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KristallKind

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Insgesamt 244 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2022
Todesspiel. Die Nordseite des Herzens
Redondo, Dolores

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens


gut

Amaia Salazar ist noch sehr jung, aber dafür die beste Kommissarin des FBI. Als ein Serienmörder in den USA sein Unwesen treibt, holt man Amaia aus Spanien nach New Orleans. Vor Ort arbeitet sie sich in den Fall ein, wobei ihr auffällt, dass der Mörder seine Opfer stets nach einem ganz bestimmten Muster arrangiert. Im Angesicht des Hurrikans „Katrina“ ist die junge Ermittlerin dem Mörder dicht auf den Fersen, als überraschend ein weiterer offener Fall ihren Weg kreuzt.

Vom Klappentext und der vielversprechenden Leseprobe begeistert, konnte ich es kaum erwarten, Amaia Salazars Ermittlungen zu verfolgen. Im Nachhinein muss ich allerdings feststellen, dass der Thriller bei mir keinen herausragenden Eindruck hinterlassen konnte.

Ganz allgemein, und vor allem anfangs, wirkten die Ermittlungen auf mich viel zu theoretisch. Mir fehlte es an Dynamik, irgendwie schien es mir, als wollten die Verantwortlichen den Fall am Schreibtisch lösen. Die Figuren im eigens zusammengestellten Ermittlungsteam waren mir bis zum Ende hin auch eher unsympathisch, im besten Fall neutral. Natürlich hatte jeder Charakter eine ganz besondere Vergangenheit, die mich neugierig machte, die dann aber nur unzureichend aufgelöst wurde.

Unzureichend fand ich auch die Aufklärung in alle Richtungen, vor allem die um den Komponisten und die Vorkommnisse in Amaias Kindheit. Die überaus spannende, mysteriös-okkulte Vergangenheit der jungen Kommissarin blieb daher bis zuletzt zum großen Teil nebulös, wurde stellenweise nur angedeutet und im Zuge des überaus abrupten Endes einfach fallengelassen, wie auch so manch andere Erzählstränge. In der Gesamtheit war mir die Geschichte mit diesen drei Fällen, die sich im Laufe der Handlung hier zeigten, einfach zu überladen: Den Fall des Komponisten, den alten Fall um Samedi in New Orleans und Amaias Vergangenheit, die ich ebenso als eigenen Fall einstufe.

Außerdem hätte ich mir mehr Atmosphäre gewünscht, da die Handlungsschauplätze dafür unwahrscheinlich prädestiniert waren. Die Beschreibung der katastrophalen Auswirkungen des Hurrikans „Katrina“ verdrängte meiner Meinung nach ein emotionales Verfolgen des Komponisten, dessen Wahn, außer in Amaias Erklärungen, nicht so richtig zu mir durchdrang. Für einen Thriller fand ich die Spannung deshalb nur mittelmäßig, die Handlung phasenweise etwas langatmig, und den viel zu schnellen Showdown irgendwie unlogisch und stiefmütterlich behandelt. Gefühlt wurde die Jagd nach dem Serienmörder nach und nach zur Nebensache.

Das Cover gefiel mir schon zuvor nicht besonders gut, und nach dem Lesen fand ich es sogar eher unpassend, weil es eine kurze Momentaufnahme aus Amaias Vergangenheit abbildet, die ich in Anbetracht der Bedeutung des Serienmörder-Falles und des betonten Handlungsschauplatzes im Katastrophengebiet New Orleans, für wenig aussagekräftig halte. Außerdem hatte ich hinsichtlich des Schreibstils manchmal Schwierigkeiten beim Verständnis von Aussagen in Unterhaltungen zwischen den Figuren, was vielleicht mit der Übersetzung zusammenhängen könnte.

Letztlich bin ich von „Todesspiel“ nicht unbedingt enttäuscht, aber auch nicht begeistert. Die Autorin packte viele bemerkenswerte Themen in ihr Buch, die alle mein Interesse weckten. Doch rückblickend wirkte gerade dies in der Gesamtsumme zu dicht gedrängt, um Details zu behandeln und damit ein rundes Bild von Flair, Emotion und Fakten zu liefern.

