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monerl

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Insgesamt 232 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2018
Die Zeit der Feuerblüten / Feuerblüten Trilogie Bd.1 (MP3-Download)
Lark, Sarah

Die Zeit der Feuerblüten / Feuerblüten Trilogie Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Die Autorin Sarah Lark hat mit diesem Buch den Auftakt zu einer großen Familiensaga (Trilogie) gemacht. Als Hörer bzw. Leser erfährt man, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts in Preußen ausgesehen hat und was einige dazu veranlasst hatte die Heimat aufzugeben und in einem fernen und fremden Land ganz neu anzufangen. Der zwingendste Grund war, dass man als Bauer immer noch dem Grundherren verpflichtet war. Die Bauern wollen sich von ihrer Leibeigenschaft lösen und das Land, das sie bewirtschafteten, erwerben. In Neuseeland wurde gerade neues Land für Siedler erschlossen, die dieses kaufen und sich niederlassen konnten. So entschlossen sich einige Familien einer Altlutherischen Gemeinde die lange Reise in eine unbekannte Zukunft zu wagen, mit der Hoffnung, endlich frei zu sein und für ihr Leben eigens zu sorgen. Doch ganz so leicht, wie sie sich das vorgestellt hatten, war es dann doch nicht. Das gekaufte Land war bereits an andere Siedler verkauft worden. Zudem erschwerte sich die Altlutherische Gemeinde ihre Integration, indem sie sich weigerten Englisch zu lernen und zu sprechen. Sie wollen fernab von jeglichen englischsprechenden Siedlungen ihre eigene aufbauen, in der ausschließlich Deutsch gesprochen werden sollte und die nach dem Vorbild des heimatlichen Dorfes christlich geprägt sein würde.

Sehr schön und fließend wurden die Berührungspunkte der preußischen Auswandererfamilien mit den englischen und den Maori ausgearbeitet. Jeder Handlungsstrang erhält genug Zeit, damit man seine Charaktere kennenlernen kann und ihre Taten, Nöte, Sorgen und Träume versteht. Die Handlung entwickelt sich dennoch stetig nach vorne, was mir sehr gut gefallen hat. Zu keiner Zeit dachte ich, dass man die eine oder andere Szene hätte auslassen können.

Ihre Charaktere hat Sarah Lark sehr liebevoll und tief ausgearbeitet. Ein jede hat ihren Erkennungswert und wirkt außerordentlich authentisch. Es war für mich absolut nachvollziehbar, warum Ida sich lange Zeit in ihr schweres Schicksal ergeben hat und ihrem Gatten Ottfried keine Widerworte entgegensetzte. Ihr Leid war schwer zu ertragen aber nachvollziehbar. Die Autorin hat ihre Figuren aber nicht ausruhen lassen. Sie entwickeln sich entsprechend und finden Lösungen für Probleme und nehmen einiges in Kauf, um eine Zukunft zu haben und bringen so großen Unterhaltungswert. Natürlich sind auch Liebe und Heirat in dem Buch vorhanden. Mitunter waren das die wichtigsten Themen der damaligen Zeit; eine Familie gründen, Kinder bekommen, diese wiederum gut verheiraten, Ansehen erlangen, Gottes Plan folgen. Doch dieser ist nicht immer leicht zu erkennen und zu befolgen und so gibt es auch die eine oder andere Figur, die dagegen rebelliert.

Das alles machte dieses Hörbuch zu einem wahren Abenteuer, an dem ich gerne mit dem Ohr beteiligt war. Alle Handlungsstränge finden ihren Weg zu einem runden Abschluss, der keine Fragen offen ließ. Ein Teil der Figuren ging weiter nach Australien und ich vermute, dass wir im nächsten Teil wieder von ihren hören werden.

Zum Hörbuch:
Ich folgte der Stimme Katrin Fröhlichs sehr gerne, auch wenn ich mir gewünscht hatte, sie hätte ein etwas schnelleres Vorlesetempo gewählt. Ein kleines Manko ist ihre Umsetzung von Männerstimmen. Die des Reverend fand ich etwas missllungen. Jedoch konnte ich darüber hinwegsehen bzw. -hören.

Fazit:
Ein rundum gelungenes Buch für Leser, die Auswanderergeschichten mögen und etwas mehr über die Ureinwohner Neuseelands erfahren wollen als auch für Leser, die offen sind für neue Kulturen und die historische Lücken füllen wollen. Es blieben keine Wünsche offen, deshalb verdiente fünf Sterne!

Bewertung vom 26.02.2018
Abschied von Sidonie
Hackl, Erich

Abschied von Sidonie


ausgezeichnet

Dieses Buch nimmt einen mit, obwohl es in recht kühlem und distanziertem Schreibstil verfasst wurde. "Abschied von Sidonie" ist eine Erzählung, die auf einer wahren Geschichte basiert. Und dass es sich dabei noch um ein Kind handelt, schmerzt mich umso mehr.

