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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 461 Bewertungen
Bewertung vom 25.02.2018
Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben
Haig, Matt

Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben


ausgezeichnet

Matt Haig ist gerade mal 24, als ihn eine heimtückische Krankheit, scheinbar aus heiterem Himmel, in die Knie zwingt – die Depression. Nur einen winzigen Schritt weiter und dieses Buch wäre nie entstanden, denn der Autor stand im wahrsten Sinne des Wortes am Abgrund. Seine dunkelsten Stunden, die Auslöser, seine komplette Gefühlswelt, aber auch die ersten winzigen Schritte in eine bessere Zukunft beschreibt er in diesem Buch. Dies tut er so gefühlvoll, ehrlich und schonungslos, dass es im Innersten berührt.

Meine Meinung:

Eine sehr gute Freundin hat den Autor Matt Haig für sich entdeckt und mir dieses Buch in dem Wissen empfohlen, dass ich als Angehöriger persönlich von dem Thema betroffen bin. Dafür schulde ich ihr großen Dank.

Auch bei uns gab es die Anzeichen, aber irgendwie war es dann doch wie ein Donnerschlag, als die Depression mit unbeschreiblicher Härte über meine geliebte Mama hereinbrach, ihr jeden Lebensmut nahm und ihren Mann und mich zu hilflosem Zuschauen verdammte. Wir waren in meiner Kindheit viele Jahre auf uns allein gestellt, sie mein wichtigster Bezugspunkt, Mutter, Schwester, Freundin in einem. Was haben wir nicht alles zusammen unternommen – Konzerte, unzählige Theaterbesuche, Buchevents – unvergessliche Erlebnisse. Ihr wahres Alter stets verleugnend, immer fit und agil, voller Tatendrang. Eine Welt, die plötzlich aufhörte zu existieren.

Wer kennt sie nicht, die kleinen depressiven Phasen, wenn alles wenig Sinn zu machen scheint? Sie geben vielleicht einen kleinen Einblick in das Empfinden, wenn eine wahre Depression vorliegt, die nicht nur das Gehirn in seine Einzelteile zu zerlegen scheint, sondern einen auch körperlich an jede Grenze bringt. Wenn jede Bewegung ein Kampf ist, jeder neue Tag ein schier unüberwindliches Hindernis. Nicht Betroffene können es nur im Ansatz verstehen. Matt Haig beschreibt diese Gefühle so real, nachvollziehbar, aber auch schonungslos, dass betroffene Angehörige definitiv ein besseres Verständnis erlangen. Aber er gibt auch Hilfestellung, wie man mit den Betroffenen umgehen, was man auf keinen Fall tun sollte.

Mir persönlich hat das Buch unheimlich viel gegeben. Fernab von jeder wissenschaftlichen Erklärung, die ohnehin nur unbefriedigend wäre, weil die Krankheit so vielfältige Erscheinungsformen hat, bietet er anhand seiner eigenen Erfahrungen Lösungswege, aber er schenkt auch Kraft und Mut, das Schicksal anzunehmen.

Von Beginn an habe ich überlegt, ob es einen Sinn macht, das Buch meiner Mutter zum Lesen zu geben, ob es ihr eine Hilfe sein kann oder eher das Gegenteil bewirkt. Die ganz große und enorm wichtige Aussage des Buches ist: Du bist nicht allein damit und es gibt ein Morgen, vielleicht keine vollständige Heilung, aber Besserung. Aus diesem Grund will ich es versuchen, vor allem auch, da seit dem großen Zusammenbruch inzwischen fast ein Jahr vergangen ist und unsere Erfahrungen zeigen, dass es tatsächlich aufwärts gehen kann. Natürlich gibt es immer wieder Rückschläge, Medikamente sind kein Allheilmittel, aber ein ganz großer Faktor ist tatsächlich die Liebe, wie auch Matt Haig zu berichten weiß.