Bewertung vom 11.08.2022
Ruf der Fremde / Die Gärten von Heligan Bd.2
Corbi, Inez

Ruf der Fremde / Die Gärten von Heligan Bd.2


sehr gut

Lexi hat einen traumhaften Job in den „Lost Gardens of Heligan“ an der Küste Cornwalls. Sie darf dort die Jubiläumsausstellung vorbereiten, und stöbert nun in alten Aufzeichnungen, um mehr über die Gründer des Areals zu erfahren. Ihr Kollege Ben empfindet viel für Lexi und unterstützt sie auch bei ihrer Suche nach Informationen. So finden die beiden historisches Material, aus dem hervorgeht, dass der junge Avery Harrington damals das Anwesen überstürzt verlassen musste und den weiten Weg nach Indien und Nepal antrat. Das war jedoch nicht alles, denn Averys Reise war nicht nur von Glück gesegnet.

Auch das Cover dieser Fortsetzung der Reihe zieht definitiv Blicke auf sich. Ich finde die Gestaltung sehr ansprechend, innen wie außen – ein Schmuckstück für das Buchregal. Die kleinen Zeichnungen an jedem Kapitelanfang wirken sehr liebevoll arrangiert, daher könnte ich mir vorstellen mit dieser Buchreihe auf ein Herzensprojekt der Autorin gestoßen zu sein.

Auch, wenn ich die Weiterführung der Geschichte um das Haus Tremayne sehr genossen habe, kam mir der Erzählstrang um Lexis Geschichte mal wieder zu kurz. Allerdings wird erfreulicherweise Licht in die Situation zwischen der jungen Frau und ihrem Ex-Freund Rob gebracht. Aber leider wurde diese Offenbarung für meine Begriffe viel zu knapp behandelt, Lexis Umgang mit dem Status quo konnte ich teilweise nicht richtig nachvollziehen.

Dafür mochte ich Averys Geschichte! Hier spürte man ein wenig Abenteuer und die Neugier des jungen Harrington, der so unerschrocken auf Menschen und Kultur in der Fremde zuging. Auf mich wirkte er sehr sympathisch und warmherzig, trotz manch jugendlichem Leichtsinn, der ihm auch einige Schuldeingeständnisse entlockte und dessen teils dramatischen Lebensweg mich mehr als einmal berührte. Diese Entwicklung empfand ich aber als sehr lebendig und gefiel mir besonders gut! Averys Wegbegleiter und Freunde in Indien und auch die Familie in der fernen Heimat schienen mir alle sehr hilfsbereit und freundlich, behandelten die Menschen mit Wertschätzung und unterstützten sich gegenseitig. Ach, ich mag solche wohligen Atmosphären, in denen man sich einfach zu Hause fühlt.

Etwas gestört haben mich jedoch die extremen Zeitsprünge, die manchmal von Kapitel zu Kapitel auftraten. Für die Erzählung hinsichtlich Lexis Engagement für die Jubiläumsausstellung waren diese ausgelassenen Jahre zwar nicht wirklich relevant, doch ich war so in Averys Lebensgeschichte vertieft, dass ich über dessen verpasste Entwicklungsgeschichte ein wenig traurig war. Von mir aus hätte man, zumindest in diesem Buch, Lexis Part zugunsten von Averys Erlebnissen getrost aufgeben können. Sie wirkte auf mich als Protagonistin sowieso eher unscheinbar. Für mich war sie schlicht zu wenig präsent, um mir ein tiefergehendes Bild von ihr, oder Gedanken über ihre Situation zu machen. Im Gegensatz zu dem jungen Harrington, konnte mir ihre Figur nämlich kaum Emotionen entlocken. Doch gegen Ende machte sie mich dann doch neugierig, denn Lexis Familie könnte ein Geheimnis hüten, welches sogar mit der Hilfe ihres Freundes Ben offengelegt werden könnte. Und schon freue ich mich wieder auf den nächsten Band der Reihe!

„Die Gärten von Heligan – Ruf der Fremde“ hat mich wunderbar unterhalten. Vor allem die Reise in die Vergangenheit hatte es mir mal wieder angetan. Inez Corbis einfühlsame und bilderreiche Erzählung kam in diesem zweiten Band der Reihe nämlich ein wenig einem Abenteuerroman gleich, den ich sehr genießen konnte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Ende des 19./ Beginn des 20. Jh.: Die junge Ava lebt und arbeitet auf einem Hof mitten im Alten Land. Ihr ärmliches Leben verlangt ihr viel ab, und trotzdem sehnt sie sich nach einem Neuanfang in Amerika, wo sie ihre Eltern wiederfinden möchte. Im Gegensatz zu Ava wächst die schöne Claire in reichen Verhältnissen auf. Leider wirkt sie nicht glücklich, was sich durch ihr rebellisches Verhalten bemerkbar macht. Auch sie hofft auf ein Weiterkommen in ihrem Leben, vor allem in Anbetracht ihrer Heiratsabsichten. Ob der Reedersohn Magnus wohl bald um ihre Hand anhalten wird? Letztlich begegnen sich Ava und Claire nach vielen folgenreichen Vorkommnissen in Hamburgs Auswandererstadt, wo sich Reisende auf ihrem Weg nach Amerika, in ein hoffentlich besseres Leben, die Klinke in die Hand geben.

