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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2019
STILL ALIVE - Sie weiß, wo sie dich findet
Douglas, Claire

STILL ALIVE - Sie weiß, wo sie dich findet


gut

** Er unterdrückte ein Seufzen. "Was ist mit der Tür?" "Sie stand stundenlang offen, Jay. Ich weiß auch nicht, aber es macht mich ein bisschen nervös." Er sagt mir nicht, dass ich paranoid bin. Das muss er nicht - es steht ihm ins Gesicht geschrieben. **

"Wohnung zum Tausch gesucht" Dieses Angebot kommt für Libby und Jamie wie gerufen, denn eine Auszeit benötigen sie nach dem letzten Jahr dringend. In Cornwall angekommen ist Libby schon etwas irritiert über die hochmoderne, komfortable Villa am Meer und gleichzeitig auch ein wenig peinlich berührt, im Gegenzug nur ihr kleines, etwas heruntergekommenes Apartment anbieten zu können, in dem nicht einmal der Kühlschrank gefüllt ist. Doch es dauert nicht lange und Libby beschleicht ein komisches Gefühl. Irgendetwas stimmt hier nicht - holt ihre Vergangenheit sie ein oder ist sie doch nur paranoid....

Obwohl ich "Missing" nicht kenne, hatte ich recht hohe Erwartungen an diesen Thriller: psychologisch raffiniert, atmosphärisch dicht....
…und genauso beginnt die Geschichte auch.

Der Einstieg ist spannend und leicht mysteriös - die Villa hat eine tolle Atmosphäre und es gibt so einige beklemmende Momente. Sprich, die ersten 150 Seiten haben mich gecatched.

Mit der Rückkehr nach Bath beginnt es dann zu kippen. Zwar bleibt es spannend und es gibt den ein oder anderen Twist, den ich so nicht erwartet habe - aber ein wenig scheitert der Roman daran auch. Er will zu viel und das wirkt zu gewollt und konstruiert. Vor allem bleiben viele Fäden lose in der Luft hängen. Grade die Fäden, die im ersten Part oftmals für die gelungene Atmosphäre gesorgt haben und das hat mich am meisten gestört. Es sind keine Dinge, die offen gelassen werden, so dass man sich seinen Teil denken kann, sondern eher wie kurz für den Effekt genutzt und dann wieder fallengelassen - das hat mich total genervt.

Die Charaktere bleiben recht flach und zu eindimensional. Man nimmt ihnen vieles als Beweggründe einfach nicht ab. da fehlt Raffinesse und psychologische Hintergründe. Ich hatte oft Probleme die Personen, ihre Beweggründe und Handlungen nachvollziehen zu können. Das zieht sich bis zu kleinen Nebensächlichkeiten durch, so kann Sylvie (Schwiegermutter) Libby nicht leiden, doch plötzlich ändert sich das von einem auf den anderen Tag ohne wirklichen Auslöser. Das ist teilweise unheimlich schwach umgesetzt.

Doch der Schreibstil von Claire Douglas ist flüssig, ja fast schon süffig und zusammen mit der recht großen Schrift liest sich der Thriller so weg.

Fazit: Toller Start - schwaches Ende. Was atmosphärisch beginnt, endet hölzern konstruiert und überfrachtet. Lesbar, aber ich hatte mir mehr versprochen.

Bewertung vom 30.08.2019
Aufbruch einer Familie / Das Savoy Bd.1
Wahl, Maxim

Aufbruch einer Familie / Das Savoy Bd.1


sehr gut

LÜGEN, INTRIGEN UND EIN HAUCH VON KRIMI

** Das Savoy war ein Kosmos für sich, der jeden Tag seinen eigenen Sonnenauf- und Untergang erlebte. Hier arbeiteten, bedienten, genossen und vergnügten sich Menschen, die nicht nur aus der ganzen Welt kamen, sondern auch für die ganze Welt standen. **

Das Hotel Savoy ist Londons erste Adresse. Hier logiert alles was Rang und Namen hat, die politische, intellektuelle und künstlerische Avantgarde Europas. Seit Jahrzehnten liegen die Geschicke in der Hand von Sir Laurence Wilder, dem alten Patriachen, der seinem Lebenswerk seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat. Als Laurence zusammenbricht deutet alles auf einen leichten Herzinfarkt hin, aber er selber ist davon überzeugt jemand wolle ihn umbringen, vergiften. Nur die Paranoia eines alten Mannes oder sollte wirklich jemand Interesse daran haben, ihn aus dem Weg zu räumen....

