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Bücherfreundin

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Insgesamt 265 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


ausgezeichnet

Spannendes und mitreißendes Debüt
Der Verlag Kiepenheuer & Witsch hat "Verschwiegen", das Krimidebüt der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir, veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer neuen Krimireihe um die Polizistin Elma.
 
Die Ermittlerin Elma zieht nach der Trennung von ihrem Freund David aus Reykjavík zurück nach Akranes, dem Ort, in dem sie aufgewachsen ist und in dem ihre Eltern leben.
Kurz nach ihrem Dienstantritt bei der örtlichen Polizei wird am Strand, in der Nähe des Leuchtturms, die Leiche einer Frau aufgefunden. Gemeinsam mit ihren Kollegen beginnt Elma zu ermitteln. Sie findet heraus, dass die Frau bereits als Kind in Akranes lebte und mit ihrer Mutter ganz plötzlich fortgezogen ist. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, aber nach und nach gelingt es Elma, gemeinsam mit ihrem Kollegen Saevar die Geheimnisse einiger Bewohner des Ortes aufzudecken und Licht in das Dunkel zu bringen.
 
Gleich zu Beginn des Buches lernen wir viele Personen kennen, was aufgrund der isländischen Namen eine kleine Herausforderung sein kann. Wir erfahren auch viel über das private Leben und die Probleme der beiden Ermittler Elma und Saevar.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die eine spielt im Hier und Jetzt, die andere beginnt 1989 und zieht sich über einen recht kurzen Zeitraum, in dem die erschütternden Erlebnisse der kleinen Elisabet erzählt werden. 
 
Ich mag ruhige und atmosphärische Krimis ohne blutiges Gemetzel und war von dem Buch begeistert. Es war spannend, Elma und Saevar bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Immer wieder legt die Autorin gekonnt falsche Fährten. Der schöne und ruhige Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Ich war gefesselt vom Anfang bis zum für mich vollkommen überraschenden, aber stimmigen Ende. Die interessanten Charaktere waren bildhaft und authentisch beschrieben, die beiden Ermittler fand ich äußerst sympathisch. Ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Band der Reihe.
 
Leseempfehlung von mir für diesen spannenden Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat!

Bewertung vom 13.03.2023
Kannibal. Jagdrausch
Benecke, Mark

Kannibal. Jagdrausch


gut

Ein grausiger Fund
Mark Benecke, der "Herr der Maden", hat seinen zweiten Krimi um das Privatermittler-Duo Bastian Becker und Janina Funke veröffentlicht. "Kannibal.Jagdrausch" beinhaltet einen eigenen Kriminalfall und kann daher sehr gut auch ohne Kenntnis des Vorgängerbuches gelesen werden.

In Berlin wird neben einem Müllcontainer ein alter Koffer mit Knochen aufgefunden, außerdem ein Buch, "Ludwig Bechsteins Märchenbuch". Die Gerichtsmedizin findet schnell heraus, dass es sich bei den Knochen um Menschenknochen handelt. Die zuständige Hauptkommissarin Kami Bogatsu ist ratlos und bittet das Ermittlerduo um Unterstützung. Bastian und Janina haben drei Wochen Zeit, den brisanten Fall aufzuklären. Sehr schnell ist Bastian davon überzeugt, dass sie es mit Kannibalismus zu tun haben. Seine intensiven Recherchen führen ihn in einschlägige Foren, er leiht sich Fachbücher aus und widmet sich geradezu besessen seiner Suche nach dem Täter. Janina unterstützt ihren Partner nach Kräften, kann aber nicht verhindern, dass Bastian einen riskanten Weg einschlägt und dadurch nicht nur sich in Gefahr begibt ....

Ich kenne den sehr sympathischen Autor seit vielen Jahren aus unzähligen Talkshows, in denen er auf anschauliche, aber auch humorvolle Art über seine Arbeit als Kriminalbiologe erzählt. Darüber hinaus habe ich ihn auch schon live bei einer seiner mitreißenden Bühnenveranstaltungen erlebt. "Kannibal.Jagdrausch" ist das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Er widmet sich hier dem Tabuthema Kannibalismus und vermittelt dem Leser viele schockierende Einblicke.