So viel Glück im Unglück hatte das kleine, dunkle Mädchen, dass durch einen Zettel um Eltern bat. Von der eigenen Mutter vor einem Krankenhaus zurückgelassen, bekam es mit Hans und Josefa Breirather die besten Eltern, die es sich hätte wünschen können. Zudem einen Bruder und eine Schwester dazu. Alles hätte so schön weiter gehen können, wären nicht die dunklen Zeiten des Zweiten Weltkriegs gekommen und hätten Hitler und seine Nazionalsozialisten nicht bis nach Österreich gegriffen. Sie streckten ihre Arme nach einem Roma-Mädchen aus, trennten es von seiner Familie, um es angeblich endlich der echten Mutter, die letztendlich ausfindig gemacht werden konnte, zu übergeben.

Und immer noch bestand die klitze kleine Möglichkeit das aufkommende Unglück in Glück zu verwandeln, wären da nicht ein schwacher Bürgermeister gewesen, ein überkorrekter Lehrer und Jugendamtmitarbeiter, die keine Empathie zeigen wollten. Und so nahm das Unausweichliche seinen Lauf und es kam dazu, wie es kommen musste. Menschen schauten dort weg, wo sie hätten hinschauen müssen. Menschen stellten sich blind, wo sie hätten die Augen öffnen sollen. Menschen stellten sich unwissend, wo sie hätten ahnen können. Ein 10jähriges Mädchen, die aufgeschlossene, fröhliche, freundliche und liebevolle Sidonie verlor ihre Zukunft.

"Ein Kind gehört zu seiner Mutter, sagte er, das ist immer besser, und außerdem: wer weiß, was die Zukunft bringt. Heiraten darf es nicht, kriegt es Kinder, fallen die nur der Gemeinde oder der Fürsorge zur Last, und eine Zigeunerin bleibt immer eine Zigeunerin, da kann man machen, was man will. Bei ihrer Mutter, da ist sie unter ihren Artgenossen, merkt keine Unterschiede und lebt sich ein." (Seite 93)

Im letzten Kapitel fasst der Autor nochmals kurz und direkt Sidonies Geschichte zusammen und zeigt auf, was mit nur ein bisschen Mut, gutem Willen und Empathie hätte verhindert und gleichzeitig geschenkt werden können.

Fazit:
Der Autor Erich Hackl erinnert an ein trauriges Schicksal, wie es damals viele gab. Und doch ist jedes einzelne wichtig. Er gab Sidonie eine bleibende Erinnerung, wenn schon ihr alles andere versagt worden ist. Eine Geschichte, die berührt, umso mehr, da sie keinen Herzsschmerz erzeugen will und das genau deswegen aber schafft. Ein dünnes aber sehr eindringliches Buch von Liebe über alle Grenzen hinweg. Und über das Böse, das Grauen, das fähig ist alles das zu vernichten. Doch wir werden NICHT vergessen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2018
Tagebuch
Frank, Anne

Tagebuch


ausgezeichnet

Ich trauerte während des Hörens um das Mädchen, das an eine Zukunft geglaubt hatte, die ihr jedoch so früh auf grausame Weise geraubt wurde. So viele Monate hatte sie ausgehalten in dieser Enge, in ein paar wenigen Zimmern im einem Hinterhaus, aus dem es für sehr lange Zeit kein Entkommen gab. All den Launen der unterschiedlichen Bewohner ausgeliefert, auch wenn knapp die Hälfte davon ihre Familie war. Wie schlimm muss es sein, sich nur zu einer bestimmten Tages- und Nachtzeit etwas freier bewegen zu dürfen, seine Emotionen kontrollieren zu müssen, ihnen nie dann freien Lauf lassen zu können, wenn einem danach ist. Konflikte auszufechten, denen man in Freiheit hätte aus dem Weg gehen können.

Die einzige "Freundin", der Anne alles anvertrauen und sich von der Seele schreiben konnte, war "Kitty", ihr Tagebuch. Wie schlimm muss es sein, in einem Versteck in die Pubertät zu kommen, in dem man sich ausschließlich mit Büchern und lernen vom Schrecken in der Welt ablenken kann. Obwohl Anne fleißig war und sehr gerne las und lernte, hatte sie keinen weiteren Ausgleich, den sie so dringend benötigt hätte.

Leider war zudem Annes Beziehung zu ihrer Mutter keine wirklich tiefe und liebevolle. Jeder Tag war ein Spagat zwischen -die Stimmung im Versteck auf einem bestimmten Level zu halten- und -doch so viel sagen, dass es einen nicht ganz kaputt macht-.

In der Zeit, in der Anne in dem Hinterhaus gelebt hatte, kann man durch ihre Tagebucheinträge deutlich vernehmen, wie dieses Eingesperrtsein an den Nerven und der Psyche zerrt! Und dennoch hatte sie sich reflektiert, ihre Art, ihren Umgang mit den anderen und konnte eigene Fehler einsehen. Sie war ein sehr kluges, einfühlsames und aufnahmefähiges Mädchen und ich wünschte, sie hätte sich ihre Träume erfüllen können.

Das Nachwort hat mich sehr mitgenommen! Darin wird unter anderem erzählt, wie das Hinterhaus verraten und entdeckt wurde und was mit den Bewohnern passiert war.
Otto H. Frank hat im Gegensatz zu seiner Frau und seinen beiden Töchtern den Holocaust überlebt. Ihm wurden später die gefundenen Tagebücher seine Tochter Anne übergeben. Wie schrecklich muss es für ihn als Vater gewesen sein, die Gedanken und Worte seiner verstorbenen Tochter zu lesen! Er fand den Mut und die Kraft dazu und hat dieses Tagebuch aus dem Niederländisch ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er uns an den intimen Gedanken seiner Tochter teilnehmen ließ.