Ich finde Romane über Hotels immer wieder faszinierend, all die Geschichten, die sich hinter verschlossenen Türen abspielen, die Welt des Personals usw.

Das Savoy von Maxim Wahl hat mich besonders gereizt, weil es ein weltbekanntes, traditionsreiches Haus ist und er seinen Roman in einer sehr spannenden Zeit, den 30iger Jahren, ansiedelt.

Allerdings bin ich es von historischen Geschichten dieser Art gewohnt, dass es ein Nachwort gibt, aus dem Fakten und Fiktion ersichtlich sind und war ziemlich irritiert, dass das hier nicht der Fall ist. Sehr schade, zu wissen, was von der Kernstory der Familiengeschichte wahr ist, wäre schon interessant gewesen - meine eigenen Recherchen waren da wenig ergiebig. Und in diesem Roman konzentriert sich alles auf die Familie und ihr Umfeld. Insbesondere auf Violet, die Enkelin, die im Zwiespalt zwischen Selbstverwirklichung und Familientradition steht.

Und dennoch bleibt der Autor Maxim Wahl recht oberflächlich im Leben seiner Charaktere. Man erfährt kaum privates, wenig Hintergründe oder Vergangenheit der Protagonisten. Trotz alledem versteht er sein Handwerk und schafft es mit wenigen prägnanten Worten Charaktere zu skizzieren, die einem ganz klar vor Augen stehen und die man so schnell auch nicht wieder vergisst - obwohl man kaum tiefergehend etwas von ihnen erfährt.

Mir hat die Familiengeschichte mit überraschendem Krimi unheimlich gut gefallen - allerdings gerieten dadurch das Alltagsgeschehen im Hotel und die Gäste ziemlich in den Hintergrund und es gab auch leider wenig Savoy-spezifisches Flair. Ich bin gespannt, ob sich das mit dem zweiten Teil ändert.

Fazit: Das Savoy von Maxim Wahl ist kein sehr anspruchsvoller Roman, aber er hat mich richtig gut unterhalten und ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 22.08.2019
Das raunende Wrack
Korb, Markus K.

Das raunende Wrack


ausgezeichnet

** Alle Menschen im Dorf wussten, dass Harlaxton Manor verflucht war. Seitdem sich der alte Baron Harlaxton, dem Wahnsinn verfallen, vom Tumzimmer ins Meer herabgestürzt hatte, lag das Herrenhaus verwaist und dem Verfall anheimgegeben in der Marschebene von Sussex - ein faulender Koloss mit Fleisch aus Holz und Knochen aus Stein. **

21 phantastische Stories, die das Grauen in seiner vollen Bandbreite abdecken.

Markus K. Korb ist in der deutschen Phantastik kein Unbekannter und mit "Das raunende Wrack" meldet er sich mit einem interessanten und spannenden Mix aus Vignetten, Sagen und Kurzgeschichten zurück. Jeder Einzelnen ist ein interessantes, kleines Autorenwort vorangestellt, egal ob es sich um Geschichten handelt, die bereits älter und nicht mehr in Druck sind oder brandneue Stories. Die Mischung macht`s.

Ob verfallene Cafes mit einer düsteren Vergangenheit (Cafe Baltic), heruntergekommene Einkaufszentren (Einkaufszentrum), indische Lagerfeuergeschichten (Am Lagerfeuer der Rikschafahrer), uralte Fischertraditionen auf den Kanalinseln (Fischaugen im Dämmerlicht), Spukhausgeschichten (Felidae Rex, Necrophobie) oder einfach bitterböse Shorts (Lars Christmas, Lepidopterus) - eins haben sie alle gemeinsam; sie haben mich großartig unterhalten.

Wie bei Kurzgeschichten üblich, treffen manche mehr, manche weniger den persönlichen Geschmack - für mich waren sehr viele Highlights dabei. Ein gelungener Schauermix, für jeden Fan des Genres.

Bewertung vom 15.08.2019
Fünf Lieben lang
Aciman, André

Fünf Lieben lang


gut

** Das ist Liebe, hätte er gesagt, Befangenheit ist Liebe, nackte Angst ist Liebe, sogar die Verachtung, die du spürst ist Liebe. **

Paul ist zwölf, als er sich zum ersten Mal unsterblich verliebt. Giovanni ist Tischler, Ende zwanzig und restauriert einige Familienstücke. Die Liebe des Jungen ist obsessiv, raumeinnehmend und endet doch ganz plötzlich....

