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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2018
Eierlikörtage / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.1 (8 Audio-CDs)
Groen, Hendrik

Eierlikörtage / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.1 (8 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Das Leben im Seniorenheim kann trist sein. Hendrik Groen hat keine Lust mehr, sich vom Heim hin und herschieben zu lassen. Er beginnt, Tagebuch zu führen über all die Dinge, die ihm falsch vorkommen und findet schnell Mitstreiter. Gemeinsam gründen sie den „Alt, aber nicht Tod Club“, machen Ausflüge und kämpfen im Kleinen für eine Verbesserung der Lebenssituation der Senioren.

Das Hörbuch zu „Eierlikörtage: Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 83 1/4 Jahre“, gelesen von Felix von Manteuffel ist eine äußerst kurzweilige und witzige Unterhaltung, die stellenweise aber auch tragische Elemente hat. Zum Beispiel die schweren Erkrankungen, die langsam unter Hendriks Freunden um sich greifen und ihr Leben radikal verändern. Doch Hendrik ist ein wahrer Freund, tapfer stellt er sich all diesen Widrigkeiten und bleibt an der Seite seiner Freunde. Familie, die ihn besucht, hat er selber nicht, dafür aber viel Zeit für seine Freunde. Besonders gut hat mir bei dem Hörbuch auch der Sprecher, Felix von Mateuffel gefallen, er gibt Hendrik Groen einen ganz eigenen Charme, der renitente Rentner muss einem so einfach ans Herz wachsen.

Das Hörbuch „Eierlikörtage“ von Hendrik Groen ist perfekt für alle, die kurzweilige Unterhaltung suchen, bei der man jederzeit gut ein- und aussteigen kann, ganz wie es zeitlich passt. Und man sollte gewarnt sein, der „Alt, aber nicht Tod Club“ wächst einem schnell ans Herz und es bleibt eine kleine Lücke zurück, wenn das Hörbuch beendet ist.

Zum Glück gibt es mit „Tanztee“ bereits den zweiten Band von Hendrik Groens Tagebüchern, ebenfalls gelesen von Felix von Manteuffel, es geht also weiter mit der Seniorenbande.

Bewertung vom 28.03.2018
Der Schattengarten
Romer, Anna

Der Schattengarten


gut

Vor Jahren ist Lucy aus Melbourne, ihrer Heimatstadt, geflohen, weil sie von ihrer großen Liebe abgewiesen wurde. In London hat sie sich ein neues Leben aufgebaut und ist inzwischen verlobt. Doch ein Brief ihres Großvaters holt sie zurück. Er müsse ihr etwas zeigen, was alles erklären würde. Etwa auch den Tod ihrer Mutter, den Lucy nie verwinden konnte? Sie kommt zurück, doch bevor sie mit ihrem Großvater sprechen kann, verstirbt er. Lucy muss sich jetzt selbst auf die Suche nach den Hintergründen ihrer Familiengeschichte machen.
„Der Schattengarten“ von Anna Romer ist eine schöne Familiengeschichte, die mich jedoch einfach nicht richtig packen konnte. Lucy ist zwar die Hauptfigur und die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt, dennoch war sie für mich die ganze Zeit nicht richtig greifbar. Die Rückblenden, die die Autorin immer wieder einschiebt, haben mir weitaus besser gefallen als die aktuelleren Stellen. Auch wenn die Story in der Vergangenheit spannend beschrieben wurde, fehlte mir ein wenig der rote Faden, mehrere Elemente liefen hier für mich durcheinander. Einmal der Tod von Lucys Mutter, der in den 70ern passierte, dann aber auch das Verschwinden ihrer Großmutter in den 30ern und das plötzliche Auftauchen eines Mädchens, ebenfalls in den 30er Jahren. Hier hätte ich mir eine straffere und klarere Struktur gewünscht, die deutlich zu einer Auflösung geführt hätte. So waren mir alle Elemente der Erzählung zu wenig miteinander verbunden.
Leider konnte mich „Der Schattengarten“ von Anna Romer nicht richtig überzeugen, besonders die Hauptfigur war mir einfach zu unscharf. Die Story an sich hätte mit einer klareren Struktur sehr spannend sein können, so tröpfelt mir die Handlung einfach etwas zu sehr dahin. Kein schlechtes Buch, aber in dem Genre gibt es weitaus besseres zu lesen.

