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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 218 Bewertungen
Bewertung vom 19.06.2016
Für immer in deinem Herzen
Shipman, Viola

Für immer in deinem Herzen


ausgezeichnet

Ein herzerwärmender, tiefgründiger und mitreißend geschriebener Familienroman

Alt zu werden ist nicht einfach. Eine Erfahrung, die Lolly machen muss, als sie aufgrund einer sich langsam entwickelnden Demenz immer mehr Probleme im Alltag bekommt. Mit Hilfe von unendlich vielen Zetteln versucht sie, die Begleiterscheinungen ihrer Krankheit in den Griff zu bekommen, scheitert aber immer häufiger. Zur gleichen Zeit fühlt sich ihre Tochter Arden von den täglich auf sie zukommenden Aufgaben völlig ausgelaugt. Ihr Job in einer Chicagoer Redaktion fordert einen enormen Tribut und nimmt der Mutter einer studierenden Tochter die Möglichkeit, sich ausreichend um sie oder vielleicht sogar ein Hobby zu kümmern. Drei Frauen, die viel im Leben erreicht haben und trotzdem nicht wirklich glücklich sind. Da kommen die Briefe mit zwei wunderschönen Armbandanhängern von Lolly gerade recht, um Arden und Lauren aus ihrem Alltagstrott zu reißen und mit einem Besuch bei Lolly ihre Beziehungen zueinander neu zu überdenken.

„Für immer in deinem Herzen“ ist das Debüt der US-Journalistin Viola Shipman, die durch ihre Großmutter dazu inspiriert wurde, den ergreifenden Familienroman aufs Papier zu bringen. Mit einer wunderschönen Sprache, unendlich vielen Lebensweisheiten und einer großen Palette an Gefühlen geht sie dabei vor und versteht es, ihre Leser zu berühren und mitzureißen. Jeder einzelne Anhänger eines prall gefüllten Bettelarmbandes besitzt in diesem Roman eine ganz besondere Bedeutung und lässt die am entfernten Lost Land Lake lebende Lolly von den erzählten Begegnungen ihrer Mutter, von eigenen Kindheitserinnerungen, von gemeinsamen Erlebnissen mit ihrer Tochter Arden und von Begebenheiten mit zufällig getroffenen Menschen berichten. Eine Fülle von Geschichten, die verbunden mit gemeinsamen Unternehmungen und vielen Gesprächen dazu führen, dass die drei Frauen ihre Beziehung zueinander und ihre zukünftigen Wünsche und Träume neu überdenken. Ein wundervoller Roman, der tief in die Herzen seiner Leser dringt und Mut für Veränderungen aufkommen lässt.

Fazit:
Ein herzerwärmender Roman und ein ganz besonderes Highlight, das mehr als nur ein ergreifendes Leseerlebnis ist.

Bewertung vom 10.06.2016
Wenn du mich tötest
Winter, Karen

Wenn du mich tötest


gut

Ein unterhaltsamer Psychothriller mit einigen Schwächen

Nach einem mehrtätigen Ausflug in die schottische Bucht Sandwood Bay wird eine deutsche Touristin von ihrem Ehemann vermisst. Ein Fall, den Detective Sergant John Gills von der Nothern Constabulary übernimmt und schon bald auf merkwürdige Dinge stößt. Denn nicht nur die Vergangenheit des Touristen Julian Tahn gibt ihm einige Rätsel auf, auch die Spuren im Zelt des Paares lassen eine völlig andere Version über den Verbleib der Ehefrau zu. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis Julian Tahn als Mordverdächtiger hinter Gittern sitzt und trotz vehementer Unschuldsbeteuerungen seine vorgebrachten Darlegungen nicht beweisen kann. Als dann auch noch eine übel zugerichtete Leiche am Strand von Oldshoremore gefunden wird, ist der Verdacht groß, dass dies die sterblichen Überreste der vermissten Deutschen sind.