So fangen sie an, die fünf Lieben eines bisexuellen Mannes, wobei das jeweilige Geschlecht in der Geschichte zumeist eine untergeordnete Rolle spielt.

Der Roman ist in fünf Kapitel/Lieben unterteilt, die, mit Ausnahme von Giovanni, alle miteinander verbunden sind und mit einer kleinen Überraschung endet. Allerdings konnte dieser letzte Satz das Ruder dann nicht mehr herumreissen.

Andre Aciman erzählt in einer klaren Sprache - unaufgeregt, oftmals langatmig und umständlich, selten mal poetisch und kraftvoll. Es sind vor allem Begegnungen, ohne große Spannungsmomente. Mich hat die Intensität, die Emotion oftmals nicht erreicht und auch die meisten Charaktere blieben mir fremd. Eine Verbindung konnte ich nur zu Manfred aufbauen - eher als zu Paul. Paul, der schnell obsessiv und einnehmend, aber dann genauso schnell auch wieder gelangweilt ist. Bei Manfred hatte ich das einzige Mal das Gefühl tiefergehender Liebe. Ein Highlight, in dem ansonsten eher vor sich hinplätscherndem Roman.

Schreiben kann Andre Aciman, keine Frage, trotzdem konnte er mich hier nicht mitnehmen und auch nur selten Emotionen bei mir wecken. Sehr schade, denn Potential haben Paul, seine Lieben und die Frage, ob man den richtigen Weg gegangen ist.

Bewertung vom 08.08.2019
Verborgene Sünden (eBook, ePUB)
Dee, Ana

Verborgene Sünden (eBook, ePUB)


weniger gut

** "Ich fürchte, wir sind hier nicht allein", murmelte Hailey konsterniert. Es kostete sie eine Menge Überwindung sich zu erheben und in der unteren Etage nach dem Rechten zu sehen. **

Nach ihrer Scheidung kauft sich Hailey ein altes Cottage auf der Isle of Skye, um sich ihre Wunden zu lecken und als Liebesromanautorin endlich so richtig druchzustarten.
Doch etwas hat es mit dem Cottage auf sich. Dinge verschwinden, sie hat immer wieder das Gefühl nicht alleine zu sein und nachts kommt ein Wimmern aus dem Keller....

Eigentlich die perfekten Zutaten für einen Romantik Thrill, aber leider kann die Geschichte nicht halten, was der Klappentext verspricht. Ana Dee war mir im Vorfeld kein Begriff. Ich habe dieses Buch beim Stöbern entdeckt und da es mich sofort angesprochen hat und ich immer auf der Suche nach mir noch unbekannten Autoren bin, war es beim nächsten Einkauf mit dabei.

Aber von Anfang an wollte keine rechte Atmosphäre aufkommen, obwohl das Setting regelrecht danach schreit.

Mich hat auch total irritiert, dass in dem Erzählstrang aus der Vergangenheit (Beth), so gut wie kein Spannungsbogen vorhanden ist, da unheimlich viel (Autismus, Schwangerschaft) sofort vorweg genommen wird.

Was mich letztendlich jedoch am meisten genervt hat, war Hailey selbst, deren Denken, Handeln und Dummheit ich irgendwann absolut nicht mehr nachvollziehen konnte. Die eigentlich recht minimale Handlung von ihr, zog sich dermaßen in die Länge und war für mich vollkommen unverständlich (SPOILER: Ich weiss gar nicht, wie oft dieses Frau in den Keller gegangen ist, einen Stein aus der Wand genommen hat, ihn wieder reingesetzt hat, beim nächsten Mal ein paar mehr Steine rausgenommen und.... ach, dann doch wieder reingesetzt hat.) Das ist für mich kein Spannungsbogen. Die wirkliche Geschichte, auf beiden Ebenen, war dann auch relativ schnell durchschaut.

Den zweiten Charakter, den ich nicht verstanden habe, war Adam, der kaum eine sprechende Rolle bekam und dann plötzlich so arg in den Mittelpunkt gerückt wurde. Dem konnte er gar nicht gerecht werden. Ein paar mehr Sätze und Gedanken wären da schon angebracht gewesen.
Also für Charaktere hat die Autorin nicht unbedingt ein Händchen.

Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig, die Geschichte allerdings zu dünn und die Charaktere -wie gesagt- unausgegoren.

Schade, aber ich muss ganz ehrlich sagen, obwohl ich ein großer Fan des Genres bin, war dies leider keine Entdeckung und ich werde wohl kein zweites Buch von ihr lesen.

Bewertung vom 06.08.2019
Herzklopfen nicht ausgeschlossen
Hanel, Julia

Herzklopfen nicht ausgeschlossen


sehr gut

** Unverhohlene Schadenfreude blitzte in den Augen seines Bruders auf. Leo stieß einen frustrierten Laut aus. "Warum muss es unbedingt ein Altenheim sein? Til Schweiger durfte auch in einen Kindergarten."

Tja, Til Schweiger hatte ja auch keinen Rollator geklaut und war damit in einen Polizeiwagen gecrasht.
Und so wird Leo zu 100 Sozialstunden verdonnert, wo er auf die kratzbürstige Feli trifft. Die hat ihr Medizinstudium erstmal an den Nagel gehängt, um sich das Altenheim für ihre an Demenz erkrankte Großmutter leisten zu können.
Leo und Feli trennen Welten, trotzdem muss sie irgendwann feststellen, dass sie sich Leo`s Charme nicht ganz entziehen kann und auch Leo ist verwirrt, dass dieser Rotschopf so oft in seinen Gedanken auftaucht....

"Herzklopfen nicht ausgeschlossen" ist ein wunderschön leichter, romantischer Liebesroman und mittlerweile bereits mein dritter Roman von der Autorin.

Julia Hanel hat einfach ein Händchen für authentische und unheimlich sympathische Charaktere, die im Laufe der Zeit eine sichtbare Entwicklung durchmachen und mit denen man sich leicht identifizieren kann - das macht ihre Romane so besonders.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und humorvoll. Julia Hanel erzählt abwechselnd aus Leo´s und Feli`s Sicht, was schöne Einblicke in die jeweiligen Gedanken zulässt und die Geschichte unheimlich abwechslungsreich und locker gestaltet.

Auch die Nebenrollen sind wieder großartig besetzt, herrlich humor- und liebevoll sorgen sie für so manchen Schmunzler.
Feli`s Großmutter schließt man sofort ins Herz. Allerdings wird das Thema Demenz hier wirklich nur ganz am Rande und sehr oberflächlich gestreift (es also nicht unbedingt eine Geschichte über Demenz/Alzheimer).

Fazit: Ein locker-leichter Liebesroman, perfekt zum Zurücklehnen und Abtauchen. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Romane der Autorin.

Bewertung vom 05.08.2019
Die Gärten von Monte Spina
Scriverius, Henrike

Die Gärten von Monte Spina


ausgezeichnet

** Sie werden noch oft im Leben von vorne anfangen müssen. Nehmen sie es jedesmal als das, was es ist. Ein Geschenk. **

Nach dem frühen Unfalltod ihres Mannes, zieht sich Toni immer mehr in sich zurück. Die junge Deutsche nimmt einen Job im Beaulieu House in England an, wo sie als Gärtnerin mehr oder weniger unabhängig und allein arbeiten kann. Doch dann bekommt sie das Angebot, den Garten auf einer kleinen Privat-Insel vor Lanzarote zu pflegen. Stille, Einsamkeit und beinah völlige Abgeschiedenheit... Doch schnell wird klar, es gibt auch eine andere Seite der traumhaft schönen Insel und zwar in Form des Besitzers, der ein paar Mal im Jahr dort aufschlägt und den jeder Angestellte fürchtet. Und auch Toni merkt schnell, das kein Gärtner lange geblieben ist....

*~* Achtung! Kann Spuren von Spoilern enthalten! *~*

Was für eine dunkle, kraftvolle Geschichte vor einer traumhaften Kulisse.
Jane Eyre meets Christian Grey.

Ich mag es, wenn man mich mit interessanten Charakteren überrascht, die ich so in der Geschichte nicht vermutet hätte. Und das hat Henrike Scriverius definitiv. Ihr sperriger Charakter Bror bricht aus der Vorhersehbarkeit aus und will so gar nicht zu dem herrlichen Cover und Klappentext passen. Vielleicht auch nicht ganz zu meinem Einstiegssatz, denn Toni ist weder Waise, noch hat Bror ein "Spielzimmer" und dennoch wird mir der ein oder andere nach Beenden des Romans zustimmen.

