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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 16.12.2019
Tanz mit mir, Aurelia
Müller, Titus

Tanz mit mir, Aurelia


ausgezeichnet

London 1647. John wohnt im Haus seines Onkels Nehemiah, einem tiefgläubigen Puritaner. Puritaner lebten nach strengen Regeln. Ein einfaches, von Arbeit und Fleiß geprägtes, gottgefälliges Leben war Pflicht; weltliche Vergnügungen wie Musik, Tanz und Schauspiel wurden strikt abgelehnt. Sogar das Feiern von Weihnachten war gesetzlich verboten, weil es ein Fest heidnischen Ursprungs ist.

Als John im Zuge seiner Arbeit als Wasserträger auf die lebenslustige Aurelia trifft, ist er von ihr fasziniert. Obwohl er eigentlich von seinem Glauben und seiner Lebensweise überzeugt ist, gerät seine Weltanschauung ins Wanken, denn Aurelia ist der Meinung, dass Gott auch in Tanz, Freude und schönen Liedern zu finden ist. John ist bereit, sich mit Aurelias Ansichten auseinanderzusetzen und auch Aurelia - deren Mutter für sie, wie es in ihren Kreisen üblich ist, eine vorteilhafte Ehe arrangieren möchte – muss im Verlauf der Handlung erkennen, dass ihr Bild von den engstirnigen Puritanern nicht vollständig ist und beschäftigt sich deshalb mit Johns Auffassungen vom Glauben.

Schließlich beginnen die beiden, Aurelias Plan einer gemeinsamen Weihnachtsfeier zu verwirklichen - ein nicht ungefährliches Vorhaben…

Titus Müller hat einen fesselnden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die unterschiedlichen Welten, in denen Aurelia und John leben, mit wenigen Worten anschaulich und eindringlich zu schildern.

Der Autor gibt seinen beiden Protagonisten die Möglichkeit, sich sowohl intensiv mit den Idealen des jeweils anderen zu befassen, wie auch die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und lässt sie dabei begreifen, dass beide Welten ihre Vorteile haben. Da Aurelia und John im stetigen Wechsel zu Wort kommen, kann man als Leser prima an Gedanken und Gefühlen der beiden teilhaben und den Wandel, den sie nach und nach durchmachen, sehr gut mitverfolgen.

„Tanz mit mir, Aurelia“ hat mir sehr gut gefallen – eine warmherzige Geschichte, die in einem wunderschön gestalteten kleinen Büchlein daherkommt und eine große Botschaft im Gepäck hat, die immer und überall Anwendung finden kann – Menschen können trotz aller Unterschiede in Herkunft, Glaube und Lebensweise einen Weg finden, gemeinsam und friedvoll miteinander zu leben, wenn sie nur offen und ohne Scheu und Vorurteile aufeinander zugehen.

Bewertung vom 16.12.2019
Ein reines Wesen
Archan, Isabella

Ein reines Wesen


ausgezeichnet

In einem Kölner Krankenhaus, in dem auch Willa Stark nach ihrem letzten Fall mit einem Schädelbruch im Koma liegt, wird eine Krankenschwester ermordet. Der Täter, der sich selbst als Schmetterling sieht, kann ungesehen entkommen.

Zeitsprung. Willa ist aus dem Koma erwacht, aber noch lange nicht beschwerdefrei. Besonders die Hüfte macht ihr zu schaffen. Auf Anraten ihres Kollegen und guten Freundes Harro deNärtens begibt sich Willa nach Saarbrücken in die exklusive Saar-Vital-Klinik. Hier wird sie von Nicole Seidl angesprochen. Die geschwätzige Krankenschwester glaubt, dass ein Todesengel in der Klinik sein Unwesen treibt und weckt damit Willas Ermittlerinstinkte…

„Ein reines Wesen“ ist bereits der vierte Fall der für die Kölner und diesmal auch Saarbrücker Mordkommission ermittelnden Grazer Inspektorin Willa Stark – für mich war dieser Einsatz im Saarland der erste, bei dem ich der sympathischen Ermittlerin über die Schulter geschaut habe. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Willa ist eine Protagonistin, der man gerne folgt. Sie geht beherzt zu Werke und lässt sich durch nichts – auch nicht durch eine ständig schmerzhaft pochende Hüfte – von den Ermittlungen abhalten. Falsche Fährten, mehrere Verdächtige sowie immer neue Hinweise und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir dabei genauso wie die im Handlungsverlauf auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über die Identität des Täters gegeben.

