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Top-Rezensenten Übersicht

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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 512 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2023
Erinnere dich!
Reiter, Max

Erinnere dich!


sehr gut

Psychologisch gut

Inhalt:
Als der Berliner Uni-Dozent Arno Seitz eine Einladung zum zwanzigjährigen Abitreffen in seiner bayrischen Heimatstadt erhält, will er spontan absagen. An seine allzu schlimme Vergangenheit will er lieber nicht erinnert werden. Bei einer Wanderung vor zwanzig Jahren verschwand Arnos Freundin Maja spurlos. Der Fall konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.

Doch dann bekommt Arno seltsame SMS-Nachrichten und Telefonanrufe. Er wird immer wieder aufgefordert, sich daran zu erinnern, was er Maja angetan hat. Nach und nach setzt sich aus vielen Puzzleteilchen ein Bild zusammen, das Arno zeigt, dass er damals ganz anders war, als er heute wahrhaben will …

Meine Meinung:
Die Story ist wirklich sehr interessant und richtig gut aufgezogen. Als Leser*in erlebt man die Ereignisse aus der Perspektive von Arno, weiß daher nie mehr als dieser und zweifelt immer mehr an dem Protagonisten, wenn nach und nach seine bösen Seiten zum Vorschein kommen, die er all die Jahre verdrängt hat. Wird er schließlich den Mord an Maja zugeben? Und wer ist die seltsame Anruferin bzw. SMS-Schreiberin, die mit Majas Stimme spricht?

Das Spiel mit den Erinnerungen und Manipulationen von Menschen hat mir gut gefallen. Allerdings konnte mich der Schreibstil von Max Reiter, der auch unter seinem richtigen Namen Andreas Götz schreibt, nicht überzeugen. Ich empfand ihn oft als hölzern und spröde bis langweilig. Es fiel mir dadurch schwer, mich in den Protagonisten hineinzuversetzen. Es hätte gerne ein wenig dynamischer erzählt werden dürfen.

Bewertung vom 12.04.2023
Stigma
Adam, Lea

Stigma


sehr gut

Bedrückender Thriller

Inhalt:
In Hamburg wird die Leiche eines Joggers gefunden, mit einer Mülltüte über dem Kopf und ausgestochenen Augen. Die Ermittler Jagoda Milosevic, gennant Milo, und Vincent Frey tappen im Dunkeln. Erst ein weiterer Mord bringt sie auf eine Spur.

Meine Meinung:
„Stigma“ ist der erste gemeinsame Thriller der Autorinnen Regina Denk und Lisa Bitzer, die sich dabei des Pseudonyms Lea Adam bedienen. Die Zusammenarbeit ist gut gelungen; das Buch wirkt wie aus einem Guss.

Gleich vorweg: Für zartbesaitete Leser*innen ist dieser Thriller nichts. Gewaltszenen werden zum Teil sehr detailliert beschrieben. Und es gibt viele Gewaltszenen, die meisten als Einschub aus der Sicht eines Opfers. Das geht ganz schön an die Nieren.

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Es thematisiert das große Unrecht, das Frauen angetan wird und lässt etliche Täter, anders als im richtigen Leben, nicht ungeschoren davonkommen. Allerdings wirkt die Story manchmal recht plakativ und klischeebeladen. Sie ist aber gut konstruiert mit falschen Spuren und überraschenden Wendungen. Trotz einer Vielzahl von beteiligten Personen fällt es leicht, den Überblick zu wahren, da die Charaktere gut ausgebaut sind.

Anfangs hatte ich mit dem Ermittlerduo meine Probleme, empfand ich doch beide als einigermaßen unsympathisch. Doch dies hat sich im Verlauf des Buches gewandelt. Man lernt sie einfach besser kennen und verstehen und sieht dann ihre inneren Werte. Nur eine Sache in Milos Verhalten konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie bringt sich durch diese Dummheit unnötig in Gefahr. Klar gibt das in der Folge wieder ein paar spannende Szenen, aber das hat der Thriller gar nicht nötig.

