Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 609 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2023
Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2
Maly, Beate

Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2


sehr gut

Von schweren Schicksalen, verschiedenen pädagogischen Vorstellungen und Neuanfängen - leichte, kurzweilige Unterhaltung

„Sie hatten mehr gemeinsam, als er gedacht hatte. Sie saßen alle im selben Boot. Jeder in diesem Raum hatte eine grauenvolle Geschichte hinter sich. Wenn sie sie überstehen wollten, mussten sie zusammenhalten.“

Nachdem ihr Mann Gustav nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrt ist, führt Greta 1924 den Haushalt ihrer Schwester Emma und kümmert sich um Tochter Gisela. Beim Spazierengehen macht sie die Bekanntschaft von Melanie, die sich für die Erzieherinnenschule im Schloss Schönbrunn bewirbt. Spontan entschließt sich auch Greta zur Ausbildung. Die Arbeit mit den Kindern im Kinderheim Schönbrunn macht ihr Freude, sie hört ihnen zu und bemüht sich, den Kindern, das zu geben, was sie brauchen. Das wird nicht von allen Kolleginnen gleichermaßen gewürdigt. Ausbilder Michael Brenner hingegen ist von Greta und ihrem Engagement begeistert, auch Greta mag ihn mehr als ihr lieb ist. Doch sie kann Gustav nicht vergessen.

Beate Maly erzählt in flüssiger, klarer Sprache. Der Roman lässt sich sehr angenehm und leicht lesen.

Greta, die sich anfangs von der Gesellschaft zurückzieht und zufrieden damit ist, einen Haushalt zu führen, wandelt und entwickelt sich im Verlauf der Geschichte. Sie erkennt, dass sie Qualitäten im Umgang mit Kindern hat, von denen sie bisher noch gar nichts wusste. Mit den Kindern im Kinderheim Schönbrunn geht sie sensibel, verständnisvoll und sehr geduldig um. Kein Wunder, dass sie das Vertrauen ihrer kleinen Schützlinge rasch gewinnt.
Schwester Emma und Schwager Julius halten Greta den Rücken frei, kümmern sich um deren Tochter Gisela und unterstützen sie auch sonst, wo sie nur können. Melanie, Gretas neue Freundin, bringt frischen Wind in Gretas Leben, regt sie an, etwas lockerer und offener zu sein. Und dann ist da noch Michael Brenner, Gretas Lehrer, der sich sehr für Greta interessiert. Die Figuren sind insgesamt zwar nachvollziehbar, aber recht eindimensional und schlicht gezeichnet, haben wenige Ecken und Kanten.

Neuanfänge nach dem Krieg: Dass im ehemaligen Kaiserschloss Schönbrunn zeitweise ein Kinderheim und eine Erzieherschule untergebracht waren, habe ich vorher nicht gewusst. Es war sehr interessant, über Gretas Erlebnisse dort zu lesen. Das Schicksal der Kinder, die teilweise so viel Schlimmes durchgemacht haben, mit ihren Erfahrungen nicht umgehen können und daher verständlicherweise Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren, hat mich berührt. Auch wenn in der Theorie im Kinderhaus eine verzeihende, straffreie Pädagogik vorgesehen ist, unterscheidet sich die Praxis gewaltig davon. Greta bemängelt dies und versucht selbst ihre eigenen Vorstellungen von Erziehung umzusetzen. Dabei geht sie nicht dogmatisch vor, sondern setzt auf Verständnis, Geduld und ein vertrauensvolles Miteinander. Mich beeindruckt die Art, wie sie ihre Arbeit im Kinderheim ausfüllt, dass sie im Umgang mit Kindern weniger nach politischen Idealen als einfach nach ihrer Intuition und ihrem Bauchgefühl handelt. Auch dass die Kinder nach und nach und ganz behutsam einen Zusammenhalt entwickeln, weil sie merken, dass es das leichter macht, alles zu überstehen, fand ich sehr schön zu lesen.
Ein wenig mehr Tiefe und Raffinesse hätte den Figuren und der Handlung sicher nicht geschadet, aber insgesamt habe ich den leichten, unterhaltsamen historischen Romanen über Aufbrüche und Neuanfänge, unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung, schwierige Kinderschicksale, Freundschaft und Liebe gerne gelesen. Der Band lässt sich auch unabhängig vom Vorgänger lesen.

