Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
ikatzhorse2005

Bewertungen

Insgesamt 206 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2018
Unverfrorene Freunde
Pütz, Klemens;Batarilo, Dunja

Unverfrorene Freunde


ausgezeichnet

Unverfrorene Freunde - Mein Leben unter Pinguinen ein faszinierender Einblick von Klemens Pütz/Dunja Batarilo aus dem Ullstein Verlag
Klemens Pütz, promovierter Meeresbiologe, Forscher und Naturschützer, seine Passion: 30 Jahren Leben mit und für die Pinguine, bevorzugt auf den Falklandinseln. In diesem Buch räumt er auf mit Vorstellungen der niedlichen und lustigen Arktisbewohner. Einzigartige fundierte Fakten, verpackt in einer spannenden Abenteuer-und Lebensgeschichte, geschrieben in fesselnden und aufrüttelnden Worten. Anhand des Lebenszyklus der vielfältigen Pinguinarten und deren Eigenarten, macht Clemens Pütz auf die Gefahren ihres Lebensraumes aufmerksam. Ölverschmutzung, Überfischung, wachsender Tourismus,
Klimaveränderungen, Verschmutzung der Meere als Folge unseres Wohlstandes,... Gefahren, die nicht nur die Meister der Anpassung ausgesetzt sind, sondern auch wir. Ohne Erhobenen Zeigefinger, sondern in beratender Funktion zeigt er in die richtige Richtung und gibt Unwissenden dankbare Hinweise. Klemens Pütz, ein praktischer wissender Mensch, der sich für die Zusammenhänge des Lebens im Einklang mit der Natur interessiert. Er erweckt mit seinen Pinguinen ein gemeinsames, hilfreiches Augenöffnen und Umdenken.
Der ungezwungene, spannende und teils lustige Schreibstil gepaart mit der zahlreichen Bebilderungen, Karten, Skizzen und Begriffserklärungen lassen den Leser auf ca. 270 Seiten lebensnah teilhaben an der grandiosen Tierwelt der Antarktis. Einzigartige Einblicke in die Arbeit eines Tierforschers, wissenswerte Details über die Geschichte und wichtige Fakten zu den Falklandinseln zeigen die Schätze und Entbeehrungen dieses Lebensraumes. Ein Vorwort, 3 Teile (Teil 1 Pinguine an Land, Teil 2 Pinguine im Wasser und Teil 3 Welt im Wandel), Dank, Anmerkungen und weiterführende Literatur komplettieren diesen besonderen Bericht. Das unverwechselbare Cover ist beschreibend für dieses Buch.
Fazit: Die Zeilen des Autors lege ich jenen ans Herz. Die Komplexizität unserer Umwelt, die Zusammenhänge und Folgen unseres Tuns sowie die Einzigartigkeit dieser Tierart-Pinguin betrifft uns direkt und indirekt. Viel zu viel Einfluss haben wir schon auf diese Arten mit unserer Anwesenheit und unserem Materialismus sowie unserem unstillbarem Durst nach Profit angerichtet. Lest dieses Buch mit den fundierten Fakten sowie brillanten Ratschlägen und schaut hin, was es Wertvolles zu schützen gibt! Hut ab vor diesem Werk!

