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Meli
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Ennepe-Ruhr-Kreis
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Ob analog, digital oder als Hörbuch, fremde Welten und schöne Liebesgeschichten sind mir immer willkommen!

Bewertungen

Insgesamt 687 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2023
Das Mädchen, das in den Wellen verschwand
Oh, Axie

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand


gut

Jedes Jahr wird ein Mädchen ins Meer geworfen, in der Hoffnung, dass sie die wahre Braut des Meeresgottes ist und die tödlichen Stürme im ganzen Land enden. Um ihren Bruder zu retten, der sich heimlich an Bord des Schiffes geschlichen hat, opfert Mina sich sich freiwillig und ist entschlossen, den Fluch zu brechen, der auf dem Meeresgott liegt.

Mina hat niemanden außer ihrem Bruder und ihrer Großmutter, aber sie kennt auch ein paar der früheren Bräute, manche nur flüchtig, mit anderen ist sie befreundet. Für dieses Jahr wurde Shim Cheong als nächste Braut auserkoren, aber Minas Bruder ist in sie verliebt und wollte sie nicht allein in den Tod schicken. Mina hat selbst kaum eigene Ziele, daher zögert sie dann auch nicht lange, opfert sich an Shim Cheongs Stelle und landet im Geisterreich.

Dort möchte sie den Fluch brechen, der auf dem Meeresgott liegt, aber sie ist auch neu in der Geisterwelt und kann sich meistens nur auf ihr Wissen aus verschiedenen Mythen und Sagen verlassen. Aber besonders die Götter sind auch ganz anders, als sie es erwartet hätte, denn manche von ihnen sind nicht bereit, die Wünsche der Menschen zu erfüllen. Mina ist voller Liebe, Zuversicht und Vertrauen in die Götter, aber sie ist dann ziemlich erschüttert als sie nun feststellen muss, dass Verehrung allein nicht allen Göttern reicht.

Die Beziehung zwischen Menschen und Göttern steht im Mittelpunkt, außerdem kreuzen auch Geister, Sagengestalten und Dämonen Minas Weg, während sie die Geheimnisse der Geisterwelt erkundet, einen Fluch brechen will und herausfinden muss, wie sie zwischen Schicksal und eigenen Entscheidungen ihren eigenen Weg finden kann.

Der Erzählstil macht die Geschichte zu einer märchenhaften Erzählung, wie auch Mina sie oft erzählt, daher kann man oberflächliche, fast unlogische Entwicklungen auch eher verzeihen. Ich mochte die Atmosphäre der Geisterwelt und den Schreibstil, aber während ein großer Teil der Magie schon verständlich und nachvollziehbar war, gab es zum Ende hin auch einiges, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Minas Geschichten fand ich aber sehr süß, auch wenn die Moral der Geschichten für mich nicht so greifbar war wie für die Charaktere, die ihnen lauschen. Anscheinend wurden da auch bekannte koreanische Geschichten eingearbeitet, aber da ich mich da kaum auskenne, konnte ich auch nichts wiedererkennen.

Bewertung vom 23.07.2023
Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2
Gier, Kerstin

Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2


gut

Der Vorgänger ist schon zwei Jahre her und das neue Buch bietet auch kaum Gedächtnisstützen, trotzdem hatte ich schnell das Gefühl, nur bereits Bekanntes zu lesen. Es gibt einige Wiederholungen und der geringe Fortschritt, den man erreicht, fühlt sich auch eher unbedeutend an. Es gibt ein paar Informationen, die noch keine Rolle spielen und wohl erst im nächsten Buch richtig zum Einsatz kommen, und die Antagonisten zeigen, dass sie auch eine Seite an sich haben, die überhaupt nicht bedrohlich ist.

Eine Neuerung sind die Mitglieder von Pandinus Imperator, die hier öfter vorkommen und auch zu den wenigen Dingen zählen, die für etwas mehr Action sorgen. Die Medizinstudenten reisen regelmäßig in den Saum, aber es gibt auch viel, von dem sie nicht wissen, sodass Quinn ihnen schon eine große Hilfe ist, wenn sie sich wieder in Gefahr begeben.