Bewertung vom 31.03.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


sehr gut

Ein Segeltörn in idyllischer Natur wird zum Albtraum- packend, psychologisch, abgründig

„Caroline spürte das kühle Prickeln in der Kehle. Sie erwiderte seinen Blick. Die Reise würde ein Erfolg für sie werden. Sie wollte dafür sorgen. Sie würden wieder das alte Team sein, das es mit allen Hindernissen Aufnahmen. Wie früher.“

Caroline ist Chefredakteurin eines Lifestylemagazins, ihr Mann Andreas führt eine erfolgreiche Kanzlei. Die beiden planen eine Auszeit, einen Segeltörn in die schwedischen Schären. Mit an Bord sind Skipper Eric, Andreas Mitarbeiter Daniel, der hofft, zum Partner ernannt zu werden, und dessen Freundin Tina. Anfangs sieht es nach einem erholsamen, entspannendem Urlaub aus, doch schon bald zeigen sich Risse unter der Fassade der Mitreisenden, tiefe Klüfte und Konflikte tun sich auf. Als ein Sturm aufzieht, droht die Lage zu eskalieren.

Kristina Hauff schreibt in klarer, flüssiger Sprache in der dritten Person Vergangenheit , die Geschichte ist angenehm unkompliziert zu lesen. Die Autorin nimmt verschiedene Sichtweisen ein, abwechselnd kommen Caroline, Tanja, Andreas und seltener Daniel zu Wort. Das Geschehen wird dann aus ihrer Perspektive geschildert. Jedes recht kurze Kapitel erweitert die Handlung um neue interessante Aspekte, um weiteren „Zündstoff“.

Anfangs hatte ich mir schnell ein Bild von den einzelnen Personen gemacht. Andreas präsentiert sich sehr selbstbewusst, von sich überzeugt und ist es gewohnt, den Ton anzugeben. Auch seine Frau Caroline weiß, was sie will, wirkt fordernd und arrogant und ordnet sich nicht gerne unter. Tanja ist medizinische Bademeisterin, eher bodenständig und sozial und mag zu den restlichen Reisepartnern nicht so recht passen. Daniel scheint seinen Chef Andreas zu vergöttern und möchte ihn um jeden Preis von seinen wertvollen Qualitäten als potentieller Partner überzeugt, doch an Bord hat ja eigentlich der Skipper das Sagen. Skipper Eric gibt sich wortkarg und geheimnisvoll, seine Perspektive auf das Ganze wird von der Autorin bewusst ausgespart, was ihn für die Leser noch unnahbarer und schwer greifbar macht. Nach und nach erfährt man beim Lesen immer mehr über die Figuren, über ihre Ängste, Schwächen und Abgründe. Hemmungen, und Höflichkeiten fallen und es wird sich nicht mehr zurückgenommen. Die Situation wird immer explosiver und komplizierter. Der große Knall scheint unausweichlich.

Was als harmloser Urlaub beginnt, wird immer spannender, heikler und abgründiger. Die Stimmung zwischen den Hauptfiguren ist schon bald zum Zerreißen gespannt. Wie das Wetter ändert sich die Atmosphäre, ändern sich die Beziehungen und die „Allianzen“, verborgene und offene Konflikte treten auf. Das schildert Autorin Kristina Hauff glasklar, messerscharf und nachvollziehbar. Als Leser kann man da nur staunen, wie die perfekten Masken der Figuren abgezogen werden und hässliche Fratzen zum Vorschein kommen. Manche Entwicklungen gingen mir persönlich zwar etwas zu schnell, manche Verhaltensweisen waren nicht ganz rational, aber insgesamt vermochte es „In Blaukalter Tiefe“ rasch, mich zu fesseln. Eine packende Geschichte über menschliche Abgründe, Beziehungen, Schwächen und Geheimnisse mit wunderschönen Naturschilderungen.

