einem Land zu leben, in dem Frieden herrscht.

FAZIT:
Kristin Hannahs Roman schildert die Geschichte zweier Frauen, die im Zweiten Weltkrieg Großes geschafft haben, stellvertretend für alle Frauen dieser Zeit. Es ist wichtig und richtig, dass diese Geschichte, wenn auch fiktiv, von möglichst vielen gelesen wird. Mich hat dieses Buch unfassbar berührt. Ich habe selten so mit Protagonistinnen gelitten und so viele schlaflose Nächte gehabt. Es ist kein nicht unbedingt ein Buch für zart Besaitete, aber es ist eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2016
Das Haus vom Stein / Das Juwel (eBook, ePUB)
Ewing, Amy

Das Haus vom Stein / Das Juwel (eBook, ePUB)


gut

INHALT:
Als Raven bei der Auktion ersteigert wird, weiß sie sofort, dass es nicht gutgehen wird. Und als sie im Palast der Gräfin ankommt, findet Raven bald heraus, dass die Gräfin weniger an einem Baby interessiert ist, als daran, mit Ravens Körper und Verstand zu experimentieren. Raven kann nur auf eine Fluchtmöglichkeit hoffen – und darauf, Violet wiederzusehen. Während all dessen, was sie durchleiden muss, erinnert sie sich selbst stets daran, dass sie Raven Stirling ist und niemandem gehört.

MEINUNG:
Ich habe den ersten Band Die Gabe förmlich verschlungen und habe mir im Anschluss gleich diese Kurzgeschichte und den zweiten Band Die weisse Rose gleich vorbestellt. Zur Einstimmung auf den zweiten Band habe ich nun Das Haus am Stein gelesen.
"Ich bin Raven Stirling. Ich gehöre niemanden."
Violets Freundin Raven ist eine Rebellin und am Rand bekommt man im ersten Teil mit, wie es Raven bei der Gräfin vom Stein ergeht. Es wird deutlich, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht und die Gräfin an ihr diverse Experimente verübt. Die Geschichte soll uns nun einen Einblick in Ravens Martyrium geben.
Noch mehr als bereits im ersten Band ist es mir oft eiskalt den Rücken herunter gelaufen und oft war das Gelesene an der Grenze des Ertragbaren. Ich finde kaum Worte dafür, was Raven ertragen und über sich ergehen lassen muss. Dennoch versucht sie immer wieder sich ihren Willen nicht brechen zu lassen und muss dafür aber bitter bezahlen.
Trotz aller Grausamkeit habe ich mir von der Geschichte etwas mehr erhofft. Leider wird in der Kurzgeschichte nur der Anfang des ersten Bandes aus Ravens Sicht wider gegeben. Dann endet die Geschichte genau an der Stelle, wo man auch im ersten Band von Raven fast nichts mehr mitbekommen hat. Genau für diesen Teil hätte ich mich aber besonders interessiert.

FAZIT:
Es ist ratsam, wenn man den ersten Band von Amy Ewing schon gelesen hat, aber es ist aus meiner Sicht kein Muss. Die Kurzgeschichte erzählt zu großen Teilen nochmals den Beginn des ersten Teils nur aus Ravens Sicht. Es ist eine nette ergänzende Geschichte für Fans, aber man hat auch nichts verpasst, wenn man sie nicht gelesen hat.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 08.09.2016
Wenn du vergisst / Zoe Bd.1
Wagner, Heidrun

Wenn du vergisst / Zoe Bd.1


sehr gut

COVER und GESTALTUNG:
Das wirklich Besondere und Einzigartige an diesem Buch ist die Gestaltung und Illustration durch Miri D' Oro. Neben dem Inhalt, ist es das, was mich sofort neugierig auf dieses Buch gemacht hat. Natürlich gibt es unter den Romanen auch den ein oder andere mit Abbildungen, doch bei diesem hier ist jede Doppelseite gestaltet und keine gleicht der andere. Die Zeichnungen und Skizze sind dabei immer passend zum Inhalt der jeweiligen zwei Seiten. Die Arbeit, die dahinter steckt, muss alleine erst einmal respektiert werden. Anfänglich war ich beim Lesen etwas irritiert und wusste nicht ob ich mir die Abbildungen vor oder nach dem Lesen anschauen soll. Nach einer Weile habe ich mich aber dran gewöhnt und konnte keine Beeinflussung im Lesefluss mehr feststellen. An einigen Stellen ist manchmal der Text etwas schwerer lesbar, wenn dieser auf einem dunklen Untergrund ist, aber sonst gab es für mich keinen erkennbaren Abbruch im Lesevergnügen.