Die Kriminalgeschichte ist in kurzen, teilweise abgehackten Sätzen erzählt. Diese Art des Erzählens muss man mögen, ich fand sie nicht sehr ansprechend. Ich mag Krimis, bei denen ich lange im Dunkeln tappe - bei diesem war das leider nicht der Fall. Bei der ersten Erwähnung einer bestimmten Person hatte ich bereits einen Verdacht und lag damit auch richtig. Hier hätte ich mir mehr Spannung und Raffinesse gewünscht. Sehr spannend hingegen fand ich die Kapitel, die aus der Perspektive des Täters geschrieben waren.

Das hochwertig gestaltete Buch ist schnell gelesen, es umfasst nur 197 Seiten, und wenn man die 20 unbedruckten Seiten abzieht, bleiben noch 177 Seiten. Etliche Rechtschreib- und Grammatikfehler sollten für die nächste Auflage korrigiert werden.

Bewertung vom 11.03.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1


sehr gut

Spannender Thriller vor eisiger Kulisse
"Das Sanatorium" ist der Debütroman der britischen Autorin Sarah Pearse. Das Cover des Buches ist sehr ansprechend gestaltet durch den gelbglänzenden Titelaufdruck, auch der bedruckte Buchschnitt ist ein Hingucker. Das Buch wurde auf Anhieb ein internationaler Bestseller, und auch Reese Witherspoon hat in ihrem vielbeachteten Buchclub eine Empfehlung ausgesprochen.
 
Hoch in den Schweizer Bergen und weit abgelegen liegt ein luxuriöses Hotel, das Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ein Sanatorium für Lungenkranke war. Elin Warner, aufgrund eines traumatischen Ereignisses während eines Polizeieinsatzes seit Monaten von ihrer Tätigkeit als Detective Inspector freigestellt, reist aus Großbritannien mit ihrem Freund Will an. Ihr Bruder Isaac, den sie lange nicht gesehen hat, hat sie dorthin eingeladen. Er will seine Verlobung mit Laure feiern, die im dem Hotel arbeitet und einst mit Elin befreundet war. Elin hat die Einladung nur widerstrebend angenommen, sie hofft jedoch, dass es ihr endlich gelingen wird, in Gesprächen mit ihrem Bruder das Rätsel um eine Tragödie, die sich während ihrer Kindheit ereignete, zu lösen. 
 
Am nächsten Morgen ist Laure verschwunden, durch einen schweren Schneesturm mit Lawinenabgang ist das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten, und bald wird eine Leiche aufgefunden. Da die örtliche Polizei wegen der katastrophalen Wetterverhältnisse keine Möglichkeit hat, zum Schauplatz des Geschehens zu gelangen, beginnt Elin im durch die Polizei telefonisch genehmigten Alleingang mit den Ermittlungen. Nach und nach gelingt es ihr, die düsteren und tragischen Geheimnisse um das ehemalige Sanatorium aufzudecken. Dabei begibt sie sich immer wieder in Gefahr ....
 
Das Buch liest sich flüssig und ist sehr spannend aufgebaut. Das eingeschneite Hotel bietet die ideale Kulisse für einen Thriller und sorgt beim Leser für Gänsehautmomente. Die Anzahl der Verdächtigen scheint überschaubar, und doch führt uns Sarah Pearse bis zur überraschenden und erschreckenden Auflösung immer wieder auf falsche Fährten. Wir begleiten die sympathische Elin bei ihren Ermittlungen, sie lässt uns teilhaben an ihren Gedanken und Vermutungen. Die Autorin beschreibt auch Elins Ängste und Panikattacken, an denen sie seit ihrer Kindheit leidet, sehr authentisch und einfühlsam.
 
Eine Szene am Ende des Buches lässt vermuten und darauf hoffen, dass es vielleicht bald eine Fortsetzung mit Elin geben wird.
Ich habe mich von dem packenden und atmosphärischen Thriller sehr gut unterhalten gefühlt - klare Leseempfehlung! 

Bewertung vom 06.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Ein Meisterwerk!
In seinem neuen Roman "Die spürst du nicht" erzählt der österreichische Autor Daniel Glattauer die Geschichte zweier gutsituierter Familien, die gemeinsam in die Toskana gereist sind, um dort in luxuriöser Umgebung schöne Ferientage zu verbringen. 
 