Bewertung vom 04.09.2018
Fischland-Angst
Kastner, Corinna

Fischland-Angst


ausgezeichnet

Fischland-Angst ein Küsten-Krimi von Corinna Kastner aus dem Emons Verlag
In ihrem neuesten Regionalkrimi entführt uns Corinna Kastner auf das malerische Fischland in die Boddenregion rund um Barnsdorf und Wustrow. Doch die Idylle wird jä durchbrochen, als Greta, die Frau des fast blinden Fischländer Künstlers Matthias Röwer spurlos verschwindet. Auch nach der Lösegeldforderung, der Matthias ohne Beteiligung der Polizei nachkommt, wird Greta nicht freigelassen. Weitere Forderungen folgen und Matthias zieht seine Nachbarn und Freunde, Kassandra Voß, Paul Freese und Heinz ins Vertrauen. Diese ermitteln mit Unterstützung des Polizisten Kay hinter vorgehaltener Hand. Wer hat Interesse an den Röwers und im Speziellen an Greta? Ist sie ernsthaft in Gefahr? Für Matthias wird das Warten und Bangen zur Zerreißprobe und den Ermittlern läuft langsam die Zeit davon... .
Geschickt konstruiert Corinna Kastner einen spannenden Fall und verbindet ihre vorangegangenen Romane aus der Fischland-Reihe rund um Kassandra, Paul und Heinz mit dem Vorgänger-Band um Greta und Matthias Geschichte aus Bodden-Tod. Ein Geniestreich, der es ihr ermöglicht neben der Entführung weitere Familiengeheimnisse hinter tragischen Konflikten um die Röwers aufzudecken. Geschickt spinnt sie das Netz weiter und taucht tief in die Vergangenheit der Fischländer-Familie ein. Eingebettet in einem klaren naturnahen Schreibstil und intelligente Dialoge mit der richtigen Fragestellung gelingt es ihr, die Protagonisten mit glaughaften Emotionen auszustatten. Gefangen im Geschehen verfolgt man den Fortgang der Geschichte. Die 411 Seiten fliegen dahin und man kommt zusammen mit den sympathischen und neugierigen Figuren der Wahrheit auf die Spur. Gerade Greta hat es mir besonders angetan. In Bodden-Tod hat sie viele Facetten ihres liebenswerten Charakters gezeigt und beweist auch hier, ihre Fähigkeit Brücken zu bauen sowie schlichtend, beruhigend einzugreifen. Dennoch bleiben Fragen offen und längst nicht alle familiären Ungereimtheiten und emotionalen Verzwickungen sind geklärt. Dies spart sich die Autorin für neuen Lesestoff auf, wenn sich Greta und Co. erneut ihrer Vergangenheit stellen.
Fazit: In jeder Zeile spürt man die Liebe der Autorin zur einzigartigen Fischland-Region. Hierbei kann man verborgene Schönheiten, faszinierende Stille und liebenswerte Menschen entdecken und kennenlernen. Unkompliziert und leicht und doch tiefgründig und emotional, mit allen Sinnen dabei, eine Hommage an den Norden. Gepaart mit Wirrungen, Charme und kriminellen Verwicklungen überzeugt dieser lesenswerte Roman, gern im Anschluß an Bodden-Tod und Kassandras Vorgängerfälle.

Bewertung vom 02.09.2018
Der Blumensammler
Whitehouse, David

Der Blumensammler


ausgezeichnet

Der Blumensammler, geschrieben von David Whitehouse, aus dem Englischen von Dorothee Merkel, erschienen im Tropen Verlag mit einem faszinierenden Cover
Dieser Roman ist so ganz anders, als alles, was ich bisher gelesen habe. Poetisch, surreal, lebhaft und tiefgründig, ein Abenteuer, eine Suche, ein Finden, stimmig und einfach unbeschreiblich schön!
"Egal, wo du hingest, überall haben die Leute eine andere Interpretation dafür. Das machen Menschen immer mit Dingen, die wir nicht ansatzweise begreifen können. Wir verleihen ihnen einen Zauber, und dadurch werden sie dann selbst zur Magie."
Genau diese Sätze beschreiben die Geschichte um Peter Manyweathers, der bei einer Säuberungsaktion in einem Gebäude in der Upper East Side von Manhattan hinter einem Spülkasten der Toilette eine leuchtende Blume findet. Durch seine Neugier getrieben, betritt er die Brooklyn Libery und greift nach der Enzyklopädie über Blumen. In dieser findet Peter einen sein Leben verändernden Liebesbrief mit einer Auflistung von sechs seltenen Blumen. Drei Jahrzehnte später, weitere Erzählstränge um Professor Jeremiah Cole, der in seinem Tauchboot nur knapp dem Tod entkommt und Dove, der beim Londoner Rettungsdienst die eingehenden Notrufe entgegennimmt und unter zunehmenden Kopfschmerzen leidet... .
Auf 345 Seiten und 18 Kapiteln laufen diese Geschichten parallel nebeneinander, haben scheinbar nichts miteinander zu tun und verbinden am Ende die Mosaiksteine zu einem schlüssigen Kontext. David Whitehouse versteht sich im fabelhaften Erzählen und bedient sich einer so bildhaften sowie tiefgehenden Sprache, in der man sich verliert, die unter die Haut geht, in Metaphern und Lebensweisheiten schwelgt, dass es fast melancholisch anmutet. Er lotet in ergreifenden Einzelschicksalen die Grundbedürfnisse des menschlichen Seins aus, Erkenntnisse des Lebens um Liebe, Verlust, innere Werte, Erinnerung. Durch lyrische Fluchten und ausformulierte Lebensweisheiten reisen die Protagonisten durch unwegsames Gelände, gehen an ihre Grenzen, schließen Freundschaften und sind dabei dem eigenen Inneren auf der Spur. Beim Lesen der Lektüre schließt man immer wieder unwillkürlich die Augen und sieht die klar gezeichneten starken Charaktere mit ihren Gedanken und Gefühlen, die fremden Landschaften und bis ins Detail beschriebenen Pflanzen genau vor sich. Dies ist ein kluger, fesselnder, zutiefst menschlicher Abenteuer- und Liebesroman, indem sich Fantasie und Realität vermischen. Dieses Buch mit dem Duft nach exotischen Blüten ist eine Hommage an das Leben und eine Quelle der Inspiration. Eine intelligente Geschichte, richtig gut erzählt! Ein Buch, welches man immer wieder lesen kann!