Der Schauplatz, eine kleine Insel vor Lanzerote, ist hervorragend gewählt und jedem Hobbygärtner geht bei der Beschreibung das Herz auf. Man sollte aber auch bereit sein, sich auf die dunkle Seite einzulassen; der gequälten Seele Brors und seinem bösartigen Charakter, der genau das Gegenteil von Toni ist. Die Autorin spielt nicht nur hier ganz geschickt mit Gegensätzen.
Und trotz allem ist es auch eine Liebesgeschichte, auf mehreren Ebenen, die sowohl berührt als auch so manches Mal sprachlos macht.

Henrike Scriverius hat einen großartigen Schreibstil, bildgewaltig, emotional und kraftvoll. Ihre Charaktere sind unheimlich stark, eigensinnig und nicht immer unbedingt Sympathieträger und trotzdem mag man sie...irgendwie.

Ich hatte einen mehr oder weniger Wohlfühlroman über eine trauernde Witwe und ihre Heilung durch einen wunderschönen Garten auf einer abgeschiedenen Insel erwartet. Viel Romantik und was fürs Herz. "Die Gärten von Monte Spina" gehen irgendwann jedoch in eine etwas andere Richtung und lassen Romantik und eine cozy Atmosphäre vermissen. Aber wahrscheinlich grade deswegen hat mich der Roman nachhaltig begeistert.

Ein tolles Debut!

Bewertung vom 31.07.2019
Bis wir wieder fliegen
Simon, Ella

Bis wir wieder fliegen


ausgezeichnet

** Zwischen ihnen herrschte fast so etwas wie Gedankenübertragung, was nicht zuletzt daran lag, dass sie schon seit gut zwei Jahren zusammenarbeiteten, seit Anne aus dem Krankenhaus zur walisischen Flugrettung gewechselt hatte. So kannten sie den anderen zumindest beruflich in und auswendig. Owen war Notfallsanitäter, sie Ärztin mit Spezialausbildung. **

Seit 2 Jahren arbeitet Anne jetzt schon mit Owen zusammen in der Flugrettung. Sie sind perfekt aufeinander eingespielt und verstehen sich ohne Worte. Doch nur beruflich. Kaum ist der Dienst beendet, geht der pessimistische Owen seiner Wege. Aus seinem Privatleben weiß sie so gut wie gar nichts und immer, wenn sie versucht ihm ein bisschen näher zu kommen, zeigt er ihr die kalte Schulter. Wie kann so ein gutaussehender Typ nur so griesgrämig und verschlossen sein? Aber Owen hat seine Gründe, von denen Anne nicht im Geringsten etwas ahnt....

Dies ist bereits mein zweiter Roman der Autorin und wieder einmal hat sie mich mit dem Charme und der Tiefe ihrer Charaktere, der Romantik und einer traumhaften Kulisse restlos begeistert.

Die Geschichte ist sehr emotional, ohne dabei kitschig zu sein und hat mich von den ersten Seiten an direkt in ihren Bann gezogen.

Jeder hier hat seine Vergangenheit, sein Päckchen zu tragen und jeder hat seine ganz eigene Art damit umzugehen. Anne ist so ein lebensbejahender, positiver und offener Mensch, den man einfach gernhaben muss. Owen dagegen ist genau das Gegenteil und trotzdem kriecht er einem irgendwie sofort unter die Haut, weil man ahnt, dass es Gründe für sein Verhalten gibt. Und auch Leah, die Hubschrauberpilotin und dritte im Team, verfolgt ein Erlebnis aus der Vergangenheit, worüber sie nicht einmal mit ihrer besten Freundin Anne spricht.
All das erzählt Ella Simon sehr authentisch und berührend. Es trifft mitten ins Herz und man kann sich in jeden Einzelnen hineinversetzen. Ganz großes Kino.

Auch die Arbeit der Flugrettung wird unheimlich spannend und sehr detailliert geschildert. Das ist wirklich interessant, da man merkt, dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt.

Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig und entwickelt so einen Sog, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag und sich wünscht, es würde einfach nicht enden.

"Bis wir wieder fliegen" ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Schatten der Vergangenheit, über Heilung, Verzeihen und Neuanfänge. Eine romantische Liebesgeschichte und doch so viel mehr! Ich freue mich schon auf den nächsten Roman von Ella Simon.