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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 418 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2022
Book of Night (MP3-Download)
Black, Holly

Book of Night (MP3-Download)


sehr gut

Ich musste erst mit der Geschichte warm werden

Charlie Hall lebt in einer Welt, in der Schatten lebendig werden können. Den Menschen dienen die Schatten zur Unterhaltung, aber auch, um Verbrechen in ihrem Auftrag zu begehen. Einst war Charlie eine erfolgreiche Diebin. Nun arbeitet sie in einer Bar, lebt mit ihrer Schwester und einem Mann namens Vince zusammen. Als sie nachts auf dem Weg von der Bar Nachhause auf einen getöteten Mann trifft, der wenige Stunden zuvor noch aus der Bar geflogen ist, stürzt ihre Welt nach und nach ins Chaos.

Das Erzähltempo des Buches ist ruhig und ausführlich. Daher hatte ich schon das erste Viertel gehört, bis mir klar geworden ist, dass ich mich nicht mehr in der Einführung der Welt und der Figuren befinde, sondern mich bereits Mitten in der Geschichte bewege. Die Welt erinnerte mich mit der beschriebenen High Society, Wahrsagern und Zirkeln sehr an die 1920er Jahre. Zu der Atmosphäre passte eine Gesellschaft, in der Schatten nicht nur einfach Schatten sind, sondern Wesen, die manipuliert, korrumpiert und benutzt werden können sehr gut.

Die Hauptfigur Charlie Hall ist eher eine Antiheldin. Sie begehrt gegen Regeln und Bevormundung auf, ist sehr intelligent und frech. Obwohl sie nicht gesetzestreu lebt, gehört sie doch auf die Seite der Guten. Ihre burschikose Art und ihr freches Mundwerk waren für mich erst einmal gewöhnungsbedürftig, da dies nicht mein bevorzugter Menschentyp ist. Doch mit der Zeit ist sie mir sehr ans Herz gewachsen.

Die Geschichte erinnert beim Hören immer wieder an den Kampf einer kleinen Person gegen einen korrupten, übergroßen Mafiosi, der alle Trümpfe auf seiner Seite hat. Doch Charlie Hall wäre nicht aufgrund ihrer kriminellen Vergangenheit überall berühmt berüchtigt, wenn sie nicht mit Hilfe ihres Ideenreichtums und ihrer Intelligenz den Kampf gegen diesen Gegner aufnehmen würde.

Gelesen wird das Hörbuch von Vanida Karun. Sie gehört sicherlich zu den besten Hörbuchsprecherinnen in ihrer Branche. Deshalb ist sie immer eine gute Wahl. Ich höre sie sehr gerne, denn sie hat eine angenehme Stimme und spricht die Geschichten gefühlvoll und lebendig.

Fazit: Unterhaltsame Geschichte, die eher leise erzählt wird, sich jedoch auf jeden Fall lohnt.

Bewertung vom 26.10.2022
Die Vergessene
Slaughter, Karin

Die Vergessene


ausgezeichnet

Spannend!

Andrea Oliver hat es geschafft. Sie ist US-Marshal und ihr erster Einsatzort ist der Heimatort ihres Vaters, Longbill Beach. Hier soll sie für den Schutz einer Richterin sorgen, die Todesdrohungen erhalten hat. Sie will jedoch auch herausfinden, wer vor 40 Jahren die Tochter der Richterin ermordet hat.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Da ist die frischgebackene US-Marshal Andrea Oliver. Kaum ist sie in Longbill Beach angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Nachts ist sie mit ihrem Partner Bible für die Sicherheit der Richterin und ihrer Familie zuständig. Tagsüber will sie herausfinden, wer Emily, die Tochter der Richterin, ermordet hat. Doch bevor sie mit ihren Ermittlungen starten kann, wird auf einem Feld eine tote junge Frau gefunden. Sie kommt von einer Biofarm, die ein ehemaliger Lehrer und ein enger Freund von Emily leiten. Schnell ist klar, dass auf dieser Farm nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Der zweite Erzählstrang spielt zu Beginn der 1980er Jahre. Wir tauchen ein in die Gefühls- und Gedankenwelt von Emily. Sie ist nach einer Party, auf der sie und ihre Clique mit LSD experimentiert haben, schwanger. Da sie jedoch einen Filmriss hat und sich an nichts erinnern kann, was in dieser Nacht geschehen ist, stellt sie selbst Ermittlungen an. Hat einer ihrer besten Freunde die Situation ausgenutzt und sie missbraucht? Oder war es ihr Lehrer, der sie in dieser Nacht Zuhause abgesetzt hat?

