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amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2018
Listige Brut
Bale, Tom

Listige Brut


gut

Weniger wäre mehr gewesen

Als die Familie Turner beim sommerlichen Barbecue von einem schwachen Hilferuf unterbrochen wird, entdeckt sie hinter ihrem Gartenzaun einen Mann mit schlimmsten, folterähnlichen Verletzungen, der zusammengebrochen ist. Auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt der Mann und die Familie ist zutiefst verstört. Der Vater, Rob Turner, vermutet, dass der Fremde nicht durch Zufall zu ihnen gekommen ist. Rob selbst scheint einiges zu verschweigen, was er nicht einmal seiner Frau verrät. Kurz darauf bestätigt ein anonymer Brief, dass Rob mit seinem Verdacht richtig liegt. Doch wer versucht, die Familie so zu verunsichern und zu bedrohen, und vor allem: warum? Robs Vergangenheit könnte ein Grund dafür sein, doch auch einer der Söhne hat sich durch Drogengeschäfte offenbar gefährliche Feinde gemacht. Die Familiengeschichte der adoptierten Tochter birgt zusätzlichen Konfliktstoff.
Diese Fülle an Konflikten, die erst nach und nach zu Tage treten, überfrachtet den Krimi allerdings. Jeder in der Familie scheint ein ziemliches Päckchen zu tragen, zwischen Rob und seiner Ehefrau Wendy liegt auch so einiges im Argen. Dazu kommen zahlreiche weitere Personen, die auf die eine oder andere Weise in die Geschichte verstrickt sind. Meiner Meinung nach wäre hier weniger mehr gewesen, um die Spannung zu erhalten.

Bewertung vom 09.06.2018
Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1
Kiernan, Olivia

Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1


gut

Zu distanziert

Detective Frankie Sheehan ist noch sehr gezeichnet von ihrem letzten Fall, bei dem sie einen Mörder auf frischer Tat ertappt hatte und selbst schwer verletzt wurde. Nach wie vor hat sie unter Flashbacks und Panikattacken zu leiden, dennoch will sie unbedingt in den Polizeidienst im Dubliner Police Department zurückkehren.
Als die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello erhängt in ihrem Schlafzimmer aufgefunden wird, weist zwar einiges auf Selbstmord hin. Doch Frankie glaubt nicht daran und findet Hinweise, dass jemand bei Eleanor Costello war, als sie starb. Schon bald gibt es Hinweise, dass Costello häufig im Darknet unterwegs war und spezielle Vorlieben hatte.
Zu Beginn ist man als Leser etwas irritiert, da Frankie Sheehans Vorgeschichte so stark thematisiert wird, dass man glaubt, es müsse einen Vorgängerband geben. Den gibt es aber nicht! Und so versucht man, Frankies Verhalten, aber auch die Reaktion ihrer Kollegen nachvollziehen zu können, was allerdings der Konzentration auf den eigentlichen Fall, und leider auch der Spannung, abträglich ist. Frankie Sheehan bleibt einem eher fremd. Trotz der Ich-Perspektive und der dadurch unmittelbaren Darstellung ihrer Gedanken und Gefühle bleibt sie distanziert. Das Ende bietet zwar Dynamik und Spannung. Merkwürdig finde ich aber, dass sie, trotz ihrer Erfahrung, in solch eine Falle tappt.
Der Fall spielt zwar in Irland, allerdings wird dies außer durch trübes Wetter und häufige Pub-Besuche der Kollegen kaum spürbar. Schade, dass hier nicht mehr Landestypisches erkennbar wird. Für mich ist ,,Zu nah“ ein Thriller, den man lesen kann, aber nicht muss.

Bewertung vom 01.06.2018
Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
Lehnberg, Stefan

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)