Wie konnte ich die Bücher der Autorin bisher übersehen? Ich bin restlos begeistert von diesem ersten Band der neuen Buchreihe „Das Tor zur Welt“! Schon alleine die Idee, die Handlung, war so interessant, dass ich meiner Familie die Geschichte stückchenweise, je nach Lesefortschritt, nacherzählen sollte. Das gab es bei uns noch nie.

Das Thema rund um die Massenauswanderung in die neue Welt faszinierte mich. Daher wollte ich den Roman unbedingt lesen, wobei das ansprechende Cover meine Buchwahl noch bestärkte.
Den Zeitgeist der herausfordernden Jahre und die Ketten der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten fand ich sehr authentisch dargestellt, wobei der Aufbruch für mich auf verschiedenen Ebenen deutlich wahrnehmbar war. Der Roman wirkte im Ganzen sowieso sehr natürlich in den Entwicklungen und Beziehungen, und sogar die sehr anrührenden, tragischen Momente kamen leicht ohne künstliches Drama aus.

Miriam Georg schreibt fantastisch! Mir gefiel vor allem, wie sie die intensive Atmosphäre gekonnt wechselte, passend zu den unterschiedlichen Lebensgeschichten und Hoffnungen der einzelnen Figuren. Außerdem erwarteten mich noch die umfassenden Gedanken, zielführenden Absichten und facettenreichen Wesenszüge der Charaktere, daher konnte ich nicht anders, als mit allen meinen Sinnen bei dieser Geschichte zu sein. Kein Filmerlebnis kann solchen Büchern das Wasser reichen!

In erster Linie rührten die außergewöhnlichen Protagonistinnen mein Leserherz. Vor allem die warmherzige Ava mit ihrem unglaublichen Durchhaltewillen hatte es mir angetan. Allerdings war es auch bewegend, nach und nach die echte Claire zu entdecken. Beide Frauen wurden in meiner Fantasie auf die Art lebendig, aus der ich jede ihrer Entscheidungen und Handlungen irgendwie verstehen konnte, so fragwürdig diese auch manchmal ausfielen. Aber auch die Nebenfiguren hatten ihren Charme und wurden in ihrer Darstellung nicht stiefmütterlich behandelt. Sie alle waren in meinen Augen einzigartige Gestalten, die gerade hauptsächlich durch ihre Unvollkommenheit sehr interessant wirkten. Mir gefiel, dass jede davon in jedem Moment durch eine Entscheidung ihr bisheriges Charakterbild niederreißen konnte. Daher war der Roman zu keinem Zeitpunkt langweilig, sogar ganz im Gegenteil - an Lebendigkeit nicht zu überbieten.

„Das Tor zur Welt – Träume“ kann ich jedem nur ans Herz legen. Eine Geschichte, die mich absolut faszinierte, mit hervorragenden Figuren und viel Gefühl. Einzigartige Unterhaltung!

Bewertung vom 02.08.2022
Some Mistakes Were Made
Dwyer, Kristin

Some Mistakes Were Made


ausgezeichnet

Ellis und Easton kommen aus verschiedenen Welten. Trotzdem waren sie schon als Kinder unzertrennlich. Als Ellis jedoch unerwartet eine folgenreiche Entscheidung trifft, verändert sich alles. Sie muss ans andere Ende des Landes ziehen und neu anfangen. Nach einem Jahr Funkstille flattert dann aber eine Einladung für eine Feier in der alten Heimat ins Haus. Also wird sie Easton wiedersehen, der sein Leben mittlerweile neu geordnet hat. Wird Ellis gebrochenes Herz dies alles ertragen?

Ok, Cover und Titel hatten mich nicht wirklich vom Hocker gerissen. Doch von der Geschichte konnte ich nicht genug bekommen. Ehrlich gesagt habe ich hier eher nichts Außergewöhnliches erwartet, wurde aber recht schnell eines Besseren belehrt.

Die mir bisher unbekannte Autorin schrieb diese Geschichte mit so viel Achtung vor den Gefühlen ihrer Figuren, dass ich, völlig fasziniert von ihrer Art des vorsichtigen Herantastens an Schockmomente und das dazugehörige Seelenleben der Charaktere, den Roman nicht mehr aus der Hand legen konnte. Kristin Dwyers Schreibstil ging mir unter die Haut: zurückhaltend, sanft, aber auch stürmisch nach vorne preschend – eine Bandbreite an Emotionen tat sich hier für mich auf.

