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gaby2707

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Insgesamt 1822 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2024
Schwabing 62
Mayer, Gretel

Schwabing 62


ausgezeichnet

Ich wäre gerne schon damals in München gewesen

In Schwabing, dem damaligen Künstler- und Szeneviertel von München, wird die 36-jährige Berenike von Rahnstedt von ihrem 7-jährigen Sohn Wolfgang tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass die lebenslustige Nike, die in den Schwabinger Künstlerkreisen ein ausschweifendes und sehr lockeres Leben geführt hat, erschlagen wurde. Ist die Gräfin, die in einer sexuellen Dreierbeziehung mit ihrer Freundin Lieselotte „Lou“ Berghammer und dem jungen Peter Konzelmann lebte, einem Eifersuchtsdrama zum Opfer gefallen?
KHK Korbinian Hilpert und sein Kollege KHK Ludwig Waldleitner der Abteilung Mord I beim Polizeipräsidium München in der Ettstraße müssen bei einigen Verdächtigen tief in die Schwabinger Szene und auch in die Tiefen der Politik eindringen.

Gräfin Berenike „Nike“ von Rahnstedt ist schon eine auffällige Person. Gesegnet mit einer außergewöhnlichen Schönheit, einem wachen Geist, nahm sie aber wohl zu viele Pillen, bewusstseinserweiternde Substanzen und Alkohol um ihrem Alltag als alleinerziehende Mutter, die dauernde Geldsorgen quälten, mit ihrem kleinen Sohn Wolferl oder Bubi, wie sie ihn liebevoll nannte, meistern zu können. Durch das Manuskript zu dem autobiographischen Buch „Die Geflügelte“, das sie schreiben wollte und das die Ermittler in ihrer Wohnung finden, lerne ich die Frau auch mit einem düsteren Geheimnis aus ihrer Vergangenheit immer besser kennen. Auch hierin könnte für Jemanden ein mögliches Motiv sie beseitigen zu wollen, liegen.
Den jungen Kommissar Hilpert habe ich bereits 1952 bei seinen ersten Ermittlungen begleitet und mich gefreut, ihn hier zusammen mit seiner Frau Evi und Tochter Elsie wieder zu treffen. Ich fand es toll, dass mich die Ermittler bei der Suche nach dem Mörder an ihren Gedanken und Gesprächen haben teilhaben lassen. Als dann kurz vor Ende der Geschichte die Auflösung in Form eines Geständnisses ans Licht kommt, war ich doch baff. Damit hatte ich nicht gerechnet; konnte aber die Wut und die Enttäuschung, die zu der Tat geführt haben, sehr gut nachvollziehen.
Obwohl es gar nicht so viele Tatverdächtige sind, die hier in Frage kommen, steht der Spannungsbogen von Anfang an recht hoch und bleibt dort oben bis zum Schluss.
Neben dem Mordfall spielen die Schwabinger Krawalle im Juli 1962, in die junge Studenten und Künstler immer wieder verwickelt waren und bei denen die jungen Polizisten nicht immer zimperlich mit ihnen umgingen, eine Rolle. Bei dem Straßenfeger im TV „Das Halstuch“ von Frances Durbridge werden Kindheitserinnerungen wach. Auch Franz-Josef Strauß begegne ich hier in einer kurzen Szene. Was heute für uns Frauen unvorstellbar ist: damals brauchte die Ehefrau von ihrem Mann die ausdrückliche Erlaubnis, wenn sie arbeiten gehen wollte.
In „Schwabing 62“ gibt mir Autorin Gretel Mayer Einblicke in die gesellschaftliche Lage von damals in München. Auf der einen Seite stehen die veralteten Moralvorstellungen der älteren Erwachsenen; auf der anderen Seite die Vorstellung von der freien Liebe, der freien Sexualität und der Selbstverwirklichung der Frau, die gerade Nike absolut anstrebt. Das Wohl ihres kleinen Sohnes hat sie dabei aber immer im Blick.
Ich fand es auch schön, dass es hier einige Menschen gibt, die bayerisch sprechen, was den Lokalkolorit hervorhebt. Sogar a bissel schwäbisch wird gschwetzt.