sehr gut

Goethe und Schiller auf kriminalistischen Pfaden

Auch wenn die Handlung frei erfunden ist: neben der Dichtung gibt es auch ein Fünkchen Wahrheit, und wenn es nur der historische Rahmen rund um ,,Franckfurth“ oder das Verhältnis der beiden Dichterfürsten zueinander wäre.
Sehr unterhaltsam, in 39 kurzen Kapiteln, wird aus der Sicht Schillers eine wirklich abenteuerliche Räuberpistole geschildert, in die er mit seinem Freund Goethe verwickelt wird, als sie die ,,Frau Mama“, Goethes Mutter in Frankfurt zum Tee beehren.
Geheime Depeschen an Napoleon Bonaparte schüren bei einigen Stadträten die Angst, dass es eine Verschwörung und einen möglichen neuen Krieg mit Frankreich geben wird. Und da die Stadträte in ihren eigenen Reihen niemandem vertrauen, beauftragen sie Goethe und Schiller, der Sache nachzugehen. Schillers vorsichtige und eher bescheidene Art hebt sich deutlich von Goethes Abenteuerlust und Draufgängertum ab. Aus Schillers Sicht werden auch Goethes Hang zur Selbstdarstellung und seine amourösen Abenteuer auf sehr unterhaltsame Weise geschildert.
Nicht nur Cover und Einband, auch Orthographie und Stil vermitteln einen antiquarischen Eindruck, was das Buch zu etwas Besonderem macht und nicht nur für Kenner der deutschen Literatur zu einem feinen Leseerlebnis werden lässt.

Bewertung vom 27.05.2018
Der Kreidemann
Tudor, C. J.

Der Kreidemann


ausgezeichnet

Subtile Spannung


Bei einem Jahrmarktsbesuch muss der 12-jährige Eddie mitansehen, wie ein bildhübsches Mädchen durch ein herumfliegendes Karussellteil schwer verletzt wird. Mr. Halloran, ein Albino, der an Eddies Schule unterrichtet, rettet mit Hilfe von Eddie das Mädchen vor dem Verbluten. Doch einige Zeit später wird das Mädchen zerstückelt im Wald gefunden, allerdings fehlt ihr Kopf. Ausgerechnet Eddie und seine Freunde waren durch Kreidezeichen, ihre gemeinsame Geheimsprache, zu den Leichenteilen im Wald gelockt worden. Doch keiner von ihnen hatte offenbar die Kreidemännchen gemalt. Mr. Halloran, der ,,Bleiche Mann“, der sich nach dem Unfall sehr um das verunglückte Mädchen gekümmert hat, gerät in Verdacht. Hat er sie zerstückelt? Ist er der Kreidemann? In einer Kleinstadt kommt solch ein Verdacht einem Todesurteil gleich.
Dreißig Jahre später lebt Eddie wieder in seinem Elternhaus. Nun ist er ein einsamer, etwas schrulliger Lehrer geworden, der außer zu ein paar seiner alten Kumpels kaum soziale Kontakte pflegt. Für seine etwas bizarre Untermieterin Chloe hegt Eddie Gefühle, da sie aber deutlich jünger ist als er, zeigt er ihr dies nicht. Als Eddie einen Brief erhält, der die Zeichnung eines Kreidemännchens und ein Stück Kreide enthält, kehrt die Vergangenheit zurück und Eddie muss sich schmerzhaften und rätselhaften Erinnerungen stellen.
,,Der Kreidemann“ ist kein Thriller im eigentlichen Sinne. Relativ unblutig, bis auf den Beginn, mit vielen erzählenden Passagen, baut sich die Spannung allmählich und eher subtil auf. Erst nach und nach wird einem als Leser bewusst, dass Eddie ein überaus unzuverlässiger Erzähler ist, der nur einen Teil der Geschichte preisgibt. Auch alle anderen Beteiligten sind für den Leser schwer einzuschätzen, da man alles aus Eddies Perspektive erfährt und sich, wie er, von ihnen täuschen lässt.
Der Wechsel zwischen den Zeitebenen mit dem jungen und dem erwachsenen Eddie steigern die Spannung stetig, bis zum überraschenden und etwas gruseligen Ende.
Ein äußerst lesenwerter Roman, wenn man keinen reißerischen Thriller erwartet.