Er befragte auch viele Betroffene über ihre Gründe, am Leben bleiben zu wollen, was mich besonders beeindruckt hat. Diese sind so unterschiedlich wie der Mensch selbst, aber dennoch ist die Liebe bei sehr vielen der Anker, der sie im Hier und Jetzt hält. Klar, nicht jeder schafft es, aber ich denke, für eine große Anzahl Menschen gibt es ein Danach, Tage, an denen sie wieder rundum glücklich sein können, wo sie die Schatten besiegen. Das Buch kann aus meiner Sicht auch helfen, mit der Krankheit besser umzugehen, ihr den Kampf anzusagen, die Kraft zu finden, es durchzustehen.

Daher ist „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“ meiner Meinung nach sowohl für Betroffene als auch ihre Angehörigen ein großes Geschenk, wofür ich dem Autor sehr dankbar bin.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2018
Kalte Angst / Max Bischoff - Im Kopf des Mörders Bd.2
Strobel, Arno

Kalte Angst / Max Bischoff - Im Kopf des Mörders Bd.2


sehr gut

Max Bischoff ist nach einer Zwangspause nach seinem wohl schwersten Fall wieder zurück im Dienst im KK 11. Er und sein Partner Horst Böhmer werden mit einem Täter konfrontiert, der mit einer Fliegenmaske wahllos in Häuser einbricht, alle Bewohner bis auf einen tötet und die Botschaft hinterlässt: Erzähl es den anderen! Die Ermittlungen verlaufen zäh, denn die Opfer scheinen nichts gemein zu haben. Dann gibt es einen Anruf aus der Psychiatrie. Der verurteilte und dort einsitzende Mörder Siegfried Fissmann weiß Details zu den Morden, die nur der Täter wissen kann. Da es sonst keine Anhaltspunkte gibt, müssen sich die Kommissare auf ein Psychospiel mit dem Patienten einlassen und geraten dabei selbst an ihre emotionalen Grenzen.

Meine Meinung:

Mit „Kalte Angst“ legt Arno Strobel nun den zweiten Thriller der Max Bischoff-Trilogie vor. Da es einige Anspielungen auf das erlebte Trauma der Hauptfigur in Band 1 (Tiefe Narbe) gibt, ist es für ein besseres Verständnis sinnvoll, mit diesem Roman zu beginnen. Zudem ist da die romanübergreifende Geschichte um Bischoffs an den Rollstuhl gefesselte Schwester, die im Gesamtbild ebenfalls schlüssiger wird und wohl in Band 3 auf ein spannendes Finale zusteuert.

Der Roman ist wie alle Strobels durchgängig flüssig zu lesen und hält auch ein gutes Spannungslevel, das lediglich im Mittelteil ein wenig abfällt. Durch die langwierigen Ermittlungen, die auch noch selten von Erfolg gekrönt sind, hat man es eben doch mehr mit einem Krimi als einem Thriller zu tun. Die atemberaubende Spannung und schnellen Wendungen, die ich aus anderen Thrillern des Autors kenne, haben mir ein wenig gefehlt.

Der Blutdruck schießt jeweils in die Höhe, wenn in die Perspektive des Täters bzw. in diesem Fall eher in die des überlebenden Opfers gewechselt wird. Hier wird nicht zimperlich zur Sache gegangen und das Grauen überträgt sich sehr gut auf den Leser. Mir waren es der Leichen fast ein wenig zu viel und die Ermittlungsweise der Beamten zu gradlinig. Wenn sie sich schon auf Fissmann mit seinem Täterwissen einlassen, hätten sie ihn auch besser durchleuchten können.

So bildete die Auflösung aber trotz allem eine Überraschung und hatte so wohl kaum vorhergesehen werden können. Insgesamt ergab sich ein rundes, wenn auch verstörendes Bild. Der Cliffhanger am Ende ist mehr als gemein und macht es nicht unbedingt einfach, nun ein Jahr auf Band 3 warten zu müssen.