Bewertung vom 29.03.2023
NIGHT - Nacht der Angst
Sager, Riley

NIGHT - Nacht der Angst


sehr gut

Spannend und äußerst wendungsreich

Im Jahr 1991 sucht Charlie, deren beste Freundin von einem Serienmörder umgebracht wurde, nach einer Mitfahrgelegenheit zu ihrer Großmutter, bei der sie aufwuchs. Josh bietet an, sie im Auto mitzunehmen. Doch die Fahrt entwickelt sich zum Albtraum, Josh verhält sich merkwürdig und in Charlie wächst ein furchtbarer Verdacht: Ist Josh etwa der berüchtigte Campus-Killer, der ihre Freundin Maddy auf dem Gewissen hat?

Riley Sager erzählt flüssig, direkt und in einfachen, gut verständlichen Sätzen von Charlies Fahrt mit Josh. Überwiegend schreibt er aus Charlies Perspektive in der dritten Person Präsens, selten nimmt er auch Joshs Sichtweise ein.

Charlie ist ein großer Filmfan. Filme haben ihr geholfen, den Tod ihrer Eltern zu verdrängen. Sie ist Einzelgängerin, zieht sich meist von anderen zurück und schaut sich alleine Filme an. Manchmal ist Charlie völlig abwesend und stellt sich Filme im Kopf vor. Ihrer eigenen Wahrnehmung kann sie dann nicht mehr trauen, weiß sie doch nicht, ob manche Dinge wirklich oder nur in ihrem Kopf passieren. Das macht sie zu einer sehr unzuverlässigen Erzählerin. Man fragt sich beim Lesen immer wieder, ob man ihr trauen kann. Mitunter agiert Charlie doch ziemlich unvorsichtig und naiv, das war für mich nicht immer nachvollziehbar.

Die Geschichte beginnt relativ gemächlich. Doch die lange Autofahrt entwickelt sich schnell zum echten Psychothriller. Bald ist klar, das Ende wird es in sich haben. Die Spannung steigert sich im Verlauf rasch, kontinuierlich und stark. Kaum hat sich eine unerwartete Wendung gesetzt, wartet der Autor schon mit der nächsten noch unglaublicheren auf und nebenher wird immer wieder gekonnt eingeflochten, dass Charlie sich manchmal komplett abschaltet und manche Dinge gar nicht wirklich passieren, sondern nur in ihrer Einbildung. Das große Finale, die letztendlich Auflösung, kam für mich absolut überraschend und setzt noch einmal einen drauf. Wer packende Psychothriller zum Schnellweglesen und temporeiche, unvorhersehbare Handlungen mag, liegt mit diesem Thriller goldrichtig.

Bewertung vom 26.03.2023
Auf die Plätze, fertig, feiern! / Die Geburtstagsbande Bd.1 (MP3-Download)
Schaumann, Claudia

Auf die Plätze, fertig, feiern! / Die Geburtstagsbande Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Wunderbares Wohlfühlhörbuch mit liebenswerten Figuren und vielen (Geburtstags-) Überraschungen

Lu liebt Geburtstage über alles. Dass man nur einmal im Jahr Geburtstag haben kann, wurmt sie daher natürlich gewaltig. Doch gemeinsam mit ihren Freunden Pelle und Rio findet sie Abhilfe. Die drei Kinder gründen die Geburtstagsbande und laden sich ab sofort bei jedem Geburtstag, von dem sie hören, selbst ein. Natürlich mit passendem Geschenk im Gepäck, damit auch die Geburtstagskinder etwas davon haben. Doch der erste Einsatz der Bande sorgt bereits für gewaltiges Chaos und viel kaputtes Inventar, zumal Pelles Huhn Chickaletta und Rios Hund Frida ebenso mit von der Partie sind. Trotz des ersten Misserfolgs bleiben die Freunde aber bei ihrem Plan. Ob das gutgehen kann?

Claudia Schaumann erzählt kindgemäß, flüssig und erfrischend lebendig. Lus Opa verwendet manchmal plattdeutsche Ausdrücke, die teilweise im Cover erklärt werden, was die Sprache der in der Umgebung von Hamburg spielenden Geschichte authentisch macht. Sprecherin Cathlen Gawloch liest das Buch gut betont, sehr abwechslungsreich und auf angenehme Weise vor. Sie verleiht den unterschiedlichen Figuren individuelle Stimmen und Tonlagen. Ihrem mitreißendem Vortrag haben meine Kinder und ich gerne zugehört. Die Geschichte richtet sich an Mädchen und Jungen ab sechs Jahren.

