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Traeumerin109

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2016
Sünde
Dietz, Thorsten

Sünde


ausgezeichnet

Ein altes Thema neu aufbereitet

„Wenn wir nicht lernen, so von Sünde zu reden, dass Menschen sich aufrichten statt sich wegzuducken, dann verfehlen wir dieses Thema.“

Thorsten Dietz ist genau das gelungen: so über Sünde zu reden, dass Menschen sich aufrichten statt sich wegzuducken. Das ist angesichts des geschichtlich sehr negativ konnotierten Begriffs eine beachtliche Leistung. Daher war auch ich in einem positiven Sinne sehr überrascht von dem Buch. Der Leser wird nicht angeklagt oder verurteilt, im Gegenteil: jegliche Verurteilung mit dem vorwurfsvollen Hintergrund der Sünde wird skeptisch betrachtet. Es handelt sich hierbei um ein äußerst sensibles Thema, da wohl viele Menschen durch engstirnige Deutungen und herabwürdigende Kommentare vorbelastet sind. In den meisten Gemeinschaften wird ein völlig anderer Begriff von Sünde vertreten als der, welchen ich hier kennenlernen durfte. Ein oft unreflektiertes und unerklärtes, aber ständig über mir schwebendes Unheil, dem ich ausgeliefert bin und das ich auch noch selbst verschuldet habe. Ganz im Gegensatz dazu steht dieses Buch, welches aus meiner Sicht sehr, sehr wichtig ist. Wie kann man es schaffen, über Sünde zu sprechen, ganz ohne ein schlechtes Gewissen? Über Sünde zu sprechen, und dabei Mut zu machen? Thorsten Dietz ist dies gelungen. Nicht nur, dass eine solche Haltung gegenüber der Sünde sehr viel gesünder ist, sie schafft auch eher die Bereitschaft, sich ernster damit auseinanderzusetzen, als alle Vorwürfe es je zuwege bringen würden. Mir haben sich viele neue Perspektiven eröffnet. Ich fühlte mich im wahrsten Sinne des Wortes wohl beim Lesen, und das nicht etwa, weil es sich hier um platte Wohlfühlseelsorge handelt, sondern weil der Autor mich als Leser feinfühlig an die Hand nimmt.
Bezogen auf viele aktuelle bekannte Bücher bzw. Filme führt er uns Konzepte vor Augen, die allgegenwärtig sind, aber nur zu sehr vertraut. Anschauliche Beispiele sorgen dafür, dass auch der theologisch nicht so versierte Leser gut folgen kann. Lasst euch von der Notwendigkeit überzeugen, althergebrachte Konzepte neu zu überdenken anstatt sich von einer neuen, anderen Zeit abzuwenden.

In seinem Buch geht der Autor ebenso selbstkritisch wie sensibel mit einem der prägendsten Themen in vielen religiösen Lebenserfahrungen um. Mein Fazit: Von dieser Art wünsche ich mir viel mehr Bücher. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen, tatsächlich sowohl christlichen Lesern als auch solchen, die noch auf der Suche sind. Lasst euch dabei auf keinem Fall vom Titel abschrecken. Seht ihn als das Versprechen einer ernsthaften Auseinandersetzung mit einer antiquierten Vorstellung.

Bewertung vom 29.12.2016
Die Spionin
Coelho, Paulo

Die Spionin


gut

Die Geschichte eines selbstbestimmten Lebens

Mata Hari wurde als Spionin angeklagt und hingerichtet. Doch was steckt hinter dieser geheimnisvollen Frau? Paulo Coelho hat versucht, in ihre Haut zu schlüpfen und uns die Geschichte ihres Lebens aus ihrer Sicht zu erzählen. Wir erfahren, wie aus dem einfachen Mädchen die beliebte Tänzerin wurde, welcher die Männerherzen zuflogen.

