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Benutzername: 
MarcoL
Wohnort: 
Füssen

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 15.03.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

Ich kategorisiere diesen Roman unter: Suchtbuch. Mehr oder weniger in einem Rutsch durchgelesen, bin ich schwer angetan von dem Roman. Und das, obwohl mir die Geschichte der Tell-Sage wohl bekannt ist. Dennoch schafft es der Autor, es derart darzustellen, als wäre alles neu und frisch erfunden.
Deshalb erzähle ich mal nichts über den Inhalt, denn da gibt es ja eigentlich nichts Neues zu berichten. Aber die Erzählweise: In jedem Kapitel kommt ein anderer Protagonist zu Wort und berichtet ein Stück der Handlung. Zwanzig verschiedene Erzähler dürfen abwechselnd berichten, was sich zugetragen hat – äußerst genial kann ich nur sagen!

Die Ausarbeitung der Charaktere, insbesondere auch der Frauen, finde ich äußerst gelungen. - besonders die kleinen "Überraschungen" bei so manchem Handlungsträger, von welchen man ursprünglich wohl eine andere Vorstellung gehabt, und diese anders eingeschätzt hat. Wen ich da meine, verrate ich natürlich nicht. Nur soviel: Ich bin schwer begeistert.

Trotz bekannten Inhaltes zaubert der Autor ein Ende daher, welches jeden Mythos, jede Sage noch übertrifft. Auf der einen Seite kommt es fast schon irgendwie unspektakulär daher (aber nicht minder spannend, auf der anderen Seite verleiht er Tell jene Mystifizierung, welche der tiefste Grundstein einer jeden Sage ist. Chapeau! Absoluteste Leseempfehlung für diese mehr als gelungene Neuinszenierung.

Bewertung vom 03.03.2022
Dazwischen: Wir
Rabinowich, Julya

Dazwischen: Wir


ausgezeichnet

Nach der Flucht ihrer Familie vor dem Krieg und einem Aufenthalt in einem Flüchtlingsheim, kommt Madina mit ihrer Mutter, ihrem Bruder Rami und ihrer Tante bei Susi und deren Tochter Laura unter. Es ist zwar nicht viel platz in dem Haus, aber es fühlt sich wie ein zu Hause an. Zwischen Laura und Madina entwickelt sich eine innige Freundschaft, und zwischen deren Bruder und Madina entstehen auch besondere Momente. Madinas Vater wollte sich die Beschimpfungen aus seinem Land als Feigling nicht gefallen lassen, geht zurück in den Krieg, und gilt seit dem als verschollen.
Madinas Mutter, und natürlich sie selbst, leiden sehr darunter, trotz des Bewusstseins, dass sich Vater nie an die westlichen Gegebenheiten angepasst, und Frau und Tochter in einen goldenen Käfig gesteckt hätte.
So wächst die 14 jährige Madina mit ein paar (für uns so selbstverständliche) „Freiheiten“ auf, welche ihr Vater wohl niemals erlaubt hätte. Jungs und Partys locken, sie fühlt sich in der neuen „Heimat“ angekommen, lernt gut und ist bemüht sich zu integrieren. Doch so einfach ist es nicht, ihre Mutter wird stark depressiv, Bruder Rami macht im Kindergarten Probleme, und alles bleibt an Madina hängen. Als dann vereinzelt die Bewohner des Ortes mit Ausländerhass skandieren, der Alltagsrassismus spürbar zunimmt, ihre Lehrerin ihr mit ungewohnter Härte Aufgaben zuteilt, scheint Madina am Ende ihrer Kräfte zu sein. Doch sie hat starke Freund:innen, und gemeinsam …

Dieses Buch ist „Ein flammender Apell gegen Ausgrenzung und gegen die Spaltung der Gesellschaft!“ - zitiert vom Buchrücken. Dem kann ich voll zustimmen.
Die Sprache ist sehr einfach gehalten aus der Sicht Madinas. Sie erzählt ihre Erlebnisse und strickt Tagebuch- und Traumsequenzen ein.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Story ein wenig zu sanft daher kommt – doch dann kommt wieder die Rassismuskeule daher, und man zittert und fiebert nach jeder Seite mit, ob es denn gut ausgeht oder noch schlimmer kommt.

