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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 989 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2022
Streusel unterm Weihnachtsbaum
Hänel, Wolfram

Streusel unterm Weihnachtsbaum


ausgezeichnet

»Weißt du eigentlich, dass Hunde ihren Teller so sauber lecken, dass er überhaupt nie abgewaschen werden muss? … Man könnte einem Hund sogar einfach das ganze Geschirr hinstellen, er würde ALLES sauber lecken. Und billiger wäre es auch noch! Weil ein Hund keinen Strom braucht und kein Wasser und keine Geschirrspül-Tabs!«

Luca und Emma wissen ganz genau, was sie wollen, nämlich einen Hund! Schon länger nerven sie ihre Eltern damit und so kurz vor Weihnachten drehen sie noch mal so richtig auf. Doch ohne Erfolg. Daher entwickeln die Geschwister einen Plan: Wenn die Eltern ihnen keinen Hund kaufen wollen, dann machen das eben Luca und Emma von ihrem Erspartem. Und dann schenken sie ihnen den kleinen Vierbeiner. Wenn der dann unterm Weihnachtsbaum sitzt und total niedlich aussieht, werden Mama und Papa ihn schon mögen.
Ein guter Plan, doch die Umsetzung wird mehr als chaotisch…

Bücher, in denen sich Kinder ein Tier zu Weihnachten wünschen und es dann irgendwie schaffen, ihre anfangs ablehnenden Eltern zu überreden, habe ich schon öfter gesehen. Die sind meist witzig und letztlich weihnachtlich harmonisch. Etwas in der Art habe ich hier auch erwartet und bekommen, aber darüber hinaus wurde ich angenehm überrascht.

Die Anschaffung eines Haustieres sollte sehr gründlich überlegt werden. So ein Tier ist zwar nett, niedlich und ein prima Kumpel, aber es macht auch viel Arbeit, kostet Geld und verschwindet nicht einfach, wenn man mal eben ins Wochenende oder gar in den Urlaub fahren möchte. Wie viel Chaos ein Hundewelpe bei zudem unerfahrenen Besitzern innerhalb kürzester Zeit anrichten kann, wird hier deutlich gezeigt. Natürlich kann man als Leser darüber schmunzeln, muss aber anschließend auch nicht aufräumen und Schäden beseitigen.

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Perspektive der Kinder und der des Hundewelpen erzählt. Dabei wird auch klar, wie schlimm es für den Kleinen anfangs ist, in die neue Familie zu kommen. Schließlich wird er von seinen Eltern und Geschwistern getrennt und aus dem Zuhause genommen, das er kannte und wo er sich wohl fühlte. Luca und Emma bekommen ein richtig schlechtes Gewissen!

Natürlich darf man sich hier auch auf ein gutes Ende freuen, weihnachtlich harmonisch halt. Es gibt viele witzige Momente und sehr schöne und liebenswerte Illustrationen, daneben wird aber auch ganz deutlich, worauf man sich bei einem tierischen Familienzuwachs außerdem einstellen darf.

Fazit: Sehr gelungen! Stoff zum Nachdenken, aber außerdem weihnachtlich, witzig und mit sehr schönen Illustrationen.

Bewertung vom 27.10.2022
Kleopatra. Die Königin, die Rom herausforderte und ewigen Ruhm gewann
Angela, Alberto

Kleopatra. Die Königin, die Rom herausforderte und ewigen Ruhm gewann


ausgezeichnet

»Antonius hegt keinerlei Verdacht. Er erwartet eines der üblichen Bankette, und natürlich ist er neugierig auf die Speisen, die Ägypten aufzutischen hat. Aber vor allem will er Aphrodite aus der Nähe sehen. Er begibt sich leichten Herzens dorthin, in all der Seelenruhe, die man empfindet, wenn man sich für den Herrscher der Welt hält.«

Alberto Angela ist Paläontologe, Naturforscher und Wissenschaftsjournalist. Ich kannte und schätzte ihn bereits durch seine Bücher über Rom und Pompeji. Nun also las ich seine Ausführungen über Kleopatra und erneut konnte mich der Autor begeistern! Er beherrscht die Kunst, fundierte und umfangreiche Informationen so darzubringen, dass sie unterhaltsam und leicht zu lesen sind wie ein Roman. Da wird jahrtausendealte Geschichte lebendig!

