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Blümchen
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Dresden

Bewertungen

Insgesamt 156 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2017
Sturmherz
Bomann, Corina

Sturmherz


sehr gut

Puzzlestücke zweier Leben, verteilt auf zwei Kontinenten

Eins muss man Corina Bomann einfach lassen: sie kann richtig gut Geschichten erzählen. Auch bei diesem Werk mit stolzen 520 Seiten gibt es kaum Längen, durch die man sich kämpfen muss. Statt dessen entfaltet Frau Bomann eine Art Puzzle, und mit ihrer Hilfe setzt man langsam aber sicher die Teile zu zwei Lebensgeschichten zusammen: die Geschichten von Cornelia und Richard.

Cornelia ist ein Hamburger Mädchen aus der Arbeiterschicht, die die Blüte ihrer Jugend in den frühen 1960er Jahren erlebt und sich zum ersten Mal – und gleich unsterblich – verliebt: in Richard Henderson, einen Austauschstudenten aus den USA. Gerade als sich die beiden einen Plan für ein gemeinsames Leben zurechtgelegt haben, werden sie in den Wirren der Naturkatastrophe, die 1962 als Sturmflut über Hamburg hereinbrach, getrennt. Diese Trennung sorgt später für großes Leid bei beiden, die zwischenzeitlich eigene Familien und ein neues Leben haben…

Auch wenn die Geschichte sehr mitreißend erzählt ist, entsprach sie doch nicht so ganz meinen Erwartungen. Irgendwie hatte ich erwartet, dass die Sturmflut einen großen Teil der Geschichte einnehmen würde und man viel über die Tage und Wochen um und nach der Katastrophe erfährt (auch politisch, denn dieses Ereignis gilt ja immer noch als großer Glanzpunkt in der Karriere des späteren Bundeskanzlers und damaligen Hamburger Senators Helmut Schmidt). Für mich geriet das etwas zu kurz, da die Flut zwar ein einschneidendes Ereignis für die Protagonisten markierte, ansonsten aber nur eine (kurze) Episode in dem Buch war (das einen Zeitraum von über 40 Jahren erzählt).

Eingebettet ist die Geschichte in eine Episode aus der jetzigen Zeit, als die ältere Dame Cornelia einen schweren Schlaganfall erleidet und ihre Tochter Alexa sich um die Mutter kümmern muss, zu der sie ein sehr schwieriges Verhältnis hat. Diese Rahmenhandlung verdeutlicht anschaulich die Schwierigkeiten, denen man sich stellen muss, wenn ein Familienmitglied plötzlich schwer erkrankt. Die Darstellung war plausibel und ging zeitweise richtig zu Herzen. Besonders als Cornelia wieder sprechen lernen muss und Alexa dem „Gestammel“ hilflos gegenüber steht, musste ich schlucken…

Ich habe den Roman genossen, auch wenn er meinen Vorstellungen nicht ganz und gar entsprochen hat. Für Frauen mit einem Faible für komplizierte und dramatische Familiengeschichten kann ich aber eine klare Kaufempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 23.02.2017
Die Zutaten des Glücks
Vaughan, Sarah

Die Zutaten des Glücks


sehr gut

Dieses Buch macht so richtig Appetit...

In diesem Buch dreht sich alles… naja, zumindest vieles, um süße Leckereien. Erzählt wird vom Backwettbewerb einer Supermarktkette und die abwechslungsreichen Lebenswege der fünf Kandidaten fließen immer wieder in die Geschichte ein.

Als Rahmenhandlung dient die Familiengeschichte von Kathleen Eaden, deren Mann die Supermarktkette Eaden’s gegründet hatte und die durch Rezeptbücher in den 1960er Jahren Berühmtheit erlangte. In ihre Fußstapfen sollen die Kandidaten im Backwettbewerb treten – gesucht wird die „neue Mrs Eaden“.

