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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2022
Hinter den Spiegeln so kalt (MP3-Download)
Grimm, Liza

Hinter den Spiegeln so kalt (MP3-Download)


gut

Es wohnen zwei Seelen in meiner Brust

Finja hat den Verlust ihres geliebten Mannes auch nach Jahren noch nicht wirklich verarbeitet, als ihre kleine Tochter Hannah verschwindet. Daraufhin droht Finja, an ihrer Trauer zu ertrinken. Zudem wird sie geplagt von ihrer Angst vor Spiegeln und ihren Träumen von Eis und Schnee. Einzig ihre beste Freundin bietet ihr Halt.

Der Großteil des Buches „Hinter den Spiegeln so kalt“ von Liza Grimm spielt in unserer realen Welt. Da wir diese durch den Verlust und die Trauer der Hauptfigur Finja erleben, ist diese Welt trist, grau und erdrückend. Selbst die Rückblenden, die uns in eine Zeit entführen, als Finjas geliebter Mann Mika noch lebte oder als Finja in Max eine neue Liebe findet, wirken nicht hell, bunt und sorgenfrei. Daher habe ich das Buch in weiten Teilen als niederdrückend, pessimistisch und hart empfunden. Finja kämpft mit ihren Gefühlen und mit ihren Halluzinationen, hinter denen sie mehr vermutet als nur die Verarbeitung ihrer Trauer. Doch ihre Therapeutin, ihre Eltern, Max und auch ihre beste Freundin versuchen sie mit allen Mitteln in die harte Wirklichkeit zu holen. Das alles war für mich als Hörerin sehr anstrengend. Hatte ich doch gehofft, in eine Fantasiewelt entführt zu werden und damit der Realität unserer Welt zu entfliehen. Stattdessen habe ich mich in einer besonders farb- und trostlosen Variante dieser Welt wiedergefunden.

Erst das Ende des Hörbuchs hat mich dann stark beeindruckt. Hier werden alle Fäden zusammengeführt, und dass auf eine Art und Weise, die das Buch zu etwas Besonderem, etwas Wichtigem machen. Dieses Ende hallt auch nach Tagen noch in mir nach und wird mich wohl auch noch eine ganze Weile begleiten. Mehr kann ich hier leider nicht schreiben, um nicht zu spoilern. Unsicher bin ich mir jedoch, ob es sich lohnt, sich für das Ende durch das gesamte Buch zu kämpfen.

Gelesen wird das Hörbuch von Vera Teltz. Sie hat ihre Sache gut gemacht, wird mir jedoch nicht als herausragende Sprecherin in Erinnerung bleiben. Sie stört nicht, begeistert mich jedoch auch nicht.

Bewertung vom 07.11.2022
EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


ausgezeichnet

Kein lauter Action-Agententhriller

Jan Kordi Kazanski befindet sich ganz unten seit dem Tod seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Tag für Tag sucht er sein Seelenheil am Grund einer Flasche Schnaps. Doch dann sorgt sein bester Freund beim CIA dafür, dass er noch einmal einen Auftrag erhält, um sich zu beweisen. In Krakau soll er die Königin der Unterwelt „Die Witwe“ aufspüren. Diese hatte Kontakt zum CIA aufgenommen. Doch nun scheint sie es sich anders überlegt zu haben. Kazanski ist kaum in Krakau angekommen, da wird schon der erste Anschlag auf sein Leben verübt und es wird nicht der letzte bleiben.

Zu Beginn war mir „East – Welt ohne Seele“ von Jens Henrik Jensen zu leise erzählt, zu unspektakulär. Die Kunst des Autors besteht nicht darin, mit viel Lärm und Action eine Spionagegeschichte zu erzählen. Vielmehr zieht er uns in die Abgründe seiner Figuren. Er lässt uns ihre ganze persönliche Verlorenheit, ihr gesamtes Versagen spüren. Das hatte auf mich eine unglaubliche Sogwirkung. Ich bin mit Kordi Kazanski durch Krakau gestolpert, habe mich mit ihm bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, bin mit ihm durch die zwischenmenschlichen Begegnungen geschlittert. Verwirrt, verloren und mit dem unbedingten Willen, „Die Witwe“ zu finden. Auch die beiden Nebenfiguren Xenia, die Agentin von Europol, und Ewa, eine undurchsichtige Person aus Krakau, waren sehr gut herausgearbeitet in ihren Widersprüchen, Sehnsüchten und Abgründen.

