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Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2019
Die Reste frieren wir ein / Online-Omi Bd.12 (2 Audio-CDs)
Bergmann, Renate

Die Reste frieren wir ein / Online-Omi Bd.12 (2 Audio-CDs)


sehr gut

Renate Bergmann hat schon so einige Winter und ebenso viele Weihnachtsfeste erlebt, da gibt es eine Menge zu erzählen. Die witzigsten, spannendsten und aussagekräftigsten Geschichten werden hier zusammengetragen und schlussendlich zum Besten gegeben. Da werden nicht nur vergangene Ereignisse wieder lebendig, sondern auch eine heimelige Atmosphäre erschaffen, die den Hörer sogleich in Festtagsstimmung versetzt.

Extrem positiv fällt schon früh auf, dass dieses Mal nicht bloß bereits bekannte Anekdoten neu verpackt und aufgewärmt werden. Tatsächlich erfährt man noch das einige neue Details, die durchaus verwundern, den Hörer aber in weiten Teilen einfach nur schmunzeln lassen. Die Online-Omi nimmt sich und ihre Umgebung sowieso nicht immer allzu ernst, genau deshalb darf man auch keine 08/15-Feste erwarten. Schließlich gäbe es dann auch gar nichts zu erzählen. So aber reist man gemeinsam mit Renate Bergmann durch einige Jahrzehnte, die alle etwas ganz besonderes zu bieten haben.

Erstmals erfährt man auch ein wenig mehr über ihre jüngeren Jahre. Bisher kennt man sämtliche ihrer verblichenen Männer ja nur vom Friedhof. Dadurch entwickelt sich nochmal ein ganz anderer Blick auf das Geschehen – auch auf bereits früher erschienene (Hör)Bücher. Es ist, als würde man etwas enger zusammenrücken, eine Nähe aufbauen, die bisher nicht dagewesen ist. Ob dies an der Thematik oder an Alterssentimentalität liegt lässt sich so genau nicht darlegen, Fakt ist jedoch, dass es eine wunderbare Erfahrung und erfreuliche Wendung beinhaltet.

Carmen-Maja Antoni erschleicht sich mit dieser weihnachtlichen Interpretation die Sympathien der Hörer, auch hier ist man bereit anfängliche Misstöne zu vergessen. Mit einem zwinkernden Auge verfolgt man ganz bewusst die vorliegenden Erzählungen, die sicherlich belustigend, aber häufig auch mit einer ganz besonderen Aussage gespickt sind.

Bewertung vom 26.10.2019
Insel-Krimi 09-Pekunien Und Sylter Spitze

Insel-Krimi 09-Pekunien Und Sylter Spitze


weniger gut

Auf Grund einer glücklichen Fügung und mit mehr oder minder legalen Mitteln, konnten Hedwig und Marga eine kleine Pension auf Sylt eröffnen, die sie mit viel Herzblut gemeinsam betreiben. Als sich ein seltsam anmutendes Ehepaar bei ihnen einmietet, denken die Frauen sich zunächst nichts dabei. Doch die Störung der nächtlichen Ruhe, der sie sich bald ausgesetzt sehen, ist nur der Beginn einer Kette von mysteriösen Ereignissen.

Wer die Insel-Krimis regelmäßig verfolgt, kennt die beiden Damen und ihre Vorgeschichte bereits. Für alle anderen wird in einem Satz kurz erklärt wie es sich verhält und schon ist man im Bilde. Denn im Grunde stehen die beiden Geschichten nicht im direkten Verhältnis zueinander, sondern haben einzig einige Berührungspunkte.

Was sich in der Kurzbeschreibung und von der Grundidee gut anhört, erfährt allerdings schon in den Anfängen der Umsetzung erste Dämpfer. Alles wirkt ein wenig zu gestellt, und vor allem die beiden Damen agieren zum Teil reichlich albern, als handele es sich hier um eine Persiflage auf irgendetwas, das der Hörer nicht (er)kennt. Dadurch fällt es zunehmend schwer sich mit der gebotenen Konzentration dem Inhalt zu widmen, der durchaus etwas zu bieten hat.

