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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2014
Der Garten über dem Meer
Corry, Jane

Der Garten über dem Meer


ausgezeichnet

Der Fluch des Rings

"Unschuldig bin ich,
Denn du tatest nicht gut.
Du stahlst meinen Ring
Und verfluchtest unser Blut."

Laura Marchmont ist Botanikmalerin und lebt als Single in London. Auf einer Vernissage lernt sie den Architekten Charles kennen und beide verlieben sich ineinander. Die Hochzeitsglocken läuten schon nach wenigen Monaten und nun sind beide auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Dieses finden sie in einem alten restaurierten Haus mit einem wunderschönen Garten an der Küste Südenglands. Als Lauras Oma stirbt, erbt sie alte Sticktücher, auf denen ein geheimnisvoller Spruch gestickt ist. Laura versucht mehr über die Stickerin herauszufinden und stößt dabei auf ein dunkles Familiengeheimnis. Im Jahr 1866 lebt die 11-jährige Mary Rose zusammen mit ihren Eltern in Seamouth House nahe Devon. Kurz vor ihrem Tod vererbt ihre Mutter Mary Rose einen Familienring und nimmt ihr das Versprechen ab, auf diesen gut zu achten.

Jane Corry beginnt ihren bezaubernden, warmherzigen Roman über ein altes Familiengeheimnis mit dem Tod von Mary Rose Mutter im Jahr 1866. Von Trauer überwältigt konzentriert Mary Rose ihre ganze Liebe fortan auf ihren Vater, der mit dem Verlust der geliebten Ehefrau kaum zurechtkommt. Es ist eine innige, vertrauensvolle Zeit, welche Vater und Tochter fortan verbringen. Als Mary Rose Tante der Meinung ist, dass die Ausbildung ihrer Nichte durch das abgeschiedene Leben in Seamouth House nicht ausreichend ist, engagiert sie die verarmte französische Adelige Véronique als Gouvernante. Mit dem Einzug der jungen, lebenslustigen, exzentrischen Französin ändert sich das Leben von Mary Rose von Grund auf.

In regelmäßigen Abständen wechselt Jane Corry die Handlungsstränge und so dauert es nicht lange, bis man auch die Mittdreißigerin Laura Marchmont kennenlernt. Eigentlich lebt sie glücklich in London, kann ihr Hobby in ihrem Beruf ausleben und genießt ihre Zeit als Patentante von Baby Daisy. Lieber glücklich Single, als unglücklich verheiratet, das ist das Motto von Laura und bisher war ihr auch noch nicht der richtige Mann über den Weg gelaufen. Bis sie eines Tages auf Charles trifft und das Gefühl hat, ihn schon seit Ewigkeiten zu kennen. Wochen später sind sie verheiratet und eigentlich glücklich. Doch Laura merkt bald, dass ihre Freunde nicht so ganz Unrecht hatten, als sie ihr von der überstürzten Heirat abgeraten haben.

Jane Corry versteht es hervorragend, ihre Leser nicht nur schnell auf das alte Familiengeheimnis neugierig zu machen, sondern auch auf das, welches Laura seit Jahren verbirgt und in das nur ihre Mutter eingeweiht ist. Die Autorin fügt immer wieder kleine Hinweise ein, doch um welches Geheimnis es sich aus Lauras Jugend handelt, erfährt der Leser erst nach geraumer Zeit.

Die Story entwickelt sich gerade in Bezug auf Mary Rose absolut unvorhersehbar und packend, wobei Lauras Leben in Sachen Spannung und Komplexität dem aber kaum hintenansteht. Fesselnd, bildhaft und äußerst unterhaltsam erzählt Jane Corry die Geschichten der beiden so unterschiedlichen Frauen, welche ein Geheimnis eng miteinander verbindet, und dass bald schon immer mehr Einfluss auf Lauras Leben haben wird. Atmosphärisch dicht umgesetzt fängt Jane Corry zudem hervorragend die Lebensumstände gut betuchter Bürger im viktorianischen Zeitalter ein und beschreibt bildhaft und farbenfroh die raue wie malerische Küste Südenglands.