Bewertung vom 15.05.2018
Die Morde von Pye Hall
Horowitz, Anthony

Die Morde von Pye Hall


ausgezeichnet

Doppeltes Krimivergnügen

Als die Lektorin Susan Ryeland das Manuskript zum letzten Band der Atticus Pünd-Reihe des Autors Alan Conway zu lesen beginnt, erwartet sie gewohnt gute Unterhaltung und Spannung. Atticus Pünd ist eine klassische Detektivfigur, von ähnlichem Format wie Hercule Poirot oder Sherlock Holmes. Auch die Fälle, die er stets elegant und unaufgeregt löst, sind ähnlich gelagert. In dem Manuskript dieses letzten Falls ,,Morde von Pye Hall“ stürzt die Haushälterin beim Staubsaugen die Treppe hinunter und wird vom Gärtner tot aufgefunden. Nur kurz darauf wird der Hausherr Sir Magnus Pye durch ein Schwert enthauptet. Durch diesen Mord gerät auch der Tod der Haushälterin in ein anderes Licht. Ist der Sohn der Haushälterin der Täter, da er noch kurz zuvor einen bösen Streit mit seiner Mutter öffentlich austrug? Oder war es die Frau von Sir Magnus, die sich schon lange mit einem Liebhaber vergnügt? Doch gerade in dem Moment, als der Detektiv Atticus Pünd den Täter verkündet, bricht das Manuskript ab und die restlichen Kapitel bleiben unauffindbar, zur großen Enttäuschung von Susan Ryeland. Da ihr dies keine Ruhe lässt, beginnt sie zu ,,ermitteln“. Als kurz darauf der Autor Alan Conway von seiner Dachterrasse in den Tod stürzt, zweifelt die Lektorin Ryeland trotz eines handgeschriebenen Abschiedsbriefs daran, dass Conway Selbstmord verübt hat. Zu viele Personen profitieren vom Tod des sehr erfolgreichen, aber äußerst unbeliebten Autors. Im Zuge ihrer Ermittlungen ergeben sich immer mehr Parallelen zwischen den fiktiven ,,Morden von Pye Hall“ und dem Geschehen um Alan Conway. Offenbar hat der Autor Conway einige Personen seines Umfelds als Vorbilder für seine Romanfiguren verwendet, was diesen nicht immer gefällt. Die beiden Fälle werden so geschickt ineinander verwoben. Als Leser erlebt man das Geschehen aus Sicht der Lektorin Susan Ryeland und teilt dadurch deren Verdachtsmomente, Zweifel, Irrungen und Wirrungen, was das Ganze wirklich verzwickt und spannend macht. Bis kurz vor dem Ende bleibt man recht ahnungslos, bis zur überraschenden Auflösung der beiden Fälle. Ein wirkliches, doppeltes Krimi -Lesevergnügen.

Bewertung vom 11.05.2018
Das Grab unter Zedern / Leon Ritter Bd.4
Eyssen, Remy

Das Grab unter Zedern / Leon Ritter Bd.4


sehr gut

Le Lavandou in Aufruhr


Dies ist der 4. Fall um Dr. Leon Ritter, Rechtsmediziner aus Deutschland, der seine zweite Heimat im beschaulichen Städtchen Le Lavandou im Süden Frankreichs gefunden hat. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin, Capitaine Isabelle Morell von der Gendarmerie Nationale, ermittelt Leon Ritter mit teils unkonventionellen Methoden.
Als ein vermeintlicher Kindermörder vorzeitig aus der Haft entlassen wird, sind die rechtschaffenen Bürger Le Lavandous in Aufruhr. Die meisten glauben, Paul Simon habe seine damals zehnjährige Tochter Amélie getötet. Doch die Leiche von Amélie wurde nie gefunden. Und Paul Simon wurde nun vom Berufungsgericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Doch Simon kann seine Freiheit in Le Lavandou nicht genießen. Eine Art Bürgerwehr belagert sein Haus und einige Männer drangsalieren ihn sogar. Doch Simon ist auf der Suche nach dem wahren Täter. Als kurz darauf ein Toter am Strand gefunden wird, glaubt Leon Ritter nicht an einen Unfall. Seine Nachforschungen führen ihn nach Porquerolles, was zu sehr interessanten Schilderungen der Inselbewohner und der besonderen Atmosphäre auf der (fast) autofreien Insel führt. Allerdings hat Dr. Leon Ritter nicht nur an seinem eigenen Arbeitsplatz mit einem missgünstigen Chef und einem neuen Kollegen, der ihn womöglich verdrängen will, zu kämpfen. Auch die Polizei, allen voran Commandant Zerna, aber auch die strenge Kommissarin Lapierre aus Toulon, nehmen Leon Ritters Ermittlungen nicht gerade begeistert auf. Immerhin pfuscht er ihnen damit ziemlich ins Handwerk.
Dr. Leon Ritter, der zu Beginn der Reihe noch allzu brav und stets bedächtig und sympathisch war, darf nun etwas mehr Charakter und auch mal schlechte Laune zeigen. Allerdings ist auch hier nur Dr. Ritter, mit Hilfe seiner Partnerin Isabelle Morell, in der Lage, den Fall zu lösen, was etwas übertrieben wirkt.
Zum Ende gibt es eine erstaunliche Wendung, die die Spannung deutlich hochtreibt. Die Auflösung erfolgt dann aber leider recht schnell und wirkt etwas zu konstruiert.
Wofür der Autor wohl nichts kann, was ich aber sehr störend finde, sind die teils falsch geschriebenen französischen Wörter und Wendungen. Entweder richtig oder gleich weglassen!