MEINUNG:
Mir ist das Buch bei Jessy von MelodyOfBooks aufgefallen, die zusammen mit Andy von Brivido Libro Paten des Buches ist. Die spezielle Aufmachung und der Vergleich zu Monday Club von Krystyna Kuhn haben mich neugierig gemacht.
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Zoe geschrieben und ließ sich trotz der vielen Zeichnungen, die häufig sehr aufwendig gestaltet sind, flüssig, für ein Jugendbuch typisch, lesen. Mir hat auch gut gefallen, dass die Zeichnungen auch zu einem kleinen Anteil in den Text eingebunden worden, z.B. bei der Darstellung von SMS-Nachrichten und die eines Briefes.
Zoe konnte ich schwer einschätzen, da sie selbst nicht weiß wer sie ist und was sie getan hat. Für einen Teenager in ihrem Alter typisch verhält sie sich aber häufiger mal unüberlegt und impulsiv, was anhand ihrer derzeitigen Lage auch nachvollziehbar ist. Zoe merkt schnell, dass fast alle Leute ihr gegenüber etwas zu verbergen haben und ihr keine bzw. ausweichende Antworten auf ihre Fragen geben. Das ist auch ein Punkt, der mich gestört hat. Oft war es offensichtlich, dass der Gegenüber von Zoe etwas wusste und dies auch offen andeutet. Auf Nachfragen von Zoe gab es dann aber keine Antwort. Vielleicht gibt es dafür plausible Gründe, die in den späteren Bänden noch näher erläutert werden, aber mich hat das stellenweise genervt. Ich habe nichts gegen Irreführungen des Lesers, aber bitte nicht so arg plump à la "Ich weiß was, aber ich sage es dir nicht."
In der Geschichte gibt es auch zwei männliche Protagonisten. Wie fast zu erwarten war, entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte zwischen den beiden und Zoe. Ehrlich gesagt habe ich das nicht ganz so kommen sehen, denn Zoe entscheidet sich für meinen Geschmack sehr schnell für einen der beiden und dann auch noch für den, bei dem ich es absolut nicht nachvollziehen konnte und daher auch nicht erwartet habe.
Als Entschuldigung lasse ich gelten, dass Zoe noch jung ist und dass sie in beiden der einzige Halt sieht in der sonst so verworrenen Geschichte. Dennoch fehlte mir eine gewisse Entwicklung zwischen den beiden. Das ging mir einfach zu schnell und man hätte es auch gänzlich weg lassen können in diesem Teil.
Der Spannungsbogen ist enorm hoch und ich konnte das Buch nicht wirklich aus der Hand legen. In zwei Tagen hatte ich es ausgelesen, was bei 240 Seiten auch gut machbar ist. Das Buch endet mit einem gemeinen Cliffhanger, aber eine entscheidende Information wird dennoch Preis gegeben. Ganz zu lange müssen wir auf den zweiten Band In deinem Herzen nicht lange warten, denn dieser erscheint bereits am 24. Oktober 2016.

FAZIT:
Trotz der Kritikpunkte konnte mich die Geschichte absolut fesselnd und ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht...eigentlich sofort! Das Buch sticht in seiner Aufmachung und Gestaltung abgestimmt mit dem Inhalt des Buches aus den Massen hervor und macht es zu etwas Besonderen. Es lohnt sich hier mal einen Blick reinzuwerfen. :-)

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 06.09.2016
Die Wahrheit
Raabe, Melanie

Die Wahrheit


sehr gut

COVER:
Das Cover zeigt vermutlich Sarah und spielt mit den abgeschnittenen Haaren gleich auf ein Ereignis zu Beginn des Romans an. Mir gefallen ganz besonders die Schwarz- und Weiß-Töne sowie als Eye-Catcher Autorenname und das Verlagslogo in Rot. Es ganz wenig schade ist es, dass der Roman nur als broschierte Ausgabe erschienen ist und so nicht ganz zum Hardcover von Die Falle im Bücherregal passt.