Die Verwicklungen der Suche nach der Witwe haben mich gut unterhalten. Auch die sonstigen Geschichten, die nach und nach aufgedeckt wurden, habe ich als spannend und gut erzählt empfunden. Das Buch hat für mich alles, was ich von einer guten Spionagegeschichte erwarte. Die Guten, die Bösen und das Verwirrspiel, wer letztendlich gut und wer böse ist. Mächtige Geheimdienste, übermächtige Mafiosi. Bis zum Schluss war nicht klar, wer gewinnt und wer verliert.

Fazit: Der Start in die neue Reihe von Jens Henrik Jensen ist gelungen. Ich freue mich schon auf weitere Einsätze von Jan Kordi Kazanski.

Bewertung vom 07.11.2022
Weihnachten in der kleinen Buchhandlung (Happy-Ever-After-Reihe 4) (MP3-Download)
Colgan, Jenny

Weihnachten in der kleinen Buchhandlung (Happy-Ever-After-Reihe 4) (MP3-Download)


gut

Durchschnittlich

Carmen wird arbeitslos, als das große Kaufhaus im Ort, in dem sie gearbeitet hat, die Tore schließen muss. Da es auch keine anderen Jobs in ihrer Heimatstadt gibt, ist sie gezwungen, wieder bei ihren Eltern einzuziehen. Schließlich wendet sich ihre Mutter ans Carmens Schwester, eine erfolgreiche Anwältin, die gerade mit dem vierten Kind schwanger ist, damit diese sich nach einem Job für Carmen umschaut. Als sich dadurch die Möglichkeit ergibt, dass Carmen bis Weihnachten in einer kleinen Buchhandlung in Edinburgh aushilft, zieht sie kurzerhand bei ihrer Schwester ein.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich von Carmen nicht mehr endlos genervt war. Zu Beginn benimmt sie sich kindisch, bockig, sieht alles negativ und versinkt knietief im Selbstmitleid. Das war kaum zu ertragen. Diese Haltung behält sie über weite Teile der Handlung bei. Erst nach und nach öffnet sie sich dem Leben, der Buchhandlung und den Menschen und sieht nicht nur das Negative in allem. Leider ist Carmen nicht die einzige Person in diesem Buch, die den Langmut der Leserinnen strapaziert. Ihr wird ein kindischer, manipulativer und auch ansonsten sehr unsympathischer Autor zur Seite gestellt, sowie eine Nanny, die blendet, aber eher eine hohle Nuss ist und sich nur um sich selbst dreht.

Neben diesen auffallend anstrengenden Figuren erscheint der Rest der Menschen dieser Geschichte dann schon fast nett, obwohl auch diese Personen mich nicht wirklich überzeugen konnten. Von den bislang drei Kindern der übermächtigen Schwester, dienen die beiden Mädchen, um Carmen und ihre Schwester zu spiegeln. Die Männer bleiben in der Geschichte eher blass und konnten mein Herz nicht erobern.

Der Pluspunkt war für mich, dass ich „Weihnachten in der kleinen Buchhandlung“ von Jenny Colgan als Hörbuch gehört habe. Denn das wird von Vanida Karun gesprochen. Eine der besten Sprecherinnen, die der deutsche Hörbuchmarkt zu bieten hat.

Fazit: Es fehlen die Sympathieträger, die eine gute Liebesgeschichte braucht. Mir fehlte zudem Witz und Herz. Man kann die Geschichte hören, muss man aber nicht.

Bewertung vom 02.11.2022
Die Spur der Luchse / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.10
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Die Spur der Luchse / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.10


gut

Routiniert

Eine Gruppe Schüler verschwindet samt ihres Lehrers im Wald. Die großangelegte Suchaktion wird dadurch erschwert, dass in dem Bereich, in dem die Schüler zuletzt gesehen wurden, ein Feuer ausbricht. Schnell werden die Ermittlungen immer verworrener. Zur Zeit des Verschwindens halten sich mehrere Naturschutzgruppen im Wald auf, da es einen Rechtsstreit um das Naturschutzgebiet gibt, in dem das Gerichtsurteil erwartet wird. Stina Forss und Ingrid Nyström fragen sich, wie das Feuer, die Vermissten und die Naturschützer zusammenpassen.