Auch die Protagonisten zeigten sich mir alles andere als stereotyp. Sie verhielten sich erfrischend unkonventionell, mit glaubhaften Reaktionen auf ihre seelischen Erschütterungen und der damit verbundenen anstrengenden Aufarbeitung. Echt - es wirkte für mich einfach fantastisch echt! Sehr sympathisch waren mir auch die Nebenfiguren, die den beiden unendliche Unterstützung boten. Familie und Freunde, wie man sie sich nur wünschen kann.

Bitte mehr davon! „Some Mistakes Were Made“ rangiert für mich in diesem Genre ganz oben. Die Autorin brachte hier meines Erachtens alles zusammen: Grandioser Schreibstil, außergewöhnliche Figuren, herausfordernde Idee. Und es passte perfekt! Ich kann den nächsten Roman von Kristin Dwyer kaum erwarten.

Bewertung vom 26.07.2022
Nebelreise
Baumann, Margot S.

Nebelreise


ausgezeichnet

Samantha ist als Juristin mit dem Auffinden eventueller Erben betraut. Im aktuellen Fall reist sie an die Südküste Englands, in das schöne Städtchen Poole. Dort lässt das Schicksal sie auf den sympathischen Ethan treffen, den sie kurzentschlossen in dessen Heimat, auf die malerische Kanalinsel Jersey, begleitet. Denn dort befindet sich die nächste Spur, die sie ihrem Ziel näher bringen könnte. Doch mittlerweile ist nicht nur ihr Auftrag spannend, sondern auch Ethan...

Ich hatte schon immer ein Faible für besondere Handlungsschauplätze. Als ich das wunderschöne Cover sah und dann auch noch erfuhr, dass Samanthas Reise auf die Kanalinsel Jersey führen würde, verankerte sich dieses Buch unwiderruflich in meinen Gedanken. Ich wollte diesen Roman unbedingt lesen.

Margot S. Baumann hat für „Nebelreise“ viele sympathische Figuren erschaffen. Die Protagonistin Samantha mit ihrer umsichtigen Zielstrebigkeit und der etwas vorsichtige, aber durchaus anziehende Ethan ergänzten sich prima, wobei mich die Turbulenzen ihres Zueinanderfindens immer mal wieder schmunzeln ließen. Die Unsicherheiten beider Hauptfiguren waren nämlich wie aus dem Leben gegriffen, wobei ich das Vor und Zurück in ihrer Beziehung ziemlich glaubhaft fand. Bekanntlich sind es doch diese Kämpfe, ausgetragen mehr mit sich selbst, als mit seinem Gegenüber, die letztlich Entwicklungen ermöglichen. In diesem Roman fanden sich so einige davon. Solche, die im ersten Moment irgendwie nervig wirkten, sich rückblickend aber als richtungsweisend und notwendig zeigten. Ich habe die Geschichte jedenfalls genossen. Hier menschelte es an jeder Ecke, und mit mit den meisten Nebenfiguren wollte ich am liebsten am Küchentisch ein Pläuschchen halten.
Natürlich war die Suche nach der vermissten Erbin auch nicht immer einfach, aber genau das machte die Geschichte wiederum spannend. Zeitweise fand ich mich ein wenig in einem Krimi-Feeling wieder, was aber wunderbar passte und eine Prise Abenteuer im Geschehen verteilte.

Im Laufe der Handlung spielte der Zufall und das Schicksal mehrmals eine Schlüsselrolle. In solchen Fällen bin ich meist sehr kritisch, denn die Geschichten wirken in dem Fall oft sehr konstruiert. Erfreulicherweise fühlten sich diese Momente hier überhaupt nicht so an, ich konnte außergewöhnlich schicksalshafte Begegnungen bedenkenlos annehmen. Den Schreibstil der Autorin empfand ich sowieso sehr natürlich, ohne unnötiges oder übertriebenes Drama, dafür manchmal mit einem schalkhaften Augenzwinkern. Sehr gelungen!

„Nebelreise“ hat mir sehr gut gefallen. Die harmonische Mischung aus Abenteuer, Liebesgeschichte, Familiengeheimnissen und etwas Kulturgeschichte bescherte mir abwechslungsreiche Lesestunden. Ich bin gespannt, ob ich der Protagonistin künftig in einem weiteren Werk der Autorin wieder begegnen darf.

