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bücherfreund

Bewertungen

Insgesamt 175 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2015
Zerrissen
Gómez-Jurado, Juan

Zerrissen


sehr gut

Der Neurochirurg Dr. Evans wird erpresst: er soll bei seiner nächsten Operation den mächtigsten Mann der Vereinigten Staaten töten, oder seine Tochter wird sterben. David Evans ist hin- und hergerissen zwischen seinem Gewissen und der Sorge um seine Tochter. Er muss herausfinden, dass sein Erpresser ihn seit Monaten auf Schritt und Tritt verfolgt und ausspioniert hat. Er hat die Kontrolle über sein ganzes Leben übernommen.

Das Buch beginnt schon spannend: Dr. Evans sitzt im Todestrakt. Man ahnt also schon, was passiert sein könnte. Doch trotzdem wird das ganze Buch über die Spannung aufrecht erhalten. Hat er geschafft, seine Tochter rechtzeitig zu befreien? Musste er dafür zum Mörder werden?
Ich fand auch den Charakter seines Erpressers sehr interessant. Ein Psychopath, der Psychologie studiert hat und schon seit seiner Jugend Experimente mit seinen Mitmenschen betreibt. Er möchte eine Art Gebrauchsanweisung für den Menschen erstellen, die es ihm ermöglichen soll, jeden so manipulieren zu können, dass dieser genau das tut, was er von ihm verlangt, nämlich weil sein Opfer keine andere Wahl mehr hat als so zu handeln. Zum Schluss bringen sich seine Opferum, weil sie nicht mit dem leben können, was sie getan haben. Den Ansatz fand ich höchst interessant und auch beängstigend. Man macht sich Gedanken darüber, ob so etwas wirklich möglich ist. Dr. Evans versucht, die Kontrolle über sein Leben wieder zu erlangen und sich nicht komplett manipulieren zu lassen und zum Teil gelingt es ihm auch. Es gibt also noch Hoffnung.

Zum Teil fand ich die Geschichte aber auch ein wenig unrealistisch. Vor allem eine Sache, nämlich als die Secret Service Agentin geheime Informationen ausplaudert, nur weil ihre Kollegin anscheinend herausfinden will, wo sich ihr Freund gerade herumtreibt. Kurz zuvor wird noch erläutert, was für ein großes Risiko diese Agentin eingehen würde, wenn sie diese Informationen preisgeben würde. Und dann tut sie dies einfach so, nur um an den neuesten Klatsch zu kommen. So würde niemand beim Secret Service handeln.
Eine weitere Sache, die ich nicht ganz so gut fand, war der Kitsch, der ab und zu auftauchte. Manchmal war es einfach ein wenig zu viel. So etwas würde man nicht in einem Thriller erwarten.

Aber gut, auch trotz dieser wenigen Kritikpunkte, hat mir das Buch alles in allem sehr gut gefallen. Es war spannend, und zwar bis zur letzten Seite und ich fand das Ende auch gelungen. Überraschend, aber gerade deshalb auch gut. Ich würde es jedem empfehlen, der eine gute, spannende Geschichte sucht und sich auch ein wenig für Psychologie interessiert.