Der Krimi „Die Spur der Luchse“ startet mit einer ausführlichen Darstellung des Konfliktes zwischen Umweltschutzverbänden und Befürwortern einer neuen Bahnstrecke, die Mitten durch ein Naturschutzgebiet verlaufen soll. Mir waren die Ausführungen viel zu lang und für einen Kriminalroman zu langatmig geraten. Da es sich bei dem Buch um den 10. Band einer Kriminalreihe handelt und das Autorenduo Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson daher durchaus als versierte Schriftsteller bezeichnet werden können, hat mich dieser tempoarme Start erstaunt.

Erschwert wurde mir das Lesen zudem dadurch, dass der Text häufig Absätze vermissen ließ. Regelmäßig gibt es Seiten, die keinerlei Absatz enthalten, oft folgen von diesen Bleiwüsten auch mehrere Seiten hintereinander. Das nimmt mir den Lesespaß und auch die Lust aufs Lesen. Bei genauerer Betrachtung bin ich zudem der Meinung, dass es durchaus möglich gewesen wäre, mehr Absätze einzubauen. Denn die Gedankengänge der Figuren wechseln das Thema, sie verändern den Standort usw. Leserfreundliche Darstellung sieht für mich auf jeden Fall anders aus als diese Layoutruinen.

Enttäuscht war ich zudem, dass die Autor*innen auf den Zug der aktuell angesagten Themen aufgesprungen sind. So begegnen uns hier die Themengebiete Umweltschutz, Rechtspopulismus und LGBTQ+. Das spricht für die Aktualität des Buches. Mich hat es jedoch eher zusätzlich ermüdet, da ich mich im aktuellen Weltgeschehen bereits hinreichend mit diesen Themen beschäftigen darf.

Schön war es, wieder auf die vertrauten Ermittlerinnen zu treffen. Auch Stina Forss war wieder dabei, obwohl sie mittlerweile einem Sonderermittlungsteam in Stockholm angehört. Mit Freude habe ich die persönlichen Entwicklungen verfolgt.

Der Kriminalfall war spannend und das eigentliche Verbrechen sehr verworren und geheimnisvoll. Bei der Aufklärung musste ich an die Inszenierung einer Szene aus einem Film von Quentin Tarantino denken.

Fazit: Man merkt den beiden Autor*innen die Routine im Schreiben an. Allerdings hat der Krimi Luft nach oben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2022
Zara und Zoë: Die Tochter des Paten (MP3-Download)
Oetker, Alexander

Zara und Zoë: Die Tochter des Paten (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der beste Teil der Reihe

Die Tochter des französischen Mafia-Paten wird entführt. Er bittet Zoe gemeinsam mit ihrer Schwester Zara für deren Befreiung zu sorgen. Als Zoe sich weigert, zwingt er sie dazu.

„Zara & Zoe 3 – Die Tochter des Paten“ ist für mich der beste Teil der Reihe. Die Handlungsstränge sind geschickt miteinander verwoben. Die Geschichte ist auf einem gleichbleibend hohen, spannenden Niveau. Sprünge in die Vergangenheit von Zoe sorgen für Hintergrundinformationen, die das Geschehen in der Gegenwart noch verständlicher machen. Sehr gut hat mir zudem gefallen, dass sich die Zwillingsschwestern Zara und Zoe endlich einander annähern.

Die Kollegen von Zara werden als wachsam, misstrauisch und intelligent dargestellt. Oft werden in Kriminalgeschichten die Hauptfiguren als scharfsinnig, besonders klug und draufgängerisch dargestellt und Kollegen, die in die Irre geführt werden, dementsprechend als trottelig, faul und nicht sonderlich intelligent. Das ist hier zum Glück nicht der Fall. Das ist eine erfrischende Abwechslung. Die Kollegen bemerken, dass etwas nicht stimmt, verfügen jedoch nicht über die notwendige Information.