Ich liebe Geschichten aus der Stadt in der ich nun seit vielen Jahren lebe. Einiges habe ich wiedererkannt, anderes ist leider schon lange Vergangenheit. Gelesen habe ich das Buch sehr gerne.

Bewertung vom 04.04.2024
Emil Igel
Gerber, Melanie

Emil Igel


sehr gut

Wie Igel Emil mit seiner Angst umgeht

Emil Igels Freund Nando ist krank und Emil will ihn besuchen. Aber wo ist denn bloß die Karte mit dem Weg zu ihm?
Wie Emil, der eigentlich vor allem Neuen Angst hat, den Weg nicht alleine zu finden umgeht, was er alles erlebt, wen er alles trifft, wie er mutig über sich hinaus wächst und trotz seiner Angst alles meistert, das hat Autorin Melanie Gerber in dieser kleinen abenteuerlichen Geschichte über den kleinen Igel Emil festgehalten. Mir hat besonders die Entwicklung die Emil hier macht und die sehr gut ausgearbeitet ist, sehr gut gefallen. Ich kann mir die verschiedenen Situationen und wie Emil damit umgeht, sehr gut vorstellen. Dass Emil bei diesem Abenteuer aber auch Spaß hat, kommt leider nicht so gut bei mir an.
Der Erzählstil ist, wie ich finde, absolut altersgerecht und mit seinen kurzen knappen Sätzen sehr gut verständlich.
Das übergroße Buch liegt sehr gut in der Hand und kann auch von 3-jährigen gut gehalten werden. Das einzig negative an dem Buch ist ein Klebefehler im Buchrücken. Stört beim Lesen nicht, mich leider schon.
Auf den ganzseitigen bunten Illustrationen von Doris Lecher gibt es so Vieles zu entdecken. Bei den liebevoll ausgearbeiteten Tiere kommen die Gefühle, die Emotionen und die gerade herrschende Stimmung sehr gut rüber. Gerade an Emils kleinem Gesicht kann man sehr gut ablesen, wie er sich gerade fühlt.
Sehr gut angenommen wird bestimmt auch das beigelegte „Leiterspiel“, das der ersten Umschlagseite gleicht. Die Spielanleitung ist kurz und verständlich und es macht bestimmt Spaß hier zusammen zu spielen und Emils Weg nach zu gehen. Ich freue mich schon, das Buch und das Spiel meinen Enkeln vorzustellen.

Eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Mut, Ängste überwinden und die Erkenntnis, dass man zusammen einfach alles schaffen kann. An Emil können wir uns alle ein Beispiel nehmen.

Bewertung vom 01.04.2024
Der längste Sommer ihres Lebens
Fried, Amelie

Der längste Sommer ihres Lebens


ausgezeichnet

Ein wunderbares Lesevergnügen

Auf der 110 Jahrfeier des von ihr geleiteten Autohauses Berner im fiktiven baden-württembergischen Meutlingen verkündet Geschäftsführerin Claudia Berner, 49, dass sie die Geschäfte demnächst in die Hände ihres Mannes Martin legen wird. Sie selbst will für das Bürgermeisteramt kandidieren und sich für eine modernere, nachhaltige und sozial gerechte Politik einsetzen. Ihre Mutter Marianne, 74, immer noch die Grand Dame des Autohauses hält weder etwas von der Übergabe der Geschäfte an ihren Schwiegersohn, noch von der Kandidatur ihrer Tochter.
Anouk, die bisher unauffällige brave Tochter des Hauses schmeißt am Tag ihrer Volljährigkeit die Schule und zieht in die WG einer Gruppe von Klimaaktivisten, denen sie sich angeschlossen hat, klebt sich an Straßen fest, wird bei einer Demo verhaftet und sitzt zwei Wochen in Bayern im Knast. Sie bricht jeden Kontakt zu ihren Eltern, die sich nach diesen Eskapaden einer Hausdurchsuchung stellen müssen, ab. Das alles hat natürlich Auswirkungen sowohl auf die Wahl zur Bürgermeisterin als auch auf ihre Ehe, die ganz langsam den Bach runter geht…