Bewertung vom 13.02.2018
Schöne Grüße vom Mond (eBook, ePUB)
Popescu, Adriana

Schöne Grüße vom Mond (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die besten Freundinnen Fritzi und Isa wollen einen gemeinsamen Urlaub auf Rügen verbringen und planen bereits im Februar alles bis ins kleinste Detail, wohl wissend, dass einige der Wünsche gar nicht im finanziellen Rahmen liegen. Besonders Fritzi sehnt eine Auszeit von ihrem Zuhause herbei, ist hier ein Streit zwischen ihren Eltern doch an der Tagesordnung.

Als es jedoch endlich Sommer ist, befindet sich Fritzi zwar auf dem Weg nach Rügen, jedoch ohne Isa. Ihr sicherlich nicht selbst gewähltes Ziel ist eine Einrichtung für psychisch erkrankte Teenager. Was ist zwischen den Freundinnen passiert, woraus diese einschneidende Wendung resultierte?

Meine Meinung:

Eine meiner liebsten Autorinnen – Adriana Popescu – beweist hier einmal mehr ihr Herz für ihre Leser und gibt mit diesem kostenlosen kleinen Prequel zu „Mein Sommer auf dem Mond“, welches am 12. März 2018 erscheinen wird, einen ersten Einblick in das Leben ihrer Protagonistin Fritzi. Man lernt in den wenigen Kapiteln das Mädchen und ihre Sehnsüchte schon sehr gut kennen.

Wie ich es von der Autorin kenne und liebe, fließt bereits hier jede Menge Popkultur in die Geschichte ein. Vor allem ihre Bewunderung für das Harry Potter-Universum scheint sie auf ihre weibliche Hauptfigur übertragen zu haben.

„Schöne Grüße vom Mond“ enthält außerdem eine längere Leseprobe zum sich bald anschließenden Roman, die extrem neugierig auf die restliche Geschichte und die Abenteuer der so unterschiedlichen Teenager in einem diesmal etwas anderen Setting macht. Ich jedenfalls kann den Erscheinungstermin kaum erwarten und vielen Fans von Adriana wird es sicher ebenso ergehen. Danke!

Bewertung vom 12.02.2018
Tiefe Narbe / Max Bischoff - Im Kopf des Mörders Bd.1
Strobel, Arno

Tiefe Narbe / Max Bischoff - Im Kopf des Mörders Bd.1


sehr gut

Max Bischoff ist neu bei der Düsseldorfer Mordkommission. Sein Faible für moderne Ermittlungsmethoden wird von seinem Partner Horst Böhmer größtenteils belächelt, was ständig zu kleinen Sticheleien führt. Im Großen und Ganzen ergänzen sich beide jedoch gut, was bei ihrem ersten großen Fall auch nötig ist.

Ein stadtbekannter Journalist taucht blutüberströmt auf dem Polizeirevier auf. Das Blut gehört zu einer seit 2 Jahren vermissten Schauspielerin, von der nach wie vor jede Spur fehlt. Statt der Lösung des Falls näher zu kommen, wird er immer rätselhafter und eine wie Müll entsorgte Frauenleiche macht es nicht einfacher. Im Umkreis der Ermittlungen begegnet Max die große Liebe, deren Verschwinden ihn an seine emotionale Grenze bringt.

Meine Meinung:

Ich bin seit Jahren ein großer Fan von Arno Strobel, wobei mir das eine Buch mehr, das andere weniger gefallen hat. Dennoch verpasse ich keine Veröffentlichung, auch wenn es diesmal recht lange gedauert hat, mir den Auftakt seiner Thriller-Trilogie um Max Bischoff vorzunehmen, da Band 2 bereits erhältlich ist, den ich direkt im Anschluss lesen werde.

