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Marianna T.

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2018
Die Morde von Pye Hall
Horowitz, Anthony

Die Morde von Pye Hall


ausgezeichnet

In seinem aktuellen Buch hat Anthony Horowitz zwei Krimis geschickt ineinander verwoben. Die Lektorin Susan Ryeland erhält das neue Manuskript des langjährigen Autoren Alan Conway. Das Manuskript beschreibt zwei Morde in dem Herrenhaus Pye Hall und die Ermittlungen des Atticus Pünd. Der Krimi ist so anders als die Vorgänger aus der Reihe. Susan wird selbst zur Ermittlerin als Conway und mit ihm das letzte Kapitel seines Krimis verschwunden bleiben.

Die Geschichte beginnt spannend mit einer Warnung der Lektorin. Auf der zweiten Ebene beginnt dann der Krimi des Alan Conway mit den Schilderungen der Morde. Geschickt werden nach und nach die verschiedenen Motive und Lebenswirklichkeiten der Dorfbewohner dargelegt. Die schnellen Wechsel zwischen den Figuren, die alle aus ihrer Sicht erzählen, halten die Spannung aufrecht und lassen ein umfassendes Bild der Situation aufkommen. Gleichzeitig ist es zu Anfang der Geschichte dadurch schwer den Überblick über Personen und Geschehnisse zu behalten. Die ersten 50 Seiten wirken hölzern.

Das Durchhaltevermögen der Lesenden wird dann mit einer lebendigen, berührende und intelligenten Geschichte belohnt, die in ihrer Vielschichtigkeit besonders ist.

Die einzelnen Kapitel lassen sich mit den kurzen Sätzen und der klaren Sprache gut lesen. Auch nach Ende des Buches bleiben einzelne besondere Sprachbilder in Erinnerung. Die Lesenden werden gut mitgenommen und finden sich als nahe Beobachter in Saxby-on-Avon wieder. Dabei sind, anders als in anderen Krimis, die Dorfgemeinschaft und damit auch die vermeintlichen Täter präsenter als der Ermittler Pünd selbst. Dadurch baut sich eine Sympathie auf, die ein Verurteilen verhindert.

Die Dorfbewohner werden umfassend und einfühlsam beschrieben: die Motive und Merkmale der Einzelnen und die Dorfgemeinschaft in ihrer Dynamik. Erstaunlich sind die tiefgründigen Einblicke in die Seelen der Menschen und die spürbaren Emotionen. Vor dieser spannenden Kulisse kommt dann auch eine unheilvolle Stimmung auf. Die Entwicklungen sind immer wieder überraschend, jedoch durchgehend nachvollziehbar und logisch.

Ein Krimi mit psychologischer Tiefe zum Mitfiebern und Staunen. Für die Lesenden eine Reise in das stimmungsvolle englische Dorf Saxby-on-Avon, Ende des 20. Jahrhunderts. Dieses Buch ist ein Highlight.

Bewertung vom 12.04.2018
Lass uns über Style reden
Michalsky, Michael

Lass uns über Style reden


ausgezeichnet

Michael Michalsky, bekannt als Designer und Juror aus der Serie „Germany´s Next Topmodel“ beschäftigt sich mit Style. Dies ist für ihn mehr als Kleider, vielmehr eine Lebenseinstellung. Sein Roman ist Sachbuch, Autobiografie und Ratgeber zugleich. In diversen Kapiteln vermittelt er seine Ansichten und zwar zu Haltung, Sprache, Beziehung, Musik, Lifestyle und Fashion. In 200 Seiten schafft es der Autor ausführlich auf die verschiedenen Aspekte einzugehen.

Das Buch liest sich trotz dem verdichteten Inhalt überraschend gut. Sachlich und informativ betrachtet der Autor Style von den verschiedensten Seiten. Michalsky stellt in vielen Thesen und Argumenten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Aspekten her. Diese sind gut nachvollziehbar und regen zum Nachdenken an. Sein Schreibstil wirkt motivierend und ansprechend und lädt zu Selbstreflektionen ein.

„Das Ding ist: Stilvoll zu leben, sich stilvoll auszudrücken, zu handeln und zu kommunizieren, das alles sollten Sie nicht für andere tun. Tun Sie es für sich selbst! Stil kann dabei helfen, besser, leichter, schöner und mit mehr Spaß und Freude durchs Leben zu kommen. Und ist es nicht das was wir alle wollen?“ (S. 15)

Trotz der großen Informationsfülle entsteht Spannung, die sich durchgehend hält. Diese wird durch die flüssige Sprache und die überschaubaren Kapitel unterstützt. Spannend sind einerseits die Schilderungen seiner eigenen Lebenserfahrungen mit beruflichen und privaten Details und andererseits die Einsichten in die Modewelt.

