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friederickes Bücherblog
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Berlin
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Als Bücherblog rezensieren wir gerne unabhängig und redaktionell frei Bücher für Verlage und Autoren. Schicke uns bitte vorab eine kurze Anfrage (Buchtitel und Klappentext) per Mail. Verlage dürfen uns ebenfalls gerne kontaktieren. Unsere Schwerpunkte sind: Romane der Zeitgeschichte, Historische Romane, Frauenromane, Liebesromane und Biografien.

Bewertungen

Insgesamt 298 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2020
Ich bleibe hier
Balzano, Marco

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ausgezeichnet

Wenn ein Dorf im See versinkt

Das Cover:
Der im Reschensee stehende Kirchturm von Graun ist berühmt und zeigt auf dem Buchcover, um was es geht. Ich finde es zusammen mit dem Klappentext eine einladende Buchpräsentation.

Die Geschichte:
Im Vordergrund steht Drina, die Lehrerin, ihr Leben und das ihrer Familie von 1939-1943. In diesen Zeiten werden sie vor die Wahl gestellt auszuwandern, oder als Menschen zweiter Klasse unter den Faschisten im Dorf zu bleiben. Drina unterrichtet heimlich in Kellern und Scheunen, weil es ihr verboten war, ebenso wie die deutsche Sprache. Auch sollen für einen Stausee Felder und Häuser geflutet werden. Eine dramatische Zeit beginnt.
Meine Meinung:
Diese Geschichte hat mich sehr berührt, ich kannte zwar das berühmte Foto mit dem Kirchturm im See, aber nicht die Tragödie der zwei Dörfer und ihrer Menschen, die bereits lange Zeit vorher 1939 begann. Zuviel möchte ich hier nicht aus dem Nähkästchen plaudern, weil ich der Meinung bin, dass man, je weniger man weiß, desto intensiver in den Roman eintauchen kann. Der Autor hat diese wahre Geschichte um die beiden Dörfer mit einer Romangeschichte auf das Feinste verknüpft und Drina als Erzählerin eingesetzt. Er schreibt in einer leicht verständlichen, aber eindringlichen und doch ruhigen Sprache, die das ganze Drama dessen zum Ausdruck bringt, was damals geschehen ist. Das Buch hat mich so fasziniert, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Eine Geschichte die Gänsehaut hinterlässt.

Bewertung vom 24.07.2020
Sturm über der Villa am Elbstrand / Villa am Elbstrand Bd.3
Jacobi, Charlotte

Sturm über der Villa am Elbstrand / Villa am Elbstrand Bd.3


sehr gut

Spannender Abschluss

Das Cover:
Das Cover ist an die Zeit und an die beiden vorausgegangenen Bücher angepasst, sodass der Wiedererkennungswert sehr hoch ist. Die gesamte Buchpräsentation finde ich insgesamt sehr stimmig und einladend.

Die Geschichte:
Die Geschichte nimmt uns in die 60er-Jahre mit, in die Zeit des Wirtschaftswunders. Die beiden Familien Nieland und Timmlein, sowie das gesamte Umfeld der Erben rund um die Villa am Elbstrand, müssen sich dennoch auch mit den dunklen Geheimnissen des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzen. Isabel, die angehende Journalistin entdeckt Tatsachen, die in der Familie nicht ohne Folgen bleiben. Auch die Abriegelung durch die DDR belastet sehr. Als dann noch die schlimme Sturmflut über Hamburg hereinbricht, sind alle Familienmitglieder gemeinsam aufgefordert zusammenzuhalten.

Meine Meinung:
Die Bewohner der Villa haben mich sofort wieder in ihren Bann gezogen. Allen voran Anna und Sofie und nun auch Isabel, die mich intensiv an ihrem Leben teilhaben ließen. Alle anderen Protagonisten, agieren ebenso glaubhaft. Die Schauplätze sind wie gewohnt präzise dargestellt, sodass man bildlich sehr gut unterwegs sein kann. Wie bekannt, schreiben die Autoren in flüssiger und leicht verständlicher Sprache. Die Verflechtung der Zeitgeschichte ist mir in diesem Band allerdings nicht fein genug, denn es war meines Erachtens im letzten Drittel des Buches zu viel Politik und zu viel vorgefasste politische Meinung, die die Figuren seitenlang diskutierten und kundtaten. Das ist aber meine persönliche Wahrnehmung. Wie auch in den ersten beiden Büchern haben die zahlreichen Perspektivwechsel den Spannungsbogen hochgehalten. Interessant finde ich, dass prominente Zeitzeugen eingebunden sind und in der Geschichte agieren. Insgesamt findet die Trilogie einen beeindruckenden Abschluss, voller Spannung und guter Unterhaltung. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus.
Heidelinde von friederickes bücherblog