Mir hat „Tiefe Narbe“ eigentlich recht gut gefallen. Diesmal rückt Arno Strobel die Polizeiarbeit eindeutig in den Vordergrund. Die beiden Ermittler sind mit ihren unterschiedlichen Ansätzen nun keineswegs Neuerfindungen, aber durchaus sympathisch, wobei Max, aus dessen Sicht erzählt wird, dem Leser eindeutig näher kommt. Auch sein privates Umfeld inkl. der im Rollstuhl sitzenden Schwester fand ich gut gezeichnet, von der sicher noch viel in den Folgebänden zu lesen sein wird.

Die kursiv hervorgehobenen Passagen, die quasi „im Kopf des Mörders“ stattfinden, sind detailliert beschrieben, grausam und verstörend, aber gerade das mag ich.

Der Versuch, falsche Spuren zu legen, wirkt ein wenig bemüht, aber zumindest bei mir hat es funktioniert und ich wusste lange nicht so recht, wo der Hase nun langläuft. Die Ermittler schießen sich etwas zu extrem auf einen Verdächtigen ein, die so oft erwähnten modernen Ermittlungsmethoden finden eigentlich keine Anwendung und letztes Endes bringt ein Zufall Max auf die richtige Spur. Die eingebaute Liebesgeschichte hinterlässt einen etwas bitteren Nachgeschmack, verwandelt sie doch den mit über dreißig durchaus erwachsenen Max in einen fast sabbernden Teenager, der alles um sich herum vergisst, jegliche Regeln ignoriert und bereits nach wenigen Tagen von der großen Liebe träumt. Das war dann selbst mir ein wenig zu viel des Guten. Das Ende war dann doch ein wenig überraschend, bietet aber die richtige Ausgangsbasis für die Folgebände um Max Bischoff.

Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen und denke, dass die meisten Strobel-Fans dem etwas anderen Stil des Autors etwas abgewinnen dürften.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2018
Die Unterweisung
Henke, Sandra

Die Unterweisung


ausgezeichnet

Scotia soll das Familienunternehmen, die edle Pralinenmanufaktur „Lush Chocolates“, eines Tages übernehmen, nachdem ihr Bruder sich zurückgezogen hat, um seine eigenen Träume zu verwirklichen. Sie setzt all ihre Kraft und Energie dafür ein, hat quasi kein Leben neben der Arbeit und unterdrückt ihre heimlichen Wünsche. Die treten deutlich zu Tage, als sie auf Aidan trifft, den dominanten Inhaber des verruchten Lustschlosses „Taboo“. Ihre Neugier ist zu groß und so folgt sie seiner Einladung in den Club, selbstverständlich maskiert. Sie lässt sich zur Lustsklavin ausbilden und geht völlig darin auf. Doch schon bald merkt sie, dass da noch ganz andere Gefühle im Spiel sind. Wird sie zu ihrer Neigung stehen können und alle Bedenken hinsichtlich ihrer adeligen Herkunft und den Ruf der Firma betreffend über Bord werfen können?

Meine Meinung:

Ein weiteres Mal hat es Sandra Henke geschafft, mich mit einem heißen BDSM-Roman zu begeistern. Ich lese das Genre eigentlich nur in ganz kleinen Dosen, um nicht zu sagen fast ausschließlich aus der Feder der Autorin. Denn hier weiß ich vorher, dass ich keine lustlose Aneinanderreihung von Pornoszenen bekomme, sondern eine tolle Geschichte, die so viel mehr beinhaltet.

Es geht nicht nur darum, seine sexuellen Vorlieben auszuleben, sondern überhaupt zu sich zu stehen, den Mut zu finden, für sich zu und seine Liebe zu kämpfen. Ein bisschen Familiendrama, Intrige, Eifersucht, ganz viel Gefühl und Herz. Scotia war mir sofort sympathisch und ihr Tanz auf dem Drahtseil, hin- und hergerissen zwischen Verpflichtung und Leidenschaft, wurde von der Autorin unheimlich gut umgesetzt. Über Aidan als Dominus braucht man kaum Worte zu verlieren. Ein Traummann schlechthin, der es zwar liebt, seine dominante Seite auszuleben, dabei aber nie die Bedürfnisse seiner Partnerin ignoriert. Aber auch Rock, Scotias Bruder, mochte ich sehr gern.

