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Benutzername: 
Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 158 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2011
Die Insel der besonderen Kinder / Die besonderen Kinder Bd.1
Riggs, Ransom

Die Insel der besonderen Kinder / Die besonderen Kinder Bd.1


ausgezeichnet

Jakob liebt die Geschichten, die ihm sein Opa von Kindern mit besonderen Begabungen erzählt. Schauplatz dieser wahrhaft faszinierenden Erzählungen ist eine kleine Insel, wo die Mädchen und Jungen in einem Waisenhaus leben und von einem Vogel vor dem Übel der Welt beschützt werden. Auch Jakobs Opa war dort als Kind Zuhause, als er vor den Nazis aus seiner Heimat floh und noch immer den Kampf gegen schreckliche Monster aufnimmt.
Als er den mittlerweile etwas dementen Grandpa Portmann besuchen will, nachdem dieser am Telefon seiner ängstlichen Fantasie freien Lauf ließ, findet der Enkel seinen geliebten Großvater blutüberströmt im Wald und die letzten Worte des Sterbenden sind die dringende Bitte auf die Insel zu fliehen, damit er dort in Sicherheit ist.
Doch können die Märchen wirklich wahr sein? Und was für ein Geheimnis steckt hinter den alten Fotos, die sein Opa so stolz zeigte, die die Gabe der Kinder dokumentieren sollen und unmögliche Dinge zeigen, z.B. ein schwebendes Mädchen oder einen unsichtbaren Jungen, wo es doch damals noch gar nicht die Möglichkeiten zur geschickten Fotoretusche gab?

Der Pan Verlag hat sich mit den Illustrationen des Romans wirklich große Mühe gegeben, denn das mysteriöse Cover zieht sofort alle Blicke auf sich. Hinzukommt, dass in dem ganzen Buch verteilt zahlreiche dieser schönen Bilder zu finden sind und der Autor im Schlusswort auch versichert, dass nur die wenigsten nachträglich verändert wurden, wodurch die Lektüre eine zauberhafte Atmosphäre aufbaut und man bald selbst zwischen Realität und Fantasie wandert - vollkommen versunken in der Welt von Ransom Riggs.

Der Schreibstil besticht durch eine besondere Art, die mich von der ersten Zeile an Märchenbücher erinnert hat und sich durch die Leichtigkeit des jungen Erzählers sehr flüssig lesen lässt. Die Handlung flacht zu keinem Zeitpunkt ab und Jakobs unglaubliche Reise wird immer wieder mittels geschickter Spannungsmomente lebendig gehalten. An manchen Passagen verdüsterte sich die Atmosphäre so sehr, dass mir kleine Schauer über den Rücken gelaufen sind und man sich selbst fragen muss, wo die Realität aufhört und die Fantasie beginnt.

Dieses Buch bekommt eine absolute Leseempfehlung und es ist eine tolle Möglichkeit, wieder in die Kindheit zurückzukehren, ganz gleich wie alt man ist, denn tief in uns sind wir alle noch Kinder, die mit Hilfe von Ransom Riggs dem Alltagsstress entfliehen können.
Eine Abenteuergeschichte, die Themen wie den Zusammenhalt in einer Freundschaft, Vertrauen und gleichzeitig eine spannende Gruselgeschichte ist, findet man nur selten, doch hiermit ist wieder einmal bewiesen, dass es auf dem vollen Buchmarkt auch wahre Diamanten gibt, die aus der Masse hervorstechen.

Ich könnte mir auch gut eine Fortsetzung von und mit den Kindern vorstellen, denn nach „Die Insel der besonderen Kinder“ bin ich einfach nur gespannt, was Ransom Riggs noch für wunderbare Werke vollbringt und bin sehr froh, einen so talentierten Schriftsteller kennen gelernt zu haben!

Bewertung vom 03.10.2011
Die Nächste, bitte
Morgowski, Mia

Die Nächste, bitte


weniger gut

Nella leitet zusammen mit ihren beiden besten Freundinnen ein Second-Fashion-Café und hat einen wunderbaren Freund, Leo, den sie nun für das Wochenende in Genf besuchen möchte. Die schnellste Verbindung bietet da natürlich der Luftweg, doch Nella leidet unter fürchterlicher Flugangst, sodass ein Besuch bei ihrem Hausarzt für einige Beruhigungstropfen nicht umgangen werden kann. Unglücklicherweise übernimmt Dr. Rosen junior diese Sprechstunde und entpuppt sich als arroganter und sehr gut riechender Schnösel, der am besagten Wochenende in der Schweiz zu einem Bewerbungsgespräch verweilt. Denn Paul Rosens Traum besteht aus einem prall gefüllten Konto und einer Menge Damen, die nur darauf warten, sich von ihm die lästigen Falten wegspritzen zu lassen.