Ich fühle mich durch das Tagebuch Anne Frank sehr nah. Nicht zuletzt, da ich jetzt hier in Hessen sitze und Frankfurt am Main, Annes Geburtsstadt, ein paar Minuten von mir entfernt ist. Das nächste Mal, wenn ich nach Frankfurt gehe, werde ich die Stadt mit einem anderen Gefühl wahrnehmen und ein paar Minuten an Anne und ihre Familie denken.

Zum Hörbuch:
Fritzi Haberland ist die Bestbesetzung für Annes Tagebucheinträge. Sie konnte sie für die Zeit des Hörens für mich wieder lebendig werden lassen. Mit ihrer Stimme stellte sie die verschiedenen Stimmungswechsel Annes, die sich aus ihren Tagebucheinträgen ableiten ließen, sehr gut dar. Durch ihre passende Stimmfärbung kann man sich Anne als junges Mädchen sehr gut vorstellen.

Fazit:
Ein wichtiges Buch, dass immer und immer wieder daran erinnern als auch die Erinnerung daran wachhalten soll, was der Zweite Weltkrieg und die Nazis den Menschen angetan haben! Durch diese intensiven und oftmals klugen Worte eines Mädchens, dessen Träume und Wünsche gestohlen wurden, für die es kein Morgen mehr gab müssen wir verinnerlichen, damit so etwas nie mehr wieder geschehen kann! Nie mehr wieder sollte ein Vater ein Leben lang traurig sein, eine dermaßen schwere Bürde tragen und einschlechtes Gewissen haben müssen, dass er seine Familie nicht retten konnte und er sie überlebt hatte.

Bewertung vom 16.02.2018
Moabit / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.4 (2 Audio-CDs)
Kutscher, Volker

Moabit / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.4 (2 Audio-CDs)


sehr gut

Volker Kutscher schafft es, eine einmalige Atmosphäre zu gestalten. Von Beginn an fühlte ich mich regelrecht in die Geschichte hineinkatapultiert. Man begleitet im ersten Teil den berühmt berüchtigten "Schränker Berlins", Adolf Winkler, dem Vorsitzenden des Ringvereins Berolina. Bald darf er "Moabit", das Berliner Gefängnis, verlassen und zurück in die Freiheit. Doch es gibt jemanden, der das nicht will - so sieht es aus. Denn Winkler überlebt haarscharf einen Mordanschlag.

Dieser wird von Christian Ritter vereitelt, dem Gefängniswärter, der zufällig zur Tatzeit vor Ort war. Er ist "Der Wärter", der im zweiten Teil zu Wort kommt. Die ganze seltsame Geschichte um den "beinahe-Mord", bekommen wir aus Sicht von Ritter. Einige Wissenslücken werden gefüllt und werfen wiederum neue Fragen auf.

Diese werden im dritten und letzten Teil aufgegriffen, in dem die ganze Situation durch Charlotte Ritter, "Die Tochter" des Gefängniswärters Christian Ritter, von ihren Eltern liebevoll Lotte genannt, vervollständigt wird. Das Leben ist hart und das Ende dieser Geschichte ist so einschneidend, dass Lotte nicht mehr ihr leichtes Leben fortführen kann und zur gestärkten Figur Charly wird.

Obwohl ich kurze Geschichten und Kurzgeschichten gar nicht mag, ist dem Autor hier auf diesen wenigen Seiten eine fantastische Story gelungen. Prägnant und spannend erzählt, weswegen ich jede Seite genossen habe.

Zum Hörbuch:
Das Hörbuch, dem die wunderschönen Zeichnungen fehlen, zeichnet sich jedoch durch die drei Sprecher aus, die die Geschichte aus ihren drei unterschiedlichen Blickwinkeln ganz fantastisch interpretieren! Ihre Stimmen sind passend gewählt und machen das Hörbuch zu einem Genuß.

Fazit:
Dieses Hörbuch hat mir große Lust auf die nachfolgende Gereon-Rath-Reihe gemacht. Ich hoffe, dass sich auch in ihnen dieses faszinierende Berlin wiederfindet, das Volker Kutscher in "Moabit" dargestellt hat. Da das Ende leider offen ist, fehlt mir so ein bisschen der richtige Abschluss. Ich habe noch Fragen, die ich gerne beantwortete bekommen hätte. Nichtsdestotrotz, ein hervorragendes Hör-Büchlein, für das ich eine absolute Hörempfehlung aussprechen kann.

Bewertung vom 15.02.2018
Die weiße Massai
Hofmann, Corinne

Die weiße Massai


ausgezeichnet

Dass einen beim Verlieben schlagartig der Pfeil Amors treffen kann, beweist dieses Buch und die Liebesgeschichte der Autorin. Ebenso, dass Liebe Berge versetzten kann! Das grobe Gerüst der Geschichte war mir vor dem Lesen bereits bekannt, da das Buch damals nach der Veröffentlichung große Wellen geschlagen hatte. Es gab auch eine Verfilmung, die ich mir anschauen wollte und es am Ende doch nicht geschafft hatte.