„Ein reines Wesen“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Krimi, der neben einer spannenden Handlung ganz besonders mit einer sympathischen Ermittlerin punkten kann.

Bewertung vom 16.12.2019
Die Schuld jenes Sommers
Webb, Katherine

Die Schuld jenes Sommers


ausgezeichnet

Bath im Südwesten Englands, 25. April 1942. Wie so oft passt Frances Parry auf den 6-jährigen Davy auf. Da dieser Tag der Geburtstag ihrer vor 24 Jahren verschwundenen Freundin Wyn Hughes ist, lässt Frances Davy am Abend bei dem befreundeten Ehepaar Landy zurück, um für ein paar Stunden allein mit ihren Erinnerungen zu sein. Als sie auf dem Beechen Cliff hoch über der Stadt zur Ruhe kommen will, bricht das Chaos in Form eines deutschen Luftangriffs über Bath herein. Am nächsten Tag muss Frances erfahren, dass die Landys ums Leben gekommen sind und von Davy jede Spur fehlt. Während der verzweifelten Suche nach dem Jungen trifft Frances der nächste Hieb – der Einschlag einer Bombe hat im Garten der Hughes Wyns Skelett zu Tage gefördert…

Schon nach wenigen Seiten zeigt sich, dass die Erlebnisse in ihrer Kindheit Frances’ Lebensweg umfassend geprägt haben und sie eine ungeheure Last mit sich herumschleppt, die sich einfach nicht abschütteln lässt. Die aktuellen Ereignisse lassen die alten Wunden aufbrechen - die Sorge um Davy und die damit einhergehenden Selbstvorwürfe, für sein Verschwinden verantwortlich zu sein, geben jahrelang schwelenden Schuldgefühlen neue Nahrung: Frances fühlt sich nicht nur mitschuldig an Wyns Tod, sie ist sich jetzt auch sicher, dass ein Unschuldiger für die Tat büßen musste, weil sie damals nicht in der Lage war, über ihre Beobachtungen zu sprechen. Sie will den wahren Mörder zur Strecke bringen, doch das ist leichter gesagt als getan, denn die tief in ihrem Gedächtnis vergrabenen Erinnerungen an die Geschehnisse im Sommer 1918 weigern sich hartnäckig, wieder zum Vorschein zu kommen.

Katherine Webb gelingt es ausgezeichnet, Frances innere Zerrissenheit darzustellen - dem Drang, die tatsächlichen Ereignisse von vor 24 Jahren endlich ans Licht zu zerren und damit den damals verurteilten Kriegsgefangenen zu rehabilitieren, steht die fast übermächtige Angst gegenüber, der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen.

Die Geschichte wird im Verlauf der Handlung immer dramatischer; sich ständig wiederholende Erinnerungsfetzen und das Entdecken kleiner Hinweise bringen nicht nur Frances immer näher an die Wahrheit, sie treiben die Spannung auch mehr und mehr in die Höhe und haben mich durchweg mit Frances mitfiebern lassen. Dass man als Leser schon recht bald eine Ahnung hat, um wen es sich bei dem wahren Täter handelt, nimmt der Geschichte dabei zu keiner Zeit die Intensität.

In die laufende Handlung sind mehrere Rückblenden in die 1910er Jahre eingeflochten, in denen man die gemeinsame Zeit der Mädchen von ihrem Kennenlernen bis hin zu Wyns plötzlichem Verschwinden mitverfolgen kann. Diese Einschübe runden Frances Spurensuchen ab und liefern darüber hinaus auch die Begründung dafür, warum die damals 8-jährige Frances nicht in der Lage war, ihr Wissen preiszugeben, sondern dieses hinter hohen Mauern in den Tiefen ihres Gedächtnisses vergraben hat.

„Die Schuld jenes Sommers“ hat mir sehr gut gefallen - ein mitreißender Roman, der anschaulich und eindringlich erzählt wird und den Leser intensiv an dem Schicksal der Akteure teilhaben lässt.

Bewertung vom 09.12.2019
Das weiße Gold der Hanse
Laurin, Ruben

Das weiße Gold der Hanse


ausgezeichnet

In seinem historischen Roman „Das weiße Gold der Hanse“ erzählt Ruben Laurin aus dem Leben des Kaufmanns und Ratsherrn Bertram Morneweg, der zu den Stiftern des Heiligen-Geist-Hospitals von Lübeck gehört.

