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KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 240 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2022
Nebelreise
Baumann, Margot S.

Nebelreise


ausgezeichnet

Samantha ist als Juristin mit dem Auffinden eventueller Erben betraut. Im aktuellen Fall reist sie an die Südküste Englands, in das schöne Städtchen Poole. Dort lässt das Schicksal sie auf den sympathischen Ethan treffen, den sie kurzentschlossen in dessen Heimat, auf die malerische Kanalinsel Jersey, begleitet. Denn dort befindet sich die nächste Spur, die sie ihrem Ziel näher bringen könnte. Doch mittlerweile ist nicht nur ihr Auftrag spannend, sondern auch Ethan...

Ich hatte schon immer ein Faible für besondere Handlungsschauplätze. Als ich das wunderschöne Cover sah und dann auch noch erfuhr, dass Samanthas Reise auf die Kanalinsel Jersey führen würde, verankerte sich dieses Buch unwiderruflich in meinen Gedanken. Ich wollte diesen Roman unbedingt lesen.

Margot S. Baumann hat für „Nebelreise“ viele sympathische Figuren erschaffen. Die Protagonistin Samantha mit ihrer umsichtigen Zielstrebigkeit und der etwas vorsichtige, aber durchaus anziehende Ethan ergänzten sich prima, wobei mich die Turbulenzen ihres Zueinanderfindens immer mal wieder schmunzeln ließen. Die Unsicherheiten beider Hauptfiguren waren nämlich wie aus dem Leben gegriffen, wobei ich das Vor und Zurück in ihrer Beziehung ziemlich glaubhaft fand. Bekanntlich sind es doch diese Kämpfe, ausgetragen mehr mit sich selbst, als mit seinem Gegenüber, die letztlich Entwicklungen ermöglichen. In diesem Roman fanden sich so einige davon. Solche, die im ersten Moment irgendwie nervig wirkten, sich rückblickend aber als richtungsweisend und notwendig zeigten. Ich habe die Geschichte jedenfalls genossen. Hier menschelte es an jeder Ecke, und mit mit den meisten Nebenfiguren wollte ich am liebsten am Küchentisch ein Pläuschchen halten.
Natürlich war die Suche nach der vermissten Erbin auch nicht immer einfach, aber genau das machte die Geschichte wiederum spannend. Zeitweise fand ich mich ein wenig in einem Krimi-Feeling wieder, was aber wunderbar passte und eine Prise Abenteuer im Geschehen verteilte.

Im Laufe der Handlung spielte der Zufall und das Schicksal mehrmals eine Schlüsselrolle. In solchen Fällen bin ich meist sehr kritisch, denn die Geschichten wirken in dem Fall oft sehr konstruiert. Erfreulicherweise fühlten sich diese Momente hier überhaupt nicht so an, ich konnte außergewöhnlich schicksalshafte Begegnungen bedenkenlos annehmen. Den Schreibstil der Autorin empfand ich sowieso sehr natürlich, ohne unnötiges oder übertriebenes Drama, dafür manchmal mit einem schalkhaften Augenzwinkern. Sehr gelungen!

„Nebelreise“ hat mir sehr gut gefallen. Die harmonische Mischung aus Abenteuer, Liebesgeschichte, Familiengeheimnissen und etwas Kulturgeschichte bescherte mir abwechslungsreiche Lesestunden. Ich bin gespannt, ob ich der Protagonistin künftig in einem weiteren Werk der Autorin wieder begegnen darf.

Bewertung vom 24.07.2022
Heavy & Light / Westwell Bd.1
Kiefer, Lena

Heavy & Light / Westwell Bd.1


sehr gut

Helena Weston, Tochter aus reichem Hause, verlor vor Jahren ihre Schwester Valerie bei einer aus dem Ruder gelaufenen Party. Man fand sie und ihren Verlobten Adam Coldwell tot in einer Hotelsuite. Nach diesem Vorfall schickte man Helena nach England, damit sie Abstand von der New Yorker Partyszene nehmen konnte. Als Helena nun zurück in der Stadt ist, entfaltet sich ihr Plan, den Namen ihrer Schwester reinzuwaschen. Dabei stößt sie nicht nur auf einige Schwierigkeiten, sondern auch auf Adams Bruder Jessiah, dem sie aus familienpolitischen Gründen eigentlich nicht zu nahe kommen darf.