Bei dieser fesselnden Zeitreise durch u.a. Rom und Alexandria treffen wir neben (natürlich) Kleopatra, Julius Cäsar und Marcus Antonius zahlreiche weitere bekannte Namen und große Persönlichkeiten, wie z.B. Oktavian, Cassius, Brutus und Cicero. Das Buch konzentriert sich auf die Jahre 44-30 v. Chr., eine geschichtlich bedeutende Zeit, in der Julius Cäsar ermordet wurde, in Ägypten die lange Geschichte der Könige und Pharaonen endete und gleichzeitig das römische Kaisertum gegründet wurde.

Im Mittelpunkt stand dabei Kleopatra, eine starke Frau, die sich in einer von Männern beherrschten Welt behauptete und das Schicksal der antiken Welt entscheidend mitgestaltete. Sie war sehr intelligent und gebildet, sprach mehrere Sprachen fließend und war stets interessiert an neuen Erkenntnissen in Kunst und Wissenschaft. Geschickt und mit politischem Sachverstand lenkte sie ihr Reich, wer sie auf ihre Schönheit reduziert, tut ihr großes Unrecht.

Auch für dieses Werk hat Alberto Angelo umfangreich recherchiert und diverse renommierte Experten hinzugezogen. Wenn es an manchen Punkten unterschiedliche Ansichten und Auslegungen gibt, führt der Autor auch dies aus. Mehrere Karten und Fotoseiten ergänzen das Sachbuch perfekt.

Fazit: Hier wird Weltgeschichte lebendig. Wer Scheu vor rein sachlichen Geschichtsbüchern hat und trotzdem nicht auf fundierte und umfangreiche Informationen verzichten will, ist hier richtig.

»Die Vorstellung, dass sie all das nur mit ihren körperlichen Vorzügen bewerkstelligt hätte, ist eine Beleidigung für diese Frau, die letztlich auf das Konto der Propaganda Oktavians geht. Sicher war ihr Frausein in manchen Augenblicken ihrer Geschichte entscheidend … Doch eigentlich war nicht ihr Körper das Ass, das sie im Ärmel hatte, sondern ihr Verstand, ihre Ideen und ihr strategisches Geschick bei all ihren Vorhaben.«

Bewertung vom 27.10.2022
Böse Leute
Heldt, Dora

Böse Leute


sehr gut

»Ich mache mich nicht lächerlich, ich bin besorgt um den Frieden und die Sicherheit auf dieser Insel. Und ich stänkere nicht gegen meinen Nachfolger, ich halte diesen aufgeblasenen Peter Runge nur für unfähig und eine Fehlbesetzung. Da holen die einen Auswärtigen. Von der Ostsee. Der hat doch überhaupt keine Ahnung.«

Hauptkommissar a.D. Karl Sönnigsen ist empört. Und besorgt. Seitdem er im Ruhestand ist, geht es mit der Sicherheit auf Sylt bergab. Gerade wird es von einer Einbruchsserie erschüttert, bei der nicht die Villen reicher Urlauber, sondern die Häuser ganz normaler Inselbewohner betroffen sind.

Als es bei einem dieser Einbrüche auch noch zu einem Todesfall kommt, ist offensichtlich, dass die Polizei überfordert ist und die Situation allein nicht in den Griff bekommt. Da muss dann eben Karl ran, unterstützt von seinen Mitrentnern Onno, Charlotte und Inge. Neben Chorproben und Kochwettbewerben haben die vier alle Hände voll zu tun…

Dora Heldt kannte ich durch ihre Romane, meine Favoriten waren die, in denen Papa Heinz auftaucht. Da ich außerdem Küstenkrimis mag, habe ich mich mal an diesen hier gewagt. Cosy liegt mir eigentlich nicht und in meinen bevorzugten Krimis ermitteln meist Kommissare, Forensiker oder Agenten, weshalb ich mit dem Rentnerquartett, das hier im Mittelpunkt steht, ein kleines Risiko eingegangen bin, das jedoch belohnt wurde. Das Buch war sehr unterhaltsam, hatte ordentliche Küstenatmosphäre und die ungewöhnlichen Ermittler leisteten gute Arbeit. Ein Kurzauftritt von Heinz machte für mich das Lesevergnügen perfekt.

Fazit: Ein Rentnerquartett sorgt für Sicherheit auf Sylt. Dieser Krimi machte viel Spaß!