Fazit: Eine wunderschöne, atmosphärisch dicht erzählte Familiensaga über den geheimnisvollen Fluch eines alten Familienrings.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2014
Der ungeladene Gast
Jones, Sadie

Der ungeladene Gast


sehr gut

Ein Geburtstag mit ungeahnten Folgen

Es ist der 30. April 1912 und Emerald Torrington plant ein Dinner mit Freunden und der Familie anläßlich ihres Geburtstages. Während die Vorbereitung auf dem Sterne-Anwesen auf Hochtouren laufen, kommt die Schreckensmeldung an, dass ganz in der Nähe auf einer Nebenlinie ein Zug verunglückt ist und die Familie einige Reisende aufnehmen soll. Und schon stehen neben den geladenen Gästen auch die unter Schock stehenden Passagiere vor der Tür. Während Mutter Charlotte und Bruder Clovis die Reisenden geflissentlich ignorieren, versucht Emerald sich um die Reisenden zu kümmern und Kontakt mit der Eisenbahngesellschaft aufzunehmen. Doch dies endet mehr oder wenig im Chaos und plötzlich steht noch ein weiterer Passagier vor der Tür, der so gar nicht zu den anderen Reisenden passen mag. Während ein Sturm aufzieht braut sich auch mit der Ankunft des ungeladenen Gastes ein Sturm unter der Feiernden auf.

Der Roman beginnt mit dem Morgen des 30. April, dem Geburtstag von Emerald. Und schon beim gemeinsamen Frühstück von Mutter, Stiefvater und den beiden älteren Kindern verläuft nicht alles friedlich. Die Familie plagen massive Geldsorgen, es droht der Verkauf des geliebten Anwesens Sterne, wenn nicht der von den Kindern verhasste Stiefvater Edward übers Wochenende einen Geldgeber findet. Entsprechend angespannt gestaltet sich der Vormittag, zumal die geladenen Gäste von Mutter Charlotte auch nicht gerade gern gesehen sind. Doch als dann nachmittags völlig unerwartet bald zwanzig unter Schock stehende Fahrgäste vor der Tür stehen, droht das Chaos endgültig auszubrechen. Da scheint der ungeladene Gast fast wie eine Himmelsfügung, nimmt der gutsituierte feine Herr doch sofort das Zepter in die Hand.

Es sind schon recht eigenwillige und interessante Charaktere, welche Sadie Jones in ihrem vorliegenden Roman geschaffen hat. Angefangen mit der selbstsüchtigen, aber von ihren Kindern heißgeliebte Mutter Charlotte, der recht praktisch veranlagten Emerald, dem verwöhnten, egozentrischen Clovis und dem Nesthäkchen Imogen. Von allen nur Smudge genannt, lebt die Kleine mehr oder weniger in ihrer eigenen Welt, ist unscheinbar und wird von ihrer Mutter wie von ihren Geschwistern deshalb öfter einmal einfach vergessen.

Die Geschichte entwickelt sich anfangs langsam und ruhig, man verfolgt die Vorbereitungen zum Fest, lernt die Familie Torrington und die Bediensteten immer besser kennen und muss dabei feststellen, dass einige von ihnen ein paar dunkle Geheimnisse hüten, die drohen, in der Walpurgnisnacht ans Licht zu kommen. Schuld hieran ist der ungeladene Gast, der scheinbar zufällig auf Sterne gestrandet, doch mehr über einige Familienmitglieder weis, als diese ahnen. Und mit der Ankunft des letzten Gastes zieht auch die Spannung massiv an und die Stimmung des Romans wird immer unheimlicher.

Stellenweise ist die Story ziemlich skurril und Sadie Jones fängt sehr gut die leicht heruntergekommene wie geheimnisvolle Atmosphäre von Sterne wie auch das Leben einer scheinbar gutsituierten Familie und deren Tagesablauf Anfang des 20. Jahrhunderts ein. Warmherzig, charmant, äußerst unterhaltsam, absolut unvorhersehbar und je länger der Roman dauert auch umso fesselnder, vermittelt die Autorin ihre Geschichte über ein Familienfest, das sich vollkommen anders entwickelt als anfangs gedacht.

Fazit: Eine Geburtstagsfeier voller skurriler, überraschender Ereignisse, die ein dunkles Familiengeheimnis ans Tageslicht fördert.

Bewertung vom 20.05.2014
Dünentod / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.2
Koch, Sven

Dünentod / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.2


sehr gut

Charon, der Fährmann

Femke Folkmers Freundin und Kollegin Ceylan wird während eines Volksfests Opfer einer Messerattacke. Auf der Suche nach dem Attentäter geraten Tjark Wolf und Femke Folkmer auf die Spur eines Menschen ohne Fingerabdrücke. Dieser hat offensichtlich ein Geschäft mit einem stadtbekannten Rockerclub abgeschlossen, der berüchtigt für seine illegalen Geschäfte ist. Während Femke und Tjark noch die Identität des Käufers zu ermitteln versuchen, hat dieser seine ganz eigenen Pläne, die für Hunderte von Menschen den Tod bedeuten sollen.