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2020
Die Pestheilerin von Straßburg / Straßburg-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)
Hurst, Heidrun

Die Pestheilerin von Straßburg / Straßburg-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine ganz besondere historische Geschichte

Das Cover:
Das Cover finde ich sehr ausdrucksstark. Im Hintergrund das Gerberviertel in Straßburg und im Vordergrund eine junge Frau des Mittelalters, die mich mit ihrem Blick fasziniert. Eine Buchpräsentation, die zusammen mit dem Klappentext sehr stimmig ist.

Die Geschichte:
Die Geschichte führt uns ins Mittelalter ins Jahr 1349, nach Straßburg. Adelheid, die ehemalige Novizin ist mit ihrer Mutter Gertrudis unterwegs, die mit ihren Kräutern als Heilerin zu den Menschen geht und nun ihr Wissen an Adelheid weitergibt. Ihr Verlobter, der Sohn eines Henkers ist unterwegs und arbeitet daran selbst den Beruf des Scharfrichters abzuschließen und seine Adelheid heiraten zu dürfen.
Dann kommt die Pest nach Straßburg, außerdem erhängt sich eine Nonne im Kloster, was eine Todsünde ist. Weitere Todesfälle folgen. Können Adelheid und Martin dem Chaos gerecht werden?

Meine Meinung:
Ich muss gestehen, dass ich sehr neugierig war, wie ich mit diesem Genre zurechtkommen würde, denn ich bin zuvor davon ausgegangen, dass es mit nicht ganz so liegt. Aber weit gefehlt. Doch der Reihe nach. Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und bewegen sich in ihrem jeweiligen Charakter überzeugend und stark. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Adelheid, Gertrudis und Martin, die mich in eine Welt entführten und mich ganz nah an ihrem schweren Leben, an ihren Zweifeln rund um die für uns kaum nachvollziehbare Arbeit einer Kräuterheilerin und eines angehenden Scharfrichters, der in seinem Inneren, schwere Kämpfe, um das Leben und den Tod an sich ausfechten muss. Hinzu kommt die Not, das Elend der Menschen, die wenigen Erkenntnisse rund um die Heilung von Krankheiten, und das Wüten der Pest. Auch die Geschehnisse und das Leben in den Klöstern hinterlassen bei mir einen nachhaltigen Eindruck. Heidrun Hurst schreibt in einer flüssigen und spannenden, auch leicht verständlichen Sprache. Auf jeder Seite spürt man die intensive Recherche und die perfekte Einbindung der Zeitgeschichte. Die zahlreichen Perspektivwechsel, und der Verlauf der Geschichte halten den Spannungsbogen stets hoch und sorgen dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Die Schauplätze sind von der Autorin exzellent beschrieben und lassen es zu, dass man der bildlichen Darstellung sehr gut folgen kann.
Mein Fazit: Ein wunderbares, spannendes und beeindruckendes Buch, das mich in eine Zeit mitgenommen hat, die mir den Atem stocken ließ. Eine Geschichte, die mich fasziniert und nicht mehr losgelassen hat. Eine Buchempfehlung der Extra-Klasse.