Das Hörbuch wird von Beate Rysopp gesprochen. Sie liest die Geschichte routiniert und spannend. Besonders begeistern konnte sie mich jedoch nicht. Allerdings hat sie mich auch nicht gestört.

Ich hoffe, dass der Autor Alexander Oetker die Geschichte um die ungleichen Schwestern noch weiterführt. Auch, wenn durch den dritten Teil alle Handlungsstränge zu einem befriedigenden Ende geführt wurden, hoffe ich auf die Fantasie des Autors. Denn gerne würde ich Zara und Zoe weiter begleiten.

Bewertung vom 01.11.2022
Book of Night (MP3-Download)
Black, Holly

Book of Night (MP3-Download)


sehr gut

Ich musste erst mit der Geschichte warm werden

Charlie Hall lebt in einer Welt, in der Schatten lebendig werden können. Den Menschen dienen die Schatten zur Unterhaltung, aber auch, um Verbrechen in ihrem Auftrag zu begehen. Einst war Charlie eine erfolgreiche Diebin. Nun arbeitet sie in einer Bar, lebt mit ihrer Schwester und einem Mann namens Vince zusammen. Als sie nachts auf dem Weg von der Bar Nachhause auf einen getöteten Mann trifft, der wenige Stunden zuvor noch aus der Bar geflogen ist, stürzt ihre Welt nach und nach ins Chaos.

Das Erzähltempo des Buches ist ruhig und ausführlich. Daher hatte ich schon das erste Viertel gehört, bis mir klar geworden ist, dass ich mich nicht mehr in der Einführung der Welt und der Figuren befinde, sondern mich bereits Mitten in der Geschichte bewege. Die Welt erinnerte mich mit der beschriebenen High Society, Wahrsagern und Zirkeln sehr an die 1920er Jahre. Zu der Atmosphäre passte eine Gesellschaft, in der Schatten nicht nur einfach Schatten sind, sondern Wesen, die manipuliert, korrumpiert und benutzt werden können sehr gut.

Die Hauptfigur Charlie Hall ist eher eine Antiheldin. Sie begehrt gegen Regeln und Bevormundung auf, ist sehr intelligent und frech. Obwohl sie nicht gesetzestreu lebt, gehört sie doch auf die Seite der Guten. Ihre burschikose Art und ihr freches Mundwerk waren für mich erst einmal gewöhnungsbedürftig, da dies nicht mein bevorzugter Menschentyp ist. Doch mit der Zeit ist sie mir sehr ans Herz gewachsen.

Die Geschichte erinnert beim Hören immer wieder an den Kampf einer kleinen Person gegen einen korrupten, übergroßen Mafiosi, der alle Trümpfe auf seiner Seite hat. Doch Charlie Hall wäre nicht aufgrund ihrer kriminellen Vergangenheit überall berühmt berüchtigt, wenn sie nicht mit Hilfe ihres Ideenreichtums und ihrer Intelligenz den Kampf gegen diesen Gegner aufnehmen würde.

Gelesen wird das Hörbuch von Vanida Karun. Sie gehört sicherlich zu den besten Hörbuchsprecherinnen in ihrer Branche. Deshalb ist sie immer eine gute Wahl. Ich höre sie sehr gerne, denn sie hat eine angenehme Stimme und spricht die Geschichten gefühlvoll und lebendig.

Fazit: Unterhaltsame Geschichte, die eher leise erzählt wird, sich jedoch auf jeden Fall lohnt.

Bewertung vom 26.10.2022
Die Vergessene
Slaughter, Karin

Die Vergessene


ausgezeichnet

Spannend!