„Wenn du mich tötest“ ist ein ruhiger und von einer seltsamen Atmosphäre getragener Thriller, der durch eine in ihm schwelende Spannung kurzweilig unterhält. Resultierend daraus, dass Laura Than unter merkwürdigen Umständen verschwunden ist und ihr Ehemann mehr verschweigt, als er erzählt, steht permanent die Frage im Raum, was an einem schönen Tag an der schottischen Küste geschehen ist und ob Laura Than überhaupt noch lebt. Aber nicht nur durch dieses Rätsel wird die Spannung geschürt, auch weitere Vorfälle lassen eigentümliche Schlüsse zu und bringen Detective Sergant John Gills zum Verzweifeln. Ein geschickt eingefädelter Plot, der leider auch Mankos besitzt. So erscheinen einige der Geschehnisse zu konstruiert, während die Handlung selbst auch nicht immer nachzuvollziehen ist. Deshalb driftet die Geschichte, die ansonsten viel Potenzial besitzt, immer wieder in unglaubwürdige und seichte Gefilde ab. Hier hätte es neben einem stringenten Verlauf auch einen stärkeren Hauptprotagonisten gebraucht, um den Leser durchgängig in einen unwiderstehlichen Sog zu ziehen.

Fazit:
Ein kurzweiliger und leicht zu lesender Psychothriller mit einer tollen Atmosphäre, der aufgrund einiger Schwächen im Handlungsverlauf die in ihm aufkommende Spannung nicht durchgängig halten kann.

Bewertung vom 05.06.2016
Toter Himmel
Macmillan, Gilly

Toter Himmel


ausgezeichnet

An einem schönen Herbstnachmittag macht sich Rachel gemeinsam mit ihrem Sohn Ben und seinem Hund Skittle auf den Weg, um im Wald spazieren zu gehen. Doch kaum sind sie in der Nähe eines kleinen Waldspielplatzes angelangt, bettelt Ben darum, vorauslaufen zu dürfen. Eine Bitte, die Rachel ihrem Sohn nur schwer abschlagen kann. Schweren Herzens stimmt sie seinem Versuch selbstständig zu werden zu, ohne zu ahnen, dass dieser für immer hinter den Bäumen verschwinden wird. Denn kaum ist Rachel an der Lichtung angekommen, findet sie nur noch eine schwingende Seilschaukel vor. Von Ben allerdings fehlt jede Spur. Eine groß angelegte Suche bringt keinen Erfolg, und noch während die Polizei versucht, das Verschwinden des achtjährigen Jungen aufzuklären, steht für viele Menschen der wahre Schuldige schon fest. Ein wahrer Shitstorm bricht über Rachel herein, obwohl niemand weiß, was an dem verhängnisvollen Tag im Wald wirklich geschehen ist.

„Toter Himmel“ ist das Debüt der britischen Autorin Gilly Macmillan, das ein wahres Feuerwerk an Gefühlen in sich birgt. Angefangen mit Bens Mutter Rachel, die aufgrund eines Fehlers ein unglaubliches Martyrium durchleben muss, über ihren Ex-Mann John, der nach Bens Verschwinden sein neu geschaffenes Familienglück infrage stellt, bis hin zu dem ermittelnden Detective Jim, der nach Beendigung des Falls nicht mehr schlafen kann, sind eine Reihe von Menschen in die Ereignisse involviert, die mit ihren Emotionen zu kämpfen haben. Ein nervenaufreibender Fall, der sich über neun Tage erstreckt und das Leben aller Beteiligten durcheinanderbringt. Doch bis es so weit ist und Licht in das Dunkel der Ermittlungen kommt, weiß niemand wirklich, wem er glauben kann und wer sich hinter einem Berg an Lügen versteckt.

Die ergreifende Geschichte wird von Gilly MacMillan mit einem untrüglichen Gespür für menschliche Schwächen und gefühlsmäßige Zwischentöne erzählt und dermaßen ergreifend dargestellt, dass es den Leser förmlich mitreißt. Dabei erfährt er die wichtigen Details zum einen von Rachel selbst, die ihre Sicht der Dinge als Icherzählerin schildert, zum anderen von dem ermittelnden Detective Jim, der ebenfalls in der ersten Person erzählt und schließlich auch aus Gesprächsprotokollen von Jim und seiner Therapeutin Francesca Manelli, die ein Jahr nach den Ermittlungen entstanden sind. Darüber hinaus wird ein Einblick in diverse Beiträge auf Facebook und auf eine eigens für das Verschwinden von Ben ins Leben gerufene Internetseite gewährt, sowie in ausgewählte E-Mails der Ermittler und in zahlreiche Schlagzeilen der Presse. Dabei wird sehr anschaulich das ganze Ausmaß der Hetzkampagne dargestellt, dem Rachel seit dem Verschwinden ihres Sohnes ausgesetzt ist.