Die gefährlichen Reisen sind auch ein Thema, über das Quinn sich mit Matilda streitet, da Matilda sich sehr für den faszinierenden Saum interessiert und es auch für sie Möglichkeiten gibt, ihn zu betreten, aber Quinn möchte sie beschützen, während Matilda ihre eigenen Entscheidungen treffen möchte. Das Hin und Her ihrer Beziehung nimmt schon viel Raum ein, ist aber auch nicht zu dramatisch.

Insgesamt ist es ein wirklich schwacher mittlerer Band einer Trilogie, der kaum eine eigene Geschichte hat und eher die Handlung für das Finale vorbereitet. Es gibt keine richtige Spannungskurve, keinen roten Faden und der alberne Humor macht auch ernste Situationen weniger bedeutend, sodass die Geschichte ereignislos bleibt.

Bewertung vom 22.07.2023
She Gets the Girl
Lippincott, Rachael;Derrick, Alyson

She Gets the Girl


gut

Molly hofft, dass sie sich in der Uni neu erfinden kann; sie will neue Freundschaften schließen und endlich ihrem Schwarm aus der High School näherkommen, aber sie ist immer noch zu schüchtern. Die selbstbewusste Alex hingegen will ihrer Freundin aus der Heimat beweisen, dass sie sich für die Gefühle anderer Menschen interessiert und ist entschlossen, Molly dabei zu helfen, Cora zu erobern.

Die Protagonistinnen sind wirklich sehr unterschiedlich, sowohl ihre Persönlichkeiten als auch ihre Familien sind sehr gegensätzlich. Molly ist eher schüchtern, ihre einzige Freundin ist ihre Mutter und sie weiß schon seit langem, dass sie in Cora verliebt ist, auch wenn sie sonst noch keine Erfahrungen in Liebesdingen hat. Alex ist mit ihrem lässigen Selbstbewusstsein bei den Mädels sehr erfolgreich, aber schon seit einer Weile in einer Beziehung, die nun auf die Probe gestellt wird, als sie zur Uni geht und ihre Freundin Natalie mit ihrer Band auf Tour ist. Denn Natalie zweifelt nicht nur an Alex' Treue, sondern auch daran, dass Alex Beziehungen zu anderen Menschen haben kann, die nicht sexuell sind.

Also beschließt Alex, Molly zu helfen. Dabei gibt sie Molly nicht nur Dating-Tipps, sondern ermutigt sie auch immer wieder, selbstbewusster zu sein, und Alex lernt dafür von Molly, Menschen an sich heranzulassen. Die beiden haben keine Erwartungen aneinander, daher können sie offen miteinander umgehen und werden durch ihre Zusammenarbeit schnell zu Freundinnen. Ich fand ihre Freundschaft süß und mochte auch ihre albernen Pläne und wie ihre Unterschiede sie zu einem unterhaltsamen Paar machen. Besonders am Anfang fand ich Alex etwas anstrengend, weil sie taktlos und auch etwas provokant ist, da kommt es schon vor, dass sie Molly beleidigt oder verletzt, weil sie es gerade lustig findet.

Mollys Gefühle für Cora fühlen sich eher oberflächlich an, weil es im Grunde nur eine Schwärmerei ist, die aber irgendwie zu tief in Molly verankert ist. Ich fand den Fünf-Punkte-Plan schon ganz nett, aber Alex überlegt sich die Punkte sehr spontan und die Umsetzung fand ich aus der Sicht der Charaktere auch nicht besonders durchdacht. Am Ende hätte ich gern mehr von der Liebesgeschichte zwischen Molly und Alex gesehen, weil ich zwar ihre Freundschaft spüren konnte, aber darüber hinaus hat mir ein bisschen was gefehlt. Das Ende des Buches hat sich dann ein bisschen in die Länge gezogen, nur um dann doch abrupt zu enden.