Lu ist ein fröhliches, unbeschwertes, selbstbewusstes Mädchen mit vielen kreativen Einfällen und voller Tatendrang. Lus gute Laune steckt an, sie geht einfühlsam auf andere zu und bringt ihnen Verständnis entgegen. So entlockt sie so einigen Kindern Geheimnisse. Manchmal ist Lu etwas tollpatschig, was sie nur umso liebenswerter macht. Lu lebt bei ihrem grummeligen Opa und der gutmütigen Oma auf einem idyllischen Erdbeerhof, weil ihre berühmten Eltern viel unterwegs sind.
Pelle hat Geschwister, liebt Fußball und seine Henne Chickaletta. Er ist Lu ein genauso guter Freund wie der etwas ängstliche Rio, der leidenschaftlich gerne zeichnet, aber leider viel Zeit mit Mathelernen verbringen muss. Pelle, Rio und Lu sind sympathische Figuren, mit denen sich Kinder sicher prima identifizieren können. Sie sind nicht perfekt, machen durchaus Fehler, sind aber immer bemüht, sie wieder auszugleichen. Das gefällt mir.

Eine schöne Vorstellung, jeden Tag Geburtstag zu feiern und sich mit glücklichen Menschen zu umgeben. Leider läuft es bei den Einsätzen der Geburtstagsbande für Lu und Co nicht immer nach Plan. Da werden schon mal Geschenke vertauscht oder Scheiben und teure Dekorationen gehen zu Bruch.
Dass sich Lu und ihre Freunde trotzdem niemals entmutigen lassen, nicht aufgeben und auch in scheinbar aussichtslosen Lagen noch Lösungen suchen, spricht für sie und zahlt sich aus. Nebenbei erfahren sie dabei, dass Vorurteile manchmal überhaupt nicht stimmen und man sich nur näher mit anderen befassen und auseinandersetzen muss, um den echten Menschen hinter der Fassade zu erkennen. In diesem warmherzigen, fröhlich-turbulenten Freundschaftsabenteuer mit Lokalkolorit überraschen auch die Erwachsenen noch mit unerwarteten Verhalten und Reaktionen. Ein wunderbares, optimistisches Wohlfühlhörbuch für alle, die Geburtstage lieben.

Bewertung vom 26.03.2023
Die Superkartoffel - Ein Superheld mit Stärke
Laperla, Artur

Die Superkartoffel - Ein Superheld mit Stärke


sehr gut

Ein ungewöhnlicher Superheld mit Stärke - originelles, irrwitziges Superheldenabenteuer

Supermax ein ganz normaler Superheld. Doch sein Erzrivale Doktor Megafies ändert das. Er verwandelt ihn in eine Kartoffel und fortan muss Supermax als Superkartoffel die Welt retten. Gar nicht so einfach….
„Die Superkartoffel eine Superheld mit Stärke“ enthält zwei Abenteuer. Im ersten muss sich Superkartoffel erst einmal schnell an seine neue Gestalt gewöhnen und sich dann mit dem hinterhältigen Doktor Megafies auseinandersetzen. In der zweiten Geschichte „Zort III, König der Schleimer“ wehrt sich Superkartoffel gegen einen außerirdischen Entführer.

Die simplen, kontrastreichen, bunten Bilder sind zwar klar zu erkennen, aber nicht sehr detailreich, individuell und charakteristisch. Typische Comicbilder eben. Die Geschichte wird hauptsächlich über die Sprechblasen erzählt. Teilweise ist den Bildern auch ein kurzer Einleitungstext vorangestellt, der die Situation knapp erklärt. Die Texte sind gut verständlich, mit viel Humor und Wortwitz formuliert. Sehr amüsant die lustigen Vergleiche und Wortspiele, da wälzt sich Superkartoffel schon mal wie eine Superkrokette oder heult wie eine Zwiebel. Das Buch ist recht handlich, etwas größer als DIN A5 und richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Eine Superkartoffel als Superheld mit Stärke ist zweifelsohne eine äußerst originelle Figur. Da sie sich erst noch an ihre neue Form gewöhnen muss, agiert die Superkartoffel noch nicht so souverän wie andere Superhelden und gerät immer wieder in skurrile, komische und herausfordernde Situationen. Dieser Charakter ist so einzigartig, da brauchen die fiesen Gegenspieler gar nicht besonders außergewöhnlich zu sein. Superkartoffel stiehlt allen ohnehin die Show.

