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jam

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Insgesamt 397 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2021
Nie zu alt für Irish Coffee (eBook, ePUB)
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Nie zu alt für Irish Coffee (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Nicht nur dein Baum, auch wir sind gewachsen. Wir sind keine Gruppe von Teenagern mehr mit Flausen im Kopf und mit einem Leben und einer Welt vor uns, die es zu entdecken gilt.“
Kapitel 43

Ja, sie sind erwachsen, Gero Valerius, Ina, Elli und Rüdiger, die als Teenager zu Freunden und den V.I.E.R. wurden. Jetzt, 40 Jahre später, haben sie sich wieder gefunden und unverhofft kommt schon der dritte Fall für die erwachsen gewordene Detektivbande daher…
Ich war und bin ein Fan der Fünf Freunde, Pizza-Bande, Knickerbocker, etc. . Und seit dem ersten Band auch von den V.I.E.R., die ebenso wie ich erwachsen geworden sind. Für die Idee allein gibt es ja schon Bonussterne!
In ihrem dritten Abenteuer verschlägt es sie zurück nach Irland, wo vor vielen Jahren ihr erster großer Fall gelöst wurde, nach Dingle zu einer großen Whiskeybrennerei. Ihre Freundin von damals, Aeryn, steht kurz davor, die Brennerei in großem Stile wiederzueröffnen und hat tolle Umbaupläne. Doch wie es aussieht, hat jemand etwas dagegen und sabotiert die Eröffnung, weshalb die Investoren drohen abzuspringen…
Gut, dass sie Unterstützung durch die Detektive hat. Oder doch nicht? Denn die VIER reisen auch in die Vergangenheit und alte Geheimnisse und neue Konflikte kommen auf.
Dieses Buch hat alle Elemente, die auch die klassischen Jugend-Detektivbande-Bücher aus meiner KIndheit haben. Ein Geheimnis, das es zu lösen gilt, eine „Schatzsuche“, Freunde, denen man gerne hilft, Zusammenhalt und Spannung – das Ganze aber ergänzt durch reife Charaktere, die schon einen Teil ihres Lebens hinter sich haben. Das macht das ganze so reizvoll, sie haben viel erlebt, Gutes wie Schlechtes, das sie zu den Menschen machten, die sie heute sind. Auch sind die Abenteuer gefährlicher geworden und es läuft nicht immer alles glatt. Auch sie stolpern, manchmal auch übereinander und ihre Eigenschaften.
Da ich Irland einfach nur liebe, hat mich natürlich auch das unglaubliche Flair gepackt. Denn Christian Homma und Elisabeth Frank entführen uns gekonnt auf die grüne Insel, unterhalten uns mit Limmericks und bringen uns Banshees, Pucks, Leprechauns und Elfen näher.
Fazit: Eine erwachsene Jugendbande, ein spannendes Abenteuer auf der grünen Insel! Ein echtes Lesevergnügen!!!

Bewertung vom 20.08.2021
Prost, auf die Jugend
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Jugend


ausgezeichnet

„Na, ich hoffe ja schon, dass sich regelmäßig irgendein Gauner hierher verirrt.“
„Warum?“
„Weil die sonst unsere Dienststelle dichtmachen, wenn hier nix passiert.“

Aber im Moment besteht diese Gefahr nicht. Hauptkommissar Tischler bekommt unerwartet einen Aushilfs-Polizeihund aufs Auge gedrückt und bei einer kleinen Wanderung findet der auch schon eine Leiche. Die Abifeier auf einer Almhütte endete für einen Schüler tödlich, aber warum? Auf den ersten Blick ein allseits beliebter Schüler, Kapitän der Eishockeymanschaft... Doch rasch ändert sich das Bild und der Verdächtigen gibt es einige…