Andrea Oliver hat es geschafft. Sie ist US-Marshal und ihr erster Einsatzort ist der Heimatort ihres Vaters, Longbill Beach. Hier soll sie für den Schutz einer Richterin sorgen, die Todesdrohungen erhalten hat. Sie will jedoch auch herausfinden, wer vor 40 Jahren die Tochter der Richterin ermordet hat.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Da ist die frischgebackene US-Marshal Andrea Oliver. Kaum ist sie in Longbill Beach angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Nachts ist sie mit ihrem Partner Bible für die Sicherheit der Richterin und ihrer Familie zuständig. Tagsüber will sie herausfinden, wer Emily, die Tochter der Richterin, ermordet hat. Doch bevor sie mit ihren Ermittlungen starten kann, wird auf einem Feld eine tote junge Frau gefunden. Sie kommt von einer Biofarm, die ein ehemaliger Lehrer und ein enger Freund von Emily leiten. Schnell ist klar, dass auf dieser Farm nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Der zweite Erzählstrang spielt zu Beginn der 1980er Jahre. Wir tauchen ein in die Gefühls- und Gedankenwelt von Emily. Sie ist nach einer Party, auf der sie und ihre Clique mit LSD experimentiert haben, schwanger. Da sie jedoch einen Filmriss hat und sich an nichts erinnern kann, was in dieser Nacht geschehen ist, stellt sie selbst Ermittlungen an. Hat einer ihrer besten Freunde die Situation ausgenutzt und sie missbraucht? Oder war es ihr Lehrer, der sie in dieser Nacht Zuhause abgesetzt hat?

Beide Handlungsstränge waren sehr spannend. Geschickt hat die Autorin, Karin Slaughter, Fährten ausgelegt, viele Fragen aufgeworfen, uns nach und nach einige Antworten geliefert, die oft weitere Fragen aufgeworfen haben.

In der Vergangenheit begegnen wir den Lastern und Geheimnissen von Emily und ihren Freunden. Die Autorin zeichnet das Bild von eifersüchtigen, manipulativen und selbstherrlichen Jugendlichen, die glauben, sie sind etwas ganz Besonderes und werden als einzige die Welt retten können. In der Gegenwart treffen wir einzelne Personen aus der Vergangenheit wieder. Hier fand ich den Vergleich sehr spannend. Wie waren die Personen vor 40 Jahren und welche Entwicklung haben sie durchgemacht.

Unglaubwürdig fand ich, dass wir in der Geschichte gleich auf zwei psychopathische Sektenführer stoßen, die unabhängig voneinander agieren. Die Autorin versucht dies im Buch zu erklären. Trotzdem fand ich dies zu konstruiert.

Insgesamt ist „Die Vergessene“ ein spannender Thriller, der uns in die Abgründe des menschlichen Seins führt. Einmal mit dem Buch begonnen, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, bis ich am Ende alle Geheimnisse ergründet hatte. Ein paar Fragen bleiben leider offen. Aber das ist ja auch im wahren Leben oft so.

Für mich das bislang beste Buch, das ich von Karin Slaughter gelesen habe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2022
Lupus Noctis
Hill, Melissa C.;Stapor, Anja

Lupus Noctis


ausgezeichnet

Ein Autorinnen-Duo, das man sich merken sollte

Theo und seine Freunde treffen sich regelmäßig in sog. Lost Places, um ihr Lieblingsrollenspiel „Lupus Noctis“ zu spielen. Dieses Mal haben sie sich ein unterirdisches Bunkerkrankenhaus, welches für eine atomare Katastrophe errichtet wurde und mittlerweile nicht mehr genutzt wird, ausgesucht. Als sie den Bunker am nächsten Morgen wieder verlassen wollen, müssen sie feststellen, dass sie eingeschlossen sind und aus dem Spiel Ernst geworden ist…

Die beiden Autorinnen Melissa C. Hill und Anja Stapor haben mit „Lupus Noctis“ ihren ersten gemeinsamen Jugendthriller geschrieben. Dieser besticht durch seinen atmosphärisch dichten Schreibstil. Egal, ob wir uns gerade im chaotischen Wohnzimmer von Theos Familie oder im unterirdischen Bunkerkrankenhaus befinden, die Atmosphäre der Umgebung nehmen wir stets deutlich wahr. Überhaupt ist das transportieren von Stimmungen eine der großen Stärken dieses Buches. Selten habe ich die beim Lesen eines Thrillers die Gefühle der Figuren so eindringlich wahrnehmen und selbst spüren können. Das Unbehagen, die Angst und die Beklemmung saßen mir im Nacken. Immer wieder konnte ich mein Misstrauen den Figuren gegenüber genauso spüren, wie das der Freunde untereinander.

