Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
LaberLili

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2017
Kein guter Ort (eBook, ePUB)
Stäber, Bernhard

Kein guter Ort (eBook, ePUB)


sehr gut

[Vorab: Ein Rezensionsexemplar des eBooks war mir, via NetGalley, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Zweifelsohne ist es zu empfehlen, sich vor dem Lesen dieses Romans die ersten Bände der "Arne Eriksen ermittelt"-Reihe zu Gemüte zu führen: Selbst war ich nun erst bei "Kein guter Ort" eingestiegen und hatte letztlich zwar keine echten Verständnisprobleme, aber dennoch das Gefühl, mir würde Vorwissen fehlen.
Das zeigte sich besonders in der Szene, in welcher der Protagonist sich mit halluzinogenen Pilzen in einen Rausch versetzte, welcher sein Bewusstsein schärfen und überhaupt öffnen sollte - und zugleich kundtat, diese Trance könne durchaus auch durch Meditation herbeigerufen werden. Ich fand es seltsam, dass ein Psychologe, der auch Suchtkranke therapierte, da so frei selbst Drogen konsumierte - wiederholt wurde hier erwähnt, dass es sich dabei um ein Ritual der Samen handelte, welches ihm von der alten Samifrau Akka dereinst nähergebracht war. Das weckte in mir doch die Vermutung, dass ich diese ganze Rausch-Szenerie vermutlich besser nachvollziehen hätte können, würde ich die vorherigen Bände gekannt haben; da hatte ich den Eindruck, dass dem Leser diese Riten in Band 1 und Band 2 wahrscheinlich schon besser ausgeleuchtet worden wären.

Die Kurzbeschreibung finde ich auch etwas irreführend, da eingangs der Fokus völlig auf Kari liegt und Arne vergleichsweise spät auf der Bildfläche erscheint; da muss es erst so kommen, dass Kari ihn aufsucht. Das Hotel Rabenschlucht wird somit also auch erst recht spät zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und dennoch bleibt der Fokus weiterhin auf den bisherigen Romanfiguren: Als klassischen Krimi habe ich "Kein guter Ort" erst ganz zum Schluss empfinden; in einem actionreichen Showdown (der allerdings in absolutem Kontrast zum vorherigen eher ruhigen, besonnenen Verlauf stand) zeigte sich schon Thriller-Potential; weitgehend blieb "Kein guter Ort" für mich doch Mystery-Drama.
Die regionale Einfärbung des Romans gefiel mir ausgesprochen gut; das machte durchaus Lust auf einen Urlaub in Südnorwegen; auch die Beschreibung des verlassenen Hotels in seiner abseitigen und nicht ganz ungefährlichen Waldlage fand ich sehr gelungen: Da spiegelte die Darstellung die düstere Atmosphäre sehr gelungen wider. Ohnehin mochte ich den Erzählstil Stäbers sehr gerne.
Ein wenig unglücklich fand ich, dass die Kurzbeschreibung bereits verrät, dass Arne dem Täter tödlich nahe rückt: Denn es sind letztlich nicht einmal eine Handvoll Personen in "Kein guter Ort" involviert, welche mit dem damaligen Mord bzw. den Opfern in Verbindung standen; die Anzahl der Verdächtigen ist also eh verschwindend gering und die Kurzbeschreibung lässt einen sehr schnell auf den richtigen Täter tippen (wenn ich auch kurz darauf zunächst einen anderen potentiellen Täter vermutet hätte, aber mehr als diese zwei Figuren hätte ich ohnehin nicht hinter dem Mord vermutet) - schließlich ist dies auch die einzige Person "von früher", der Arne überhaupt wirklich nahekommt. Für einen kleinen Moment der Überraschung sorgte da eher die Motivation des Täters.

Insgesamt empfand ich "Kein guter Ort" also als sehr unterhaltsamen, etwas spannenden und etwas mehr rätselhaften Norwegenkrimi, der insbesondere durch einen atmosphärischen Erzählstil und tollen Lokalkolorit mich doch zumindest auch insofern zu überzeugen wusste, als dass ich hernach dachte: "Ja, doch, nun würdest du die ersten Bände dieser Reihe aber definitiv auch noch lesen wollen!"