Die beiden unterschiedlichen Welten werden durch die Autorin gut durch zwei verschiedene Erzählperspektiven dargestellt, wobei Pauls Kapitel eher sachlich das Geschehen beschreiben, fällt Nellas Anteil etwas flippiger in Tagebuchform mit vielen kleinen Skizzen aus.
In der Hoffnung auf eine leichte Lektüre habe ich mir dieses Buch gekauft und musste leider schon nach wenigen Seiten feststellen, dass dieser Arzt-Roman von Klischees nur so überladen ist und sich die Handlung in Genf zusehends immer unglaubwürdiger entwickelt, bis es einfach nur noch absurd ist, was dem Charme und Witz der Szenen leider nicht gut tut.
Hinzukommt, dass beide Protagonisten nicht meine Sympathie erwecken konnten, da der männliche Part zu karrierefixiert und Nella in ihrer Verzweiflung und Unsicherheit immer anstrengender wird. So war mir das „Schicksal“ der Charaktere herzlich egal und ich habe nur noch das unumgehbare Happy End herbeigesehnt, um mit dieser Lektüre abschließen zu können.
Die Ereignisse und Verhalten aller Beteiligten sind viel zu vorhersehbar und so war mein einziger Trost, dass durch den einfach Schreibstil es wenigstens nur ein kurzes „Vergnügen“ war.

Meine einzigen beiden Highlight bei diesem Roman sind zum einen das ausgefallene Cover und der lustige „Beipackzettel“ als Abschluss, wobei von fast 350 Seiten nur drei durchweg gelungene kein guter Schnitt ist und ich „Die Nächste, bitte“ wirklich nur an eingefleischte Mia Morgowski Fans oder Frauen auf der Suche nach seichtem Lesestoff empfehlen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2011
Nichtschwimmer
Wegener, Felix; Stolz, Matthias

Nichtschwimmer


gut

Felix und Sonja führen seit drei Jahren eine glückliche Beziehung und wünschen sich zur Krönung ihrer Liebe nur noch ein süßes Baby. Leider verlaufen die Monate, in denen sie mit voller Eifer an der Umsetzung ihres Wunsches arbeiten, nicht mit dem gewünschten Erfolg. Felix muss zum Urologen und seine „Jungs“ untersuchen lassen, denn Sonja hat meistens das letzte Wort – so auch in diesem Falle. Dort erfährt er dann, dass tatsächlich bei ihm das Problem für den unerfüllten Kinderwunsch liegt und damit beginnt für das Pärchen eine stressige und nervenaufreibende Zeit, bei der die entspannte Zweisamkeit immer weiter schrumpft und durch zahlreiche Arztbesuche ersetzt wird. Hält das die noch junge Beziehung der beiden aus oder bleibt am Ende vielleicht doch nur eine Adoption?

Felix Wegener beschreibt in „Nichtschwimmer“ ein heikles Thema, was auch heutzutage noch keine Basis für den Männerstammtisch oder Grund eines unverfänglichen Gespräches zwischen Bekannten ist. Männer und Frauen machen das unter sich bzw. mit dem/der Partner/in und der Familie aus, hängen es aber nicht an die große Glocke, denn mit ihnen stimmt etwas nicht – die Natur hat versagt.
In diesem Roman zeigt der Autor, dass man sich keinesfalls dafür schämen oder schuldig fühlen muss, denn immer mehr Menschen haben mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen, da liegt es eigentlich nur nahe, die Scheu davor abzubauen und sich wenigstens diesem Stress nicht weiter auszusetzen.
Mit viel Witz und Charme erzählt der Autor (natürlich unter einem Pseudonym) seine eigene Geschichte und lässt den Leser an den verschiedenen Etappen zum Vater-werden auf der medizinischen Ebene teilhaben.