Die Autorinnen legen geschickt falsche, aber auch richtige Fährten aus. Dadurch wurden mir im Laufe des Buches die Gründe für das Einschließen der Jugendlichen klar. Doch, obwohl ich fast alle Auslöser im Laufe des Lesens richtig erkannt habe, hat mich das Buch weiterhin ungemein gefesselt. Denn immer wieder haben die Autorinnen es verstanden, mich mit neuen - aber schlüssigen - Wendungen zu überraschen und weiter gut zu unterhalten. Dazu kommt, dass es Melissa C. Hill und Anja Stapor gelungen ist, mich in eine emotionale Nähe zu den Personen zu bringen, so dass ich sie alle sehr gerne begleitet habe und unbedingt wissen musste, was aus ihnen wird und ob sie wohlbehalten aus der Gefangenschaft herauskommen.

Fazit: Ein atmosphärisch dichter Jugendthriller, der uns gekonnt in die Geheimnisse seiner Figuren einweiht und bis zum Ende spannend bleibt. Ich freue mich schon auf das nächste Buch der beiden Autorinnen.

Bewertung vom 17.10.2022
Ich bin dein Schicksal / Dusk & Dawn Bd.1
Licht, Kira

Ich bin dein Schicksal / Dusk & Dawn Bd.1


gut

Das Ende war eine große Enttäuschung für mich

Erin ist etwas ganz Besonderes. Als einzige Person, die das Kindesalter bereits hinter sich gelassen hat, weiß sie, dass die Monster unter dem Bett von Kindern Wirklichkeit sind. Denn sie kann diese Monster sehen und nicht nur diese. Neben unserer Erde gibt es noch die Welt der Noctua, von uns Monster genannt. Diese Welt ernährt sich von der Angst der Menschen. Seit mehreren Jahren ist Erin mit Callahan, einem Alpha-Noctua, befreundet, bis er eines Tages spurlos verschwunden ist. Doch jetzt ist er wieder da und alles was er will, ist die Liebe von Erin gewinnen…

Kira Licht schafft es sehr schnell, mich mit ihrer atmosphärischen Erzählweise in die Geschichte zu ziehen. Die Autorin hat eine interessante Welt geschaffen und lässt ihre große Fantasie bei der Ausgestaltung spielen. Das gefällt mir sehr. Obwohl die Noctua zu Beginn als harmlos dargestellt werden, finde ich sie gruselig und bin froh, dass es mir nicht möglich ist, sie zu sehen. Alleine die Vorstellung, dass es Wesen gibt, die mir meine Angst absaugen, löst eine Gänsehaut bei mir aus.

Die Welt, in der die Noctua leben, wenn sie nicht auf unserer Erde verweilen, ist mir zu grausam. Es ist eine autoritäre Welt, in der Hierarchien sehr wichtig sind und das militärische sehr präsent ist. Das findet sich in vielen Fantasiewelten wieder. So eine Parallelwelt bietet der Autorin viele Möglichkeiten, um Konflikte in die Geschichte einzubauen. Ich finde es jedoch schade, wenn diese Welten gefährlicher sind als unsere Erde und deshalb für mich als Alternativwelt nicht in Betracht kommen.

Insgesamt hat Erin mit sehr vielen Problemen zu kämpfen. Die Vergangenheit setzt ihr zu, die Gegenwart birgt mehrere Probleme und die Zukunft erscheint auch nicht in einem hellen Licht. Im Laufe der Geschichte tauchen auch kaum Lösungsmöglichkeiten auf. Es gibt eher immer weitere Verwicklungen.
Einfälle, um die Erzählung voranzutreiben, hat die Autorin auf jeden Fall. Die Ideen gefallen mir zum Teil sehr gut. Dadurch ergeben sich immer wieder Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Auch fallen Puzzleteile an ihren Platz und bestätigen mir meine Ideen. Beides finde ich sehr wichtig, um mich in einer Geschichte wohlzufühlen.

Teilweise finde ich die Szenen zu ausführlich beschrieben. Zum Beispiel, wenn die Autorin die Lost Places, in denen Erin filmt, sehr detailreich beschreibt. Das bremst die Geschichte aus und nimmt Tempo und Spannung aus der Erzählung. Besonders gestört hat es mich, wenn die ausführlichen Beschreibungen für die Gesamtgeschichte vollkommen unwichtig waren.