Das Buch beginnt in humorvoll-ironischem Ton, mit dem uns die Beteiligten vorgestellt werden: zuerst die Familie Binder, bestehend aus dem Vater Engelbert, einem Weinbauern in den Vierzigern, seiner Ehefrau Melanie, einer ehemaligen Schauspielerin, und dem 9jährigen Benjamin. Die Familie Strobl-Marinek besteht aus dem Vater Oskar, Ende Vierzig und Geisteswissenschaftler, seiner 10 Jahre jüngeren Frau Elisa, Berufspolitikerin bei den Grünen und den beiden Kindern Lotte und Sophie Luise, 9 und 14 Jahre alt. Sophie Luise hat durchgesetzt, ihre Schulfreundin Aayana, ein somalisches Flüchtlingskind, in den Urlaub mitnehmen zu dürfen. Die Familien kennen sich schon lange, Melanie und Elisa sind bereits seit ihrer Jugend enge Freundinnen.
Der Urlaub hat gerade begonnen, man lässt gut gelaunt den ersten Abend bei gutem Wein und leckerem Essen ausklingen, da ereignet sich eine schreckliche Katastrophe mit ungeahnten Folgen ....
 
Das von Beginn an fesselnde Buch ist ganz großartig erzählt, die Sprache des Autors ist meisterhaft, ebenso die bildhafte und authentische Skizzierung der Charaktere. Der Übergang vom unbeschwerten, humorvoll erzählten Ankunftstag zum berührenden und beklemmenden Drama ist Daniel Glattauer hervorragend gelungen. Er  beschreibt das veränderte Leben der beiden Familien, ganz besonders das der beiden Ehefrauen, deren Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird. Es ist erschütternd zu lesen, wie Sophie Luise verzweifelt darum kämpft, das Geschehene zu verarbeiten und sich Trost im Internet sucht. Die dramatische Lebensgeschichte der Familie Ahmed geht unter die Haut, sie macht traurig und betroffen.
 
In die Handlung sind immer wieder aktuelle Berichte der sozialen Medien mit zahlreichen zynischen und bösartigen Internetkommentaren eingeflossen. Diese Kälte in den sozialen Medien habe ich als sehr erschreckend empfunden. Des weiteren zieht sich ein längerer Chatverlauf zwischen Sophie Luise und Pierre, einer Internetbekanntschaft, durch das Buch.
 
Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, das mich derart berührt und nachdenklich gemacht hat. Für mich bereits jetzt ein Jahreshighlight - absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!

Bewertung vom 28.02.2023
Ein letztes Opfer: Thriller
Troi, Heidi

Ein letztes Opfer: Thriller


ausgezeichnet

Äußerst spannender und mitreißender Thriller
Die aus Südtirol stammende Autorin Heidi Troi hat ihren neuen Thriller "Ein letztes Opfer" vorgelegt, der im Empire-Verlag erschienen ist.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Vera Profanter, die glücklich mit ihrem Freund Jakob in der gemeinsamen Wohnung in Graz lebt. Sie arbeitet als Redakteurin bei der Zeitung "Wochenblatt". Auf ihre Initiative hin wurde eine neue Rubrik eingeführt, die "Literarischen Seiten", mit der jungen Autoren eine erste Publikationsmöglichkeit geboten wird. Die Idee kommt gut an, und Vera erhält zahlreiche Zuschriften, darunter auch Texte von einem Dichter namens Wilhelm Schneider. Die düsteren Texte über Schuld und Sühne berühren sie, sie fühlt sich persönlich angesprochen, es fühlt sich so an, als wären sie für sie geschrieben. Vera möchte Wilhelm Schneider gern kennenlernen und mit ihm ein Interview führen. Als ihr Vorgesetzter die Dienstreise nach Rabenstein, wo der Dichter lebt, ablehnt, beschließt Vera, ihn während ihrer Freizeit zu besuchen. Sie bucht gemeinsam mit ihrer Freundin Anna ein Hotelzimmer in Rabenstein.

Die Freundinnen treffen am 27. September dort ein, zwei Tage vor dem Michaelistag, den die Dorfbewohner in jedem Jahr traditionell feiern. Vera und Anna wissen nicht, dass jedes Jahr in Rabenstein eine Frau ums Leben gekommen ist, immer genau am Michaelistag. Alle Frauen standen in Kontakt zu Wilhelm Schneider, der hoch über dem Dorf ein Einsiedlerdasein führt, verachtet von den Dorfbewohnern ...