Zwischen Scones, Muffins und Pies lernt man Vicki, Karen, Claire, Jenny und Mike kennen. Man trifft sie in ihrem Alltag an, dem sie mit der Teilnahme am Wettbewerb entfliehen. Jede(r) hat seine ganz eigenen Gründe, an dem Wettbewerb teilzunehmen und die Charaktere der fünf Personen sind auch komplett unterschiedlich. Außerdem kommen sie aus verschiedenen Schichten.

Zunächst beäugen sich die Kandidaten misstrauisch und wissen nicht so recht, wie sie miteinander umgehen sollen. Aber trotz der Konkurrenzsituation entstehen langsam aber sicher Respekt und in einigen Fällen sogar Freundschaft. Die Autorin beschreibt die langsame Annäherung und man freut sich über jeden Zentimeter, um den die Fünf zusammenrücken.

Das Buch ist ganz eindeutig von einer Frau für Frauen geschrieben. Es liest sich bequem und enthält keine Schachtelsätze. Dafür aber sehr viele Kalorien. Zum Glück nur auf dem Papier :) Mich hat das Buch gut unterhalten.

Bewertung vom 18.02.2017
Das Lied der Störche / Ostpreußensaga Bd.1
Renk, Ulrike

Das Lied der Störche / Ostpreußensaga Bd.1


ausgezeichnet

Wunderbar atmosphärischer Roman

Dieser Roman sticht aus der Masse der Bücher über das frühe 20. Jahrhundert heraus – nicht, weil er besonders spannend ist oder so viel passiert. Nein, das große Plus dieses Buches ist die Atmosphäre, die die Autorin so fabelhaft herausarbeitet.

Der Roman spielt in den 1920er Jahren auf dem ostpreußischen Gut Fennhusen, auf dem Frederike als Stieftochter eines Gutsbesitzers behütet heranwächst. Sie und ihre Halbgeschwister erleben die „goldenen 20er“ auf dem Lande, weit weg vom glamourösen Berlin und vom Reich getrennt durch den „polnischen Korridor“. Es wird sehr gut dargestellt, wie viel Aufwand die Bewirtschaftung eines Gutes zu dieser Zeit macht und dass eine Gutsherrin weiß Gott nicht den ganzen Tag nur Däumchen drehen konnte – es waren wirtschaftliches Denken und teilweise auch viel Fingerspitzengefühl für „die Leute“ (das Personal) gefragt.

So gibt der Roman vor allem ein Stimmungsbild jener Zeit wieder und man liest sich richtig fest in den anschaulichen Beschreibungen. Am liebsten hätte ich den nächsten Zug genommen und Frederike besucht :-) Besonders ans Herz gewachsen ist mir während der Lektüre die Köchin Schneider. Eine rundliche (wie sich das für eine Köchin gehört) und gutmütige Frau, die scheinbar die gute Seele des Hofes war. In ihrer herrlichen ostpreußischen Mundart bringt sie das Wesen der Angestellten auf dem Gut auf den Punkt. Erbarmen, wie gemietlich die Frau ist! :-)

Nur eine Frage stellte sich mir während des Lesens: warum heißt das Buch „Das Lied der Störche“? Klar, die Störche sind charakteristisch für Ostpreußen und der Titel klingt so natürlich besonders romantisch. Aber im Buch treten die Tiere nur als Randerscheinung auf. Eine tragende (Neben-)Rolle hingegen spielt ein Rudel zahme Wölfe – auch charakteristische Tiere der Gegend, die jedoch im Titel wohl (leider) Gefahr und Arglist assoziieren ließen. Dennoch hätte ich mir – angelehnt an die Handlung des Buches – gewünscht, dass die Wölfe ihren Platz im Titel finden statt der Störche…

Fazit: Wer ein actionreiches Buch erwartet, liegt hier falsch. Wer aber eintauchen will in eine andere Zeit, in einen anderen Lebensrhythmus und eine wunderbare Gegend, der darf „Das Lied der Störche“ keinesfalls verpassen! Der zweite Teil ist schon angekündigt und ich freue mich jetzt schon darauf!