Amelie Fried ist es mit dieser Familiengeschichte und ihrem fantastischen Erzählstil ganz schnell gelungen mich direkt in die Familie Berner hinein zu katapultieren. Mit Claudia, Martin, Julian und Marianne habe ich um Anouk gebangt. Ich konnte Sohn Julians Wut so gut nachvollziehen, als er in der Schule wegen seiner familiären Verhältnisse ausgegrenzt wird. Ich habe auch Anouk verstehen können, die sich in ihrer Angst um unsere Welt in eine absolute Ausnahmesituation begibt. Ich fand es schrecklich beim langsamen Zerfall der kleinen Familie zuschauen zu müssen. Dass die bisher so disziplinierte Marianne ihre erste große Liebe wiederfindet und beschließt sich nur noch auf sich zu konzentrieren, was sogar ihre Wohnungseinrichtung einschließt, fand ich einfach rührend.
So einfühlsam, farbig und menschlich wie die Autorin die Menschen hier beschreibt, habe ich mich sehr gut in sie hinein versetzen können. Ich hätte gerade Anouk so gerne mal in den Arm genommen und ganz feste gedrückt. Bei Claudia war ich froh, dass sie Menschen wie ihre Freundinnen Ceyda, die ihr fast bis zur Selbstaufgabe hilft, und Tina, die ihr in Berlin Quartier gibt, um sich hat, die ihr beistehen. Ihre Unsicherheit und ihre Bedenken konnte ich zumeist gut verstehen. Vor allem, dass sie das Muttersein über alles stellt, fand ich sehr gut. Mit Martin hätte ich auch gerne mal ein ernstes Gespräch geführt und ihm den Kopf gewaschen. Selten hat mich eine Geschichte so aufgewühlt und betroffen gemacht.
Die verschiedensten Situationen, bei denen ich dabei bin, waren für mich alle sehr gut vorstell- und nachvollziehbar.
Das Verweben eines Familien-Unterhaltungsromanes mit den derzeit weiterhin aktuellen und brisanten politischen Themen ist Amelie Fried hier sehr gut gelungen. Drei Frauen, jede auf ihre Weise stark und kämpferisch, haben mir ein tolles Leseerlebnis geschenkt. Das Ende hat mich mit den vielen kritischen Situationen, die ich hier beim lesen durchlebt habe, wieder versöhnt.

Ich habe diesen Pageturner verschlungen und hoffe, dass das Buch noch ganz viele Leser*innen finden wird.

Bewertung vom 30.03.2024
Der Ernst des Lebens
Jörg, Sabine;Drescher, Antje

Der Ernst des Lebens


ausgezeichnet

Bald ist es soweit...

… und für unseren ältesten Enkel beginnt der Ernst des Lebens. Er kommt in die Schule. Da haben wir nach einem kleinen Geschenk gesucht und sind auf dieses Buch gestoßen.

„Warte mal ab, bis du sechs bist und in die Schule kommst. Dann beginnt der Ernst des Lebens“, hatte die Mama immer zu Annette gesagt. Was damit gemeint ist, darüber macht sie sich ab da Gedanken. Und auch ihre große Schwester Bettina macht ihr nicht gerade Mut, wenn sie über die Schule spricht. Als sie diesen „Ernst“ dann an ihrem ersten Schultag kennenlernt, merkt sie, dass er gar nicht so schlimm ist, wie sie es sich immer ausgemalt hatte.