Bewertung vom 21.07.2023
Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1
Milán, Greta

Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1


gut

Mythen, Monster und Mitgefühl

Eden kann schon lange einen besonderen Schein bei den Menschen sehen - und auch die unheimlichen Gestalten, bei denen dieses Licht fehlt. Eines Nachts wird sie von ein paar sogenannten "Rogues" angegriffen, aber zum Glück sind die Phönixkrieger zur Stelle, um sie zu retten. Sie hielt die Legende des Phönix, der auserwählten Menschen magische Kräfte verlieh, für eine Geschichte ihres Vaters, aber nun hofft sie, dass sie ihrem geistig verwirrten Vater helfen können und möchte sich ihnen anschließen.

Um die Unterstützung der Phönixkrieger zu bekommen, erwarten sie von ihr, dass sie selbst ihre besondere magische Phönixkraft entdeckt und sie nutzt, um die willenlosen und brutalen Rogues auszuschalten. Aber das passt einfach nicht zu Edens Moralvorstellungen: sie kümmert sich um ihren Vater und arbeitet im Youth Center, wo sie sozial benachteiligten Jugendlichen helfen möchte - und auch in den Rogues sieht sie hilfsbedürftige Menschen. Da kann sie nicht akzeptieren, dass man sie nicht mehr retten kann und sucht nach neuen Möglichkeiten.

Die Allianz der Phönixkrieger könnte ihrem Vater eine gute Behandlung bieten, aber ihre Hilfe ist auch an Bedingungen gebunden - Bedingungen, die auch Kane nicht in Ordnung findet. Seit dem Verlust seiner Eltern hat sich seine Einstellung zu seinen Kräften und auch zu den Regeln der Allianz geändert. Er wünscht sich die Freiheit, eigene Entscheidungen treffen zu können und möchte Eden lieber vor dem Beitritt bewahren, denn er hat auch einen starken Beschützerinstinkt und merkt sofort, wie sehr es Edens Leben verändern würde und in welche Gefahren man sich als Phönixkrieger begibt. Da Eden aber die Hilfe der Allianz braucht, geraten die beiden immer wieder aneinander, obwohl sie sich gleichzeitig zueinander hingezogen fühlen.

Eden sieht schnell einige Lücken in der Geschichte um den Phönix, dazu hat sie noch rätselhafte Träume und darum beginnt sie, nach weiteren Informationen zur Vergangenheit und zu den Rogues zu suchen. Mit Kampftraining, Recherchen, moralischen Dilemmas und komplizierten Gefühlen bietet das Buch schon ein nettes Fantasy-Abenteuer mit sympathischen Charakteren und ohne große Überraschungen.

Bewertung vom 21.07.2023
April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1
Payne, Lyla

April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1


gut

Herzschmerz und Missverständnisse, Vorfreude und Naivität

Ihr Onkel verlangt, dass die vier Campbell-Schwestern in der Reihenfolge ihrer Geburt heiraten, also ist April als Erste dran, doch schon in ihrer ersten Ballsaison wurde ihr Herz gebrochen und sie will nur noch zum Wohl ihrer Schwestern heiraten. Ein Jahr später steht die erste Ballsaison für May an und sie freut sich schon sehr auf die Tänze und ihre große Liebe, aber sie möchte auch ihrer Schwester helfen, selbst wenn April Geheimnisse vor ihr hat.

Die Campbell-Schwestern sind auf gute Ehen angewiesen, da die Familie selbst kein großes Vermögen mehr hat, und seit dem Tod ihrer Mutter lastet noch mehr Druck auf Aprils Schultern, die ja als Erste heiraten muss. Vor einem Jahr konnte sie es selbst kaum erwarten, sich zu verloben, aber inzwischen glaubt sie nicht mehr, dass sie jemals aus Liebe heiraten wird. Nathaniel hat ihr das Herz gebrochen, aber sie versucht nach vorne zu schauen und die Saison irgendwie erfolgreich zu bewältigen, obwohl ihr Ruf durch den Skandal schon etwas beschädigt ist und es hilft auch nicht, dass sie dadurch auch etwas verbittert und ängstlich ist.