Bewertung vom 07.10.2022
Einsame Entscheidung / Leander Lost Bd.5
Ribeiro, Gil

Einsame Entscheidung / Leander Lost Bd.5


ausgezeichnet

»Mich interessiert, für wen Sie arbeiten.«
»Für den Papst.«
»Ich sehe an Ihrer Mikroexpression, dass das nicht der Wahrheit entspricht.«

Leander Lost kann manches nicht. Zum Beispiel kann er nicht intuitiv erfassen, wie jemand eine bestimmte Aussage meint. Aber er hat gelernt, seine besonderen Fähigkeiten perfekt zu nutzen, um solche Schwierigkeiten zu kompensieren.

In seinem fünften Fall wird der deutsche Kommissar, der seit einiger Zeit in der portugiesischen Küstenregion arbeitet, zusammen mit den großartigen Kolleginnen und Kollegen seines Teams schwer gefordert. Bei dem Toten, der in einem Ferienhaus gefunden wird, deuten die Spuren zunächst auf eine Beziehungstat hin. Doch Lost merkt schnell, dass bestimmte Dinge einfach nicht passen und forscht hartnäckig weiter.
Als er versteht, um was es geht, wird es erst richtig gefährlich. Denn im Zentrum der ganzen Aktion steht eine Whistleblowerin, die sich mit einem skrupellos agierenden Konzern angelegt hat…

Schon die ersten vier Bände der Reihe haben mir sehr gefallen und dieser hier reiht sich da sauber ein. Lost ist ein wundervoll angelegter Charakter, aber auch seine Kolleginnen und Kollegen sind mir fast alle ans Herz gewachsen. Dazu kommen noch Soraia, seine Freundin und Zara, die so etwas wie seine Adoptivtochter ist.

Der Stil liest sich locker leicht und hat einen humorvollen, manchmal sarkastischen Unterton, den ich sehr mag. Und die Handlung lässt erst recht keine Wünsche offen. Ein brisantes Thema, sehr realistisch geschildert, mit diversen Verstrickungen und reichlich Spannung. Einfach klasse!

Fazit: Hoffentlich darf Leander Lost noch mehr Fälle an der Algarve lösen. Dieser hier war einfach klasse!

Bewertung vom 04.10.2022
Tote lügen nicht / Tempe Brennan Bd.1
Reichs, Kathy

Tote lügen nicht / Tempe Brennan Bd.1


sehr gut

»Der Anblick ihrer zartrosa Zehennägel tat mir in der Seele weh. Am liebsten hätte ich das tote Mädchen mit irgendetwas zugedeckt und die anderen angeschrien, sie sollten sie in Ruhe lassen. Stattdessen blieb ich stehen, sah den fotografierenden Polizisten zu und wartete, bis ich an der Reihe war, die Würde der Toten zu verletzen.«

Tempe Brennan, forensische Anthropologin, hat schon viel in ihrem Leben gesehen. Von der Polizei in Montreal wird sie immer wieder als Expertin hinzugezogen, auch in diesem Buch ist ihre Fähigkeit, aufgefundene Körperteile zu untersuchen und zu analysieren sehr gefragt. Es beginnt mit der verstümmelten Leiche einer jungen Frau, in Kürze werden weitere folgen. Gleichzeitig zieht Tempe Verbindungen zu weiteren, früheren Leichenfunden. Für sie ist der Fall klar: Hier ist ein Serienmörder am Werk. Da ihr die ermittelnden Polizisten zunächst nicht folgen wollen, macht sie sich selbst auf die Suche und begibt sich damit in große Gefahr…

Diese Reihe fesselt mich wirklich. Nachdem ich kürzlich mit dem zweiten Band gestartet war, habe ich nun den ersten ergänzt und ganz sicher werden weitere folgen. Die Fälle sind spannend und die Protagonistin sympathisch, weil sehr menschlich. Nicht immer gelingt die berufliche Distanz und bewusst bemüht sie sich, die Schicksale der Toten und ihre Würde nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn es anders vermutlich einfacher wäre. Vor allem jedoch gefällt mir, wie präzise, detailliert und drastisch die Leichen und Untersuchungsvorgänge beschrieben werden. Die Autorin ist vom Fach, weiß, wovon sie schreibt und das merkt man ganz deutlich. Eindeutig nichts für empfindliche Gemüter!

Fazit: Ist das spannend! Sehr authentisch, blutig und nichts für empfindliche Gemüter, aber schlicht fesselnd.