Bewertung vom 14.07.2020
Tage des Lichts / Das Schicksal einer Familie Bd.3
Renk, Ulrike

Tage des Lichts / Das Schicksal einer Familie Bd.3


ausgezeichnet

Rezensionstitel: Was für eine Geschichte
Das Cover:
Das Cover zeigt eine junge Frau auf dem Land, inmitten einer blühenden Wiese. Im Hintergrund das Bauernhaus. Eigentlich eine angenehme und freundliche Abbildung, die kein bisschen den Eindruck vermittelt, was sich in diesen dunklen Tagen abgespielt. Das Cover ist an die beiden ersten Bände angelehnt und der Klappentext hat mich sehr angesprochen.
Die Geschichte:
Ruth hat es nach England geschafft. Dort wird sie als Haushaltshilfe von einer Bauernfamilie aufgenommen. Sie muss als noch junges Mädchen bis zum Umfallen arbeiten. Freddy der Bauer ist mit seinen Tieren und seinen Äckern beschäftigt und mischt sich äußerst selten in Haushaltsfragen ein. Seine egozentrische Frau traktiert das Mädchen ohne Unterlass und bürdet ihr auch all die Aufgaben auf, die sie selbst übernehmen müsste. Und dennoch gelingt es Ruth mithilfe eines Ehepaares die Papiere für ihre Eltern und ihre Schwester zu besorgen, damit diese aus Deutschland ausreisen dürfen, was ihnen nur wenige Tage vor Kriegsbeginn gelingt. Anstatt die restliche Familie auch noch nachzuholen, schwindet ihre geglaubte Sicherheit dahin, weil zu befürchten ist, dass sich das Kriegsgeschehen über den Teich ausweitet. Nun müssen sie alles daransetzen, nach Amerika, zu fliehen. Der Krieg scheint aber ihre Pläne zu durchkreuzen.
Meine Meinung:
Schon mit der ersten Seite wurde ich in das Schicksal der jungen Ruth hingezogen. Ich habe anschließend nachts durchgelesen und erst hinterher mitbekommen, dass für diese Saga schon zwei Bände zuvor erschienen waren. Das ist ein hohes Zeichen von Qualität, dass man das Buch einer Familiensaga lesen kann, und keine vorausgegangenen Inhalte, oder Figuren suchen muss. Da es sich um eine wahre, aus Tagebüchern gespeiste Geschichte handelt, gibt es an den Protagonisten grundsätzlich nichts zu kritteln, denn es ist über weite Strecken das Leben, welches die beschriebenen Menschen tatsächlich gelebt haben. Auch die üblichen Bewertungen, wie Spannungsbogen und Perspektivwechsel spielen für mich in diesem Fall nicht die sonst hervorgehobene Rolle, weil die Autorin nur da ergänzt hat, wo es für den Lauf der Geschichte von Nöten war. Ulrike Renk schreibt in einer fließenden, leicht verständlichen und bildlich gut aufzunehmenden lebhaften Sprache. Auch die Schauplätze sind sehr gut beschrieben. Im Vordergrund steht aber für mich das Seelenleben eines Mädchens, das mit lieblos aufgebürdeter, schwerer Haus- und Putzarbeit, mit Kindererziehung, Hausschlachtungen und den Aufgaben einer Köchin, deren Beruf sie im Schnelllehrgang erlernen muss, völlig überfordert ist. Und zusätzlich kommen auf ihre zarten Schultern die Sorgen, um den Umgang mit ihr selbst als Deutsche und als Jüdin, auch Sorgen um die Eltern, denen bei ihrer Ankunft anzusehen ist, wie schlecht es ihnen geht. All das zusammen sorgt dafür, dass Ruth innerhalb weniger Monate erwachsen wird, dazu schrittweise erstarkt und für mein Dafürhalten weit über sich hinauswächst. Es geht insgesamt um das Schicksal von Menschen, denen man nicht nur die Existenz, sondern auch die Würde weggenommen hat. Menschen, die versuchten um die halbe, wenn nicht um die ganze Welt zu fliehen, um irgendwo in Frieden leben zu dürfen.
Mein Fazit: Dieses Buch geht zu meinen Highlights des Jahres 2020. Eine Geschichte, die unter die Haut geht, die wieder einmal vor Augen führt, was damals Entsetzliches angerichtet wurde, und wie sehr wir alle gemeinsam darauf achten sollten, dass so etwas nicht mehr geschehen kann. Ich werde die ersten beiden Bücher und natürlich den letzten noch fehlenden Band unbedingt lesen. Ein Leben, über das durchaus auch in Schulen gelesen werden sollte.
Meine ausdrückliche Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.07.2020
Fünf Wörter für Glück
Dove, Ella