Bewertung vom 27.02.2022
Die dritte Hälfte eines Lebens
Herzig, Anna

Die dritte Hälfte eines Lebens


ausgezeichnet

Nach zwei wunderbaren Novellen ist dies nun der erste Roman der Autorin. Und der hat es in sich. In intensiven und sehr eindrücklichen Bildern, ungeschmückt und glasklar wird der Gesellschaft ein Spiegel vor gehalten. Dieser soll alle jene blenden, die ihren Blick nur auf ihre alteingesessenen Rituale und Verhaltensweisen lenken, ungeachtet all der vielen Menschen um sie, welche einfach nur nicht der erzkonservativen Erwartung des (ländlichen) Lebens entsprechen wollen.
Da ist ein vom Vater zurück gelassenes Kind, der Seppi, weil die Gesellschaft den Vater als dunkelhäutiger Mensch verstoßen hat. Und auch Seppi hat es mit seinem genetischen Erbe nicht leicht. Er ist immer Ziel von Spott, Hass, Foppereien und Anfeindungen, der Sündenbock des Dorfes.
S. 32: „Noch Monate danach ist er von Krimmwing, seinen Henkern und Richtern mit herabwürdigenden Blicken bedacht worden. Ein Dorf wie jedes andere, das nichts und niemanden vergisst.“
Eines Tages flieht er, aber irgendwann kommt er zurück …
Krimmwing ist ein (fiktives österreichisches) Dorf, das alles sieht, alles hört, alles weiß… und vor allem alles besser weiß. Man gibt sich traditionell, konservativ, erzkatholisch und bleibt unter sich. Für Fremde oder Andersartige ist kein Platz in der Gesellschaft. Dies müssen auf sehr schmerzhafte Weise auch der Rathbauer, der Fridolin oder die Liesl erfahren. Sie leiden, aber der Ort schaut weg. Und wenn er was sieht, dann schlägt er zuerst zu, und schaut dann weg.
Die Autorin erzählt darüber, aber sie geht damit nicht ins Gericht, sondern lässt uns beobachten. Manche Begebenheiten (wie z.B. Liesl und Fridolin) sind für mich zwar stark überzeichnet, aber sie treffen der Kern der Sache um so mehr.
Die Bilder prasseln in rasantem Tempo auf einen ein, nehmen einem manchmal die Luft, und verleiten dazu, langsamer zu lesen. Vieles passiert in geballter Form in diesem Generationen überschneidenden Kaleidoskop von Ausgrenzungen, gerade mal 130 Seiten stark. Somit gebe ich sehr gerne eine eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.02.2022
Die Rebellin und der Dieb
Sendker, Jan-Philipp

Die Rebellin und der Dieb


ausgezeichnet

Die Eltern des 18-jährigen Niri halten Villa und Garten einer reichen Familie in Schuss, haben ein ausreichendes Einkommen und eine Unterkunft. Doch als die Pandemie in Südostasien zuschlägt, ändert sich das gesamte Leben. Die Familie wird mit sofortiger Wirkung entlassen, Job und Unterkunft sind weg. Von einem Tag auf den anderen sind sie auf der Straße. In den Slums, von Niri „Siedlung“ genannt, finden sie einen freien Wellblechverschlag. Arbeit ist allerdings keine mehr zu finden. Dem nicht genug, drohen Mutter und der kleinen Schwester krankheitsbedingt der Tod. Die Tante ist bereits am Virus verstorben.
Das Geld ist bald zu Ende, Rücklagen gibt es nicht - der Vater ist strenger Buddhist, gab alles was „übrig“ war immer dem Kloster.
Die Verzweiflung und der Wunsch zu helfen, nötigen Niri zu einem Einbruch im Haus des ehemaligen Arbeitgebers, um zumindest ein paar Lebensmittel zu ergattern. Er wird von Mary, der Tochter des Hauses erwischt. Doch sie hilft ihm, gibt ihm Lebensmittel und sogar Geld für die Behandlung seiner kranken Mutter.
Niri verteilt die Lebensmittel unter den anderen Slumbewohnern – denn er betrachtet das Leid anderer Menschen als sein eigenes.
Seine Tat bleibt kein Einzelfall – er macht weiter, Mary hilft ihm dabei. Sein hohes Empathieempfinden lässt ihn nicht kalt vor dem Schicksal anderer Menschen. Aber – auf Dauer kann es nicht gut gehen, in einem Land, in welchem Brecher der nächtlichen Ausgangssperre sofort erschossen werden.
Die Geschichte, aus Niris Sicht erzählt, ist zu tiefst berührend. Und auch beängstigend. Sie zeigt auf, zu was Menschen fähig sind, im Guten und Schlechten. Und sie zeigt auf, dass wir uns wirklich sehr glücklich schätzen können, in einem der reichsten Länder der Welt zu leben. Maske, Tests und die kostenlosen Impfungen sollten als Geschenk, und nicht als Bürde, betrachtet werden.