Das Buch ist in kurze Kapitel gegliedert, die mit Datum und Ortsangabe versehen sind. Die Kapitel sind nicht chronologisch, daher springt die Handlung zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Diese Zeitsprünge erhöhen die Spannung, und durch die genauen Angaben zu Beginn jeden Kapitels kann man der Handlung sehr gut folgen. Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Perspektive mehrerer Protagonisten. Der klare und schöne Schreibstil liest sich sehr flüssig, die Charaktere sind authentisch und lebhaft skizziert und die düstere Stimmung im Dorf hervorragend wiedergegeben.

Ich fand die Geschichte von Beginn an sehr fesselnd, die Spannung baut sich stetig weiter auf. Die Autorin legt gekonnt falsche Fährten, und es gibt immer wieder neue Wendungen bis hin zum atemberaubenden und vollkommen überraschenden Ende.

Der gut durchdachte Thriller hat mich begeistert - daher klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.02.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


sehr gut

Gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe um Paul Schwartzmüller
Die Autorin Lioba Werrelmann war mir bisher unbekannt, aber das schön gestaltete Cover und der Klappentext ihres neuen Buches, das den Leser nach Siebenbürgen entführt, sprachen mich sofort an.

Der 49jährige Journalist Paul Schwartzmüller erhält am Telefon gerade ein vielversprechendes Jobangebot , als es an der Tür klingelt und der Postbote ihm ein Einschreiben überreicht. Es ist ein Brief aus Siebenbürgen, seiner Heimat, die er gemeinsam mit seinem Vater vor 35 Jahren verlassen hat. Seitdem ist er nie wieder dort gewesen. Paul hat von seiner Tante Zinzi einen Bauernhof geerbt. Er erinnert sich an die wunderschönen Ferienaufenthalte bei seiner Tante, dort fühlte er sich umsorgt und war glücklich. Und er hatte dort einen Freund, Sorin, mit dem er viel Zeit verbrachte.

Paul bucht einen Flug und macht sich auf den Weg in seine alte Heimat. Auf dem heruntergekommenen Hof lernt er die geheimnisvolle Maia kennen. Die Bewohner des kleinen Dorfes begegnen ihm mit Misstrauen und Zurückhaltung. Wenig später trifft er Sorin wieder und erfährt, dass seine Tante nicht, wie sein Vater ihm erzählt hatte, kurz nach der plötzlichen Abreise nach Deutschland gestorben ist, sondern erst vor wenigen Wochen. Paul fragt sich, warum sein Vater ihn belogen hat. Den traurigen Grund wird er erst später erfahren.

Wenig später geschieht auf dem legendären Dracula-Schloss Bran, auf dem Sorin als Fremdenführer arbeitet, ein Mord. Das Opfer ist Günther Huber, der viele Feinde im Ort hatte. Sorin wird wegen dringenden Tatverdachts verhaftet. Paul, der von der Unschuld seines Freundes überzeugt ist, beginnt zu recherchieren ....

Nach und nach lernen wir die Bewohner des Dorfes kennen und begleiten den sympathischen Paul bei seiner Suche nach dem Mörder. Die flüssig erzählte Geschichte ist durchgehend spannend und teilweise sehr unheimlich. Es gibt einige Wendungen, und das Ende ist für mich vollkommen überraschend.

Das Buch beschäftigt sich nicht nur mit dem Kriminalfall, sondern nimmt den Leser mit auf die Reise nach Rumänien, das Land des Grafen Dracula. Wir erfahren viel über die Geschichte Siebenbürgens und seine Bewohner, ihren Aberglauben, Bräuche und religiöse Traditionen. Sehr gut gefallen haben mir die bildhaften Landschaftsbeschreibungen. Auch die rumänische Küche ist immer wieder Thema und macht Appetit auf die herrlichen Köstlichkeiten, die beschrieben werden.

Leseempfehlung von mir für dieses spannende Buch!

