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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1356 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2023
Mein Leben als einsamer Axolotl
Bondestam, Linda

Mein Leben als einsamer Axolotl


ausgezeichnet

Mein erster Gedanke beim Lesen dieses Buches mit den wunderschönen, witzigen und ein bisschen anarchischen Bildern war: wie gut, dass das Zielpublikum dieses Werks eines ist, dem man in der Regel vorliest. Denn dann kann man den Text beliebig bereichern und genau das werde ich tun!

Denn dem Text fehlt ein bisschen der Pep und damit steht er in krassem Gegensatz zu den Bildern. Gerade zum Umweltaspekt hätte hier noch mehr kommen können, auch deutlich Witzigeres.

Oder liegt das an der Übersetzung? Für mich ist es schwer, dem auf den Grund zu gehen, denn ich bin des Schwedischen nicht mächtig.

Wie auch immer, die Bilder sind atemberaubend und liebenden Eltern oder auch Tanten und Onkeln mit ein bisschen Phantasie werden dazu zahllose Geschichten einfallen - nur sollten die nicht direkt wieder vergessen werden, falls die lieben Kleinen davon so begeistert sind, dass sie diese gleich nochmal hören wollen!

Bewertung vom 08.07.2023
Das Licht zwischen den Schatten
Beck, Michaela

Das Licht zwischen den Schatten


gut

Drei Generationen -drei Schicksale, die sich über ingesamt 70 Jahre erstrecken und zwar von 1919 bis 1989 und sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in einigen anderen Ländern abspielen - wobei Deutschland ja über die meiste im Roman beschriebene Zeit ja auch geteilt ist.

Konrad, Brigitte und André: eine Familie oder doch keine? Nun, es geht sehr lebhaft zu in diesem überaus handlungsreichen, sich über weit mehr als 800 Seiten erstreckenden Roman, der viele spannende und keineswegs nur rosige Aspekte der deutsch-deutschen Geschichte behandelt.

Allerdings wäre hier aus meiner Sicht weniger deutlich mehr gewesen, denn die Handlung quillt quasi über vor Klischees. Spionage, das Vergehen des Nationalsozialismus sowohl an Juden als auch an kranken Menschen, die RAF, die strenge Sportschulung der DDR und noch einiges mehr wird hier ausgebreitet, wodurch die Handlung aus meiner Sicht viel zu sehr ins Klischeehafte, Plakative abrückt.

Unter dieser reichhaltigen Handlung leidet stellenweise die Beschreibung der Personen - zahlreiche Akteure werden leider nicht so recht zum Leben erweckt, haben nur wenige individuelle Züge und wenig Wiedererkennungswert, der hier doch eine sehr große Rolle spielt.

Die Lektüre lohnt sich zwar durchaus, ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass Sie sich überhaupt nicht ärgern werden!

Bewertung vom 06.07.2023
Putin im Wartezimmer
Lou, Bihl

Putin im Wartezimmer


sehr gut

Eine Gruppe von Übergewichtigen ganz unterschiedlichen Alters findet sich mitten in der Pandemie im Wartezimmer ihrer Hausärztin zusammen, um gemeinsam zu lernen, mit ihrem Körper besser umzugehen - in einer Art Abendkurs.

Der Start des Kurses liegt ziemlich eng mit dem des Angriffskrieges auf die Ukraine zusammen: kein Wunder, dass die Patienten in der Zeit, in der sie auf Frau Doktor warten müssen - und das müssen sie eigentlich immer - darüber sprechen. Was ich auch ganz verständlich finde, allerdings nicht die Art, wie sie das tun - das ähnelt schon eher Fachgesprächen von Politikern oder Wissenschaftlern - denn es sind doch immer inhaltlich recht hoch angesetzte Gespräche, die dort geführt werden. Wenn man die Quellensammlung hinten im Buch sieht, weiß man auch warum das so ist.

Dies ist ein Aspekt im Roman, den ich als recht unrealistisch empfinde - ich hätte mir hier deutlich emotionalere, am Schicksal der Bevölkerung anteil nehmende Diskussionen gewünscht und nicht darüber, was Putin, Selenskij oder auch deutsche Politiker in diesem Zusammenhang sagen. Das war mir alles zu weit weg von der Realität, Gefallen fand ich eher an den ßig , in dem die Ärztin von ihren Patienten erzählte und man diese nach und nach besser kennen und verstehen lernte.