Zunächst einmal war ich sehr gespannt auf dieses Buch, da ich ein Fan des Autors Paulo Coelho bin. Dieser schafft es stets, mich mit seiner einzigartigen, sowohl poetischen als auch einfachen und klaren Sprache in seinen Bann zu ziehen. Diese Sprache habe ich auch im vorliegenden Buch wiedergefunden. Dennoch war ich unterm Strich enttäuscht. Das mag daran liegen, dass ich mittlerweile zu hohe Erwartungen an Coelhos Bücher habe. Aber mit Sicherheit ist das nicht der einzige Grund. Es war eher das Gefühl, dass er mir wenig Neues zu sagen hatte. Ich hatte mich sehr auf das neue Buch gefreut, fand aber nun die Umsetzung etwas ideenlos. Die ausformulierten Gedanken erinnerten mich stellenweise sehr an die eine oder andere Passage aus einem seiner anderen Werke. Die Formulierungen ähneln sich doch sehr. Das hätte mich nicht weiter gestört, wenn die Geschichte mich gefesselt hätte. Doch die Mata Hari, welche ich in dem Buch kennengelernt habe, war nicht besonders sympathisch. Vielmehr wirkte sie naiv und fast unglaublich selbstbezogen. Leider kann ich nicht beurteilen, inwieweit diese Schilderungen der Realität entsprechen, beziehungsweise war es hier ja auch nicht die Absicht, eine wahrheitsgemäße Biographie zu schreiben. Weite Teile der Geschichte sind fiktiv.
Dennoch war dies zwar eine Protagonistin, von der wir als Leser viel hätten lernen können, aber teilweise erschien sie mir übertrieben dargestellt. Das machte sie anstrengend und verringerte den Lerneffekt. Zudem hätten ein paar Seiten mehr dem Buch auch nicht geschadet.

Jedoch stellt Coelho wie in vielen seiner Bücher bestimmte Bereiche unseres Lebens in den Mittelpunkt. Dabei trifft er Probleme, die jeder von uns hat oder haben könnte. In diesem Fall geht es um Ruhm und was er mit einem macht. Wie verhält sich ein Mensch, der auf die Anerkennung anderer angewiesen ist? Wer schon andere Bücher des Autors gerne gelesen hat, der wird vielleicht auch dieses mögen. Auf jeden Fall fügt es sich ohne Probleme in die Reihe seiner anderen Bücher ein. Von mir gibt es trotzdem nur drei Sterne, da ich auch eine gewisse Leichtigkeit vermisst habe, die Coelho in anderen Werken besser vermitteln konnte.

Bewertung vom 29.11.2016
Und jenseits der Berge das Leben
Musser, Elizabeth

Und jenseits der Berge das Leben


gut

Flüchtlingsdrama

Bobbie, die frühere Bibelschmugglerin, war schon lange nicht mehr in der Oase gewesen, einem Zufluchtsort für gestrandete Flüchtlinge und Suchende. Die Erinnerung an ein schmerzliches Ereignis hängt jedoch immer noch wie eine Wolke über ihr, sodass sie sich entschließt, nochmal in den kleinen Ort in der Nähe von Wien zurückzukehren. Dort wird sie zusammen mit vielen anderen Menschen in die dramatische Geschichte um einen Flüchtling und dessen Familie hineingezogen.

Elizabeth Musser trifft mit diesem Buch ein hochaktuelles Thema, indem sie die beschwerliche und dazu äußerst gefährliche Flucht aus einem Krisengebiet ins Zentrum ihrer Handlung rückt. Dabei spricht sie viele Missstände an, die in den betroffenen Ländern und auch in den ersten Anlaufstellen für Geflüchtete herrschen. Ich denke, diese Schilderung ist in keinster Weise übertrieben, und vermittelt daher einen recht guten Einblick in das schwierige Thema.
Jedoch hat leider der Rest der Handlung nicht überzeugt. Die Personen erscheinen oft nur als farblose Randfiguren, und erhalten auch bei mehrmaligem Auftreten keinen wirklichen Charakter. Das ist sehr schade, weil einige von ihnen eine tiefgreifende Veränderung durchmachen, die ihr ganzes weiteres Leben umkrempeln wird. Doch da die Personen selbst größtenteils recht oberflächlich dargestellt werden, erscheint auch dieser Wandel zu schnell und nicht überzeugend. An dieser Stelle hätte ich mir mehr Feingefühl für menschliche Zwischentöne und Selbstreflexion der Protagonisten gewünscht. In vielen Situationen werden lediglich äußere Ereignisse beschrieben, auf welche dann ohne erkennbaren Anlass eine innere Änderung folgt.
So blieb das Buch leider hinter meinen Erwartungen und seinen Möglichkeiten zurück. Mit einer solchen Handlung kann man meiner Meinung nach viel mehr anfangen. Es blieb ein nettes Buch zum lesen, aber weder hat es mich besonders berührt noch zum Nachdenken animiert.