Mal abgesehen vom edlen Cover, interessierte mich das Buch, weil es aus der Feder von Lena Kiefer stammt! Ich habe bereits mehrere Werke von ihr gelesen, die mir gut gefielen.

Ich mochte diese moderne Romeo-und-Julia-Erzählung, vor allem die Darstellung der Macht und Kontrollsucht der Familienoberhäupter, die nicht einmal einer aufrichtigen Liebe den Weg öffnen, wenn diese ihr Ansehen in der High-Society schmälern könnte. Die Oberflächlichkeit in den Kreisen, in denen sich die verfeindeten Familien Coldwell und Weston bewegten, war für mich kaum auszuhalten. Ich fand die Handlung diesbezüglich sehr glaubhaft, mit Figuren, denen man am liebsten den Fehdehandschuh ins Gesicht schleudern würde. Lena Kiefer heizte meine Emotionen in solchen Momenten bis aufs Äußerste an, was für mich immer ein Zeichen ist, mit der Geschichte und den Figuren tief verbunden zu sein. Ich muss allerdings dazu anmerken, dass ich, je länger ich die Handlung verfolgte, immer weniger Verständnis für die Probleme der Protagonisten hatte. Ab einem bestimmten Punkt wurde mir das Geschehen daher zu sehr künstlich verlängert, denn trotz Helenas Mission und Jess Verpflichtung gegenüber seinem kleinen Bruder, könnte eine Lösung doch so einfach sein. Ihr seid volljährig Leute, keine zwölf! Macht euer eigenes Ding!

Helena und Jess konnten sich beide meine Sympathie sichern. Jess etwas mehr als Helena, denn die junge Weston wirkte auf mich stellenweise zu künstlich-taff, jedoch letztlich nicht stark genug mit Jess über ihre Mission zu reden. Ihre Verbindung durch die schmerzvollen Erlebnisse hätte meiner Meinung nach nämlich etwas mehr Vertrauen verdient. Diese besagte Verbindung fand ich allerdings fantastisch umgesetzt, die entsprechenden Szenen sehr gefühlvoll unterlegt.

Der Auftakt zur „Westwell“-Reihe hat mir gut gefallen und ich bin bereits auf Band 2 gespannt. Die Mischung aus Liebesgeschichte, Familienzwist und Kriminalfall fand ich nämlich äußerst erfrischend.

Bewertung vom 24.07.2022
Das Leuchten vergangener Sterne
Fischer, Rena

Das Leuchten vergangener Sterne


weniger gut

Die Unternehmensberaterin Nina Winter möchte die Imagekampagne eines Großkunden vorantreiben. Um eine relevante Investition zu überprüfen, reist sie nach Andalusien, wo zwei Archäologen auf sie warten. Beide sind in das Projekt involviert, und beide haben nach kurzer Zeit ihr Herz an Nina verloren. So beginnt ein Kampf in verschiedenen Bereichen, in denen sich keiner so leicht geschlagen gibt. Eine spannende Zeit beginnt!

Dieses Buch hörte sich im Vorfeld für mich absolut vielversprechend an! Ich sah mich schon mit den Protagonisten die exotische Atmosphäre Andalusiens genießen und die Anfänge einer dementsprechend temperamentvollen Liebesverbindung miterleben. Das ansprechende Cover vertiefte meine Erwartungen an die Erzählung, denn ich mochte das abgebildete Stück stimmungsvoller Kultur, welches für mich fast schon erhaben schön in den Fokus rückte.

Doch zu meiner eigenen Enttäuschung entwickelte sich die Geschichte in meinen Augen ziemlich schnell zu einem Flop. Bereits im ersten Drittel der Geschichte schweiften meine Gedanken ständig zu Belanglosigkeiten ab, ich konnte der Handlung nur schwer folgen. Für mich ist dies stets ein Zeichen für Langweile, oder wie im aktuellen Fall: Zu viel Information! Die Kapitel waren vollgepackt mit Details, Anekdoten oder Verweisen zu und mit Erklärungen, und Ähnlichem. Das Drumherum war mir einfach zu viel, die eigentliche Handlung geriet meines Erachtens dadurch deutlich in den Hintergrund.