Der Schreibstil ist locker, sowie durchzogen von kleinen Gags. Trotz der medizinischen Handlung wird man nicht mit Fachbegriffen bombardiert, sondern ist ein stiller Zuhörer und Teilhaber einer sehr intimen und persönlichen Geschichte, bei der man mit den Betroffenen mitbangt und bei dem nächsten Schwangerschaftstest die Daumen drückt, wie für die eigenen Freunde.
Viele kleine zwischenmenschliche Tipps („Der Frau mehr zuhören“) und auch Ratschläge auf der „Spermmüll“-Ebene („Früh zum Arzt gehen“) geben dem Roman einen schönen Abschluss.

„Nichtschwimmer“ bietet somit eine entspannte Lektüre für Väter, die es werden wollen oder Menschen, die in ihrem Bekanntenkreis einen ähnlichen „Fall“ besser verstehen wollen oder auch einfach nur Leser, die Spaß an einem lustigen Buch haben. :-) Das komische Cover hält definitiv, was es verspricht und so hätten es auch gerne ein paar Seiten mehr sein dürfen!

Bewertung vom 08.09.2011
Winterkartoffelknödel / Franz Eberhofer Bd.1
Falk, Rita

Winterkartoffelknödel / Franz Eberhofer Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe lange überlegt, ob ich mir diesen sogenannten Provinzkrimi wirklich kaufen soll, denn nachdem ich eine Leseprobe dazu gelesen hatte, war ich ehrlich gesagt felsenfest davon überzeugt, dass ich mich mit dem Schreibstil in bayerischer Sprachweise niemals würde anfreunden können! Ich habe es dann aber doch getan, weil ich gestehen muss, dass mich die Titel von Rita Falk dann doch zu neugierig gemacht haben und was soll ich sagen? Ich bin begeistert!

Zum Inhalt:
Franz Eberhofer ist Kommissar und verlebt ein ruhiges Beamtenleben in Niederkaltenkirchen. Dort lebt er bei seiner Oma, die eine wahre Schnäppchenjägerin ist und zudem die besten Schweinebraten in ganz Bayern (oder der ganzen Welt ;-)) zubereitet. Sein Alltag wird schlagartig unruhiger als die schöne „Ferrari“ das Dorf zu ihrem neuen Wohnort erklärt und damit allen Männern den Kopf verdreht. Zu diesem Gefühlschaos gesellt sich schon bald auch noch ein schwieriger Fall – ein Mordfall, wie Franz vermutet und wird davon von seinen Kollegen nur müde belächelt und zum Psychiater geschickt, denn in Niederkaltenkirchen gibt es kein Verbrechen, oder doch?

Meine Meinung:
In Bezug auf den Schreibstil hatte ich mit meiner Anfangsbefürchtung recht, denn als Berlinerin hatte ich nur ganz selten Kontakt mit der bayerischen Aussprache und den Eigenarten, doch dank Franz' sympathischen Charakter und seinem charmanten Wortwitz schaut man darüber gerne hinweg und gewöhnt sich schnell an den südlichen „Slang“. ;-)

Obwohl der Krimi nur bedingt als eben solcher durchgeht und die Ermittlungen mehr als schleppend vorangehen, kommt keine Langeweile auf, sondern dadurch, dass ein Wortwitz den nächsten jagt und auch viele Klischees auf ganz bezaubernde und zugleich komische Art eingebaut werden, ist „Winterkartoffelknödel“ ein Leseerlebnis der besonderen Art.

Mein persönliches Interesse galt dem Titel, beziehungsweise wie Rita Falk diesen in die Geschichte mit einbezieht und als des Rätsels Lösung offenbart wurde, musste ich erneut schmunzeln.
Die Autorin schlüpft grandios in den sturköpfigen und liebenswürdigen Polizisten und die Freude, die sie beim Schreiben empfunden haben muss, sprudelt aus jeder Zeile ohne dabei ins Lächerliche oder Unglaubwürdige abzuschweifen. Dörfer wie Niederkaltenkirchen gibt es bestimmt Dutzende in Deutschland und da weiß ich als Großstädter nicht, ob ich lieber dort oder in meinem anonymen Berlin leben möchte, wo nicht jeder gleich alles über jede Kleinigkeit erfährt. Ich habe gerne in das Dorfleben hineingeschnuppert und bin aber froh Rudi, Oma und Co wieder bis zum nächsten „Treffen“ zu verlassen.