Fünf Wörter für Glück


sehr gut

Eine Geschichte voller Hoffnung

Das Cover:
Ein luftig, leichter Hintergrund, zarte Farben und unten eine kleine Schattenfigur, die eine junge Tänzerin auf einem Bein zeigt. Das ist für mich eine sehr stimmungsvolle Buchpräsentation, die ich sehr gelungen finde.
Die Geschichte:
Heidi versucht, in London als Schauspielerin arbeiten, zu dürfen, was aber sehr mühselig ist. Daneben arbeitet sie in einem Restaurant, um sich über Wasser zu halten. Auch das Leben in einer Beziehung will nicht so richtig gelingen. Eines Tages reißt sie ein schwerer Unfall aus ihrem bisherigen Leben und alles, was bisher war, wird infrage gestellt.
In der Rehaklinik teilt sie ihr Zimmer mit der 80 zig-jährigen Maud, deren Optimismus und Lebensfreude auf sie überspringt. Hinzu kommt deren Enkel Jack, der auf sie einwirkt, sie aus der Ecke holt und ihr den Rat gibt eine Liste anzufertigen, ein fünf Punkte Plan zurück ins Glück des Lebens. Ein schwerer Weg für sie und ihre Familie, der immer wieder neue Herausforderungen bringt. Ob ihre damit verbundene Hoffnung in Erfüllung geht?

Meine Meinung:
Diese Geschichte hat mich sehr berührt. Sie schildert, wie schnell das bisherige Leben nicht mehr möglich ist, wie schnell die noch so fleißig geplante Zukunft nicht mehr im Vordergrund stehen kann.
Heidi hat mich teilhaben lassen an ihrem Schicksal. Sie ließ mich ganz tief in ihre Seele, in ihre innere Zerrissenheit blicken. Ja sie teilte jeden Gedankengang, jede Vorstellung mit mir, jeden Zweifel, aber auch alles, was Lebensmut brachte. Sehr gut gefallen hat mir der Einfluss und die Lebenserfahrung der klugen Maud, die ein ebenso schweres Los zu tragen hatte, aber ganz anders damit umging und Heide unter ihre Fittiche nahm. Ebenso der Enkel von Maud, dessen Einfluss sehr feinfühlig und hilfreich war.
Die Autorin hat diese intensive Nähe zu Heidi durch die „Ich“ Erzählung geschaffen, sie außerdem durch das Erleben des ähnlichen Schicksals verstärkt offengelegt, was sehr zu spüren ist. Alle Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und glaubhaft. Ella Dove schreibt in einer sehr flüssigen, lebhaften und unterhaltsamen Sprache. Ein bisschen hätte ich mir gewünscht, dass auch das Schicksal von Maude etwas länger, offener und spürbarer beschrieben gewesen wäre. Der tiefe Blick in den Alltag einer Rehaklinik mit ihren Patienten, sowie die Belastungen der Angehörigen, für die ein derartiger Einschnitt im Leben eines geliebten Menschen, eine schwere Bürde sind, sind heraustragend eingebunden. Alles ist sehr authentisch.
Mein Fazit: Ein Buch, das neben der Nachdenklichkeit viel Zuversicht und Mut vermittelt. Natürlich erhält es eine ausdrückliche Leseempfehlung.
Heidelinde von „friederickes bücherblog“

Bewertung vom 26.06.2020
Aufbruch in ein neues Leben / Das Weingut Bd.2
Lacrosse, Marie