Bereits zum zweiten Mal durfte ich in Brunngries ermitteln, mit dem unschlagbaren Team und der T.U.F.-Methode. Denn der manchmal etwas linkische Polizeiobermeister Fink ergänzt seinen Vorgesetzten Tischler perfekt und gemeinsam verfolgen sie jede Spur, auch wenn es ausgerechnet am Sonntag ist. Fink durften wir schon im ersten Teil kennenlernen und es ist schön zu sehen, wie der von allen etwas gefrotzelten Kollege unter Tischlers Einfluss zur Höchstform wächst – auch wenn er zwischendurch für Lacher sorgt mit seinem Landhaus-Janker und der lieben Mama.
„Prost, auf die Jugend“ ist ein humorvoller Krimi mit ordentlich Lokalkolorit und jeder Menge regionaler Küche. Ehrlich, beim Lesen ist mir mehr als einmal das Wasser im Munde zusammengelaufen. Aber auch mit etwas Gesellschaftskritik wird nicht gespart, was mir gut gefallen hat. Dazu gibt’s ein wenig Emotion obendrauf, wenn Tischler mit seiner Britta eigentlich einen romantischen Abend verbringen will. Und eine Rahmenhandlung, die zusätzlich Spannung in die Geschichte bringt, aber nicht so dominant ist, dass man sich als Quereinsteiger nicht zurecht finden würde.
Ich fand ja schon den ersten Band gelungen, der Autor ist perfekt im Metier angekommen. Die Seiten fliegen nur so dahin, die Personen sind liebenswert schräg und trotzdem authentisch. Der Fall schlägt weite Kreise und wurde ebenso spannend wie stimmig aufgeklärt.
Fazit: Ein spannender Lokalkrimi mit tollen Protagonisten und viel Humor – mehr davon!

Bewertung vom 18.08.2021
Das kleine Café der Bücherträume
Hofmeister, Lena

Das kleine Café der Bücherträume


sehr gut

„Ein Leben ohne Bücher ist wie ein Café ohne Getränk.“
Kapitel 4

Seit Frederikes Chefin Gertrude gesundheitliche Probleme hat, ist sie Teilhaberin des netten Cafés Sommerglück. Sie freut sich sehr über die Chance, ihre lange gehegten Ideen stückweise umzusetzen und den Gästen nicht nur Kaffee und Kuchen anzubieten, sondern auch Bücher in den Caféalltag zu integrieren. Und tatsächlich kann sie rasch einen Dichterclub begrüßen, doch der engagiert sich auch sehr politisch – zum Missfallen von Gertrude und anderen Gästen.
Und schneller als gedacht ist Frederike persönlich involviert…

Was für ein herrliches kleines Plätzchen, dieses traditionelle Café und daneben die malerische alte Mühle! Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, auch wenn ich zu Beginn mit den Protagonisten etwas gebraucht habe. Doch spätestens als aus dem Dichterclub Freunde wurden, habe auch ich sie alle ins Herz geschlossen. Gemeinsam wollen sie sich für den Erhalt der alten Mühle einsetzen, die verkauft wurde und einem Bürogebäude weichen sollte.
Auch Frederike liebt diesen geheimen Jugendtreff, aber sie hat vor allem Angst, dass die wenigen Gäste, die das Café begrüßen darf, auch noch ausbleiben wenn sie sich für den Erhalt und somit gegen regionale Arbeitsplätze, einsetzt. Und gerade das tat meiner Lesefreude etwas Abbruch. Es ist natürlich verständlich, aber gegen Ende des Buches wird sie gerade dafür hochgelobt und geliebt, dass sie die kleinen Freuden schätzt und sich nicht an die Gewinnorientierung verloren hat… Etwas, dem ich so nicht zustimmen würde. So schwankt sie zwischen Café und ihren neu gewonnenen Freunden. Aber als die Lage sich weiter zuspitzt, steht sie ihnen bei privaten Problemen und auch in Sachen Mühle zur Seite!
Mein geheimer Liebling dieses Buches aber ist Gertrude, die etwas altbackene Chefin, die von dem neuen Zeugs und den Hippies, die da auf einmal in ihrem Sommerglück sitzen, erst Mal nicht so angetan ist. Aber letzten Endes nicht nur ihr großes Herz zeigt, sondern auch, was sie drauf hat und welche tollen Ideen sie hat.
Die Liebesgeschichte verliert sich etwas vor diesem Hintergrund, vor allem habe ich das Gefühl, ein oder zwei Kapitel „versäumt“ zu haben, die begründen, wie aus kurzen gemeinsamen Momenten so eine tiefe Verbundenheit entstand, als würde man sich seit Ewigkeiten kennen.
Dafür ein kleines Minuspünktchen, aber dennoch:
Ein netter Sommerroman über Bücher, Freundschaft und Liebe in einem herzerfrischenden Örtchen!