Bewertung vom 28.03.2018
Der Präsident / Maggie Costello Bd.1
Bourne, Sam

Der Präsident / Maggie Costello Bd.1


gut

Ein US-Präsident der narzistisch ist, leicht größenwahnsinnig und zu Kurzschlussreaktionen neigt – dass uns das bekannt vorkommt, ist sicher kein Zufall. Nachdem er in einer Nachtaktion beinahe Nordkorea mit Atomsprengköpfen bombardiert hätte, beschließen der Verteidigungsminister und sein Stabschef, dass sie diesen Präsidenten ausbremsen müssen, wenn er nicht die ganze Welt in die Zerstörung treiben soll. Als ihr erster Plan scheitert, scheint ein Attentat die einzige Lösung, um Schlimmeres zu verhindern. Doch das ist nicht so einfach, wie es vielleicht klingen mag – auch nicht für den Verteidigungsminister.
Sam Bourne schreibt seinen Thriller sehr offensichtlich in Anlehnung an die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. In seinem fiktiven Roman lässt er den namenlosen Präsidenten die Atomcodes aktivieren, erst in letzter Minute kann ein Unglück verhindert werden, die Öffentlichkeit erfährt davon natürlich nichts. Die Story ist sehr spannend angelegt und auch die Figuren sind eigentlich gut eingeführt in die Geschichte und bieten viel Potential. Leider hat mich die Zusammenführung der beiden Erzählstränge um den Stabschef und den Verteidigungsminister und andererseits eine Mitarbeiterin des Weißen Hauses, die Ermittlungen anstellt, nicht überzeugt. Ihre Figur war einfach nicht stark und selbstbewusst genug, um als Rechtsberaterin im Weißen Haus zu überzeugen. Mir fehlte als Leser ein Protagonist, mit dem ich mich in irgendeiner Weise identifizieren konnte, leider hat Bourne es nicht geschafft, diese Figur in die Story einzubinden. Alle waren mir durchweg eher unsympathisch und so konnte mich die Geschichte nicht richtig mitnehmen. Zudem fand ich es etwas zu einfach, so offensichtlich Präsident Trump als Charakter zu kopieren und als Romangrundlage zu verwenden.
Ich hatte mir von „Der Präsident“ etwas mehr erwartet, mir fehlten die Spannung und eine Hauptfigur, die die Story für den Leser nachvollziehbar macht, indem er mit ihr sympathisiert. Vom Ansatz her finde ich Sam Bournes Idee ganz gut, bei der Umsetzung wäre aber mehr drin gewesen.

Bewertung vom 28.03.2018
MM-City Hamburg Reiseführer, m. 1 Karte
Kröner, Matthias

MM-City Hamburg Reiseführer, m. 1 Karte


ausgezeichnet

Der nächste Städte-Trip steht an und für die Reiseplanung musste mal wieder ein Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag her. Matthias Kröner hat für den Verlag alles Wissenswerte rund um die Hansestadt Hamburg zusammengeschrieben und in einem sehr übersichtlichen und interessanten Reiseführer zusammengefügt.
Neben dem Klassiker, die Stadtspaziergänge, die einem die einzelnen Stadtviertel mit ihren Sehenswürdigkeiten, aber auch Essens- und Shoppingtipps näher bringen, gefällt mir hier besonders der Einführungsteil. Man bekommt einen tollen Überblick, was die Highlights der Stadt sind, wo man gut essen kann und was man vielleicht lieber auslassen sollte, wenn man sich nicht mit Massen von anderen Touristen durch die Gegend schieben will. Die Kritik an der Hafenrundfahrt kann ich gut nachvollziehen – wir werden sie trotzdem machen, einfach weil es für uns dazu gehört. Aber die Tipps sind toll gestaltet und bringen auf sehr gut lesbare und übersichtliche Art und Weise einen Überblick, was man in Hamburg machen kann. Auch das Material an Stadtplänen und die Übersicht zum öffentlichen Nahverkehr ist wie immer dabei, man findet sich also problemlos in der Stadt zurecht, auch wenn man vorher noch nicht in Hamburg war.
Ein besonderer Bonus ist abschließend der Teil „Nachlesen & Nachschlagen“, der zum Schmökern einlädt und sicher auch schon die Zugfahrt bei der Anreise durch kurzweilige Lektüre verkürzen kann. Der Hamburg-Reiseführer von Matthias Kröner überzeugt durch tolle Tipps und Übersichtlichkeit, das kann ich nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 16.03.2018
Bis zum Himmel und zurück
Junk, Catharina

