Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2024
Sonne, Meer und Glück
Lieb, Susanne

Sonne, Meer und Glück


sehr gut

Eine Prise "Mee(h)r davon"

Wie gelingt es, das Urlaubsgefühl mit dem Sonner-Sonne-Gute-Laune-Faktor auch noch lange nach dem Urlaub aufrecht zu halten oder die Aufforderung "Nimm dir eine Auszeit" ohne Kofferpacken direkt in die Tat umzusetzen ?

Klingt auf den ersten Blick fast unmöglich, wird aber mit "Sonne, Meer und Glück" von Susanne Lieb fast im Handumdrehen wahr. Denn die Autorin hat in ihrem kleine Büchlein jede Menge Empfehlungen, Wissenswertes und Kurioses zusammengetragen, das nicht nur zu einer gedanklichen Auszeit verführt , sondern auch mit mediterranen Rezepten, echten Ohrwürmer und tolle DIY-Projekten den Kurztrip ohne Verreisen möglich macht.

Stimmungsvolle Bilder vereinen sich mit informativen Texten, die ein wenig über Land und Leute erzählen, zum bewussten Entspannen einladen oder den Duft von blühenden Zitronen und den Geschmack von salziger Meeresluft hervorlocken. Die Rezepte sind zwar alle nicht neu, sondern bewährt, aber genau darin liegt der Reiz. Der Geschmack des Südens stillt nämlich den Heißhunger auf Urlaub, küsst Erinnerungen an die letzte Reise wach und wärmt das Herz.

Die heimische Terrasse verwandelt sich in ein lilafarbenes Lavendelmeer, knorrigen Olivenbäume spenden Schatten und die Wellen des Meeres brechen sich am Spülsaum des Traumstrandes. Dazu ein Affogato oder doch lieber Ratatouille ? Dürfen es auch kleine Verwöhnmomente sein, die sich mit selbstgemachtem Lavendel-Spray und Olivenöl-Rosmarin-Bodylotion so unglaublich gut anfühlen ?

Das Geschenkbüchlein ist eine Einladung, um das Leben zu feiern und die kleinen Auszeiten zu genießen.

Bewertung vom 02.03.2024
Magie des Meeres

Magie des Meeres


ausgezeichnet

Ein echter Buchschatz

Es leuchten die Seeanemonen und Korallen in den schönsten Farben im Unterwassergarten, das Seegras wiegt sich in den Wellen, die Sonne verzaubert die Wassertropfen zu glitzernden Kristallen und das Rauschen des Meeres erzählt Geschichten von Wassermännern, Seejungfrauen, Meereshexen, Klaubautermännern und Piraten.

"Magie des Meeres" ist eine glitzernde Schatztruhe, die mit dem wundervoll gestalteten Buchcover und den goldglitzernden Seiten die Faszination des Meeres in die heimischen Lesezimmer holt und nach dem Aufklappen der Buchdeckel fantastische Leseabenteuer bereit hält. Es sind Märchen, Geschichten und auch ein bisschen Seemannsgarn, die mit dem Wellengesang an die Ufer rollen, Goldregenglitzern und Windhauchflüstern mit sich tragen.

Zeitlose Geschichten, die voller Magie und Fantasie stecken und den Leser;innen unvergessliche Lesemomente voller Abenteuer, Emotionen und auch der ein oder anderen Erkenntnis schenken. Das Buch lässt uns in die Tiefen der Meere und Ozeane abtauchen und teilt mit uns die Geheimnisse, die zwischen gesunkenen Schiffen, Muscheln und Seepferdchen schlummern.

Sindbad, Störtebecker, Andersens kleine Seejungfrau oder Schillers Taucher, aber auch weniger bekannte Geschichten und Märchen aus Polynesien, Irland oder Japan dürfen auf den hochwertigen Seiten zur Geltung kommen. Auf der märchenhafte Reise schwimmen wir Flosse an Flosse mit den Meeresschildkröten, gleiten mit den Rochen durch das Meer und bestaunen die farbenfrohe Unterwasserwelt, die vom ätherischen Leuchten der bunten Fische oder von magischen Höhlen wie verzaubert wirkt.