Ruben Laurin erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen – das Leben und Wirken Mornewegs in den 1270er Jahren dient als Rahmenhandlung. Hier versucht Bertram, den von Liebeskummer geplagten jungen Maler Johannes von Köln aufzumuntern und ihn davon abzuhalten, Lübeck zu verlassen, indem er ihm von den Höhen und Tiefen in seiner eigenen Lebensgeschichte berichtet. Diese Lebensgeschichte mit der Kindheit und dem Werdegang Bertrams zu einem erfolgreichen Kaufmann beginnt im Jahr 1231 und bildet die Haupthandlung.

Nach einem Piratenüberfall auf das väterliche Schiff treibt der 8-jährige Bertram mehr tot als lebendig auf einer Planke in der Ostsee und wird in letzter Minute gerettet. Da er sein Gedächtnis verloren hat und daher nicht weiß, wie er heißt und woher er kommt, bekommt er den Namen Moses. Moses landet zunächst in Wismar, wo er als Sklave für seinen Retter Kapitän Conrad Jacobi arbeiten muss und reist nach dessen Tod gemeinsam mit seiner Nennschwester Rebecca nach Lübeck. Hier bekommt er bei dem Kaufmann Martinus Bardewik die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen und geht schließlich auf große Fahrt nach Visby, Riga und Nowgorod.

Ruben Laurin hat die historischen Ereignisse der Region und die wenigen Fakten, die über das Leben Bertram Mornewegs bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Handlung verknüpft und diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden lassen. Der Autor versteht es ganz ausgezeichnet, die Straßen und Häuser des alten Lübecks mit Leben zu füllen und diese genauso wie die anderen mittelalterlichen Handelsmetropolen rings der Ostsee vor den Augen des Lesers aufblühen zu lassen.

Die Figuren wirken allesamt echt und glaubwürdig, sie haben Ausstrahlung, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten – es hat großen Spaß gemacht, Moses und seine Weggefährten durch die für sie sehr aufregenden Zeiten zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

„Das weiße Gold der Hanse“ hat mir sehr gut gefallen – die gut ausbalancierte Mischung aus historischen Fakten, Spannung und Abenteuer wird anschaulich und lebendig erzählt und hat mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die Blütezeit der Hanse ermöglicht.

Bewertung vom 09.12.2019
Der Liebesbrief
Hauck, Rachel

Der Liebesbrief


sehr gut

Hollywood. Ein Liebesbrief seines Urahns hat Drehbuchautor Jesse Gates zu einer wundervollen Familiensaga inspiriert - „Bound by Love“ spielt zur Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und erzählt die Geschichte von Farmersohn Hamilton Lightfoot und Esther Longfellow, der Tochter eines Gutsbesitzers. Hamilton und Esther sind als Nachbarskinder miteinander aufgewachsen und lieben sich. Doch der Krieg entzweit die Familien; während die Lightfoots für ein unabhängiges Amerikas eintreten, unterstützt Esthers Vater die britische Krone. Hamilton und Esther sind der Politik und dem daraus entstehenden Hass leid und wollen eigentlich nur gemeinsam ein ruhiges Leben führen, doch dies scheint ihnen nicht vergönnt zu sein - Chloe Daschle ist von Gates’ Manuskript begeistert und hat das Glück, die weibliche Hauptrolle spielen zu dürfen…

Es ist Rachel Hauck ganz ausgezeichnet gelungen, die aktuelle Handlung in Hollywood mit den dramatischen Ereignissen in den 1780er in South Carolina zu verknüpfen. Die Autorin lässt ihre vier Hauptfiguren im stetigen Wechsel zu Wort kommen, so dass man die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln verfolgen und dabei die Gedanken und Gefühle der einzelnen Akteure hautnah miterleben kann.

Obwohl in beiden Handlungssträngen ständig etwas passiert, hat mir der historische Part weitaus besser gefallen. In den Kapiteln, in denen es um die Geschichte von Hamilton und Esther geht, habe ich die Figuren als viel interessanter empfunden. Sie haben Ecken und Kanten und es gibt mit Esthers Vater und Leutnant Twimball zwei Akteure, die durch ihr mieses Verhalten Schwung und Spannung in das Geschehen bringen.