Nichtsdestotrotz erkennt man als Außenstehender recht schnell das Muster und fragt sich einmal mehr warum die ein oder andere Figur den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Entsprechend stark spürt man in diesem Fall wie wichtig die Sprecherleistung beziehungsweise die Interpretation der Charaktere für die subjektive Meinungsbildung und die generelle Atmosphäre ist. Häufig gilt: Weniger ist mehr. So auch hier, denn die Erzählung bietet ausreichend Potential, kann aber auf Grund der Umsetzung leider nicht überzeugen. Schade.

Bewertung vom 26.10.2019
Silberdrache Bd.1
Sage, Angie

Silberdrache Bd.1


sehr gut

Als Joss ein silbernes Ei regelrecht vor die Füße kullert und diesem kurze Zeit später ein Silberdrache entschlüpft, scheint ihm plötzlich alles möglich. Gemeinsam mit seiner Schwester Allie schmiedet er Pläne, um der sklavischen Gefangenschaft, die sie vor einiger Zeit wohl oder übel wählen mussten, zu entkommen. Die Familie Lennix jedoch will den Geschwistern einen Strich durch die Rechnung machen, schließlich haben sie ihre ganz eigenen Vorstellungen vom Einsatz eines Silberdrachen…

Angie Sage spielt auf verschiedenen Ebenen mit Legenden und Mythen, die das Geschehen von Beginn an lebendig halten. Durch diverse Perspektivwechsel sowie Sprünge zwischen den (Parallel)Welten ergibt sich im weiteren Verlauf ein rundes Bild. Natürlich muss augenscheinliches Verständnis für und Interesse an der Thematik vorhanden sein, allerdings würde man ansonsten vermutlich auch gar nicht zu diesem Werk greifen.

Obwohl die ein oder andere Passage etwas langatmiger daherkommt, bleibt doch durchweg der Drang vorhanden, erfahren zu wollen wie es weiter geht – zahlreiches Hände-vors-Gesicht-schlagen ob Joss’ offenkundiger Naivität inklusive. Sicherlich wird jeder Leser seine eigenen Vorstellungen und Wünsche bezüglich noch anstehender Ereignisse und vor allem des Ausgangs haben. Vom teilweise offenen Ende einmal abgesehen, denn es handelt sich um einen Reihenauftakt, darf man sich seinen Theorien niemals allzu sicher sein. Der ein oder andere Kniff gelingt Angie Sage wie von selbst, ohne dass man ihn unbedingt hätte kommen sehen.

Konkrete Spannungselemente allerdings sind eher rar gesät, vieles funktioniert hier über die Macht der Fantasie und tatsächlich über die einzigartigen Wesen, deren bloße Anwesenheit zu bestimmten emotionalen Verknüpfungen führt. Es ist ein riesengroßes Abenteuer, in das Joss und Allie stolpern, das jedoch auch einige Gefahren birgt und für sie beide nicht unbedingt positiv behaftet ist. Die Autorin beschönigt weder Vergangenheit, noch Gegenwart, noch Zukunft, weshalb zwar mitunter berechtigte Hoffnungen bestehen, nichtsdestotrotz das wirkliche kleine Finale schlussendlich nicht hundertprozentig abzusehen ist.

Es gibt noch die ein oder andere offene Frage, vor allem eine konkretere Verknüpfung zwischen den Welten wünscht man sich für den nächsten Band. Im Großen und Ganzen aber eine gut durchdachte und intelligent umgesetzte Geschichte, die nicht nur bei der eigentlichen Zielgruppe gut ankommt.

Bewertung vom 26.10.2019
Das Rachespiel
Strobel, Arno

Das Rachespiel


sehr gut

Nach einem verhängnisvollen Ereignis in ihrer Jugend hatte die Clique rund um Frank sich schnell entzweit. Doch jetzt, viele Jahre später, bekommt jeder von ihnen einen USB-Stick zugestellt, der entweder einen makaberen Scherz oder ernsthafte Konsequenzen darstellt. Nicht nur ihr aller Leben wird bedroht, auch um das ihrer Liebsten ist zu fürchten. Als die vier ehemaligen Freunde nun erneut aufeinandertreffen, kommt es ziemlich schnell zu Spannungen, obwohl sie besser zusammenarbeiten sollten…

Arno Strobel ist bekannt für seine verworrenen Gedankengänge, die auf den ersten Blick scheinbar ganz und gar nicht zusammenpassen, im weiteren Verlauf dann aber doch Sinn ergeben. So ist auch „Das Rachespiel“ aufgebaut, das geschickt heutige wie vergangene Ereignisse miteinander verknüpft. Dadurch entsteht schnell ein regelrechter Sog, denn der Hörer möchte unbedingt verstehen was damals geschehen ist, um dies möglicherweise mit den aktuellen Vorkommnissen übereinbringen zu können.

