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Wisent

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Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2016
Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt
Schnoy, Sebastian

Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt


ausgezeichnet

Das Cover ist witzig gestaltet und greift plakativ den Buchtitel auf, die Rückseite mit dem großen Zitat von Nicolas Berggruen macht auch gleich klar worum es geht: um das liebe Geld, von seinen Anfängen über verschiedenste Entwicklungen und auch Irrwege bis hinein in die moderne Zeit und den Kapitalismus.

Zunächst einmal möchte ich auf eine besondere Funktionalität des Buches eingehen. Es unterstützt die App "papego", die kostenlos im AppStore und im Google Play Store erhältlich ist. Ich habe sie gleich getestet. Sinn der App ist es mühelos zwischen dem gedruckten Buch und einem digitalen Exemplar (z.B. für unterwegs) hin- und herzuwechseln- und das völlig kostenfrei! Ich bin von dem Konzept begeistert. Man fotografiert einfach im Querformat den oberen Teil der aktuellen Buchseite und schon lädt die App ab dieser Seite ein Viertel des Buches (um Raubkopierei zu verhindern ist es nur ein Viertel). Für mich eine tolle Innovation, lobenswert!

Jetzt aber zum Buch selbst: Herr Schnoy beginnt bei den ältesten Ursprüngen des Handelns und der Entstehung von Zahlungsmitteln wie Muscheln oder Steinscheiben. Während des gesamten Buches zeichnet er diese Entwicklungen in einem angenehm witzigen Schreibstil nach, nie klamaukig, aber auch nie staubtrocken oder uninteressant. Viele Kapitel sind mit Anekdoten aus seinem Leben bereichert, die meisten davon sind wirklich witzig. Er versteht es auch kompliziertere Sachverhalte wie z.B. Bailouts, Spekulationsblasen oder Shorts allgemeinverständlich zu erklären. Manches davon war mir vorher auch so noch nicht klar, in jedem Fall regt die Lektüre dieses Buches zum eigenständigen Weiterlesen bei Interessensthemen an. Hervorzuheben ist auch, bei einem solchen Buch nicht selbstverständlich, dass der Autor nicht versucht dem Leser seine Weltsicht oder seine politischen Ansichten (politisch wird es hier natürlich auch) überzustülpen, sondern da einen sehr guten Weitblick besitzt.

Für mich auf jeden Fall ein lesenwertes Buch für alle Neugierigen, Wissenshungrigen und Interessierten und sicher auch ein toller Geschenktipp.

Bewertung vom 16.09.2016
Was geschah um 16:08? / Travis Delaney Bd.1
Brooks, Kevin

Was geschah um 16:08? / Travis Delaney Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover ist modern und wirkt ein wenig unheimlich und actionlastig, das passt sehr gut zur Geschicht die in diesem Buch erzählt wird.

Ein wenig dünn ist das Taschenbuch mit seinen knapp 300 Seiten schon, allerdings wird hier und durch die Untergliederung in meist sehr kurze Kapitel durchaus auch an die Aufmerksamkeitsspanne von größeren Kindern und Teenagern gedacht. Die Leseprobe des zweiten Bandes am Ende des Buches ist allerdings sehr kurz und nichtssagend, einen Kaufanreiz für den Nachfolger stellt sie nicht dar, hier wären vielleicht 2-3 Kapitel mehr (10-15 Seiten) hilfreich gewesen um wenigstens eine Idee von der Handlung des 2. Bandes zu bekommen.

Zur Geschichte selbst: Travis Delaney ist ein Teenager, der im verschlafenen, englischen Ort Barton ein eigentlich glückliches Leben führt, bis seine Eltern bei einem Verkehrsunfall ihr Leben verlieren. Beide Eltern waren Privatdetektive und haben von Travis' Großvater die Detektei Delaney&Co. übernommen. Doch etwas stimmt nicht an dem vermeintlichen "Unfall". Warum sind sie nur wenige Kilometer von daheim verunglückt, obwohl sie doch schon länger unterwegs waren und viel weiter entfernt in Richtung London hätten sein müssen? Warum wird die Detektei verwüstet und warum taucht ein Mann mit versteckter Kamera bei der Beerdigung seiner eltern auf? Travis beginnt zu ermitteln und stößt auf Unglaubliches!

Kevin Brooks hat ein äußerst spannendes Buch für ältere Kinder und Jugendliche geschrieben (meine Empfehlung: ab 12 Jahren, bei besonders reifen Kindern evtl. ab 10 Jahren) und natürlich auch für alle Erwachsenen die sich nicht scheuen mal ein Jugendbuch in die Hand zu nehmen. Ich als Erwachsene kann nur sagen dass ich schon eine Menge schlechterer Krimis gelesen habe, die eigentlich nur für erwachsenes Publikum gedacht waren. Der Autor hat mit Travis einen Charakter geschaffen, der für sein Alter erstaunlich erwachsen agiert. Das konsequente Herauslassen von typischen Teenagerproblemen, Herzschmerz etc. aus der Geschichte empfinde ich als äußerst angenehm, so bleibt die Story fokussiert auf das Wesentliche.

Für mich ein defintiver Kauftipp für jüngere Krimifreunde.

Bewertung vom 01.09.2016
Am Ende aller Zeiten
Walker, Adrian J.

Am Ende aller Zeiten


ausgezeichnet

Ed ist Mitte dreißig, hat ein Haus, eine Frau und zwei Kinder. Und all das ödet ihn unsagbar an, deswegen verbringt er seine Freizt lieber im Pub als mit seinen Kindern. So kommt es auch das er verkatert, vom Geschrei seines Sohnes und mit einem vagen "da war doch was"-Gefühl aufwacht. Und kurz darauf stellt er fest: das Ende der Welt scheint gekommen.

Ed und seine Familie haben Glück und Überleben, doch damit beginnt die Geschichte erst. Als seine Frau mit Kindern in den Cornwall evakuiert wird, macht er sich auf den hunderte Meilen langen Weg und wird dabei zu einem Anderen.

Adrian J. Walker schafft es in diesem Buch einen sympathischen Protagonisten zu erschaffen, der frei von pathetischen Heldenallüren herausfindet was wirklich zählt im Leben und einfach nur zu seiner Familie gelangen will und dabei über sich selbst hinauswächst indem er von einer wohlstandsgeschädigten Couch Potatoe zum Dauerläufer und Kämpfer wird.

Das Buch besticht durch einen angenehmen Mix aus Actionszenen und Nachdenklichkeit. Das Ende lässt Platz für eine Fortsetzung, jedoch werden alle wesentlichen Fragen geklärt.


Die Schilderungen im Buch muten realistisch an und laden zu Kopfkino ein. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und erzeugen Sympathie, sowohl Durchschnittsmann Ed als auch der rauhbeinige Rocker Bryce und der alte australische Postbote Harvey Payne formen sich beim Lesen zu liebenswert- schrulligen Gesamtcharakteren.

Einzig der Buchtitel ist m.M. zu vage und allgemein gewählt, der englische Originaltitel "The End of the World Running Club" gefällt mir da deutlich besser.

Für mich der Buchtipp dieses Spätsommers für Action- und Endzeitfreunde.