Bewertung vom 30.08.2015
Das Kartell / Art Keller Bd.2
Winslow, Don

Das Kartell / Art Keller Bd.2


sehr gut

Ich bin zwiegespalten, was dieses Buch betrifft. Ich habe sehr lange gebraucht, um mit den Charakteren warm zu werden. Ich denke, das liegt daran, dass der Fokus eher auf der Geschichte, auf den Fakten liegt als auf einen einzelnen Charakter. Das ist kein Buch, in dem eine großartige Charakterentwicklung stattfindet. Stattdessen ist es fast schon ein Tatsachenbericht über die jüngste Geschichte des Drogenmilieus in Mexiko und der Drogenkrieg zwischen den USA und Mexiko. Das Buch vermittelt eine Menge an Informationen und ist sehr gut recherchiert. Dem Autor gebührt meine Hochachtung, so ein monumentales Werk zu verfassen.
Trotzdem, auch wenn der Fokus auf dem großen Ganzen liegt, ist die zugrunde liegende Geschichte sehr detailreich, manchmal sogar schon fast zu detailreich. Aber auch das hat sein Gutes. Der Autor versteht es sehr gut, einen Charakter vorzustellen, ihn dem Leser in wenigen Seiten nahe zu bringen, nur um ihn in der nächsten Minute umzubringen. Das Buch kommt mir oft so vor, wie ein sehr gutes Drehbuch zu einem Film: sehr viel Action, zum Teil sehr brutal und die Spannung wird konstant hochgehalten. Manchmal hätte es ein bisschen weniger Brutalität sein können, aber dann wäre das Buch wahrscheinlich nicht mehr authentisch. Dieses Buch braucht das einfach.
Der Schreibstil ist großartig. Winslow scheint ganz genau zu wissen, was er tut und er wird nicht zu Unrecht als einer der besten Thrillerautoren bezeichnet. Wäre das Buch nicht so gut geschrieben gewesen, hätte ich mittendrin vielleicht abgebrochen, aber das ist nicht passiert. Und in der zweiten Hälfte dieses gigantischen Werks hat es auch mich schließlich gepackt.
Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen. Ich brauchte eine Weile, um damit warm zu werden, aber es hat sich gelohnt. Ich habe eine Menge gelernt, auch über Dinge, die ich vielleicht gar nicht wissen wollte. Aber man sollte seine Augen nicht davor verschließen.

Bewertung vom 30.08.2015
30 Tage und ein ganzes Leben
Ream, Ashley

30 Tage und ein ganzes Leben


gut

Ich fand die grundlegende Idee des Buches interessant, nicht ganz neu, aber genau deshalb war ich auch auf die Umsetzung gespannt. Eine depressive Künstlerin beschließt ihre Medikamente abzusetzen, sich einen Monat Zeit zu geben, um ihr Leben zu ordnen, mit allem abzuschließen und sich dann umzubringen, weil sie keinen anderen Weg mehr sieht.
Was ich gut fand war, dass es für jeden der 30 Tage ein eigenes Kapitel gab. Wäre das nicht so gewesen, hätte man bestimmt auch leicht die zeitliche Orientierung verlieren können. Sie hat ja nur noch 30 Tage Zeit und dadurch sind ihre Tage durchgeplant und vollgestopft, so dass ich manchmal überrascht war, wenn ich zurückgeblättert hab und bemerkt hab, dass immer noch derselbe Tag war.
Nach einem interessanten Start wurde das Buch zwischendurch leider ein wenig langweilig. Es passierte wenig und ich fand, dass die Autorin manche Dinge, die eigentlich gar nicht wichtig waren, unverhältnismäßig lang beschrieben hat. Ab ungefähr der Mitte des Buches wurde das Tempo aber wieder angezogen und so langsam baute sich auch Spannung auf, so dass ich es von da ab bis zum Ende in einem Rutsch durchgelesen habe. In dem Teil hab ich mich auch gut unterhalten gefühlt und es gab einige Stellen zum Lachen.
Eine Sache hat mich jedoch wirklich gestört: ich fühlte mich manchmal wie ins kalte Wasser geworfen. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob man sich noch in der gleichen Szene wie im vorherigen Absatz befindet oder ob zwischendurch schon Stunden vergangen sind. Außerdem werden dem Leser Informationen vorgehalten, so dass man manchmal gar nicht mehr weiß, wo sich die Protagonistin eigentlich gerade befindet und warum, nur um zwei Seiten die Situation aufzulösen. Das fand ich ziemlich irritierend und ich habe ein paar Mal zurückgeblättert, um die Stelle zu suchen, die ich vielleicht überlesen hatte (die es aber nicht gab).
Das Ende war okay. Es war unerwartet und ziemlich plötzlich und ich hätte gerne noch ein paar Seiten weiter gelesen, weil ich das Ende doch ziemlich abrupt fand. Zwischendurch hatte ich die Befürchtung, es würde zu einem romantischen Happy End kommen, was zum Glück nicht der Fall war. Daher fand ich das Ende eigentlich gut gelungen, wenn auch ein wenig unerwartet.