Bewertung vom 18.07.2017
Heimweh (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Heimweh (eBook, ePUB)


sehr gut

[Vorab: Ein Rezensionsexemplar des eBooks war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Das erste Viertel des Romans fand ich sehr schwer zu lesen: Der Fokus der Handlung liegt hier weitgehend auf dem erwachsenen Jesse, der hier als Protagonist auftritt und früher im Heim gelebt hat; zugleich erleben wir Rückblenden in eben dieses Heim in der Vergangenheit und bekommen von einem Jungen erzählt, der dort aufgewachsen ist, wobei seine Identität nicht von Anfang an geklärt wird und man zunächst nur mutmaßen kann, ob dies nun Jesse ist oder eines der anderen Heimkinder von damals, welches vom Jesse der Gegenwart als hinter dem Mord an seiner Exfrau, die er ebenfalls in jenem Heim kennengelernt hatte, und der Entführung der Tochter steckend vermutet wird.
Teilweise schwenkt der Fokus zudem auf Artur Messner, den damaligen Heimleiter, der just eine abgetrennte Männerhand zugeschickt bekommen und, offensichtlich vom Absender, nach Jesses Verbleib befragt worden ist.
Insgesamt fand ich es da eingangs doch sehr schwierig, diese ganzen wichtigen Figuren auseinanderzuklamüsern und in die richtigen Verbindungen zueinander zu setzen, zumal ohnehin jeder Geheimnisse zwischen Gestern und Heute zu haben scheint, die sich letztlich erst in der Auflösung der kompletten Handlung offen zeigen; "Heimweh" ist somit von einer gewissen Komplexität durchdrungen, aber nachdem ich die diversen Charaktere vorgestellt bekommen und vor Allem in meinem Kopf einander entsprechend zugeordnet hatte, konnte ich lesetechnisch quasi durch die restliche Geschichte rutschen.

"Heimweh" entpuppte sich für mich als sehr spannender Thriller, dessen Auflösung mich durchaus zu verblüffen wusste. Die eher abstrakte Darstellung mochte ich sehr gerne und auch die definitiv nicht nur eindimensionalen Figuren: Niemand ist hier ein echter Sympathieträger, sofern man von der kleinen Tochter Jesses absieht. Auch Jule, die Freundin der getöteten Ex-Frau, die unfreiwillig in das ganze Geschehen hereingerät, ist eher blass dargestellt, erinnerte mich eher an einen Anker für den Leser, da Jule ebenso ahnungslos und unwissend war wie man selbst, wenn sich die Vergangenheit und Geheimnisse erst nach und nach auftaten. Von daher war sie wahrscheinlich noch die eindeutigste Identifikationsfigur.
Aber wer sich gerne in die tonangebende Hauptfigur (in diesem Fall also Jesse) hineinversetzen mag, für den ist "Heimweh" meiner Meinung nach wohl eher eine schlechter gewählte Lektüre; wer Thriller gerne von einer neutraleren Außenposition betrachtet, ist da hiermit deutlich besser bedient.

Nachdem ich mich in "Heimweh" eingefunden hatte, war es während der restlichen drei Viertel für mich eines der Bücher, die ich nicht aus der Hand legen mag, weil mich die Auflösung so sehr zu reizen beginnt, dass ich dem Ende regelrecht entgegenfiebere. Da hat es sich für mich nun definitiv absolut gelohnt, am Ball zu bleiben und nicht frühzeitig die Segel zu streichen (wobei ich einräume, nach den ersten Kapiteln zunächst eben doch tatsächlich auch mit dem Abbruch der Lektüre geliebäugelt zu haben, da für mich die unterschiedlichen Figuren und Zeit- und Szenenwechsel eingangs eben wirklich sehr schwer nachzuvollziehen waren).

Bewertung vom 18.07.2017
Herzkonfetti und Popcornküsse (eBook, ePUB)
Tiem, Victoria van

Herzkonfetti und Popcornküsse (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