Bewertung vom 20.08.2018
Kluntjemord
Aden, Martina

Kluntjemord


gut

Kluntjemord ist der Krimi-Debütroman von Martina Aden aus dem wunderbaren EMONS Verlag
Hauptprotagonistin Elli Vogel, angestellt bei Hr. Habicht im Marlowe, einer Kneipe in Aurichs Innenstadt sinniert über den Tod ihrere Arbeitskollegin Lisa. Diesen hält sie nicht für einen Unfall, wie alle zu glauben scheinen. Auch ihr obdachloser Freund Karl teilt diese Meinung. Als auch er verschwindet, stochert Elli in gefährlichen Terrain. Unterstützt wird sie von dem gut aussehenden Polizisten Phil, der sie aus so manch brenzlicher Situation befreit. Auf dieser Suche begibt sich Elli in verheerende Fettnäpfchen und befördert dabei die Wahrheit ans Tageslicht...
Martina Aden versucht durch ihren lockeren Schreibstil und saloppe Dialoge eine Komödie mit einem Krimi zu verknüpfen. Für meinen Geschmack zu viel Komödie und Nonsens a` la Bridget Jones. Mit der Figur Elli konnte ich mich leider nicht anfreunden. Sie war mir zu oberflächlich für ihr Alter, im Geiste und Herzen ein Teennager durch und durch. Mit ihren Aussagen konnte sie nicht punkten. Verkatert startet sie in zu viele Kapitel und eindeutige Männergeschichten, die ihr nachgesagt wurden, habe ich im Buch nicht finden können. Auch andere Charktere waren mir nicht genug ausgearbeitet und Potential wurde verschenkt.
Die eigentliche Handlung begleiteten zahlreiche Nebenstränge, die zum Teil im Sande verlaufen und nicht wieder aufgegriffen wurden. Dies verwirrte mich. Die ganze Geschichte glich einer Achterbahnfahrt, mal rasant und spannend und dann langweilig mit großen Fragezeichen. Mit Phils Auftauchen nahmen auch die Ermittlungen ihren Lauf. Trotzdem habe ich mich leider von Kapitel zu Kapitel gequält.
Fazit: Am Ende vergebe ich 3 Punkte, da das Ende schlüssig und spannend war. Im Großen und Ganzen wurde mir zu viel Bier getrunken und die Kluntjes kamen eindeutig zu kurz. Schade, ein durchaus interessanter Plot, nur leider schwach umgesetzt.