Triggerwarnung (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):
TLAWEG ELLEUXES GNUGITLAWEGREV

Bewertung vom 11.04.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

George Orwell lässt grüßen

Inhalt:
Der Social-Media-Mogul Cy Baxter ist überzeugt, jeden Menschen innerhalb von 30 Tagen aufspüren zu können. Ist der Betatest erfolgreich, steht einer lukrativen Zusammenarbeit mit der CIA nichts mehr im Weg. Zehn ganz unterschiedliche Probanden werden freiwillig zu Gejagten. Wer es schafft, zu entkommen, gewinnt drei Millionen Dollar. Doch der Bibliothekarin Kaitlyn Day geht es nicht um das Geld …

Meine Meinung:
Wie weit sind wir noch vom gläsernen Menschen entfernt? Nun, das liegt am Verhalten jedes Einzelnen. Dank Internet lassen sich Unmengen von Daten über uns sammeln - und natürlich auch auswerten. Ob uns das recht ist oder nicht. Es ist ratsam, den digitalen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Anthony McCarten zeigt in seinem neuen Roman einige digitale Fallstricke auf, die man sich wohl im Alltag nicht so bewusst macht.

Dazu hat er eine absolut spannende Story kreiert, die sich wie ein atemberaubender Thriller liest. Der Schreibstil ist leicht und dynamisch und weist auch immer wieder eine Prise Humor auf. So lässt sich das Buch unheimlich locker lesen, obwohl es vor Tiefgang nur so strotzt. Es entwickelt ganz schnell einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.

Während man Kaitlyn und Cy während der ganzen Zeit abwechselnd begleitet, erfährt man die Geschichte der anderen neun „Zeros“ eher in Kürze und nebenbei. Das fand ich sehr gut, denn für die Entwicklung des Plots spielen sie keine große Rolle, aber um die Gefahren der Datensammlung aufzuzeigen, können sie einiges beitragen.

Zu Anfang fand ich den Roman einfach nur interessant und unheimlich gut geschrieben. Aber je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr Wendungen und Überraschungen erwarten die Lesenden. Das Erzähltempo wird immer schneller. Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse schier. Nachdenklich und zufrieden kann man schließlich das Buch zuklappen.

Fazit:
Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.04.2023
Dunkle Verbindungen / Leander Lost Bd.6
Ribeiro, Gil

Dunkle Verbindungen / Leander Lost Bd.6


ausgezeichnet

Spannender und unterhaltsamer Kriminalroman

Inhalt:
In einem Golfteich wird die Leiche einer Frau entdeckt. Warum musste sie sterben? Dann kommt es bei einem Überfall auf einen Werttransport zu einem üblen Schusswechsel, bei dem der spanische Polizist Miguel Duarte verletzt wird. Schon bald sind Parallelen zu dem Überfall erkennbar, bei dem Graciana Rosarios Bruder ums Leben kam und ihr Vater schwer verletzt wurde. Sind womöglich dieselben Täter am Werk? Kann Graciana endlich Rache nehmen?

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 6. Band der Reihe um den deutschen Kommissar Leander Lost, der nach einem Austauschjahr an der Algarve hängengeblieben ist und sich dort zunehmend wohler fühlt. Natürlich hat sich das Privatleben der Protagonisten inzwischen ein bisschen weiterentwickelt, aber das kann man auch ohne Vorkenntnisse aus der aktuellen Erzählung herauslesen. Man muss die Vorgängerbände also nicht unbedingt kennen.

Als Asperger wirkt Leander Lost auf seine Mitmenschen manchmal ziemlich skurril - oft sind es aber gerade seine ganz persönlichen Kompetenzen, die die Ermittlungen weiterbringen. Über viele der trockenen Dialoge mit ihm muss man einfach schmunzeln und es fällt sehr leicht, den jungen Polizisten ins Herz zu schließen.

Der Schreibstil von Gil Ribeiro (aka Holger Karsten Schmidt) ist ganz nach meinem Geschmack, dynamisch, locker und hin und wieder mit einer Prise Humor. Die Beschreibungen von Land und Leuten sind wieder sehr atmosphärisch und laden dazu ein, den Ostteil der Algarve kennenzulernen.

Insgesamt wurde ich mal wieder gut unterhalten und hatte ein paar spannende Lesestunden. Die Figuren habe ich mittlerweile sehr lieb gewonnen und freue mich daher schon auf den nächsten Band mit Leander Lost in Fuseta.