In dem in der Gegenwart spielenden Teil gibt es dagegen kaum Höhen und Tiefen. Chloe und Jesse haben zwar beide ihr Päckchen zu tragen, doch es ist über weite Strecken vorhersehbar, welchen Verlauf die Handlung letztendlich nehmen wird. Ein wenig Pep bringt Smitty Barone, ein Freund von Chloe und Jesse, ins Geschehen. Smitty taucht immer dann auf, wenn jemand gebraucht wird, der die Dinge in die richtige Richtung lenkt – ein guter Geist, der manchmal aufgrund seines plötzlichen Auftauchens in Erklärungsnot gerät und damit für ein paar amüsante Szenen sorgt.

„Der Liebesbrief“ hat mir insgesamt gut gefallen – eine Geschichte, die aufzeigt, dass der christliche Glaube bei der Überwindung von einmal gemachten Fehlern eine wertvolle Stütze sein kann.

Bewertung vom 27.11.2019
Lauerholz / Kommissar Birger Andresen Bd.12
Schlennstedt, Jobst

Lauerholz / Kommissar Birger Andresen Bd.12


sehr gut

Lübeck. Vanessa Wilkens entdeckt auf ihrer morgendlichen Joggingrunde entlang der Wakenitz im Drägerpark die Leichen zweier Teenager. Obwohl auf den ersten Blick alles darauf hindeutet, dass es sich um Suizid handelt, haben Kommissar Birger Andresen und seine Kollegen den Eindruck, dass etwas ganz und gar nicht stimmt und nehmen daher die Ermittlungen auf…

„Lauerholz“ ist bereits der zehnte Fall für Kommissar Birger Andresen und sein Team. Obwohl ich die vorherigen Bände nicht gelesen habe, hatte ich keine Schwierigkeiten dem Geschehen zu folgen, muss allerdings zugeben, dass mir in den Nebenhandlungen die eine oder andere Information über frühere Ereignisse gefehlt hat.

Jobst Schlennstedt hat einen fesselnden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Autor wartet in diesem Krimi mit einem sehr mitreißenden Thema auf. Es geht um den Umgang mit nagenden Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen, nachdem man eine falsche und vor allen Dingen folgenschwere Entscheidung getroffen hat. Schon die ersten Seiten lassen erahnen, dass den Leser im Verlauf der Handlung keine leichte Kost erwartet – in zwei Rückblenden erfährt man zum einen, dass jemand schreckliche Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Und zum anderen erlebt man eine Verfolgungsjagd mit, die tödlich endet. Es gelingt dem Autor nicht nur sehr gut, die dramatischen Ereignisse und das Umfeld der toten Jugendlichen anschaulich und authentisch zu beschreiben, er versteht es zudem ganz ausgezeichnet, den Leser an den Gedanken und Gefühlen der Akteure teilhaben zu lassen.

Die Suche nach der Wahrheit gestaltet sich für die Kommissare als äußerst schwierig, denn sowohl Eltern wie auch Lehrer und Mitschüler drucksen bei den Befragungen herum und scheinen etwas zu verschweigen. Geschickt lenkt Jobst Schlennstedt den Blick des Lesers während der Ermittlungen in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Hintergründe und Zusammenhänge miträtseln und mitgrübeln kann.

„Lauerholz“ hat mir gut gefallen - ein mitreißender Krimi, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 26.11.2019
Schwarze Förde
Dierksen, Beeke

Schwarze Förde


ausgezeichnet

Einem anonymen Hinweis folgend finden die Beamten der Mordkommission Flensburg auf einem nahe Glücksburg gelegenen Acker, der niemandem zu gehören scheint, sechs Frauenleichen, die dort über einen Zeitraum von mehreren Jahren vergraben wurden. Sowohl das Team um Christoph Wengler vom K1 wie auch die hinzugezogenen Kollegen der Abteilung Operative Fallanalyse des LKA Kiel stehen vor einem Rätsel - die Frauen, die nach ersten Erkenntnissen gefangen gehalten und schwer misshandelt wurden, tragen alle ein spezielles Hufeisen um den Hals, außerdem wurde in jedem Grab ein silbernes Kreuz gefunden. Darüber hinaus wurden der BKI Porträtaufnahmen zugespielt. Schnell ist klar, dass es sich hier um Fotos der Opfer handelt. Trotz dürftiger Spurenlage ist höchste Eile geboten, denn ein Abgleich mit den Vermisstenanzeigen lässt die Ermittler vermuten, dass sich eine weitere Frau in den Fängen des Täters befindet…

In ihrem Krimi „Schwarze Förde“ gewährt Beeke Dierksen tiefe Einblicke in die dunklen Seiten menschlichen Seins und zeigt, dass das Böse manchmal auch dort lauert, wo man es eigentlich nicht erwartet.