Bewertung vom 20.08.2018
Im Bann der wilden Pferde / Nordlicht Bd.2
Müller, Karin

Im Bann der wilden Pferde / Nordlicht Bd.2


ausgezeichnet

Nordlicht Band 2 Im Bann der wilden Pferde von Karin Müller 2018 Schneiderbuch EGMONT
Es muss nicht das Ende der Welt sein, aber Island, nur Island! Für Elin ist Island ein wahrgewordenener Traum, seit sie in den letzten Ferien zusammen mit ihrer Mum die Insel besucht hat. Ihre Sehnsucht wächst von Tag zu Tag nach Ljosadis, der zaghaften Stute, der einmaligen Landschaft und den zarten, flüchtigen Wesen, die in den Mythen und Legenden Inslands tief verwurzelt sind. Und nach Kari, dem geheimnisvollen isändischen Jungen, den sie ohne Worte zu verstehen scheint. Dann endlich ist sie zurück! Doch ernüchternd stellt Elin fest, das Kari nicht wie gehofft auf sie wartet, sondern verschwunden ist. Sie begibt sich auf die Suche und kommt der Magie Islands ein kleines Stück näher...
Die Fortsetztung des Pferdeabenteuers im Land der Trolle und Feen liest sich flott weg. Karin Müller wechselt zwischen Realität-,Traum-und Sagenwelt. Durch diese mitreisenden Wechsel gelingt der Autorin der Aufbau eines emotionalen Spannungsbogens. Auf den Schwingen der Phantasie entspinnt sich eine geheimnisvolle Geschichte mit liebenswerten Protagonisten. Detailreiche Naturbeschreibungen erwecken die Landschaft Islands vor dem inneren Auge des Lesers. Ein Loblied der Autorin auf die Einfachheit und Muße der Insel vor dem Hintergrund alltäglicher Sorgen eines Teenagers. Elin liebt diesen Inselrhythmus, das Abenteuer und Glück. Dies ist mit jeder gelesenen Zeile spürbar.
Am Ende vielleicht ein mögliches Erkennen und Innehalten vor den machtvollen Abläufen der mystischen Welt und grandiosen Kulisse eines faszinierenden Landes.
Fazit: Als empfehlenswerte, weiterführende Lektüre zu Band 1 für Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene, Pferde, Romantik, Fantasy, eine Mischung die es in sich hat! Ein Buch zum Träumen und Mitfiebern und Davongaloppieren, dem ein ganz besonderer Zauber inne wohnt. Mit Spannung erwarte ich Band 3 und hoffe zusammen mit Elin und Kari den Geheimnissen auf die Spur zu kommen und herauzufinden wie und ob sich die Schicksale verknüpfen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2018
NALA - Der magische Steinkreis
Proksch Bernabé, Gabriela;Proksch, Gerhard

NALA - Der magische Steinkreis


ausgezeichnet

Nala Der magische Sternenkreis von Gabriela Proksch Bernabe´mit Illustrationen von Claudia Martina Rauber
Die dreizehnjährige Nala, verbringt ihren Sommer in einem Feriencamp in Südfrankreich. Von Peinlichkeiten berührt,schüchtern und ausgegrenzt flüchtet sie sich in einen Eichenwald. Dort entdeckt sie nahe der alten Eiche einen vergessenen Sternenkreis. An diesem heilsamen Ort gelangt sie in eine magische Traumwelt. Dort lehrt sie eine Medizinfrau altes überliefertes Wissen. Zusammen mit ihrem Medizinbruder Wolfsherz und einer Mustangherde erlernt Nala Praktiken des Horsemanship und schamanisches Zauberwissen. Gestärkt und zuversichtlich verändert sich ihr Leben und das ihrer Lieblingsstute Lilou.
Die Autorin erschafft eine spannende Geschichte rund um Nala und das Gestüt Zur großen Eiche. Sofort fühlt man sich zu Hause und erkundet mit Nala die Umgebung. Gern möchte man selbst dort seinen Urlaub verbringen. In der realen Welt hat die sympatische Hauptprotagonistin mit allerlei Widrigkeiten und Gemeinheiten zu kämpfen. Eine Gefährtin findet sie in der weißen Araberstute Lilou, die genauso misstrauisch und verletzt ist wie Nala. Neben diesem Erzählstrang entfaltet sich eine mystische Welt voller Wissen, Achtsamkeit und Respekt, wenn Nala den Sternekreis betritt. Aus den Beobachtungen der Pferde lernt das Mädchen den zauberhaft scheinenden Umgang mit diesen sensiblen Wesen. Gabriela Proksch Bernabe´ beschreibt diese Begegnungen mit so viel Gefühl, dass es eine Freude ist mit Nala zu lernen. Sympathische Figuren treffen auf konträre Charaktere und erfüllen das Buch mit Leben. Der flüssige Schreibstil, die 285 Seiten mit den kurzweiligen Kapiteln und ansprechende Illustrationen machen diese Geschichte besonders lesenswert. Die reale und die Zauberwelt fügen sich gekonnt zusammen, fließen ineinander über. Weisheiten gepaart mit einem bewegendem Abenteuer runden die feinfühligen Zeilen ab. Das Glossar, die Worte zur Selbstverantwortung und zu den Krafttieren sowie zu den Traumreisen waren sehr aufschlußreich und laden zum Ausprobieren ein.
Fazit: Nala – Der magische Sternenkreis ist eine ganz besondere Geschichte. Jeder der mit Pferden auf irgendeine Art zusammen ist, sollte sich auf das einlassen, was den Arabern und Mustangs am Herzen liegt und was sie zu erzählen haben. Dies ist eine Geschichte über Vertrauen und Verstehen, Wertschätzung sowie respektvollen Umgang miteinander. So viele Weisheiten laden zum Innehalten und Nachdenken ein. Für mich ist dieses Buch mein absolutes Highlight 2018, kein Kinderbuch im eigentlichen Sinne, sonderen, wie im Klapptext angegeben, von elf bis neunundneunzig! Ich hoffe, Nala bringt Vertrauen und Verbundenheit in viele Herzen! Ich freue mich auf eine baldige Fortsetzung!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.07.2018
Elbmöwen
Hübner, Ivonne