Bewertung vom 29.11.2016
Zurück (eBook, ePUB)
Vogt, Fabian

Zurück (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine spektakuläre Reise

Maximilian ist ein Zeitreisender; jeden Tag wacht er ein Jahr früher auf. So führt ihn seine Reise aus unserer Gegenwart viele hundert Jahre zurück. Dabei wird er Zeuge einer Geschichte, die wir alle nur aus Büchern kennen und lernt in ferner Vergangenheit beeindruckende Persönlichkeiten kennen. Nicht zuletzt wird ihn diese Reise verändern wie keine zuvor.

Dies war mal wieder ein Buch, was mich wirklich positiv überrascht hat. Eigentlich hatte ich mit der üblichen, doch eher langweiligen Zeitreisegeschichte gerechnet, bei welcher der Protagonist ein paar witzige Erlebnisse hat, aber mehr auch nicht. Deshalb hat mich dieses Buch, was sehr viel tiefer geht, von Anfang an überzeugt. Die Hauptfigur Maximilian kam mir in vielen Zügen sehr bekannt vor, er ist eben ein ganz normaler Mensch. Jahrhundertelang widerfährt ihm alles, was wohl auch mir widerfahren würde, wenn ich gezwungen wäre, derart durch die Zeit zu reisen. Zunächst hadert er mit dem Schicksal und stellt sich immer wieder die letzten Endes leider sinnlose Frage: „Warum ich?“ Es dauert sehr lange, bis er sich so, wie er nun ist, akzeptieren kann. Auch lernt er auf seinem Weg, dass die Begegnung mit anderen Menschen nichts ist, was man fürchten muss, auch wenn sie flüchtig bleibt. Zeitweise unterliegt er der Versuchung, die gegebenen Umstände zu seinem Vorteil auszunutzen, was mich das eine oder andere mal zum Schmunzeln gebracht hat. Am Ende ist von dem Maximilian, der im Jahr 2000 auf die Reise geschickt wurde, nicht mehr viel übrig.
Dieses Buch ist unter anderem auch deshalb so gut, weil hier viele wichtige Dinge in eine spannende und unterhaltsame Geschichte verpackt wurden. Die Entwicklungen von Maximilian sind auch solche, die wir während unseres Lebens machen oder zumindest machen können. Oft neigen wir eher dazu, auf unserer eingefahrenen Schiene zu bleiben. Das hindert uns leider daran, zu sehen, was anders sein könnte und worauf es wirklich ankommt. In der Geschichte sind auch viele philosophische und religiöse Fragestellungen versteckt. Die Kunst dabei ist es ja, diese anzusprechen, ohne direkt platt und steif und deshalb letzten Endes harmlos daherzukommen. Das ist dem Autor, wie ich finde, hervorragend gelungen. Dazu kommt ein lockerer Schreibstil, der aber an mehr als einer Stelle die Aussage auf den Punkt genau trifft.

Ich glaube, ihr müsst das Buch einfach selbst lesen, und euch ebenso wie ich auf die Reise begeben. Vielleicht werdet auch ihr als ein anderer Mensch wieder aus dem Buch auftauchen. Viele gute Anregungen werdet ihr auf jeden Fall mitnehmen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, es lohnt sich!

Bewertung vom 12.11.2016
Das Prinzip des Terrors
Saada, Tass

Das Prinzip des Terrors


gut

Was macht jemanden zum Terroristen

Tass Saada gibt uns als ehemaliger Sniper Arafats einen tiefen Einblick in die Hintergründe des aktuellen Terrorismus, stellt uns Motive und eine völlig andere Denkweise vor. Dabei stellt sich heraus, dass die Ursachen all dessen lange zurückliegen, eine Lösung aber vielleicht gar nicht so unmöglich ist, wie es immer erscheint.