Bewertung vom 30.07.2015
Janusmond
Winter, Mia

Janusmond


ausgezeichnet

Es geht um Leon Bernberg, dessen Zwillingsschwester Lune vor zehn Jahren in Louisson, Frankreich verschwunden ist. Er möchte sie für tot erklären lassen, um an das Erbe seiner Mutter zu kommen, die ihr Haus seiner Schwester vererbt hat. Ungewöhnlich, da die Mutter und seine Schwester ein sehr schwieriges Verhältnis zueinander hatten. In Louisson nimmt sich der Polizist Christian Mirambeau dem Fall an. Er möchte erst mal Nachforschungen anstellen, bevor er Lune wirklich für tot erklären lässt. Diese Nachforschungen treiben Christian in das dunkelste Viertel Louissons und zeigen ihm Seiten an Menschen auf, die er nicht für möglich gehalten hat. Denn wie Lune zu sagen pflegte: "Jeder hat alle Eigenschaften in sich." Die meisten Menschen verstecken sie und möchten ein Bild von sich erstellen, das mit ihrem tiefsten Inneren nicht mehr viel gemeinsam hat. Und so verliert sich auch Christian Mirambeau und seine Frau ganz ungewollt in den Sog dieser Dunkelheit. Es beginnt eine interessante Reise durch die Psyche der Menschen. Am Ende wird alles noch einmal auf den Kopf gestellt und nichts scheint mehr so, wie man sich die Geschichte eigentlich vorgestellt hat.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Leon und Christian erzählt. Lunes Sicht kommt durch zahlreiche Briefe, die sie früher an Leon geschrieben hat, ans Tageslicht. Ich fand gerade dies gut und nicht langweilig, wie ich hier schon mal gelesen habe, dass die verschiedenen Sichten auf dieselbe Geschichte aufgezeigt werden, denn jeder hat seine eigene, ganz persönliche Sicht auf das Geschehene und keine davon gleicht sich, manchmal widersprechen sie sich sogar.
Die Charaktere der Zwillinge Leon und Lune fand ich wirklich gut entwickelt und interessant. Christian Mirambeau und seine Frau fand ich hingegen etwas schwach und manches Handeln auch nicht realistisch, aber das ist nur meine eigene Meinung.

Insgesamt fand ich das Buch sehr gelungen. Spannend, inspirierend und definitiv lesenswert.

Bewertung vom 30.07.2015
Vor der Glotze zum Weltmeister
Staat, Joachim

Vor der Glotze zum Weltmeister


sehr gut

Ich war gespannt auf das Buch, weil ich die Weltmeisterschaft 2014 selber eifrig verfolgt habe, aber 1990 noch zu jung war, um mich daran erinnern zu können, wie es beim letzten Mal war, als Deutschland Fußballweltmeister wurde. Daher freute ich mich darauf, in diesem Buch nachlesen und nachempfinden zu können, wie jemand, der damals schon so fußballverrückt war, die Weltmeisterschaft erlebt hat.

Der Autor hat das sehr gut gemacht. Das Buch ist in Kapitel unterteilt, die sich jeweils grob mit einer Runde einer WM beschäftigen: Gruppenspiele, Achtelfinale (und Viertelfinale), Halbfinale und schließlich das Finale beider Weltmeisterschaften. Ich fand gut, dass die jeweiligen Kapitel von 90 und 2014 meistens hintereinander kamen, denn so hatte man den direkten Vergleich. Bei den Kapiteln der letzten WM hatte ich sofort wieder die Bilder aus dem letzten Sommer im Kopf. Es war schön, durch das Buch die Zeit noch mal erleben zu können. Das Kapitel, das mir am besten gefallen hat, war das über das Halbfinale 2014 gegen Brasilien. Da kommen die Emotionen über dieses historische Spiel gleich noch mal hoch. Gänsehaut pur.