Gleich auf der ersten Umschlagseite und dann auch auf dem Hinteren Innencover erwartet mich ein Sammelsurium von Schulmaterialien, die der kleine Schulanfänger bald brauchen wird.
In kurzen, für Kinder leicht verständlichen Sätzen beginnt dann auch schon die kleine Geschichte über Annette, die bald zur Schule kommt und sich die Fragen über den Ernst des Lebens stellt.
Ob der Witz, der hinter dem Ernst steckt, von jedem Kind gleich begriffen wird, ist fraglich. Aber ich denke im Laufe der Geschichte werden die Kleinen das schon herausfinden. Vor allem, weil Ernst ja wirklich ein lieber, netter Kerl ist.
Die ganzseitigen farbenfrohen Illustrationen von Antje Drescher geben der Geschichte den letzten Schliff und machen die Geschichte mit ihren Emotionen richtig greifbar.

Mir persönlich hat das witzige Buch sehr gut gefallen und ich bin gespannt, was unser bald-Schuldkind dazu sagt.

Bewertung vom 30.03.2024
Die kleine Finca am Mittelmeer
Micus, Andrea

Die kleine Finca am Mittelmeer


ausgezeichnet

Margarethe, die Frau mit den zwei Gesichtern

Margarethe, die nach dem Aus ihrer großen Liebe in Spanien im Hinterland des Städtchen Gandia auf der Finca Biologica zur Ruhe und zu einem neuen Leben gefunden hat, lernt durch einen unachtsamen Unfall den Fahrradfahrer Finn kennen. Beide sind sich auf Anhieb sympathisch und es kommt zu einer ersten Verabredung. Dann trifft ein Brief ein, der Margarethe völlig aus der Fassung bringt. Plötzlich ist die Vergangenheit, die sie glaubte hinter sich gelassen zu haben, wieder da. Und steht plötzlich sogar unangemeldet vor ihrer Tür.
Gut, dass sie da ihre gute Freundin Ina hat, der sie ein lang gehütetes Geheimnis anvertrauen kann. Aber auch deren Leben und vor allem das ihrer Tochter Leonie gestaltet sich plötzlich so ganz anders als erwartet oder geplant...

Ich habe auch diesmal meinen Kurzurlaub am Mittelmeer in der Nähe von Valencia richtig genossen. Es war so schön, die Menschen, die mir bei meinen ersten beiden Aufenthalten dort so ans Herz gewachsen sind wiederzulesen. Egal ob Ina mit ihrer Tochter Leonie, ihren Eltern Helga und Bernd und ihrem Freund Vincente, Coach Alexandra und natürlich Margarethe. Alle fühlen sich schon fast wie Freunde an, die ich langsam immer besser kennenlerne. Besonders gefallen mir immer wieder die tiefgründigen Gespräche, die Autorin Andrea Micus die Freundinnen Margarethe und Ina auch diesmal wieder führen lässt. Aber auch Finn und der Gast, der unangekündigt bei Margarethe vor der Tür stehen, konnte ich mir gut vorstellen und finde beide echt sympathisch.
Immer wieder ist auch hier von so leckerem Essen die Rede, dass mir das Wasser im Mund zusammen läuft. Und einen der Märkte, auf denen Margarethe ihr Obst und Gemüse verkauft würde ich sofort besuchen. Als Goodie bekomme ich zum Schluss noch ein paar Schönheitsrezepte rund ums Olivenöl.
Aber es geht nicht nur um die Liebe und einen Neuanfang, zu dem man auch mit fast 50 noch nicht zu alt ist. Auch das Thema Outing im Fußball, zu dem sich ein Bekannter von Margarethe bekennt, fand ich sehr interessant.

Eine wunderbare Geschichte mit sympathischen Menschen in einer Umgebung, in der man sich nur wohlfühlen kann. Ich komme sehr gerne wieder.