May freut sich schon sehr darauf, sich endlich zu verlieben, aber sie merkt kaum, dass sie keine Ahnung von der Liebe hat. Während sie auf eine aufregende Romanze hofft, hört sie nicht auf Ratschläge und ist eher naiv, auch wenn sie glaubt, sich in Liebesdingen auszukennen. Nicht gerade subtil versucht sie, ihre Schwester mit Matthew zu verkuppeln, weil er so ein freundlicher Gentleman ist, der sich wie April für Blumen interessiert. Auch wenn Matthew zuverlässig und süß ist, fand ich ihn einfach langweilig, dafür konnte ich aber schon verstehen, warum May ihn für einen geeigneten Heiratskandidaten für ihre Schwester hält.

Neben den Liebesgeschichten spielt auch die Beziehung zwischen den Schwestern eine Rolle, die durch Aprils Geheimnis eher angespannt ist. Sie können nicht miteinander reden, dadurch ist April allein mit ihren Sorgen und May versucht auf anderem Wege herauszufinden, was geschehen ist. Ich konnte die Probleme in dieser Geschichte leider einfach nicht nachvollziehen, zwar kenne ich es auch besonders von anderen historischen Liebesromanen, dass der Ruf der Charaktere eine große Rolle spielt, aber hier hat es sich für mich eher konstruiert angefühlt, weil April nicht einmal mit ihrer Schwester darüber redet und trotz kursierender Gerüchte kommt selten etwas an den richtigen Ohren an, sodass irgendwelche Missverständnisse geklärt werden könnten. Ich fand es auch etwas anstrengend, dass April und Nathaniel sich deswegen die ganze Zeit so elend fühlen.

Es gibt zwar vier Campbell-Schwestern, aber July ist krank und June möchte ihre kranke Schwester nicht allein lassen, so werden die beiden abwesenden Schwestern das Buch über kaum erwähnt und tauchen erst im letzten Kapitel auf, um Neugier auf die Fortsetzung zu schüren.

Bewertung vom 17.07.2023
Das geheime Erbe / Legendborn Bd.2
Deonn, Tracy

Das geheime Erbe / Legendborn Bd.2


sehr gut

Ahnen und Erbe, Macht und Magie

Enthält Spoiler zum Vorgänger!

Es hat sich herausgestellt, dass ausgerechnet Bree als Nachfahrin von Artus die Thronerbin ist, dabei wollten viele sie überhaupt nicht im Orden der Legendborn haben. Auch wenn ihnen so viel an den Blutlinien liegt, heißt das nicht automatisch, dass Bree nun von allen akzeptiert wird, denn die Regenten sind nicht bereit, ihre Macht einer Fremden zu überlassen.

Im Vorgänger wollte Bree vor allem herausfinden, was mit ihrer Mutter geschehen ist, aber nun steckt sie unerwartet tief in den Machenschaften des Ordens. Jetzt möchte sie vor allem Nick finden und befreien und hofft auf die Unterstützung der Legendborn, aber die Regenten möchten viele der neuen Entwicklungen lieber geheimhalten. Sie sind ziemlich zwielichtig und auch nicht gerade vertrauenswürdig, wenn sie Bree immer wieder vorschreiben wollen, wie sie sich zu verhalten hat, sodass sie kaum noch eigene Entscheidungen treffen darf. Ich hatte bei ihrem Erbe gehofft, dass sie mehr Macht haben würde, aber es ist leider schon realistisch, dass solche Veränderungen nicht so einfach vonstatten gehen.

Bree muss also versuchen, selbst etwas zu unternehmen und dafür erforscht sie weiter die beiden Kräfte, die sie durch ihre Vorfahren hat: Die Wurzelkraft und die Magie der Legendborn. Es hilft ihr schon, dass sie als Medium mit ihren Ahnen und auch mit Artus selbst kommunizieren kann, aber die Magie erfordert nicht nur Übung, sondern auch, dass Bree sich mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetzt.