Fazit:
„Toter Himmel“ ist ein bewegender Thriller, der den Leser von der ersten Seite an in einen emotionalen Strudel reißt, dem er erst ganz zum Schluss wieder entkommen kann. Ein wirklich lesenswertes Buch für alle, die auf blutige Szenen und actionreiche Verfolgungsjagden verzichten können.

Bewertung vom 29.05.2016
Die Zeitenbummlerin
Faber, Leonie

Die Zeitenbummlerin


ausgezeichnet

Ein wundervolles Buch

Die Journalistin Josefine Neidhard arbeitet an einer Reportage mit dem Titel „Glück der Langsamkeit“. Eine Thematik, die ihr wichtig erscheint, nachdem sie von ihrem langjährigen Lebenspartner verlassen worden ist. Denn schließlich hat sie bereits 52 Jahre ihres Lebens verbraucht und spürt nun mit voller Kraft, wie die Zeit durch ihre Finger rinnt. Die Idee ihre Interviewpartner mit dem Rad aufzusuchen kommt ganz spontan, wird aber von der zuständigen Redakteurin mit großer Begeisterung aufgenommen. Und so macht sich Josefine mit ihrem generalüberholten Bike, einer ordentlichen Ladung Gepäck und einem gut durchdachten Etappenplan auf den Weg, um von Berlin an die Ostsee zu radeln. Dabei findet sie nicht nur einen völlig neuen Zugang zu sich selbst, sondern wird auch mit überraschenden Erkenntnissen belohnt.

„Die Zeitenbummlerin“ ist ein tiefgründiger Roman, der sich mit dem Thema Entschleunigung beschäftigt und das mit einer Leichtigkeit, dass es Spaß macht, ihn zu lesen. Denn anstatt sich in Lebensweisheiten zu ergehen und mit einschlägigem Wissen zu punkten, schickt sie lieber eine frisch getrennte Mittfünfzigerin auf eine Radtour, die es in sich hat. Dabei ist die Lifestylejournalistin Josefine Neidhard weder daran gewöhnt, alleine zu reisen, noch von viel Ehrgeiz geplagt und schon gar nicht sportlich. Schon allein deshalb sind einige brisante Zwischenfälle, merkwürdige Begebenheiten und peinliche Momente vorprogrammiert. Aber auch die Einsicht, dass es sich weit ab von täglichen Terminen, sozialen Netzwerken und überquellenden Schreibtischen besser lebt.
Erzählt wird das Ganze in einer wunderschönen poetischen Sprache, die dafür sorgt, dass der Leser öfter einmal innehält und sich Gedanken über die Erlebnisse der immer mehr zu sich selbst findenden Mittfünfzigerin macht. Gewürzt mit vielen spaßigen Begebenheiten, mit Figuren, die einzigartig sind und mit einer Zeitenbummlerin, die nicht so entspannt auf ihrem Fahrrad sitzt, wie die Dame auf dem Cover, ist das Buch ein wahrer Genuss.

Fazit:
„Die Zeitenbummlerin“ ist ein Roman, der jedem gut tut, der sich im hektischen Alltagsgeschehen längst aufgegeben hat und der die Muße zur Entspannung findet. Denn entschleunigend wirkt das Buch allemal.