Bis kurz vor Schluss war ich eher mittelmäßig berührt, aber dann wurden die Zügel nochmal richtig angezogen und es zeigte sich, wie aus der den doch sehr unterschiedlich gepolten Gruppenmitgliedern unter ganz besondere Umständen eine Art Familie wurde,. Dieser sehr runde und gelungene Abschluss hat das Buch aus meiner Sicht dann doch noch zu etwas sehr Besonderem gemacht.

Bewertung vom 30.06.2023
Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin
Ferrante, Elena

Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin


ausgezeichnet

Ein (Bilder)Buch zum Eintauchen und stundenlangem Drin-Schmökern-Schauen-und-Schwärmen.

Denn dies ist ein Buch, von dem ich nicht genug bekommen kann! Und das, obwohl diese Graphic Novel auf einem schon sehr bekannt Buch - und das (fast) weltweit - basiert!

Dennoch gibt es hier sehr viel Neues zu entdecken in der Geschichte der beiden Freundinnen Lila und Elena, die sich als Kinder in einem recht einfachen Viertel in Neapel kennenlernen und trotz unterschiedlicher Wege in die Erwachsenenwelt einander verbunden bleiben, bis die eine auf einmal nicht mehr zu erreichen, bzw. zu fassen ist.

Mehr möchte ich zum Inhaltlichen nicht sagen, das den meisten Interessent*innen bereits bekannt sein sollte und für die weiteren eine Überraschung bleiben sollte, deshalb jetzt zu dieser wundervollen Ausgabe, die die Lesenden in eine ganz eigene Welt entführt, welche durch die Bilder entsteht. Ich jedenfalls bin richtiggehend hinein geglitten und sehe die ganze Geschichte jetzt nochmal in einem ganz anderen Licht! Sehr zu empfehlen und zwar nicht nur für Ferrante-Fans!

Bewertung vom 24.06.2023
Royal Taste
Cohen, Jennieke

Royal Taste


ausgezeichnet

Einen angenehmen Nachgeschmack

...hat dieses Buch "Royal Taste" bei mir hinterlassen. Ich beschäftige mich so gerne mit den verschiedensten Speisen, dass das auch kein Wunder ist.

Auf der anderen Seite bin ich eine sehr kritische Verkosterin sowohl von Speisen jeder Art als auch von Lektüre darüber. Wobei sich über Geschmack natürlich nicht streiten lässt!

Worum es geht. Die angehenden Kulinarikerinnen Penelope und Helena treffen auf dem Nachtmarkt einen jungen Mann, Elijah Little, von dessen Empanadas sie so angetan sind, dass Helena auf die Idee kommt, ihn zu einem kulinarischen Experten auszubilden. Beide Freundinnen sind nämlich gerade auf der Suche nach Themen für ihre Abschlussprojekte, nach deren Vollendung sie professionell in ihrem Beruf tätig sein können.

Elijah scheint aus einfachen Verhältnissen zu kommen, kennt sich aber mit köstlichen Gerichten durchaus gut aus. Helena nimmt im Rahmen ihrer Ausbildung kein Blatt vor den Mund, weswegen es sowohl mit Elijah als auch mit Penelope mehrfach zu Zerwürfnissen kommt.

Ein warmherziger und keineswegs oberflächlicher Roman, dem man aber nicht zu sehr vertrauen sollte, wenn es um historische Fakten geht. Diesbezüglich spielt die Autorin nämlich mit der Wahrheit und das nicht zu knapp. Was aus meiner Sicht durchaus reizvolle Szenarien ergibt, zumal sie sich auch mit Vorurteilen und deren Wirkung befasst.

Ein ungewöhnlicher Roman, den es sich zu lesen lohnt!

Bewertung vom 19.06.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


sehr gut

Ausgerechnet Alaska Sanders, die Schönste der Schönen, zigfache Gewinnerin (zugegebenermaßen ausschließlich kleinerer bzw. lokaler) diverser Schönheitswettbewerbe - ausgerechnet sie verschlägt es in ein winzigkleines Kaff, wohin sie auch noch einem ortsbekannten Loser folgt. Der sie dann, als sie sich von ihm trennen will, umbringt, wobei ihm sein Freund hilft. Der Mörder entzieht sich der Justiz durch Selbstmord, nicht ohne seinen besten Freund vorher mit zu belasten.