Bewertung vom 28.03.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


sehr gut

Mir hat der Ausflug aufs Land gut gefallen

Maria, alleinerziehende berufstätige Mutter zweier Teenager, ist mit ihren Töchtern Mira und Charlotte auf dem Weg zu einer Bergwanderung mit ihren Freunden Bea und Oli, mit denen sie das Wochenende auf einer Berghütte verbringen wollen. Da erreicht sie der Anruf ihrer Mutter. Ihr Vater hatte einen schweren Waldunfall und liegt im Krankenhaus. Ihre Mutter ist allein mit der Landwirtschaft und der an Demenz erkrankten Großmutter überfordert. Jemand anderes außer Maria ist im Moment auch nicht erreichbar. Also macht sie sich auf in ihre alte Heimat, die sie sofort nach der Schule in Richtung Stadt verlassen hatte. Als ihr Bruder Thomas mit seiner Frau auf dem Hof eintrifft und ein Thema auf den Tisch bringt, dass alle viel zu lange totgeschwiegen haben, treten Spannungen auf...

Mich hat das wunderschön gestaltete Cover sofort an meine Kindheit auf dem Dort erinnert. Zwar bin ich nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen wie Maria. Aber vieles, was hier in ihren Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend auftaucht, kenne ich auch.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, springt zwischen dem Früher und dem Heute hin und her, was mir einerseits gut gefallen hat. Da es keine Zeitangaben gibt, musste ich immer wieder innehalten um zu überlegen, wann ich nun gerade bin. Viele kleine Rückblenden führen mich in das kleine Dorf Birkenmühle auf den etwas abseits gelegenen Hof von Marias Eltern, wo sie mit ihrem Bruder Thomas, ihrer Oma und Onkel Herbert aufgewachsen ist.
Autorin Martina Bogdahn schafft es sehr schnell mich in die Hofatmosphäre hinein zu ziehen. Ich rieche dieses Gemisch aus Äpfeln, Erde, Gras und Stall und sehe das duftende Brot aus dem Holzofen direkt auf dem Tisch landen. Ich erfahre einiges aus dem Schulalltag, den Ferien, der Erntezeit, wo Thomas und sie immer stark gefordert waren, und von Weihnachten. Vor allem der familiäre Zusammenhalt war damals sehr wichtig. Auch wie ein Hof wie dieser in der heutigen Zeit überleben kann ist Thema. Überhaupt finde ich das Leben auf dem Bauernhof sehr lebensecht und glaubwürdig erzählt. Manches macht mich nachdenklich, ich kann aber hier und da auch mal schmunzeln. Ich denke, die schönen Erlebnisse und Begebenheiten haben in Marias Kindheit und Jugend doch überwogen. Und heute genießt sie Vieles, was sie früher als störend empfunden hat. Onkel Herbert hätte ich gerne noch im Heute kennengelernt.
Der Erzählstil ist recht einfach gehalten, bringt aber die Bilder und die verschiedenen Stimmungen sehr gut rüber. Einige wenige Passagen sind mir persönlich zu ausführlich behandelt. Aber das ist halt Ansichtssache. Insgesamt habe ich es genossen in die verschiedenen Situationen mit Maria eintauchen zu können und mit ihr in Erinnerungen zu schwelgen.

Ein wunderbarer Roman über das nicht immer einfache wahre Leben auf dem Land, der aber auch die schönen Seiten zeigt.

Bewertung vom 26.03.2024
Hotel Bertani
Tosetti, Isla

Hotel Bertani


ausgezeichnet

Ein spannender Ausflug an den Lago Maggiore

Es ist drei Uhr dreißig, mitten in der Nacht, als Commissario Quentino Parisi von seinem Mitarbeiter Giovanni De Luca per Telefon erfährt, dass es eine weitere junge, dunkelhaarige Singlefrau mit Bisswunden am Hals und Stichwunden am Körper tot aufgefunden wurde. Wer ist er, den die Presse „Der Werwolf“ nennt?
Während Paresi und seine Mitarbeiter alles tun um dieses Ungeheuer aufzuspüren, begleite ich Hoteliersgattin Carlotta Bertani, die von Albträumen geplagt wird und sich verfolgt fühlt. Auch Hausdame Maura Gallo begegne ich oft, die zwar genau ins Beuteschema des Werwolfs passt…
Mehr wird hier aber erst mal nicht verraten.