Bewertung vom 28.05.2016
Die Sandwitwe / Helen Henning & Knut Jansen Bd.2
Meister, Derek

Die Sandwitwe / Helen Henning & Knut Jansen Bd.2


ausgezeichnet

Es ist noch nicht lange her, dass in dem in dem beschaulichen Küstenort Valandsiel ein Serienmörder sein Unwesen trieb, der es auf junge Frauen abgesehen hat. Inzwischen nun ist Ruhe in der kleinen Gemeinde eingekehrt und der junge Polizeichef Knut Jansen denkt während seiner täglichen Arbeit mit Wehmut an die aufregende Zeit zurück. Deshalb ist er auch gleich mit Feuereifer dabei, als in einem kleinen Holzhaus am Strand ein Mann tot aufgefunden wird, der mit einer Sandmischung erstickt worden ist. Doch es bleibt nicht bei dem einen Verbrechen. Und während weitere Bewohner dem Sandmörder zum Opfer fallen, haben der ortsansässige Kommissar Knut Jansen und die hinzugezogene Profilerin Helen Henning alle Hände voll zu tun, um den clever agierenden Serientäter zu stoppen..

„Die Sandwitwe“ ist nach „Der Jungfrauenmacherin“ der zweite Fall für Knut Jansen und Helen Henning, die mehr als nur ein gut funktionierendes Ermittlerduo sind. Denn bereits drei Monate zuvor hat es zwischen ihnen heftig geknistert und auch jetzt gelingt es den beiden nicht, sich dem besonderen Zauber zu entziehen. Doch bevor sie ihre Beziehung zueinander klären können, geschehen grausame Dinge, und während sie einem nach Rache sinnenden Mörder immer näherkommen, gerät Helen in höchste Gefahr. Ein Plot, der es in sich hat und mit einer ungewöhnlichen Mordmethode und einem verhängnisvollen Blick in die Vergangenheit überaus spannend in Erscheinung tritt. Allerdings ist es von Vorteil für den Leser, wenn er den ersten Fall des sympathischen Duos kennt, da vor allem in Hinblick auf die Entwicklung der Figuren Vorkenntnisse nötig sind, um Verhaltensweisen und Anspielungen besser verstehen zu können.

Fazit:
Temporeich, mit viel Atmosphäre und einem außergewöhnlichen Fall überzeugt „Die Sandwitwe“ auf der ganzen Linie und ist hinsichtlich des nicht abflauenden Spannungsbogens und der Entwicklung seiner Hauptfiguren noch um einiges besser als „Der Jungfrauenmacher“.

Bewertung vom 27.05.2016
Schwarze Federn / Franka Janhsen Bd.1
Malik, Nina

Schwarze Federn / Franka Janhsen Bd.1


sehr gut

Ein ungetrübter Blick in menschliche Abgründe

Was gibt es Schlimmeres, als aus einem Albtraum zu erwachen und festzustellen, dass die Realität noch viel grausamer ist. Eine Erfahrung, die Marlis Seelers machen muss, als sie an einem dunklen Herbstmorgen in ihrem Wintergarten zwei ineinander verschlungene Leichen entdeckt. Auf Daunenfedern gebettet, liegen diese inmitten einer zähen schwarzen Substanz, die sich später als Teergemisch entpuppt. Aber nicht nur der Fußboden wurde mit der ätzenden Masse bedeckt. Auch die Fenster und Wände wurden mit ihr beschmiert und bilden so eine Dunkelkammer, die das bizarre Arrangement vor der restlichen Welt versteckt. Allerdings nicht lange. Denn kurze Zeit später tauchen mit Franka Janhsen und Simon Ackermann zwei Kommissare des zuständigen Morddezernats in Rerrick auf, die den merkwürdigen Doppelmord untersuchen. Dabei werden sie nicht nur mit dem mysteriös erscheinenden Fall konfrontiert, sondern auch mit einigen dunklen Geheimnissen.

„Schwarze Federn“ ist der erste Kriminalroman einer erfolgreichen Romanautorin, die sich hinter dem Pseudonym Nina Malik versteckt. Aber nicht nur sie wahrt ihr Geheimnis, auch Franka Janhsen ist auf ihrer neuen Dienststelle hoch im Norden darum bemüht, ihre Vergangenheit ruhen zu lassen. Mit dunkel gehaltener Businesskleidung und einer kühlen Distanz getarnt, lenkt sie von früheren Wunden ab. Eine Taktik, die zu Beginn ihrer Tätigkeit gut funktioniert, später aber ins Wanken gerät. Bis dahin aber sind sie und das Rerriker Team mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Denn ihre Hauptzeugin Martina Seeler erleidet einen schweren Schock, während deren Ehemann, ein erfolgreicher Strafverteidiger, gleich ganz verschwunden ist. Hinzu kommen ein obdachloser Punker und eine freischaffende Künstlerin, die in dem verzwickten Fall ebenfalls eine Rolle spielen und allerhand viel versprechende Fährten, denen nachgegangen werden muss. Schade nur, dass sich die Mordermittlung letztendlich mit einigen Längen präsentiert, die das spannende Leseerlebnis ab und an trüben.