Beide Handlungsstränge waren sehr spannend. Geschickt hat die Autorin, Karin Slaughter, Fährten ausgelegt, viele Fragen aufgeworfen, uns nach und nach einige Antworten geliefert, die oft weitere Fragen aufgeworfen haben.

In der Vergangenheit begegnen wir den Lastern und Geheimnissen von Emily und ihren Freunden. Die Autorin zeichnet das Bild von eifersüchtigen, manipulativen und selbstherrlichen Jugendlichen, die glauben, sie sind etwas ganz Besonderes und werden als einzige die Welt retten können. In der Gegenwart treffen wir einzelne Personen aus der Vergangenheit wieder. Hier fand ich den Vergleich sehr spannend. Wie waren die Personen vor 40 Jahren und welche Entwicklung haben sie durchgemacht.

Unglaubwürdig fand ich, dass wir in der Geschichte gleich auf zwei psychopathische Sektenführer stoßen, die unabhängig voneinander agieren. Die Autorin versucht dies im Buch zu erklären. Trotzdem fand ich dies zu konstruiert.

Insgesamt ist „Die Vergessene“ ein spannender Thriller, der uns in die Abgründe des menschlichen Seins führt. Einmal mit dem Buch begonnen, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, bis ich am Ende alle Geheimnisse ergründet hatte. Ein paar Fragen bleiben leider offen. Aber das ist ja auch im wahren Leben oft so.

Für mich das bislang beste Buch, das ich von Karin Slaughter gelesen habe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2022
Lupus Noctis
Hill, Melissa C.;Stapor, Anja

Lupus Noctis


ausgezeichnet

Ein Autorinnen-Duo, das man sich merken sollte

Theo und seine Freunde treffen sich regelmäßig in sog. Lost Places, um ihr Lieblingsrollenspiel „Lupus Noctis“ zu spielen. Dieses Mal haben sie sich ein unterirdisches Bunkerkrankenhaus, welches für eine atomare Katastrophe errichtet wurde und mittlerweile nicht mehr genutzt wird, ausgesucht. Als sie den Bunker am nächsten Morgen wieder verlassen wollen, müssen sie feststellen, dass sie eingeschlossen sind und aus dem Spiel Ernst geworden ist…

Die beiden Autorinnen Melissa C. Hill und Anja Stapor haben mit „Lupus Noctis“ ihren ersten gemeinsamen Jugendthriller geschrieben. Dieser besticht durch seinen atmosphärisch dichten Schreibstil. Egal, ob wir uns gerade im chaotischen Wohnzimmer von Theos Familie oder im unterirdischen Bunkerkrankenhaus befinden, die Atmosphäre der Umgebung nehmen wir stets deutlich wahr. Überhaupt ist das transportieren von Stimmungen eine der großen Stärken dieses Buches. Selten habe ich die beim Lesen eines Thrillers die Gefühle der Figuren so eindringlich wahrnehmen und selbst spüren können. Das Unbehagen, die Angst und die Beklemmung saßen mir im Nacken. Immer wieder konnte ich mein Misstrauen den Figuren gegenüber genauso spüren, wie das der Freunde untereinander.