Bewertung vom 24.07.2022
Heavy & Light / Westwell Bd.1
Kiefer, Lena

Heavy & Light / Westwell Bd.1


sehr gut

Helena Weston, Tochter aus reichem Hause, verlor vor Jahren ihre Schwester Valerie bei einer aus dem Ruder gelaufenen Party. Man fand sie und ihren Verlobten Adam Coldwell tot in einer Hotelsuite. Nach diesem Vorfall schickte man Helena nach England, damit sie Abstand von der New Yorker Partyszene nehmen konnte. Als Helena nun zurück in der Stadt ist, entfaltet sich ihr Plan, den Namen ihrer Schwester reinzuwaschen. Dabei stößt sie nicht nur auf einige Schwierigkeiten, sondern auch auf Adams Bruder Jessiah, dem sie aus familienpolitischen Gründen eigentlich nicht zu nahe kommen darf.

Mal abgesehen vom edlen Cover, interessierte mich das Buch, weil es aus der Feder von Lena Kiefer stammt! Ich habe bereits mehrere Werke von ihr gelesen, die mir gut gefielen.

Ich mochte diese moderne Romeo-und-Julia-Erzählung, vor allem die Darstellung der Macht und Kontrollsucht der Familienoberhäupter, die nicht einmal einer aufrichtigen Liebe den Weg öffnen, wenn diese ihr Ansehen in der High-Society schmälern könnte. Die Oberflächlichkeit in den Kreisen, in denen sich die verfeindeten Familien Coldwell und Weston bewegten, war für mich kaum auszuhalten. Ich fand die Handlung diesbezüglich sehr glaubhaft, mit Figuren, denen man am liebsten den Fehdehandschuh ins Gesicht schleudern würde. Lena Kiefer heizte meine Emotionen in solchen Momenten bis aufs Äußerste an, was für mich immer ein Zeichen ist, mit der Geschichte und den Figuren tief verbunden zu sein. Ich muss allerdings dazu anmerken, dass ich, je länger ich die Handlung verfolgte, immer weniger Verständnis für die Probleme der Protagonisten hatte. Ab einem bestimmten Punkt wurde mir das Geschehen daher zu sehr künstlich verlängert, denn trotz Helenas Mission und Jess Verpflichtung gegenüber seinem kleinen Bruder, könnte eine Lösung doch so einfach sein. Ihr seid volljährig Leute, keine zwölf! Macht euer eigenes Ding!

Helena und Jess konnten sich beide meine Sympathie sichern. Jess etwas mehr als Helena, denn die junge Weston wirkte auf mich stellenweise zu künstlich-taff, jedoch letztlich nicht stark genug mit Jess über ihre Mission zu reden. Ihre Verbindung durch die schmerzvollen Erlebnisse hätte meiner Meinung nach nämlich etwas mehr Vertrauen verdient. Diese besagte Verbindung fand ich allerdings fantastisch umgesetzt, die entsprechenden Szenen sehr gefühlvoll unterlegt.

Der Auftakt zur „Westwell“-Reihe hat mir gut gefallen und ich bin bereits auf Band 2 gespannt. Die Mischung aus Liebesgeschichte, Familienzwist und Kriminalfall fand ich nämlich äußerst erfrischend.

Bewertung vom 24.07.2022
Das Leuchten vergangener Sterne
Fischer, Rena

Das Leuchten vergangener Sterne


weniger gut

Die Unternehmensberaterin Nina Winter möchte die Imagekampagne eines Großkunden vorantreiben. Um eine relevante Investition zu überprüfen, reist sie nach Andalusien, wo zwei Archäologen auf sie warten. Beide sind in das Projekt involviert, und beide haben nach kurzer Zeit ihr Herz an Nina verloren. So beginnt ein Kampf in verschiedenen Bereichen, in denen sich keiner so leicht geschlagen gibt. Eine spannende Zeit beginnt!

Dieses Buch hörte sich im Vorfeld für mich absolut vielversprechend an! Ich sah mich schon mit den Protagonisten die exotische Atmosphäre Andalusiens genießen und die Anfänge einer dementsprechend temperamentvollen Liebesverbindung miterleben. Das ansprechende Cover vertiefte meine Erwartungen an die Erzählung, denn ich mochte das abgebildete Stück stimmungsvoller Kultur, welches für mich fast schon erhaben schön in den Fokus rückte.