Fazit:
Das Debüt der Krimireihe um die Kommissarin Franka Janhsen wagt einen ungetrübten Blick in menschliche Abgründe und weiß trotz kleiner Schwächen im Spannungsverlauf gut zu unterhalten.

Bewertung vom 23.05.2016
Kein Sommer ohne Liebe
Andrews, Mary Kay

Kein Sommer ohne Liebe


gut

Greer Hennessy arbeitet als Location-Scout und ist im Auftrag des Hollywoodproduzenten Bryce Levy in Florida unterwegs, um einen passenden Drehort für seinen neuen Film zu finden. Ein verschlafenes Küstenstädtchen soll es sein, ein wenig rückständig, mit alten Fischerbooten und einem antiken Gebäude, das am in die Luft gesprengt werden kann. Keine leichte Aufgabe und deshalb dauert es einige Zeit, bis sie mit Cypress Kay genau den Flecken Erde findet, der wie geschaffen für das Filmprojekt ist. Doch kaum haben die Dreharbeiten begonnen, häufen sich die Probleme und Greer muss sich nicht nur mit einem viel zu charmanten Bürgermeister auseinandersetzen, sondern gleichzeitig die nicht enden wollenden Wünsche der Filmcrew erfüllen. Und als wäre das nicht schon genug, taucht auch noch ihr Vater am Filmset auf und ein ganz besonderer Mann sorgt dafür, dass sie ihr Herz verliert.

„Kein Sommer ohne Liebe“ ist ein Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Mary Kay Andrews, der im Rahmen ihrer Sommerbuch-Reihe erscheinen ist und an der Ostküste Floridas spielt. Ein Ort, der neben viel Sonne, wunderschönen Stränden und meterhohen Palmen auch ein unvergleichliches Lebensgefühl verspricht. Hinzu kommen der Glanz und Glimmer von Hollywood und eine Liebesgeschichte, die viel Romantik verspricht. Doch leider trügt der Schein, den das wunderschöne Cover und der vielversprechende Klappentext dem Leser vermitteln. Denn anstelle einen mitreißenden Romans wird ihm hier eine kurzweilige Geschichte mit einer unspektakulären Handlung, mit flachen Figuren und mit einer Romanze geboten, die kaum das Herz des Lesers berührt. Schade. Dabei ist die Idee, die hinter dem seicht dahinplätschernden Roman steckt wirklich gut. Nur die Umsetzung des Ganzen ist wenig gelungen. So fühlt sich der Leser wie ein Beobachter, der die Ereignisse zwar verfolgt, aber wenig mitfiebern kann. Er bangt nicht um die Figuren, trauert nicht um eine verloren geglaubte Liebe oder spürt nicht die Angst, wenn ein Vorhaben zu scheitern droht. Und genau das fehlt dieser Geschichte. Das Salz in der Suppe, die aufkommenden Emotionen und das Gefühl, unbedingt weiter lesen zu müssen.

Fazit:
„Ein Sommer ohne Liebe“ ist ein leichter Sommerroman ohne viel Tiefe, der kurzweilig unterhält, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 08.05.2016
Die Allee der verbotenen Fragen
Michaelis, Antonia

Die Allee der verbotenen Fragen


ausgezeichnet

Ein berührender Roman mit viel Poesie und einer erschreckenden Wahrheit

Was geschieht, wenn eine Frau auf ihre Jugendliebe trifft und bemerkt, dass die letzten Jahre ihres Lebens an ihr vorbeigegangen sind. Mit einem Mann verheiratet, den sie nicht liebt und einem Huhn in der Tasche, das ihre einzige und beste Freundin ist, beschließt die inzwischen sechsunddreißigjährige Akelei ihren Gefühlen zu folgen. Sie heftet sich an die Spuren des Mannes, den sie noch immer liebt, und stört sich nicht an der Tatsache, dass er viel zu jung für ihre einstige Liebe ist. Eine Reise quer durch Deutschland nimmt ihren Lauf, die längst vergessene Geheimnisse ans Tageslicht spült und tief in eine Vergangenheit blicken lässt, die nicht nur Akelei einige böse Überraschungen beschert.