Und dieser sitzt nun seit langen Jahren im Gefängnis ohne Aussicht, jemals wieder auf freien Fuß zu kommen. Doch es gab von Beginn an Stimmen, die meinten, beide Männer seien unschuldig. Von Beginn an setzen sich sowohl die Schwester des Verurteilten wie auch eine junge Anwältin, die sich bereits einen Namen gemacht hat, ebenso selbstlos wie erfolglos für ihn ein.

Alles kommt erst ins Rollen, als der hauptsächliche Protagonist des Romans, der Romanautor Marcus Goldman in den Fall einsteigt, hinzugezogen durch seinen Freund, Sergeant Perry Gahalowood, der ihn bei seinen Recherchen zu einem früheren Fall, dem des Harry Quebert, kennen und schätzen gelernt hat. Nun hat er einen neuen Hinweis erhalten, der die Sachlage in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Ein spannender Roman, bei dem ständig neue Umstände und Fakten ins Spiel kommen, so dass nichts so ist, wie es zunächst zu sein schien. Gahalowood und Goldman gehen noch den ein oder anderen Irrweg, bevor sie auf die wahren Umstände und Entwicklungen kommen. Für mich manchmal einen Hauch zu langatmig und zu umständlich, obwohl hier tatsächlich jede kleinste Entwicklung einen wichtigen Schritt darstellt. Weswegen ich das Buch trotz ein paar Längen ausgesprochen gerne gelesen habe!

Bewertung vom 16.06.2023
Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1
Riebe, Brigitte

Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1


ausgezeichnet

1920: Der Erste Weltkrieg ist gerade erst vorbei, Deutschland biegt sich unter den Reparationszahlungen, da erbt die junge Johanna aus heiterem Himmel von einer Tante, von deren Existenz sie überhaupt nicht wusste, ein Haus in einem kleinen Dorf in der Eifel. Tante Lisbeth hinterlässt ihr darüber hinaus auch ihre zahlreichen Tiere, inklusive der Verbots, diese zu töten. Und sie kann nur das vollständige Erbe annehmen - oder ablehnen!

Trotz der Vorbehalte ihrer Eltern - der Vater besitzt eine Zigarettenfabrik in Trier, zu Hause hat es nie an etwas gemangelt - begibt sie sich zunächst für eine Probezeit in die Eifel. Und übt sich dort in einem Leben als Bäuerin, wobei ihre Nachbarin Kätt, verwitwete Schwiegertochter des dortigen Gastwirtes, ihr ein große Stütze ist, gerade in Zeiten von Hunger und Not. Und Johanna lernt weitere Menschen kennen, die sie mag und die ihr eine Hilfe sind - aber leider auch andere. Dennoch entscheidet sie sich für ein Leben in der Eifel.

Insgesamt schlägt der Roman einen weiten Bogen bis zum Ende der 1930er Jahre: man kann sich denken, dass sich in diesen Jahren nicht nur bei Johanna eine ganze Menge tut. All diese Ereignisse und Entwicklungen schildert Autorin Brigitte Riebe, eine promovierte Historikerin, mit der gewohnten exzellenten Sachkenntnis und unglaublicher Empathie. Auch wenn ich generell eine Vorliebe für die Romane dieser Autorin habe, war der vorliegende ein ganz besonderes Highlight für mich, habe ich doch wie Johanna (fast) mein ganzes Leben am Rande der Eifel (wenn auch an der Nordseite) verbracht. Wer gerne historische Romane liest und es liebt, dabei sowohl etwas hinzuzulernen als auch bedingungslos in die Handlung eintauchen und sich dieser quasi vollkommen preisgeben möchte, der ist hier an der richtigen Adresse. Ich jedenfalls bin nach Beendigung der Lektüre überaus unwillig wieder daraus "erwacht" und in meinen Alltag gewechselt!

Bewertung vom 12.06.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


gut

Wer gerne Spannungsliteratur aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs liest, die aber nicht unbedingt (nur) von selbigem handeln muss, der ist hier goldrichtig. Zumal, wenn es nicht unbedingt ein bestimmtes Genre sein muss!

Denn hier greifen gleich vier ineinander: Literatur, Historischer Roman, Krimi und Thriller. So sehe ich es jedenfalls. Und es startet an einem (meistens) sehr tollen Ort, nämlich auf Hawaiin genauer gesagt in Honolulu. Es geht um um einen Detective des dortigen Police Departements, Joe MacGrady, der mit einem besonders delikaten Auftrag betraut wird.