Doch zu meiner eigenen Enttäuschung entwickelte sich die Geschichte in meinen Augen ziemlich schnell zu einem Flop. Bereits im ersten Drittel der Geschichte schweiften meine Gedanken ständig zu Belanglosigkeiten ab, ich konnte der Handlung nur schwer folgen. Für mich ist dies stets ein Zeichen für Langweile, oder wie im aktuellen Fall: Zu viel Information! Die Kapitel waren vollgepackt mit Details, Anekdoten oder Verweisen zu und mit Erklärungen, und Ähnlichem. Das Drumherum war mir einfach zu viel, die eigentliche Handlung geriet meines Erachtens dadurch deutlich in den Hintergrund.

Natürlich habe ich aufrichtig Hochachtung vor der Recherchearbeit der Autorin, die hier sehr aufwendig gewesen sein muss. Dieser Schreibstil war aber leider überhaupt nicht mein Fall, und abgesehen von den bereits erwähnten Abschweifungen, konnte ich die Emotionen der Figuren oder die atemberaubende Atmosphäre Andalusiens überhaupt nicht spüren. Der Roman las sich sachlich und distanziert, fast wie ein Reiseführer, was diesen Eindruck durch viele (erklärte) Fachbegriffe noch verstärkte.

Auch die Figuren konnten zu meinem eigenen Bedauern bei mir ebenso wenig punkten. Nina schien mir bis zuletzt sehr karriereorientiert, oberflächlich und stellenweise etwas überdreht zu sein, wobei ich die Schockverliebtheit der männlichen Hauptfiguren Taran und Orlando ihr gegenüber überhaupt nicht nachvollziehen konnte und stellenweise beim Lesen hinsichtlich deren Bemühungen um Nina sogar peinlich berührt war. Meine Kritik richtet sich hier nicht gegen die Handlung an sich, sondern auf die Umsetzung, die sich für mich unnatürlich und konstruiert anfühlte. Die Charaktere konnten mich leider bis zuletzt nicht für sich einnehmen. Ich mochte zwar Taran ganz gern und seine Erinnerungen an die Vergangenheit, doch im Grunde vermisste ich bei allen fast durchgängig die subtilen, leisen Töne von Gefühl und authentischer Entwicklung. Gegen Ende wurden die Reaktionen der Protagonisten dann auch noch einmal künstlich überdramatisiert, was sprunghafte, extreme Wendungen in so mancher Persönlichkeit mit sich brachte.

So bleibt mir „Das Leuchten vergangener Sterne“ als überraschend anstrengendes Buch in Erinnerung, in dem mir die authentische Gefühle und Entwicklungen fehlten, die ich als essenziell für einen Liebesroman erachte. Da ich auch die landestypische Atmosphäre zum großen Teil vermisste, verzichte ich in diesem Fall auf eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2022
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


sehr gut

Carla Winter ist Strafverteidigerin in Frankfurt. Sie hat ihr Leben im Griff, bis sie eines Tages vom Tod ihres Ex-Mannes Felix erfährt. Plötzlich befindet sie sich im Schussfeld brutaler Verbrecher und muss um ihr Leben fürchten. Scheinbar hatte ihr ehemaliger Ehemann Verbindungen zu dubiosen Raubkunstgeschäften im Nahen Osten, und dummerweise wird jetzt eine wertvolle Statue vermisst. Carla soll sie nun beschaffen. Da hilft nur noch abhauen! So beginnt für die Anwältin eine gefährliche Reise in die Türkei, wo sie Antworten finden will.

Diesem Buchteaser konnte ich nicht widerstehen! Die Mischung aus Abenteuer, Krimi, sowie politischen und kulturellen Bezügen machte mich unglaublich neugierig. Vor allem, weil ich aus dem Hause Tropen schon einige besondere Geschichten lesen durfte.

Den Fall um Clara Winter und ihren Ex-Mann fand ich absolut interessant gestaltet, allem voran die Darstellung dieser speziellen kriminellen Parallelwelt, die der Normalbürger in der Regel überhaupt nicht wahrnimmt. Die Geschichte wirkte auf mich zum größten Teil authentisch, bis auf einige Reaktionen und Entscheidungen der Protagonistin. Aber gut, Carla Winter schien mir mit einem sehr speziellen Charakter gesegnet zu sein, der meiner Meinung nach stellenweise leider etwas überreizt wurde. Im Grunde mochte ich die unkonventionelle Anwältin, doch ab und an konnte ich mit ihrer überbetonten Coolness nicht umgehen, weil sie mir in so mancher Situation zu künstlich und bemüht erschien. Ihre Durchsetzungskraft wirkte auf mich daher nicht echt und die in der Schlussphase von Felix gezeigte Unterwürfigkeit ihr gegenüber ziemlich unpassend. Besonders hinsichtlich seines Hintergrunds fand ich seine Reaktionen einfach nicht glaubhaft.