Sven Koch lässt es in seinem zweiten Krimi um die Ermittler Femke Folkmers und Tjark Wolf ruhig angehen. Tjark hat sich nach dem letzten Fall komplett zurückgezogen und verbringt seine Auszeit in Dänemark. Als er jedoch von der Messerattacke auf Ceylan erfährt, eilt er zurück an die Nordseeküste.

Währenddessen verfolgt man die Vorbereitungen des 29-jährigen Maxim, der sich selbst Charon, der Fährmann nennt. Leider weiß man anhand der Kurzbeschreibung schon sehr genau, was Charon plant und somit bleibt der Krimi lange Zeit sehr vorhersehbar. Denn bis es zu den Geschehnissen kommt, die in der Inhaltsangabe beschrieben werden, dauert es eine Zeitlang.

Allerdings vergeht die Lesezeit bis dahin unterhaltsam und interessant. Sven Koch versteht es sehr gut, die Story wieder atmosphärisch dicht und packend zu erzählen. Gerade Maxim alias Charon wird in seiner Andersartigkeit von Sven Koch glaubhaft beschrieben und nicht nur dessen Erinnerungen und sein derzeitiges Leben sorgen dafür, dass die Stimmung des Buches durchweg recht beklemmend ist.

Ein wenig erfährt man natürlich auch wieder über das Privatleben von Femke und Tjark, aber auch von Ceylan und Fred, den Fantastic Four wie der eigenwillige Tjark gern sich und seine Freunde bezeichnet. Im Vordergrund steht allerdings die Krimihandlung, die ab der Mitte des Buches extrem anzieht und sich bald zu einem hochspannenden, rasanten Wettlauf gegen die Zeit und gegen einen zu allem entschlossenen Fährmann entwickelt.

Fazit: Man braucht etwas Geduld, wird aber dann mit einem hochspannenden und rasant erzählten Krimi belohnt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2014
Bruchlandung / Kommissar Lenz Bd.12
Gibert, Matthias P.

Bruchlandung / Kommissar Lenz Bd.12


ausgezeichnet

Ein rätselhaftes Schriftstück

Auf einer Großbaustelle in Thüringen werden die Leichen zweier Sicherheitsdienst-Mitarbeiter aufgefunden. Da beide Männer aus Nordhessen stammen und bei einem Kasseler Sicherheitsdienst arbeiteten, werden Hauptkommissar Paul Lenz und sein Kollege Thilo Hain um Amtshilfe gebeten. Ihre Ermittlungen führen die beiden Kommissare immer wieder in das Umfeld des Motorradclubs Black Crows, der für seine illegalen Geschäfte bekannt ist. Einer der beiden Getöteten scheint nebenher ebenfalls an einigen kriminellen Machenschaften beteiligt gewesen zu sein, die auch eine Verbindung zum neuen Flughafen Kassel-Calden aufweisen.

Schneetreiben herrscht in Kassel und Lenz‘ Ehefrau Maria zieht es in den Süden. Zusammen mit ihrer Freundin plant sie einen Urlaub auf Teneriffa. Währenddessen werden Lenz und Thilo um Amtshilfe gebeten. Zwei Sicherheitsleute der Fa. Secupol wurden in Jena erschossen aufgefunden und einer der beiden Männer pflegte enge Beziehungen zum Motorradclub Black Crows. Die Rocker sind bei der Kasseler Polizei bekannt für ihre Geschäfte im Drogen- und Prostituiertenmilieu wie auch für ihre extreme Gewaltbereitschaft. Ihr Boss Andreas Blatter wurde gerade erst auf Kaution aus der U-Haft entlassen.

Somit geht es nicht gerade zimperlich in dem mittlerweile 12. Fall von Paul Lenz zu. Fesselnde Spannung ist während des gesamten Krimis garantiert und Matthias P. Gibert versteht es sehr gut, seinen sehr komplex angelegten Krimi durchweg temporeich zu erzählen. Zwar weist der Buchtitel wie auch die Inhaltsangabe auf den neuen Flughafen Kassel-Calden hin, aber dieser spielt eher eine Nebenrolle und kommt eigentlich erst beim hochspanenden Showdown zum Einsatz. Allerdings kann es sich der Autor nicht verkneifen, sich ein wenig über den Flughafen lustig zu machen. Wer kann es ihm verdenken.

Spitzfindig und einem beim Lesen immer wieder zum Schmunzeln anregend sind wieder einmal die Dialoge zwischen Lenz und seinem jüngeren Kollegen Thilo Hain angelegt. Diese lockern oft die Stimmung des Krimis auf, der bedingt durch die Beteiligten des Rockerclubs oft ziemlich beklemmend ist, da deren Mitglieder vor roher Gewalt absolut nicht zurückschrecken und generell erst zuschlagen bevor sie Fragen stellen. Klar wirkt das klischeebehaftet, Matthias P. Gibert vermittelt deren Handlungen aber jederzeit glaubhaft. Und natürlich erfährt man auch wieder ein wenig über Lenz‘ Privatleben, wobei dies allerdings eher am Rande stattfindet und die hervorragend durchdachte Krimihandlung wieder klar im Fokus steht.