Die Reihe:
1. Lost in Fuseta
2. Spur der Schatten
3. Weiße Fracht
4. Schwarzer August
5. Einsame Entscheidung
6. Dunkle Verbindungen

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Bewertung vom 09.04.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Wieder ein spannender Fall für Max Bischoff

Inhalt:
Ausgerechnet für seine Ex-Chefin Eslem Keskin soll der Fallanalaytiker Max Bischoff privat ermitteln. Keskins verstorbene Freundin hinterließ ein Tagebuch mit dem Eingeständnis einer Schuld. Doch um welche Schuld es sich handelt, darüber steht in dem Tagebuch nichts. Klar scheint nur, dass es mit einem ungelösten Verbrechen vor 22 Jahren zu tun hat. Doch kaum nimmt Max Bischoff die Ermittlungen auf, gibt es eine ganz frische Leiche …

Meine Meinung:
Zugegeben, es ist nicht gerade Arno Strobels bestes Werk, aber unterhaltsam ist es allemal. Die Ausgangssituation empfand ich als recht ansprechend. Die Probleme mit den diversen in die Ermittlungen verwickelten Polizisten waren mir dagegen ein bisschen zu übertrieben. Allerdings ergeben sich daraus zum Teil sehr amüsante, giftig-spritzige Dialoge.

Max Bischoff erscheint dieses Mal ein wenig blass und die Suche nach dem Geheimnis der Vergangenheit kommt nur langsam voran. Gut, das wirkt fast schon realistisch, also kann ich damit leben.

Ein großer Pluspunkt ist der Psychologe Marvin Wagner, der der Leserschaft bereits aus dem letzten Band bekannt ist und der auch hier wieder seinen Teil beisteuert. Diese Figur ist einfach unheimlich interessant und vielfältig.

Die Auflösung des Falls erschien mir dann ziemlich abstrus, aber auch damit rechne ich bei einem solchen Buch.

Fazit:
Auch wenn ich manches gerne anders gehabt hätte, konnte Arno Strobel mich wieder einmal spannend unterhalten.

Bewertung vom 30.03.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


sehr gut

Äußerst unterhaltsam, hätte aber mehr Krimi sein dürfen

Inhalt:
Nach einem unschönen Ereignis verliert Arie Job, Frau, Freund und Wohnung. Auf einem kürzlich geerbten Hausboot in Amsterdam richtet er eine Detektei ein und rekrutiert dazu einige gescheiterte Personen, die genauso schräg drauf sind wie er selbst. Der erste Fall ist zwar wenig aufregend, doch schon bald bekommen es die fünf frisch gebackenen Detektive auch mit einer Leiche zu tun.

Meine Meinung:
Was für eine herrlich bunte Truppe hat hier zusammengefunden! Jede*r für sich ist ein Original und sorgt für herrlichen Lesespaß. Doch zusammen sind sie sogar noch mehr als die Summe der Einzelnen. Die Dialoge sind einfach klasse und triefen nur so vor Ironie und Wortwitz. Ein Dauergrinsen im Gesicht ist vorprogrammiert.

Dies ist der erste Band der Reihe. Da geht natürlich viel Zeit und Platz drauf, um die fünf mehr oder weniger gleich wichtigen Protagonisten einzuführen und genau vorzustellen. Der eigentliche Kriminalfall taucht daher erst recht spät auf und drängt sich auch nicht wirklich in den Vordergrund. Ich denke aber, beim nächsten Band, den ich auf jeden Fall auch lesen möchte, wird das anders sein und es wird von Anfang an mehr Verbrechen und mehr Spannung geben.

Ich habe mich auf jeden Fall sehr über die liebenswerten Charaktere und (Haus-) Tiere amüsiert. Auch wenn die Spannung eher niedrig gehalten war, kam doch zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, sondern das Lesen war durchweg ein Vergnügen für mich.