Eine Geschichte in 85 Kapiteln. Und schon in Kapitel 1 stockt mir der Atem und eine Gänsehaut streicht mir über den Rücken. Nicht beim Anblick der Ballerina, die in ihrem schwarzen Tutu den schwarzen Schwan tanzt, sondern bei „dem Biest mit der Pranke“, das in den Fernseher schlägt. Mir war absolut nicht klar, wohin mich das noch führen würde.
Durch immer wieder neue Perspektiven und Ortswechsel steigt die Spannung, die ab der ersten Seite vorhanden ist, immer weiter an. Es gibt auch immer wieder mal Jemanden, dem ich die Taten zutrauen würde. Mir fehlen aber immer einige Puzzleteile für die endgültige Überführung des Täters.
Mir gefällt der Erzählstil von Isla Tosetti, die sich nicht so sehr mit den Ermittlungen ihres Commissarios Parisi und seiner Mitarbeiter beschäftigt, sondern ihr Augenmerk eher auf die verschiedenen Charaktere legt, die ich hier kennenlerne, sehr gut. Schon fast eine psychologische Studie, die ich richtig genossen habe. Ich konnte seht gut mit rätseln und habe lange nicht geahnt, wer sich hinter dem Werwolf verbirgt. Wobei ich im Nachhinein betrachtet schon hätte drauf kommen können, wer hier sein Unwesen treibt. Und vor allem warum. Leider hat mich mein Ermittlergen in diesem Fall im Stich gelassen.
Durch die detaillierten Beschreibungen kann ich mir das Leben im Hotel Bertani sehr gut vorstellen und bei den Köstlichkeiten, die nicht nur hier auf den Tisch kommen, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Der Lago Maggiore und Ascona verbreiten trotz der schrecklichen Ereignisse in ihrem Umfeld ein Urlaubsfeeling, dem ich mich nicht entziehen kann.

Eine spannende Geschichte, in die ich ab der ersten Seite hinein gezogen wurde. Die mich fasziniert und mir Gänsehaut beschert hat. Die mich aber hauptsächlich sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 25.03.2024
Die zügellose Geilheit der Escort-Ladys   Erotischer Roman
Stevens, Hannah

Die zügellose Geilheit der Escort-Ladys Erotischer Roman


ausgezeichnet

Eine sinnliche Reise in die Welt des Escort, die ich sehr genossen habe

Hannah Stevens entführt mich mit dieser Geschichte in die Welt des High-Class-Escort. Ich lerne die märchenhafte, hingebungsvolle und leidenschaftliche Traumfrau Mia kennen, die neben ihrem normalen Berufsalltag zusammen mit ihrer besten Freundin Belle als High-Class-Escort Lady das Geld für ihren Luxus dazu verdient. Zusammen stehe ich mit den Beiden bald vor dem Hotelzimmer von Harry, einem älteren Gentleman, mit dem sie sich auf ein leidenschaftliches, zügelloses Abenteuer und eine Dreiecksbeziehung voller Leidenschaft, Verlangen und Lust einlassen.

Nachdem mir die heißen Geschichten, die ich bisher von Hannah Stevens gelesen habe, alle sehr gut gefallen haben, war ich sehr gespannt auf diesen neuen Roman. Und auch hier hat sie mich mit ihrem leichten, lockeren, sehr freizügigen und überaus sinnlichen Erzählstil absolut überzeugt. Ein Stil, der ohne anstößig zu sein oder derb unter die Gürtellinie zu gehen, schnell zur Sache kommt, schonungslos offen ist und keine Fantasien unausgelebt lässt. Ihre Charaktere stellt sie mir sehr facettenreich, lebendig und überaus menschlich vor. Mit ihrer Geschichte knipst sie sofort mein Kopfkino an, das dann heiß läuft und immer noch mehr will. Meinen Geschmack hat sie mit ihren beiden leidenschaftlichen und erotischen High-Class-Escort-Ladys wieder super getroffen.