Fazit: Beste Krimiunterhaltung garantiert – komplexe, interessante und hochspannende Story mit zwei Kommissaren, dies sich bestens verstehen.

Bewertung vom 14.05.2014
Das Kreuz des Schweigens
Burri-Bayer, Hildegard

Das Kreuz des Schweigens


ausgezeichnet

Das Geheimnis der Katharer

Im Süden Frankreichs herrschen im Jahre 1198 Glaubensfreiheit und Toleranz vor. Christen, Juden und Katharer leben friedlich miteinander, was der Katholischen Kirche immer mehr ein Dorn im Auge ist. Zumal es das Gerücht gibt, dass die Guten Christen, wie die Katharer auch genannt werden, einen geheimnisvollen wie mächtigen Schatz hüten würden. Diesen Schatz will der Heilige Vater um jeden Preis in seinen Besitz bekommen und inszeniert einen Kreuzzug gegen die Katharer. Brandschatzend und mordend fallen die Kreuzritter unter der Führung von Simon de Montfort im Süden Frankreichs ein, doch einem jungen Mädchen gelingt die Flucht und sie hütet den Schatz der Katharer.

Die Katholische Kirche sieht ihre Vormachtstellung durch den großen Zulauf bei den Katharern bedroht. Immer mehr Menschen schließen sich den Guten Christen an, selbst der mächtige Graf von Toulouse stellt sich offen auf die Seite der Katharer und handelt sich damit den Zorn des Papstes ein. Der Kreuzzug, der angeblich nur zur Bekehrung der Ketzer geführt wird, ist nicht mehr aufzuhalten.

In den Wirren dieses Krieges gelingt der jungen Elysa dank der Hilfe ihres Onkels Nathan die Flucht aus ihrem kleinen Dorf. Sie hat nur ein Ziel, das Geheimnis der Katharer vor der Katholischen Kirche zu beschützen und in Sicherheit zu bringen. Tatkräftig unterstützt wird sie hierbei von dem jungen Ritter Gordon von Longchamp. Gemeinsam erleben die beiden eine abenteuerliche Reise quer durch Frankreich, verfolgt von Schergen der Kurie und von einem geheimnisvollen Fremden, bei dem nicht klar ist, ob dieser Freund oder Feind ist.

Opulent, bildgewaltig und voll fesselnder Spannung erzählt Hildegard Burri-Bayer den Kreuzzug, den Papst Innozenz III. gegen die Katharer führte. Dabei verknüpft die Autorin geschickt geschichtliche Fakten rund um den Kreuzzug wie auch das Leben der Katharer mit ihrer fiktiven Geschichte. Ihr hervorragend recherchierter Roman bietet somit absolut perfekte wie sehr kurzweilige Leseunterhaltung.

Neben fiktiven Personen spielen natürlich auch einige historische Persönlichkeiten in dem Roman eine entscheidende Rolle. Der Fokus liegt aber klar auf der eigensinnigen und für ihre Zeit sehr modern denkende Protagonistin. Elysa wurde im Glauben der Katharer erzogen. Sie agiert sehr selbständig, jegliche Lüge ist ihr ein absolutes Greul und die junge Frau sagt generell immer, was sie denkt. Was ihr zur damaligen Zeit öfter beinahe zum Verhängnis zu werden droht. Entsprechende Wortgefechte mit Gordon von Longchamp sind hierdurch ebenfalls an der Tagesordnung, da Elysa ihm immer wieder offen ihre Meinung sagt, was der Ritter nun so gar nicht gewohnt ist. Und den Leser mal zum Schmunzeln, oft aber auch zum Nachdenken anregt.

Fazit: Ein Roman voller Spannung, verpackt in einer hervorragend recherchierten Story und Charakteren, die jederzeit glaubwürdig agieren.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2014
Die tödliche Tugend der Madame Blandel
Pellissier, Marie

Die tödliche Tugend der Madame Blandel


sehr gut

Der liebe Ordnungssinn

Gardienne Lucie kümmert sich seit mehr als vierzig Jahren um das Wohl der Hausbewohner am Place des Vosges Nr. 3 in Paris. Lucie wird von allen Bewohnern sehr geschätzt, außer von der hochnäsigen Vanessa Blandel nicht. Und gerade diese wird eines Tages tot aus der Seine gezogen. Dumm nur, dass Lucie kurz vor Vanessas Verschwinden deren Wohnung unerlaubt aufgeräumt und hierdurch wahrscheinlich wichtige Spuren zerstört hat. Dies kann Lucie natürlich nicht Commissaire Legrand gestehen, der in dem Fall ermittelt. Also beschließt die Gardienne kurzerhand selbst Nachforschungen anzustellen und dabei geht so einiges schief.