Bewertung vom 04.05.2018
Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10


ausgezeichnet

Kluftinger in Lebensgefahr

Wem Kluftinger ein Begriff ist, der weiß, was ihn als Leser erwartet: spannende Unterhaltung mit viel Regional- und Lokalkolorit, Einblicke in die tiefste Allgäuer Seele und sehr viel zu lachen, ohne zu sehr ins Klamaukhafte abzudriften.
Doch dieser Fall geht Kluftinger besonders an die Nieren, denn es geht um ihn höchstpersönlich! Trifft er doch an Allerheiligen auf dem Friedhof auf eine Menschenmenge um ein frisches Grab. Auf dem provisorischen Holzkreuz steht sein Name! Nicht nur, dass er sich nun mit schrägen Blicken der Gemeinde und saublöden Sprüchen seiner Kollegen herumärgern muss. Ihn trifft die Geschichte dann doch mehr, als er sich anmerken lassen will. Als dann auch noch eine Todesanzeige in der Zeitung mit seinem Namen auftaucht, muss Kluftinger sich seiner Vergangenheit stellen. Und da gibt es, man traut es ihm ja kaum zu, doch die eine oder andere nicht ganz hasenreine Geschichte. Tiefe Einblicke in Kluftingers Jugendzeit, aber auch seine ersten Schritte bei der Polizei, begleitet von seinem wohlmeinenden und immer alles besser wissenden Vater vermitteln dem Leser eine neue Seite des grantigen Kommissars. Dabei behalten die Autoren geschickt die Balance zwischen Spannung und Komik.
Doch auch innerhalb des Kommissariats gibt es Probleme. Wie immer menschelt es zwischen den Kollegen, es erhärtet sich aber auch der Verdacht, dass es einen Maulwurf in den eigenen Reihen gibt, der die Ermittlungen erschwert.
Für Kluftinger-Fans ein Muss: Der Kommissar als Opa mit seinem geliebten Butzele, Langhammers neueste Errungenschaft: der Hund Wittgenstein, der Kluftinger ein besserer Weggefährte wird als sein Herrchen, Maier beim Undercover-Einsatz auf dem Traktor mit Bschütt-Fass.... den Autoren gehen die skurrilen Einfälle hoffentlich noch nicht so bald aus.

Bewertung vom 18.04.2018
Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1
Bingül, Birand

Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1


sehr gut

Die Wahrheit?

Mats Holm ist der Meister der Krisen. Seine Aufgabe – und seine Berufung besteht darin, Prominente vor einem Skandal, Minister aus dem Kreuzfeuer der Medien oder, wie hier, einen Pharmakonzern vor einem Aktiencrash zu schützen. Mit seiner Mitarbeiterin Laura May betreibt er dieses einträgliche Geschäft in Berlin. Mats Holm, der ,,Master of desaster“, liebt seinen Beruf besonders dann, wenn es am heißesten wird. Das ist auch der Fall, als er von Wenner Pharma angeheuert wird. Mehrere Kinder sind nach der Einnahme des Schmerzmittels Validolor schwer erkrankt, ein Mädchen stirbt sogar. Holm und seine Mitarbeiterin sollen den Pharmariesen vor dem Schlimmsten bewahren. Das einzige, was Holm fordert, ist ,,Die Wahrheit, zu jedem Zeitpunkt“. Dass er diese allerdings nicht oder nur scheibchenweise von den Konzernchefs, aber auch von den Mitarbeitern bekommt, wird Holm sehr schnell klar. Als dann auch noch eine Mitarbeiterin verschwindet und ein weiterer Wenner-Angestellter tot aufgefunden wird, ermittelt Holm teilweise auch ohne Wissen des Konzerns.
Mats Holm und Laura May sind an sich sympathische Charaktere, die durch ihr Metier allerdings in die Nähe der unsauberen Machenschaften des Pharmakonzern rücken. Immerhin verdienen sie ihr Geld ja damit, PR-Schaden von Wenner abzuwenden, obwohl diese die Krise ja offensichtlich selbst verschuldet haben.
Etwas Einblick bekommt man in Holms Privatleben, allerdings eher in kleinen Häppchen und Andeutungen. Offenbar hält er es privat mit der Wahrheit auch nicht so hundertprozentig genau. Seiner Tochter verschweigt er seit Jahren die Hintergründe, die zum Tod ihrer Mutter geführt haben. Hier lässt der Autor offensichtlich noch Raum für einen Folgeband.
Die Handlung ist spannend, aus einer interessanten und originellen Sichtweise erzählt. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen. Besonders das Ende hat es nochmals in sich.