In anderen Kapiteln kam mir allerdings manchmal das eigentliche Thema etwas zu kurz. Denn zwischendurch gab es auch ein paar Stellen, die nicht direkt etwas mit den Weltmeisterschaften zu tun haben, sondern vom Leben des Autors erzählen und seiner eigenen Fußballkarriere (als Hobbyfußballer). Das fand ich teilweise etwas zu langatmig, und ich hätte stattdessen lieber mehr über die WM-Spiele gelesen, aber interessant war es trotzdem. Manchmal hätte ich mir nur noch ein paar mehr Fakten über die WM 90 gewünscht.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und ich würde es an Leute weiterempfehlen, die sich für die beiden Weltmeisterschaften interessieren (und selber noch nicht alles darüber wissen, denn sonst könnte das Buch langweilig werden).

Bewertung vom 30.06.2015
Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
Whitehouse, David

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek


sehr gut

Dieses Buch war eine einzige Berg- und Talfahrt der Gefühle. Ich muss gestehen, dass ich mir anhand des Covers und des Titels etwas anderes unter dem Buch vorgestellt hatte und es eher in der Kategorie "Unterhaltung" vermutet hätte. Doch die Lektüre hat mich eines Besseren gelehrt. Es ist ein Buch über Freundschaft, Liebe und Hoffnung.

Die drei Charaktere Bobby Nusku, Val und Rosa Reed kapern einen Bücherbus und machen sich auf eine Reise durch das Land, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben. Doch dazu kommt es nicht ohne Grund. Bobby lebt seit dem Tod seiner Mutter alleine bei seinem Vater und dessen neuer Freundin. Er fühlt sich ungewollt und flüchtet sich in seiner Einsamkeit in die vergeblich Hoffnung, dass seine Mutter irgendwann zurückkommen wird, um ihn zu holen. In der Schule wird er gemobbt und sein einziger Freund wird ihm genommen, als dieser ans andere Ende des Landes ziehen muss. Eines Tages lernt er Val und Rosa kennen. Val ist eine alleinerziehende Mutter, die von dem Vater ihrer Tochter Rosa verlassen wurde, weil dieser nicht mit Rosas Behinderung umgehen konnte. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, putzt sie in einem Bücherbus. Doch dieser Bücherbus entwickelt sich bald zu einem Zufluchtsort für die drei. Als der Verlust dieses Zufluchtsortes droht, kidnappt Val kurzerhand den Bus und macht sich mit den beiden Kindern auf eine Reise ins Ungewisse. Das einzige Ziel: die heile Welt, die die drei im Bücherbus finden, vor allem für Bobby so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Auf der Reise lernen wir die drei Charaktere und den aus dem Gefängnis geflüchteten Joe, den sie unterwegs aufgabeln, mehr und mehr kennen. Wir erkennen die Parallelen, die sich zwischen Bobby und Joe auftun und dass es manchmal möglich ist, dass ein erwachsener Mann durchaus noch von einem kleinen Jungen lernen kann.

Das Buch ist humorvoll geschrieben mit der Hoffnung stets als leitendes Licht. Doch genau so oft wie man über die Ereignisse schmunzeln kann, nimmt es einen auch mit, wenn man weitere Einzelheiten aus den Leben der Protagonisten erfährt. Und dann ist da auch immer noch der Gedanke im Hinterkopf des Lesers, dass es eigentlich kein Happy End geben kann. Wie sagt Val Reed immer so gerne: "So etwas wie ein Ende gibt es nicht. Gutes ergibt sich aus Schlechtem und Schlechtes aus Gutem und so geht es immer weiter." Mir hat das Ende übrigens gut gefallen, auch wenn es ein paar Fragen offen lässt.