Sie kann es einfach nicht lassen. Lucie hat einen ausgeprägten Ordnungssinn und diese Unordnung, welche die Gardienne im Schlafzimmer von Vanessa Blandel vorfindet, kann sie einfach nicht ignorieren. Also wird kurzerhand das zerwühlte Bett neu bezogen, die Flasche Champagner entsorgt und die zwei Gläser gespült. Was soll schließlich Monsieur Blandel denken, wenn er von der Dienstreise zurückkommt und sein Schlafzimmer so unordentlich vorfindet. Als jedoch Vanessas Leiche aus der Seine geborgen wird, ist Lucie schnell klar, dass sie da wohl wichtige Spuren für immer vernichtet hat. Also wird kurzerhand selbst ermittelt, auch wenn sie die arrogante Madame Blandel zu deren Lebzeiten so gar nicht leiden mochte. Allerdings ist es aber auch nicht so, dass Lucie viel Zeit hätte, schließlich beansprucht ihre Arbeit als Gardienne sie schon sehr und da will ja auch noch die Wäsche der Hausbewohner gebügelt werden. Doch die eigentlich so zuverlässige, gewissenhafte Lucie konzentriert sich ab sofort voll auf die rätselhaften Todesumstände von Madame Blandel und tritt dadurch oft genug ziemlich tief in die tollsten Fettnäpfchen.

Während der hochnäsige, von sich selbst so überzeugte Commissaire Legrand ziemlich stümperhaft ermittelt und in dem Ehemann von Vanessa gleich einmal einen potentiellen Tatverdächtigen sieht, verlässt sich die Gardienne da mehr auf ihre Menschenkenntnis und schlägt andere Wege ein. Dabei kommt sie Legrand öfter auch mal in die Quere und bald ist Macho Legrand nicht mehr sonderlich gut auf Lucie zu sprechen. Zumal er sie verdächtigt, wichtige Informationen zurückzuhalten. Wo er ja auch nicht so ganz Unrecht mit hat.

Locker, leicht und charmant erzählt Marie Pellissier ihren Krimi mit seiner etwas anderen Ermittlerin. Lucie muss man einfach gern haben. Unbedarft und immer gesteuert von ihrem Gerechtigkeitssinn versucht sie mit allen Mitteln, Licht ins Dunkle des Todesfalls von Vanessa Blandel zu bringen. Diese Nachforschungen verbindet die Autorin mit einigen interessanten Informationen rund um die Seine-Metropole. Allerdings legt die Autorin bei der Story den Fokus mehr auf den Unterhaltungswert, sodass man hier nicht unbedingt von einem spannenden Krimi sprechen kann. Aber irgendwie stört dies auch kaum.

Zumal es Marie Pellissier auch sehr gut gelingt, immer mal wieder falsche Fährten auszulegen und ihren Lesern einige Verdächtige präsentiert, die durchaus nicht sonderlich betrübt über den Tod der egozentrischen Madame Blandel sind. Und die loyale und nie an sich selbst denkende Lucie bei ihren privaten Ermittlungen zu begleiten, bereitet einfach viel Lesevergnügen.

Fazit: Eine Hausmeisterin als ungewollte Ermittlerin - herzerfrischend und witzig mit viel Pariser Flair umgesetzt. Da sieht man gerne darüber hinweg, dass die Spannung etwas auf sich warten lässt.

Bewertung vom 09.05.2014
Der letzte Stich - Pagat Ultlimo / Conrad Orsini Bd.2
Koytek, Georg;Stein, Lizl

Der letzte Stich - Pagat Ultlimo / Conrad Orsini Bd.2


ausgezeichnet

Dona nobis pacem

Als in einem Wiener Park die Leiche der Gärtnerin Dorothea Hausner gefunden wird, deren Tod wie Selbstmord aussieht, erhält Kriminalinspektor Conrad Orsini von seinem Vorgesetzten einen interessanten Hinweis. Bereits vor 10 Jahren wurden in Wiener Parks Passanten mit einer Glasscherbe bedroht und erst vor kurzen wurde eine Drogensüchtige tot aufgefunden. Aufgrund deren aufgeschnittener Pulsadern ging die Polizei von Selbstmord aus. Allerdings wurden deren tödlichen Verletzungen wie auch die von der Gärtnerin mit einer Glasscherbe verursacht. Sollte tatsächlich zwischen den Todesfällen und den Angriffen von vor 10 Jahren eine Verbindung bestehen, treibt gar ein Serienmörder in Wien sein Unwesen? Orsini beginnt zusammen mit seiner Kollegin Paula Kisch zu ermitteln, doch noch bevor erste relevante Hinweise eingehen, gibt es die nächste Leiche in einem der vielen Wiener Parks.