Ich begab mich also gedanklich mit Corinne auf die Reise nach Kenia und begleitete sie durch die vier Jahre Abenteuer, die sie als Ehefrau des Massai Lketinga erlebte. Ich war sprachlos, auf was alles ein Mensch verzichten kann, wenn er tief und ehrlich liebt. Sie verzichtete nicht nur auf Luxus, sondern sogar auf das Mindeste an einfachen Lebensumständen, die wir uns vorstellen können. Ihr Leben bestand aus Mahlzeiten, überwiegend Fleisch, Wasser musste aus dem etwas entfernt liegendem Fluss geholt werden, geschlafen wurde auf dem Boden in einer kargen, kleinen Hütte, in der man nicht stehen kann und diese Hütte mussten sie sich eine Weile mit der Schwiegermutter und der Nichte teilen. Die Außentoilette war im Busch, es gab kaum Waschmöglichkeiten und Töpfe wurden durch das Auskratzen der Reste mit den Nägeln gesäubert. Doch all das und noch viel mehr konnte sie nicht erschrecken, um zurück in die Schweiz zu gehen. Corinne Hofmann schaffte es sich anzupassen, war mutig genug mit ihrem Mann einen Shop aufzubauen und auch für den Lebensunterhalt zu sorgen. Kaufte ein Auto und versorgte das Dorf mit wichtigen Lebensmitteln, die sie auf waghalsigen Fahrten aus den weit entfernten Städten kaufte. Sie überstand mehrfach Malaria, Hepatits und brachte sogar eine gesunde Tochter auf die Welt.

Je mehr ich las, desto erstaunter wurde ich! Kann man so sehr und so intensiv lieben und sein Leben immer und immer wieder aufs Spiel setzen? Aber auch hier wird deutlich, Liebe kann nur gedeihen und fortbestehen, wenn zwei Menschen sich vertrauen und respektieren. Lketingas zunehmende Eifersucht und die Vorwürfe, Corinne würde ihn betrügen, ließen die Liebe bröckeln. Als auch noch Zweifel dazukamen, ob die Tochter Napirai seine wäre, zerstörte Corinnes Liebe zu ihrem Massai unwiederbringlich. Letztendlich war dieses karge Leben ohne Liebe nicht zu ertragen und die Autorin schaffte es mit ihrer Tochter das Land zu verlassen und zurück in die Schweiz zu fliehen. Letztendlich denke ich, das war ein großes Glück für die Tochter, die nun ein selbstbestimmtes Leben führen kann, dem grausigen Ritual der Mädchenbeschneidung entkommen ist und sich ihren Lebenspartner ebenso aus Liebe aussuchen darf. Ich bin nicht sicher, ob Corinne Hofmann sich bei all diesen, für uns Europäer wichtigen Punkten, erfolgreich gegen die Regeln, Gesetze und Traditionen der Massai hätte durchsetzen können.

Dieses Buch hat mir das Land und die Menschen Kenias näher gebracht. Ich war noch nie dort und doch habe ich nun eine kleine Ahnung, wie Menschen damals in den Städten und Dörfern gelebt haben und welche Unterschiede die Kenianer selbst zwischen den Stammesleuten, wie den Massai, und Menschen aus den Städten, machen.

Fazit:
Ein Buch, das mich fasziniert und vereinzelt abgestoßen hat. Eine interessante Lebensgeschichte einer damals sehr jungen Frau, die sich als Weiße kopflos in den afrikanischen Busch verpflanzt und für die Liebe ihres Lebens gekämpft hat. Die spannendsten Geschichten sind die, die das Leben so schreibt. Und diese hier war keine einzige Minute langweilig! Es war mutig, das schöne und leichte Leben aufzugeben. Es war mutig, dem Tod mehrfach ins Auge zu sehen. Aber es war auch sehr, sehr mutig, sich einzugestehen, dass man gescheitert ist! Ich sage hier DANKE für die Offenheit und den Mut, diese Geschichte mit uns, der Welt, geteilt zu haben.

Bewertung vom 12.02.2018
Tyll
Kehlmann, Daniel

Tyll


gut

Mich reizte am Buch die Figur Tyll Ulenspiegel sowie die Thematik des Dreißigjährigen Krieges. Letzterer ist der große Rahmen, der rote Faden des gesamten Buches. Geschickt bedient sich Daniel Kehlmann der Figur Tyll Ulenspiegel, die als Gaukler das ganze Land bereist, sogar darüber hinaus kommt und so auch die Möglichkeit hat mit den Armen, den Bauern, den Bürgerlichen, Königen wie auch dem Kaiser in Kontakt zu treten. Spiel, Spass und Narretei für Groß und Klein, Dick und Dünn, Alt und Jung.