Bis zum Himmel und zurück


ausgezeichnet

Katja sitzt gerade an einem Drehbuch über eine Familienserie, als ein Anruf ihr Leben durcheinander wirft: Ihre Mutter, zu der sie seit Jahren keinen Kontakt hat, meldet sich um ihr Bescheid zu geben, dass ihr Vater im Koma liegt. Der Vater, der sie vor über zehn Jahren einfach im Stich gelassen hat, nachdem ihre jüngere Schwester bei einem Unfall ums Leben kam. Er verließ ihre Mutter für eine andere Frau und auch Katja hat nie wieder etwas von ihm gehört. Jetzt muss sie sich der Frage stellen, ob sie alles so belassen will wie es ist, oder aus ihrem Schneckenhaus herauskommt, um ihren Vater zu besuchen und eventuell sogar seine neue Familie kennenzulernen. Eine schwere Frage für Katja, die alte Wunden wieder aufreißt.
Der Titel und das Cover wirken zwar wie ein etwas kitschiger Liebesroman, aber wie bei ihrem Debut „Auf Null“ überzeugt Catharina Junk wieder mit einer sehr schönen und gar nicht kitschigen Geschichte. Katja ist eine sehr ambivalente Hauptfigur, die nicht nur sympathisch ist, sondern einen als Leser auch das ein oder andere Mal mit ihrer Sturheit auf die Palme bringen kann. Doch davon lebt die Geschichte, denn der Leser kann sich zwar gut in Katja einfühlen, dabei aber auch die anderen Perspektiven gut nachvollziehen. Das Buch ist zwar an vielen Stellen traurig, aber die Autorin Catharina Junk schafft es dennoch immer, eine gewisse Komik einfließen zu lassen, so dass man beim Lesen immer noch viel Freude hat und nicht von negativen Gefühlen überrannt wird. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt sich daran, wie Katjas Figur angelegt ist: sie gibt sich die Schuld am Tod ihrer Schwester, ihre Vater hat sie verlassen, ihre Mutter wurde alkoholabhängig, der Beginn ist eigentlich prädestiniert dafür, auch Katja in den Abgrund zu stoßen. Die die Autorin gibt ihrer Figur die Chance, ihr Leben neu zu beginnen und lässt uns Leser auf manchmal traurige, aber oft auch komische und immer mitreißende Art daran teilhaben.
Catharina Junk ist auch mit ihrem zweiten Roman „Bis zum Himmel und zurück“ ein bewegender, spannender und unterhaltsamer Roman gelungen, der einfach Freude am Lesen macht. Ihr Blick auf menschliche Emotionen und ihr Mitgefühl für die Hauptfigur sprechen aus jeder Zeile und machen das Buch für jeden Leser zu etwas Besonderem, was lange in Erinnerung bleibt. Das perfekte Buch, um ein Wochenende auf dem Sofa abzutauchen und sich voll auf Katja und ihr Schicksal einzulassen.