Natürlich habe ich aufrichtig Hochachtung vor der Recherchearbeit der Autorin, die hier sehr aufwendig gewesen sein muss. Dieser Schreibstil war aber leider überhaupt nicht mein Fall, und abgesehen von den bereits erwähnten Abschweifungen, konnte ich die Emotionen der Figuren oder die atemberaubende Atmosphäre Andalusiens überhaupt nicht spüren. Der Roman las sich sachlich und distanziert, fast wie ein Reiseführer, was diesen Eindruck durch viele (erklärte) Fachbegriffe noch verstärkte.

Auch die Figuren konnten zu meinem eigenen Bedauern bei mir ebenso wenig punkten. Nina schien mir bis zuletzt sehr karriereorientiert, oberflächlich und stellenweise etwas überdreht zu sein, wobei ich die Schockverliebtheit der männlichen Hauptfiguren Taran und Orlando ihr gegenüber überhaupt nicht nachvollziehen konnte und stellenweise beim Lesen hinsichtlich deren Bemühungen um Nina sogar peinlich berührt war. Meine Kritik richtet sich hier nicht gegen die Handlung an sich, sondern auf die Umsetzung, die sich für mich unnatürlich und konstruiert anfühlte. Die Charaktere konnten mich leider bis zuletzt nicht für sich einnehmen. Ich mochte zwar Taran ganz gern und seine Erinnerungen an die Vergangenheit, doch im Grunde vermisste ich bei allen fast durchgängig die subtilen, leisen Töne von Gefühl und authentischer Entwicklung. Gegen Ende wurden die Reaktionen der Protagonisten dann auch noch einmal künstlich überdramatisiert, was sprunghafte, extreme Wendungen in so mancher Persönlichkeit mit sich brachte.

So bleibt mir „Das Leuchten vergangener Sterne“ als überraschend anstrengendes Buch in Erinnerung, in dem mir die authentische Gefühle und Entwicklungen fehlten, die ich als essenziell für einen Liebesroman erachte. Da ich auch die landestypische Atmosphäre zum großen Teil vermisste, verzichte ich in diesem Fall auf eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2022
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


sehr gut

Carla Winter ist Strafverteidigerin in Frankfurt. Sie hat ihr Leben im Griff, bis sie eines Tages vom Tod ihres Ex-Mannes Felix erfährt. Plötzlich befindet sie sich im Schussfeld brutaler Verbrecher und muss um ihr Leben fürchten. Scheinbar hatte ihr ehemaliger Ehemann Verbindungen zu dubiosen Raubkunstgeschäften im Nahen Osten, und dummerweise wird jetzt eine wertvolle Statue vermisst. Carla soll sie nun beschaffen. Da hilft nur noch abhauen! So beginnt für die Anwältin eine gefährliche Reise in die Türkei, wo sie Antworten finden will.

Diesem Buchteaser konnte ich nicht widerstehen! Die Mischung aus Abenteuer, Krimi, sowie politischen und kulturellen Bezügen machte mich unglaublich neugierig. Vor allem, weil ich aus dem Hause Tropen schon einige besondere Geschichten lesen durfte.

Den Fall um Clara Winter und ihren Ex-Mann fand ich absolut interessant gestaltet, allem voran die Darstellung dieser speziellen kriminellen Parallelwelt, die der Normalbürger in der Regel überhaupt nicht wahrnimmt. Die Geschichte wirkte auf mich zum größten Teil authentisch, bis auf einige Reaktionen und Entscheidungen der Protagonistin. Aber gut, Carla Winter schien mir mit einem sehr speziellen Charakter gesegnet zu sein, der meiner Meinung nach stellenweise leider etwas überreizt wurde. Im Grunde mochte ich die unkonventionelle Anwältin, doch ab und an konnte ich mit ihrer überbetonten Coolness nicht umgehen, weil sie mir in so mancher Situation zu künstlich und bemüht erschien. Ihre Durchsetzungskraft wirkte auf mich daher nicht echt und die in der Schlussphase von Felix gezeigte Unterwürfigkeit ihr gegenüber ziemlich unpassend. Besonders hinsichtlich seines Hintergrunds fand ich seine Reaktionen einfach nicht glaubhaft.