„Die Allee der verbotenen Fragen“ ist ein bewegender Roman, in dem Antonia Michaelis die Geschichte einer zarten Liebe erzählt, die durch fremde Schuld schwerwiegende Risse erfährt. Mit viel Gefühl, einer spürbaren Tiefgründigkeit und dem dazu passenden Humor geht sie dabei vor und überrascht ihre Leser mit einer ganz eigenen Art, den Dingen auf den Grund zu gehen. Deshalb erscheinen einige der Figuren ein wenig bizarr, während andere wiederum sehr bodenständig sind. Eine Mischung, die überaus unterhaltsam in Erscheinung tritt und durch regelmäßige Perspektivwechsel eine gewisse Unordnung beschert. Deshalb dauert es auch einige Zeit, bis das Durcheinander geordnet ist und sich Ereignisse aus der Gegenwart mit Vorfällen aus der Vergangenheit zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfügen. Hinzu kommt, dass der verwendete Schreibstil viele bildhafte und poetische Elemente enthält, die den Leser tief berühren, während das Wissen über vergangenes Unrecht ihn wütend werden lässt.

Fazit:
Mit „Die Allee der verbotenen Fragen“ hat Antonis Michaelis einen ganz besonderer Roman geschrieben, der voller Gefühle, Gedanken und Handlungen ist. Ein Buch, bei dem sich der Leser Zeit nehmen sollte, um dessen Vielfalt zu genießen.

Bewertung vom 01.05.2016
In der ersten Reihe sieht man Meer
Kobr, Michael;Klüpfel, Volker

In der ersten Reihe sieht man Meer


ausgezeichnet

Ein humorvolles Lesevergnügen für zwischendurch

Urlaubsstimmung bei Familie Klein. An die Adria soll es gehen. Zwei Wochen mit Oma, Tante und der ganzen Bagage. Doch die Vorbereitungen zu dem generationsübergreifenden Projekt stellen sich als besondere Herausforderung dar. Deshalb sei es dem Familienoberhaupt Alexander Klein auch verziehen, dass er am Abend zuvor ein wenig zu tief in das Weinglas blickt. In seinem Arbeitszimmer entschlummert, träumt er von einer ganz besonderen Strategie, bei der italienische Spezialitäten, eine heißblütige Schönheit und die Sorgen einer einheimischen Familie eine ganz besondere Rolle spielen.

„In der ersten Reihe sieht man Meer“ ist ein humorvoller und kurzweiliger Roman des Autorenduos Volker Klüpfel und Michael Kobr, die durch ihre im Allgäu spielenden Krimis um den kultigen Kommissar Kluftinger bekannt geworden sind. Diesmal aber geht es nicht um dunkle Machenschaften oder handfeste Skandale, sondern um einen perfekten Urlaub, bei dessen Nachlese die Nachbarn vor Neid erblassen. Doch als ganz so einfach stellt sich das jährlich stattfindende Unternehmen dann doch nicht heraus. Schon bald finden sich die Kleins mit vollbeladenem Auto in einem Megastau wieder und der Leser kommt aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Denn egal, ob die Damen mit der Klopapierrolle aus der Böschung flitzen oder die Familie am öffentlichen Telefonapparat Schlange steht. Neben einer ordentlichen Portion Nostalgie spielt auch der Humor eine große Rolle und sogt in den kurz gehaltenen Episoden dafür, dass ein vergnüglicher Lesegenuss mit einem hohen Wiedererkennungswert garantiert werden kann. Und auch wenn das Buch an manchen Stellen etwas holperig und zusammengeschustert erscheint, unterhaltsam ist es allemal.

Fazit.
Ein humorvolles Lesevergnügen für zwischendurch, das jede Menge lustige Bilder in die Köpfe seiner Leser projiziert.