Bewertung vom 29.06.2015
Der Jahrhundertsturm / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.1
Dübell, Richard

Der Jahrhundertsturm / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

In Richard Dübells "Jahrhundertsturm" wird auf etwas mehr als 1000 Seiten ein großer Teil der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts erzählt. Es ist die Zeit, in der in Deutschland das erste Eisenbahnnetz entsteht und so wird der bis dahin noch zerstückelte Deutsche Bund wenigstens verkehrstechnisch etwas vereint. Doch die große Einigung, die Gründung des Deutschen Reiches, wird letztendlich von Otto von Bismarck erreicht.

In dieser industriell und politisch so wichtigen Zeit spielt die Liebesgeschichte von Louise und Alvin. Es ist eine schwierige Geschichte, zerrissen zwischen zwei Ländern, die zwischen Freund- und Feindschaft wanken. Louise als Französin aus dem elenden Arbeiterviertel La Villette und Alvin, ein Deutscher mit adeliger Herkunft, haben es nicht leicht. Das Chaos wird perfekt, als Paul, Alvins bester Freund, sich ebenfalls in Louise verliebt und sie in ihn. Louise ist hin- und hergerissen zwischen den beiden Männern, der eine so sanft und gutmütig, der andere leidenschaftlich. Die drei befinden sich mittendrin im Chaos der Liebe und der immer wiederkehrenden Bedrohung des Krieges.

Dübells Roman ist nicht nur ein Roman der deutsch-französischen Geschichte, sondern auch ein Roman über Liebe und Freundschaft. Wie weit ist man bereit zu gehen, um für die Liebe seines Lebens zu kämpfen? Dübell hat die Liebesgeschichte wunderbar in einen historischen Roman verpackt. Man merkt, dass sehr viel Recherchearbeit betrieben wurde, um möglichst nah an der Realität zu bleiben und möglichst viele Charaktere an reale historische Personen anzulehnen. Allen voran natürlich Otto von Bismarck. Dübell ist es gut gelungen, den ersten deutschen Reichskanzler darzustellen. Wie er im Nachwort beschreibt, hat er dabei auf zahlreiche historische Quellen zurückgegriffen und zum Teil fast wörtliche Zitate aus Bismarcks Memoiren übernommen.

Mir hat das Buch sehr gefallen. Mir ist vieles, was ich vor vielen Jahren mal im Geschichtsunterricht gelernt hab, greifbarer geworden. Ich würde es jedem empfehlen, der sich für Geschichte interessiert und auch einer Liebesgeschichte nicht abgeneigt ist. Natürlich mussten einige geschichtliche Details ausgelassen werden, denn selbst auf 1000 Seiten ist dafür nicht genug Platz, doch um sich einen groben Überblick zu verschaffen, reicht es allemal.

Bewertung vom 29.06.2015
Sailing Conductors, m. Audio-CD
Schaschek, Benjamin;Hannes Koch

Sailing Conductors, m. Audio-CD


sehr gut

Das Buch nimmt einen mit auf eine Segelreise um die Welt. Ich fand es sehr schön, durch Lesen des Buches die beiden jungen Männern auf ihrer Reise zu begleiten. Es ist ein etwas anderer Reisebericht, denn hier steht nicht nur das Segeln im Vordergrund, sondern vor allem auch die Musik.

Die beiden Autoren haben Tontechnik studiert und haben sich nach Ende ihres Studiums auf eine Weltreise mit einem Segelschiff begeben. Ohne jemals vorher gesegelt zu sein, hat Benny einen Online-Segelkurs belegt und sich so seine Segellizenz geholt, während Hannes überhaupt keine Erfahrung im Segeln hatte. Keine guten Voraussetzungen für den Segelstart und es bedarf auch einiges an Mut sich trotzdem (oder vielleicht sogar genau deshalb) auf die Reise zu machen. Vielleicht etwas naiv, doch man merkt den beiden auch an, dass sie im Laufe der Reise erfahrener und auch erwachsener werden.