Bewertung vom 21.09.2022
Old Bones - Die Toten von Roswell / Nora Kelly und Corrie Swanson Bd.3
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Old Bones - Die Toten von Roswell / Nora Kelly und Corrie Swanson Bd.3


gut

»Was zum Teufel ist das?«, rief jemand mit erstickter Stimme. Niemand sagte ein Wort. Ein Schweigen reinen Erstaunens senkte sich über die Gruppe, nur der Wind war zu hören, wie er im Präriegras raschelte.

Im Auftrag eines exzentrischen Milliardärs hat die Archäologin Nora Kelly einen ganz besonderen Auftrag angenommen. In Roswell, also an der Stelle, an der 1947 ein Ufo abgestürzt sein soll, soll sie wissenschaftliche Ausgrabungen vornehmen.
Tatsächlich macht Nora schon bald einen ungewöhnlichen Fund, die Überreste zweier Mordopfer. Während sich die FBI-Agentin Corrie Swanson an die Aufklärung dieser Todesfälle macht, werden die Ausgrabungen fortgeführt. Und keine der beiden Frauen ahnt, in welche Gefahr sie sich dabei begibt…

Eigentlich mag ich diese neue Reihe der Autoren Preston & Child, die beiden Vorgängerbände begeisterten mich sehr. Auch dieser Band las sich wieder sehr schnell und unterhaltsam, doch das Thema konnte mich einfach nicht so fesseln. Ich finde Ufos einfach nicht spannend, irdische Themen liegen mir mehr. Und über Verschwörungstheorien habe ich mich im realen Leben schon ein wenig zu oft geärgert.

Die beiden Protagonistinnen wirkten wieder sehr sympathisch, jedoch kamen für meinen Geschmack ihre beiden Spezialbereiche Archäologie und Forensik etwas zu kurz, stattdessen lag der Schwerpunkt bei der Ufo-Thematik. Wer sich dafür interessiert, sollte begeistert sein.

Ich hatte bis zur letzten Seite auch noch auf den Kurzauftritt eines besonderen Agenten gehofft, über den ich mich bei den Vorgängern so gefreut hatte. Wäre doch schön gewesen, wenn daraus ein Running Gag geworden wäre… Na ja, vielleicht klappt es beim nächsten Band wieder.

Fazit: Unterhaltsam und vor allem zum Schluss hin actionreich, aber der Schwerpunkt Ufo-Thematik konnte mich nicht so fesseln.

Bewertung vom 16.09.2022
Dr. Siri und seine Toten / Dr. Siri Bd.1
Cotterill, Colin

Dr. Siri und seine Toten / Dr. Siri Bd.1


gut

»Insofern war es nicht weiter verwunderlich, dass er auch um sechzehn Uhr dreißig noch nicht die leiseste Ahnung hatte, woran Frau Nitnoy gestorben war. Dafür hatte er eine ellenlange Liste von Dingen beisammen, die als Ursache getrost ausgeschlossen werden konnten. … Er hatte von forensischen Pathologen gelesen, die bei der Lösung solcher Rätsel regelrecht zu Hochform aufliefen. Er gehörte bislang nicht zu ihnen.«

Laos, im Jahr 1976. Dr. Siri Paiboun hatte nach einem arbeitsreichen Leben eigentlich auf eine Rente und einen erholsamen Ruhestand gehofft. Doch die kommunistische Partei, die erst kürzlich die Macht im Land übernommen hat, versorgt den 72jährigen mit einer neuen Aufgabe: Er wird zum Leichenbeschauer von ganz Laos ernannt. Notgedrungen schickt Siri sich, aber tut sich mangels Erfahrung und vernünftiger Ausrüstung sehr schwer. Über fehlende Arbeit kann er sich hingegen nicht beklagen, denn kurz hintereinander stirbt eine hochgestellte Genossin bei einem Festessen und in einem See werden drei Männer gefunden, die offenbar unter höchst mysteriösen Umständen ums Leben gekommen sind.