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Bewertung vom 17.02.2017
Ersehnt / Calendar Girl Bd.4
Carlan, Audrey

Ersehnt / Calendar Girl Bd.4


gut

Der krönende Abschluss - Happy end xxl

Der vierte und letzte Band der „Calendar Girl“ – Reihe ist anders aufgebaut als die bisherigen Bücher. Zwar wird die Geschichte immer noch monatsweise erzählt, es gibt also die Trennung Oktober – November – Dezember. Allerdings sind ja bereits im vorigen Band (Achtung, Spoiler! – wer den dritten Band noch nicht kennt bitte diesen Absatz überlesen!) Mias Schulden komplett abbezahlt worden, so dass sie den Job als Escort Girl an den Nagel gehängt hat und statt dessen ihre eigene Fernsehkarriere vorantreibt. Insofern ist die Handlung in diesem letzten Band fließender und folgt nicht mehr dem Motto „Neuer Monat – neuer Kunde“.

Zudem gab es in diesem Buch das gefühlt längste Happy End, das ich je gelesen habe :-) Zwar wird natürlich, um die Spannung zu halten, noch eine Episode um Mias Mutter eingeflochten, aber über das ganze Buch hinweg ist bekannt, dass und wann Mia und Wes heiraten wollen und so ziehen sich das Happy End und die Hochzeitsvorbereitungen ebenfalls durch das ganze Buch. Happy End xxl quasi.

Aus diesem Grund ging für mich im letzten Teil etwas die Spannung verloren. Es ließ sich immer noch sehr gut lesen und ich fand es als Urlaubslektüre sehr angenehm. Aber ein richtiges Highlight war dieser letzte Band für mich dann doch nicht. Auch wenn drei Sterne oft schon als kritische Rezension eingestuft werden – diese 3 Sterne sind durchaus positiv gemeint. :-)

Bewertung vom 26.10.2016
Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8
Neuhaus, Nele

Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8


ausgezeichnet

Ein Meer aus Erinnerungen… und Maxi

Tief in den Wald des Hochtaunus entführt uns Nele Neuhaus im mittlerweile 8. Fall für Pia Sander (geborene Kirchhoff) und Oliver von Bodenstein. Ich benutze diesmal bewusst diese Reihenfolge, denn Pia übernimmt in diesem Roman die Führung. Zwangsläufig und aus doppeltem Grund:

Zum Einen ist Oliver in diesen aktuellen Fall so tief verwickelt, dass er als befangen gelten muss - eine Trennung von Beruf und der eigenen Vergangenheit ist kaum möglich. Er tut das Einzig Richtige: er überträgt die Leitung der Ermittlungen in diesem Fall auf Pia, die merkt, dass sie mit dieser Verantwortung an Grenzen stößt…

Zum Anderen hat Oliver beschlossen, ein Sabbatical einzulegen – auf deutsch: eine Auszeit zu nehmen. Der harte Job als Ermittler bei der Kripo fordert seinen Tribut und nach diesem Fall, das weiß er, ist er einfach reif für … naja, vielleicht weiß er das doch noch nicht so genau. Was wäre aber beruhigender, als zu wissen, dass Pia in seiner Abwesenheit die Leitung übernimmt? Nun ja, die Chefetage der Kripo Hofheim hat da vielleicht ganz andere Ideen…

Wie man merkt, passiert auch neben dem eigentlichen Fall sehr viel – kein Wunder, dass der Roman stolze 550 Seiten umfasst. Aber die braucht der Roman auch, um sich zu entwickeln – eine Straffung wäre aus meiner Sicht kaum möglich gewesen. Zu verworren sind die Beziehungen der Dorfbewohner von Ruppertshain untereinander und zu vielschichtig die Emotionen, die zwischen ihnen immer wieder aufwallen. Dieses Geflecht halbwegs nachvollziehbar zu beschreiben, ist schon für sich genommen fast fünf Sterne wert.