Elbmöwen


ausgezeichnet

Elbmöwen, ein historischer Roman aus dem wild pochendem Herzen Dresdens 1840 aus der Feder von Ivonne Hübner, erschienen im Mitteldeutschen Verlag.
Viel mehr ist es, als eine Dreiecksgeschichte, eingebettet in die zeitgemäße Kulisse der Studierenden, der Malerei sowie der Weberkust. Denn Balthasar Weber benötigt die ihm erwerbbringende Mustermalerlizens, damit er sein erlerntes Handwerk weiter ausüben darf. Auflagen und hiesige Umstände sind es, die ihn aus dem Lausitzer Oberland an die Kunstakademie nach Dresden führen. Als Praktiker und Freidenker, Vorausschauender seiner Zeit, erschweren ihm diese Eigenheiten den dortigen Aufenthalt. Einen Freund findet Balthasar in dem Luftikus und Mitstudierenden Nikolaus. Und ausgerechnet dessen Schwester Antonia erweckt tiefe Gefühle in Balthasars Herzen. Zwischen dem engen Gürtel des Biedermeiers und der frivolen Freizügigkeit seines Studentenquartiers entfaltet sich eine vergnügliche und tiefsinnige Dreiecksgeschichte, die angenehm zart und authentisch daher kommt.
Der anfänglich nicht gerade leichtfüßige, geduldaufbringende Schreibstil der Autorin verflüssigt sich zu einer emotional fesselden Wortgewalt, die ihres Gleichen sucht. Die eindrucksvollen, Ivone Hübner eigenen Sätze entfachen ein Feuerwerk an intensiven Farben und Stimmungen. Beschreibend und kraftvoll entstehen im Kopf des Lesers die angefertigten Bilder und Skizzen der Kunststudenten sowie von Balthaser und von Antonia selbst. Die einzigartig recherchierten Bilder Dresdens um 1840 ziehen vorüber und hauchen den alltäglichen Beschäftigungen Leben ein. Mit viel Fingerspitzengefühl schreibt Ivone Hübner eine Liebesgeschichte und ausgeklügelte Auseinandersetzung mit Gefühlen, die zugleich das eineschränkte Bild der Frau klar zeichnet und der Vorreiter für grandiose Ideen ist. Antonias Charakter stark, mutig und leichtsinnig zugleich, besinnt sich auf ihren Freiheitswillen und erarbeitet sich Respekt. Nikolaus, hochmütig und eigennützig, versunken in seiner übermächtigen Männerwelt, stellt sich selbst ein Bein. Und Balthasar, bodenständig und herzensgut, kämpft sich mit seinem Idealismus durch drei harte Jahre Standesdünkel und Blasiertheit. Die Hauptprotagonisten und Nebenfiguren, alle so gegensätzlich, glaubhaft, lebendig, sympathisch, interessant, bemitleidenswert, lachhaft, grotesk, narzisstisch und einfach fantastisch ausgearbeitet, dass es Spaß macht, den Weg mit ihnen zu gehen. Keine Frage bleibt offen, wenn alle gespannten Fäden am Ende zu einem großen Ganzen zusammen laufen.
Fazit: Die 394 Seiten mit den bezeichnenden passenden Überschriften zu den Kapiteln vermitteln eine Menge Wahrheit und brisante geschichtliche Details. So sehr ich auch versuche, diese Lektüre in Worte zu fassen, es gelingt mir nicht ansatzweise. Vollständig in ihren Bann gezogen, habe ich diesen intelligenten Hochgenuss förmlich inhaliert. Eine Entdeckung für mich, die mich ins Herz getroffen hat. Ein richtig gutes Buch, welches ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 10.07.2018
Nie wieder Amore!
Hennig, Tessa