Bewertung vom 30.03.2023
Das Theater am Strand
Quinn, Joanna

Das Theater am Strand


ausgezeichnet

Ein warmherziger Schmöker

Inhalt:
1920, Chilcombe, ein herrschaftliches Anwesen in Dorset, England. Die vierjährige Cristabel bekommt eine neue Mutter. Doch die junge Rosalind verspürt weder Ambitionen, eine gute Mutter zu sein noch eine gute Ehefrau. Ihr steht der Sinn mehr nach gesellschaftlicher Anerkennung und Vergnügungen. Schon früh entwickelt die kleine Cristabel ihren eigenen Kopf, verliert sich in Geschichten, die sie in der Familienbibliothek findet. Später erzählt sie ihren Geschwistern Geschichten oder liest ihnen vor. Als 1928 ein Wal an Land gespült wird, errichtet Cristabel aus seinen Knochen ein Freilufttheater, das Zuschauer aus Nah und Fern anzieht. Cristabel führt Regie, spielt aber auch selbst mit, ebenso wie ihre Familie, die Bediensteten und Freunde. Als wenige Jahre später der Krieg ausbricht, ist es mit der unbeschwerten Kindheit vorbei …

Meine Meinung:
Zu diesem Buch bin ich eher zufällig gekommen, eigentlich ist das so gar nicht mein Genre. Aber man sollte sich immer mal wieder aus seiner Komfortzone begeben und siehe da, es warten manchmal wunderbare Überraschungen auf einen - wie in diesem Fall.

Joanna Quinns Debütroman ist erstaunlich: so umfangreich, so gut erzählt, so intensiv. Man fühlt sich gleichzeitig pudelwohl darin und wünscht manche Figur zum Teufel. Aber die Protagonistin Cristabel muss man auf jeden Fall sofort ins Herz schließen. Sie ist eine so starke Persönlichkeit, die sich nicht von irgendwelchen gesellschaftlichen Zwängen verbiegen lässt. Sie trägt das Herz am rechten Fleck und ist offen für alles Neue. Sie ist tapfer, mutig und loyal.

Mir gefiel sehr gut, mit welcher Leichtigkeit die Autorin schreibt. Die historischen Ereignisse werden nahtlos in die Geschichte der Protagonisten eingefügt oder umgekehrt, wer weiß das schon? Dabei versprüht sie viel Witz und Charme. Zuweilen wirkt das Geschriebene fast schon poetisch, aber trotz der schwierigen Umstände damals kommt keine (kaum) Schwermut auf, sondern die Lesenden werden locker durch die Geschichte geführt, die sich in fünf Akten über die Jahre 1910 - 1845 erstreckt.

Joanna Quinn, die selbst aus Dorset stammt und daher weiß, wovon sie erzählt, hat einen Roman geschrieben, in den man sich wie in ein dichtes und üppiges Daunenbett fallen lassen und darin versinken kann. Absolut gelungen!

Bewertung vom 27.03.2023
Böses Licht / Mordgruppe Bd.2
Poznanski, Ursula

Böses Licht / Mordgruppe Bd.2


sehr gut

Morde im Theatermilieu

Inhalt:
Während einer Vorstellung wird der allseits beliebte Garderobier Ulrich Schreiber auf einem Thron sitzend von der Unterbühne hochgefahren. Der Mann ist tot. Während noch alle seinen Tod betrauern und rätseln, wer dafür verantwortlich sein könnte, geschieht schon der nächste Mord …

Meine Meinung:
Dies ist der 2. Band der Reihe um die Wiener Kommissarin Fina Plank. Man kann ihn gut ohne Vorkenntnisse lesen, da der Kriminalfall abgeschlossen ist.

Band 1 mit dem Titel „Stille blutet“ hatte mich total begeistert. „Böses Licht“ fand ich nicht ganz so berauschend, aber dennoch unterhaltsam und spannend. Der Kriminalfall ist ziemlich undurchsichtig. Als Täter kommen einige Personen in Frage, die Verdachtsmomente führen mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung. Am Ende hatte ich den Täter zwar nicht sicher erraten, aber überrascht hat mich die Auflösung auch nicht.

Die Protagonistin Fina hat mir wieder sehr gut gefallen. Ihre Arbeitsweise ist zielgerichtet und auch immer wieder erfolgreich. Leider muss sie ihre Kräfte an anderen Fronten vergeuden. Zum einen macht ihr mobbender Kollege Oliver ihr schwer zu schaffen, und dann quartiert sich auch noch ihre Schwester Calli bei ihr ein und zerstört jegliche Privatsphäre.