Die Autorinnen legen geschickt falsche, aber auch richtige Fährten aus. Dadurch wurden mir im Laufe des Buches die Gründe für das Einschließen der Jugendlichen klar. Doch, obwohl ich fast alle Auslöser im Laufe des Lesens richtig erkannt habe, hat mich das Buch weiterhin ungemein gefesselt. Denn immer wieder haben die Autorinnen es verstanden, mich mit neuen - aber schlüssigen - Wendungen zu überraschen und weiter gut zu unterhalten. Dazu kommt, dass es Melissa C. Hill und Anja Stapor gelungen ist, mich in eine emotionale Nähe zu den Personen zu bringen, so dass ich sie alle sehr gerne begleitet habe und unbedingt wissen musste, was aus ihnen wird und ob sie wohlbehalten aus der Gefangenschaft herauskommen.

Fazit: Ein atmosphärisch dichter Jugendthriller, der uns gekonnt in die Geheimnisse seiner Figuren einweiht und bis zum Ende spannend bleibt. Ich freue mich schon auf das nächste Buch der beiden Autorinnen.

Bewertung vom 17.10.2022
Ich bin dein Schicksal / Dusk & Dawn Bd.1
Licht, Kira

Ich bin dein Schicksal / Dusk & Dawn Bd.1


gut

Das Ende war eine große Enttäuschung für mich

Erin ist etwas ganz Besonderes. Als einzige Person, die das Kindesalter bereits hinter sich gelassen hat, weiß sie, dass die Monster unter dem Bett von Kindern Wirklichkeit sind. Denn sie kann diese Monster sehen und nicht nur diese. Neben unserer Erde gibt es noch die Welt der Noctua, von uns Monster genannt. Diese Welt ernährt sich von der Angst der Menschen. Seit mehreren Jahren ist Erin mit Callahan, einem Alpha-Noctua, befreundet, bis er eines Tages spurlos verschwunden ist. Doch jetzt ist er wieder da und alles was er will, ist die Liebe von Erin gewinnen…

Kira Licht schafft es sehr schnell, mich mit ihrer atmosphärischen Erzählweise in die Geschichte zu ziehen. Die Autorin hat eine interessante Welt geschaffen und lässt ihre große Fantasie bei der Ausgestaltung spielen. Das gefällt mir sehr. Obwohl die Noctua zu Beginn als harmlos dargestellt werden, finde ich sie gruselig und bin froh, dass es mir nicht möglich ist, sie zu sehen. Alleine die Vorstellung, dass es Wesen gibt, die mir meine Angst absaugen, löst eine Gänsehaut bei mir aus.

Die Welt, in der die Noctua leben, wenn sie nicht auf unserer Erde verweilen, ist mir zu grausam. Es ist eine autoritäre Welt, in der Hierarchien sehr wichtig sind und das militärische sehr präsent ist. Das findet sich in vielen Fantasiewelten wieder. So eine Parallelwelt bietet der Autorin viele Möglichkeiten, um Konflikte in die Geschichte einzubauen. Ich finde es jedoch schade, wenn diese Welten gefährlicher sind als unsere Erde und deshalb für mich als Alternativwelt nicht in Betracht kommen.

Insgesamt hat Erin mit sehr vielen Problemen zu kämpfen. Die Vergangenheit setzt ihr zu, die Gegenwart birgt mehrere Probleme und die Zukunft erscheint auch nicht in einem hellen Licht. Im Laufe der Geschichte tauchen auch kaum Lösungsmöglichkeiten auf. Es gibt eher immer weitere Verwicklungen.
Einfälle, um die Erzählung voranzutreiben, hat die Autorin auf jeden Fall. Die Ideen gefallen mir zum Teil sehr gut. Dadurch ergeben sich immer wieder Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Auch fallen Puzzleteile an ihren Platz und bestätigen mir meine Ideen. Beides finde ich sehr wichtig, um mich in einer Geschichte wohlzufühlen.

Teilweise finde ich die Szenen zu ausführlich beschrieben. Zum Beispiel, wenn die Autorin die Lost Places, in denen Erin filmt, sehr detailreich beschreibt. Das bremst die Geschichte aus und nimmt Tempo und Spannung aus der Erzählung. Besonders gestört hat es mich, wenn die ausführlichen Beschreibungen für die Gesamtgeschichte vollkommen unwichtig waren.