Dafür gefielen mir die Nebenfiguren. Sie waren allesamt auf ihre Art speziell und damit interessant und meist sehr unterhaltsam. Vor allem der scharfsinnige Professor, der durch Carlas Fall wieder auflebte, hatte es mir angetan.

Das Tempo der Geschichte fühlte sich für mich nicht gleichbleibend hoch an, sondern wechselte phasenweise in einen ruhigeren Modus. Mich störte das überhaupt nicht, denn in diesen Abschnitten erfuhr ich mehr über Land und Leute, wobei der Autor die jeweils passende Atmosphäre sehr gut einfing.

Gerne empfehle ich „Das letzte Grab“ weiter. Thema, Idee und Handlung konnten eindeutig bei mir punkten. Ich würde mir sogar eine Fortsetzung um Carla Winter wünschen, die sich künftig weiterhin nicht ganz so alltäglichen Themen widmet.

Bewertung vom 14.07.2022
In your eyes / Catching up with the Carters Bd.1
Schaper, Fam

In your eyes / Catching up with the Carters Bd.1


sehr gut

Aphrodite Carters Leben gehört der Öffentlichkeit. Schon seit sie denken kann, steht ihre Familie im Rampenlicht, und zwar im Reality-TV. Hier ist jeder Skandal willkommen, daher beobachtet man jeden Schritt von ihr ganz genau. Die Medien betiteln sie als It-Girl, und jeder private Moment wird ausgeschlachtet. Die Wahrheit kennt jedoch niemand, bis auf Garett, der zu einer rivalisierenden Reality-TV-Familie gehört. Die beiden verbindet viel, denn im Geheimen fanden sie bereits vor Jahren zusammen, bis ein Verrat sie trennte. Als Garett und Aphrodite dann am Set einer Datingshow aufeinandertreffen, finden die lange unterdrückten Gefühle ihren Weg.

Der Glamour der Promiwelt fasziniert, und in Verbindung mit einer verbotenen Liebe macht es das ganze Thema zusätzlich aufregend. Deswegen überzeugte mich hier bereits der Klappentext, ich wollte diese Geschichte unbedingt lesen. Da das Cover auf mich recht zurückhaltend wirkte, hoffte ich auf ein wenig mehr als den üblichen Promi-Kitsch. Und so war es dann auch.

Ich finde, Fam Schaper ist diese Geschichte wirklich gut gelungen. Obwohl ich anfangs die Befürchtung hatte, die Story schleppe sich mühselig von Kapitel zu Kapitel, starteten die Entwicklungen der Figuren nach einer Aufwärmphase durch. Im Nachhinein wurde mir klar, dass mir zu Beginn der Erzählung die Oberflächlichkeit und die Durchtaktung im Showbusiness präsentiert wurde, was für das Verständnis wirklich wichtig war. Schockierend fand ich die Entmenschlichung der Reality-Stars, die lediglich als Gelddruckmaschine zählten. Deutlicher kann man dieses Thema wohl kaum ansprechen.

Die Protagonisten konnten bei mir im ersten Moment jedoch nur teilweise punkten, bis ich begriff, dass ihr unverständliches Verhalten wahrscheinlich nur erschreckend authentisch wiedergegeben wurde. Aphrodite hatte mein vollstes Mitgefühl, ihre Hilflosigkeit fand ich erschütternd, und der an ihr begangene Verrat brachte mich wirklich an meine Grenzen. Ich konnte ihre Situation glaubhaft annehmen, was wohl auch am ungekünstelten Schreibstil der Autorin lag. Später wendete sich das Blatt, Aphrodite handelte wie eine gestörte, schwache und unselbständige Persönlichkeit. Aber genau genommen wurde sie genau dazu erzogen, in Anbetracht ihres bisherigen Lebens. Mit dieser Erkenntnis im Gepäck, konnte ich mich auch hier wieder emotional mit der jungen Frau verbinden.
Garett war mir allerdings etwas zu zurückhaltend. Obwohl ich diesen ruhigen Pol mochte, fehlte mir die Entschlossenheit und Tatkraft. Aber was soll ich sagen? Die Medien und die Familie hatten hier wohl ebenso ganze Arbeit geleistet. In der Gesamtheit fand ich die Stimmungen und Persönlichkeiten der Protagonisten fabelhaft wiedergegeben. Auch, wenn mich so manches nervte, war es doch letztlich einfach ein Abbild ihrer verunsicherten Seelen.