Hat mich das Buch insgesamt gut unterhalten, meine Neugierde entfacht und auch wachgehalten, so hat mich das Ende unfassbar enttäuscht. Dabei befindet sich eine der besten Szenen des ganzen Buches am Ende der Geschichte. Sie ist so bildlich geschildert, dass ich sie in all ihren Facetten und ihrer ganzen Bedrohlichkeit vor mir sehen und tief empfinden konnte. Aber inhaltlich hat mir der Schluss den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich empfinde das Ende als unstimmig und unlogisch – in mehrfacher Hinsicht. Ein Trick, der mich an billige Psychothriller denken lässt. Ob ich Teil 2 lesen werde, weiß ich noch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Autorin mein Vertrauen in die Geschichte und die Figuren wieder herstellen kann.

Bewertung vom 17.10.2022
Troja - Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass (MP3-Download)
Fry, Stephen

Troja - Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass (MP3-Download)


gut

Nicht das Highlight, das ich erwartet habe

Schon lange wollte ich unbedingt etwas von Stephen Fry lesen. Was könnte da passender sein als die Geschichte von Troja? Die Welt der Sagen und Mythen finde ich extrem spannend und habe mir von diesem Buch „Troja – Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass“ daher einiges versprochen.

Doch direkt zu Beginn des Buches weist uns der Autor darauf hin, dass er uns mit unzähligen Namen erschlagen wird. Er verspricht uns aber auch, dass wir uns die wirklich wichtigen merken werden. Und genau das ist, was mich an der Version über Troja von Stephen Frey oft gestört hat. Viele Personen treten nur für ein paar Sätze auf, um dann wieder zu verschwinden. Viel zu viele Personen und Ereignisse sind mit in den Fokus der Erzählung genommen worden. Für den Genuss der Geschichte wäre es viel angenehmer gewesen, wenn der Autor tiefer in die einzelnen Szenen eingetaucht wäre, den Fokus enger gelegt und dann detailreicher gewesen wäre.

Oft bin ich dann am besten mitgekommen, wenn ich die Ereignisse bereits kannte, weil ich schon unterschiedliche Geschichten über die Götter und Troja gelesen habe. Dann konnte ich mich in der Erzählung einrichten und mir die Darstellung der Ereignisse von Stephen Fry erzählen lassen. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass er oft einen anderen Blickwinkel gewählt hat als den, der mir bislang begegnet ist. Das war dann meistens sehr interessant.

Sehr gut gefallen hat mir der Blickwinkel des auktorialen Erzählers. Dieser konnte uns über die Figuren oft noch ein wenig mehr erzählen, als für die Handlung notwendig war. Er konnte vorgreifen oder uns noch einmal an bereits vergangene Ereignisse erinnern. Das mag ich. Es wirkt so persönlich, als würde ich dem Autor gegenübersitzen und er erzählt mir gerade persönlich diese Geschichte.

Der Sprach- bzw. Schreibstil von Stephen Fry ist toll. Er erzählt blumig und wortgewaltig, wie ich es von ihm erwartet habe. Ein Autor, der mit der Sprache umzugehen und zu spielen weiß. Daher werde ich bestimmt noch weitere Bücher von ihm ausprobieren.

Das Hörbuch wird gelesen von Bernd Reheuser. Als auktorialer Erzähler ist er perfekt besetzt. Er hat einfach die richtige Stimme, um mir das Gefühl zu vermitteln, dass er mir eine weit zurückliegende Geschichte erzählt. Die Stimme ist angenehm tief und es wirkt, als würde mir ein richtiger Experte für alte griechische Sagen gegenüber sitzen. Gleichzeitig passt er einfach von Stimme und Ausstrahlung sehr gut zu einer Erzählung, die durch Wortgewandtheit auffällt.

Fazit: Insgesamt wäre weniger mehr gewesen. Weniger Personen, mehr Szenentiefe. Vieles wird dann jedoch durch den auktorialen Erzähler und die tolle Erzählweise ausgeglichen.