Auch hier hat mir die Liebesgeschichte gut gefallen. Nick wurde zwar entführt, aber durch Artus und Lancelot teilen Bree und Nick eine besondere Verbindung. Auch die Beziehung zu Selwyn wird hier weiter vertieft, denn er ist inzwischen eine der wenigen Personen im Orden, denen Bree vertrauen kann, und durch Nicks Abwesenheit hat er mit seiner dämonischen Seite zu kämpfen.

Wie auch im Vorgänger spielt Rassismus eine große Rolle, aber ich hatte hier auch das Gefühl, dass die Leute ein Problem mit Bree persönlich haben. Natürlich spielt die Vergangenheit immer eine Rolle, aber es gibt auch andere Faktoren, wegen deren sie auf Ablehnung stößt, schließlich stellt Brees Existenz die Ehre der Legendborn infrage.

Fazit
Insgesamt ist es wieder ein spannender Fantasyroman, in dem die Artussage auf afroamerikanische Geschichte trifft, wo veraltete Ansichten sich mit unerwarteten Entwicklungen auseinandersetzen müssen und dazu gibt es noch Magie, Intrigen und eine starke Protagonistin, die für Gerechtigkeit kämpft. Das Ende verspricht, dass wieder Veränderungen bevorstehen und daher freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 16.07.2023
Der Kaiser / Der Knochensplitterpalast Bd.2
Stewart, Andrea

Der Kaiser / Der Knochensplitterpalast Bd.2


sehr gut

Spannende Fortsetzung: Geheimnisse und Intrigen

Enthält Spoiler zum Vorgänger!

Lin ist nun der neue Kaiser, aber damit fangen die Probleme gerade erst an. Auch wenn Lin gute Absichten hat, kennt das Volk sie nicht, vertraut ihr nicht und es gibt viele Parteien, die alle ihre eigenen Wünsche haben - und die meisten wollen nicht, dass Lin auf dem Thron bleibt.

In dieser Geschichte geht es zu einem großen Teil um Politik und die Probleme des Machtwechsels, weil viele nur das Beste für sich selbst wollen, andere wollen selbst an der Macht sein und sind bereit, dafür Opfer zu bringen. Auch wenn Lin nicht alles weiß, weiß sie mehr als die meisten und mit der Macht über die Konstrukte hält sie sich selbst auch für die beste Option zu diesem Zeitpunkt. Zwar liegt ihr auch viel daran, sich selbst am Leben zu halten, aber die anderen Parteien haben auch ihre eigenen egoistischen Ziele - bei Lin hatte ich zumindest immer das Gefühl, dass sie sich viel Mühe gibt. Ich fand es da schon schade, dass man ihr keine Chance gibt, sich zu beweisen, aber den Vertrauensvorschuss muss man sich wohl auch verdienen.

Lin ist einsam aufgewachsen, trotzdem kennt sie sich durch ihren Vater mit kleinen Machtspielchen aus, dafür fehlen ihr sowohl Verbindungen zu den Inselgouverneuren als auch Wissen über das Leben außerhalb des Palasts. Sie beendet die Zehntfeiern und gibt dem Volk ihre Knochensplitter zurück, obwohl die Konstrukte ein bedeutender Teil der Macht des Kaisers sind - für manche eine großzügige Geste, für andere ein Zeichen der Schwäche. Ich fand es spannend, wenn Lin gezeigt hat, wie clever sie ist, aber sie scheint wegen ihrer friedlichen Absichten auch oft verzweifelt und ein bisschen naiv.

Sie hat kaum Verbündete, aber sie vertraut sich oft Jovis an, dessen Perspektive mir wieder sehr gut gefallen hat, obwohl es mich auch ein bisschen genervt hat, wie unentschlossen er oft ist und wie er Lin ausspioniert, obwohl sie dem beliebten Volkshelden immer wieder ihre Geheimnisse offenbart. Inzwischen glaubt er nicht mehr, dass er seine Frau noch retten kann, daher hat er kein richtiges Ziel mehr und lässt sich eher von Forderungen und Erpressungen antreiben.