Nie wieder Amore!


ausgezeichnet

Diese leichte Geschichte rund um Nie wieder Amore! geschrieben von Tessa Hennig aus dem Ullstein Verlag liest sich wie ein Urlaub in Italien.
Monika Renner ist als Rentnerin angekommen. Anfänglich freute sie sich noch über die viele Freizeit nach dem langjährigen Broterwerb in ihrer Apotheke. Doch das Dasein als Witwe und der Umzug in eine Altersresidenz lassen Zweifel bei ihr aufkommen. War das schon alles? Der allwöchentliche Kampf beim Discounter? Nachmittäglicher Kuchen mit sorgenvollem Blick aus den Augen von Tochter Tanja? Eine Kreuzfahrt in den Norden, wo man sich die Nieren verkühlt? Und am Ende ein Zettel an den einstigsten Habseleigkeiten mit vermerktem aktuellen Sterbedatum? Wohl eher nicht! Da kommt ein Anruf aus dem warmen sonnigen Bella Italia gerade recht. Nichts wie auf und davon mit Enkel Jan im Schlepptau. Sizilien soll es sein! Orangenduft, südländisches Flair, und ganz viel Italiano! Eine emotionale Reise beginnt und hält so manche Überraschung bereit. Gefühlswallungen lassen Moni erhitzt nach ihrer großen Liebe Vincenzo suchen, begleitet von Jan, Lena und Fracesca. ...
Das Buch mit dem witzig prägnantem Cover liest sich flott weg. Tessa Hennig erweckt liebevolle Figuren mit charmanten Charakteren, deren Ecken und Kanten vorzüglich mit der stimmungsvollen Atmosphäre harmonisieren. Die einzigartige Lebensart und der Charme der Insel ist mit jeder Zeile spürbar. Eingebettet in skurile, lustige Begebenheiten mit kuriosen und tiefgründigen Dialogen, reist man zusammen mit den Hauptprotagonisten zu den landschaftlichen und männlichen Hotspots Siziliens. Neben der Suche nach Vincenzo, ein vortrefflicher Reiseführer. Ein lebendiges Buch, welches für sommerlich frische Unterhaltung sorgt.
Fazit: Besonders Moni und Lena sind mir während des Lesens ans Herz gewachsen Durch den bildhaften Schreibstil fühlte ich mich wohl und gut aufgehoben, inmitten von Freunden, mit Francesca, Lena und Moni bei einem kühlen Gläschen Wein. Lust auf Sizillien? Tutto bene! Mit diesem luftig leichten Urlaubsspaß bestimmt!
Mit dieser Lektüre habe ich Tessa Hennig für mich entdeckt. Dies bleibt mit Sicherheit nicht der letzte Lesegenuss von ihr. Es warten noch weitere Geschichten mit den trefflichen Buchdeckeln, die es zu entdecken gibt.