Doch vor allem für die Protagonisten ist es ein langer, harter und steiniger Weg, ohne die Gewissheit am Ende mit dem Leben davonzukommen. Denn ihr Gegner ist unerbittlich, unsichtbar und launisch, da können die Spielregeln sich auch mal plötzlich ändern. Entsprechend verbreitet sich sehr schnell Unsicherheit innerhalb der Gruppe, aber auch Misstrauen gegenüber den ehemaligen Freunden. Spätestens als ein Hinweis lautet, dass eine Person falsch spielt, gibt es kein Halten mehr, der Kampf ums eigene Überleben wird noch wichtiger.

Der Hörer versucht ganz besonders zwischen den Zeilen zu lauschen, doch lässt der Autor sich absolut nicht in die Karten schauen. So ist es vielmehr ein Bauchgefühl, eine Ahnung, der man folgt und versucht mit konkreten Aktionen zu untermauern. Nichtsdestotrotz bleibt es lange Zeit bei theoretischer Auslegung, eine Bestätigung wird zusehends vermieden. Auch Sprecher Sascha Rotermund hält sich bedeckt und interpretiert das Geschehen als hätte er selbst keinerlei Hinweise auf den Täter und den Ausgang. Das führt dazu, dass der Hörer noch ein bisschen mehr eingebunden und von der Ehrlichkeit der Charaktere überzeugt werden soll. Allerdings ist ein gesundes Maß an Skepsis definitiv nicht verkehrt, dann gelingt auch keine hundertprozentige Täuschung.

„Das Rachespiel“ bietet spannende und kurzweilige Unterhaltung auf einem konstanten Level, das zugleich Neugierde wie Unruhe schürt. Über die Notwendigkeit einiger weniger Passagen, die etwas langatmig daherkommen, lässt sich streiten, im Großen und Ganzen aber blickt man in den Abgrund menschlichen Verhaltens, wodurch schlagartig diverse Instinkte angesprochen und aktiviert werden.

Bewertung vom 19.10.2019
Murder Swing / Vinyl-Detektiv Bd.1
Cartmel, Andrew

Murder Swing / Vinyl-Detektiv Bd.1


gut

Aus einer Laune heraus hatte er sich als Berufsbezeichnung „Vinyl-Detektiv“ auf die Visitenkarten drucken lassen, aber niemals gedacht, dass jemand dies wirklich ernst nehmen könnte. Als jedoch eine Frau namens Nevada Warren vor seiner Tür steht und ihre Bitte vorträgt, er solle eine ganz bestimmte Platte finden, überdenkt der leidenschaftliche Sammler sein Geschäft nochmal. Das Angebot erscheint ihm allzu verlockend, weshalb er einwilligt den Auftrag anzunehmen. Welche Gefahren dies jedoch birgt, soll sich erst im Laufe der Zeit herausstellen. Allerdings steht schnell fest, dass die Gegenseite nicht zimperlich ist.

Als Ich-Erzähler tritt der selbsternannte Vinyl-Detektiv zwar umfangreich in Erscheinung, schafft es aber gleichzeitig immer ein bisschen mysteriös zu wirken, so als könne man ihn dann doch nicht so leicht durchschauen wie es zunächst den Anschein macht. Ebenso wird auch mit den weiteren Charakteren verfahren, die man als Leser ausschließlich aus Protagonisten-Sicht, und somit subjektiv betrachtet, kennenlernt. Nichtsdestotrotz bleiben auch sie mal mehr, mal weniger undurchsichtig.