Meine Sympathien erstreckten sich auch auf die Freunde der beiden Verliebten. Mit viel Verständnis und Geduld begleiteten sie die Hauptfiguren, wobei ihre eigenen Sorgen ebenfalls Gehör fanden und sich harmonisch in das Geschehen einfügten. Vor allem das Ende der Datingshow wirkte auf mich menschlich und herzlich. Vorhersehbar – aber schön.

So oberflächlich wie „Catching up with the Carters“ laut Klappentext vielleicht wirken mag, es steckt sehr viel Wahrheit in der Geschichte. Mich hat der Roman jedenfalls positiv überrascht und gut unterhalten.

Bewertung vom 11.07.2022
Die Champagnerfürstin
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


sehr gut

Frankreich/Reims 1858: Als Jeanne Pommery ihren Mann verliert, muss sie sich hinsichtlich der Weiterführung ihres Weinhandelsunternehmens Gedanken machen. In dieser Phase begegnet sie Barbe-Nicole Clicquot, die ihren Schicksalsschlag teilt und ihr Mut macht, sich in der Männerwelt zu behaupten. Jeanne lernt einiges durch die Erzählungen Mme. Clicquots, die mit den Jahren durch viel Engagement und Charakterstärke ein Weltimperium aufbauen konnte. Doch Jeanne möchte neue Wege gehen, denn der Welt fehlt noch ein Brut-Champagner, der ihr Möglichkeiten für neue Märkte erschließt.

Erzählungen, die von historischen Fakten inspiriert wurden, locken mich immer wieder. Die Marken Clicquot und Pommery waren mir bisher zwar ein Begriff, doch jeglicher Hintergrund dazu gänzlich unbekannt. Daher war ich voller Vorfreude, als ich das Buch mit dem sehr edlen, passenden Cover in der Hand hielt. Ich konnte es kaum abwarten darin zu schmökern.

Ich mochte die Geschichte! Hinsichtlich des Klappentextes hatte ich zwar einen anderen Schwerpunkt erwartet, was mich einige Male etwas irritierte, aber mein Lesevergnügen deswegen nicht schmälerte. Ich erwartete hauptsächlich die Entwicklung des Hauses Pommery, vielleicht auch die beider Handelsmarken parallel, doch dieser Roman ging vor allem auf die Lebensgeschichte der Witwe Clicquot ein.

Die Erlebnisse dieser weltberühmten Witwe erstaunten und berührten mich zunehmend, was wohl zum großen Teil dem Schreibstil der Autorin geschuldet war. Sie kreierte ausgleichend zu den Widrigkeiten der damaligen Zeit auch immer eine herzliche Seite innerhalb der Beziehungen der Figuren zueinander, die sie prima in die Handlung einband. So nahm ich umso mehr die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der beiden Witwen Pommery und Clicquot wahr, die aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihren Privilegien halfen wo sie nur konnten, oder auch Angestellte und Freunde in ihr Leben zogen, die sie wohlwollend unterstützten.

Obwohl mir der Handlungsstrang um Jeanne Pommery eindeutig zu knapp geraten war, mochte ich die recht umfassende Ausarbeitung der wichtigsten Figuren beider Familien und deren Freunde. So hatte ich ziemlich schnell ein gutes Bild eines jeden Charakters vor Augen, was mich der Geschichte emotional näher brachte. Vor allem mochte ich die Unvoreingenommenheit, den Zuspruch und die Bewunderung, die den beiden mutigen Frauen von einigen Vertrauten erwiesen wurde.