So lernt der Leser Tyll als Jungen kennen, seine Familie und die Umstände für seine Flucht. Gemeinsam mit Nele kämpft er sich durch und lernt bei Gaukler Pirmin die ersten Schritte und Notwendigkeiten, um sein Leben als Narr bestreiten zu können. Neben Hungersnöten, Aberglaube und Hexenverbrennungen ist es immer wieder der harte, lange Krieg, der die Menschen verschwinden lässt und Gewalt zur Tagesordnung macht. Ausgelöst durch die Leichtsinnigkeit des Friedrich V., der unbedingt Friedrich I. werden wollte, nach der Krone griff und dabei letztendlich auch sein Kurfürstentum für immer verlor. Der Winterkönig und seine Frau Elisabeth Stuart sind immer wieder im Vordergrund der Geschichte. Doch, wenn es spannend und interessant wurde, gab es immer wieder Sprünge zu Dichtern, Gelehrten, der Auseinandersetzung zur deutschen Schriftsprache und Jesuiten als Drachenfängern unvm. Dieses ständige Hin und Her, die nicht chronologische Erzählweise und die vielen Themen, die dabei nur oberflächlich gestreift wurden, stoppten nicht nur meinen Hörfluss, sondern auch mein Interesse und meine Freude am Buch.

Wenn man wie ich, was dieses Zeitalter und die historischen Persönlichkeiten angeht, im Vorfeld nicht ausreichend Kenntnisse hat, kann man sich nicht so richtig in die Geschichte fallen lassen. Erst durch nachträgliche, eigene Recherche habe ich manche Andeutungen und Anspielungen Kehlmanns verstanden.

Sprachlich ist das Buch ein reiner Genuss. Der Autor versteht es seine Erzählung mit Humor, Sarkasmus, Tragik und auch vielen Gewaltbeschreibungen zu spicken, die, verbunden mit der Idee und der nicht chronologischen Erzählweise ein Plot-Kunstwerk darstellt, an das ich mich aber leider nicht so richtig gewöhnen konnte. Der Plot ist keinesfalls trivial.

Zum Hörbuch:
Der Sprecher Ulrich Noethen ist in Tyll eine Top-Besetzung! Ich habe ihm sehr gerne zugehört. Leider erschwert das Medium -Hörbuch- das Verfolgen der Geschichte, da man speziell bei BookBeat (nach so langer Zeit immer noch) keine Lesezeichen setzten kann. Im gedruckten Buch ist Markieren und das Zurückblättern möglich, was bei Hörbüchern auch wegfällt.

Fazit:
Ein Buch, das intelligent gedacht und ausgeführt wurde, dessen Umsetzung mir speziell jedoch nicht so lag. Viele Personen, viele Themen, von allem etwas und von nichts tief genug. Dem Hörbuch ist das Print vorzuziehen, wenn man historisch nicht so versiert ist, einige Hörpausen machen muss und mit nicht chronologischem Aufbau nicht so gut zurecht kommt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2018
Der Mitreiser und die Überfliegerin
Valentin, Mira

Der Mitreiser und die Überfliegerin


weniger gut

(Hörbuch: 3 Sterne / Buch: 2 Sterne)

Für manche Bücher ist es der falsche Zeitpunkt und zu anderen findet man keinen richtigen Zugang. Mit mir und dem Buch war es das Letztere. Leider.

Der Klappentext versprach eine fantastisch angehauchte und magische Story. Wer erinnert sich nicht an seine Kindheit und Jugend und die Zirkusbesuche? Hatte man das große Zirkuszelt betreten, schien es, als würde man in eine andere Welt eintreten. Zauberei, Erheiterung, Kunststücke und manchmal auch Tiervorstellungen - all das ließ einen den Alltag und die Außenwelt für einige Zeit vergessen. Dieses Gefühl wünschte ich mir beim Lesen des Buches auch.

Mit dem Hinweis am Anfang zerstreuten sich diese Wünsche aber auch sofort:
"Bei Personen, die an Depressionen leiden, suizidale oder selbstverletzende Gedanken haben, könnte das Lesen dieses Buches zu einer Verschlechterung ihres Zustandes führen."

Der Schreibstil ist flüssig und man kommt gut und schnell vorwärts. Doch inhaltlich konnte ich nicht so richtig folgen. Milan, der Protagonist, ist seit dem Tod seiner besten Freundin Jo am Boden zerstört. Seine Welt ist komplett aus den Fugen geraten. Doch eines Tages nimmt sein Leben wieder einen positive Wendung. Durch einen Wellensittich, der sein Seelentier ist, hat er den ersten Schritt in Richtung Zirkus gemacht. Doch irgendwie wurde nie richtig erklärt, was ein Seelentier ist. Eine ungefähre Vorstellung habe ich schon. Welche herausragende Bedeutung ein Seelentier für einen Menschen hat, wird aber leider nicht herausgearbeitet. Wie finden sich Seelentier und Mensch? Was passiert mit dem Menschen, wenn sein Seelentier stirbt und umgekehrt? Auf solche spannende Fragen gibt es leider auch keine Antworten.

Jeder im Zirkus hat ein Seelentier und eine bestimmte Gabe, die ihn auszeichnet. Unter diesen Gaben hatte ich mir im Vorfeld aber magischere Sachen vorgestellt, als die, die dann letztendlich vorgestellt wurden.