Dieses Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen. Zunächst einmal ist das Thema hochaktuell. Daher halte ich es für äußerst wichtig, sich auch mit den Hintergründen von all dem, was auf der Welt passiert, insbesondere Terrorismus, aber auch allen anderen Spannungen in der arabischen Welt zu befassen. Dafür bietet dieses Buch sehr viele interessante Informationen und Ansätze, beispielsweise legt es die Beweggründe dar, warum Menschen zu Terroristen werden. Ja, all diese Gründe sind nachvollziehbar, es ist gar nicht so unlogisch, was auf der Welt passiert.
Im Prinzip geht es um tiefsitzende Ängste und Spannungen, welche die Menschen voneinander trennen und zu Feinden machen. Tass Saada zeigt uns in diesem Buch eine wie ich finde einzigartige Lösung, zu der es keine Alternative gibt: Wir müssen uns um Frieden bemühen und Liebe zeigen. Das fängt vor unserer Haustür an, nicht erst im Nahen Osten, der zugegebenermaßen recht weit entfernt ist. Jedoch ist dies keine Ausrede, um nichts zu tun.
Im letzten Abschnitt des Buches werden verschiedene Projekte vorgestellt, die mitten im Krisengebiet realisiert wurden und erstaunliche Früchte zeigen. Sei es der Kindergarten, in dem palästinensische und israelische Kinder friedlich zusammen spielen, ein Ort, an dem wichtige Werte weitergegeben werden und erste Erfolge sichtbar sind. Oder ein Wellnesswochenende für die zuhause oft schlecht behandelten Frauen. Oder eine Spende von Rollstühlen. Es gibt viele Möglichkeiten.

Was mich jedoch hin und wieder ein wenig gestört hat, war der allumfassende Anspruch, der christliche Glaube allein könnte die Lösung sein. Das ist ein wenig realitätsfern gedacht. Ganz so einfach ist es dann doch nicht, wie ich finde. Gewiss sind die Werte, welche vermittelt werden, wichtige Schritte auf dem Weg. Und auch die Grundidee ist auf jeden Fall richtig und lohnend. Jedoch geht es nicht nur um den Glauben, der verändert werden muss, sondern vielmehr um die allgemeine Einstellung der Länder zueinander. Die westlichen Länder müssen sich durch mehr als nur durch ihren Glauben repräsentieren.

Insgesamt bin ich der Ansicht, dass dieses Buch den Lesern ein schwieriges Thema sehr einfühlsam näherbringt und eine sehr heilsame Sicht von Veränderung und Miteinander-Leben zeigt. Allerdings war es mir leider ein wenig zu theologisch und greift damit bei diesem brisanten Thema eindeutig zu kurz.

Bewertung vom 12.11.2016
Unheilige Heilige
Bolz-Weber, Nadia

Unheilige Heilige


ausgezeichnet

Gott in all den falschen Leuten finden

Die lutherische Pastorin Nadia Bolz-Weber erzählt uns in diesem Buch, wie Gott auf den verschiedensten Wegen in ihrem Leben auftauchte, immer wieder, auch wenn sie nicht damit rechnete. Dabei geht es vor allem um Begegnungen mit Menschen, die so gar nicht in unser Bild von einem Heiligen passen. Eher im Gegenteil.

Ich muss sagen, dieses Buch hat mich sehr positiv überrascht. Nachdem ich es eine Weile vor mir her geschoben hatte, weil das Cover dann doch nicht ganz so einladend aussieht, war ich ziemlich schnell begeistert. Die Autorin hat eine sehr erfrischende Sichtweise und vertritt diese mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Ironie – einfach herrlich! Da ist keine Spur von religiös anheimelnder, langweiliger und salbungsvoller Sprache, vielmehr geht Nadia sehr offen mit den verschiedensten Themen um und schreckt auch vor derben Ausdrücken an den passenden Stellen nicht zurück. Dies aber stets so, dass niemand sich verletzt fühlen muss, sondern allerhöchstens ein Grund zum Schmunzeln besteht. Dadurch wirkt die Autorin und mit ihr das ganze Buch sehr sympathisch.