MEINUNG:
Melanie Raabes Debüt-Roman Die Falle hatte mir außerordentlich gut gefallen und ich habe mit Spannung ihren nächsten Roman erwartet.
Der Thriller wird aus drei Perspektiven erzählt. Den größten Teil der Geschichte bekommen wir aus Sarahs Sicht erzählt. Dann gibt es noch die Perspektive des "Fremden" und wenige Kapitel geben uns Einblick in die vergangenen Geschehnisse aus Philipps Sicht. Die Kapitel sind angenehm kurz und fliegen nur so dahin. Melanie Raabes Schreibstil ist trotz des Leseflusses aber immer auf einem hohen Niveau und zeichnet sich durch seine bekannte Einzigartigkeit aus. Alleine schon deswegen lohnt sich jeder Roman von ihr zu lesen. Auch diesmal war ich wieder absolut gefesselt und voller Bewunderung. Sie benutzt viele Metaphern und schiebt immer wieder Erinnerungen der Protagonisten ein, um die gegenwärtige Situation und die Gefühle der Person verstehen zu können. Es gibt nicht viele Autoren, die in diesem Genre einen so anspruchsvollen Schreibstil vorweisen können.
Besonders gut hat mir gefallen, dass Situationen in der Gegenwart zunächst nicht voll umfänglich beschrieben werden. Später kommen dann noch mehr Details ans Licht, die anfänglich nicht erwähnt worden sind. Oft kennt man dieses Prinzip aus der Vergangenheit, aber ich habe das noch nie für die Gegenwartsperspektive erlebt. Hier gilt ganz klar: Nichts ist, wie es scheint.

" Wenn wir glauben, einen anderen Menschen zu lieben, lieben wir dann wirklich den anderen Menschen? Oder lieben wir bloß das Gefühl, das er uns gibt?" (S. 65)

Nach der Rückkehr des vermeintlichen Philipps entbrennt zwischen Sarah und ihm ein psychisches Katz-und-Maus-Spiel auf hoher Ebene in ihrem gemeinsamen Haus. Melanie Raabe schafft es, den Leser komplett in die Irre zu führen und die vorgelegten Tatsachen zu glauben, allerdings immer mit einer kleinen zweifelnden Stimme im Hinterkopf. Am Ende wusste ich oft nicht mehr so recht, was ich noch glaube sollte und wie weit das Geglaubte an der Wahrheit dran ist. Denn darum geht es in dem Roman. Sowohl Sarah als auch der Fremde wollen die Wahrheit von anderen wissen, doch dabei handelt es sich nicht um dieselbe Wahrheit. Beide lassen nichts unversucht und kämpfen mit Mitteln, die zwischen zwei vermeintlichen Eheleuten eigentlich niemals zum Einsatz kommen sollten.
Das ganze Konstrukt erinnerte mich trotz der völlig anderen Grundstory doch sehr an Die Falle: Zwei Leute, ein Haus und der Kampf, um die Wahrheit. Das tut der Geschichte und dem Spannungsbogen keinesfalls einen Abbruch, dennoch ist es mir aufgefallen. Ich hoffe, dass Melanie Raabe für ihren nächsten Roman ein anderes Setting wählen wird.
Der Schluss des Romans ließ mich etwas ratlos zurück. Ich hatte eine spektakulärere Auflösung erwartet, nachdem ich so atemlos durch den Roman geflogen bin. Vordergründig geht es aber um die Beziehung bzw. deren Zerfall von Sarah und Philipp und deren Liebe zueinander.

FAZIT:
Es ist ein Thriller mit Suchtgefahr. Hat man einmal begonnen zu lesen, kann man nicht aufhören. Besonders sticht wieder Melanie Raabes fesselnder und außergewöhnlicher Schreib- und Erzählstil hervor. Vom Aufbau der Geschichte her sind Parallelen zu ihrem Debüt erkennbar. Das Ende kam für mich unerwartet und war nicht ganz so spektakulär, wie es mir gewünscht hätte.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.