Superkartoffel erlebt irrwitzige Abenteuer, sorgt für jede Menge Spaß und Unterhaltung. Vielleicht sind die Zeichnungen nicht herausragend, aber die Grundidee ist definitiv lustig und birgt allerhand Potential. Meine Kinder ( neun und elf Jahre alt ) mussten beim Lesen oft schmunzeln und wären bei einem nächsten Abenteuer gerne wieder mit dabei. Wer einen Faible für ungewöhnliche Superhelden, absurde Situationen und Comics mit Humor hat, wird auch Superkartoffel sicher mögen.

Bewertung vom 25.03.2023
Willkommen im Hotel Zur Grünen Wiese Bd.1
Bertram, Rüdiger

Willkommen im Hotel Zur Grünen Wiese Bd.1


ausgezeichnet

Wenn die Welt der Käfer und Insekten im Hotel zu Gast ist - warmherzige, großartig illustrierte Vorlesegeschichte

Grashüpfer Adlon ist mit ganzem Herzen Hotelmanager. In seinem Hotel begrüßt er viele unterschiedliche Gäste: eine Spinne, die einst auf den Bühnen der Welt zu Hause war, einen Mistkäfer, der sich nicht von seiner Mistkugel trennen will oder eine gefräßige Hummel. Und dann checkt auch noch eine berühmte Bienenprinzessin ein, die Adlon gehörig den Kopf verdreht. Doch plötzlich verschwindet ein Gast. Ob Adlon ihn wiederfinden kann?

Rüdiger Bertram schreibt kindgemäß, bildhaft und lebendig. Das Buch lässt sich aufgrund der unkomplizierten, klaren Sprache flüssig und leicht vorlesen. Besonders gelungen sind die drolligen, sehr ansprechenden, bunten Bilder. In den Gesichtern der ausdrucksstarken Figuren kann man ganz deutlich erkennen, was sie gerade fühlen und denken. Die Naturbilder u.a. von Blumenwiesen oder auch das Cover sehen wunderbar idyllisch aus. Die besonderen Illustrationen geben perfekt die angenehme Stimmung des Buches wieder. Das Vorlesebuch richtet sich an Kinder ab sechs Jahren.

Adlon lebt für seine Gäste, er setzt sich engagiert für sie ein, hat aber durchaus auch eigene Wünsche und Bedürfnisse. Einen großen, bisher unerfüllten Traum träumt Adlon, er würde gerne die große, weite Welt kennenlernen. Das Gute an seinem Beruf ist aber: „Wenn er auch nicht in die Welt hinauszog, kam die Welt wenigsten zu ihm.“ Auch die anderen Figuren des Buchs haben viel Charme: die ewig grummelnde Fliege Köchin Margot, die viel mehr Herz hat als sie zugibt, die emsige Hotelangestellte Ameise Alexa, Madame Spinoza, die so viel von der Welt erzählen kann oder Prinzessin Lissy, deren Leben von ihren Verpflichtungen bestimmt wird und die sich nach einen Ausbruch aus dem Alltag sehnt. Und dann taucht noch eine ominöse Kakerlake auf, die sich immerzu Notizen macht….