Historisch gesehen war die damalige Zeit nicht wirklich schön, Kriege und die damit verbundenen Ängste und Verluste schienen nicht abzureißen. Die betreffenden Kapitel im Buch fand ich im Hinblick auf die Grausamkeiten glücklicherweise recht umsichtig dargestellt, ausgedehnt blutiges Gemetzel blieb hier aus. Allerdings überforderten mich die vielen historischen Fakten zur damaligen Kriegslage, bzw. zur Besetzungshistorie. Eine Zeittafel hätte hier gute Dienste geleistet!

„Die Champagnerfürstin“ stellte sich am Ende für mich als historischen Roman mit großem Unterhaltungswert heraus. Vor allem an den großartigen Figuren hatte ich meine Freude, wobei mir der Part von Jeanne Pommery eindeutig zu knapp bemessen war. Mir gefiel in erster Linie der Schreibstil von Annette Fabiani, daher werde ich die Bücher der Autorin künftig im Auge behalten.

Bewertung vom 07.07.2022
Nur du und ich
van Rensburg, Laure

Nur du und ich


ausgezeichnet

Steven ist Collegeprofessor und in seine junge Studentin Ellie verliebt. Um gemeinsam ein paar ungestörte Tage zu verbringen, mieten sie ein einsam gelegenes Haus auf Long Island, Strandzugang inklusive. Doch das Wetter beschert den Verliebten einen Schneesturm, der sie von der Außenwelt abschneidet. Normalerweise wäre das alles nicht bedenklich, doch beide hüten Geheimnisse, die dort in der Abgeschiedenheit ans Licht kommen. Es entfacht ein Kampf um Leben und Tod.

Diese Story werde ich wohl so schnell nicht vergessen! Meine Erwartungen, die ich aufgrund des Klappentextes hatte, wurden sogar noch übertroffen. Ich muss allerdings vorausschicken, dass ich mir unheimlich schwer damit getan habe einen Kommentar zu diesem Thriller abzugeben und dabei nichts vorwegzunehmen.

Wirklich bemerkenswert fand ich in erster Linie den durchdachten Aufbau der Handlung und die damit einhergehende Demaskierung der Protagonisten, die meine Neugier auf die Auflösung immer weiter anfachte und mich gleichzeitig mit den Figuren in diese grausame innere Leere katapultierte, die ein unerwarteter Vertrauensbruch oft nach sich zieht. Auch die Erzählperspektiven haben mich eine Weile beschäftigt, denn das Einnehmen der Sichtweisen forderte mich zeitweise ganz schön heraus, speziell die des narzisstischen Charakters.
Spiegelungen schienen dieses Drama zu leiten, denn die schrittweise psychischen Zusammenbrüche konnte ich deutlich mit Geschehnissen im Außen in Zusammenhang bringen. Fantastisch inszeniert!

Ellie und Steven zeigten sich beide als sehr willensstarke Charaktere. Natürlich jeder auf seine Weise. Doch das Spiel mit dem Intellekt und den niederen Instinkten beherrschte jeder von ihnen hervorragend – im stets unterschwellig-explosiven Hintergrund. Die bedrückende, wachsame Atmosphäre in der sich die Figuren bewegten, wühlte definitiv auf und hielt die Spannung konstant im oberen Level. Die Gefährlichkeit der Situation tröpfelte jedoch meines Erachtens bereits während der ersten Seiten aus den Zeilen, um sich nach und nach zu steigern, aber auch zu verändern. Und mit Ihnen die Dynamik der Protagonisten. Im Ganzen eine sehr intensive Geschichte!

„Nur du und ich“ zählt daher zu den Highlights meines bisherigen Lesejahres. Dieser Thriller geht zweifellos unter die Haut, nicht nur auf einer Ebene. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch dieser talentierten Autorin!

Bewertung vom 30.06.2022
Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1
Vassena, Mascha

Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Moira, ausgebildete Übersetzerin, kehrt nach Jahren in ihr Heimatdorf Montagnola zurück, um sich um ihren erkrankten Vater zu kümmern. Kaum angekommen, schreckt ein Leichenfund die Menschen des Ortes auf. Und plötzlich ist da ihre Jugendliebe Luca, mittlerweile Rechtsmediziner, der sie bittet, für deutsche Zeugen zu dolmetschen. Unversehens steckt Moira selbst mitten in den Ermittlungen und erlebt so einige Überraschungen.