Abgesehen davon ist es ein interessantes Thema, welches hier behandelt wird. Da fand ich das Unterthema des Buches eigentlich sehr passend gewählt, daher auch der Titel meiner Rezension. Nadia lässt uns an ihren ganz persönlichen Begegnungen mit anderen Menschen teilhaben. Dabei spricht sie sehr offen an, was aus ihrer Sicht schiefgelaufen ist. Häufig handelt es sich dabei um Dinge, die mir selbst sehr bekannt vorkommen. Arroganz, andere herablassend behandeln und so weiter...wer kann schon sagen, dass er davor gefeit ist? Es gab kein Kapitel, in dem ich nicht auf die eine oder andere Weise mit dem Kopf buchstäblich in etwas hineingestoßen wurde, was ich nicht immer unbedingt sofort zugeben wollte.
Außerdem gab es aber auch Kapitel, die den Aspekt der Gnade in den Mittelpunkt gestellt haben. Eine sehr greifbare, fühlbare Gnade, die gar nicht so weit von unserem Alltag weg ist. Es braucht auch nicht viel, um sie zu erleben – nur ein wenig Liebe und Mitgefühl. Viele dieser kleinen Begebenheiten, in denen Menschen einander wirklich begegnet sind und sich gesehen haben, fand ich sehr berührend.

Insgesamt ein durchweg äußerst angenehmes, lehrreiches, witziges und vor allem wichtiges Leseerlebnis. Ich kann nur hoffen, dass es auch anderen Lesern so gehen wird.

Bewertung vom 10.11.2016
Was soll ich hier?
Kotulla, Thomas Christian

Was soll ich hier?


schlecht

(K)eine Begründung der Welt

Dies ist ein Buch, welches verspricht, sich mit den drängendsten Fragen der Menschheit zu befassen. Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wie können wir glauben, trotz all dem Leid in der Welt? Solche und viele ähnliche Fragen beschäftigen den Autor Thomas Kotulla.

Doch welche Antworten findet er? Um es kurz zu sagen: Keine einzige! Das ist im Prinzip nicht schlimm. Immerhin handelt es sich um Fragen, welche in der Geschichte der Philosophie ausgiebig behandelt wurden und immer noch Anlass zu vielen Diskussionen bieten. Aber was mich wirklich gestört hat, war, dass er die ganze Zeit so tut, als würde er gerade Antworten auf diese Fragen geben. Dabei kratzt er stets nur an der Oberfläche aller Themen, was auch nicht weiter verwunderlich ist, da er mit einer Mordsgeschwindigkeit durch das Buch hetzt. Auch der Stil ist sehr gewöhnungsbedürftig: Dachte ich am Anfang noch, dass die ständigen Fragen die Einführung in das Buch erleichtern sollen, war ich spätestens im zweiten Kapitel verblüfft, dass es immer so weiterging. Dabei wird stets das vorher schon Gesagte nochmal zusammengefasst. Der größte Teil der Fragen ist somit überflüssig, zudem stören sie den Lesefluss enorm. Überhaupt verwendet der Autor nicht nur bei seinen Fragen, sondern auch sonst immer wieder exakt die gleichen Formulierungen. Dies kann als Mittel dienen, um den Inhalt umso einprägsamer zu machen, hier jedoch war es offensichtlich nicht dazu gedacht.
Oft sorgt auch der unsaubere Umgang mit den Begrifflichkeiten für Verwirrung, woraus Fragen resultieren, die in keinster Weise zielführend sind, und Schlussfolgerungen, die nach allen Prinzipien der Logik einfach nicht stimmen. Das bedeutet, er greift oft viel zu kurz.

Soviel erstmal zu den formalen Schwierigkeiten dieses Buches. Wenn jedoch tatsächlich verblüffende neue Erkenntnisse gewonnen würden, wie der Klappentext es verspricht, könnte ich vielleicht über das eine oder andere hinwegsehen. Doch auch dies ist nicht der Fall. Zwischenzeitlich gab es Passagen, bei denen ich beeindruckt war, wie geschickt er sich von Frage zu Frage manövrierte. Dabei war das Schema im Prinzip immer das gleiche: Es wird eine Frage gestellt, und im Anschluss werden die verschiedenen Möglichkeiten, die es gibt, kurz erläutert und begründet, warum sie ins Gesamtbild passen oder nicht. Das funktionierte nur leider nicht immer so gut. Manchmal wurde ein Aspekt einfach außen vor gelassen, aber dann konnte natürlich auch das Gesamtkonstrukt nicht mehr funktionieren.
Insgesamt werden in dem Buch sehr viele pauschale Aussagen getroffen, was mich doch ziemlich enttäuscht hat. Es gibt kein einheitliches christliches Gottesbild, und auch die Formulierung „Christen glauben, dass...“, welche wirklich häufig genau so verwendet wurde, finde ich problematisch. Es handelt sich hierbei um eine unnötige Pauschalisierung – ganz abgesehen davon, dass dies irgendwann ziemlich nervig wird.
Leider bestand der zweite Teil des Buches auch fast nur noch aus Bibelstellen, welche aneinandergereiht wurden. Diese stehen in keinem Verhältnis zum Inhalt, welcher damit belegt werden soll.