Noch während unklar ist, ob Dorothea Hausner Opfer eines Mordes wurde oder doch Selbstmord begangen hat, beginnen Orsini und sein Team mit den Ermittlungen, in deren Verlauf sie der noch so kleinsten Spur akribisch nachgehen. Tatkräftig unterstützt werden sie von Paula Kisch, die sich noch in der Ausbildung befindet, aber das Team bereits mit ihrer hervorragenden Beobachtungsgabe und den etwas unkonventionellen Ermittlungsmethoden bereichert.

Neben dem Erzählstrang, der sich rund um die Ermittlungen und somit dem gesamten Team der Mordkommission dreht, kommt früh auch gelegentlich kurz der Mörder zu Wort. Allerdings verstehen Koytek und Stein es hierbei sehr gut, dessen Identität bis zum Schluss absolut im Dunklen zu lassen. Und auch sein Motiv bleibt rätselhaft, wird aber schlussendlich schlüssig erklärt.

Rätselraten ist von Anfang an gegeben und lässt im Verlauf des Krimis keineswegs nach. Das Autorenduo Koytek & Stein erzählt ihren Wien-Krimi äußerst dicht. Viele Informationen zu der österreichischen Hauptstadt fließen mit ein, ohne dabei den Krimiverlauf zu stören und die Story entwickelt sich komplex und absolut unvorhersehbar. Und auch in Sachen Spannung hat der Krimi einiges zu bieten und wird von dem Autorenduo sehr fesselnd und unterhaltsam erzählt.

Während die Ermittlungen ständig im Fokus liegen, nehmen sich Koytek & Stein aber auch Zeit, ein wenig Einblick in das Privatleben des Hobbygitarristen Conrad Orsini und der neugierigen, temperamentvollen Paula Kisch zu geben. Allerdings sind nicht nur die beiden Ermittler ausgefeilt beschrieben, dürfen so ihre Eigenarten, Fehler und Schwächen haben, auch alle weiteren Charaktere sind detailreich gezeichnet, agieren authentisch und wirken jederzeit überzeugend, aber stellenweise auch ziemlich undurchsichtig. Dies erschwert für den Leser entsprechend die Identifizierung des Mörders, zumal das Autorenduo einigen Mitwirkenden ein durchaus passables Mordmotiv verpasst, was den Kreis der Verdächtigen nicht gerade einschränkt.

Fazit: Ein Krimi, der mit seiner spannenden, komplexen Story, seiner atmosphärischen Dichte und seinen sehr sympathischen Protagonisten bis zum Schluss absolut überzeugt. Hier ist beste Krimiunterhaltung garantiert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.05.2014
Die Stunde des Medicus
Steinhauer, Franziska

Die Stunde des Medicus


ausgezeichnet

Die Bestie von Leipzig

Per Zufall wird im Herbst 1813 von Anglern bei Leipzig eine Frauenleiche gefunden. Schnell breiten sich die Gerüchte aus, die Tochter des Stadtschreibers wäre einer wilden Bestie zum Opfer gefallen. Dr. Peter Prätorius interessiert sich für den Mordfall, glaubt aber nicht an eine Bestie. Noch bevor der Medicus sich eingehender mit dem Fall beschäftigen kann, wird er in das Lager der Franzosen gerufen, um einen geheimnisvollen Patienten zu behandeln. Währenddessen geht das Morden in Leipzig weiter.

Die Franzosen belagern Leipzig und die Stadt platzt aus allen Nähten. Da ist es nicht verwunderlich, dass bald schon eine Typhusepidemie ausbricht, aber auch die ständigen kleineren Gemetzel unter den verfeindeten Soldatentruppen sorgen dafür, dass der Tod zum Alltag der Bürger gehört. Doch der bestialische Mord an der Tochter des Stadtschreibers rüttelt die Bevölkerung auf. Schnell entstehen die unterschiedlichsten Gerüchte, von einer Bestie ist die Rede, aber auch unbescholtene Bürger geraten plötzlich unter Mordverdacht. Und mitten in diesen Wirren versucht Dr. Prätorius zum einen seinen geheimnisvollen Patienten zu heilen und zum anderen den Mörder der jungen Frauen zu fassen zu bekommen. Doch seine beharrliche Meinung, dass es sich hierbei nicht um eine Bestie, sondern um ein menschliches Wesen handeln muss, lässt ihn ebenfalls als Verdächtigen erscheinen. Und der Mob ist dieser Tage unberechenbar.