Ich hatte mich auf diesen Krimi sehr gefreut, der Schauplatz reizte mich enorm und auch der höchst ungewöhnliche Ermittler klang vielversprechend.
Tatsächlich betrat ich beim Lesen des Buchs eine ganz besondere Welt. Ich hatte keine Ahnung, was mich im Laos Mitte der siebziger Jahre erwarten würde, aber die Atmosphäre wirkte sehr stimmig und vermittelte zahlreiche Eindrücke der kulturellen und politischen Situation.
Siri war mir sehr sympathisch. Ein Mann mit eigenem Kopf, der durchaus kritisch aber immer mit humorvollem Unterton agiert. Wenn er mit Hilfe von uralten französischen Lehrbüchern versucht, eine Todesursache zu ermitteln, ist das engagiert und unterhaltsam zugleich.
Auch einige der Nebencharaktere mochte ich, insbesondere die beiden Mitarbeiter Siris, so wie er auch ziemlich ausgefallene Charaktere.

Was mir allerdings nicht so zusagte, waren Siris paranormale Begegnungen. Diese traten im Verlauf der Handlung verstärkt auf und wirkten sich letztlich auch auf die Auflösung aus. So ein Geisterglaube mag zur Kultur gehören und irgendwo fand ich ihn auch ganz interessant, hätte mir aber gewünscht, dass der Schwerpunkt doch bei normal irdischen Ermittlungen geblieben wäre. Ich hatte wohl auch nicht mit einem solchen geisterhaften Umfang gerechnet. ;-) So war das hier zwar ein unterhaltsamer Ausflug, die Reihe werde ich aber nicht weiterverfolgen.

Fazit: Reizvoller Schauplatz und ungewöhnlicher Ermittler, aber für meinen Geschmack zu viel Paranormales.

Bewertung vom 06.09.2022
Mord im Tal der Könige
Rademacher, Cay

Mord im Tal der Könige


sehr gut

Kenherchepeschef stand schreckensstarr im kleinen hellen Schimmer seiner Öllampe.
»Du kannst mich nicht töten!«, rief er mit halb erstickter, krächzender Stimme in die Dunkelheit hinein. »Es ist dir verboten, mich zu töten!«
Er lauschte nach Schritten oder Atemzügen in der Finsternis, doch er konnte nichts vernehmen. Er griff mit der Rechten nach dem magischen Papyrus, den er um den Hals trug, und flüsterte einen Spruch, mit dem das Böse gebannt werden sollte.
Doch er sollte die Zauberformel nie beenden.

Ägypten, zur Zeit des Pharao Merenptah. Rechmire, ein junger Schreiber, wird ins Tal der Könige geschickt, um dort einen rätselhaften Mord aufzuklären. In einer Welt, die von Gottheiten bestimmt wird, voller Mythen, Ritualen und Aberglauben steckt, sind nicht wenige Menschen geneigt, auch eine übernatürliche Lösung in Betracht zu ziehen. Die Ermittlung wird ein harter Brocken für Rechmire, der bald schon zahlreiche Verdächtige auf der Liste hat, aber keinen einzigen Beweis findet. Mehr als deutlich muss er zudem am eigenen Leib erfahren, dass er sich mit seiner Ermittlungsarbeit nicht nur Freunde macht.
Als dann auch noch ein weiterer Mord geschieht, wird es für den armen Schreiber brisant, denn der Pharao erwartet ein Ergebnis…

Das war ja mal ein ungewöhnlicher Krimi! Der Autor schafft es, das alte Ägypten lebendig werden zu lassen. Tolle Beschreibungen, in die zahlreiche historische Fakten einfließen, schaffen eine beeindruckende Kulisse und eine dichte Atmosphäre. Dazu kommt der spannende Fall, der ordentlich knifflig ist und bei dem der junge Ermittler immer wieder in heikle und gefährliche Situationen gerät. Ich hatte an diesem gelungenen Mix großen Spaß!

Fazit: Hier wird das alte Ägypten lebendig. Eine spannende Handlung vor beeindruckender Kulisse.

Bewertung vom 06.09.2022
Wisting und die Stunde der Wahrheit / William Wisting - Cold Cases Bd.0
Horst, Jørn Lier

Wisting und die Stunde der Wahrheit / William Wisting - Cold Cases Bd.0


sehr gut

»Wisting betrachtete das Loch eingehend, bis ihm schließlich klar wurde, was er da eigentlich sah. Es war ein Einschussloch.«