Bewertung vom 15.08.2021
Morgen schreib ich dir ein Happy End
Skilton, Tash

Morgen schreib ich dir ein Happy End


gut

„Es gibt Dinge im Leben, die so schön sind, die einen so sehr staunen machen, dass man ihnen nicht nachhelfen muss. Ich glaube, manchmal ist es gut, wenn ich daran erinnert werde, wie groß und weit und wunderbar es da draußen sein kann. Und zwar so, wie es ist.“

Seite 338



Doch bei der Liebe muss man manchmal nachhelfen. Das zumindest ist die Philosophie der Agenturen Tell it to my heart und Sweet nothings. Du suchst dir dein Match in einem Partnerportal deiner Wahl und die zeitraubende Arbeit der Kontaktaufnahme übernehmen Ghostwriter für dich. Ghostwriter wie Miles und Zoey, die dabei unerwartet im Namen ihrer Kunden miteinander schreiben – ohne das zu ahnen oder zu wissen, dass sie sich eigentlich flüchtig kennen und immer wieder aneinander geraten…



Tash Skilton ist das Pseudonym zweier Autorinnen, die diesen Roman gemeinsam geschrieben haben. Dabei sind unsere Protagonisten entstanden: Miles hat eine fürchterliche Trennung hinter sich und steht kurz davor, seinen Job zu verlieren. Und Zoey wurde von ihrer ehemaligen Chefin Mary nach New York geschickt, um dort auf eigenen Beinen zu stehen.



Für mich war „Morgen schreib ich dir ein Happy End“ ein Eintauchen in eine völlig neue Welt. Ebenso wie Zoey war ich nie zuvor in New York, auch ich kenne die Stadt nur aus Serien und Filmen. Und so wie sie finde ich sie zu groß, zu schräg, zu erschreckend. Mit ihr lerne ich Teile kennen, lasse mich in andere Ecken führen, aber die große Begeisterung bleibt bei mir aus.

Was für mich auch völlig neu war ist die Welt des Onlinedatings, dafür bin ich schon zu lange in einer Beziehung. Und so tue ich mir ein wenig schwer mit Kritikpunkten, weil ich glaube, dass vieles, das mir überzogen erscheint, tatsächlich sowas wie „normal“ ist…

Die Geschichte kommst erst mal nur langsam in Gang, manche Teile scheinen sich fast zu wiederholen. Doch ebenso wie Jude und Bree, für die sie schreiben, kommen sich Miles und Zoey näher und je weiter die Seiten voranschreiten, umso mehr spürt man das Prickeln zwischen ihnen. Was sie irgendwie zu verbinden scheint ist der fiktive Film „Undersea“, den Miles liebt und Zoey als Kind zuletzt gesehen hat. Und da wir als Leser kaum etwas darüber wissen, waren die Passagen darüber etwas mühselig für mich.

Genrell wirkte es manchmal so, als wollte man mit aller Gewalt die Außergewöhnlichkeit der Stadt und die Besonderheit der Menschen darstellen, auf mich wirkte es manchmal sehr übertrieben.

Ein wirkliches Highlight war Zoeys Exchefin Mary, die – einfach nur durchgeknallt ist, aber das Herzen am rechten Fleck hat und sie liebevoll immer wieder in die richtige Richtung pusht, wenn auch manchmal mit eigenwilligen Mitteln.

Leider hat mich das Ende der Geschichte trotz - oder vielleicht gerade wegen – des rasch noch eingebauten Dramas etwas enttäuscht und so bin ich am Ende etwas zwiegespalten. Auch wenn das Meiste so kommt, wie es kommen muss, hat mich der Schluss etwas enttäuscht.

Fazit: Eine außergewöhnliche Geschichte über eine mir völlig fremde Welt, leider nicht das volle Potential ausgeschöpft.

Bewertung vom 09.08.2021
Zuagroast
Parker, Martina

Zuagroast


ausgezeichnet

„Und was haben wir jetzt davon? Einen Haufen Arbeit haben wir. Schreibarbeit. Nichts wie Ärger mit diesen Zuagroasten.“
Kapitel 48

Und die neu Hinzugezogenen im Südburgenland sind Vera und ihre Tochter Letta, die wieder ins Haus ihrer Urlioma zurückkehrt, nachdem es beruflich gerade nicht so rosig bei ihr aussieht. Getrieben von der Schneckenplage in ihrem Garten landet sie in Johannas Club der grünen Daumen, wo sie die ebenfalls zuagroaste Architektengattin Eva näher kennenlernt. Ihr Mann Paul macht der das Leben schwer, sei es durch seine dubiosen Geschäftsanbahnungen und viel mehr seine unzähligen Liebschaften.