Bewertung vom 10.07.2018
Das Mätressenspiel
Marcus, Martha Sophie

Das Mätressenspiel


ausgezeichnet

"Das Mätressenspiel", welch passender Titel für den neuen historischen Roman von Martha Sophie Marcus (Bastei Lübbe Taschenbuch).
Hannover, 1682: Die Frauen von Minnigerode stehen hier im Mittelpunkt. Allen voran die junge Helena. Mit dem Tod ihres Bruders verlieren sie und ihre Mutter ihre gesamte Existenzgrundlage. Das Gut der Familie und sämtliche Privilegien gehen an ihren Onkel Roderick über. Dem Unglück folgend, löst ihr Verlobter die zugesagte Verbindung. Helena steht vor dem Nichts. Entgegen ihrem Naturell bittet sie Herzogin Sophie um die Aufnahme als Hofdame an den Hof Braunschweig/Lüneburg mit zukünftigem Erfolg auf eine gute Partie und angemessener Absicherung. Die Steine, die ihr dabei in den Weg gelegt werden, lassen sie stolpern und bringen sie fast zu Fall. Ausgerechnet Clara von Platen, die mächtige Mätresse des Herzogs und die Herzogin persönlich verstricken Helena in ein skrupelloses Intrigenspiel. Beide bedienen sich ihrer Not. In diesem vergifteten Idyll gibt es hinter den Kulissen fleißige Hände, die die herzögliche Perfektion am Leben erhalten. Allen voran Floriano Piras, ein Gärtner, der den architektonisch-botanischen Traum von Herzogin Sophie in die Realität umzusetzten versucht. Dank des bildhaften Schreibstils von Martha Sophie Marcus nimmt die grüne Oase Gestalt an und diese bezaubernden Gärten erwachen zum Leben. Dieser einzigartigen Federführung ist es zu verdanken, dass der Glanz und Pomp, die schillernden Charaktere und deren Umfeld in farbenfrohen Bildern durch den Kopf des Lesers ziehen. Gefangen in dem Rausch der Ereignisse, fühlt man sich den Figuren so nahe, als wäre man ein Teil dieser blumigen Gesellschaft. Diese historische Euphorie liest sich anspruchsvoll und leicht dahin. Die Einblicke in die Gegebenheiten des Hoflebens haben mich fasziniert und waren hoch interessant. Spannende Wendungen im flotten Tempo runden das Leserlebnis ab. Am Ende des Buches findet sich ein Nachwort zu Wahrheit und Fiktion, ein hilfreiches Personenregister sowie ein Glossar mit französischen Gepflogenheiten.

Bewertung vom 10.07.2018
Der Flüstermann / Laura Kern Bd.3
Shepherd, Catherine

Der Flüstermann / Laura Kern Bd.3


ausgezeichnet

Ein neuer Coup ist der Autorin Catherine Shepherd mit Der Flüstermann erschienen im Kafel Verlag gelungen.
Eine schreckliche Szenerie, ein grauenvoller Mord, Details gebannt auf Video, bereitgestellt im Internet vor den Augen der ganzen Welt! Selbst Laura Kern, Spezialermittlerin in Berlin schockiert das Vorgehen dieser flüsternden Gestalt. Zweifel an der Echtheit dieser skrupellosen Tat werden beiseite geräumt, als das nächste Video auftaucht. Wie viele dieser Aufnahmen gibt es noch? Ist Laura mit ihrem Team diesem Täter gewachsen? Wer ist er und welche Beweggründe treiben diesen Missetäter an? Fragen, die es schnell zu lösen gilt, denn der Wettlauf gegen die Zeit hat längst begonnen!
Emotional packend, temporeich und spannungsgeladen kommt der Thriller in gewohnt flüssiger Schreibweise daher. Eiskalt erwischt es den Leser, nachdem man die perfekt gekennzeichneten Charaktere näher kennengelernt hat. Die Gänsehaut kriecht die Arme bis in den Nacken hinauf, wenn man erkennt, wie der Schrecken aus der Vergangenheit als ein Grauen in die Gegenwart steuert. Hier wird vom Leben und vom Tod erzählt mit all seinen Folgen. Nach und nach löst die Autorin in Rückblenden und Zeitsprüngen auf, was sich hinter diesen Grausamkeiten verbirgt. Fulmiant erzählt Catherine Shepherd diese ausgeklügelte Geschichte, führt uns immer wieder auf eine falsche Fährte und lockt das eigene Detektivgen aus dem Innersten hervor.
Fazit: Jeder verdient eine zweite Chance, doch wenn du sie nicht nutzt, stirbst du! Hart, unglaublich gut, beklemmend erzählt! Der Nachfolger von "Krähenmutter" und "Engelsschlaf" schafft es mit Begeisterung, mich in den Zeilen von Catherine Shepherd zu verlieren. Ein herrlich abgründiger Lesegenuss!