Die zahlreichen Schmuckseiten sind ein Fest für die Sinne und die große ausklappbare Panoramaseite gewährt Einblicke in verborgene Welten, beflügelt dabei die Fantasie und versinnbildlicht die Leseeindrücke. Dieses Buch ist ein echter Buchschatz und ein Highlight 2024!

Bewertung vom 02.03.2024
Fräulein Liebe und das Glück der Bücher / Die Rhein-Buchhandlung Bd.1
Esser, Susanne

Fräulein Liebe und das Glück der Bücher / Die Rhein-Buchhandlung Bd.1


ausgezeichnet

Die Welt der Bücher als Pflaster für Wunden, die durch den Krieg entstanden sind

Ein Bombenangriff zerstört alles, was für Eva Familie, Zukunft und große Träume bedeutet hat. Was bleibt sind Erinnerungen und der Versuch eines Neuanfangs. Eva erinnert sich, dass in Andernach noch Onkel und Tante wohnen, denen eine Buchhandlung gehört. Dort angekommen, schlägt ihr zunächst Abneigung und Misstrauen entgegen, denn die Buchhandlung ist ein geheimer Treffpunkt von Literaturbegeisterten, die sich dem Nazi-Regime mehr als kritisch gegenüberstehen. Eva beginnt, sich in Andernach wohl zu fühlen und das liegt nicht nur an der Welt der Bücher, die für sie plötzlich so viel mehr ist, als nur gedruckte Buchstaben auf Papier....


Ein Buch über Bücher zu schreiben ist eine wundervolle Idee. Diese dann auch noch mit wahren Begebenheiten zu verknüpfen und mit emotionalen Momenten zu verbinden, ist wirklich der Stoff, aus dem lesenswerte Romane gemacht sind. Susanne Esser lässt mit Eva Liebe eine junge Frau durch die Kapitel streifen, die vom ersten Augenblick an die Leser:innen mit an ihre Seite nimmt. Ihr Schicksal geht zu Herzen und bewirkt, dass eine ganz starke Bindung zwischen Lesenden und Figur entsteht. Eva wird nämlich im Verlauf der Kapitel zu einer guten Freundin, mit der Freude und Leid, Hoffen und Bangen, Träumen und Lieben geteilt werden kann.

Die Schilderungen der Kriegsszenarien sind sehr authentisch, sodass der hohe Pfeifton und das Einschlagen der Bomben allgegenwärtig ist und sich in den Ohren festsetzt. Der Weg nach Andernach hat auch seine Tücken und ich bewundere Eva, wie sie trotz aller negativen Ereignisse nie den Mut verliert, immer wieder aufsteht und ihren Weg geht.

Tante Maria ist auch sehr schön skizziert und ihre Bedenken verständlich. In einer Zeit, in denen ein unbedachtes Wort schon das letzte gewesen sein kann, verschenkt sie ihr Vertrauen nicht leichtfertig. Hinter ihrer harten Schale steckt aber ein recht weicher Kern, der nach und nach zum Vorschein kommt.

Esser lässt den Mikrokosmos Buchhandlung für die Leser:innen aus den Seiten steigen und es ist unglaublich schön zu lesen, wie die Welt der Bücher sich für Eva öffnet und sie in ihren Bann zieht. Auch wenn die Widrigkeiten des Krieges Tante und Nichte vor manche Hürde stellen, so gehen beiden doch immer mehr aufeinander zu.

Evas Nachname sorgt für Herzklopfen - überwiegend im positiven Sinne, aber es gibt auch eine Szene, in der die Lesenden unweigerlich den Atem anhalten und hoffen, dass alles gut ausgeht. Hier weiß die Autorin ganz genau, wie sie spannende und aufwühlende Sequenzen mit in die Handlung einfließen lässt, um ihre Leser:innen bei der Stange zu halten.

Die Buchhandlung am Rhein wird für Eva ein neues Zuhause und auch für Buchbegeisterte öffnet sie bereitwillig ihre Türen, um all die Geschichten zu erzählen, die sich nicht nur auf Papier, sondern auch im Zwischenmenschlichen ereignen. Authentisch und nachvollziehbar erzählt, ist der Start in diese Buchreihe mehr als geglückt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2024
Alberto einfach einzigartig
Gusti

Alberto einfach einzigartig


ausgezeichnet

Hab keine Angst du selbst zu sein

Mitten in der Wüste geht es hoch her, denn in der Karawane ist eine heiße Diskussion entbrannt, ob Alberto wirklich dazugehört. Irgendwie sieht er mit seinen drei Höckern komisch aus und es scheint, als würde er nicht so recht zu allen anderen Kamelen passen. Erst als das kleinste Kamel zu bedenken gibt, dass zwar alle Kamele in der Karawane gleich sind, aber trotzdem mehr oder weniger anders aussehen, überdenken die älteren Kamele ihre Haltung...