Hat mich das Buch insgesamt gut unterhalten, meine Neugierde entfacht und auch wachgehalten, so hat mich das Ende unfassbar enttäuscht. Dabei befindet sich eine der besten Szenen des ganzen Buches am Ende der Geschichte. Sie ist so bildlich geschildert, dass ich sie in all ihren Facetten und ihrer ganzen Bedrohlichkeit vor mir sehen und tief empfinden konnte. Aber inhaltlich hat mir der Schluss den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich empfinde das Ende als unstimmig und unlogisch – in mehrfacher Hinsicht. Ein Trick, der mich an billige Psychothriller denken lässt. Ob ich Teil 2 lesen werde, weiß ich noch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Autorin mein Vertrauen in die Geschichte und die Figuren wieder herstellen kann.

Bewertung vom 17.10.2022
Troja - Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass (MP3-Download)
Fry, Stephen

Troja - Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass (MP3-Download)


gut

Nicht das Highlight, das ich erwartet habe

Schon lange wollte ich unbedingt etwas von Stephen Fry lesen. Was könnte da passender sein als die Geschichte von Troja? Die Welt der Sagen und Mythen finde ich extrem spannend und habe mir von diesem Buch „Troja – Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass“ daher einiges versprochen.

Doch direkt zu Beginn des Buches weist uns der Autor darauf hin, dass er uns mit unzähligen Namen erschlagen wird. Er verspricht uns aber auch, dass wir uns die wirklich wichtigen merken werden. Und genau das ist, was mich an der Version über Troja von Stephen Frey oft gestört hat. Viele Personen treten nur für ein paar Sätze auf, um dann wieder zu verschwinden. Viel zu viele Personen und Ereignisse sind mit in den Fokus der Erzählung genommen worden. Für den Genuss der Geschichte wäre es viel angenehmer gewesen, wenn der Autor tiefer in die einzelnen Szenen eingetaucht wäre, den Fokus enger gelegt und dann detailreicher gewesen wäre.

Oft bin ich dann am besten mitgekommen, wenn ich die Ereignisse bereits kannte, weil ich schon unterschiedliche Geschichten über die Götter und Troja gelesen habe. Dann konnte ich mich in der Erzählung einrichten und mir die Darstellung der Ereignisse von Stephen Fry erzählen lassen. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass er oft einen anderen Blickwinkel gewählt hat als den, der mir bislang begegnet ist. Das war dann meistens sehr interessant.

Sehr gut gefallen hat mir der Blickwinkel des auktorialen Erzählers. Dieser konnte uns über die Figuren oft noch ein wenig mehr erzählen, als für die Handlung notwendig war. Er konnte vorgreifen oder uns noch einmal an bereits vergangene Ereignisse erinnern. Das mag ich. Es wirkt so persönlich, als würde ich dem Autor gegenübersitzen und er erzählt mir gerade persönlich diese Geschichte.

Der Sprach- bzw. Schreibstil von Stephen Fry ist toll. Er erzählt blumig und wortgewaltig, wie ich es von ihm erwartet habe. Ein Autor, der mit der Sprache umzugehen und zu spielen weiß. Daher werde ich bestimmt noch weitere Bücher von ihm ausprobieren.

Das Hörbuch wird gelesen von Bernd Reheuser. Als auktorialer Erzähler ist er perfekt besetzt. Er hat einfach die richtige Stimme, um mir das Gefühl zu vermitteln, dass er mir eine weit zurückliegende Geschichte erzählt. Die Stimme ist angenehm tief und es wirkt, als würde mir ein richtiger Experte für alte griechische Sagen gegenüber sitzen. Gleichzeitig passt er einfach von Stimme und Ausstrahlung sehr gut zu einer Erzählung, die durch Wortgewandtheit auffällt.

Fazit: Insgesamt wäre weniger mehr gewesen. Weniger Personen, mehr Szenentiefe. Vieles wird dann jedoch durch den auktorialen Erzähler und die tolle Erzählweise ausgeglichen.