Die Vorstellung, dass im Insektenhotel im Garten ganz unbemerkt viele große und kleinen Abenteuer und Dramen stattfinden, gefällt mir.
Im „Hotel zur grünen Wiese“ herrscht eine einzigartige Wohlfühlatmosphäre. Hier ist der Gast König und in Notlagen packen auch Nicht-Angestellte mit an, denn dieses besondere Hotel muss man einfach unterstützen. Rüdiger Bertram erzählt eine mitreißende Geschichte über beeindruckenden Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe. Es wird auf einfühlsame Weise gezeigt, dass man die Welt nicht nur kennenlernen kann, indem man reist, sondern auch, indem man sich für andere interessiert, sich mit ihnen unterhält und ihnen zuhört. Jede neue Bekanntschaft macht die eigene Welt schließlich ein bisschen größer, bunter und vielfältiger. Welt ist nicht nur ein Ort, sondern die Welt wird auch durch die Personen definiert, die auf der Welt leben und diese bereichern. Eine wirklich tolle und wichtige Botschaft.
Das Buch um den liebenswürdigen, freundlichen Hotelmanager Adlon ist ein warmherziges, kurzweiliges Vorleseabenteuer mit zauberhafter, gemütlicher Stimmung, das meine kleinen Mitleser und ich allen, die phantasievolle, optimistische und farbenfrohe Geschichten zu schätzen wissen, gerne empfehlen.

Bewertung vom 22.03.2023
Tuuli und die geheimnisvolle Flaschenpost / Tuuli Bd.1
Taschinski, Stefanie

Tuuli und die geheimnisvolle Flaschenpost / Tuuli Bd.1


ausgezeichnet

Gemütliche, märchenhafte Vorlesegeschichte mit zauberhaften Figuren

Es wird Frühling. Die Wichtelfamilie erwacht aus dem Winterschlaf. Mit der Ziege Gudrun und den Hühnern geht es nun für Wichtelmädchen Tuuli und seine Eltern durch den Skullewald ins Frühlingsquartier der Familie im Glockenblumental. Auf dem Weg findet Tuuli eine geheimnisvolle Flaschenpost mit Hilferuf. Irgendjemand befindet sich in Not. Tuuli möchte unbedingt helfen. Ob sie den Absender der Flaschenpost retten kann?

Stefanie Taschinski erzählt lebendig, abwechslungsreich und kindgemäß in der Gegenwart. Durch die bildhaften, zeitlosen Formulierungen lässt sich die Geschichte prima vorlesen. Julia Christians hat zur Geschichte drollige, ausdrucksstarke und farbenfrohe Illustrationen gezeichnet. Tuulis Kleidung erinnert dabei beispielsweise an die Tracht der Lappen. Wunderschön und dekorativ sind auch die blumigen Ornamente vor jedem Kapitel. Auf der ersten Seite des Buchs ist eine Karte des Glockenblumentals und der umliegenden Landschaften abgedruckt, so dass die kleinen Leserinnen und Leser sich den Schauplatz besser vorstellen können. Das Buch ist etwas größer als DIN A 5 und etwas kleiner DINA 4 Format. Es eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren.

Tuuli ist eine niedliche, aufgeweckte und abenteuerlustige kleine Wichtelin. Sie sehnt sich nach einem Freund, stellt sich oft vor, wie es wäre jemanden zu haben, mit dem sie spielen, herumtollen und reden kann. Tuuli entdeckt gerne auf eigene Faust neugierig die Welt, begibt sich dabei schon auch mal in Gefahr. Zum Glück gibt es die kluge Ziegengroßmutter Gudrun, die meistens gut auf Tuuli aufpasst. Der Freund der Familie Postbote Snorri ist viel unterwegs und weiß, was im Skullewald so vor sich geht. Wichtel, ein Grauwicht, Hühner, eine Ziege und viele weitere Tiere und magische Wesen gehören zur Figurentruppe. In „Tuuli und die geheime Flaschenpost“ haben viele originelle, phantastische Charaktere Auftritte.