Auch Phalue und Ranami haben es nach dem Machtwechsel nicht leicht. Phalue ist schon selbstbewusster als Lin und ist dem Volk näher, aber die Splitterlosen hatten nie gewollt, dass sie den Posten ihres Vaters übernimmt, also muss sie sich gegen die Erpressungen behaupten. Ranami hingegen muss ihre Vertrauensprobleme mit ihrer neuen Stellung als Frau der Inselgouverneurin unter einen Hut bringen, wenn sie Phalue helfen und beschützen möchte.

Man weiß inzwischen mehr über Nisong, die durch die besonderen Erinnerungen die Knochensplittermagie beherrscht, die Lin aufgeben möchte. Sie und ihre Leute sind schon auf Rache aus, aber nun kämpft Nisong auch gegen das Ende der Konstrukte und wird zu einer Gefahr. Als Lins Gegnerin und auch mit ihren Motiven war Nisong für mich einfach die Antagonistin des Buches.

Fazit
Insgesamt fand ich die Geschichte etwas spannender als den Vorgänger, weil die verschiedenen Handlungsstränge mehr miteinander zu tun haben, und die Machtspielchen haben mir auch sehr gut gefallen. Ich fand es schön, mehr über die Vergangenheit des Phönixreichs, die Alanga und die fantastischen tierischen Begleiter zu erfahren, obwohl es noch viele Mysterien gibt. Ich bin gespannt, wie die Fäden in der Fortsetzung zusammenlaufen werden!

Bewertung vom 15.07.2023
Royal Taste
Cohen, Jennieke

Royal Taste


gut

"My Fair Lady", Kulinarik und Liebe

Das Buch spielt in einer alternativen Geschichte, in der es eine andere Thronerbin gab, die für mehr Chancen für junge Frauen gesorgt hat - was aber nicht bedeutet, dass es nicht andere Arten der Diskriminierung gäbe. In dieser Welt sind auch Kochkünste besonders geschätzt, sodass der Gewinner des royalen Wettbewerbs zum Ritter geschlagen wird - und dieses Jahr gibt es sogar noch eine weitere, bedeutsame Belohnung. Außerdem ist die Handlung inspiriert von "My Fair Lady" (auf englisch heißt das Buch auch "My Fine Fellow"), was man an den Namen der Protagonisten merkt und auch stark am Beginn ihrer Zusammenarbeit, um aus dem Straßenverkäufer einen Gentleman-Koch zu machen.

Unter anderem muss Elijah auch lernen, wie er als Gentleman sprechen soll, aber das Kochen steht im Mittelpunkt. Oft gibt es lange Beschreibungen der Gerichte oder Auszüge aus Recherchen zu verschiedenen Länderküchen, sodass man sowohl die Leidenschaft der Charaktere für ihren Beruf spürt und außerdem auch Appetit auf die Gerichte bekommt. Ich fand die Welt schon ganz süß und mit dem Thema, dass Essen Menschen einander näherbringt auch ziemlich gemütlich, aber ich fand es auch etwas schwer, die Regeln dieser alternativen Geschichtsschreibung nachzuvollziehen, was genau eigentlich ein Gentleman ist und warum dieser im Gegensatz zu einer Frau nicht Koch werden kann.

Daher möchte Elijah auch gar kein Gentleman sein. Er ist Straßenverkäufer mit einer Leidenschaft fürs Kochen und kommt mit seinem Stand gerade so über die Runden. Ein junger Mann aus seinen Verhältnissen könnte kein Geschäftsmann werden, doch Helenas Versprechungen machen im Mut und er beginnt, von seinem eigenen Laden zu träumen, aber der Unterricht mit Helena ist gar nicht so einfach.

Denn Helena ist ziemlich arrogant und auch wenn sie schon die Beste in ihrer Klasse an der Akademie der Kulinarik ist, bedeutet das nicht, dass sie eine geduldige Lehrerin wäre. Sie ist unabhängig, stur und sehr zielstrebig: Elijahs Ausbildung soll nicht nur ihr Abschlussprojekt sein, sondern auch ihre Überlegenheit in der Kulinarik beweisen. Nebenbei soll es noch zeigen, dass wirklich jeder Kochen lernen kann, sowohl um ihre Ansichten über die Gesellschaft zu zeigen, als auch um ihre Mitstudenten bloßzustellen. Mit ihrer rechthaberischen Art macht sie sich nicht gerade viele Freunde, sie blickt eher auf jeden herab.