Ich bin mir nicht sicher, an welche Zielgruppe dieses Buch gerichtet ist, denn ich würde es weder philosophisch interessierten Menschen empfehlen noch solchen, die sich auf einer spirituellen oder religiösen Suche befinden. Dadurch, dass er die Leser immer wieder auf einen späteren Teil des Buches vertröstet („Dazu kommen wir noch.“), wartete ich die ganze Zeit auf den Clou – aber er kam nicht. Das Gesamtpaket stimmt hier überhaupt nicht, ich kann als Leser dem Buch weder methodisch noch inhaltlich viel abgewinnen.

Bewertung vom 06.11.2016
Phänomen Nahtod
Meili, Walter

Phänomen Nahtod


ausgezeichnet

Leben nach dem Tod?

Der Psychiater Dr. Walter Meili gibt uns in diesem Buch einen Überblick über Nahtoderfahrungen, die so manche unserer Vorstellungen widerlegen. Dabei sucht er nach einer glaubhaften Erklärung für all diese Begebenheiten. Zudem wendet er sich auch weiteren Themen zu, die ganz eng damit zusammenhängen, bspw. der Frage nach der Seele eines Menschen und der Entstehung seines Bewusstseins. Nicht zuletzt geht es ihm auch um die ganz persönliche Botschaft, die vielleicht dahinter steckt.

Ich muss sagen, dass ich normalerweise solchen Berichten gegenüber eher skeptisch eingestellt bin, deshalb hat mich dieses Buch auch überrascht. Denn ich fand es hochinteressant und in keinster Weise verwandt mit solchen Erzählungen, die lediglich nach Aufmerksamkeit zu heischen scheinen.
Dr. Meili gibt uns zunächst einen Abriss über verschiedene Nahtoderfahrungen aus unterschiedlichen Zeitepochen, auf welche er sich auch im weiteren Verlauf des Buches immer wieder bezieht. Diese waren allesamt sehr faszinierend und vor allem in einer Weise geschildert und behandelt, die meine Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit wirklich sehr erschüttert haben. Es wurden Gemeinsamkeiten bei solchen Begebenheiten festgestellt, welche immer wieder auftauchen. Außerdem waren die Betroffenen keineswegs nur gläubige Christen, sondern auch Angehörige anderer Religionen oder Atheisten. Das untermauert zusätzlich die Glaubwürdigkeit ihrer Schilderungen.

Das, was geschildert wird, hat mich sehr berührt und bietet meines Erachtens eine sehr fundierte Erklärung und schenkt sehr berechtigte Hoffnung diesbezüglich. Für mich stellte dieses Buch ein völlig anderes Bild vom Leben nach dem Tod dar, als jenes, welches ich leider schon oft mitbekommen habe. Es ist nicht darauf ausgelegt, mit Schuldgefühlen zu spielen oder Angst zu machen und damit ist es etwas, an das ich wirklich glauben kann. Gott als unglaublich liebender Vater, der keine seiner Seelen so schnell aufgibt, hat etwas Tröstliches. Auch die Schlussfolgerung aus all diesen Erlebnissen deckt sich mit dem, was ich auf andere Weise schon herausgefunden zu haben glaube: Gott möchte von uns vor allem, dass wir hier auf der Erde leben und lernen zu lieben, das ist seine Aufgabe für uns. Nicht immer leicht, aber notwendig.