Dafür gefielen mir die Nebenfiguren. Sie waren allesamt auf ihre Art speziell und damit interessant und meist sehr unterhaltsam. Vor allem der scharfsinnige Professor, der durch Carlas Fall wieder auflebte, hatte es mir angetan.

Das Tempo der Geschichte fühlte sich für mich nicht gleichbleibend hoch an, sondern wechselte phasenweise in einen ruhigeren Modus. Mich störte das überhaupt nicht, denn in diesen Abschnitten erfuhr ich mehr über Land und Leute, wobei der Autor die jeweils passende Atmosphäre sehr gut einfing.

Gerne empfehle ich „Das letzte Grab“ weiter. Thema, Idee und Handlung konnten eindeutig bei mir punkten. Ich würde mir sogar eine Fortsetzung um Carla Winter wünschen, die sich künftig weiterhin nicht ganz so alltäglichen Themen widmet.

Bewertung vom 14.07.2022
In your eyes / Catching up with the Carters Bd.1
Schaper, Fam

In your eyes / Catching up with the Carters Bd.1


sehr gut

Aphrodite Carters Leben gehört der Öffentlichkeit. Schon seit sie denken kann, steht ihre Familie im Rampenlicht, und zwar im Reality-TV. Hier ist jeder Skandal willkommen, daher beobachtet man jeden Schritt von ihr ganz genau. Die Medien betiteln sie als It-Girl, und jeder private Moment wird ausgeschlachtet. Die Wahrheit kennt jedoch niemand, bis auf Garett, der zu einer rivalisierenden Reality-TV-Familie gehört. Die beiden verbindet viel, denn im Geheimen fanden sie bereits vor Jahren zusammen, bis ein Verrat sie trennte. Als Garett und Aphrodite dann am Set einer Datingshow aufeinandertreffen, finden die lange unterdrückten Gefühle ihren Weg.

Der Glamour der Promiwelt fasziniert, und in Verbindung mit einer verbotenen Liebe macht es das ganze Thema zusätzlich aufregend. Deswegen überzeugte mich hier bereits der Klappentext, ich wollte diese Geschichte unbedingt lesen. Da das Cover auf mich recht zurückhaltend wirkte, hoffte ich auf ein wenig mehr als den üblichen Promi-Kitsch. Und so war es dann auch.

Ich finde, Fam Schaper ist diese Geschichte wirklich gut gelungen. Obwohl ich anfangs die Befürchtung hatte, die Story schleppe sich mühselig von Kapitel zu Kapitel, starteten die Entwicklungen der Figuren nach einer Aufwärmphase durch. Im Nachhinein wurde mir klar, dass mir zu Beginn der Erzählung die Oberflächlichkeit und die Durchtaktung im Showbusiness präsentiert wurde, was für das Verständnis wirklich wichtig war. Schockierend fand ich die Entmenschlichung der Reality-Stars, die lediglich als Gelddruckmaschine zählten. Deutlicher kann man dieses Thema wohl kaum ansprechen.

Die Protagonisten konnten bei mir im ersten Moment jedoch nur teilweise punkten, bis ich begriff, dass ihr unverständliches Verhalten wahrscheinlich nur erschreckend authentisch wiedergegeben wurde. Aphrodite hatte mein vollstes Mitgefühl, ihre Hilflosigkeit fand ich erschütternd, und der an ihr begangene Verrat brachte mich wirklich an meine Grenzen. Ich konnte ihre Situation glaubhaft annehmen, was wohl auch am ungekünstelten Schreibstil der Autorin lag. Später wendete sich das Blatt, Aphrodite handelte wie eine gestörte, schwache und unselbständige Persönlichkeit. Aber genau genommen wurde sie genau dazu erzogen, in Anbetracht ihres bisherigen Lebens. Mit dieser Erkenntnis im Gepäck, konnte ich mich auch hier wieder emotional mit der jungen Frau verbinden.
Garett war mir allerdings etwas zu zurückhaltend. Obwohl ich diesen ruhigen Pol mochte, fehlte mir die Entschlossenheit und Tatkraft. Aber was soll ich sagen? Die Medien und die Familie hatten hier wohl ebenso ganze Arbeit geleistet. In der Gesamtheit fand ich die Stimmungen und Persönlichkeiten der Protagonisten fabelhaft wiedergegeben. Auch, wenn mich so manches nervte, war es doch letztlich einfach ein Abbild ihrer verunsicherten Seelen.