Die erotischen Szenen im Club sind teilweise sehr explizit und feuern das Vorstellungsvermögen enorm an. Für mich persönlich wäre ein Eindringen in die Welt des BDSM unvorstellbar, nichtsdestotrotz macht es riesigen Spaß, dank Sandra Henke quasi mal durchs Schlüsselloch in sie einzutauchen. Ich muss auch sagen, man lernt doch tatsächlich immer wieder noch dazu, was so alles möglich ist.

Das Buch ist keine Minute langweilig, man fiebert zu jeder Zeit mit den Protagonisten mit und schlägt den Roman nach ihrem verdienten Happy End mit einem seligen Lächeln zu. Für Fans des Genres einfach unverzichtbar.

Bewertung vom 08.01.2018
Winterdämmern / Das Erbe der Abendroths Bd.2 (eBook, ePUB)
May, Valentina

Winterdämmern / Das Erbe der Abendroths Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Für Abendroth – das familieneigene Gut – ist Miriam bereit, alles zu opfern. Dennoch trifft sie die Untreue ihres Ehemannes unvorbereitet. Sie fühlt sich verfolgt und ein Reitunfall schwächt sie zudem körperlich. Sie willigt schließlich ein, eine Zeit im Ferienhaus ihrer Freundin an der Nordsee auszuspannen. Doch zur Ruhe kommt sie auch dort nicht, denn ihr attraktiver Nachbar Robert weiß sie schon bald mit seinem Charme für sich einzunehmen. Obwohl alles gegen eine Verbindung der beiden spricht, gibt sich Miriam ihren neuentdeckten Gefühlen hin. Doch dann taucht erneut ihr Verfolger auf und Miriam gerät in ernsthafte Gefahr. Sollte ihr totgeglaubter Bruder Jacob doch noch am Leben sein?

Meine Meinung:

In „Winterdämmern“ – Band 2 der Trilogie um die Schwestern von Gut Abendroth – dreht sich alles um Miriam. War sie mir in Band 1 noch ziemlich spröde vorgekommen, so hat sie in dieser Geschichte mein Herz gewonnen. Mutig kämpft sie gegen jedes Unbill, immer im Fokus, ihr geliebtes Abendroth für sich und ihre Kinder vor dem Untergang zu retten.

Der Schauplatz wechselt schon bald an die sturmumtoste Nordsee und auch hier ist es der Autorin sehr anschaulich gelungen, die Naturgewalten einzufangen. Am liebsten wäre ich selbst auf ein Pferd gestiegen und zu einem Ritt am Strand aufgebrochen. Die Romanze zu Robert entwickelt sich mit der gebotenen Langsamkeit und gipfelt in wunderschöner Erfüllung.

Richtig spannend dagegen wird es um das Geheimnis des verschwundenen Bruders, der offenbar doch noch am Leben ist. Die gefährliche Situation, in die Miriam mit ihrem Katerchen gerät, hat mich einige Nerven gekostet. Auflösung dazu gibt es dann erst im 3. Band, in dem Stephanie, die dritte Schwester, der Sache auf den Grund geht.

Schon jetzt bin ich sehr gespannt auf das Finale und möchte jedem Leser leidenschaftlicher Liebesromane mit Familiendrama auch dieses Buch sehr ans Herz legen.

Bewertung vom 07.01.2018
Der Tiger in der guten Stube
Tucker, Abigail

Der Tiger in der guten Stube


gut

Katzen sind schon rein zahlenmäßig die beliebtesten Haustiere des Menschen, erobern die entferntesten Regionen und inzwischen sogar das Internet. Was macht ihre Anziehungskraft aus? Warum wollen wir die felinen Fellnasen, die eigentlich keinen wirklichen Nutzen für uns haben, nicht mehr missen? Die Autorin Abigail Tucker geht der Frage auf den Grund und interviewt dazu diverse Züchter, Wissenschaftler und Umweltschützer.