Beeke Dierksen hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Der Krimi wird spannend erzählt und entwickelt schon nach wenigen Seiten einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann. Über dem grausigen Fall schwebt durchweg eine düstere Atmosphäre. Besonders in die Handlung eingeschobene Rückblenden, in denen die Autorin die entführten Frauen zu Wort kommen und von ihrem Martyrium erzählen lässt, sind erschütternd und sorgen immer wieder für Gänsehaut.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Ermittler alle eine persönliche Geschichte haben, mit der sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit zu kämpfen haben. Die privaten Angelegenheiten machen die Akteure greifbarer und runden das eigentliche Krimigeschehen prima ab.

„Schwarze Förde“ hat mir sehr gut gefallen – ein mitreißender Krimi, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 25.11.2019
Das tote Kind im Wind
Roters, Connie

Das tote Kind im Wind


ausgezeichnet

Büsum. Auf einem Spielplatz wird die Leiche des 8-jährigen Ammar entdeckt. Der Junge wurde missbraucht, ermordet und vom Täter nackt auf einer Schaukel festgebunden. Die Spurenlage ist dürftig. Sowohl das Team um Lisa Wertheim von der Kripo Kiel wie auch der vom Dienst freigestellte und sich gerade in Büsum befindende Berliner Kommissar David Menger und dessen Kollegin Nina Schwarz tappen im Dunklen. Zurück in Berlin werden David und Nina mit einem Fall konfrontiert, der auffällige Parallelen zur Tat in Büsum aufweist. Das Verschwinden eines weiteren Flüchtlingskindes setzt die Ermittler unter Zeitdruck…

Connie Roters wartet in ihrem Kriminalroman „Das tote Kind im Wind“ mit einem sehr aufwühlenden Thema auf. Es geht um den Missbrauch an und die Tötung von Kindern. Keine leichte Kost, besonders, weil die Autorin sich nicht scheut, den Täter in zahlreichen Abschnitten zu Wort kommen zu lassen. Die Einblicke in dessen gestörte Psyche sind genauso wie sein Vorgehen bei der Jagd nach dem nächsten Kind nichts für zarte Gemüter. Es muss – gerade bei diesem Thema – ausgesprochen schwer gewesen sein, aus der Perspektive des Täters zu schreiben. Eine Herausforderung, die Connie Roters hervorragend gemeistert hat.

Es ist äußerst spannend, die Ermittlungen zu verfolgen. Der Alltag der Kommissare wird sehr authentisch dargestellt - neben der Suche nach Spuren und Hinweisen und dem Befragen möglicher Zeugen kann man auch einen Blick auf die Schwierigkeiten und Herausforderungen werfen, mit denen die Ermittler darüber hinaus tagtäglich zu kämpfen haben.

„Das tote Kind im Wind“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der sich trotz des gewichtigen Themas leicht lesen lässt und schnell einen Sog entwickelt, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Bewertung vom 20.11.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

In seinem historischen Roman „Der Lehrmeister“ setzt Oliver Pötzsch die fesselnde Geschichte rund um den berühmten Magier, Wahrsager und Quacksalber Doktor Johann Georg Faustus fort. Auch wenn die Kenntnis des ersten Teils für das Verständnis dieses zweiten Bandes nicht unbedingt vonnöten ist, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden Fortsetzung noch erhöht.

Die Handlung beginnt im Herbst 1518. Seit den Geschehnissen in Nürnberg sind sechs Jahre vergangen. Faust zieht mit seiner Ziehtochter Greta und seinem Adlatus Karl Wagner durch die Lande und unterhält die Menschen mit den vielfältigen Künsten der Gauklerei. Der Magier ist mittlerweile berühmt, selbst Fürsten und Bischöfe suchen seinen Rat und lassen sich von ihm Horoskope erstellen. Der gesundheitlich angeschlagene Faust - rätselhafte Zitteranfälle und Lähmungserscheinungen quälen ihn - gerät in das Visier der Großen und Mächtigen, denn es geht das Gerücht um, er sei in der Lage, Gold herzustellen. Und auch sein alter Lehrmeister Tonio del Moravia streckt seine Finger nach ihm aus und fordert ihn auf, seinen Teil des mit ihm geschlossenen Paktes zu erfüllen…

Schon nach wenigen Seiten hat mich die Welt des Doktor Faustus wieder gefangen genommen und ich habe gespannt das Geschehen verfolgt. Der Autor lässt seine Protagonisten von Bamberg aus nach Frankreich und schließlich nach Rom ziehen und wartet dabei mit einer Fülle von Details auf, die diesen Roman zu einer kurzweiligen Zeitreise werden lassen.