Das Buch ist mehr als nur ein Plädoyer für Empathie und Menschlichkeit. Der Autor versteht es in seiner zauberhaften Sprache, seinen Blick auf Menschen und deren Gefühle, sehr nahe zu bringen. Es ist für mich eine Parabel, Ängste zu überwinden und den Mut zu haben, anderen zu helfen. Sprachlich ein Hochgenuss, gebe ich hier die allerhöchste Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.02.2022
Der Prinz der Wüste / Dämonenzyklus Bd.7
Brett, Peter V.

Der Prinz der Wüste / Dämonenzyklus Bd.7


sehr gut

Die fulminante Dämonensaga des Autors geht weiter. Mit diesem Roman beginnt ein neuer Zyklus, angesiedelt 15 Jahre nachdem Arlen und Jardir die Dämonen besiegt haben. Seit dem sind Frieden und Ruhe in Thesa eingekehrt. Die Reiche konnten sich erholen und zu blühenden Städten und Gemeinden erstarken. Während Jardir es damals schaffte, aus dem Abgrund zurück zu kommen, blieb Arlen, der tätowierte Mann, verschollen. Doch ihre Zeit scheint vorbei zu sein, sie werden geehrt und gefeiert als die größten Helden der Geschichte.
Ihre 15 jährigen Kinder, Olives Eltern sind Jardir und Leesha, sowie Darin, Sohn von Reena und Arlen, wachsen heran und haben ihre eigenen kleinen Problemchen, welche das Erwachsenwerden so mitbringen. Zumal hütet Olive ein großes Geheimnis, das ungeahnte Konsequenzen haben könnte.
Der Schein der Ruhe trügt, ebenso der vermeintliche Frieden. Einige Dämonen haben damals überlebt, und ein Sturm beginnt … genug gespoilert.
Dieser neue Band ist die logische Fortsetzung, diesmal aus der Sicht von Olive und Darin, welche jeweils als Ich-Erzähler in Erscheinung treten. Spannend vom ersten bis zum letzten Buchstaben beweist auch der Autor, dass er sein Handwerk nicht verlernt hat. Abermals sind die großen Themen der Ehre, des Verrats, der Intrigen, der Macht und der Liebe Wegbegleiter durch das 1000 seitige Werk.
Der Band könnte ohne Vorkenntnisse der sechs Vorgängerbände gelesen werden. Es dürfte aus meiner Sicht dennoch für das Gesamtverständnis besser sein, die mehr als 5000 Seiten der ersten Bände zu kennen. Als Stand-alone gebe ich gerne 5 Sterne, doch als Fortsetzung bin ich gewillt, zumindest einen halben Punkt ab zu ziehen, denn so manche Szenen aus dem ersten Roman wiederholen sich ziemlich exakt, wenn auch mit anderen Protagonisten. Auch bietet dieser Band im Grunde nichts Neues. Es gibt keine weiteren Entwicklungen des Kontinents, die Kämpfe und Ränke gehen weiter. Dennoch, spannend ist es allemal, und am Ende bleiben genug ungelöste Fragen, die eine Fortsetzung prädestinieren. Somit gebe ich für alle Freunde der Saga und Fantasyfans sehr gerne eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.02.2022
Sitz!
Harvey, Matt;Schmid, Claudia

Sitz!