Die Seelentiere warnen vor den "Vertretern". Das sind Menschen außerhalb des Zirkusgeländes, so ganz normale Menschen wie du und ich. Sie haben nichts magisches (mehr). Warum das so ist, wurde mir im Laufe des Lesens aber auch nicht klar. An den "Vertretern" konnte ich jetzt auch nichts Schlimmes erkennen. Manche sind Tierschützer und sind gegen wilde Tiere im Zirkus, wie z.B. Löwen. Ich kann daran nun wirklich nichts Schlechtes erkennen. Sie sind manchmal sogar von Beruf Vertreter (Makler), wie wir sie kennen. Im Buch gibt es eine Szene mit so einer Vertreterin, die Milan eine Versicherung verkaufen will, damit er, bei einem Unfall im Zirkus, abgesichert ist. Eigentlich ganz sinnvoll...

Milan wird also der Mitreiser, da er eine zeitlang mit dem Zirkus unterwegs ist, weil er eine Veränderung in seinem Leben braucht und er merkt, dass ihm das Zirkusleben gut tut und seine seelischen Wunden dadurch langsam heilen. Zudem lernt er mit der Überfliegerin Julie die Liebe kennen. Es gibt ein paar Höhen und Tiefen, die überwunden werden müssen, da das Leben eben immer im Fluss ist und manchmal kleinere und manchmal größere Steine aus dem Weg geräumt werden müssen. Bei manchen Szene fragte ich mich jedoch im Nachhinein, wozu sie eigentlich gut waren, wie z.B. die sehr gewalttätige Szene mit dem Kind und dem Löwen, ziemlich weit am Ende.

Und die Moral von der Geschichte?
Jeder Mensch ist was besonderes! Vertraue auf dich und deine Kraft und lass nicht zu, dass das Leben dich erdrückt. Es gibt immer etwas, für das es sich zu kämpfen und zu leben lohnt, denn das Leben kann oftmals sehr, sehr schön sein.

OK, damit gehe ich mit und kann der Autorin absolut nicht widers

Bewertung vom 05.02.2018
Olga
Schlink, Bernhard

Olga


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich von Seite zu Seite immer mehr und mehr gefesselt! Dachte ich die ersten 70 Seiten noch, was haben denn alle mit diesem Buch, konnte ich es kurz vor Ende des ersten Teils nicht mehr aus der Hand legen. Und ab da habe ich alles an einem einzelnen Abend durchgelesen!

Der Autor führt die beiden Hauptfiguren Olga und Herbert sehr unaufgeregt und trocken ein. Wir begleiten sie von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Trotz des unterschiedlichen Standes finden beide zueinander, weil sie im Vergleich zu anderen Kindern in ihrem Umfeld aus der Masse heraus stachen, anders waren und gerade deshalb gegenseitig auffielen. Herbert und seine Schwester Viktoria, Kinder eines Gutsbesitzers und Zuckerfabrikanten, waren von Olgas Andersartigkeit und Wissensdurst fasziniert.

"Herbert und Viktoria fanden die Neugier und Bewunderung, mit der Olga sich für ihre Welt interessierte, unwiderstehlich. Dass sie so schnell Freund mit ihr wurden, zeigte, wie einsam sie gewesen waren, obgleich sie es nicht gewusst hatten. (Seite 19f)

Olga,die sehr früh ihre Eltern verloren hatte, keinen Zugang zur Großmutter fand, zu der sie nach dem Tode ihrer Eltern ziehen musste, eignete sich das Wissen aus der Höheren Mädchenschule im Alleingang an. Durch ihren Ehrgeiz schaffte sie es aufs staatliche Lehrerinnenseminar und durfte danach als Lehrerin Kinder auf dem Dorfe unterrichten.
Herbert dagegen, dem alle Schulbildung offen stand, interessierte sich weniger für das elterliche Gut und die Geschäfte. Herbert suchte das Weite. Eine seltsame Sehnsucht gab es in ihm, die ihn stets unruhig werden ließ und ihn in und durch die ganze Welt trieb.

Zwei ungleiche Menschen, verschiedene Charaktere und doch zwei Seelen, die sich nicht suchten aber dennoch fanden und irgendwann verliebten; gegen alle Regeln und Wünsche der Familie.

Im ersten Drittel bettet Bernhard Schlink seine Geschichte historisch ein, formt seine Protagonisten, umreißt die Umstände und bildet den Grundstein für Olga und Herberts Liebe. Das alles wirkte weniger ergreifend auf mich. Ich nahm es an. Und dann, "Dann erklärte Deutschland Russland den Krieg" (Seite 100) und es machte -Knack- und die Geschichte fesselte mich! Und der bis zum zweiten Teil distanzierte Erzähler wird greifbar, er bekommt einen Namen und ein Gesicht. Ferdinand lässt uns nah an sich und seine Beziehung zu Olga heran. Wir bekommen einen anderen, einen gefühlvollen Einblick in Olgas Leben. Ein neuer Lebensabschnitt, eine neue Olga und ich hing an Ferdinands Lippen.

Der dritte und letzte Teil, bestehend aus Briefen, lässt den Leser noch tiefer in Olgas Gefühlswelt und Seele blicken. Ganz nah an ihr dran, die vielen Emotionen, Erklärungen, gespickt mit Hoffnung, Sehnsucht und Erkenntnis, gingen nicht einfach so an mir vorbei. Der Autor schafft es, der Geschichte weiterhin einen Spannungsbogen zu geben, bis hin zum Schluss. Obwohl ich schon einen Ahnung hatte, freute ich mich über die Bestätigung am Ende.