Meine Meinung:

Trotz Katzenallergie, die mir oft einiges abverlangt, bin ich ein bekennender Katzenmensch und würde meine zwei Kater für nichts auf der Welt hergeben. Die Frage, was die große Faszination der Samtpfoten auf den Menschen ausmacht, hat mich schon oft beschäftigt, weshalb ich mir vom vorliegenden Buch Antwort auf so einiges versprach.

In neun aufschlussreichen Kapiteln führt die Autorin, die wirklich sehr intensiv recherchiert zu haben scheint, durch die Geschichte der Katze und ihren Siegeszug in unsere Herzen. Dabei gibt es unzählige Fußnoten, die im Anhang vorwiegend auf weiterführende Literatur verweisen, für den, der es noch genauer wissen möchte. Ich gebe zu, diese habe ich schlichtweg ignoriert, wäre mir das ständige Hin- und Herblättern doch zu aufwendig gewesen.

Auch so vermittelt das Buch mehr als genug teilweise recht trockenen Stoff, der das Lesen mitunter ein wenig anstrengend werden lässt. Ohne Frage habe ich viel Neues erfahren, mit dem ich so nicht gerechnet habe, dennoch kann ich den Aussagen nicht in jedem Punkt zustimmen, wenn ich von meinen eigenen Tieren ausgehe. Überhaupt wird die Katze in der Gesamtheit eher unterschwellig negativ dargestellt, als gewissenloses Raubtier, Invasor, Gefahr für das Ökosystem. Einige Beschreibungen über Massentötungen, obwohl ich die Gründe dafür in gewissem Maße nachvollziehen kann, sind tatsächlich schwer verdaulich für einen Katzenliebhaber. Daher halte ich das Buch auch nicht unbedingt für die breite Masse von Katzenfans geeignet.

Das Cover der deutschen Ausgabe ist wunderhübsch und auch innen werden die Kapitel durch nette Illustrationen aufgelockert, was den insgesamt doch sehr wissenschaftlichen Kontext etwas leichter verdaubar macht.

Meine Meinung zu Katzen hat das Buch nicht verändert. Letzten Endes ist jedes Tier wie auch jeder Mensch ganz individuell und kann in seiner Gesamtheit wohl nie entschlüsselt werden. Ich liebe gerade die Unabhängigkeit, den Stolz und die Eigenwilligkeit dieser Tiere, auch wenn sie mich manchmal beinahe in den Wahnsinn treiben.

Das Buch hat mir dennoch einiges an Zusatzwissen über den Ursprung und das Verhalten meiner Lieblinge vermittelt und ich danke dem Theiss Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Bewertung vom 24.12.2017
Bevor die Stadt erwacht
Hohlfeld, Kerstin

Bevor die Stadt erwacht


ausgezeichnet

Der Komponist Ephraim Sasse lebt zurückgezogen in seiner Villa und ist seit Neuestem dem Weihnachtsterror ausgesetzt, da ein Weihnachtsmarkt direkt vor seiner Tür einen neuen Standort gefunden hat. Dabei soll er doch wie jedes Jahr die Weihnachtsphantasie komponieren, die im Berliner Dom aufgeführt wird. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben, als sich auch noch seine Haushälterin verletzt und er mit der lebensfrohen Agnes als Ersatz auskommen muss. Diese erdreistet sich, ihm Suppe vorzusetzen und spielt auch sonst eher nach eigenen Regeln. Durch einen Zufall erreicht ihn ein Brief an den Weihnachtsmann vom kleinen Elias. Dessen Mutter Amelie arbeitet auch nachts, um sich und den Jungen durchzubringen und ist daher oft müde. Genau dies abzustellen, ist Elias‘ größter Wunsch. Sasse beginnt, vor allem durch Agnes‘ Einfluss, seine Umwelt mit anderen Augen zu sehen und öffnet Stück für Stück sein Herz …