Bewertung vom 16.10.2022
This Charming Man
McDonnell, C. K.

This Charming Man


sehr gut

Etwas ganz Besonderes

Alle sind sich sicher, Vampire gibt es nicht. Doch was ist der Tote mit den Vampirzähnen und dem menschlichen Blut im Magen dann? Die Mitarbeiter der Zeitung „The Stranger Times“ stehen vor einem Rätsel. Doch sie werden mit ihren Ermittlungen nicht aufgeben, bevor sie es gelöst haben…

Ich habe Band 1 „The Stranger Times“ und Band 2 „This Charming Man” von C.K. McDonnell direkt hintereinander gelesen. Dadurch verliert der 2. Teil leider etwas gegenüber dem 1. Band der Reihe. Der Autor überzeugt mich mit seinem schwarzen Humor, den skurrilen Figuren und dem Genremix seines Buches.

Das Buch ist eine Mischung aus Fantasygeschichte, Kriminalroman und Präsentation von politisch unkorrekten Witzen. Hier wird geflucht, gesoffen und beleidigt, was das Zeug hält. Dabei sind ausnahmslos alle Figuren sehr speziell. Doch gerade diese Ansammlung schräger Personen bzw. Wesen macht den großen Charme des Buches aus.

Dazu kommt, dass ich am Anfang nicht weiß, wo ich am Ende mit der Geschichte landen werde. Ich lasse mich einfach auf die absurde Erzählung ein. Dabei habe ich jede Menge Spaß, werde gut unterhalten und langweile mich keinen Augenblick.

Dabei hatte Band 1 noch das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Im zweiten Teil hatte ich mich dann schon an den Schreibstil, die witzigen Einfälle und die außergewöhnliche Figurenzeichnung gewöhnt. Daher habe ich mich nicht mehr ganz so sehr amüsiert. Trotzdem freue ich mich schon jetzt auf den dritten Teil, da ich mir wieder sehr gute kurzweilige Unterhaltung erhoffe.

Bewertung vom 16.10.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1 (MP3-Download)
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Krimi-Highlight 2022

Im Jahr 2016 erhält der Kunstexperte Lennard Lomberg das Angebot, ein Gemälde zu beurteilen, das angeblich den Kunstverbrennungen der Nazis zum Opfer gefallen ist. Bevor es zu einem Treffen zwischen seinem Auftraggeber Dupret und Lomberg kommen kann, wird Dupret ermordet. Bei den Ermittlungen der Kriminalrätin Sina Röhm führen die Spuren auch zu Lomberg. Dieser beginnt daher selbst zu ermitteln, wer Dupret war und was es mit dem Gemälde auf sich hat.

Der Autor Andreas Storm hat mich in jeglicher Hinsicht von seinem Kriminalroman „Das neunte Gemälde“ überzeugt. Bereits seine Sprache habe ich als wohltuend wortgewandt und sprachgewaltig empfunden. Die Kunst, aus Wörtern, stilvolle Sätze zu bilden, scheint mir immer mehr verloren zu gehen. Umso mehr genieße ich es, wenn ich unverhofft auf einen Autor treffe, der offensichtlich mit der Sprache derart umzugehen versteht.

Doch auch der Inhalt des Buches hat mich begeistert. Das Buch spielt in der Gegenwart im Jahr 2016. Hier begibt sich der Kunstexperte Lennard Lomberg auf die Spuren eines verschwundenen Gemäldes. Verschwunden ist es im Jahr 1943 in Paris. Die Nazis haben sogenannte „entartete Kunst“ aus ganz Frankreich zusammengetragen und lagern sowie katalogisieren diese nun in einem Pariser Museum. In ein paar Tagen soll eine große publikumswirksame Verbrennung von Teilen der Kunstgegenstände stattfinden. Dieses Ereignis nutzen ein paar Nazis aus, um sich an wertvollen Gemälden zu bereichern. Den Bogen zwischen den beiden Zeitebenen schlägt der Autor, indem er uns von 1943 über die politischen Entwicklungen des Nachkriegsdeutschlands in Bonn bis ins Jahr 2016 führt.