Bewertung vom 23.02.2023
Das Geheimnis von Garten Nr. 8 / Die Wilden Rüben Bd.1
Voss, Dorthe

Das Geheimnis von Garten Nr. 8 / Die Wilden Rüben Bd.1


ausgezeichnet

Lehrreiche und spannende Geschichte über vier Freunde und einen Schrebergarten
Im neuen Kinderbuch "Die wilden Rüben - Das Geheimnis von Garten Nr. 8"  von Dorthe Voss geht es um vier Freunde und einen Schrebergarten. Eines Abends erhält die 9jährige Paula von ihrem Onkel Hajo, dem ein Schrebergarten in der Gartenkolonie "Kraut und Rüben" gehört, einen Anruf. Sie soll am nächsten Tag mit ihren Freunden Bruno, Jonas und Jette zu ihm kommen, da es etwas zu besprechen gebe. Hajo eröffnet den Kindern, dass er für längere Zeit auf die Galapagos-Inseln reisen und daher seinen Schrebergarten aufgeben muss. Nach dem ersten Schock beschließen die Kinder, den Garten, an dem sie sehr hängen, zu übernehmen. Hajo ist einverstanden.
 
Nach seiner Abreise erwartet die vier Freunde in Hajos Laubenwagen eine Liste mit allen Arbeiten, für die sie nun verantwortlich sind. Mit viel Eifer erledigen die Kinder ihre Aufgaben: sie entfernen das Unkraut aus den Beeten, graben sie um und düngen. Sie beobachten die Ankunft der Frösche und erleben dabei ihr erstes Abenteuer.
 
Das sehr liebevoll und äußerst hochwertig gestaltete Buch richtet sich an Kinder zwischen 8 und 10  Jahren. Wunderschöne farbige Illustrationen von Stefanie Klaßen ergänzen die Texte, die durch ihre große Schrift für fortgeschrittene Leseanfänger gut zu lesen sind. Die sehr ansprechende und mit viel Humor erzählte Geschichte über die Erlebnisse der vier Kinder ist in altersgerechter, gut verständlicher Sprache geschrieben. Sie ist spannend und wird besonders die Mädchen und Jungen begeistern, die sich für die Natur interessieren. Spielerisch wird Wissen über viele Gartenthemen, z.B. das richtige Auszupfen von Brennnesseln, das Einpflanzen von Kartoffeln, wann Laub entfernt werden sollte und den Einsatz von Pferdeäpfeln vermittelt. Weitere faszinierende Themen sind Frösche und Schildkröten, und es gibt für die Kinder sogar einen Froschkrimi zu lösen. 

Leseempfehlung für dieses lehrreiche und spannende Kinderbuch!

Bewertung vom 21.02.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Spannendes Psychodrama
Die Autorin Kristina Hauff war mir bisher nicht bekannt, aber sowohl Cover als auch Klappentext von "In blaukalter Tiefe" sprachen mich an und machten mich neugierig auf das Buch - und ich wurde nicht enttäuscht.

Der erfolgreiche Anwalt Andreas überrascht seine Frau Caroline, die als Chefredakteurin arbeitet, mit einem 10tägigen Segelurlaub in den schwedischen Schären. Carolines anfängliche Freude wird etwas gedämpft, nachdem Andreas ihr mitteilt, dass außer dem Skipper Eric sein jüngerer Anwaltskollege Daniel mit seiner Freundin Tanja an der Reise teilnehmen wird.

Der Urlaub auf der "Querelle" beginnt sehr harmonisch. Bei herrlichem Wetter genießen die beiden Paare gutes Essen und erlesenen Wein. Beim Segeln auf der Ostsee zeigt sich sehr schnell, dass Andreas Probleme damit hat, sich Eric unterzuordnen. Daniel, der in der Kanzlei Andreas unterstellt ist und davon träumt, bald gleichberechtigter Partner zu werden, sitzt  zwischen zwei Stühlen. Er hat nun zwei Chefs, denen er sich anzupassen hat. Caroline ist vom dominanten Verhalten ihres Mannes wenig begeistert, Tanja muss erkennen, dass sich ihr Freund seinem Vorgesetzten gegenüber sehr unterwürfig verhält. Eric versucht, sich aus den Konflikten herauszuhalten und zieht sich zurück, sobald er Gelegenheit dazu hat. Die anfangs gute und unbeschwerte Stimmung kippt bald, auch die räumliche Enge auf dem Boot trägt dazu bei. Unzufriedenheit macht sich breit, und es kommt nicht nur zwischen den Paaren zu Meinungsverschiedenheiten. Eines Nachts schlägt das Wetter um, es zieht ein Sturm auf, und das Segelschiff gerät in Seenot ...