[Vorab: Ein Rezensionsexemplar des eBooks war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Es gibt diese Klassiker von Liebesfilmen, die teilweise gar nicht so klassisch "klassisch" sind und aus der jüngeren Zeit stammen, die einfach jeder kennt; elementare Szenen, die fast jeder von uns sogar dann einzuordnen weiß, wenn er den zugehörigen Film nie gesehen hat, allenfalls mal mit einem zugehörigen Trailer konfrontiert worden ist.
In "Herzkonfetti und Popcornküsse" spielen einige der beliebtesten Kino-Schmachtfetzen eine Schlüsselrolle: Die Protagonistin Kenzi, kurz vor ihrem 30. Geburtstag stehend ebenso wie knapp vor der totalen Torschlusspanik, trifft nach Jahren erneut auf die große Liebe ihres jungen Erwachsenenlebens; nach einem Betrug hatte sich Shawn dereinst zu seiner Familie nach Großbritannien zurück verdünnisiert und nichts mehr von sich hören lassen. Natürlich kehrt er just, als sich Kenzi mit ihrem Kollegen Bradley verlobt hat, zurück und beauftragt dann noch die Werbeagentur, in welcher Kenzi und Bradley arbeiten. Kenzi wird von ihrem Chef dazu verdonnert, den Auftrag unbedingt zu halten, und Shawn fordert, dass sie mit ihm Szenen aus von ihm ausgesuchten Liebesfilmen (und Kenzi kann sie alle in- und auswendig!) nachstellt, und das jeweils ohne jegliche Vorankündigung. Plötzlich fühlt sich Kenzi wie jene Filmheldin, die kurz davor ist, den falschen Mann zu heiraten ... aber Film ist Film und das hier ist hier Job und nicht ihr Privatleben, oder?

Selbstverständlich ist "Herzkonfetti und Popcornküsse" recht vorhersehbar, aber die gesamte Geschichte bietet immer wieder Hinweise darauf, dass die gesamte Erzählung eigentlich eine typische Hollywood-Schnulze ist; gen Ende hin gibt es einige emotionale Ausbrüche, Wendungen, Überraschungen, wie auch immer, aber dort haftet dem Roman ebenfalls ein "So ist das halt in Hollywood; es muss in einem überzogenen Finale enden!" an. Zum Schluss hin gleitet alles ein wenig ins Komödiantische ab, was mir da vielleicht einen Tick zu viel Albernheit war, nachdem "Herzkonfetti und Popcornküsse" zuvor hauptsächlich romantisch mit einem leichten Touch Dramas gewesen war. Aber es war trotzdem soooooo schmachtseufzend schön, wie man es eben auch vom typischen, in Hollywood produzierten, Liebesfilm erwarten würde.
Verschmolz Kenzis echtes Leben, ihre wahre Gefühle, mit der Fiktion eines Films, war das einfach herzig, teils auch anrührend. "Herzkonfetti und Popcornküsse" war von daher ein sehr emotionales Buch, getränkt mit Schmetterlinge-im-Bauch-Gefühlen und Herzchen-Augen. Es ist einfach ein Wohlfühlbuch für Herz und Seele gewesen, was einem letztlich mit einem Gefühl von "Sieh an, in Hollywood müssen nicht alle Geschichten erlogen sein; das kann wirklich so sein!" zurückließ, ohne dass man bedachte, dass es sich hierbei wiederum ebenfalls um eine lediglich fiktionale Erzählung handelte. Aber wer kann schon sicher sein, sofern er sie nicht kennt, dass es da draußen nicht echt irgendwo eine Frau wie Kenzi gibt, eine Frau, deren Lebens- und vor Allem Liebesgeschichte genauso sein würde?

Mag sein, dass "Herzkonfetti und Popcornküsse" eher als ein typisches Mädchenbuch bezeichnet werde würde, aber grade aufgrund der vielen Filmreferenzen sehe ich es eigentlich als wunderschöne Unterhaltungslektüre für jeden Filmfan an, der sich als romantisch und Liebesfilme als Lieblingsfilmgenre (ob nun heimlich und leise geflüstert oder offiziell und laut verkündet) bezeichnen würde. Ich fand es richtig toll. Seufz. Lächel.

Bewertung vom 30.08.2016
Seit ich dich gefunden habe (eBook, ePUB)
French, Kat

Seit ich dich gefunden habe (eBook, ePUB)


sehr gut

[Vorab: Ein Rezensionsexemplar des eBooks war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Eingangs sorgte "Seit ich dich gefunden habe" bei mir für ein paar Irritationen, da der außenstehende Erzähler sich zwar auf die Figur der Honey konzentrierte, in einigen wenigen Szenen aber allwissend so viel von Honeys Freundinnen Tash und Nell erzählte, dass ich mir anfangs teils unsicher war, ob "Seit ich dich gefunden habe" nun lediglich Honeys Geschichte erzählte oder eben doch auch alle drei Damen fokussieren würde.
Diese "Abschweifungen" ließen zwar bald nach und es wurde klar, dass es hier ausschließlich um Honey gehen sollte, aber die anfänglichen Ausführungen bezüglich Tash/Nell empfand ich eben doch als recht irritierend.