Das erfordert eine hohe Aufmerksamkeit vom Leser. Aber es lohnt sich! Gekonnt verknüpft der Autor die Ereignisse und Szenen miteinander. Von den vielen Figuren, die uns im Laufe der Geschichte begegnen, müssen wir uns nicht nur die Namen merken. Vielmehr tauchen auch Personen auf, die im Laufe des Buches ihre Identität oder auch nur ihren Namen ändern. Doch gerade das macht den Reiz des komplexen, vielschichtigen Kriminalromans aus. Die Personen entwickeln sich, werden zu jemand ganz anderem – wortwörtlich, beruflich oder auch nur durch eine Heirat.

Selten hat mich die Entwicklung von Personen so in ihren Bann gezogen. Schnell ist klar geworden, dass es auch einen persönlichen Bezug zwischen dem Kunstexperten Lennard Lomberg und dem Kunstraub des Jahres 1943 gibt. Die Aufdeckung dieser Zusammenhänge in Verbindung mit der geschichtlichen und politischen Entwicklung des Nachkriegsdeutschlands ist dem Autor unglaublich gut gelungen. Mich hat das Buch von Anfang an bis zum Schluss gefesselt und auch immer wieder aufgrund des Einfallsreichtums des Autors begeistert. Daher ist es mein Jahreshighlight 2022 im Genre Krimi/Thriller.

Dieses detailreiche und vielschichtige Buch als Hörbuch zu genießen, stellte für mich noch einmal eine besondere Herausforderung dar. Denn ich konnte nicht einfach zurückblättern, um mir im Laufe der Geschichte noch einmal zu vergegenwärtigen, wer denn nun wer ist. Aber mit einer geschärften Aufmerksamkeit war das gut machbar. Geholfen hat dabei auf jeden Fall der sehr gute Sprecher Julian Mehne. Er liest sehr lebendig, hat eine tolle Stimme und besitzt das Potential, einer meiner Lieblingssprecher zu werden.

Bewertung vom 16.10.2022
Always have (MP3-Download)
Kingsley, Claire

Always have (MP3-Download)


gut

Mischung aus expliziter Sprache, Sex und Kitsch

Kylie und Braxton kennen sich seit Kindertagen. Zusammen mit Braxtons Zwillingsschwester Selene sind sie beste Freunde. Um diese Freundschaft nicht zu gefährden, reden sich Braxton und Kylie ein, dass sie nichts für den jeweils anderen empfinden. Sie stolpern von Affäre zu Affäre, haben jede Menge bedeutungslosen Sex und bekommen den jeweils anderen doch nie aus dem Kopf.

Ich mag Geschichten, in denen es um die heimlichen Gefühle zum besten Freund geht. Denn die Spannung zwischen den beiden Hauptfiguren ist die ganze Zeit spürbar. Auch hier konnte ich das Prickeln zwischen Kylie und Braxton wahrnehmen, sobald sie aufeinandertrafen. Doch das war auch schon das Beste an dem Hörbuch.
Die Figuren sind mir viel zu blass und oberflächlich geblieben. Die einzige Person, der ich Eigenschaften zuordnen konnte, war Selene. Das auch nur, weil ich sie oberflächlich, egozentrisch, launisch und nervig fand.

Bereits zu Beginn der Geschichte verwendet die Autorin explizite Sprache, um Männer und Frauen zu beschreiben. Das hat mich nicht wirklich gestört, jedoch befremdet. Passend dazu gibt es im Laufe des Buches immer wieder Sexszenen. Auch in diesen finden sich dann explizite Ausdrücke. Auf beides hätte ich gerne verzichtet, wenn es stattdessen ein paar aussagekräftige Szenen zwischen Kylie und Braxton gegeben hätte, die mir verdeutlicht hätten, dass die beiden füreinander bestimmt sind. So wirkte es auf mich, als würde sich ihre Beziehung hauptsächlich um Sex drehen.