Wer könnte diesem einladenden Cover widerstehen? Ich konnte es nicht, und so wurde der Griff zu diesem Kriminalroman geradewegs zu einem Glückstreffer für mich.

Ich mochte die perfekte Mischung aus Roman und Kriminalfall, wobei ich die in das Geschehen eingebauten kurzen Reisen in Details oder nähere Informationen zu bestimmten Themen überaus passend fand. Auf mich wirkte die Handlung sehr natürlich, und zudem genoss ich das nette Miteinander zwischen Moira und ihrem Vater.
Die Protagonistin fand ich ohnehin äußerst liebenswert und gewitzt. Mit ihren bewundernswerten Wesenszügen wusste sie immer die richtigen Worte für die Menschen des idyllischen Ortes, fand als aufmerksame Beobachterin schnelle Lösungen für Probleme und zeigte sich ungeniert wohlwollend – ohne dabei schwach zu wirken. Im Gegenteil, die Polizei kam in dieser Geschichte nämlich erstaunlicherweise überhaupt nicht gut weg! Ich muss zugeben, dass mich diese Tatsache eine Zeit lang etwas irritierte. Moiras Rolle, bzw. ihre starke Präsenz im Laufe der Ermittlungen wirkte auf mich eher etwas unglaubwürdig. Doch wie dem auch sei, mir machte die Jagd nach dem Täter trotzdem viel Spaß, und daher verfolgte ich Moiras eigene Entdeckungen und Überlegungen mit großem Interesse.

Meiner Meinung nach unterstrich die Autorin die Atmosphäre des Kriminalromans mit einem Schreibstil, den ich als harmonisch beschreiben würde. Trotz der Jagd nach einem Mörder wirkten die Kapitel warmherzig und irgendwie ruhevoll, ohne dabei langweilig zu werden. Im Gegenteil, gegen Ende wurde es noch einmal richtig spannend. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Mit diesem Krimi habe ich für mich definitiv eine neue „Dranbleiber-Reihe“ entdeckt! Hier passte alles. Ein perfektes Buch, das unbedingt mit in den Urlaub sollte. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.06.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1


gut

Die zweijährige Poppy ist bereits ein Social-Media-Star. Seit ihrer Geburt wird ihr Leben auf Schritt und Tritt in die Öffentlichkeit getragen – von den eigenen Eltern. Als Poppy eines Tages während eines Besuches bei ihrer Großmutter verschwindet, ist die Aufregung groß. Denn ihr Aufenthaltsort war kein Geheimnis. Wer steckt hinter der Entführung? Die Kommissarin Emer Murphy ermittelt in verschiedene Richtungen, wobei zeitgleich ihr eigenes Leben Kapriolen schlägt.

In erster Linie wollte ich dieses Buch lesen, weil mich die Thematik unwahrscheinlich ansprach und genau den Nerv der Zeit trifft. Das Cover mochte ich in diesem Fall weniger. Mir war es, die Geschichte betreffend, einfach nicht aussagekräftig genug.

Die Darstellung von Freud und Leid des Social-Media, bzw. des Internets als Dreh- und Angelpunkt fand ich großartig dargestellt. Vor allem die teils entsetzlichen Auswirkungen im Leben von Influencern hatten hier ihren Platz. Sehr gut gefallen hat mir auch der Aufbau der Kapitel, der durch E-Mail-Korrespondenz, Ausschnitte aus Kommentar-Threads verschiedener Blogs oder Nachrichten aus Twitter-Accounts aufgelockert wurden. Ich fand das unheimlich passend hinsichtlich des behandelten Stoffs.

Ganz anders sah es mit den Figuren aus. Während Rückblicke aus Kommissarin Murphys Vergangenheit für mich manchmal etwas deplatziert und ihre aktuelle mysteriöse, übersinnliche Entwicklung nicht ganz glaubwürdig wirkte, erfuhr ich von ihrem Partner Mons viel zu wenig. So war mir Emers Kurs zu negativ überladen, obwohl ich die Idee ihrer Persönlichkeit grundsätzlich ziemlich spannend fand. Gefühlt harmonierte für mich aber der Erzählstrang des Privatlebens nicht so richtig mit dem Fall.