Alberto ist der neue Liebling in den Kinderzimmern und ihm fliegen die Herzen reihenweise zu. Die liebevollen Zeichnungen laden direkt dazu ein, das niedliche Kamel zu knuddeln und Kinder wie Erwachsenen können einfach nicht anders, als Alberto zu mögen.. Zwischen den liebevoll gestalteten Buchdeckeln befindet sich eine einzigartige Geschichte, die von Akzeptanz, Diversität und Selbstbewusstein erzählt.

Schon die Kleinsten werden mit viel Humor und einer diskriminierungssensiblen Sprache sanft an die Thematik herangeführt um ihnen zu zeigen, dass es völlig in Ordnung und normal ist, verschieden zu sein und dass diese Vielfalt unser Miteinander bunt und aufregend werden lässt. Die Geschichte vermittelt zudem, wie leicht es sein kann, offen für Vielfalt und Diversität zu sein.

Ein sehr modernes Kinderbuch, das Kinder in ihrer Identitätsentwicklung stärkt, Selbstbewusstein aufbaut und sie zu aufgeschlossenen Menschen heranwachsen lässt.

Bewertung vom 01.03.2024
Ein kleines Geheimnis - Spiel mit mir und ich verrat es dir!
Ofner, Agi

Ein kleines Geheimnis - Spiel mit mir und ich verrat es dir!


gut

Nur bedingt geeignet

Das kleines Eichhörnchen turnt munter und flink durch die Seiten und animiert schon die Kleinsten zum Mitmachen, um ein gut gehütetes Geheimnis zu erfahren. Was auf den ersten Blick ganz niedlich gemacht ist, ist aber nur bedingt geeignet, um Kindern zu vermitteln, dass sie geliebt werden.

Hier wird mit dem Belohnungsprinzip gearbeitet und das ist wenig bedürfnisorientiert, um Kindern jederzeit das Gefühl zu vermitteln, dass sie geliebt werden. Zwar gefällt die Gestaltung der stabilen Pappkartonseiten, denn sie sprechen Jungen und Mädchen ab zwei Jahren direkt an, aber das Ziel, die intrinische Motivation zu fördern sowie die motorischen Fähigkeiten zu schulen, um eine Belohnung in Form der Aussage zu erhalten "Ich habe dich lieb" erscheint fragwürdig, um Kindern ein liebevolles und bedingungsloses Miteinander zu vermitteln.

Bewertung vom 29.02.2024
Ich verspreche, dich zu finden
Dobson, Melanie

Ich verspreche, dich zu finden


ausgezeichnet

Versprochen ist versprochen...

Quenby ist Journalistin und immer auf der Suche nach guten Geschichten, die unter die Haut gehen. Ihre aktuellen Recherchen befassen sich mit Spionage im Zweiten Weltkrieg und sie taucht immer tiefer in die Thematik ein. Ein Anruf macht sie mehr als neugierig, denn ein reicher Amerikaner bittet sie darum, ihr bei der Suche nach einer vermissten Person zu helfen, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden ist. Quenby ist zwiegespalten, doch sie kann sich diesem Angebot einfach nicht entziehen. Die Schilderungen berühren sie und schaffen so eine erste emotionale Verbindung. Noch ahnt sie nicht, welche Zusammenhänge sie aufdecken wird.....


Melanie Dobson schreibt Bücher, die nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch tief unter die Haut gehen. Mit "Ich verspreche, dich zu finden" verbindet sie die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und die Themen, Flucht, Vertreibung und Spionage mit dem Einlösen eines gegebenen Versprechens und ermöglicht so ihren Leser:innen, sich vollends in die ergreifende Handlung fallen zu lassen und gemeinsam mit Quenby auf Spurensuche zu gehen.