Als Kontrast zu den Sexszenen gibt es immer wieder Szenen und Dialoge, die vor Kitsch geradezu überfließen. Beides passt für mich nicht sonderlich gut zusammen. Dazu kommt, dass Braxton immer wieder Dinge sagt oder tut, die mehr dem Wunsch der Autorin entsprechen als männliches Verhalten abbilden. Das führt dazu, dass die Geschichte unglaubwürdig wirkt und ich als Leserin bzw. Hörerin auf Distanz zu der Erzählung gehe.

Gefallen haben mir die beiden Sprecher. Besonders Kevin Kasper als Braxton hat mir super gefallen. Seiner Stimme könnte ich ewig zuhören, sowohl von der Stimmlage als auch von seiner Betonung. Und auch Ella Rifka als Kylie war für mich sehr angenehm. Sie hat eine angenehm tiefe Stimme und liest sehr gut.

Fazit: Kein Highlight. Dafür bleiben die Figuren zu blass. Zudem gibt es zu viel Sex und zu wenig glaubhafte Szenen.

Bewertung vom 05.10.2022
Gangs of Katzenstadt
Bremmer, Michael;Grüning, Veronika

Gangs of Katzenstadt


sehr gut

Für Katzenliebhaber, die gerne Krimis lesen

Vor ein paar Jahren sind fast alle Menschen Hals über Kopf aus Katzenstadt geflohen. Zurück geblieben sind die Katzen, die seitdem alleine in der Stadt leben. Doch dann verschwinden Katzen und ein Mensch taucht mit seinen Kampfhunden auf, um die Katzen zu vertreiben…

Besonders an diesem Buch ist auf jeden Fall der Schreibstil. Da die Figuren oft wechseln, ebenso wie die Orte der Handlung, haben die Autoren den neuen Abschnitt jeweils mit einer fettgedruckten Überschrift versehen. Diese verrät bereits etwas über den nachfolgenden Inhalt. Dieses Stilmittel ist ungewöhnlich. Mir hat es jedoch sehr gut gefallen, denn so konnte ich mich stets darauf einstellen, dass nun, wie bei einem Schnitt im Film, eine neue Szene beginnt.

Am Anfang des Buches war mir der Sprachstil zu schlicht. Kurze Sätze, einfache Sprache. Da hätte ich mich über einen raffinierteren Stil gefreut. Doch im Laufe der Geschichte, hat mich der Inhalt so gefesselt, dass mir der Sprachstil gar nicht mehr aufgefallen ist.

Als Katzenfreundin hat mir sehr gut gefallen, wie genau Michael Bremmer und Veronika Grüning ihre Katzen beobachtet haben und dieses Wissen in den Roman eingebaut haben. Auch ich konnte die eine oder andere Eigenheit meines Katers entdecken. Das war einfach toll.

Wir begleiten mehrere Katzengangs, die für ihr Zuhause und ihre Stadt kämpfen. Sie alle sind sehr unterschiedlich, aber uneingeschränkt sehr liebenswert. Schnell habe ich mit ihnen gelitten und mitgefiebert.

Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich, spannend, witzig und liebenswert. Allerdings gibt es auch immer wieder brutale Szenen. Zum einen versuchen die Bösen, die Katzen mit allen Mitteln zu vertreiben. Zum anderen kämpfen die Katzen mit allem, was sie zur Verfügung haben, gegen diese Vertreibung. Das Ganze erinnert immer wieder an einen Krimi. Die Autoren haben dabei wirklich tolle Einfälle. Ich habe mir gar nicht vorstellen können, wie die Katzen sich gegen die Übermacht, die sich ihnen entgegenstellt, behaupten wollen. Zum Glück verfügen die Autoren über mehr Fantasie als ich und haben mir eine Geschichte präsentiert, die ich als schlüssig empfunden habe. Gerne würde ich weitere Bücher über die Katzen aus Katzenstadt lesen.