Meine Meinung:

Ich habe lange keinen Weihnachtsroman mehr gelesen. Diesmal hat es genau gepasst und das Buch von Kerstin Hohlfeld war eine wunderbare Möglichkeit, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Beim Lesen fiel aller Stress dieser hektischen Zeit von mir ab und ich konnte mich voll in die Geschichte fallen lassen. Die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der ich das Buch im Gegensatz zu anderen in der letzten Zeit weggelesen habe, ist für mich auch ein Zeichen, dass es mich absolut gefesselt hat. Es ging fast ein bisschen zu schnell, denn eigentlich hätte ich gern noch viel länger in dieser Parallelwelt verweilt.

Der Roman hat einfach alles, was man sich von einer Weihnachtsgeschichte nur wünschen kann. Liebenswerte Figuren mit einem Herz aus Gold, die wieder an das Gute im Menschen glauben lassen. Den anfangs hartherzigen, aber dennoch sehr wandlungsfähigen Komponisten, der sich vom Weihnachtshasser in das Gegenteil verwandelt und dabei sogar noch ein neues Glück erfährt. Die Figuren sind authentisch und werfen einen Blick auf die vielen dienbaren Geister, die bereits fleißig sind, bevor die Stadt erwacht und die meisten von uns noch im Bettchen liegen. Es geht um die einfachen Menschen, mit all ihren Sorgen und Problemen. Auch die Flüchtlingsthematik findet ihren Platz, ohne allzu plakativ zu wirken. Nicht zu vergessen Berlin selbst, das ebenfalls einen hohen Anteil am Zauber dieser Geschichte hat.

Wer dem Geist der Weihnacht nicht abgeneigt ist und nicht verlernt hat, an Wunder zu glauben, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen. Die stimmungsvolle Geschichte passt perfekt in die schönste Zeit des Jahres und sollte auf dem Wunschzettel nicht fehlen.

Bewertung vom 21.12.2017
Vorwärts küssen, rückwärts lieben
Hein, Sybille

Vorwärts küssen, rückwärts lieben


gut

Pias biologische Uhr tickt, aber die Suche nach der wahren Liebe stellt sich für die chaotische Kinderbuchillustratorin im Großstadtdschungel Berlin als gar nicht so einfach heraus. Immer wieder fällt sie auf zuckersüße Typen herein, die sie irgendwann betrügen und eiskalt abservieren. Nicht umsonst plädiert ihr bester Kumpel Eddy darauf, sich endlich mal auf einen Normalo einzulassen.

Doch dann steht August vor ihr, fast zu schön, um wahr zu sein. Pia schwebt auf Wolke sieben, baut Luftschlösser, in die sie mit ihrem „Pizzaprinzen“ einzieht. Doch schon bald bekommen diese Risse im Mauerwerk und ihr Traum droht zu platzen. Hält das Leben doch noch die wahre Liebe für Pia bereit?

Meine Meinung:

Der Roman von Sybille Hein lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Ich habe genauso viel Positives wie Negatives dazu zu sagen. Zuerst einmal hat die Autorin einen wunderbar humorigen Schreibstil, der mich an der einen oder anderen Stelle köstlich amüsiert hat. Zudem hat sie mit Pia, aber auch den Nebenfiguren wirklich außergewöhnliche und teilweise skurrile Charaktere erschaffen, die nicht so leicht in Vergessenheit geraten. Sie sind es auch, die die nicht gerade neue Story zu etwas Besonderem machen.

Eine große Rolle spielt auch die Hauptstadt und die Beschreibung des Kiezes, in dem Pia lebt, sowie einiger weiterer Schauplätze in Berlin hat einen hohen Wiedererkennungswert. Der größere Teil – Vorwärts küssen – hätte durchaus ein wenig Straffung vertragen, denn trotzdem ich tatsächlich wenig Zeit zum Lesen hatte, habe ich mich unverhältnismäßig lange an dem Buch aufgehalten. Teilweise zog es sich einfach wie Kaugummi und mir fehlte so die Motivation weiterzulesen. Im zweiten Teil dann – Rückwärts lieben – wird es ganz skurril. In Form eines Traumes wird hier ein Fantasy-Part eingebaut, der für mich einfach nicht passend erschien.