Da ich nicht auf Social Media Plattformen unterwegs bin, habe ich nicht mitbekommen, dass dort „Zuagroast“ schon für einige Aufmerksamkeit gesorgt hat. Denn die Autorin ließ immer wieder über Handlungsstränge mitentscheiden, eine echt innovative Idee.
Doch auch als neutrale Leserin hat mich Zuagroast von Anfang an begeistert! Schon beim ersten Kapitel stechen die interessanten Einstige ins Auge. Immer kurze Informationen über kleine Lebewesen, die irgendwie dann doch ganz gut zum nachfolgenden Kapitel passen.
Schon das war ein ungewöhnlicher Beginn, der einen bei Laune hält. Und obwohl die Leiche in diesem Gartenkrimi erst spät auftaucht, war er spannend wie kaum ein anderer. Denn die Handlungsstränge verweben sich langsam aber kontinuierlich zu einem wirren, aufregenden Strudel an Ereignissen.
Vera ist eine tolle Protagonistin mit Ecken und Kanten, die mit ganz normalen Alltagsproblemen kämpft, berufliches Feststecken, finanzielle Probleme und eine Tochter in der Pubertät, die von dem Umzug nur mäßig begeistert ist. Gut, dass sie in Evas Tochter Carla eine Freundin findet. Und auch die beiden Mütter verstehen sich gut und verbringen rasch viel Zeit miteinander. Und so sehr ich die bodenständige Vera mochte und mit Eva unter ihrem Mann mitlitt, meine Lieblingsfigur war Johanna, die im Einklang mit der Natur lebt und so ihre Wege findet, um mit lästigen Behörden umzugehen.
Die Autorin zeigt uns viel von dieser Welt, wie Bauprojekte und Grundstückskäufe angebahnt werden, aber auch Jugenderinnerungen im Burgenland, Besuche über die ungarische Grenze, und vor allem Interessantes über den Garten, Pflanzen und deren Wirkung.
Und egal, ob sie im Club der grünen Daumen Seife sieden oder eine Jagdszene beschrieben wird, alles ist top recherchiert und stimmig. Die manchmal einfließenden Dialektausdrücke wurden zum Teil auch übersetzt – als Steirerin waren sie mir aber auch so geläufig. Und es sind so wenige, dass sie auch jene, die damit nichts anfangen können, kaum stören können.
Bei dem lockeren Stil flogen die Seiten nur so dahin und auch der Fall selbst blieb bis zu Letzt spannend und überraschend! Ich freue mich auf die Fortsetzung!
Fazit: Ein spannender, außergewöhnlicher Krimi im Südburgenland.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2021
Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag
Wilmes, Liane

Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag


ausgezeichnet

„Mein eigenes Leben steht auf dem Prüfstein und plötzlich weiß ich, dass ich mich nicht unterkriegen lassen werde. Nicht von einem Mann, nicht von diesem Leben auf dem Dorf, nicht von der Vergangenheit. Vor allem nicht von der Vergangenheit.“
Kapitel 15

Von einem Tag auf den anderen steht Fees Leben Kopf. Ohne Freund, Job und Wohnung nimmt sie widerwillig das Angebot ihres Vaters an, für kurze Zeit wieder in ihren Heimatort Süderbüll zu ziehen, um dort ein Meereskunde-Museum mit aufzubauen.
Eigentlich ihr Traum, doch zurück in die Heimat? Mit Süderbüll verbindet Fee wohl nicht die besten Erinnerungen, ist sie doch vor 12 Jahren überstürzt von dort geflohen und nie mehr zurückgekehrt…

„Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag“ beginnt locker und unterhaltsam, auch wenn einem Fee leidtut, als ihre Welt zerbricht. Liane Wilmes Ton bleibt auch leicht und flüssig zu lesen, doch im Verlauf wird das, was wie ein seichter Frauenroman beginnt, eine tiefgehende Geschichte, die mich wirklich sehr berührt hat.
Aber erst Mal katapultiert der Hundekacke-Tag Fee und uns raus aus ihrem gewohnten Leben und rein nach Süderbüll, wo sie gleich mal mit eigenwilligen Yoga-Praktiken und interessanten ArbeitskollegInnen bekannt wird. Ihre Freunde von früher nehmen sie bereitwillig auf, doch schnell wird klar, dass es einen dunklen Fleck in Fees Vergangenheit gibt. Ein Erlebnis, das sie selber nicht beleuchten will und auch vor dem Leser noch versteckt hält.
Im Verlauf der dahinfliegenden Seiten entwickeln sich zwei Zeitstränge, die durchaus interessanten Geschehnisse um das entstehende Museum und ihre Ankommen jetzt, und die Zeit kurz vor ihrer Abreise vor 12 Jahren, ihr Abschlussjahr. Ein Jahr, dass eigentlich von Vorfreude, Lernen, Feiern, Jung- und Glücklichsein geprägt sein sollte… Doch das Schicksal hielt anders für sie bereit.
Je mehr Fee die Vergangenheit an sich heranlässt, umso mehr beginnt sie sich mit dem Damals zu versöhnen. Und vor allem, endlich zu verzeihen, auch und vor allem sich selbst… Mehr als einmal habe ich mir ihr geweint – aber auch gelacht!
Schön waren auch die kurzen Einblicke in die nordfriesische Seele, die Gesprächigkeit, das Leben und Aufwachsen an der See!

Fazit: Ein wunderschöner Roman über den Blick auf die Vergangenheit, Fehler und Verzeihen, Freundschaft und natürlich Liebe, leicht und locker geschrieben.

Bewertung vom 05.08.2021
Oma lässt grüßen, sie hat deine nervige Tochter entführt
Hardiman, Rebecca

Oma lässt grüßen, sie hat deine nervige Tochter entführt


gut

„Andererseits ist es nicht ihre Mutter; Kernfamilie kann durchaus wie Kernspaltung sein.“
Seite 61

Nach einigen Zwischenfällen ist für Kevin klar: Seine Mutter kann nicht mehr alleine wohnen, sie braucht jemanden, der ihr im Haushalt zur Hand geht und ein wenig auf sie aufpasst. Doch sie ist nicht das einzige Familienmitglied, das ihm Sorgen macht… Auch eine seiner Zwillingstöchter rebelliert gerade und seine Frau? Die ist immer in der Arbeit…

Ich tu mir gerade wirklich schwer damit, zu beschreiben, wie es mir mit diesem Buch ging… „Oma lässt grüßen, sie hat deine nervige Tochter entführt‘“ verspricht von Titel und Aufmachung her einen lustigen Oma-Enkelin-Roadtrip, mit viel Witz und somit eine leichte Unterhaltung.
Für mich entwickelte sich die Geschichte aber rasch zu einem etwas emotionslos geschriebenen Beziehungsdrama. Die Seiten ziehen sich dahin, bis zuletzt kann ich nicht genau sagen, wer für mich der Hauptprotagonist ist. Wir erfahren viel darüber, was die Mitglieder der Familie Gogarty tun, aber niemals wirklich die Beweggründe, die tiefen Gefühle, die dahinter stecken.
Millie Gogarty ist eine ältere, allein lebende Dame, um die sich ihre Familie nur mäßig kümmert. Bis zuletzt bin ich mir nicht sicher, ob sie verschroben oder doch schon dement ist bei all den kleinen und großen „Hoppalas“, die ihr so passieren. Ihr Sohn Kevin suhlt sich in Selbstmitleid ob seines verlorenen Jobs, und weil er daheim sein muss, während seine Frau Tag und Nacht arbeitet, um die Familie zu ernähren. Neben zwei Jungs haben sie auch die Zwillingstöchter Aideen und Nuala, wobei Aideen definitiv die Rolle des bösen Zwillings zufällt, während alle Nuala vergöttern. Bei jedem Streit ist klar, Aideen ist schuld und niemand nimmt sich die Zeit zu fragen, was wirklich geschehen ist.
Sie sind seltsam sprachlos, die Gogartys, nie fragt jemand warum etwas getan wurde, wie sich jemand dabei fühlt, und so sind für mich als Leserin schmerzhafte Zurückweisungen und Missverständnisse übriggeblieben. Für mich war die Sprache sehr neutral, fast schon gefühllos, trotzdem haben mich die Zerwürfnisse der Familie sehr traurig gemacht.
Dennoch habe ich die verletzliche und verletzende Aideen ins Herz geschlossen, ihre Limericks waren kurze Einblicke in ihre Gefühlswelt und ein wirkliches Highlight in diesem sonst etwas eintönigen Buch.
Am Ende bleibt für mich eine traurige Familiengeschichte mit vielen Missverständnissen und zu wenigen Worten, ganz anders als erwartet.
Was ich auch schade fand: Ich bin eine seeehr vorsichtige Leserin, meine Bücher sehen nach dem Lesen normalerweise noch immer aus wie neu. Hier nicht, der Buchrücken löst sich am oberen Ende des Buches bereits zur Hälfte von den Seiten…