Die Idee liest sich recht interessant und nebenbei erfährt man noch einiges über Platten und Musik allgemein – Jazz im Speziellen – letzteres nimmt jedoch ziemlich schnell Überhand und verdrängt den Spannungsaspekt immer mehr. Zwischenzeitlich kommt es zwar zu Konfrontationen mit den Gegnern, innerhalb derer das Tempo merklich angezogen und auch der Ton unlängst rauer wird. Recht bald allerdings ist man dann aber auch wieder zurück in einer eher ruhigen Erzählung, die Spannungselemente schmerzlich vermissen lässt. Eine Kürzung der immerhin über 500 Seiten hätte in diesem Falle wohl nicht geschadet, und es gibt durchaus die ein oder andere Passage, die handlungstechnisch nicht unbedingt relevant ist.

Lässt man den Aspekt außen vor, dass es sich um einen Thriller handeln soll und geht entsprechend ohne Erwartungen an die Lektüre, wird man dennoch gut und kurzweilig unterhalten – trotz des Umfangs. Einzig die Frage nach der Fortführung der Reihe drängt sich auf. Das Privatleben des Sammlers bietet dafür noch ausreichend Potential, wie aber sieht es inhaltlich mit seiner Passion und der eigentlich im Vordergrund stehenden Tätigkeit aus?

Bewertung vom 19.10.2019
Der krass katastrophale Anfang der ganzen Sache / Die Legende von Greg Bd.1
Rylander, Chris

Der krass katastrophale Anfang der ganzen Sache / Die Legende von Greg Bd.1


gut

Dass er anders ist als die anderen, merkt Greg nicht nur daran, dass er kaum Anschluss unter Gleichaltrigen findet. Aber dass er ein Zwerg sein soll, verwirrt ihn dann doch ungemein. Hatte er doch von den unterschiedlichsten Völkern bisher keine Ahnung. Jetzt aber muss alles ganz schnell gehen, denn sein Vater wurde entführt, es zählt jede Sekunde. Warum muss dann auch noch sein bester Freund unbedingt ein Elf sein und die ganze Angelegenheit noch verkomplizieren?

Zwergen, Elfen, Trolle und andere fantastische Geschöpfe kennt man inzwischen aus diversen Büchern und Filmen. Daher ist man leicht versucht direkte Vergleiche anzustellen, sollte aber unbedingt davon absehen gleich von einem „Abklatsch“ zu sprechen. Am besten sollte man jedes Werk für sich betrachten, was zugegebenermaßen nicht immer leicht ist. So auch hier, schon allein, weil innerhalb der Lektüre auf anderweitige Fantasy-Titel Bezug genommen wird. Nichtsdestotrotz werden individuelle Besonderheiten in den Vordergrund gestellt, wodurch gleichzeitig die Abgrenzung stattfindet.

Dass es sich hier um einen Reihenauftakt handelt wird sehr schnell deutlich, denn das Tempo wird lange Zeit zurückgenommen, als würde man mit angezogener Handbremse fahren. Außerdem dauert es eine geraume Zeit, bis der Autor endlich an der Stelle angekommen ist, die fast schon als Scheidepunkt betrachtet werden kann. Viele Wiederholungen wie auch langatmige Erklärungen verzögern den Fortgang des Geschehens zusätzlich, weshalb die Handlung häufig stagniert und auch das Spannungslevel nicht ausgebaut werden kann.

Erst im letzten Drittel scheint sich endlich etwas zu bewegen. Der grundsätzliche Stil wird zwar weiterverfolgt, dennoch erhält man doch eine Ahnung davon wo die Reise hingehen soll. „Der krass katastrophale Anfang der ganzen Sache“ ist genau das, ein Anfang, und wirkt fast wie eine reine Vorgeschichte. Entsprechend gespannt ist man natürlich gerade drum auf den nächsten Band.

Bewertung vom 19.10.2019
Bei Ankunft Mord / Mydworth Bd.1 (eBook, ePUB)
Costello, Matthew; Richards, Neil

Bei Ankunft Mord / Mydworth Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Bereits bei ihrer Ankunft in England kommt es für Sir Harry und seine amerikanische Ehefrau Kat zu unvorhergesehenen Turbulenzen. Das ist allerdings noch gar nichts gegen die Ereignisse, deren Zeuge sie später auf dem Anwesen von Harrys Tante Lady Lavinia werden sollen. Das Ehepaar Mortimer, beide bestens vertraut mit ungewöhnlichen wie undurchsichtigen Situationen, lässt sich nicht lange bitten und nimmt die feine Gesellschaft ganz genau in Augenschein.