Aufbruch in ein neues Leben / Das Weingut Bd.2


ausgezeichnet

Was für eine begeisternde Fortsetzung

Das Cover:
Das Cover zeigt in Hintergrund ein beeindruckendes Weingut inmitten der Weinberge. Die Farben sind sehr harmonisch abgestimmt, sodass eine neugierig machende Stimmung erzeugt wird. Insgesamt ist die Abbildung an den ersten Teil angelehnt und somit wird dem hohen Wiedererkennungswert Rechnung getragen. Zusammen mit dem Klappentext eine in sich stimmende Buchpräsentation.
Die Geschichte:
In diesem zweiten Band sind wir in den 1870er Jahren unterwegs. Es geht es um die Zeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg, um die wirtschaftliche, auch die politische und gesellschaftliche Lage im Elsass und in der Pfalz. Sohn Franz kommt als Kriegsversehrter zurück und niemand kann oder will ihm sagen, wo das Dienstmädchen Irene, seine Geliebte sich jetzt aufhält. Er würde am liebsten wegziehen, aber einige Umstände erschweren dieses Ansinnen und zwingen ihn andere Wege zu gehen.
Irene hat ihre Stelle als Dienstmädchen verloren und kämpft in der Fremde unter schwersten und unglaublichen Bedingungen in einer Fabrik, um das tägliche Brot und die Möglichkeit ihren kleinen Jungen Fränzel großzuziehen.
Die Mutter von Franz wurde in ein Irrenhaus eingewiesen und wird mit unglaublichen Methoden therapiert und gequält. Sein Vater, versucht weiterhin den Besitzstand zu wahren, achtet mit allen Mitteln darauf nichts zu verlieren und abzugeben zu müssen. Die Schwester von Franz ist ebenso arrogant, wie im ersten Teil.
Meine Meinung:
Was für ein Buch, was für eine Spannung. Dieser zweite Teil hat mich noch mehr gefesselt, als der Erste und auch dieses Mal waren Franz und Irene meine absoluten Lieblingsprotagonisten. Sie haben mich erneut auf intensivste Art an ihrem Leben teilhaben lassen, das alles andere als leicht, ja aus heutiger Sicht gar unvorstellbar war. Schwerpunkte waren die Standesunterschiede, die wirtschaftlichen Gegebenheiten, das ungeheure Verhalten der Fabrikbesitzer und die daraus resultierende Not der Arbeiter. Auch der Blick hinter die Kulissen eines Irrenhauses der Zeit, jagte mir die Gänsehaut über den Rücken. Alle Protagonisten sind überzeugend und authentisch in ihrem zugewiesenen Handeln. Wie schon im ersten Teil von mir beschrieben, schreibt die Autorin in einer leicht verständlichen, flüssigen und ausdrucksstarken Sprache, die mich überzeugend in die damalige Zeit entführte. Die Schauplätze sind wunderbar beschrieben und da ich viele davon persönlich kenne, kann ich das explizit bestätigen. Die perfekte und feinsinnige Einarbeitung der Zeitgeschichte, gestattete mir, in eine Welt einzutauchen, die den Menschen alles abverlangte und mich vielfach erschütterte. Das alles setzt eine intensive und bemerkenswerte Recherche voraus. Die zahlreich wechselnden Erzählperspektiven sorgen für einen durchgängig hohen Spannungsbogen, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Mein Fazit: Es ist ein Buch der Extra-Klasse, ein Buch, das zu meinen Highlights des Jahres gehört. Ich empfehle des Genusses wegen, den Teil 1 vorab zu lesen. Meine Begeisterung und meine Leseempfehlung teile ich hier gerne mit.

Bewertung vom 11.06.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1


ausgezeichnet

Rezensionstitel: Was für ein Auftakt

Das Cover
Das Cover passt perfekt. Die Farbgebung und dieses starke eindrucksvolle Gesicht einer selbstbewussten Frau in den Zwanzigerjahren ist eine Buchpräsentation, die passender nicht sein könnte.


Die Geschichte:
Es ist das Jahr 1922. Hulda Gold, ist eine Hebamme, die in Berlin Schöneberg sehr beliebt ist. Bei ihren Hausbesuchen trifft die energische junge Frau, auf einen Querschnitt der Gesellschaft, und kümmert sich intensiv um die Frauen, deren Schicksal ihr besonders am Herzen liegen. Der Krieg ist immer noch nicht überwunden, die Wunden werden noch geleckt, und die Armut ist der tägliche Begleiter sehr vieler Menschen. Huldas Arbeit, gerade auch in einem der Elendsviertel der Stadt, im berüchtigten Bülowbogen, fordert all ihre Kraft. Als sie sich um eine Schwangere kümmert, erfährt sie von ihr, dass ihre Nachbarin tot im Landwehrkanal gefunden wurde. Es soll ein Unfall sein, hörte man, aber plötzlich interessierte sich ein Kriminaler für den Fall. Wieso fragt sie sich? Hulda lässt das nicht in Ruhe, sie geht der Sache nach, was sie aber mehrmals in Schwierigkeiten bringt, denn sie schaut in die Abgründe der Stadt, die nicht nur Licht, sondern auch viele Schatten hat.

