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Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2022
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Cronin, Marianne

Die hundert Jahre von Lenni und Margot


ausgezeichnet

Dieses Buch hat geschafft, was Bücher selten bei mir schaffen... ich habe stellenweise geweint.
Was für ein einfühlsames, bewegendes und ausserordentlich kluges Buch.
Auch wenn es sich bei Lenni und Margot um zwei Personen handelt, die kurz vor dem Tod stehen, so ist dieses Buch dennoch so voller Lebensfreude.
Diese beiden Frauenfiguren, die einander trotz des großen Altersunterschieds so Nahe kommen, sind Charaktere, die man so schnell nicht wieder vergessen wird.
Ihre Freundschaft und ihre unterschiedliche Sicht auf das Leben - das sind Dinge, die inspirieren, Mut machen und die eigene Sicht auf Dinge ändern können.
Und doch ist dieses Buch an keiner Stelle ein lästiger Lifecoach, es ist an keiner Stelle kitschig, nirgendwo dick aufgetragen... es ist einfach nur ein tolles Buch, das die unterschiedlichsten und intensivsten Gefühle in einem weckt.
Hollywood hat schon eine Verfilmung geplant und ich hoffe, dass es dem Buch gerecht wird.

Bewertung vom 08.06.2022
Klänge einer neuen Zeit / Die Radioschwestern Bd.1
Wagendorfer, Eva

Klänge einer neuen Zeit / Die Radioschwestern Bd.1


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich einfach umgehauen und meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Eva Wagendorfer ist ein Paradebeispiel dafür wie man als Autorin perfekte Unterhaltung liefern kann. Ich bin begeistert!
Bei historischen Romanen bin ich mittlerweile schon so skeptisch, weil ich halt so viele schlecht recherchierte Bücher gelesen habe, oder die Atmosphäre der Zeit nicht auf mich übersprang.
Hier aber gelingt es Eva Wagendorfer nicht nur das alte Frankfurt wieder auferstehen zu lassen, sondern man ist von der ersten bis zur letzten Seite einfach in den 20er Jahren und zweifelt keine Sekunde daran. Da ich zehn Jahre in Frankfurt gelebt habe, hatte ich bestimmte Plätze plastisch vor Augen und dazu das Flair der Wilden 20er.
Ein unheimlich entzückendes und charmantes Buch hat mich da zwei Tage lang in seinen Bann gezogen und ich durfte illustre und liebenswerte Charaktere kennen lernen und in den aufregenden Alltag des damals noch so neuen Mediums Rundfunk abtauchen. An keiner Stelle war es langweilig oder langatmig.
Besonders toll fand ich die Kapitelanfänge, da befindet sich immer eine Radiomeldung aus der Zeit im Zusammenhang mit starken Frauen... und danach eine kurze Erklärung. Viele Namen waren mir ein Begriff, andere waren neu für mich.
Dieses Buch hat mich nicht nur außerordentlich gut unterhalten, sondern auch sehr bereichert.
Genau so schreibt man exzellente Unterhaltung!

Bewertung vom 24.05.2022
Leichdorf
Rauh, Wolfgang

Leichdorf


ausgezeichnet

Wolfgang Rauh hat mit diesem Buch einen astreinen und stimmigen Horror-Thriller hingelegt, der seinesgleichen suchen muss. Und er hat etwas geschafft, das viele Autor:innen des Genres (leider manchmal auch Altmeister Stephen King) oftmals nicht schaffen: ein tolles und schlüssiges Ende! Ich bin ja mittlerweile ein abgebrühter erwartungsloser Leser, aber wenn ein Buch das Niveau bis inklusive Ende hält, dann bin ich begeistert und hin und weg.

Der Ort Leichdorf mitsamt Leichwald und seinen Protagonisten sind düster und beklemmend. Leichwald hat schon viele Tote gesehen, die Charaktere sind allesamt gezeichnet durch Verlust, Krankheit und Traumata, und doch wird es nicht zuviel, nicht unglaubwürdig. Es sind Personen wie du und ich und das macht die Stimmung umso nachvollziehbarer.

Ich liebe dieses Buch

Bewertung vom 20.05.2022
Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1
Gray, Gloria;Felder, Robin

Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1


ausgezeichnet

Eine trans Frau als Ermittlerin - noch dazu im tiefsten Bayern? Ja, darf das denn sein? Ja, das darf sein, denn die Autorin Gloria Gray ist selbst eine trans Frau und Vikki Victoria wohl ihr literarisches Alter Ego.