Dabei schildert die Autorin mit einem unglaublichen Gespür für die leisen Zwischentöne und ganz viel Sensibilität viele berührende Momente der Verbundenheit zischen den Kindern Dietmar und Brigitte, deren Freundschaft ein ganz besonderes Geschenk ist. Es sind Augenblicke der Hoffnung und der Zuversicht, die aus dem christlichen Glauben wachsen und den Kindern in einer dunklen Zeit Halt geben. Die Lesenden werden durch die sehr lebendige und bildhafte Sprache zu Augenzeug;innen und erleben die Schrecken der Flucht und der Kriegstage hautnah mit. Dietmar reicht nicht nur Brigitte immer wieder seine helfende Hand, sonder er führt die Leserschaft ebenso stark und sicher durch diese aufwühlenden und emotionalen Kapitel.

Die Zeitreise wird immer wieder durch die Recherchen ein der Gegenwart unterbrochen, sodass sich die beiden Zeitstränge miteinander verflechten können. Hier gelingt es Dobson, die Handlungen ineinander fließen zu lassen, Zusammenhänge herzustellen und und nach und nach ein stimmiges Gesamtbild zu kreieren. Es ist die Mischung aus Spannung, Zeitgeschichte, Emotionen und spirituellem Inhalt, die die Leser:innen regelrecht an den Seiten kleben lässt, um sich an der Suche nach Brigitte zu beteiligen. Auch ist der Roman eine Einladung, sich selbst an bereits gegebene Versprechen und deren Einhaltung zu erinnern und den christlichen Glauben als Wegweiser zu nutzen, um das Einlösen in die Tat umzusetzen.

Die Autorin beherrscht die Klaviatur der Gefühle und weiß, wie sie überraschende Wendungen und echte Taschentuchmomente kreieren kann. Lachen und Weinen, Hoffen und Bangen, Angst und Freude, Dankbarkeit und Schmerz liegen hier oft nur wenige Zeilen voneinander entfernt und überwältigen das Herz beim Lesen.

Ein Roman, der noch lange nachklingen wird.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2024
Das Mädchen mit dem blauen Stern
Jenoff, Pam

Das Mädchen mit dem blauen Stern


weniger gut

Unglaubwürdig erzählt

Die Säuberungsaktionen nehmen und nehmen kein Ende und es scheint, als würde es auch Sadies Familie treffen. Durch eine aberwitzige Idee bleiben sie vor größerem Unglück verschont und können sich in die Kanalisation retten. Das Versteck unter der Stadt Krakau ist ein hoffnungsloser Ort und es scheint ein Überleben möglich. Doch Sadie sehnt sich nach Normalität und streift durch die Tunnel. Bei einem Blick durch den Kanaldeckel entdeckt sie Ella, die einen Farbtupfer im Arm hält. Die gelben Blüten leuchten und sind der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft....


Es gibt viele Bücher, die über das Schicksal der Juden im Zweiten Weltkrieg berichten, zu Herzen gehen und betroffen machen. Pam Jenoff versucht mit "Das Mädchen mit dem blauen Stern" Realität mit Fiktion zu verknüpfen, aber so ganz gelingt es ihr nicht, Authentizität herzustellen und einen Roman zu schreiben, der unter die Haut geht.

Es gibt einfach zu viele Ungereimtheiten und Auffälligkeiten, die die Handlung unglaubwürdig werden lassen. Nicht nur, dass Ella eine Art Aschenputtel darstellt (es sind in ihrem Leben und häuslichen Umfeld sehr viele Parallelen zum Märchen zu finden, die in meinen Augen deplatziert wirken), sondern auch, dass zwei Mädchen im besetzten Krakau scheinbar völlig unbehelligt ihre außergewöhnliche Art der Konversation betreiben können, ohne dass Sadie entdeckt wird oder es Außenstehenden irgendwie merkwürdig vorkommt, dass sich eine junge Frau mit dem Gitter der Kanalabdeckung unterhält. Die braunen Schergen haben ihre Augen und Ohren überall, aber immer ausgerechnet dann, wenn sich Ella und Sadie treffen, ist niemand zur Stelle und entdeckt das doch eher auffällig unauffällige Verhallten der beiden.