Die Völkerschlacht steht unmittelbar bevor, in Leipzig brodelt es unter der Bevölkerung, die Straßen sind überfüllt von Soldaten und Verletzten, Nahrungsmittel werden immer knapper, eine Typhusepidemie breitet sich immer weiter aus und das Wetter ist in diesem Herbst mehr als schlecht. Franziska Steinhauer fängt sehr gut die bedrückende wie auch verängstigte Stimmung der Bürger von Leipzig ein, gibt gleichzeitig einen guten Einblick in die strategische Vorgehensweise der Franzosen und verpackt das Ganze zudem in eine ziemlich spannend erzählte Krimihandlung.

Somit hat der historische Kriminalroman alles was er braucht. Atmosphärisch dicht, fesselnd und jederzeit äußerst unterhaltsam erzählt Franziska Steinhauer die Tage vor der Völkerschlacht und die verzweifelte Suche nach dem Mörder der jungen Frauen. Dass hier keine Bestie wütet, sondern ein menschliches Wesen hinter den Morden steht, ist schnell klar. Denn welche Bestie kann schriftlich seine Opfer zum Tatort locken. Doch um wen es sich handelt, dies verrät die Autorin ihren Lesern lange Zeit nicht. Es gibt zwar einige Verdächtige und es werden auch einige falsche, durchaus logische Fährten ausgelegt, doch die Identität des wahren Mörders erahnt man erst zur Mitte des Krimis hin.

Neben der fesselnden Story überzeugen auch durchweg alle Charaktere des Kriminalromans. Allen voran Protagonist Dr. Peter Prätorius. Dieser gilt in Leipzig ein wenig als Sonderling, gar als Hexenmeister, wendet er doch für seine Behandlungen oftmals recht unkonventionelle Methoden an. So war beispielsweise die Hypnose Anfang des 19. Jahrhunderts unter der Bevölkerung noch recht unbekannt. Und auch mit Pflanzen experimentiert der Medicus gerne und legt – für die Zeit noch untypisch – sehr viel Wert auf Hygiene. Doch der selbstbewusste, aufgeschlossene Medicus interessiert sein Ruf in der Bevölkerung recht wenig, sehr zum Ärgernis seines Gehilfen, der ihn nicht nur einmal aus einer prekären Situation retten muss.

Fazit: Ein historischer Krimi, der alles bietet: spannende, unterhaltsame Story, atmosphärisch dicht erzählt und mit reichlich, aber nicht zu vielen Informationen zur Völkerschlacht.

Bewertung vom 06.05.2014
Das siebte Kind
Valeur, Erik

Das siebte Kind


sehr gut

Die Kinder aus der Elefantenstube

Anonyme Briefe gehen bei unterschiedlichen Personen in Dänemark ein, einer davon ist auch an einen Journalisten gerichtet, der die Spur dieses anonymen Briefes aufgreift. In dem bekannten und hochgelobten Kinderheim Kongslund gab es im Jahr 1961 sieben Waisenkinder, die alle zur gleichen Zeit in der Elefantenstube lagen. Die Herkunft dieser Waisenkinder ist heute kaum noch zurück zu verfolgen, doch eines der Kinder scheint nun die Aufmerksamkeit der dänischen Regierung auf sich gezogen zu haben.

Der vorliegende Roman wird als monumentales Debüt gefeiert und monumental ist der Roman, den ich nicht unbedingt als Krimi bezeichnen würde, in jedem Fall. Eric Valeur nimmt sich sehr viel Zeit, seinen Lesern alle sieben Kinder nach und nach vorzustellen. Man erfährt hierbei sehr viel über ihre Vergangenheit wie auch über ihr derzeitiges Leben. Bei einigen handelt es sich um Personen des öffentlichen Lebens und auch die dänische Regierung spielt eine entscheidende Rolle in dem Roman.

Sollte man einen reinen Krimi erwarten, dann verlangt der Autor seinem Leser eine Menge Geduld ab. Wenn man jedoch sehr viel Wert auf ausgefeilte Charaktere legt, vor einem tiefsinnigen, ruhigen Schreibstil mit poetischen Anlagen nicht zurückschreckt und eine sehr komplexe Geschichte mag, wird von dem Debütroman ziemlich begeistert sein. Auch wenn ich zugegeben muss, dass sich Eric Valeur für meinen Geschmack ab und an doch zu sehr in den Details verloren hat. Anfangs fiel es mir auch etwas schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Dies legt sich jedoch recht bald, als Marie Ladegard die Lesebühne betritt und die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. Marie gehört ebenfalls zu den Kindern der Elefantenstube, hat ihr ganzes Leben in Kongslund verbracht und ihre einstigen Mitbewohner der Stube über Jahre hinweg beobachtet. Und dies ohne deren Wissen.