ausgezeichnet

Des Menschen bester und treuester Freund! Die Fellnase namens Hund. Und das trotz all den Missverständnissen welche es gibt, da könnte man dann schon mal meinen, dass so ein liebes Hündchen mal die Schnauze voll hat. Da bemühen sie sich einen Wolf ab, und was machen Frauchen und Herrchen: genau – sie machen einfach ihr Ding. Viel zu kurze Streicheleinheiten, dauernd das falsche Futter, zu wenig Leckerlis, zu wenig Platz auf Sessel, Sofa, Bett, etc., beim falschen und, man glaube es kaum, bei JEDEM Wetter raus, ob Hündchen nun muss oder will oder nicht. Ein Hundeleben ist das … naja, wenigstens das mit den Häufchen …
In 26 heiteren Gedichten beschreibt das Autorenduo diese Problematik und setzt allen Hundefreunden einen Spiegel vor – den Hündchen natürlich auch.
Und wenn nun stolze Frauchen und Herrchen nach der Lektüre dieser Gedichte meinen, das kenne ich doch schon irgendwoher … stimmt, kommt mir irgendwie bekannt vor … quasi vom Hörensagen ...
Vielleicht noch ein kleines Wort zu den Gedichten selbst: Manchmal sind sie ein wenig holprig zu lesen, was dem ganzen Spaß aber keinen Abbruch tut. Die Zeichnungen sind, wie soll ich sagen: bezeichnend – für die jeweiligen Situationen und nett anzuschauen.
Alles in allem, ein liebevoll gestaltetes Büchlein, welches man gerne mal zwischendurch in die Hand nimmt um darin ein wenig zu schmökern. Somit gebe ich hier sehr gerne eine Leseempfehlung ab für alle Freund:innen, Häufchenentferner:innen von Hündchen, und solchen, die es noch werden möchten.

Bewertung vom 10.02.2022
Aber Makaber
Fröhlich, Udo

Aber Makaber


ausgezeichnet

Für alle Freunde von Kurzgeschichten, oder die es noch werden wollen. Oder sich gerne in ein paar schönen, makaberen Texten verlieren möchten um ein bisschen den Alltag zu entfliehen, sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Die Storys sind aus dem Leben gegriffen, unverblümt und direkt begegnen uns die verschiedensten Charaktere. Wie zum Beispiel ein Muttersöhnchen, voll vereinnahmt, kann nichts und darf nichts ohne seiner Mutter tun, und dann eben … (sag ich nicht, wäre ja gespoilert). Oder von dem Kind im Zoo. Oder was alles auf so einer Herrentoilette … da kann so allerhand geschehen … oder wenn es an der Supermarktkasse mal wieder zu langsam geht, kennen wir, oder? Fiktion und Wirklichkeit, die sind eng beieinander.
Und wer das Buch jetzt unbedingt lesen möchte (es lohnt sich allemal), vielleicht noch ein kleiner Tipp: von der Veranlagung her sollte man schon ein wenig schwarzen Humor vertragen, denn ab und zu wird es herrlich bitter böse.
Insofern gebe ich für diese Kurzgeschichtensammlung (inkl. eine etwas längere Bonusgeschichte am Schluss) sehr gerne eine Leseempfehlung , es war mir ein Vergnügen, danke

Bewertung vom 30.12.2021
Feuerbach
Markus Flexeder

Feuerbach


sehr gut

München in den Jahren 1922/23. Die Stadt ist nach wie vor gebeutelt von den Folgen des Ersten Weltkrieges. Der Wiederaufbau gestaltet sich mühsam, die sehr hohe Inflation trägt das ihre dazu bei, dass es den Menschen sehr schlecht geht, Hunger und Armut prägen das Stadtbild. Nebenbei streben die Nazis auf, kriechen aus ihren Löchern, ein vereitelter Putschversuch, an welchem auch OberNazi Hitler beteiligt war, schürt nebenbei Angst und Elend.
Den jungen Berchtesgadner Leopold Krüger zieht es dennoch in die Stadt. Er möchte unbedingt Schriftsteller werden, und so kehrt er mit dem Segen seiner Mutter dem elterlichen Hof den Rücken und findet bei seinem Onkel Unterschlupf – Carl Feuerbach. Der ist ein Kriegsveteran, wordkarg, mürrisch, stark traumatisiert vom Krieg. Aber er hat ein gutes Herz, hilft wo und wie er kann, und arbeitet an sich selbst, mit diesen Traumata leben zu können.
Just in dieser Zeit treibt ein Massenmörder sein Unwesen, die Opfer weisen Bissspuren auf und lassen an den Film „Nosferatu“ denken, welcher in jener Zeit gefeiert wird. Leopold und Carl schlittern mitten hinein in die Ermittlungen, die Kriminalpolizei scheint mit ihrer Weisheit am Ende zu sein, zu raffiniert geht der Mörder um … ist er doch … (genug gespoilert)
Das Buch liest sich leicht, ist interessant, sehr gut recherchiert – alle historischen Begebenheiten sind wahr. Das Besondere: Die Erzählung erfolgt in Form von Tagebüchern von Leopold und!!!! dem Mörder!! - Der Leser ist somit immer up to date mit den Informationen – nur am Schluss gibt es dann einen Stilbruch, und die Erzählweise wird in der dritten Person weitergeführt (kann man jetzt darüber streiten, ob es so nötig war, oder das Ende auch anders hätte geschrieben werden können).
Nichts desto trotz: Es war eine angenehme, spannende Lektüre mit sehr viel Hintergrundwissen (inkl. einem kleinen Glossar am Ende) – für Freunde von historischen Krimis gebe ich sehr gerne eine Leseempfehlung – und in Summe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 19.12.2021
Von Füchsen und Menschen
Kimmig, Sophia