Sehr gefreut habe ich mich über das Auftauchen der Salzburger Kollegen Bea Kaspary und Florin Wenninger, die Stammlesern aus einer anderen Krimireihe von Ursula Poznanski bekannt sind.

Die Reihe:
1. Stille blutet
2. Böses Licht

Bewertung vom 23.03.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


sehr gut

Ein ruhiger und fesselnder Roman

Inhalt:
Alt-Nationalrat Dr. Peter Stotz ist über 80 und todkrank, als er den jungen Anwalt Tom Elmer einstellt, um seine Papiere für die Nachwelt zu ordnen. Dieser dringt dabei immer weiter in das Leben des alten Herrn vor. Besonders fasziniert ist er von einer jungen Frau, Melodiy, deren Bilder im ganzen Haus hängen. Und Dr. Stotz erzählt Tom bereitwillig von Melody, seiner Verlobten, die drei Tage vor der geplanten Hochzeit plötzlich verschwand und die er nun seit über vierzig Jahren sucht …

Meine Meinung:
„Melody“ lässt sich sehr gut lesen und ist von Anfang an einigermaßen unterhaltsam. Allerdings kommt die Story zunächst doch für meinen Geschmack ein wenig zu behäbig daher. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, im ersten Viertel passiert irgendwie gar nichts. Doch dann nimmt die Handlung Fahrt auf. Stotz erzählt Tom, wie er Melody kennenlernte, wie er sich verliebte, wie die Hochzeit geplant wurde und über die Steine, die dem Paar dabei in den Weg gelegt wurden. Und wie Melody eines Tages einfach verschwunden war.

Als Leser rätselt man genau wie Tom, was wohl geschehen ist. Möglichkeiten gibt es viele. Und kaum hat man sich für eine entschieden, wirft der weitere Verlauf diese Vermutung wieder über den Haufen. Plötzlich geht die Sache in eine ganz andere Richtung. Und dann wieder in eine andere. Martin Suter versteht es wirklich, die Lesenden durch diese Wendungen zu überraschen.

Das Buch entwickelte so von Seite zu Seite einen immer größeren Sog auf mich, sodass ich es schließlich kaum noch aus der Hand legen wollte.

Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Sie wirken authentisch und dreidimensional. Die Protagonist*innen sind sympathisch, sodass man gerne an ihrer Seite versucht, die Geheimnisse zu lüften.

Wer sich gerne auf einen ruhigen, aber trotzdem fesselnden Roman einlassen will, darf hier gerne zugreifen.

Bewertung vom 20.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

In Ironie und Sarkasmus verpackte Gesellschaftskritik

Inhalt:
Die Strobl-Marineks und die Binders, zwei angesehene Wiener Familien, wollen zusammen ein paar Tage in der Toskana verbringen. Tochter Sophie Luise darf ihre Freundin Aayana mitnehmen, ein somalisches Flüchtlingsmädchen. Doch ein großes Unglück bereitet dem Urlaub schnell ein Ende …

Meine Meinung:
Daniel Glattauer versteht es, heiße Themen mit Leichtigkeit anzupacken. In diesem Roman steckt jede Menge geballte Gesellschaftskritik, die er der Leserschaft mit einer bewegenden und auch spannenden Story vermittelt. Dabei sprüht die Erzählung nur so von Wortwitz, Ironie, Sarkasmus und Zynismus. Aus wechselnden Perspektiven der Beteiligten werden wichtige Fragen beleuchtet, zum Beispiel die Frage nach dem Umgang mit Schuld oder dem Wert eines Menschenlebens.

Die Handlung an sich ist eigentlich niederschmetternd, doch durch den lockeren Schreibstil lassen sich auch die schlimmsten Szenen gut ertragen. Aufgelockert wird das Ganze durch Zeitungsberichte, Postings in Online-Foren und SMS, wodurch auch gut der Zeitgeist abgebildet wird.

Mir hat dieser Roman - wie die meisten des Autors - ausgesprochen gut gefallen. Die Gratwanderung zwischen Anspruch und Humor finde ich absolut gelungen. Das Lesen hat Spaß gemacht und die beschriebenen Ereignisse werden mich gedanklich sicher noch länger beschäftigen.

Fazit:
Leseempfehlung!

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.