Tuulis Welt, der Skullewald und das Glockenblumental scheinen verzaubert und magisch. Tuuli erlebt hier aus Wichtelperspektive aufregende Abenteuer. Manche Elemente in der phantastischen Geschichte sind aber durchaus realitätsnah, so bekommt auch Tuuli den Klimawandel mit, Winter sind jetzt nicht mehr so kalt und lange wie früher. Das wird aber nicht auf alarmierende Art betrachtet, sondern einfach nur als Fakt dargestellt. Die Geschichte verbreitet insgesamt eine fröhliche und gemütliche Atmosphäre, wirkt trotz Anspielung auf aktuelle Probleme zeitlos, kommen die Wichtel doch ohne moderne Technik aus. Tuuli lebt mit den Jahreszeiten, feiert den Wandel der Natur bewusst und lädt die Leserschaft dazu ein, es ihr gleichzutun. Wer seine Umwelt und die Veränderungen aufmerksam betrachtet, erkennt den Reiz und die Schönheit der Natur, nimmt den Frühling als Neubeginn wahr und entwickelt Sinn für die Geheimnisse der Natur. Auch reale Wälder haben etwas Zauberhaftes und Magisches, das Kinder im echten Leben genau wie Tuuli entdecken können. Die originelle, ruhige Geschichte hat für uns das Zeug zum Klassiker zu werden. Wir haben sie sehr gerne gelesen und würden uns auf weitere Abenteuer mit Tuuli freuen.

Bewertung vom 09.03.2023
Mascha das Betrügerhuhn - Der verrückte Eierklau
Bierkandt, Julia

Mascha das Betrügerhuhn - Der verrückte Eierklau


ausgezeichnet

Große Eiversteckerei auf dem Bauernhof - drolliges und warmherziges Bilderbuch

Kaum hat Henne Mascha ihr allererstes perfekt gelungenes Ei gelegt, da nimmt es ihr die Bäuerin schon wieder weg. „So eine Frechheit!“, denkt Mascha. Sie will nicht, dass ihre Eier auf dem Markt verkauft werden. Also tüftelt sie einen perfekten Plan aus, wie sie die Eier in Zukunft verstecken kann. Ob ihr Plan gelingt?

Julia Bierkandt schreibt in kurzen, bildhaften, klaren Sätzen, die für Kinder gut zu verstehen sind. Die vielen witzigen Wortspiele rund um das Wort „Ei“ wie „Verstecker-Ei“, „Ei-Ei Käpt’n“ oder „Flieger-Ei“haben mir und meinen Mitlesern gut gefallen.
Besonders gelungen und ansprechend sind zudem die farbenfrohen, liebevoll gezeichneten Bilder. Alle Figuren sehen drollig und sympathisch aus. Diese Illustrationen machen einfach großen Spaß.
Das großformatige Buch ist zum Vorlesen für Kinder ab drei, vier Jahren geeignet.

Mascha ist kein Huhn wie jedes andere: Sie liest Krimis, hat viele besondere Talente, kann rechnen, grübeln, tüfteln und nähen. Außerdem ist sie Meisterin im Pläneschmieden. Eine herrlich originelle Hauptfigur. Die anderen Tiere auf dem Bauernhof stehen hinter Mascha und unterstützen sie bei ihrem Vorhaben. Die Bauernhofbewohner sind wirklich ein tierisch tolles Team.

„Mascha das Betrügerhuhn“ ist eine bunte, warmherzige, niedliche, gemütliche, toll illustrierte Bauernhofgeschichte mit wunderbaren Wortspielen. Auf einem Bauernhof mit solchen gewitzten Bewohnern und einem derartigen Zusammenhalt möchte sicher jeder gerne einmal Urlaub machen. Mascha lernt, dass man manchmal einfach nur aussprechen muss, was man sich wünscht, um gehört zu werden. Eine klare Kommunikation von Wünschen und Bedürfnissen bringt Kinder auch im echten Leben weiter. Für alle kleinen Hühner- und Tierfreunde ist „Mascha das Betrügerhuhn“ das perfekte Vorlesebuch.

Bewertung vom 02.03.2023
Die schreckliche Adele 05
Mr. Tan;Miss Prickly

Die schreckliche Adele 05


sehr gut

Herrlich böse, fies, schwarzhumorig und originell

Adele gründet zusammen mit drei weiteren Kindern den Club der Bizarren, um sich gegen Jades Club der Malibu-Barbies zu wehren. Jade und ihre Freundinnen müssen sich von nun an noch mehr in Acht nehmen, denn Adele kennt keine Gnade.