Trotzdem hat sie eine Freundin: Penelope. Das liegt aber auch daran, dass diese Lady so freundlich und verständnisvoll ist, dass selbst Helena sie kaum verärgern kann. Es hilft Helena auch, dass Penelope Helenas Kanten etwas weicher erscheinen lässt und bei Elijahs Unterricht aushilft, obwohl sie nichts davon hat.

Der Titel stellt die Liebesgeschichte mehr in den Mittelpunkt, als es im Buch der Fall ist. Ich denke, damit wollte man vielleicht klarstellen, dass es hier kein Liebesdreieck gibt. Außerdem ist auch Penelope nicht die Protagonistin der Geschichte; ich hätte sie vielleicht sogar als die unscheinbarste der drei Hauptfiguren bezeichnet, weil der Konflikt eher zwischen Helena und Elijah ist, während Penelope mit ihrer ruhigen Freundlichkeit eher unauffällig bleibt.

Fazit
Insgesamt fand ich die Geschichte schon ganz süß, aber obwohl ich von Anfang an keine besonders realistische Handlung erwartet habe, fand ich es zum Ende hin ziemlich kitschig. Trotzdem eine gemütliche Nacherzählung von "My Fair Lady" mit vertauschten Geschlechterrollen, in dem Kulinarik im Mittelpunkt steht.

Bewertung vom 13.07.2023
Wenn Magie erwacht / Twisted Fate Bd.1
Iosivoni, Bianca

Wenn Magie erwacht / Twisted Fate Bd.1


gut

Spannende Dämonenmagie, ein nutzloser Orden und viel Irrelevantes

Faith und ihre Familie sind schon seit Jahren auf der Flucht, um die magischen Gaben von Faith und ihrem Bruder geheimhalten zu können, aber jetzt freut Faith sich auf ein möglichst normales Studium in Dundee. Ihr Traum endet jäh, als sie von Dämonen gejagt werden, ein uralter Orden sie rekrutieren möchte und die Herkunft ihrer Magie zu einem größeren Problem wird.

Ihre Heilkräfte sind zwar schon hilfreich, aber leider kann Faith damit nur sich selbst und ihren Bruder heilen, nicht jedoch ihre kranke Mutter, der es täglich schlechter geht. Und außerdem ist es auch nicht immer leicht, die Magie zu verbergen, dabei ist es gerade wichtiger denn je: Ihre Familie gehört seit Generationen zu einem geheimen Orden, der Jagd auf Dämonen und andere Magie macht und den Geschwistern Schutz und neue Möglichkeiten bietet. Doch die Ordensmitglieder selbst haben keine magischen Fähigkeiten, also müssen Faith und Levi vorsichtig sein, wem sie vertrauen können.

Ich fand den Orden etwas enttäuschend, weil man nicht ganz versteht, warum er eigentlich so besonders ist und die Erfahrungen der Geschwister mit ihnen gehen auch kaum über Kampftraining und ein paar Bücher hinaus. Man sieht nicht so viel von ihren Mitgliedern, ihren Ideologien und ihren Plänen, daher fand ich es etwas schwierig, ihren Einfluss nachzuvollziehen. Aber auch sonst hatte ich das Gefühl, dass es interessante Ideen gibt, die aber schnell wieder beiseitegelegt werden. Die vielen Freundschaften haben kaum Zeit, sich zu entwickeln, und man sieht auch kaum etwas von Faiths Studium oder ihrem neuen Job.

Bei dem neuen Job trifft sie auch Jax, ihren charmanten Kollegen, der ihr ständig auf die Nerven geht und auch Geheimnisse hat. Er ist der zweite Love-Interest neben Nate, Faiths Jugendschwarm, der auch zum Orden gehört und daher ein Auge auf die Geschwister hatte.