Leider wurden gegen Ende manche Figuren einfach fallengelassen. Ich hätte mir eine Art Abschluss für einzelne Charaktere gewünscht, auch wenn sie für das Finale nicht mehr wirklich wichtig waren.

„Poppy“ ist meiner Meinung nach ein Buch, das man jedem nur ans Herz legen kann. Zwar unblutig, aber mit einer Menge von Denkanstößen und dem Vorstellung einer gänzlich fehlenden Privatsphäre, bleibt mir der Thriller wohl noch eine Weile in Erinnerung. / 3,5 Sterne

Bewertung vom 27.06.2022
Und dann kam das Glück / Die kleine Straße in Belleville Bd.1
Simon, Clara

Und dann kam das Glück / Die kleine Straße in Belleville Bd.1


sehr gut

Die schüchterne Chloé ist Inhaberin eines Blumenladens in der „Rue de la Chance“, im Pariser Künstlerviertel Belleville. Als das Gebäude nebenan renoviert wird, sieht sie sich täglich mit dem lästigen Baulärm und dem Schmutz konfrontiert und befürchtet, dass ihr Geschäft darunter leidet. Mehr als einmal möchte sie die Situation auf der Baustelle ansprechen, wenn da nur nicht der attraktive Bauleiter Ben wäre, der ihr Herzklopfen verursacht!

Vom entzückenden, stimmungsvollen Cover geködert, wusste ich sofort, dass ich dieses Buch lesen möchte. Selten hat mich ein Titelbild so angesprochen, es passte perfekt zur Geschichte. Eine sehr gute Wahl!

Die große Stärke dieses Romans lag eindeutig im bezaubernden Flair, welches sich mit Leichtigkeit in mein Leserherz schlich. Schon recht früh regte sich in mir ein Urlaubs-Feeling, und ich wünschte mir, ich könnte selbst in dieser malerischen Straße flanieren und in den heimeligen Läden stöbern. Die Atmosphäre und der Schauplatz dieser Geschichte nahmen zwar verhältnismäßig viel Raum ein und drängten die Liebesgeschichte etwas in den Hintergrund, aber überraschenderweise störte mich das überhaupt nicht, denn die zauberhaft-verträumte Kulisse mit den überaus freundlichen Figuren hatte in ihrer Gesamtheit eine Art Perfektionismus, der schon wieder künstlerischen Wert hatte. Mir gefiel es!

Die Protagonisten dieses ersten Bandes, Chloé und Ben, traten sympathisch, aber auch zurückhaltend auf, so dass ich beide leider nicht ganz erfassen konnte. Dies änderte sich auch bis zum Ende des Buches nur mäßig, daher blieben für mich in diesem Fall ein paar Fragen offen. Vielleicht brauchte es für diesen Roman diesbezüglich aber auch nicht mehr, denn meiner Meinung nach wurde in dieser Erzählung mehr das Thema Freundschaft und Zusammenhalt in den Fokus gerückt. Chloés Freunde standen ihr Tag und Nacht zur Seite, sie lösten und schufen Probleme, lachten und weinten gemeinsam. Diese Momente fand ich durchaus herzerwärmend, angesichts dessen empfand ich deren Verhalten am Ende der Geschichte dann aber ziemlich seltsam und irgendwie unpassend.

Im Ganzen mochte ich die erste Hälfte des Buches lieber. Später wurde mir die Handlung nämlich etwas konfus, gefühlt unvollständig, wobei aber ein ureigener Charme in den Szenen erhalten blieb. Bedauerlicherweise erschien mir Chloé im Laufe der Geschichte immer einfältiger und jammervoller, wobei sie auch noch einen zu bemüht herbeigeschriebenen Konflikt mit ihrer Mutter auferlegt bekam. Insofern war mir das Finale zu künstlich überanstrengt, was ich unwahrscheinlich schade fand.

Zusammenfassend punktete „Und dann kam das Glück“ bei mir als spielerischer, atmosphärischer Sommerroman, mit dem es sich gedanklich leicht in das französische Savoir-vivre reisen ließ. Emotionale Tiefe oder tollkühne Taten sucht man hier zwar vergebens, aber wie sagt man so schön: Paris ist immer eine (literarische) Reise wert!