Meine Sympathien erstreckten sich auch auf die Freunde der beiden Verliebten. Mit viel Verständnis und Geduld begleiteten sie die Hauptfiguren, wobei ihre eigenen Sorgen ebenfalls Gehör fanden und sich harmonisch in das Geschehen einfügten. Vor allem das Ende der Datingshow wirkte auf mich menschlich und herzlich. Vorhersehbar – aber schön.

So oberflächlich wie „Catching up with the Carters“ laut Klappentext vielleicht wirken mag, es steckt sehr viel Wahrheit in der Geschichte. Mich hat der Roman jedenfalls positiv überrascht und gut unterhalten.

Bewertung vom 11.07.2022
Die Champagnerfürstin
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


sehr gut

Frankreich/Reims 1858: Als Jeanne Pommery ihren Mann verliert, muss sie sich hinsichtlich der Weiterführung ihres Weinhandelsunternehmens Gedanken machen. In dieser Phase begegnet sie Barbe-Nicole Clicquot, die ihren Schicksalsschlag teilt und ihr Mut macht, sich in der Männerwelt zu behaupten. Jeanne lernt einiges durch die Erzählungen Mme. Clicquots, die mit den Jahren durch viel Engagement und Charakterstärke ein Weltimperium aufbauen konnte. Doch Jeanne möchte neue Wege gehen, denn der Welt fehlt noch ein Brut-Champagner, der ihr Möglichkeiten für neue Märkte erschließt.

Erzählungen, die von historischen Fakten inspiriert wurden, locken mich immer wieder. Die Marken Clicquot und Pommery waren mir bisher zwar ein Begriff, doch jeglicher Hintergrund dazu gänzlich unbekannt. Daher war ich voller Vorfreude, als ich das Buch mit dem sehr edlen, passenden Cover in der Hand hielt. Ich konnte es kaum abwarten darin zu schmökern.

Ich mochte die Geschichte! Hinsichtlich des Klappentextes hatte ich zwar einen anderen Schwerpunkt erwartet, was mich einige Male etwas irritierte, aber mein Lesevergnügen deswegen nicht schmälerte. Ich erwartete hauptsächlich die Entwicklung des Hauses Pommery, vielleicht auch die beider Handelsmarken parallel, doch dieser Roman ging vor allem auf die Lebensgeschichte der Witwe Clicquot ein.

Die Erlebnisse dieser weltberühmten Witwe erstaunten und berührten mich zunehmend, was wohl zum großen Teil dem Schreibstil der Autorin geschuldet war. Sie kreierte ausgleichend zu den Widrigkeiten der damaligen Zeit auch immer eine herzliche Seite innerhalb der Beziehungen der Figuren zueinander, die sie prima in die Handlung einband. So nahm ich umso mehr die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der beiden Witwen Pommery und Clicquot wahr, die aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihren Privilegien halfen wo sie nur konnten, oder auch Angestellte und Freunde in ihr Leben zogen, die sie wohlwollend unterstützten.

Obwohl mir der Handlungsstrang um Jeanne Pommery eindeutig zu knapp geraten war, mochte ich die recht umfassende Ausarbeitung der wichtigsten Figuren beider Familien und deren Freunde. So hatte ich ziemlich schnell ein gutes Bild eines jeden Charakters vor Augen, was mich der Geschichte emotional näher brachte. Vor allem mochte ich die Unvoreingenommenheit, den Zuspruch und die Bewunderung, die den beiden mutigen Frauen von einigen Vertrauten erwiesen wurde.

Historisch gesehen war die damalige Zeit nicht wirklich schön, Kriege und die damit verbundenen Ängste und Verluste schienen nicht abzureißen. Die betreffenden Kapitel im Buch fand ich im Hinblick auf die Grausamkeiten glücklicherweise recht umsichtig dargestellt, ausgedehnt blutiges Gemetzel blieb hier aus. Allerdings überforderten mich die vielen historischen Fakten zur damaligen Kriegslage, bzw. zur Besetzungshistorie. Eine Zeittafel hätte hier gute Dienste geleistet!

„Die Champagnerfürstin“ stellte sich am Ende für mich als historischen Roman mit großem Unterhaltungswert heraus. Vor allem an den großartigen Figuren hatte ich meine Freude, wobei mir der Part von Jeanne Pommery eindeutig zu knapp bemessen war. Mir gefiel in erster Linie der Schreibstil von Annette Fabiani, daher werde ich die Bücher der Autorin künftig im Auge behalten.