Bewertung vom 01.08.2021
Verloren
Morus, Liv

Verloren


ausgezeichnet

„Hier ist es so paradiesisch schön, dass es mir Angst macht! Träume ich vielleicht nur?“

Lacanau- Océan, 3 Juli



Was so traumhaft begann, endete schrecklich. Eine Gruppe von Freunden feierte das Studienende, doch einer von ihnen kam tragisch ums Leben.

16 Jahre später: Die Wege haben sich getrennt, die einstigen WG-MitbewohnerInnen und engsten Freunde haben kaum mehr Kontakt. Doch jetzt wollen sie einen gemeinsamen Urlaub am See verbringen. Haben sie sich noch etwas zu sagen?

Und dann treibt wieder einer von ihnen tot im Wasser…



Ich gebe es zu, ich bin ein absoluter Fan der Autorin und wenn ihr sie kennt, werdet ihr es verstehen!

Mit „Verloren - Memento mori“ hat Liv Morus wieder eine spannende, packende aber auch berührende Geschichte geschaffen. Ihre Personen wirken immer so real, die Plätze, die sie beschreibt, habe ich sofort vor Augen. Und mit dem Hof am See hat sie einen absoluten Wohlfühlort erschaffen, wer könnte nach diesem Jahr nicht eine Auszeit mit Freunden am Wasser genießen?!

Erst treffen die „Mädels“ von damals ein, die Vorzeigeehefrau Nicole mit ihrer Tochter Aurora, Jackie, die Geschäftsfrau, Rebecca, die allein erziehende Mutter mit Sophie und Viola, die etwas Schüchterne am Rande, die alle umsorgt. Jede auf ihre Weise ganz besonders, vor allem Rebecca und Viola mochte ich von Anfang an sehr gerne.

Als dann auch noch überraschend die „Jungs“ eintreffen, geht es richtig rund, es wird gelacht, gescherzt. Sie genießen das Wiedersehen, denken aber auch an die Geschehnisse von damals, den Freund, der nicht mehr in ihrer Runde mit dabei sein kann.

So wie damals endet die Freude dramatisch, und der jetzige Todesfall rückt den von damals in ein neues Licht, war es wirklich ein Unfall, oder doch Mord? Wer hätte ein Motiv, wem traut man diese schreckliche Tat zu?

Das macht diese Geschichte ganz besonders, denn so spannend es ist, die Tat zu beleuchten, viel aufregender ist es, das Wechselspiel der Personen, die Strömungen zu erkunden. Zwischendrin fühlte ich mich ein wenig wie bei „Das perfekte Geheimnis“, obwohl vieles offen auf den Tisch kommt, bleibt noch viel mehr ungesagt. Auf dem einsamen Bauernhof prallen die unterschiedlichen Charaktere aufeinander, alte Konflikte und Muster kommen wieder an die Oberfläche…

Die Auflösung war, wie gewohnt, überraschend und trotzdem stimmig, ein Spagat, der Liv Morus immer wieder gelingt!

Fazit: Eine spannende Geschichte, die von den Charakteren und deren Beziehung lebt! Absolut lesenswert!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2021
Kreativ mit Bügelperlen
Rechl, Christine

Kreativ mit Bügelperlen


ausgezeichnet

Da macht bügeln wieder Spaß!