Bewertung vom 16.04.2018
NACHTWILD
Phillips, Susan Elizabeth

NACHTWILD


gut

Eher enttäuschend

Joan und ihr vierjähriger Sohn Lincoln sind nach einem erfüllten Tag im Zoo gerade auf dem Heimweg. Doch als sie in Richtung Ausgang gehen, fallen Schüsse und es gibt Tote. Joan reagiert instinktiv und versteckt sich mit ihrem Sohn in einem Tiergehege. Zunächst bekommt sie per Handy über ihren Mann, der sich außerhalb des Zoos befindet, noch ein paar Informationen. Doch aus Sicherheitsgründen wirft sie das Handy bald weg und ist dann nur noch auf sich allein gestellt. Ihren vierjährigen Sohn ruhig zu stellen, ohne ihm allzu viel Angst einzujagen, ist eine besondere Herausforderung für die Mutter.
Die Handlung beginnt viel versprechend, ein Zoo als Schauplatz eines Verbrechens bietet interessante Umsetzungsmöglichkeiten für die Geschichte. Leider wird man als Leser aber seitenweise mit Joans Gedanken und Erinnerungen oder mit den Heldenspielchen ihres Sohnes gelangweilt. Zwischendurch kommt nochmals etwas Dynamik auf, als weitere Personen, auch einer der Täter, ins Spiel kommen. Doch auch dies flacht leider zu schnell wieder ab.
Zwar kann man Joans Lage, ihre Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen, doch fesseln konnte mich der ,,Thriller“ dadurch nicht besonders. Schade, dass die Chancen, die das Zoo-Setting bieten, nicht besser genutzt wurden.

Bewertung vom 12.04.2018
Spreewaldrache / Klaudia Wagner Bd.3
Dieckerhoff, Christiane

Spreewaldrache / Klaudia Wagner Bd.3


sehr gut

Schuld und Rache

Wursten als teambildende Maßnahme? Eine originelle Idee, die aber nicht allen bei der Kripo Lübbenau wirklich gefällt. Und so wünscht sich Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner schon bald, doch lieber ermitteln zu können – was sie kurz darauf auch darf bzw. muss. Ein Junge wird blutüberströmt auf einer kleinen Spreewaldinsel aufgefunden. Er wurde brutal niedergeschlagen und kann sich an nichts erinnern. Oder verheimlicht er etwas? Bald finden Klaudia und ihre Kollegen heraus, dass eine alte Familienfehde, die schon Jahrzehnte zurückreicht, eine Rolle spielt. Zwei alteingesessene Fähr-Familien sind eng miteinander verflochten durch eine heimliche Liebesbeziehung, ein uneheliches Kind und ein Unglück, für das sich die Familien bis heute gegenseitig die Schuld zuweisen.
Als kurz darauf die Leiche eines Obdachlosen in einer Datsche gefunden wird, deutet alles darauf hin, dass auch er irgendwie in die Familiengeschichte verwickelt ist.
Der Spreewald wird hier in einer melancholischen, düsteren und geheimnisvollen Atmosphäre präsentiert. Das Geschehen findet häufig nachts, im Nebel statt, wo sich so mancher Beteiligte auch der Wasser- und Schleichwege bedient, um ungesehen von einem Ort zum anderen zu kommen. Das erschwert natürlich auch die Ermittlungen der Kripo Lübbenau. Dennoch ergibt sich aus den einzelnen Puzzleteilen nach und nach ein Gesamtbild, das eine tragische Geschichte voller düsterer Familiengeheimnisse, verdrängter Schuld und unerfüllter Hoffnungen zeigt.
Klaudia Wagner eckt durch ihr manchmal undiplomatisches Verhalten gelegentlich an, bei den Kollegen, aber auch beim Leser, der ihre Entscheidungen und ihre Art nicht immer nachvollziehen kann. Hilfreich ist, wenn man Klaudia Wagner und ihre Vorgeschichte, die sie in den Spreewald geführt hat, aus den Vorgängerbänden kennt.