Abschließend kann ich noch sagen, dass mich Lesungen normalerweise gar nicht reizen, aber bei diesem kulinarischen Leckerbissen wäre diese wohl das Sahnehäubchen. :-) Der Nachfolger „Dampfnudelblues“ steht ganz oben auf meiner Wunschliste und ich freue mich schon sehr auf eine neue Begegnung mit Franz.

10 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.09.2011
Schneemann / Harry Hole Bd.7
Nesbø, Jo

Schneemann / Harry Hole Bd.7


ausgezeichnet

Im beschaulichen, verschneiten Norwegen häufen sich die Vermisstenmeldungen und immer sind junge, verheiratete Mütter die Gesuchten. Schon bald merkt Harry Hole, dass dahinter ein Muster steckt und ein Serientäter sein Unwesen treibt. Gemeinsam mit seiner Kollegin Katrine Bratt macht er sich auf die Suche und stellt fest, dass hier ein Profi am Werk ist, denn er hinterlässt keine Spuren – lediglich einen Schneemann an jedem einzelnen Tatort.

„Schneemann“ ist Nesbøs siebenter Fall rund um den Ermittler Harry Hole und obwohl es natürlich für den Leser mehr Freude bereitet, wenn er Hintergrundinformationen zu dem Privatleben der Protagonisten, Marotten oder Fehlschläge in anderen Fällen kennt, so ist es doch kein Problem mit diesem Krimi in das Geschehen einzusteigen.

Harry Hole ist kein heldenhafter und aufopfernder Polizist, wie uns das Klischee oft vermitteln möchte, sondern ein Mann, der zwar für seinen Beruf lebt und sich dennoch nicht dem Alkohol lossagen kann – eine fatale Mischung für jemanden in seiner Position. Er liebt seine Exfreundin Rakel noch immer, doch diese hat sich neu verliebt, was Harry noch weiter deprimiert. Umso besser für ihn, dass ihn der Schneemann-Fall geistig fordert. Jo Nesbø hat damit einen Protagonisten erschaffen, der einerseits an Genialität nicht zu überbieten ist und andererseits dem Leser durch seine Schwächen nicht das Gefühl gibt unterlegen zu sein.

Die Ermittlungen sind von Anfang an spannend aufgebaut, und auch wenn man dem Täter durch einige Andeutungen und Miträtseln langsam entlarvt, so schafft es der Autor, diese Ahnungen durch unerwartete Wendungen wieder zu zerstören – doch genau das macht die Kunst des Schriftstellers aus!
Bis zum Schluss rast der Puls und lässt die letzten Seiten nur so davonfliegen – gemeinerweise endet der Krimi dann noch mit einem kleinen Cliffhanger und lässt die Gedanken auch jetzt noch nicht los.
In den Schreibstil kann man sich gut einlesen und die Kapiteleinteilungen sind in ihrer Länge sehr gut gewählt, weil man zu jeder Gelegenheit „noch schnell ein Kapitel lesen kann“, wenn die Neugierde zu groß wird!

An Grausamkeiten mangelt es den Morden nicht, trotzdem werden diese nicht mit blutrünstigen Attributen dramatisiert und bestechen viel mehr durch die geistige Raffinesse der Motive und deren Umsetzung.

Ich bin froh, dass ich diesen Krimi im Sommer gelesen habe, weil ich sonst vermutlich vor jedem Schneemann die Flucht ergriffen hätte. ;-)
Harry Hole und Jo Nesbø habe ich lieb gewonnen und behalte beide als tolles Krimiduo im Gedächtnis!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.09.2011
Für immer und eh nicht
Wanner, Heike

Für immer und eh nicht


sehr gut

Der Roman befasst sich mit Problemen, denen sich jede Frau schon einmal gegenüber stellen musste – denn hört man auf sein Herz oder doch lieber auf den Verstand?

Bei dem Prolog finden wir uns im Himmel gemeinsam mit Jesus, Adam&Eva, Petrus, Gabriel und Maria wieder, die über die Situation der Erde, mit ihrer sinkenden Bevölkerung debattieren und so kommen sie zu dem Schluss, dass sie eine Wette abschließen wollen, um herauszufinden, ob man mit dem perfekten Partner glücklich und zufrieden sein kann oder ob das nur ein Mythos ist.
Als Testperson auf der Erde wird die Mitdreißigerin Theresa ausgewählt, die klare Vorstellungen von ihrem Traummann hat und vor elf Monaten von ihrem Verlobten betrogen wurde.
Der ihr zugeteilte Traummann ist ein - zur Zeit - arbeitsloser Schutzengel, Raphael, der Theresa auf der Erde jeden Wunsch von den Augen ablesen soll.