Der 95-seitige fünfte Band enthält knapp 80 ein- bis zweiseitige Comics. Die Adele-Bilder zeichnen sich durch sehr klare Konturen, eher gedecktere Farben und verniedlichende Figuren mit großen Augen aus. Die Sprechblasen sind kurz, schlicht und kindgemäß formuliert.
Auch wenn Kinder nicht alle Gags gleichermaßen verstehen werden, richtet sich die Reihe an Kinder ab acht Jahren.

Auf den ersten Blick sieht Adele klein und niedlich aus, aber trotz ihrer Naivität und ihres jungen Alters hat es das Mädchen faustdick hinter den Ohren. Adele ist hinterhältig, gemein und total fies. Wer sie sich zum Feind gemacht hat, sollte sich warm anziehen. Adele schreckt vor gar nichts zurück. Neben Jade und ihren Freundinnen wird besonders Katze Ajax immer wieder von Adele aufs Übelste attackiert.

Adele bleibt Adele. Sie macht anderen den Alltag zur Hölle, beleidigt und nimmt niemals Rücksicht. Die Comics sind oberfies, böse und gemein, aber oft auch herrlich komisch. Und gerechterweise muss auch Adele manchmal hochverdiente Niederlagen einstecken. Wer die schreckliche Adele und ihren schwarzen Humor mag, wird auch mit „Aus dem Weg, ihr Kröten“ gut unterhalten werden.

Bewertung vom 02.03.2023
Die schreckliche Adele 04
Mr. Tan;Miss Prickly

Die schreckliche Adele 04


sehr gut

Adele als Verliebte - auch mit Schmetterlingen im Bauch abgrundtief böse und ziemlich komisch

Adele stichelt und quält wieder. Und das im mittlerweile vierten Band in Folge. Diesmal ist Adele allerdings ein wenig gehandikapt. Sie hat sich doch allen Ernstes in ihren neuen Mitschüler Ludwig verliebt. Ob der ihre Liebe erwidert und Adele möglicherweise sogar milde stimmt?

Über 60 Kurzcomicstrips auf 95 Seiten enthält dieser Band. Er ist ungefähr so groß wie DIN A5. Die Illustrationen von Miss Prickly sind in bewährter Art klar, strukturiert und farbig gezeichnet. Die charakteristischen Figuren sehen wie Adele, ihre Mitschüler und die Tiere entweder niedlich und süß oder wie die Erwachsenen ziemlich attraktiv aus. Hässliche, nicht gefällige Gesichter sucht man hier vergebens, die Gesichtsausdrücke der Charaktere sind allerdings manchmal verständlicherweise zum Gruseln. Im Gegensatz zu den im „ungequälten Naturzustand“ makellosen, wie „perfekt polierten“ Bildern der Figuren stehen Adeles schwarze Seele und ihre Taten. Die Sprechblasen umfassen in der Regel nur einen Satz, sind direkt, knapp, kindgemäß, einfach und gut verständlich formuliert.
Die Reihe richtet sich an Kinder und Erwachsene ab acht Jahren.

Adele ist ein unverwechselbares Original. Sie hasst alles und mag nichts, mit mittlerweile einer Ausnahme. Den neuen, schwarz-gekleideten Mitschüler Ludwig hat Adele zum Objekt ihrer Begierde auserkoren. Plötzlich verliert sie in seiner Nähe die Nerven. Aber auch ihm gegenüber zeigt sie sich von ihrer bösartigen Seite, hat er doch die Frechheit, ihre Gefühle zu ignorieren. Selbstverständlich quält Adele auch wieder Katzen, Mitschüler und Mitschülerinnen und feuert zahlreiche verbale Attacken auf ihre Eltern ab. Auch verliebt bleibt sich Adele treu. Eine solche Feindin wünscht man wirklich niemanden.

Die schreckliche Adele beschimpft und ärgert in bekannter Manier. Auch der vierte Band „Die Liebe lieb’ ich nicht“ strotzt nur so vor schwarzem Humor und Boshaftigkeit. Kurzweilige, bitterböse, skurrile, schräge und oft originelle Comics, die immer wieder zum Lachen bringen, sind hier gesammelt. Meine Kinder können einfach nicht genug von dem hinterhältigen kleinen Biest bekommen. Für Adele-Fans ist der vierte Band natürlich ein Muss. Die Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.