Das Thema Stil in äußerer Schönheit und inneren Werten wird durch die vielen Beispiele nochmal ganz anders erfahrbar – anders als in abgehobenen Modeshows. Dies erreicht Michalsky durch seine Offenheit und Authentizität sowie durch seine klare Ausdrucksweise. Sein Schreibstil ist zudem angenehm lesbar und gespickt mit Anglizismen. Hierfür sorgt auch der umgangssprachliche Ton.

Insgesamt ein empfehlenswertes Buch. Am Ende ist klar, bei Style, ist alles Sache der Lebenseinstellung! Michael Michalsky macht sich selbst greifbar und sympathisch. Seine Schilderungen sind ebenso unterhaltsam wie informativ. Ein kurzweiliges Sachbuch.

Bewertung vom 02.04.2018
Eine Liebe in Apulien
Grementieri, Sabrina

Eine Liebe in Apulien


ausgezeichnet

Die Italienerin Sabrina Grementieri schreibt in ihrem aktuellen Roman über „Eine Liebe in Apulien“, die mit vielen Hindernissen einhergeht. Das vorliegende Taschenbuch aus dem Genre Frauen- und Liebesroman erscheint zum 03.04.2018 im Mira Taschenbuch Verlag und umfasst 350 Seiten.

Zu Beginn des Romans wird schnell klar, in welcher ausweglosen Lage sich Viola Cardelli befindet. Sie lebt im Norden Italiens bei ihren Eltern, nachdem ihr Freund sie betrogen und sie ihre Arbeit als Innenarchitektin verloren hat. Das Testament ihrer Großmutter Adele, in dem sie ihrer Enkelin das verkommene Anwesen im Süden Italiens vermacht hatte, könnte sie aus ihrer Erstarrung lösen. Dort kann sie sich nicht nur mit ihren Fähigkeiten als Innenarchitektin ausleben, sie braucht zudem viel Durchhaltevermögen um ihr Vorhaben zu verwirklichen und um mit den Geheimnissen umzugehen, die ans Licht kommen. Hilfe bekommt sie von dem attraktiven, jedoch vergebenen Aris, von dem eine starke Anziehungskraft ausgeht.

Die Autorin Sabrina Grementieri schreibt in ihrem aktuellen Roman über Liebe und einen Neubeginn. Im Zentrum steht die moderne junge Frau Viola und noch weitere starke und liebenswürdige Personen. Mit dem „besonderen“ Jungen Nico bringt die Autorin zudem noch das Thema Autismus mit ein und kommt trotz des geballten Inhaltes am Ende „auf den Punkt“.

Auf einfühlsame und anschauliche Weise beschreibt die Autorin die Gefühle und Gedanken der unterschiedlichen Charaktere. Auffallend ist die etwas oberflächliche Unterteilung in „schwarz-weiß“, in gute und schlechte Figuren. Dies macht die Geschichte einerseits etwas leichter und das Buch zu einem guten „Urlaubsschmöker“. Andererseits könnte es diejenigen enttäuschen die sich mehr Tiefe erwarten.

Schnell entwickelt sich eine Spannung, welche zum Ende der Geschichte noch größer wird und die 350 Seiten schnell verfliegen lässt. Die kurzen Kapitel, die meistens aus Violas und teilweise aus anderen Sichtweisen erzählt werden, halten die Neugier der Lesenden aufrecht. Gesteigert wird die Spannung noch durch aufkommende Geheimnisse, kriminelle Zwischenfälle und die intensiven Gefühle zwischen Viola und Aris. So wird ein Eintauchen in die Geschichte und ein intensives Miterleben der unterschiedlichen Erlebnisse möglich. Die Erzählung ist unterhaltsam, lässt schmunzeln, die Luft anhalten, lachen und die Tränen laufen.

Die harmonische, verliebte und später angespannte Stimmung ist leicht spürbar. Ebendiese lebt durch die Beschreibungen der idyllischen Landschaft, der erotischen Momente und der Dynamik in den Familien sowie im Dorf. So entsteht eine aufregende Stimmung beispielsweise durch die Schilderung des feindseligen Misstrauens im Dorf und der bürokratischen Hindernisse in der Gemeinde.

Die Sprache ist sehr bildreich und leicht lesbar. Einzelne Dialoge und Beschreibungen wirken etwas aufgesetzt, bleiben jedoch wegen ihrer Prägnanz in Erinnerung. So gehen Dialoge zwischen den Verliebten etwas ins Kitschige, Aris wird auffallend perfekt beschrieben und die „Bösen“ zu böse. Die Dialoge sind jedoch zumeist gut nachvollziehbar und authentisch.

Bei „Eine Liebe in Apulien“ geht es um vielmehr als um eine Liebesgeschichte. Bemerkenswert sind die liebenswürdigen und starken Charaktere, die bildreiche Sprache und das Gefühl, dass am Ende alles gut wird. Die oberflächliche Unterteilung der Charaktere und die vereinzelt aufgesetzten Dialoge und Situationen tun der Geschichte keinen Abbruch. Insgesamt ein sehr spannender Urlaubsschmöker.