Zum Abschluss bekomme ich als kleines Goodie noch einen Gutschein-Code, mit dem ich mir eine weitere heiße exklusive Geschichte der Autorin als E-Book aus dem Internet herunter laden kann. Und wie üblich ist auch hier ein Lesezeichen passend zum Buch mit dabei.

Bewertung vom 23.03.2024
Bad Summer People
Rosenblum, Emma

Bad Summer People


ausgezeichnet

Wenn alles aus dem Ruder läuft...

Jeden Sommer verbringen Jen Weinstein, ihr Mann Sam mit den Kindern Lilly, Ross und Dara ihre Sommermonate in ihrem Strandhaus in Salcombe. Genau wie Lauren Parker, ihr Mann Jason mit den Kindern, Arlo, Amelie und deren Nanny Silvia. Die Männer sind seit Kindertagen Freunde, obwohl Jason Sam eigentlich nicht ausstehen kann. Die Frauen genießen den Sommer mit Tennis spielen und am Strand liegen, die Männer gehen halbherzig ihren Jobs nach. Alles scheint Idylle pur, bis nach einem heftigen Microburst oder Fallwind eine Tote neben einem Bohlenweg im Gebüsch gefunden wird. Ganz langsam bröckeln die Fassaden und so manches Geheimnis kommt ans Licht.

Ich kann Lucy Foley sehr gut verstehen, wenn sie auf der Rückseite des Buches zitiert wird: „Sagen Sie alle Verabredungen ab – ich habe dieses Buch innerhalb eines Wochenendes inhaliert und konnte einfach nicht die Finger davon lassen!“ Mir ging es fast genau so.
Vom 26.06., als sie mit der Fähre in Salcombe auf der Insel Fire Island ankommen, bis nach dem ersten Wochenende im September, dem Labor-Day-Wochenende, wo die allgemeine Abreise vonstatten geht, und auch noch ein paar Tage in New York, gehe ich den Weg mit den Familien Wenstein und Parker gemeinsam. Außerdem lerne ich noch einige andere Menschen, die auf der Insel die Sommermonate verbringen kennen. Ich kann z.B. die Damen sehr gut verstehen, dass sie Tennistrainer Robert Heyworth anhimmeln. Auch in Rachel Woolf, die kinderlose Singlefrau, die sich nach einem Mann sehnt, kann ich mich hinein fühlen.
Durch Lauren Parker lerne ich die Insel Fire Island, ein schmales Stück Land vor der Südküste von Long Island, wo sie und die Weinsteins in Salcombe ein Strandhaus besitzen, gut kennen. Hier residiert der Geldadel, man kennt sich seit Jahren und vertreibt sich die Zeit mit Tennis, kühlen Cocktails im Clubhaus und Strand-Picknicks. Bis nach und nach ein Geheimnis nach dem anderen ans Licht kommt, ein perfektes Leben nach dem anderen zerbröckelt und die Lügen nichts mehr überdecken.
Ich finde es toll, dass ich sowohl die Insel als auch das Leben, das nicht immer so perfekt ist wie es scheint, aus den verschiedensten Blickwinkeln der unterschiedlichsten Menschen kennenlerne. Nicht nur Jen, Lauren, Jason und Sam nehmen mich mit in ihre Gedanken und Gefühle. Auch Beth Ledbetter, Paul Grobel, Lisa Metzner, Susan Steininger und Larry Higgins lasen mich an ihren Gedanken teilhaben und offenbaren dadurch mit der Zeit das ganze Chaos, das die so gut betuchten Herrschaften auf der Insel zu verschleiern suchen.