Das Autorengespann Matthew Costello und Neil Richards kennt der ein oder andere möglicherweise bereits auf Grund der Cherringham-Krimiserie. Nun also Mydworth. Ein beschauliches Städtchen, in dem kaum etwas Aufsehenerregendes passiert, doch dann geschieht plötzlich ein Mord.

Der Leser hat sich schnell eingefunden in der Mentalität der Protagonisten, auch wenn einige von ihnen augenscheinlich etwas zu verbergen haben. Dennoch muss man mehr als einmal feststellen, dass bei weitem nicht immer das Offensichtliche zutrifft. Vielmehr sollt auf Zwischentöne und vor allem das nicht Gesagte geachtet werden, dort finden sich die meisten Hinweise.

Währenddessen lernt man einerseits die Charaktere, aber auch die Gepflogenheiten jener Zeit – schließlich spielt die Serie Ende der 20er Jahre – besser kennen. Anfangs muss man sich dies noch bewusst machen, wenn man über etwas stolpert und es für rückständig erachtet, aber mit der Zeit findet man sich immer leichter in der Vergangenheit zurecht. So ist es auch kein Wunder, dass Lord und Lady Mortimer schnell die Sympathien einheimsen. Sie umgibt eine leicht geheimnisvolle Note, die die Neugierde weckt auf das was da noch kommen wird. Die nächsten Folgen der Serie sind glücklicherweise bereits angekündigt.

Bewertung vom 19.10.2019
Der Wanderer
D'Andrea, Luca

Der Wanderer


sehr gut

Der Tod ihrer Mutter ist nun schon viele Jahre her, doch warum wird Sib ausgerechnet jetzt an das schreckliche Ereignis erinnert? Und wer versucht sie darauf zu stoßen, dass es mitnichten Selbstmord gewesen ist? Gemeinsam mit dem Schriftsteller Tony begibt Sib sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Allerdings hätte wohl niemand sie auf das vorbereiten können, was den beiden widerfährt, je tiefer sie graben und je mehr Fragen sie stellen…

Ein beschauliches, kleines Örtchen in Südtirol, hier bleibt man unter sich, nicht einmal Tourismus gibt es. Erikas Tod damals – ein schrecklicher Unfall, deklariert als Selbstmord. Es gab und gibt jedoch einige Ungereimtheiten, denen nachzugehen sich scheinbar niemand traut. Bis jetzt. Ein ungleiches Gespann mit diversen Eigenheiten, denen der Leser zunächst ein wenig auf den Grund gehen muss. Schnell aber stellt sich heraus, dass das eigentlich Sonderbare tief in der Geschichte der Gemeinschaft verwurzelt ist. Die Frage ist bloß, ob sich das wohlgehütete Geheimnis tatsächlich entschlüsseln lässt oder jeder Versuch nicht bloß abgeblockt, sondern bis aufs Blut bekämpft wird.

Schwer zu sagen und auszuloten wer auf welcher Seite steht, dafür sind viele der Gedankengänge zu verworren, gleichzeitig aber auch mit anderen verwoben. Dort durchzusteigen kommt einem Kunststück gleich, das nicht nur Mut, sondern auch ein gewisses Maß an Unverfrorenheit sowie Sinn für esoterisches Denken erfordert. Es mag nicht der typische Thriller als solcher sein, Spannungselemente beispielsweise sind rar gesät, nichtsdestotrotz besitzt „Der Wanderer“ das gewisse Etwas, das den Leser dazu veranlasst unbedingt hinter die Kulissen blicken zu wollen. Was ist damals passiert und wie weitreichend erstreckt sich das Gesamtgeschehen?
Obwohl man zu Beginn erst einmal Bedenken hegt und sich fragt was der Autor einem mitzuteilen versucht, ist schon bald der Bann gebrochen, man muss nur offen sein für alles mögliche und unmögliche.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2019
Cainstorm Island - Der Gejagte
Golien, Marie

Cainstorm Island - Der Gejagte


sehr gut

Um seine Familie zu unterstützen und vor dem Ruin zu retten, bleibt Emilio nichts anderes übrig als sich mit dem Feind einzulassen. Die Bedingungen scheinen ok und das Geld kommt pünktlich, dennoch soll möglichst niemand erfahren wer hinter dem Nickname EC00 steckt. Eines Tages jedoch kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall, der die Lage von einer Sekunde auf die andere eskalieren lässt. Plötzlich ist nichts mehr wie zuvor, Menschen werden zu Bestien und offenbaren ihre niederen Instinkte. Wird Emilio sich aus dem Teufelskreis befreien können?