Dieses Buch, obwohl es viele historische Themen, wie bspw. den Völkermord an den Herero, den Ersten und auch den Zweiten Weltkrieg, erwähnt, reißt es diese Themen nur an und bleibt im Gesamten ziemlich minimalistisch. Aber für mich macht gerade diese Schlichtheit und Kurzfassung das Besondere am Buch aus. Es gibt keine Längen und auch kein Schwafeln. "Olga" passt genau in die Zeit, von der sie erzählt. Nichts ist beschönigt oder ausufernd. Immer genau auf den Punkt.

Fazit:
Ein besonderes und intensives Buch, das inhaltlich sowie sprachlich auf jeder Ebene punktet. Nicht ausschweifend und auch nicht zu kurz und mit Überraschungen aufwartet, die im Nachhinein logisch sind, die ich aber während des Lesens aus den Augen verloren hatte. Kunstvoll gelungen! Ein echtes Highlight in 2018!

Bewertung vom 30.01.2018
13 Stufen (eBook, ePUB)
Takano, Kazuaki

13 Stufen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Dreizehn Personen.
Der Staatsanwalt rechnete nach, wie viele Formalitäten erledigt werden mussten, bis die Verkündung des Todesurteils zur Vollstreckung gelangte. Es waren 13 Schritte.
Dreizehn Stufen.
Ein Synonym für den Aufstieg zum Galgen.“ (Seite 39)

Mit "13 Stufen" spannt der Autor einen sehr aufregenden und dramatischen Krimi um das schwere Thema Todesstrafe. Wer kennt sie nicht, diese Gewissensfrage, ob man für oder wider sie ist. Je nach Straftat und eigener psychischer Stabilität schwankt meine Entscheidung. Kazuaki Takano beläuchtet diese Thematik aus Sicht eines unschuldig zu Tode Verurteilten, der kurz davor steht, dass sein Todesurteil vollstreckt wird. Er zeigt uns auch den Blickwinkel eines Gefängniswärters, der bereits gefangene und verurteilte Mörder getötet hat aber auch die Sicht von Eltern und Hinterbliebenen, die ihr Kind oder einen lieben Menschen durch eine Tötung verloren haben. Ein jeder Blickwinkel bringt anderes zum Vorschein und lässt das (schlechte) Gewissen immer irgendwo unter der Oberfläche brodeln. Und neben einem gut konstruierten Krimi, einem wichtigen und aktuellen Thema erfährt der Leser auch noch einiges zum japanischen Rechtssystem.

Unglaublich eindrücklich schafft es Takano den Leser in die größten Leiden und Todesängste eines Menschen mitzunehmen! Sätze wie die folgenden nehmen einen gefangen und man versinkt tief in die Geschichte.:

"Ihn überfiel ein unkontrollierbarer Handrang.
Als die Schritte sich weiter näherten, fingen auch seine Beine an zu beben. Im gleichen Monent sackte ihm der Kopf, klatschnass von kaltem, klebrigem Schweiß, unwillkürlich auf die Brust." (Seite 7)
"In den paar Sekunden, als die Schritte auf Kiharas Zelle zusteuerten, weiteten sich sämtliche Gefäße in seinem Körper, bis sein schier zerberstendes Herz das Blut durch die Adern jagte und jedes einzelne Körperhaar erzittern ließ" (Seite 7)

Ein außergewöhnliches Duo, der ehemalige Gefängnisaufseher Shoji Nango und der ehemalige Sträfling Jun'ichi Mikami werden damit betraut Beweise zu finden, um im letzten Augenblick den unschuldig zum Tode verurteilten Nummer 270 Ryo Kihara, vor dem Galgen zu retten. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Vollstreckungsschein von Kihara ist schon fast bei der letzten Stufe angelangt. Wird er dort unterzeichnet, kann ihn quasi nichts mehr retten. Doch wer ist dieser ominöse Auftraggeber, der geheim bleiben will und warum redet Jun'ichi nicht gerne über seinen Tripp, den er als Jugendlicher einmal mit seiner damaligen Freundin gemacht hat?

Es gibt einige schöne Rätsel zu lösen. Dabei baut der Autor immer wieder interessante Wendungen ein, mit denen man nicht unbedingt rechnen kann. Die Spannung steigt, die Zeit rennt und am Ende ist alles anders als man gedacht hat. Erstaunt verfolgte ich die Logik und bewunderte, wie schön doch alles zusammen passt und ineinander verwoben ist.

Oftmals musste ich aber auch über das Gesagte nachdenken. Zu intensiv ist man hier in die Thematik und ihre Konsequenzen verstrickt. Die große Frage über allem ist die, was ist, wenn einem zu unrecht verurteilten Menschen die letzten Minuten vor Augen ablaufen?! Wäre es dann nicht besser, es gäbe keine Todesstrafe sondern lieber ein Lebenslänglich? Was ist, wenn -Lebenslänglich- aber nach 14 Jahren absessen ist und der Verurteilte danach wieder auf Bewährung frei kommt? Hat er es verdient? Kann er wieder eingegliedert werden? Wie gehen die Verwandten und Hinterbliebenen mit dieser Tatsache um? Welche Gefühle werden sie dabei haben?