Oliver Pötzsch erzählt sehr anschaulich. Der Autor versteht es ganz ausgezeichnet, historische Fakten durch mitreißende Schilderungen mit Leben zu füllen. Neben Fausts Suche nach einem Heilmittel für seine Krankheit ist es vor allen Dingen die politische Lage des ereignisreichen 16. Jahrhunderts, die die Wege der Akteure bestimmt. Die kleine Gruppe begegnet auf ihren Reisen vielen historischen Persönlichkeiten, deren Leben und Wirken einleuchtend mit der Romanhandlung verwoben wurde, so dass man als Leser an den Dingen, die die Menschen damals bewegt und beschäftigt haben, teilhaben kann – dazu gehören zum Beispiel das vielseitige Schaffen Leonardo da Vincis, die reformatorischen Ideen Martin Luthers, der verschwenderische Lebensstil Papst Leo X. oder auch die Gräueltaten Gilles de Rais’.

„Der Lehrmeister“ hat mir sehr gut gefallen – die gut ausbalancierte Mischung aus historischen Fakten, Spannung und Abenteuer wird anschaulich und lebendig erzählt und entwickelt schnell einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Bewertung vom 19.11.2019
Feuersee
Scheurer, Thilo

Feuersee


ausgezeichnet

In einem Waldstück nahe Rottweil haben Kinder einen skelettierten menschlichen Schädel gefunden. Neben weiteren Skelettteilen entdeckt die herbeigerufene Ermittlergruppe der Kripo an der Fundstelle auch eine Kniegelenksprothese, deren Seriennummer den Hauptkommissaren Treidler und Melchior schnell einen Namen liefert: Heinrich Gerber. Als sie Gerbers Daten ins Polizeiauskunftssystem eingeben, erleben die beiden eine Überraschung – die Leiche Gerbers wurde bereits 2006 aus dem Stuttgarter Feuersee gefischt…

Aufgrund einer Alarmfunktion im System, die jede Suchabfrage meldet, welche mit einer unaufgeklärten Tat zusammenhängt, die länger als zehn Jahre zurückliegt, erfahren die Ermittler des Stuttgarter LKA-Dezernats für ungeklärte Mordfälle von dem Skelettfund in Rottweil. Als Oberkommissar Sebastian Franck und Kriminalassistentin Franziska Hegel die Ermittlungen aufnehmen, erleben auch sie eine Überraschung – der Fall Gerber ist längst abgeschlossen…

„Feuersee“ ist bereits der dritte Fall für das Stuttgarter Ermittlerteam des Dezernats T.O.M. (Tote ohne Mörder), der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Für diesen Krimi hat Thilo Scheurer sich etwas Besonderes ausgedacht - der Autor wartet mit einem Crossover seiner beiden Krimiserien auf und lässt die Ermittler des Stuttgarter Teams rund um Sebastian Franck mit den Rottweiler Kommissaren Treidler und Melchior aus der Neckar-Serie zusammenarbeiten. Eine Verquickung, die mir sehr gut gefallen hat. Gerne mehr davon.

Thilo Scheurer hat einen angenehm zu lesenden, sehr unterhaltsamen Schreibstil. Nicht nur der spannende Kriminalfall hat mich schnell gepackt, auch die Akteure, die mit ihren Eigenheiten eine Menge Witz in den Krimi bringen, haben mich durchweg begeistert. Treidlers mürrische Kommentare und die kernigen Sprüche von Dienststellenleiterin Marga Kronthaler haben mich genauso amüsiert wie das Zusammenspiel der meist lässig und spontan agierenden Franziska und des immer korrekt und durchdacht handelnden Sebastian.

„Feuersee“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Krimi, der mit lebhaften Charakteren, frischem Wortwitz und fesselnder Krimihandlung punktet.