Ich gebe zu – ich hatte bis zum Schluss wirklich keinen Schimmer, wer hinter allem steckt. Den tatsächlichen Mörder hatte ich nicht auf dem Schirm, dafür habe ich (Oliver, verzeih mir!) schon fast einen der wirklich „Guten“ im Visier gehabt. Ein weiteres Argument für die Klasse des Krimis.

Was mich aber am meisten berührt hat, ist die mit dem Fall zusammenhängende Geschichte rund um Oliver (als Kind) und seinen zahmen Fuchs Maxi. Nele Neuhaus beschreibt die tiefe Beziehung des Jungen zu dem Tier herzzerreißend ergreifend und trotzdem nicht verkitscht. An einigen Stellen habe ich mir fast ein Tränchen verdrücken müssen…

Was soll ich da anderes vergeben als volle 5 Sterne?

Bewertung vom 18.10.2016
Winterblüte
Bomann, Corina

Winterblüte


ausgezeichnet

Winterblüte - Ein Winter-Highlight zum Schmökern, Träumen, Wünschen!

Corina Bomann ist ja mittlerweile vielen Leserinnen schon ein Begriff, wenn es um gefühlvolle Geschichten geht, die zum Schmökern und Davonträumen einladen. Und auch diesmal hat sie es wieder geschafft – ich war begeistert von diesem wunderschönen Buch. Bevor ich allerdings darauf näher eingehe, muss ich ein Kompliment an die Gestalter des Werkes loswerden: das Cover ist einfach toll! Das Titelbild an sich gefällt mir schon gut und ist mit den zarten Blüten nicht überfrachtet. Aber ein Highlight für sich sind die kleinen Blätter im Hintergrund, denn sie sind mit einem Goldaufdruck versehen und glitzern wie Schnee in der Sonne. Das passt wunderbar zur kalten Jahreszeit bzw. zur Vorweihnachtszeit, in der das Buch spielt.

Nun aber zur Geschichte selbst: Corina Bomann hat rund um den (hauptsächlich in Süddeutschland bekannten) Brauch des „Barbara-Zweiges“ eine historische Erzählung gewebt, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Nach der Tradition wird am 4. Dezember ein Zweig von einem Obstbaum geschnitten und ins Wasser gestellt. Blüht der Zweig zu Weihnachten, geht im folgenden Jahr ein Herzenswunsch in Erfüllung…

Es geht um zwei junge Frauen – die eine (Johanna) wird von ihrer Mutter zu einer Vernunftehe gedrängt, obwohl sie sich schon einen Bräutigam erwählt hat – dummerweise sind die Familien des jungen Paares seit Generationen verfeindet. Das andere Mädchen wird halb erfroren, mittellos, ohne Erinnerungsvermögen und mit einem Zweig in der Hand von Johannas Bruder Christian am Ostseestrand gefunden. Während er sich in die Unbekannte verliebt, versucht die Mutter der Geschwister alles, um sie möglichst schnell loszuwerden…

Hier sind also mehrere Handlungsstränge zum Porträt einer gutsituierten Familie zur Zeit der Jahrhundertwende in einem Seebad an der Ostseeküste verwoben. Dennoch ist die Geschichte gut strukturiert und alle losen Fäden werden am Ende wieder aufgenommen und die Story zu einem runden Ende geführt.

Johanna und „Barbara“ sind sympathische junge Frauen voller Lebensmut, die ihr Leben in die Hand nehmen wollen, obwohl die Umstände nicht günstig sind. Ich habe sie auf ihrem Weg ins Glück (da verrate ich wohl nicht zu viel) gern begleitet. Das Buch hat alles was ein guter Schmöker braucht: Heiligendamm und die Ostsee als stimmungsvolle Kulisse, liebenswerte Heldinnen, eine mitreißende Geschichte und durch die Barbara-Zweige die stete Hoffnung, dass am Ende alles gut werden wird…

Ein Buch, das hoffentlich auf vielen Weihnachts-Wunschzetteln stehen wird!