Als herausragend empfinde ich den Epilog. In diesem wird alles Wichtige zusammengefasst und aufgelöst, sodass keine Fragen übrig bleiben. Und imm

Bewertung vom 26.01.2018
Sie riechen dich / Pheromon Bd.1 (eBook, ePUB)
Wekwerth, Rainer; Thariot

Sie riechen dich / Pheromon Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Optisch ist das Buch ein echter Eye Catcher und hatte mit dem Cover auch meine Aufmerksamkeit erlangt! Ich habe die digitale Ausgabe gelesen. Als Taschenbuch macht es natürlich nocheinmal etwas mehr her, da die Buchseiten außen giftgrün eingefärbt sind und darauf der Titel "Pheromon" zu lesen ist. Im Buchregal sieht es sicherlich ganz toll aus.

Der Klappentext deutete auf ein Jugendbuch hin und versprach mir ein Abenteuer der etwas anderen Art. Ich war sehr gespannt, denn ich suche ständig nach spannenden Jugendbüchern, die mich mitreißen und mitfiebern lassen.

Und vorab kann ich auch verraten, dass "Pheromon 1: sie riechen dich" wirklich ein gelungenes Jugendbuch ist, das einen in ein ungewöhnliches Abenteuer katapultiert und einen die Welt mit neuen Augen betrachten lässt.

Sehr schön ist der Einstieg im Jahr 2018, genau das Jahr, in dem wir uns nun befinden. Das eröffnet ein Gefühl, als wäre man genau jetzt dabei in der Geschichte, in der verrückte Sachen passieren.

Jake glaubt, er wäre von seinem Heuschnupfen kuriert, da er nun, obwohl er keine Medikamente mehr dagegen nimmt, keine Probleme mehr hat. Er sieht gut, er riecht gut, sogar so gut, dass er erkennen kann, welche Gefühle die Menschen in seiner Umgebung derzeit haben. Sind sie verärgert, wütend, aufgeregt oder erfreut, überrascht oder sogar hoffnungsvoll? All das ist für Jake kein Geheimnis mehr. Eine Brille braucht er auch nicht mehr und Schule ist plötzlich ein Klacks. Doch was ist geschehen?

Jake stößt auf seltsame Vorgänge, die er sich nicht erklären kann. Auf der Suche nach einer Lösung lernt er Serena, Amy und William kennen. Sie alle sind Teil einer großen Veränderung!

Hundert Jahre später begegnen wir Trevis. Er ist Arzt und trockener Alkoholiker mit einer traurigen Vergangenheit. Auch sein Leben wird plötzlich umgekrempelt und er wird Teil einer besonderen Gruppe, die versucht die Welt zu retten.

Die Spannung steigt durch stetig wechselnde Kapitel von 2018 und 2118. Die Entwicklungen und Entdeckungen machen das Leben der verschiedenen Figuren zu einem einmaligen Abenteuer, für das sie sehr viel riskieren müssen. Beide Erzählstränge greifen zum Ende hin immer mehr ineinander. Die Wissenslücken werden nach und nach geschlossen bis man am Ende einem grandiosen Showdown beiwohnt, der einerseits viele Fragen beantwortet und gleichzeit wieder neue stellt. Ein Schluss mit einem Cliffhänger, der große Neugier auf den Folgeband weckt!

Die beiden Autoren Thariot und Rainer Wekwerth haben es geschafft ein Jugendbuch zu schreiben, das Mädchen wie auch Jungen große Lesefreude bereiten wird. Football, beste Freunde, Computer(nerds), Sci-Fiction, sympathische männliche Protagonisten unterstützt und bereichert durch charakterstarke weibliche Figuren, wie die 16-jährige Lee als auch ein bisschen was fürs Herz, wie die erste Liebe.

Die Geschichte ist flüssig zu lesen und die Sprache der Zielgruppe angepasst. Gegen Ende muss man sehr aufmerksam lesen, da viele (ungewöhnliche) Informationen preisgegeben werden. Der Inhalt hat es in sich und regt die grauen Zellen an, denn nicht immer ist es leicht zu verstehen, was da gerade genau passiert. Ich habe mir sehr viele Stelle in meinem eBook markiert, damit ich später diese wichtigen Passagen leicht abrufen kann.

Kleine Kritikpunkte sind für mich, dass sich vieles ein bisschen zu leicht gefügt hat. Für jedes Problem war oft eine Lösung in Sicht. Auch hätte ich mir für Jake etwas mehr Tiefe gewünscht. Denn dass die Autoren das können, haben sie bei Lee sehr gut unter Beweis gestellt.

Fazit:
Ein interessanter und sehr spannender Auftakt mit kleinen Schwächen. Ein Jugendbuch, das eine tolle Idee aufweist und Sci-Fiction-Fans, ob jung oder alt, gleichwohl begeistern kann. Wer sich auf ein neues Gedankenspiel unserer Zukunft einlassen will, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Ganz klare Leseempfehlung!