Insgesamt ein auch in unserer heutigen Zeit hochaktuelles Buch, welches sich mit vielen der drängendsten Fragen der Menschheit beschäftigt und zu äußerst interessanten und lohnenden Schlussfolgerungen gelangt. Ich kann es euch nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 06.11.2016
Das Ende vom Ich
Idleman, Kyle

Das Ende vom Ich


ausgezeichnet

Wie wir lernen, uns selbst zu sterben

Wie soll es weitergehen, wenn wir am Ende sind? Mit genau dieser Frage beschäftigt der Autor sich in diesem Buch. Und er kommt zu der sowohl einfachen als auch verblüffenden Feststellung, dass es genau solche Momente sind, in denen wir an unsere Grenzen stoßen, in denen Gott uns gebrauchen will.

Kyle Idleman führt uns an unsere Grenzen und darüber hinaus. Dabei begleitet er uns stets auf äußerst amüsante und warmherzige Art und Weise. Deshalb war die Lektüre dieses Buches wirklich ein Genuss: Sehr angenehm zu lesen und immer wieder begleitet von witzigen Episoden aus dem tatsächlichen Leben. Ebenfalls sehr sympathisch war sein ehrlicher Umgang mit eigenen Fehlern und schwachen Entscheidungen, an denen er uns teilhaben lässt.

Der Autor schafft es in diesem Buch wirklich gut, dass seine Aussagen mich als Leser direkt betreffen und berühren. Kurze, prägnante Stichworte, die auf den ersten Blick sehr widersprüchlich zu sein scheinen, aber letztendlich sehr gut beschreiben, worum es eigentlich geht. Ja, worum geht es eigentlich? Es geht ums Leerwerden und Gefülltwerden, um ein authentisches Leben und den Umgang mit unseren Schwächen. Ich persönlich habe sehr viel aus diesem Buch mitgenommen. Es hat mich oft genau an der Stelle gepackt, wo ich es nötig hatte. Ich fühlte mich immer wieder direkt angesprochen und ermutigt und habe viele wertvolle Tipps aus der Lektüre mitgenommen. Vor allem ist dies kein typischer Ratgeber, den man einmal liest und dann nie wieder aufschlägt. Bei mir wird er zumindest noch das eine oder andere Mal aus dem Regal genommen werden. Kann ich auf jeden Fall weiterempfehlen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.11.2016
Voll Jesus. Null Druck.
Kelley, Josh

Voll Jesus. Null Druck.


sehr gut

Von der Kunst, normal zu sein

Josh Kelley räumt in seinem Buch auf mit dem schlechten Gewissen in Bezug auf Glauben und alles, was damit zusammenhängt. Überall scheinen wir auf unrealistische Erwartungen vonseiten Gottes zu treffen, die nur darauf warten, uns bei einem Fehler oder etwas „Ungeistlichem“ zu erwischen.

Obwohl die Aussage des Buches keine radikal neue ist, und das ein oder andere mir auch schon begegnet ist, schreibt Josh Kelley doch sehr angenehm und unterhaltsam. Da kann man auch mal über das wirklich langweilige Cover hinwegsehen. Was den Inhalt des Buches anbelangt, so war ich insgesamt sehr zufrieden. Glaube ohne schlechtes Gewissen ist meines Erachtens ein unglaublich wichtiges Thema, welches nicht oft genug betont werden kann. Zu oft bin ich schon auf unreflektierte Gottesbilder gestoßen, welche vor allem die Dinge in den Vordergrund stellen, die ich NICHT tun darf. Genau das werdet ihr in diesem Buch nicht finden, es ist eher ein Mutmacher und zeigt, dass es völlig ok ist, normal zu leben. Es geht um den Unterschied von irdischen, weltlichen und geistlichen Dingen, um die Kluft zwischen Gesetzlichkeit und Verweltlichung. Weder übertriebener noch lauwarmer Glaube führt uns näher zu Gott. Und wenn wir ehrlich sind, so finden wir uns in beidem ab und zu wieder, in dem einen mehr und in dem anderen weniger.
Deshalb lenkt dieses Buch den Blick auf die Dinge, die wir ändern können. Wie schaffen wir es, einen guten Mittelweg zwischen zu viel und zu wenig von allem zu finden?

Ein wirklich gut gelungenes und amüsantes Buch, bei dem ich nur kleine Abstriche mache, weil es zwischendurch ein klein wenig langatmig wurde. Dennoch auf jeden Fall eine Lektüre wert.