Ich kenne die Autorin ja schon von ihrem tollen Buch „Lieblingssteine“ und habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass sie auch ein Buch mit Motiven für Bügelperlen veröffentlicht hat!
Das Buch beginnt mit praktischen Tipps, angefangen von der Sortierung bis zur richtigen „Nachbehandlung“ nach dem Bügeln. Und endlich weiß ich, warum sich immer wieder mal meine Werke gebogen haben… Aber das ist ja das gute an diesen bunten Perlen, dass man vieles korrigieren, reparieren und sogar anfügen kann. Hier wird kurz und verständlich erklärt, wie man gängige Fehler verhindern bzw. korrigieren kann.
Dann geht es auch schon los mit lustigen Unterwassermotiven, die man auch zu einem Mobile zusammenfügen kann, aber auch Ideen für schöne 3-D-Bilder – wär ich nie drauf gekommen!
Ebenso werden praktische „Haushaltshelfer“ gezeigt, vom Schlüsselanhänger bis zum Gläsermarkierer, auch eine mir unbekannt Art, die Perlen zu backen, habe ich gelernt. Und daraus dann Schmuck zu machen wird unser nächstes Schlechtwetter-Projekt!
Die Vorlagen sind farbenfroh, und mir hat vor allem der bunte Mix gefallen – kleinere, einfache Objekte aber auch große, außergewöhnliche Motive.
Getestet habe ich die Anleitungen mit meiner Tochter und wir hatten beide sehr viel Spaß damit! Vor allem die erwähnten Gläsermarkierer haben es uns angetan und davon haben wir gleich welche gemacht.
Ergänzt wird das Buch noch durch Kopie-Blanko-Vorlagen, bei denen man seiner Kreativität noch mehr freien Lauf lassen und eigene Motive zeichnen kann – echt eine tolle Idee und eine schöne Abrundung für dieses Buch!
Fazit: Die nächste Schlechtwetterperiode kann kommen – und so macht bügeln auch wieder Spaß!

Bewertung vom 18.07.2021
Erben wollen sie alle
Hennig, Tessa

Erben wollen sie alle


ausgezeichnet

„Wird einem da nicht langweilig? Jeden Tag die gleiche Strecke?“, wollte Anja wissen.
„Was kann es Schöneres geben? Wenn man einen Ort liebt, kann man ihn sich doch nicht oft genug ansehen.“
Seite 177

Oder doch? Denn irgendwie hat Bianca genug von der schönen Insel Mallorca, wo sie ihren Lebensabend verbringt. Sie beschließt, ihr Haus dort zu verkaufen und mit dem Erlös eine Weltreise zusammen mit ihrem neuen Bekannten Wolfi anzutreten. Doch die liebe Familie bekommt Wind davon und sieht ihr Erbe den Bach runtergehen… Und ein jüngerer Mann an der Seite ihrer Mutter, der kann doch nur das eine im Sinn haben, oder?
Obwohl sie sonst kaum Kontakt haben, packen Biancas Tochter Anja mit Lieblingsenkelin Luisa sowie ihr Sohn Steffen mit Frau Yvonne die Koffer und ab geht es auf die Insel, um den Heiratsschwindler Wolfi zu entlarven und den Gesundheitszustand Biancas zu überprüfen.
Doch sie haben die Rechnung ohne die Wirtin gemacht…

Wo fange ich an? Ich war noch nie auf Mallorca und Tessa Hennig, die mich auch schon ins südlichste Italien gelockt hat, bringt mir die Insel abseits des Ballermanns näher. Die Geschichte rund um die rüstige Bianca und ihre Erben erinnert ein wenig an ein humorvolles Theaterstück inklusive Missverständnisse, und das im besten Sinne.
Bianca ist eine rüstige Pensionistin vom alten Schlag, wirkt manchmal etwas ruppig. Ich mochte sie und habe gut verstanden, dass sie manches lieber für sich behält… Einerseits, um ihre Lieben zu schützen, andererseits haben sie sich in der letzten Zeit auch kaum um sie gekümmert.
Als wäre das nicht schon genug für eine interessante Geschichte, gibt es da aber auch noch den an Alzheimer erkrankten Nachbarn Alejandro und seinen ambitionierten Pfleger Felix, der gemeinsam mit Medizinstudentin Luisa versuchen will, seine Erinnerungen wieder zum Leben zu erwecken. Auch wenn mich das manchmal fast schmerzhaft an meine Großeltern erinnert hat, so war es doch schön zu lesen, dass es Menschen gibt, die sich mit Hingabe um deren Pflege bemühen.
Und gerade dieser Mix hat für mich „Erben wollen sie alle“ so besonders gemacht. Eine Partyinsel abseits der Klischees erforschen, einen anderen Zugang zur Pflege kennenzulernen, alte und neue Missverständnisse und Geheimnisse aufzuklären in einem schönen Ambiente mit einer Familie, die letzten Endes doch erkennt, was sie aneinander hat… Und das alles mit Tessa Hennigs flotter Feder zu einem lockeren und flüssig zu lesenden Roman verpackt, was will man mehr?
Fazit: Ein interessanter, vielschichtiger Familienkurzurlaub, Humor und Liebe inklusive!