Die Charaktere sind nicht ausgreift und die Ausdrucksweise, die die Autorin ihnen in den Mund legt, wirkt unbeholfen und sehr konstruiert. Die Geschichte bietet wiederholt Logik- & Verständnisfehler, aber der Schluss setzt der Unglaubwürdigkeit die Krone auf. Hier wird an Klischees, Effekthascherei und Gefühlsduselei nicht gespart, die Leserschaft manipuliert und das passt zu einer solch ernsten Thematik überhaupt nicht.

Leider schafft es Pam Jenoff nicht, eine Geschichte zu schreiben, die unter die Haut geht und Spuren hinterlässt. Schade um die verschenkte Lesezeit.

Bewertung vom 26.02.2024
Deine Margot
Valkama, Meri

Deine Margot


weniger gut

Kann leider nur ab dem letzten Drittel überzeugen

Nicht nur, dass der Schmerz über den Verlust des Vaters in Viljas Gefühlsleben für Aufruhr sorgt, auch ein Päckchen Briefe stiftet Verwirrung und wühlt ihre Seele noch mehr auf. Was bleibt ist die Frage nach dem Warum und so begibt sich Vilja auf Spurensuche, um Antworten zu finden und vielleicht auch ein wenig sich selbst. Berlin, einst Heimat, wirft zunächst mehr Fragen auf, als das es Antworten gibt und doch schließt sich nach und nach der Kreis...


Wie fühlt es sich an, wenn alles, woran man glaubt und wofür man lebt, plötzlich zusammenbricht ? Nicht nur, dass es nach dem Zusammenbruch der DDR einfach keine Perspektiven mehr gegeben hat, sondern auch die eigene Identität und die der Familie steht plötzlich vor dem Nichts. Was das mit einem Menschen machen kann, führt Meri Valkama den Leser;innen vor Augen.

Eine Familiengeschichte, die vom Suchen und Finden der eigenen Wurzeln erzählt und dabei Wunden ans Tageslicht bringt, die nie ganz verheilt sind. Was nach emotionaler Lektüre und spannenden Einblicken klingt, bleibt in vielerlei Hinsicht einfach nichtssagend und distanziert.

Es gelingt einfach nicht, Vilja als zugängliche Person darzustellen, die sich bereitwillig der Leserschaft öffnet. Sie wirkt, als würde sie hinter Glas leben und dadurch entsteht eine gewisse emotionale Kälte, die die Leser;innen auf Abstand hält. Die Suche nach den Wurzeln und den Gründen für das famiiäre Aus fühlt sich nicht authentisch, sondern eher stakkatoartig zusammengesetzt an, sodass die Kapitel fast regungslos an den Lesenden vorbeiziehen ,ohne großartig Spuren zu hinterlassen.

Ab dem Zeitpunkt, wo Vilja in die Ukraine reist, um die Auswirkungen von Tschernobyl mit in ihre Suche zu integrieren, beginnt auch im Buch eine Wende. Hier gelingt des der Schreibenden endlich, eine Art Verbindung zwischen Protas und Leserschaft herzustellen und sie mit eindringlichen Worten und mehr als plastischen Bilder zu berühren. Es sind Zeilen, die unter di Haut gehen und durch die Metaphern lange nachwirken. Dann der Zusammenbrunch der DDR, die Euphorie an der Berliner Mauer und das Auffinden des letzten Puzzlestücks - alles wirklich sehr bewegende Momente.

Was bleibt ist aber die Frage, warum Markus es nie wirklich geschafft hat, sich aus seinem eingefahrenen Trott zu lösen ? War die von ihm gefundene Lösung einfach herrlich bequem, um sich nicht entscheiden zu müssen ? Was findet "Margot" wirklich an ihm ? Eine starke Schulter und ein Wegbegleiter auf Augenhöhe ist er jedenfalls nicht.

Ich habe mich mehr schlecht als recht durch die Seiten gekämpft und bin froh, dass der doch eher farb- & emotionslose Roman endlich beendet ist. Schade um die verschenkte Lesezeit.

Bewertung vom 25.02.2024
Franz Beckenbauer
Bausenwein, Christoph

Franz Beckenbauer


ausgezeichnet

Servus, Franz

Es gibt wenige Fußballer, die diesen Sport so sehr geprägt haben, wie Franz Beckenbauer. Ein charismatischer, durch und durch authentischer Mann, der auf dem Spielfeld wie auch außerhalb des Rasens einfach ein Macher gewesen ist. Schon früh steht für den Jungen aus Giesing fest, dass er sicherlich nicht an irgendeinem Schreibtisch versauern möchte, sondern er will etwas wagen, bewegen und große Ziele erreichen.