In dem Roman geht es um Schuld und Sühne, um lange gehütete Geheimnisse und um Gerechtigkeit, auch wenn diese rund 40 Jahre zu spät kommen. Jedes Kind sollte seine Herkunft, seine biologischen Eltern kennen. Dieser Überzeugung ist Marie und sie setzt mit ihrer Überzeugung eine Lawine in Gang, bei der man sich lange Zeit nicht sicher sein kann, ob das berühmte Findelkind von Kongslund dies auch alles wirklich so vorausgesehen hat.

Mit seinem nachdenklichen, ruhigen und fast jederzeit fesselnden Schreibstil versteht es Eric Valeur meisterhaft, eine durchweg sehr beklemmende Stimmung hervorzurufen und seine Protagonisten lebendig und menschlich zu zeichnen. Und auch, wenn man durch Marie Ladegaards Erzählungen über mehr Informationen als die restlichen ehemaligen Kinder der Elefantenstube verfügt, merkt man dennoch recht schnell, dass die Waise selbst auch Geheimnisse hat.

Fazit: Ein äußerst vielschichtiger Roman, der zwar einige Längen hat, über die man bei der rätselhaften, interessanten, hervorragend durchdachten Story gerne hinwegsieht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2014
Todesnacht
Hayman, James

Todesnacht


sehr gut

Der Mann, der niemals war

An einem Abend im August bekommt die Ärztin Emily Kaplan noch spät Besuch von einer ihr unbekannten Patientin. Kurz darauf ist die junge Frau tot und Emily liegt schwerstverletzt im Krankenhaus. Von ihrem Vater alarmiert, fährt Detective Maggie Savage vom Portland Police Department sofort in ihren Heimatort Eastport, um ihrer besten Freundin Emily beizustehen, aber auch, um den Mörder der jungen Frau zu finden. Der zuständige Ermittler Sean Carroll lässt Maggie eher widerwillig an dem Fall mitarbeiten. Und bald schon ist der Name des Mörders ermittelt, allerdings gibt es ein Problem: Eine Person diesen Namens existiert nicht.

James Hayman geht in seinem dritten Band um das Ermittlerteam Savage / McCab vom Portland Police Department etwas ungewohnte Wege. Einerseits weiß man bereits im Prolog den Namen des bis dahin zweifachen Mörders und kennt sein Motiv, zum anderen steht dieses Mal nicht Mike McCab im Fokus des Geschehens, sondern seine Kollegin Maggie. Allerdings ist auch schnell klar, dass Conor Riordan nur der Deckname für einen äußerst sadistischen Mörder ist. Wer sich wirklich hinter diesem Namen verbirgt, bleibt fast bis zum Schluss unbekannt.

Und dies wie auch die komplex angelegte Story halten die Spannung des Thrillers durchweg auf sehr hohem Niveau. Geschickt legt James Hayman einige falsche Fährten in Bezug auf die Identität des Mörders aus, die aber auch so clever erzählt werden, dass man seine Meinung im Verlauf öfter einmal revidiert. Der Serienmörder geht bei seinen Taten äußerst brutal, aber auch sehr zielgerichtet vor, scheint äußerst intelligent zu sein und versteht es bisher bestens, seine Identität zu verschleiern.

Neben der fesselnden und temporeich erzählten Jagd nach dem Serienmörder erfährt man aber auch einiges über Detective Maggie Savage. Für diese wird der Fall mit der Zeit immer persönlicher. Und nicht nur deswegen, weil ihr beste Freundin Emily nur knapp dem Mordanschlag von Conor Riordan entgangen ist. Während ihres Aufenthaltes in Eastport lebt Maggie bei ihrem Vater, der Sheriff des kleinen Küstenstädtchens ist und gerade überlegt, ob er nicht noch für eine weitere Amtszeit kandidieren sollte.

Bei den ersten beiden Bänden stand Detective Mike McCab im Fokus des Geschehens, dieses Mal ist es klar Maggie Savage. Aber McCab ist während des Thrillers eigentlich immer präsent und im letzten Drittel des Thriller betritt der Detective auch persönlich die Thrillerbühne und unterstützt seine Partnerin tatkräftig bei deren – zumeist recht unkonventionellen – Ermittlungen.

Fazit: Der 3. Band um das Ermittlerteam Savage/McCab überzeugt mit einer temporeichen und zumeist hochspannenden Story.