Ein junges Paar wurde ermordet; bei dem jungen Mann handelt es sich um den Neffen des Oberbefehlshabers der Pazifikflotte, seine Freundin ist eine junge Japanerin.

McGrady verschlägt es nach Honolulu, wo er in Lebensgefahr gerät, doch gottseidank ist die Rettung nicht fern. Ob es immer so glücklich ausgeht für den Detective und ob er die Morde aufklären kann, das müssen sie schon selber herausfinden.

Ein Genre-Mix, der durchaus ereignisreich ist, bei dem ich aber zeitweilig den Faden verlor.

Bewertung vom 08.06.2023
Wir hätten uns alles gesagt
Hermann, Judith

Wir hätten uns alles gesagt


ausgezeichnet

Eine wunderbare Darstellung des Eigenen

Judith Hermann ist hier eine wunderbare Darstellung ihres eigenen Kosmos gelungen und zwar in jeder Hinsicht - besonders stimmig fügt es sich aus meiner Sicht, dass hier eine "Katalogisierung", eine Zuordnung zu einem literarischen Genre fehlt.

Denn es ist viel, viel mehr als das: es ist Posie, Roman, Biographie (ob nun wahr oder fiktiv oder ein bisschen von beidem) und auch eine Art Sachbuch in Einem.

Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen, bis ich am alles andere als bitteren Ende angelangt bin, was mir dieser Tage sehr selten passiert. Judith Hermann schreibt mehr über Trauriges, Unvollständiges, Unperfektes und Mangelhaftes als über Fröhliches, Optimistisches, Erbauliches und Zuversichtliches, dennoch wirkt es aufbauend und zuversichtlich auf mich in der Art, in der sie es darstellt: schwierige Familienverhältnisse, Beziehungen, Arbeitssituationen und andere Lebenslagen sind dazu da, das Beste aus ihnen zu machen bzw. auf eine Art einen Mehrwert für sich, für die Zukunft, aber auch für die Vergangenheit daraus zu schöpfen.

Obwohl ich diesen Spruch ausgesprochen dämlich finde, kam er mir während der Lektüre doch wieder und wieder in den Sinn: Ganz, ganz großes Kino!

Bewertung vom 02.06.2023
Das Anti-Angst-Buch
Dobos, Gustav

Das Anti-Angst-Buch


sehr gut

Angst ablegen - Schneid erlangen

Wobei das nur ein ganz kleiner Teil dessen ist, was den werten Leser*innen hier geboten wird. Denn es handelt sich um ein umfangreiches Angebot: das eines sechswöchigen Programmes, das den Weg zum Einstieg in ein angstfreies Leben ebnen soll. Und mich vor schwerste Herausforderungen stellte - allen voran diejenige, dieses vielschichtige, kleinteilige Angebot des Experten für mich zu erfassen und zwar in allen für mich relevanten Details.

Was alles andere als einfach ist, finde ich und daher von mir auch nur in Teilen bewältigt werden konnte - bisher jedenfalls, denn das Buch und ich bleiben einander ja erhalten.

Erst einmal stellte ich fest, dass das Sechs-Wochen-Programm für mich sowieso in meinen normalen Arbeitsalltag nicht einzubauen ist. Denn es geht hier um viele Bereiche meines Lebens, die davon betroffen sind: Bewegung, Ernährung, Achtsamkeit und, und, und.

Und da meine Ängste ja auch ihren Teil beanspruchen, ist das alles ganz schön happig.

Andererseits habe ich erkannt, dass mir so einiges bereits bekannt vorkommt, bspw. die meditativen Atemübungen. In etwas anderer Form baue ich sie bereits jetzt in meinen Alltag ein, da wird eine gewisse Anpassung doch wohl möglich sein.

Und dann wird es bei anderen Punkten - sofern sie für mich Sinn ergeben - doch wohl auch möglich sein.

Insgesamt bietet das Buch für mich ein zu festgefügtes, in Einzelteilen voneinander abhängiges Programm und zu wenige Möglichkeiten, spontan zu sein. Meine Ängste - und nicht nur die - lassen mich nämlich launisch werden (und damit sind alle Launen, nicht nur die schlechten gemeint) und für mich ist Spontanität in diesem Zusammenhang etwas sehr Hilfreiches. Nein, mehr noch: Etwas Grundlegendes.

Auch wenn ich aus diesem Buch viele Anregungen schöpfe, ist es im Großen und Ganzen nicht so recht mein Weg. Aber ich werde einiges daraus in diesen einbauen!