Heike Wanner gelingt es durch den fantasievollen Einstieg in das Buch sofort ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und so ist die Neugierde sofort entfacht für das himmlische Projekt.
Der Schreibstil ist, wie für einen Frauenroman typisch, locker und leicht mit genügend humorvollen Szenen.
Die Protagonistin besticht durch ihre herrlich normale Art und macht es uns dadurch leicht uns in sie hineinzuversetzen!
Bei einem Buch aus diesem Genre ist mir besonders wichtig, dass der Roman nicht zu klischeehaft oder kitschig wird und die Autorin schafft eine gute Balance!
Der Schluss ist natürlich nicht ganz überraschend, aber trotzdem macht es Spaß die Entwicklung von Theresa und ihre Entscheidungen zu beobachten.

„Für immer und eh nicht“ ist sowohl für Frauen geeignet, die noch auf die Suche nach ihrem Traummann sind, um durch Theresas Probleme nicht den Mut zu verlieren und gleichzeitig für glücklich verliebte eine schöne Lektüre, weil man dadurch den Partner noch einmal mehr zu schätzen weiß und über kleine Fehler liebend gerne hinweg sieht! :-)

Bewertung vom 08.09.2011
Die fremde Frau
Turney, Lesley

Die fremde Frau


sehr gut

Auf Sizilien versucht Sarah, die vielen negativen Eindrücken ihrer Heimat hinter sich zu lassen und genießt den Urlaub mit ihrer Schwester May und dessen Mann in der Hitze Italiens.
Am Pool trifft sie den mysteriösen Alex mit seinem liebreizenden Sohn Jamie und beiden fliegt ihr Herz zu, sodass Sarah Hals über Kopf mit ihnen nach Avalon, aufs Land zieht.
Alexanders Frau ist vor Kurzem spurlos verschwunden und hat nur einen vagen Abschiedsbrief hinterlassen, doch die Familie von der vermissten Genevieve vermutet mehr dahinter und macht der kleinen Familie das Leben schwer..

Der Schreibstil ist herrlich flüssig und der geschickte Spannungsbogen machte es mir unmöglich, das Buch beiseite zu legen. Die Kapitel haben genau die richtige Länge und dadurch, dass Sarah aus der Ich-Perspektive erzählt, bleibt genügend Spielraum für Spekulationen.

Alexander umgibt von Anfang an eine undurchschaubare Aura und als Leser versteht man nur zu gut, wieso Sarah sich zu diesem Hünen hingezogen fühlt. Die Autorin schafft es das Gefühl der Zuneigung und das damit gleichzeitig einhergehende Misstrauen immer wieder zu steigern und bis zum Schluss nicht abreißen zu lassen, sodass man durch die Gerüchte der Dorfbewohner und Sarahs Erlebnisse selbst miträtseln kann.

Sarah ist für den Leser greifbarer, da sie ihre Gefühle nicht verbergen kann und sich so auch in Schwierigkeiten bringt. Das neue Leben schwächt und stärkt sie in beiden Teilen, da sie zu Beginn eher naiv und unbedacht mit einem fast Fremden in die Ödnis zog, um dann an ihren Aufgaben zu wachsen und dank der Liebe von Jamie zu einer selbstsicheren Frau gereift ist.

Die vermisste Genevieve ist allgegenwärtig, sowohl in der Beziehung von Alex und Sarah, sowie im Haus und der Umgebung. Ihr Geist scheint Sarah zu leiten und in einigen Passagen hatte ich regelrecht eine Gänsehaut bei der Vorstellung, dass die beschriebenen übersinnlichen Geschehnisse passieren könnten.

Kurzum, mir hat „Die fremde Frau“ sehr gut gefallen, lediglich von dem Ende bin ich etwas enttäuscht, weil es meiner Meinung nach nicht zu dem Rest des Romans passt – ich hätte mir die geheimnisvolle Stimmung gerne bis zur letzten Seite erhalten, doch auch so war es ein schönes Leseerlebnis!