Während der Dämonenangriffe stellt sich heraus, dass es noch mehr magisch begabte Jugendliche gibt, sie haben alle eine Verbindung zueinander und schweben daher in Gefahr. Die gemeinsame Suche nach dem Ursprung ihrer Magie, sowie die Bemühungen um die Sicherheit ihrer Familie und Freunde stehen im Mittelpunkt der Geschichte und die fand ich auch noch am besten gelungen, weil sie auch spannend waren. Aber insgesamt gibt es einige Ablenkungen, die irrelevant bleiben, und dadurch zieht sich die Handlung manchmal auch ein wenig.

Bewertung vom 11.07.2023
Die Tochter / Der Knochensplitterpalast Bd.1
Stewart, Andrea

Die Tochter / Der Knochensplitterpalast Bd.1


sehr gut

Magische Knochensplitterkonstrukte und mysteriöse Erinnerungslücken
Am besten gefiel mir die Perspektive von Jovis, dem Schmuggler, der versucht, seine entführte Frau zu finden und sich dabei schon in Schwierigkeiten gebracht hat. Als während seiner Recherchen eine ganze Insel untergeht, rettet er ein Kind vor dem Ritual, bei dem den Bürgern des Reiches ein Knochensplitter entnommen wird, um damit die magischen Konstrukte des Kaisers zu beleben. Ich mochte bei Jovis besonders, wie er immer wieder mit sich selbst ringt und entscheiden muss, wo seine Prioritäten liegen. Denn eigentlich wollte er ja nur seine Frau retten, aber er hat sowohl Feinde als auch unerwartete Verantwortungen, und dann ist da noch sein tierischer Begleiter Mephi, den man auch einfach ins Herz schließen muss.

Lin will ihren Vater aufhalten, aber man spürt nicht wirklich, was eigentlich ihre Motivation ist, denn sie ist nicht ganz einverstanden mit dem Einsatz der Knochensplitter, aber sie möchte sich auch als seine Nachfolgerin beweisen und muss dafür selbst die Knochensplittermagie erlernen. Bayan, der Ziehsohn des Kaisers, scheint schon der Favorit für die Nachfolge zu sein, da er sich besser von der Krankheit erholt, die sowohl er als auch Lin vor einigen Jahren hatten und bei der sie alle Erinnerungen verloren haben.

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich an Lins Perspektive gewöhnt habe, da ich am Anfang weder ihre Gefühle verstehen konnte, noch ihre Erlebnisse besonders spannend fand. Sie lebt eher abgeschieden, hat keine Freunde oder besondere Interessen, sie beneidet Bayan und hat eine komplizierte Beziehung zu ihrem Vater, dessen Erwartungen sie nie erfüllen kann. Also nimmt sie ihr Studium selbst in die Hand, dabei fand ich besonders die Funktion der Konstrukte sowie das Geheimnis um die verschwundenen Erinnerungen interessant, ansonsten liefen ihre Abenteuer etwas zu glatt.

Außerdem haben noch Gouverneurstochter Phalue und deren Freundin Ranami ihre eigenen Perspektiven, und da hätte mir auch eine gereicht. Ranami wünscht sich bessere Lebensumstände für das Volk und kann nicht warten, bis Phalue die Nachfolge ihres Vaters antritt, um endlich mal etwas zu ändern; Phalue hingegen übt sich in Geduld und ihr Wunsch ist eher, dass ihre Freundin endlich mal ihren Heiratsantrag annimmt, aber als Tochter des Inselgouverneurs bekommt sie auch kaum etwas vom Leben der Menschen mit und weiß daher auch gar nicht, wie ernst die Lage ist.

Die Inhaltsbeschreibung verspricht ein asiatisches Setting, aber ich habe kaum bis gar nichts davon gespürt. Ich fand das Inselkönigreich mit den Konstrukten und verschiedenen Mysterien schon ganz interessant, aber ich hätte gern mehr davon gesehen, weil man immer noch kein gutes Bild vom Leben in diesem Reich hat und welche Gefahren durch die Alanga drohen, die immer wieder erwähnt werden.