Eine Gaudi war's, das Buch zu lesen und das obwohl ich Regionalkrimis gar nicht so mag. Vikki erzählt uns rasant und im lockeren Plauderton was passiert ist: Morddrohung durch einen entflohenen Häftling, Entführungen, das Aufeinanderprallen zweier Gangs - volles Programm halt... und wenn ich sage Plauderton, dann meine ich das so. Diesen Krimi zu lesen war tatsächlich wie jemandem zuzuhören, der ohne Punkt und Komma plappert und dabei einen Gag nach dem anderen raushaut, teilweise bitterböse und manchmal politisch unkorrekte Satire. Da wird mit allem abgerechnet: mit dem Fernsehen, der Gesellschaft, Machos, Internet... alle bekommen sie ihr Fett ab.

Eigentlich ist die Krimihandlung gar nicht so wichtig - wenn auch spannend, aber nicht wirklich unvorhersehbar. Wichtig ist Vikki, die schillernde liebenswerte parttime V-Frau, die die Sache lieber selbst souverän in die Hand nimmt, als alles der Polizei zu überlassen.

Wer Satire mag, wird dieses Buch lieben... wer Bayern mag - sowieso!

Bewertung vom 19.05.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Ich muss zugeben, dass mich weder der Klappentext noch der Titel in irgendeiner Weise angesprochen hat, dass man werbetechnisch kaum noch um das Buch herum kam, hat es nicht besser gemacht.
Doch dann stolperte ich über mehrere Rezensionen von Menschen, denen ich vertraue und wurde extrem neugierig. Es hat sich sowas von gelohnt!

Elizabeth Zott ist eine Heldin zum Verlieben, sie ist intelligent, eine brillante Chemikerin, unnachgibig verfolgt sie ihre Ziele, sie ist eigenwillig und ein wenig nerdig... Alles tolle Eigenschaften für eine Frau, allerdings lebt sie in den 1960er Jahren - genau genommen Anfang der 60er Jahre.

Beim Lesen schwanken die Gefühle zwischen Wut (was Frauen damals über sich ergehen lassen mussten), Ergriffenheit (wenn es um Liebe und Freundschaft geht) und Erheiterung (über die teils sehr bizarren Situationen und vor allem Dialoge).

Diese äusserst berührende und liebenswerte Geschichte der starken Elizabeth Zott lehrt uns, dass wir alles im Leben erreichen können, wenn wir die Geschicke selbst in die Hand nehmen und unsere Ängste überwinden können.

Bewertung vom 18.05.2022
Queergestreift
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

LGBTIQA+ was heißt das eigentlich und was genau ist das alles? Wer sich diese Frage stellt, ist mit diesem Buch bestens beraten.
Mein Kind fühlt sich anders, was kann ich tun? Wer sich diese Frage stellt, ist mit diesem Buch ebenfalls bestens beraten.
Ich fühle mich nicht wie die anderen, was ist mit mir los? Und wer sich diese Frage stellt, ist mit diesem Buch auf dem besten Weg Entwirrung und Bestätigung zu finden.
Dieses Regenbogenbunte Buch ist ein Muss für alle Schulbüchereien, es klärt auf, macht Mut und hilft Betroffenen, Angehörigen von Betroffenen und Interessierten.
Alle Begriffe sind übersichtlich gegliedert und einfach erklärt, Historische Eckdaten werden immer wieder locker eingeworfen, Betroffene kommen selbst zu Wort und die herrlichen Illustrationen lockern alles wunderbar auf. Dieses Buch klärt auf, aber belehrt nicht von oben herab, kein Thema wird ausgelassen.
Sympathischer kann Aufklärung nicht sein.

Bewertung vom 17.05.2022
Die dritte Hälfte eines Lebens
Herzig, Anna

Die dritte Hälfte eines Lebens


ausgezeichnet

Was für ein intensives kleines tolles Buch!
Anna Herzog schafft es in wenigen Worten die Geschichte einiger Dorfbewohner über Jahrzehnte hinweg zu erzählen und den Leser dabei mitzureißen, wie es manche Autoren über 500 Seiten kaum schaffen.
Ihr Schreibstil ist hart und kantig, mitunter sogar sperrig und trotzdem manchmal voller Poesie und weisen Zitaten.