‘Du lässt dir einen Chip ins Gehirn einsetzen, gehst täglich ½ Stunde auf Sendung, lässt die Zuschauer sehen was du siehst und kassierst die Kohle..’ So oder so ähnlich wird ein typisches Vorstellungsgespräch bei Eyevision ablaufen. Und zugegeben, für Jugendliche, deren Familien am Existenzminimum leben, erscheint dieses Angebot mehr als verlockend. Doch welche Risiken damit verbunden sind, vom Kleingedruckten ganz zu schweigen, darüber wird niemand aufgeklärt.

Schon früh wird dem Leser, ebenso wie dem Hauptprotagonisten, der klaffende Unterschied zwischen den Kontinenten, zwischen arm und reich, zwischen vermeintlich perfekt und „beschädigt“, deutlich. Es ist wie eine Ohnmacht inklusive unbändiger Wut, die einen überfällt und die gesamte Lektüre über nicht mehr loslässt. Von Naivität der Charaktere zu sprechen wäre sicherlich falsch, sie mögen zunächst unbedarft gewesen sein, lernen jedoch schnell, stoßen aber auch immer wieder an Grenzen, denen sie mitunter wenig entgegenzusetzen haben. Nichtsdestotrotz sind sie von Kapitulation weit entfernt und lehren ihren Gegnern nicht nur das Fürchten, sondern zeigen auch dem Leser, dass sie nicht so ohne weiteres kleinzukriegen sind.

„Cainstorm Island – Der Gejagte“ bildet einen rasanten Reihenauftakt, dem noch einiges nachkommen wird. Gleichzeitig verstörend wie faszinierend mutet die Welt an, die die Autorin hier erschaffen hat. Es bleibt kaum Zeit Luft zu holen, schließlich weiß man nie wann der Gegner zum nächsten Schlag ausholt. Und dass es noch lange nicht vorbei ist, zeigt nicht nur das teils offene Ende deutlich.

Bewertung vom 19.10.2019
Magic Marta und der Wunderkater / Magic Marta Bd.1
Sabbag, Britta

Magic Marta und der Wunderkater / Magic Marta Bd.1


sehr gut

Den ersten Tag in der 5. Klasse hat Marta sich sicherlich anders vorgestellt, doch jetzt heißt es einfach das Beste draus zu machen, mit tatkräftiger Unterstützung eines magischen Katers, den niemand außer ihr sehen – geschweige denn hören – kann. Auch wenn die zugedachte Hilfe manches Mal gewöhnungsbedürftig anmutet, wird Marta immer deutlicher bewusst worum es eigentlich geht, und das kann ihr wahrlich niemand nehmen.

Ein sprechender Kater mit magischen Fähigkeiten, der nur besonders schwere „Fälle“ betreut? Nun gut, wieso nicht, man hat schließlich schon so einiges gesehen/gelesen/gehört, für Verwunderung sorgt man damit vermutlich nicht mehr. Und überhaupt bleibt es jedem Leser selbst überlassen welchen Ereignissen er wieviel Glauben schenkt, denn einige Situationen lassen sich auf unterschiedlichste Art und Weise interpretieren, so dass auch jeder seine eigene Lehre daraus ziehen kann. Es sind alltägliche Probleme jedweder Form und Größe, mit denen jeder schonmal in Berührung gekommen ist. Dadurch entwickelt sich automatisch eine gewisse Nähe zur Realität.

Eingebettet in eine kurzweilige Geschichte mit ernsten wie humoristischen Elementen zieht Britta Sabbag kleine wie große Leser in den Bann. Man lässt sich emotional schnell auf das Geschehen ein, das sicherlich das ein oder andere Mal auch vorhersehbar erscheint. Nichtsdestotrotz weiß es ebenso zu überraschen und zeigt somit auch wieder die Fülle an Möglichkeiten, denn der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vor allem aber ist das Abenteuer rund um Marta und den Kater noch nicht vorbei, denn dass es weitergeht steht außer Frage.