Hernach habe ich die Geschichte aber mehr als gerne gelesen: Hal ist ein knatschiger Brummbär und in seiner Art so kauzig, dass er auf mich wiederum sehr sympathisch wirkte und Honey fand ich einfach sehr erfrischend in all ihrer Direktheit, ihrer Tollpatschigkeit und die zwischen Hal und Honey vorherrschende Dynamik war einfach sehr unterhaltsam; die Beziehung der Beiden schien von Konflikten geprägt zu sein, aber eben auch von einer ursächlichen Anziehungskraft, dass es von Anbeginn an ein offensichtlicher Fall von "sie hassen und sie lieben sich" war.
Sehr gemocht habe ich zudem, dass Hal zwar noch mit seiner Blindheit haderte, seine Sehbehinderung aber nie zum ganz großen Thema wurde bzw. Honey ihm von Anfang an nicht auf der übermäßig rücksichtsvollen, zaghaften und bemitleidenden Schiene entgegentrat, sondern ihn wie jeden Anderen behandelte. Gut, die Anderen wurden eher nicht so sehr von ihr angekeift, aber "Seit ich dich gefunden habe" wurde eben nie zu einer "oh, der Arme; er ist blind!"-Erzählung.

Letztlich schaffte es die Handlung auch, eine romantische Komödie zu bleiben, die ich mir so verfilmt übrigens auch gleich ansehen würde, und zwar ohne je auffallend kitschig zu werden; ich fand den Roman zumindest kaum schnulzig. Aber eben ungemein unterhaltsam und absolut lesenswert!

Bewertung vom 23.10.2014
Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen / Jefferson Winter Bd.1
Carol, James

Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen / Jefferson Winter Bd.1


sehr gut

Ich vergebe letztlich vier Sterne für "Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen", da mir Erzählweise und Schreibstil James Carols sehr zugesagt haben und ich mir sicherlich auch noch den nächsten Band der mit "Broken Dolls" gestarteten Serie rund um den Profiler Jefferson Winter zu Gemüte führen würde, wobei ich hoffe, dass Winters Arbeit fortan deutlich komplexer wird und Winters noch allzu runder Charakter mit ein paar Ecken und Kanten versehen wird, denn dass, wie behauptet, auch in ihm die zerstörerischen und sadistischen Züge seines als Serienmörder hingerichteten Vaters stecken, konnte ich in diesem Roman nun noch gar nicht erkennen.

Ebenfalls konnte ich hier keinen außergewöhnlichen Thriller erkennen, sondern schon eine fast genormte Geschichte dieses Genres: Die Handlung ist nicht neu, die Auflösung überraschte auch nicht und war für mich schon frühzeitig abzusehen.
Meiner Meinung nach wird jeder ausgesprochene Thriller-Fan hier schon sehr früh Verbindungen zu dem absoluten Genre-Klassiker ziehen, an welchem sich auch das "Broken Dolls"-Ende orientiert.
Von daher war dieser Roman spannungstechnisch für mich nun auch nur ein laues Lüftchen; persönlich würde ich ihn übrigens eher den Krimis als den Thrillern zuordnen.

In der Masse verliert sich "Broken Dolls" also sehr schnell, dem Mainstream entspricht der Roman sicherlich absolut, aber wer intensive Thriller mag, düstere Atmosphären, gänzlich überraschende Wendungen, der ist meines Erachtens bei Jeffery Deavers' genialem Profiler Lincoln Rhymes und seiner Partnerin Amalia Sachs doch deutlich besser aufgehoben und würde von "Broken Dolls" wohl eher enttäuscht sein.
Der Serienmörder-Vater könnte Jefferson Winter zwar noch zu einem echten Unikat machen, aber zumindest in "Broken Dolls" wird er als Serienmittelpunkt zu wenig betont, sein Alleinstellungspotential bleibt nicht nur unausgeschöpft, sondern schon nahezu gänzlich unberührt. Wie gesagt: Ich hoffe, dass sich das im weiteren Verlauf der Jefferson-Winter-Reihe noch zerläuft!

Aber diesen Roman würde ich als solides Werk, wenn auch eher Krimi als Thriller, durchaus den Lesern empfehlen, die vorgeblich "spannende" Literatur nicht gern ganz so aufregend haben möchten und mit einem Thriller lieber in den ruhigeren Gewässern schippern als sich von einer Geschichte zum Wildwasserrafting mitnehmen zu lassen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.