Kommissar William Wisting, erfahrener und routinierter Ermittler, wird überraschend mit einem 33 Jahre zurückliegenden Fall konfrontiert. Damals war er noch ein junger Streifenpolizist und gerade Vater von Zwillingen geworden. Der Alltag voller Sonder- und Wechselschichten bringt gutes Geld, doch Wisting wünscht sich, als Ermittler arbeiten zu können. Als in einer Scheune ein alter Wagen mit Einschusslöchern gefunden wird und die Kollegen der Kriminalpolizei zeitgleich mit der Aufklärung eines spektakulären Banküberfalls beschäftigt sind, bekommt er seine Chance, dem Rätsel auf die Spur zu kommen…

Jeder große Ermittler hat irgendwann mal klein angefangen. Wisting, seit einiger Zeit Spezialist für Cold Cases, bekommt hier die Chance, einen ganz besonderen ungelösten Fall zu klären, nämlich seinen ersten Fall überhaupt. Es muss schon frustrierend sein, wenn so ein Erstling mit noch offenen Fragen zu den Akten gelegt wird. Bevor man sich als Leser gemeinsam mit dem Kommissar über die Auflösung freuen darf, reist man zunächst in die Vergangenheit und erlebt die mühseligen und manchmal noch etwas unbeholfenen Ermittlungen mit. Trotz aller Anfangsschwierigkeiten merkt man die Begabungen, die den später großartigen Ermittler ausmachen werden. Alles wirkt dabei sehr realistisch, das mag ich sehr.

Zusätzlich gibt es auch ein paar Einblicke in Wistings Privatleben. Wer die letzten Bände der Cold Cases gelesen hat, darf sich darauf freuen, Wistings Tochter Line, die später selbst immer bei den Ermittlungen mitmischt, als Baby zu erleben. Grundsätzlich sind für diesen Fall aber keine Vorkenntnisse der früheren Bände erforderlich.

Fazit: Wistings ganz persönlicher Cold Case. Ein schöner Rückblick und ein wieder einmal gelungenes und realistisch wirkendes Stück Ermittlungsarbeit.

Bewertung vom 19.08.2022
Knochenhaus / Ruth Galloway Bd.2
Griffiths, Elly

Knochenhaus / Ruth Galloway Bd.2


sehr gut

»Aber warum schreibt denn jemand meinen Namen mit Blut an eine Mauer?«

In einer Baugrube in Norfolk, direkt unter einem ehemaligen Kinderheim, wird das Skelett eines kleinen Kindes gefunden. Da im Umkreis archäologische Ausgrabungsarbeiten stattfinden und es zahlreiche Funde aus der Römerzeit gibt, wird Dr. Ruth Galloway, eine forensische Archäologin, hinzugezogen. Die Expertin erkennt jedoch schnell, dass der Fund, obwohl die Art der Bestattung nach einem römischen Ritual aussieht, aus sehr viel jüngerer Zeit stammt.

DCI Nelson, mit dem Ruth bereits zusammengearbeitet hat und von dem sie nach einem One-Night-Stand schwanger ist, nimmt die Ermittlungen auf. Kurz darauf spitzt sich die Situation dramatisch zu, denn Ruth wird bedroht. In ihrer Umgebung geschehen gruselige Dinge und auf einer alten Mauer steht, in Blut geschrieben, ihr Name…

Bei diesem Buch ärgere ich mich gerade, dass ich keine halben Sterne vergeben kann, 3,5 Sterne hätten es eigentlich werden müssen. Ich fühlte mich gut unterhalten, die Thematik war spannend, die Atmosphäre sehr intensiv und Ruth ist für mich ein durch und durch sympathischer Charakter. Ich mag es halt sehr, wenn eine Protagonistin nicht durch Schönheit und Jugend besticht, sondern herrlich normal daherkommt.

Ein wenig schade fand ich jedoch, dass mir die Zusammenhänge sehr schnell klar waren. Ich ermittle ja gern mit und bin schon enttäuscht, wenn ich nicht wenigstens einmal auf der falschen Fährte bin. Aber nun gut, vielleicht lese ich schlicht zu viele Krimis. Jedoch hätte ich wirklich erwartet, dass Ruths Anteil an den Ermittlungen höher wäre. Ich hatte mich auf mehr forensische Untersuchungen gefreut, ein Gedankenaustausch über römische Rituale hat für mich nicht den gleichen Reiz. Na ja, vielleicht hat sie beim nächsten Mal wieder mehr zu tun. Ich werde es herausfinden.

Fazit: Ich hatte etwas mehr erwartet, fühlte mich aber trotzdem gut unterhalten.