Von Füchsen und Menschen


ausgezeichnet

Hazel, Gerlinde und Q sind Füchse – mit ihrem eigenen Revier und ihrer eigenen Geschichte. Sie sind Teil einer Forschungsarbeit, und wir dürfen sie ein wenig begleiten auf ihren Streifzügen. Das Besondere daran: Es ist nicht auf dem Land oder im Wald, sondern mitten in der Großstadt Berlin. Dort ist die Dichte an Füchsen weit aus größer als im ländlichen Gebiet, was dem Umstand geschuldet ist, dass der Mensch nicht nur den ursprünglichen Lebensraum tagtäglich dezimiert, sondern auch, dass der Mensch nun mal viel Essbares weg wirft. Essensreste, ein Stück Brot welches auf dem Weg ins Büro hastig verschlungen wird, um dann doch noch das letzte Stück unachtsam weg zu werfen, etc.
Das Buch ist wunderbar, sehr liebevoll geschrieben. Wir erfahren sehr viel über diese tollen Tiere. Aber nicht nur das. Das Hauptaugenmerk liegt in der Arbeit der Wildbiologin. Akribisch und spannend beschreibt sie uns ihre Arbeit, ihre Suche nach den Füchsen und entführt uns in eine Welt, unsichtbar, und dennoch vor unseren Augen. Einfühlsam und spannend – was Füchse so alles machen und können. Die allgemeine Forschungsarbeit an sich, auch im historischen Kontext, wird erläutert. Und mit so manchem Vorurteil wird aufgeräumt.
Absolute Leseempfehlung, für alle Natur- und Tierbegeisterten im Allgemeinen, Füchseliebhaber:Innen im Speziellen.

Bewertung vom 09.12.2021
Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
Geda, Fabio;Akbari, Enaiatollah

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr


ausgezeichnet

Eni setzt hier mit seiner Erzählung fort, welche sich im ersten Teil: „Im Meer schwimmen Krokodile“ mit seiner Flucht aus Afghanistan nach Italien befasste.
Er beschreibt sein Leben in Italien, wie er ankommt in der Gesellschaft, natürlich auch Glück hat, aber mit starken Willen arbeitet und sich integriert. Sein altes, hartes Leben vergisst er dabei nicht, sein Herz hängt immer noch an seiner Heimat. Von seiner Familie weiß er acht Jahre lang nichts, welche im vom Krieg gebeutelten Land zurückblieb. Auf eigene Initiative beschließt er, Kontakt mit seiner Mutter aufzunehmen – was natürlich sehr schwer ist. Aber auch hier war ihm das Glück hold, und ein pakistanischer Freund macht sich sogar auf den gefährlichen Weg, um seine Familie zu finden.
Und so erzählt das Autorenduo in leichter, ruhiger Weise all das, was Eni über seine Familie (Mutter, Schwester, Bruder) erfährt, wie es ihnen geht, über lokale Fluchten, Krieg, Armut.
Doch dem ist nicht genug, Eni will mehr, er will seine nahen Verwandten wieder sehen. Als anerkannter Flüchtling darf er allerdings nicht nach Afghanistan zurück. Eine Schreckensmeldung von seinem alten zu Hause erreicht ihn, und eine neue Odyssee beginnt. Wie sie ausgeht: selber lesen.
Geda schreibt mit Akbari zusammen diesen Roman, der sehr tiefe Einblicke in das Schicksal von Vertriebenen gewährt. Die Sprache ist einfühlsam, sanft, trotz all der Problematik, aber auch manchmal verständlicherweise für den Ich-Erzähler sehr aufbrausend. Was mir auch gut gefallen hat ist der kleine Exkurs in die afghanische Geschichte. Man bekommt Einblick in das ferne Land, welches wir so gut wie nur mit Krieg und Elend verbinden..