Bewertung vom 15.03.2018
Stellt euch vor, ich bin fort
Haslett, Adam

Stellt euch vor, ich bin fort


ausgezeichnet

Es gibt Menschen, die haben ein leichtes Leben. Sie sind glücklich mit ihrer Familie, gesundheitlich geht es allen gut und die Entscheidungen im Leben sind leicht zu treffen, weil ein ruhiger Weg vorgezeichnet ist. Aber es gibt auch die andere Möglichkeit, den steinigen Weg, den Margeret wählt, als sie sich für ihre Liebe John entscheidet, obwohl sie weiß, dass er unter bipolaren Störungen leidet, die wohl nie ganz verschwinden werden. Sie bekommen drei Kinder, leben halbwegs glücklich zusammen, denkt man als Leser zunächst. Doch Johns Krankheit beeinflusst das Leben aller, auch noch in der nächsten Generation und ist das prägende Element, um das die Familie kreist, immer und ohne Ausnahme.
„Stellt euch vor, ich bin fort“ von Adam Haslett ist ein unglaublich aufwühlendes und emotionales Buch. Diese Krankheit, die nicht steuerbar ist, zerreißt die Familie beinahe und während Margaret immer versucht, Johns Verhalten auszugleichen, kommt sie irgendwann an einen Punkt, wo sie auch das nicht mehr kann. Die drei Kinder können ihre Lebensentwürfe nicht unbeeinflusst von der Erkrankung gestalten und schwanken so immer zwischen Vorwürfen und Mitgefühl für ihre Mutter. Zwar sind sie eine Familie und auch oft zusammen, doch jeder ist wie eine Insel in dieser Gemeinschaft mit eigenen Problemen beschäftigt, ständig von dem Versuch vereinnahmt, ein Leben zu schaffen, dass sich nicht um den Vater, seine Erkrankung und sein Schicksal dreht, welches besonders für seinen ältesten Sohn Michael ungeahnte Folgen hat. Die Geschichten haben mich sehr berührt, Adam Haslett reißt einen regelrecht in die Handlung hinein und schont die Leser nicht. Wir müssen uns mit den Figuren auseinandersetzen, dürfen nicht wegsehen, müssen uns konfrontieren mit dieser zerrütteten Familie, die doch eigentlich hätte glücklich werden sollen. Der Autor schafft es auf bemerkenswerte Weise, Mitgefühl für alle Positionen zu wecken und uns alle Figuren mit ihren Eigenarten nahe zu bringen. Das macht das Buch zu etwas Besonderem, was einen nach der Lektüre nicht loslässt, sondern weiter beschäftigt und in einem arbeitet.
Was wäre wohl passiert, wenn Margaret oder John sich in dieser oder jener Situation anders verhalten und anders entschieden hätten? Wären ihre Kinder jetzt glücklicher, während sie als junge Erwachsene ihren Weg suchen? Diese Fragen schwirren einem im Kopf herum, während man die Familie auf einer Reise begleitet, die sie fast zerreißt und die kein Happy End im eigentlichen Sinne haben kann. Ob Hasletts Schluss dann doch ein glücklicher ist, sollte jeder Leser für sich selbst entscheiden. Mich hat der Roman „Stellt euch vor, ich bin fort“ von der ersten bis zur letzten Seite beeindruckt und mitgerissen, es hat mich bewegt und nicht losgelassen und verbindet damit alles, was ein wirklich großartiges Buch mitbringen muss.

Bewertung vom 12.03.2018
Strafe
Schirach, Ferdinand von

Strafe


ausgezeichnet

Die Welt ist nicht zu unterteilen in Schwarz und Weiß und was wir als Gut oder Böse empfinden, ist nicht immer im Einklang mit der juristischen Sichtweise auf die Dinge. In mehreren Erzählungen zeigt Ferdinand von Schirach, wohin Einsamkeit und Verzweiflung die Menschen treiben kann und dass das Rechtssystem nicht immer wirklich Recht hat, wenn man es von der persönlichen oder emotionalen Position betrachtet. Im Mittelpunkt dieser Erzählungen steht immer der Mensch als Teil eines Gefüges. Die Gesellschaft, die Erwartungen an ihn hat (z.B. bei der Schöffin) oder auch nur ein Partner, der Hilfe erwartet in einem Rahmen, der alles übersteigt.
Ferdinand von Schirach fasst in seinem Buch „Strafe“ viele Erzählungen zusammen, die einen als Leser sehr berühren. Sie sind sehr sachlich und distanziert beschrieben und führen eben dadurch die Absurdität der Situationen vor Augen und machen es für den Leser so nah, wie es anders gar nicht möglich gewesen wäre. Die Figuren sind in den seltensten Fällen böse, sie sind allein, überfordert oder vielleicht auch rachsüchtig und persönlich betroffen. Ob sie ihre Strafe erhalten oder nicht hat nichts mit der wirklichen Tat zu tun, sondern mit Zusammenhängen, die aufgedeckt oder eben unter den Teppich gekehrt werden. Mich haben die Erzählungen sehr bewegt. Besonders wie abwechslungsreich und verschieden die Situationen waren, hat mir außerordentlich gut gefallen.
„Strafe“ ist ein großartiges Buch, eine Sammlung von Erzählungen Ferdinand von Schirachs, der einem das Wesen der Menschen vor Augen führt und die Leser berührt durch die Darstellung seiner Figuren. Ein großartiges, kurzweiliges Buch, das viel zu schnell zu Ende war.