Bad Summer People liefert den perfekten Sommerroman. Emma Rosenblum schafft es mich stundenlang an das Buch zu fesseln, weil es so spannend, sexy, voller interessanter Menschen ist und vor allem allerbeste Unterhaltung liefert.
Von dieser Art Roman und menschlicher Studien hätte ich gerne mehr!

Bewertung vom 23.03.2024
Letztes Busserl im Hofbräuhaus
Gerwien, Michael

Letztes Busserl im Hofbräuhaus


ausgezeichnet

Meine letzten Ermittlungen mit Max Raintaler und Franz Wurmdobler

„Schweinsbraten und Bier gehören zusammen wie Reifen zum Fahrrad“. Für solche und ähnliche Sprüche liebe ich den kleinen dicken HK Franz Wurmdobler, Chef der Abteilung Mord und Gewaltverbrechen bei der Kripo in München, der seinen Abschied aus dem Polizeidienst in einem Münchner Biergarten mit seinen engsten Freunden feiert. Die Stimmung ist feucht-fröhlich und ausgelassen bis jemand am Tisch in der Abendzeitung die Schlagzeile sichtet. Franz soll in seiner Studentenzeit auf dem Heimweg von einem Faschingsball ein Mädchen vergewaltigt haben. Ist dieser gemütliche Genussmensch wirklich zu einer solchen Tat fähig? Niemals! Da sind sich seine Freunde einig und ganz sicher. Sein engster früherer Kollege und bester Freund seit dem Kindergarten, Ex-Kommissar Max Raintaler, und sein langjähriger Kollege HK Bernd Müller, den alle wegen seiner manchmal etwas groben Ermittlungstaktiken nur „den scharfe Bernd“ nennen, beginnen in dieser fiesen Verleumdungssache zu ermittel.
Max hat aber auch noch eine andere Baustelle. Er und seine Moni wollen in drei Wochen standesamtlich heiraten und er hat die Organisation übernommen. Auch da gibt es noch allerhand zu tun.

Diesmal komme ich bei den Ermittlungen, die sich wahrlich nicht als einfach erweisen, sogar in die Münchner Gesellschaft der Reichen und Schönen und zu einem ansässigen Trachtenverein. Da Sommer ist in der Weltstadt mit Herz ist ja klar, dass das Brainstormen über diesen Fall zumeist im Biergarten stattfindet, wo ich direkt nebenan sitze und die Gedanken der Ermittler hautnah mitbekomme. Aber ich darf auch bei einer Shoppingtour von Moni, Annie, Sandra und Marion dabei sein, wo neben Brautkleidern aussuchen auch das ein oder andere Glas Champagner auf dem Plan steht. Ich habe das lustige Zusammensein mit den Damen sehr genossen. Da hier Jemand aber nicht nur dem Franz ans Leder will, sondern auch Max sich anscheinend jemanden zum Feind gemacht hat, ist auch Monika Schindler in Gefahr. Ob das alles gut geht?
Ich hatte jedenfalls wieder einen Mordsspaß bei den Ermittlungen. Was auch daran lag, dass die für diesen Fall neuen Protagonisten, egal ob die Hochzeitsplanerin, ein mieser Schreiberling der AZ, die Mitglieder einer Neuperlacher Rockergang oder drei Scheichs im Hofbräuhaus so farbig und lebensnah beschrieben sind, dass ich sie sofort in mein Kopfkino einfließen lassen konnte. Den Fall selbst finde ich sehr gut durchdacht, manche Szenen etwas schräg, wie ich es hier und da vom Autor kenne. Die Spannung steigt bis zum Schluss kontinuierlich an und ich war froh, dass es bei der Hochzeit nicht spannend wurde, sondern feucht-fröhlich gefeiert werden konnte.

Wer einen ausgeklügelten, spannenden Kriminalfall lesen will, ohne großes Blutvergießen, bei dem man auch mal ins Schmunzeln kommt, der ist hier genau richtig. Mir hat dieser leider letzte Krimi der Reihe ein paar interessante, ermittlungsintensive und unterhaltsame Lesestunden geschenkt.