Meine Meinung:
Ich habe schon einige Bücher von Anne Stern gelesen und wurde nie enttäuscht. In diesem Buch durfte ich in Berlin-Schöneberg unterwegs sein. Ein Bezirk, der bei mir gleich um die Ecke liegt, ich deswegen viele der Schauplätze persönliche kenne, ich ebenso wie Hulda gelegentlich am Viktoria-Luise-Platz zum Kaffee sitze, und über den Markt am Winterfeldplatz bummle. Will damit ausdrücken, dass die Schauplätze sehr gut und intensiv erarbeitet und beschrieben sind, dass der direkte Vergleich von mir voll des Lobes ist, weil alle Leser in jedem Fall mit Hulda ein Stück Berlin kennenlernen können.
Die Figuren sind sehr ausdrucksstark und zeigen, was es bedeutet hat, in diesen Nachkriegsjahren um den Alltag zu kämpfen. Man schließt sie sofort ins Herz, lebt und leidet mit ihnen. Sie haben Stärken und Schwächen, von denen man sagen kann, dass sie in dem, was sie erleben, demonstrieren, was oben und unten, was Hunger und Not bedeutet. Wir schauen in die Arbeit einer Hebamme, die nicht einfach machen kann, was sie will und erfahren mehr über die Polizeiarbeit mit einfachen Mitteln. Wir lernen, dass fast alle an einer mehr oder weniger einschneidenden Vergangenheit zu knabbern hatten. Selbst Hulda kämpft mit sich selbst.
Anne Stern erzählt in einer flüssigen, gut verständlichen, lebhaften und manchmal auch in einer poetischen Sprache. Die Zeitgeschichte ist sehr eindrucksvoll eingearbeitet. Die Perspektivwechsel, sowie die zahlreich eingebauten Wendungen der Geschichte sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Einzig und allein der Herr Zufall, den ich eigentlich auch sehr mag und der immer irgendwann in jedem Buch um die Ecke kommen muss, der war mir hier doch etwas zu oft dabei.
Mein Fazit. Ein wunderbarer Auftakt, der an Spannung und guter Unterhaltung keine Wünsche offenlässt. Ich empfehle diese zeitgeschichtliche intensive Reise durch Berlin wärmstens.
Heidelinde von friedericke-bücherblog

Bewertung vom 03.06.2020
Die Schule am Meer
Lüpkes, Sandra

Die Schule am Meer


sehr gut

Eine ganz besondere Schule

Das Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es zeigt Mädchen am Strand der Zwanzigerjahre in sehr gut ausgewählten Farben, die die Zeit perfekt repräsentieren. Zusammen mit dem Klappentext ist die Buchpräsentation sehr ansprechend und einladend.

Die Geschichte:
Die jüdische Lehrerin Anni Reiner und ihr Mann Paul gründen 1925 zusammen mit befreundeten Lehrern eine Internatsschule auf der Insel Juist. Es ist eine ganz besondere Schule mit einem Theater, mit eigenen Gärten, Aquarien und mehr. Eine Schule die Lehrer und Schüler auf Augenhöhe sieht und sich völlig von bisher bekannten Lehranstalten unterscheidet. Die Stimmung zu den Insulanern ist so rau wie das Klima, denn die Einheimischen sehen in dem Internat ein Hort für Juden und Kommunisten und dann erstarkt auch noch der Nationalsozialismus. Im Eiswinter 1929 müssen sie alle zusammenrücken. Und wie können sie sich im Zeichen der politischen Veränderungen zurechtfinden?