Leider verrät auch der Klappentext schon fast alles, sodass man sich das Lesen beinahe sparen kann. Noch mal zur Ich-Erzählerin Pia. Sie ist ziemlich überdreht, hat diverse Eigenarten, die ein Zusammenleben mit ihr sicher auch nicht einfach machen. Wie schnell sie dann doch über ihre ach so große Liebe zu August hinweggekommen ist, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Sie machte mir da doch einen eher flatterhaften Eindruck.
Das Buch enthält einige Songtexte und Illustrationen der Autorin, die ebenso wie ihre Protagonistin Mitglied einer Band ist und als Illustratorin arbeitet. Ich habe in ein paar der Songs, die auf der Webseite der Autorin zu finden sind, auch reingehört. Diese sowie auch die Zeichnungen sind nicht wirklich meins, aber das ist wohl Geschmackssache.

Insgesamt ist „Vorwärts küssen, rückwärts lieben“ schon eine nette Liebesgeschichte, die mit viel Humor punkten kann, wobei die Freundschaft eine mindestens ebenso große Rolle spielt. Wer auf Großstadtromanzen inkl. Suche nach Mr. Right steht, wird hier sicher gut unterhalten.

Bewertung vom 03.12.2017
Böses Kind
Krist, Martin

Böses Kind


ausgezeichnet

Der pedantische Kriminalkommissar Henry Frei bekommt es erst mit einem erschlagenen Hund, dann mit einem brutal ermordeten Teenager zu tun. Bei diesem der Rucksack der vermissten Jacqueline Pirnatt. Deren alleinstehende Mutter ist völlig überfordert mit ihren beiden anderen Kindern und keine große Hilfe bei der Ermittlung. Hat ihr Ex-Mann etwas damit zu tun, bildet sie sich ihren Stalker nur ein und lebt Jacquie überhaupt noch? Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Meine Meinung:

Ich habe bisher fast alle Romane von Martin Krist gelesen. Mit dem Start der neuen Reihe um Kommissar Henry Frei hat er bei mir definitiv einen Volltreffer gelandet. Diese Figur entspricht nicht dem typischen Klischee des verlassenen Polizeibeamten, dennoch hat er einige Macken und Ticks, die ihn absolut sympathisch wirken lassen. Auch seine Partnerin Albers hat ihr Päckchen zu tragen, kommt dabei aber nicht minder authentisch rüber.

Wie gewohnt gibt es mehrere Erzählebenen, jedoch nicht so viele wie sonst manches Mal, was mir sehr entgegengekommen ist, hilft es doch, den Überblick zu behalten. Auch einige Schwenks – im Buch Intermezzo genannt – zu einem gefangenen weiblichen Opfer sorgen für richtiggehendes Gruseln und atemlose Momente und schlussendlich für eine dicke Überraschung. Die ständigen Zeitangaben lassen den Leser glauben, immer up to date zu sein, wobei sich letzten Endes herausstellt, dass Zeit eben doch relativ ist.

Der Autor lässt den Leser wunderbar miträtseln, ohne dass ihm auf die Schliche zu kommen ist. Das Ende erfolgt wiederum sehr abrupt und man fragt sich unmittelbar, ob man irgendwas verpasst hat. Umso mehr, da es hier auch einen übergeordneten Fall gibt, der nur angekratzt und sicher in den Folgebänden seine Fortsetzung finden wird. Damit schürt Martin Krist natürlich die Erwartungen ganz enorm auf die Fortsetzung, die im Mai 2018 erscheinen soll.

Für mich ein absolut gelungener Einstieg in eine neue Serie, die durchaus das Potenzial hat, zu meiner Lieblingsreihe des Autors zu werden.