Christoph Bausewein gelingt in seiner Biografie, die einzelnen Stationen von Franz Beckenbauer nachzuzeichnen, ohne dabei zu sehr pathetisch zu werden. Aus dem fußballbegeisterten Versicherungskaufmann wird Schritt für Schritt der Kaiser, der alle sportliche Erfolge einheimst und so zur sprichwörtlichen Lichtgestalt des Fußballs avanciert.

Ob als Spieler oder Trainer - Franz Beckenbauer prägt ganze Generationen von Spielern und Fans, die dank seines außergewöhnlichen Talents , seiner unterhaltsamen Sprüche und seiner unglaublichen Präsenz an seinen Karriere teilhaben können. Vom ausgefuchsten Werbevertrag über den unvergesslichen Gassenhauer " Gute Freunde kann niemand trennen" bis hin zu m Sommermärchen - in Bauseweins Buch werden alle Stationen seines Lebens und Wirkens aufgezeigt und in teilweise sehr persönlichen Worten geschildert. Es sind mal kritische, mal lobende Worte, die die vielen Facetten von Franz Beckenbauer als Mensch und Sportler aufzeigen.
Eine Erfolgsgeschichte in Wort und Bild, die so manche Erinnerung wachwerden lässt - unvergessen der einsame und in sich gekehrte Kaiser nach dem Gewinn der WM 1990.

Die Ära Franz Beckenbauer ist in diesem Jahr leider zu Ende gegangen, aber mit diesem Buch liegt ein würdiger Nachruf vor, der zu jeder Zeit die passenden Worte findet, um den Spuren, die Franz Beckenbauer hinterlassen hat, mit Respekt und Anerkennung zu begegnen.

Bewertung vom 25.02.2024
play
Blanck, Christian

play


weniger gut

Schöpft leider die kreativen Möglichkeiten nicht aus

Kennt ihr noch die großen Waschpulvertrommeln aus eurer Kindheit, die randvoll mit Klemmbausteinen und Playmobilfiguren gefüllt gewesen sind ? Alleine die Erinnerung daran lässt Kinderzimmerabenteuer Revue passieren, stachelt die Fantasie an und führt zurück in die 1980er Jahre, in denen die Liedzeile "Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt" einfach spielerisch umgesetzt wurde.

Aus den kleinen Hartplastikfiguren mit dem markanten Zackenpony und dem Topfdeckelhaarschnitt wurden binnen weniger Sekunden echte Helden, die zum stundenlangen Spielen im Sand, auf dem Teppich und draussen im Garten regelrecht verführt haben. Mitunter zweckentfremdet, segelten Baustellenfiguren auf einem Piratenschiff, tanzten Clowns auf der teilweise selbst gebastelten Ritterburg, weil sie bei der Befreiung der Prinzenssin geholfen habe und und und...

Auf etwas mehr als 220 Seiten werden eben genau jene Kindheitserinnerungen wieder wach und ein paar O-Töne verstärken noch dieses "Weißt-du-noch?"-Gefühl, aber so ganz will die Begeisterung nicht überschwappen, da viele Seiten zu steril und statisch aufgebaut sind und dadurch leblos und gestellt wirken. Einzelne Figuren oder Spielzubehör auf buntem Untergrund erzeugen eher die Wirkung eines klar strukturierten Sachvortrages, der zwar hier und da Herzblut und Begeisterung durchtropfen lässt, aber leider nicht so ganz die Kurve kriegt, um die Leser:innen mit ins Boot zu holen.

In erster Linie erfolgt ein bisschen Wissensvermittlung über die Marke Playmobil, dann wird ein wenig über die vielfältige Möglichkeiten des kreativen und fantasievollen Spiel mit den einzelnen Spielewelten philosophiert, um abschließend noch ein bisschen Werbung für die Produkte und Social-Media-Kanäle zu machen. Ein strategisch kluger Marketingschachzug, der sicherlich den einen oder die andere dazu verleitet, bestimmte Klicks zu tätigen. aber die kreativen Möglichkeiten, wirklich in die kunterbunte Welt der kleinen Figuren einzutauchen, bleiben leider aus.