Meine Meinung:
Das Buch ist keine ganz leichte Lektüre, es verlangt Konzentration und Aufmerksamkeit. Es sind viele Protagonisten, die ich aber durch ihre unterschiedlichen Charaktere sehr gut kennenlernen konnte. Sie sind wunderbar ausgearbeitet und in ihrem Handeln authentisch. Die Schule ist nicht nur gedacht, sie hat es tatsächlich gegeben. Sehr gut gefallen hat mir, dass neben den agierenden fiktiven Figuren, auch Menschen aus der Zeitgeschichte, wie der Komponist und Dirigent Eduard Zuckmayer als Musikpädagoge eingebunden waren. Die Geschichte wird aus Perspektiven von Lehrern, Schülern und anderen Insulanern erzählt und ist deshalb sehr vielschichtig. Es ist insgesamt ein kleiner Kosmos, der sich nach allen Seiten zahlreichen Problemen stellen muss. Dazu gehören unter anderem Krankheit, Kälte, Anfeindung, Abgeschiedenheit und äußerst unangenehme politische Einflüsse. Der Schreibstil der Autorin hat es mir nicht ganz leicht gemacht und manchmal hat sich die Erzählung auf kleine Nebenwege begeben, die dann den Spannungsbogen etwas verlangsamt haben. Aber die spürbar intensive Recherche und die perfekte Einbindung der Zeitgeschichte, ist sehr hervorzuheben.
Mein Fazit: Ein Buch, das mich in eine Zeit mitgenommen hat, in der mutige Lehrer versucht haben auf einer Insel eine Schulform anzubieten, die nicht nur misstrauisch beäugt, sondern auch angefeindet wurde. Es geht um Zusammenhalt und Leidenschaft für einen neuen pädagogischen Ansatz, und das unter erschwerten politischen Gegebenheiten. Am Ende des Buches gab es noch einen historischen Einblick in alte Briefe. Ein beeindruckendes Buch der Zeitgeschichte mit einer Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.05.2020
Sommernächte am Tegernsee
Nellon, Johanna

Sommernächte am Tegernsee


gut

Rezensionstitel: Liebe am Tegernsee

Das Cover:
Das Cover verbreitet Sommerfeeling und Urlaubsstimmung. Es ist den Liebesromanen der Autorin angepasst, sodass ein hoher Wiedererkennungswert entsteht. Der Klappentext lädt ein, auf leichte Art an der Tegernsee mitzureisen.

Die Geschichte:
Sabine bekommt den Landgasthof „Die goldene Eiche“ ihres Onkels überschrieben, und damit geht für sie ein Traum in Erfüllung. Allerdings ist das alles gar nicht so leicht. Denn der sture Koch, den sie übernommen hat, macht ihr zu schaffen, weil zwischen einer gewohnt rustikalen Landküche und den Kreationen einer Sterneköchin doch Welten liegen. Eines Abends begegnet sie Thorsten und fühlt, eine gewisse Nähe. Daneben hofiert sie ihr Bankberater. Ein Unfall sorgt dafür, dass sie weiß, was sie will.

Meine Meinung:
Es ist eine ganze Weile her, dass ich einen einschlägigen Liebesroman gelesen habe und da ich den Tegernsee sehr mag, habe ich gerne und sehr offen diese Reise angetreten.
Die Protagonisten sind entsprechend der Geschichte entwickelt. Ihre zugewiesenen Charaktere passen gut zu einem leichten Liebesroman. Die Schauplätze rund um den Tegernsee sind von Johanna Nellon ausführlich und lebhaft beschrieben, sodass man wunderbar dabei sein kann. Die Autorin schreibt in einer einfachen und flüssigen Sprache. Es sind mehrere Erzählstränge, die nicht nur Sabines Geschichte zum Inhalt haben, sondern auch die Liebes- und Lebensgeschichten in ihrem Umfeld mit einbinden, sodass wir mehrere Paare in ihrem Alltag begleiten dürfen. Das bremst meines Erachtens die Fortschreibung der Geschichte um Sabine in ihrem Spannungsbogen ab und zu etwas aus, um sie dann wieder fortzusetzen. Die Funken der Liebe sprühten mir bei einigen der Protagonisten etwas zu flott und natürlich ist es auch hier, wie bei den meisten Liebesgeschichten so, dass man relativ schnell ahnt, und weiß, wer da mit wem zusammenkommt.
Mein Fazit: Eine leichte Kost, durch die man sich, wenn man das möchte, im Liegestuhl berieseln lassen und in Urlaubsgefühle versetzen lassen kann. Interessant fand ich noch die zahlreichen leckeren Rezepte.

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