Die Erzählung ist in einem Niederösterreichischen Dorf angesiedelt, dessen Bewohner weder mit Diversität noch mit Modernität etwas anzufangen wissen.
Die Stimmung ist dabei düster, gemein und drückend. Die Erzählperspektive wechselt interessanterweise zwischen den Protagonisten und so erfährt man Fiktion und Wahrheit - ein Wechsel zwischen Gerüchten und tatsächlichem Geschehen.
Mich hat selten ein Buch so bewegt wie dieses und ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 17.05.2022
Love in the Big City
Park, Sang Young

Love in the Big City


ausgezeichnet

Queere Literatur aus Asien, das ist immer spannend und ungewöhnlich.
Dieses Buch hat es in sich: sprachlich schnörkellos und gnadenlos ehrlich liest es sich locker und leicht, stellenweise sogar sehr witzig… umso wuchtiger treffen den Leser dann die dramatischen Elemente. Weil sie so undramatisch und unaufgeregt daher kommen, dass man erst nach kurzem Stocken merkt WAS man da gelesen hat.
San Young Park lässt seinen Protagonisten in der Ich-Form erzählen, wir begleiten Young durch seine Jugend bis hin in seine Mittdreißiger. Wir sind dabei, wenn er zusammen mit seiner besten Freundin Jaehee das Nachtleben Seouls unsicher macht, wenn er ausschweifende verborgene sexuelle Abenteuer sucht. Wir erleben seine erste feste Beziehung, die Krankheit seiner Mutter und seine große Liebe.
Und um die Liebe in seinen verschiedenen Ausformungen geht es letztendlich auch.
Ein unaufgeregtes aber emotionales Buch, das viel Aufmerksamkeit verdient.

Bewertung vom 17.05.2022
Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
Matthiessen, Susanne

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn


sehr gut

Roman einer Sylter Jugend - das steht auf dem Bucheinband... einen Roman habe ich aber leider nicht vorgefunden, eher ein als unterhaltsame Riesenkolumne getarntes Sachbuch über Sylt - im Wandel der Zeit.

Zugegeben, ich gehöre wahrscheinlich zu den sehr wenigen Menschen in Deutschland, die von Sylt so gut wie gar nichts wissen. Für mich war die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern tatsächlich lehrreich.
Susanne Matthiessen gewährt in ihrem Essay Einblicke in das Sylt ihrer Kindheit, ihrer Jugend, der Zeit ihrer Großeltern und letztendlich auch in das Sylt der Corona-Pandemie. Wir erfahren etwas über die Umweltkatastrophen der 80er Jahre, über die Punker-Invasion, die so gar nicht zwischen die superreichen Touristen passen.
Sie erzählt vom Ausverkauf der Insel, vom absurden Wahn des Kultstatus-Urlaubes... aber auch, dass die original Sylter irgendwie kauzig geblieben sind.
Matthiessen springt unchronologisch von Anekdote zu Anekdote, die man mal laut lachend dann wieder staunend und hin und wieder kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt.
Für alle, die mehr über Sylt wissen möchten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2022
Ende in Sicht (eBook, ePUB)
Rönne, Ronja von

Ende in Sicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zwei Frauen, die auf unterschiedliche Art vom Leben frustriert sind, treffen aufeinander: die fünfzehn jährige Juli und die neunundsechzig jährige Hella - ehemals Schlagersternchen.
Beide eint ein Wunsch: sie wollen sterben.
Sehr einfühlsam erzählt Ronja von Rönne vom Aufeinandertreffen der beiden unterschiedlichen Menschen, mit viel Gefühl versetzt sie den Leser abwechselnd in die seelischen Abgründe des Teenagers und in die Gedankenwelt der vom Altern überdrüssigen Hella Licht, die doch im Herzen immer noch jung geblieben ist.
Obwohl die Thematik Depression und Lebensmüdigkeit sehr heikel ist, gibt es viele Momente, die den Leser zum Lachen bringen… aber nie hat man das Gefühl die Thematik würde respektlos behandelt.
Mich hat das Buch berührt und ich habe die beiden Frauen sehr ins Herz geschlossen.
Absolute Lese- und Hörempfehlung.