Bewertung vom 08.03.2018
Das Flüstern der Insel
Sánchez Arévalo, Daniel

Das Flüstern der Insel


sehr gut

Alice und Chris führen eine glückliche Ehe, sie haben eine Tochter und Alice ist erneut schwanger. Doch kurz nach einem Anruf von Chris, dass er auf dem Heimweg von einer Geschäftsreise in Yale ist, erreicht Alice ein Anruf der Polizei: Ihr Mann ist tödlich verunglückt, doch nicht in der Nähe von Yale, sondern auf einer ganz anderen Strecke. Was hat ihr Mann dort gemacht und warum hat er sie angelogen? Die Frage, die Alice ihrem Mann jetzt nicht mehr stellen kann, lässt sie nicht los und die Nachforschungen beginnen, ihr Leben zu bestimmen.
„Das Flüstern der Insel“ von Daniel Sánchez Arévalo beginnt sehr spannend. Durch den Tod von Chris hat Alice keinen richtigen Ansatz, um die Lösung für sein Geheimnis herauszufinden und beginnt mit einer fast planlosen Suche. Das ganze Buch dreht sich um diese Suche und beschreibt sehr mitreißend, wie Alice in einen wahren Sog gezogen wird in der Hoffnung, der Lösung näher zu kommen. Dem ordnet sie alles unter, ihr ganzes Leben kreist nur noch um die Frage, was das Geheimnis von Chris war. Dabei entwickelt sie fast manische Züge, was einen als Leser sehr fesselt. Für mich stand mehr die Entwicklung von Alice als Protagonistin im Vordergrund als die Frage, was Chris eigentlich gemacht hat, was aber auch überraschend gut zu dem Buch passte. Die Idee und die Geschichte haben mir wirklich gefallen, umso enttäuschender war der sehr lapidare Schluss, der gar nicht zu dem großartigen Buch passen wollte.
Daniel Sánchez Arévalo hat mit „Das Flüstern der Insel“ einen spannenden Thriller geschrieben, der leider am Ende stark an Kraft verliert. Mir war das Ende dann doch einfach zu simpel, um mich überzeugen zu können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2018
Abschied in Prag
Richman, Alyson

Abschied in Prag


ausgezeichnet

Es sind die 30er Jahre in Prag, als Lenka und Josef sich ineinander verlieben. Er ist Medizinstudent und sie an der Kunsthochschule, das Leben könnte nicht schöner sein. Aber der Einmarsch der deutschen Truppen steht kurz bevor, als die beiden überstürzt heiraten, damit die Familien gemeinsam nach Amerika fliehen können und Visa bekommen. Doch es kommt anders als geplant und Josef flieht alleine, während Lenka in Prag bleibt und als Jüdin mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert wird. Sie verlieren sich aus den Augen, bis eine Hochzeit sie Jahrzehnte später wieder zusammenführt.
Die Geschichte um Lenka und Josef hat mich beim Lesen tief berührt und einfach nicht losgelassen, so dass ich den ganzen Roman fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Ihr Schicksal ist mir sehr nahe gegangen und besonders die Beschreibungen von Lenkas Leben in Theresienstadt und später in Auschwitz treiben einem die Tränen in die Augen. Die Autorin Alyson Richman durchbricht in ihrer Erzählung immer wieder die Chronologie und wechselt zwischen den Perspektiven von Lenka und Josef hin und her, was die Geschichte noch aufregender und spannender macht. Doch im Mittelpunkt der ganzen Geschichte stand für mich die ganze Zeit Lenka, denn wie ihr Leben dargestellt wird, welches Leid sie erfahren muss, bewegt einen so sehr, dass man sie einfach nicht mehr loslassen kann.
Selten hat mich eine Geschichte beim Lesen so berührt wie diese. Alyson Richman ist mit ihrem Roman „Abschied in Prag“ ein beeindruckendes Buch gelungen, das einem mitnimmt in eine dunkle Zeit Europas und einem die damaligen Zustände so nahe bringt, wie es kein Sachbuch jemals könnte.