Ich finde die Idee genial, um die Welt zu segeln und dabei Musik von Musikern aus anderen Ländern aufzunehmen. Und es ist ja nicht nur einfach ein Song pro Musiker, sondern sie haben etwas ganz Besonderes gemacht: einer startet einen Song, vielleicht mit ein paar Akkorden auf der Gitarre. Der nächste Musiker im nächsten Land hört sich das an und gibt dem Song durch sein eigenes Instrument eine persönliche Note mit und so geht das weiter bis man genug zusammen hat, um einen einzigartigen Song daraus zu mischen. Ein paar der Songs, die so entstanden sind, wurden dem Buch auf einer CD beigelegt, worüber ich mich persönlich sehr gefreut hab.

Ich habe das Buch sehr genossen. Es war eine tolle Reise, die sofort das Fernweh in mir geweckt hat. Vielleicht sind die beiden nicht die begnadetsten Schreiber, aber dafür haben sie ihre Sache sehr gut gemacht. Ich finde, man wird von der Energie der beiden einfach gefangen genommen. Träumer wie die beiden, die ihre Träume auch umsetzen, findet man nicht oft.

Bewertung vom 24.05.2015
Make me German! Zweisprachiges Wendebuch Deutsch/ Englisch
Fletcher, Adam

Make me German! Zweisprachiges Wendebuch Deutsch/ Englisch


sehr gut

Der Engländer Adam Fletcher, der seit sieben Jahren in Deutschland lebt, schreibt ein humorvolles Buch darüber, was uns Deutsche ausmacht. Ich muss zugeben, dass ich zuerst ein wenig skeptisch war, ob das Buch meine Erwartungen erfüllen könnte, da ich befürchtet hatte, dass das Buch aus Klischees und schlecht recherchierten Fakten bestehen könnte. Doch dem war absolut nicht so! Ich musste beim Lesen sehr oft schmunzeln und konnte mich das ein oder andere Mal auch selber in Adam Fletchers Beschreibungen wiederfinden. Dabei wird einem erst mal selber wieder bewusst, was die eigene Kultur so besonders macht.

Adam Fletcher beschreibt in seinem Buch seine Sicht auf die Deutschen, basierend auf zahlreichen Selbstversuchen und Erlebnissen, die er in den sieben Jahren seines Lebens hier gesammelt hat. Besonders seine Selbstversuche fand ich sehr amüsant, wie z.B. die Woche, die er ausschließlich mit dem Schauen deutscher Fernsehsendungen verbracht hat, um sich ein Bild über das deutsche Durchschnittsfernsehen zu machen oder seinen Versuch, einen eigenen Schlager zu komponieren. Dabei schildert er seine Erlebnisse stets mit einem Augenzwinkern und einer guten Portion Humor.

Das Buch ist als Wendebuch gestaltet, was ich so auch noch nicht kannte. Die eine Hälfte des Buches ist auf Deutsch, die andere auf Englisch. Ich würde aber jedem, der dem Englischen einigermaßen mächtig ist, empfehlen, die englische Version zu lesen. Durch die Übersetzung geht doch einiges an Wortwitz verloren. Aber es ist auch interessant zu sehen, wie der Übersetzer mit solchen Sachen, die schwer übersetzbar sind, umgegangen ist. Hier hat man den direkten Vergleich zwischen den beiden Sprachen.

Ich fand es sehr interessant, die Sicht eines Engländers auf unser Land kennen zu lernen. Wer hätte schon gedacht, dass Hausschuhe etwas typisch Deutsches sein können? Man lernt einiges über die eigene Kultur. Zu guter Letzt gibt es am Ende des Buches noch einen Test, durch den jeder für sich selber ermitteln kann, wie deutsch man eigentlich ist.

Das Buch hat mir einige lustige Lesestunden beschert und ich würde es jedem weiterempfehlen, der Interesse an kulturellen Unterschieden hat oder einfach nur ein amüsantes Buch über sein Heimatland lesen möchte. Allerdings sollte man sich selber dabei nicht zu ernst nehmen, genau wie der Autor auch.