Das packende Buch ist in kurze Kapitel unterteilt, die jeweils aus der Perspektive von Andreas, Caroline, Daniel und Tanja erzählt werden. Das fand ich sehr interessant, da einige Situationen von verschiedenen Personen unterschiedlich wahrgenommen wurden und der Leser Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten bekam. Der schöne und intelligente Sprachstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, ebenso ihre authentische Skizzierung der vollkommen unterschiedlichen Charaktere. Auch die Schönheit der Natur wird bildhaft und eindrucksvoll beschrieben.

Von der ersten Seite bis zum für mich stimmigen Ende hat mich das Psychodrama gefesselt und begeistert. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch eine sehr gute Vorlage für einen spannenden Film wäre.
Klare Leseempfehlung und 5 Sterne!

Bewertung vom 20.02.2023
Siegfried
Baum, Antonia

Siegfried


ausgezeichnet

Mitreißender und fesselnder Roman
Der Claassen-Verlag hat "Siegfried" veröffentlicht, den neuen Roman von Antonia Baum.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die namenlose Ich-Erzählerin, die eines Morgens nach einem Streit mit ihrem Mann ganz spontan beschließt, in die psychiatrische Ambulanz zu fahren, um sich dort helfen zu lassen. Barfuß kommt sie dort an, und während der langen Stunden des Wartens lässt sie ihre Vergangenheit Revue passieren.

Die Ich-Erzählerin ist Autorin, Mitte Dreißig und seit 8 Jahren mit ihrem Ehemann Alex zusammen. Dieser ist 5 Jahre jünger als sie und arbeitet als Barmixer und Umzugshelfer. Die beiden haben eine kleine Tochter, Johnny. Die Beziehung steckt in einer Krise, die Ich-Erzählerin ist vollkommen überfordert. Sie fühlt sich vom Verlag unter Druck gesetzt, finanzielle Probleme belasten sie und gefährden den Lebensstandard. Hinzu kommt ihre ständige Angst, Alex zu verlieren. Ihr Stiefvater Siegfried spielte immer eine wichtige Rolle im Leben der Ich-Erzählerin. Er ist erfolgreich in seinem Beruf und hat es zu einem gewissen Wohlstand gebracht, nach dem auch sie sich sehnt. 

Während der Wartezeit in der Psychiatrie blickt sie auf ihre Kindheit zurück, erinnert sich an das Zusammenleben mit der angepassten Mutter und dem unberechenbaren Siegfried. Bei Hilde, Siegfrieds Mutter, verbringt sie ihre Schulferien, damit die Eltern verreisen können. Hilde ist sehr speziell, sie spornt das Mädchen zu Höchstleistungen im Schwimmsport an und bestimmt den streng geregelten Tagesablauf.

Der Roman ist ganz wunderbar und intelligent erzählt und hat mich von Beginn an gefesselt. Die Autorin beschreibt die Figuren sehr intensiv und authentisch: die überforderte und unsichere Ich-Erzählerin, die unglückliche und angepasste Mutter, den ehrgeizigen und aufbrausenden Stiefvater und als Gegenpol Siegfrieds den schweigsamen und erfolglosen Alex.
Mich hat die teilweise bedrückende Geschichte sehr berührt, besonders das früh durch die Mutter geprägte angepasste Kind hatte mein Mitgefühl. Das stets bemühte Verhalten, es anderen recht zu machen, zeigt sich bereits im Kindesalter und wird nicht nur sehr deutlich im Umgang mit Siegfried, sondern auch während der Ferienaufenthalte bei der dominanten Großmutter. 

Dieses großartige Buch zeigt einmal mehr, wie sehr wir durch unsere Eltern beeinflusst und geprägt werden.
Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.02.2023
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Spannender Schwedenkrimi
Mit "Kuckuckskinder" hat die erfolgreiche schwedische Krimiautorin Camilla Läckberg den 11. Fall ihrer Falck-Hedström-Reihe vorgelegt.

Die Geschichte spielt in der kleinen Gemeinde Fjällbacka, wo übrigens auch die Autorin geboren und aufgewachsen ist. Hauptpersonen der Krimireihe sind die Schriftstellerin Erica Falck und ihr Ehemann Patrik Hedström, der als Ermittler bei der Polizei arbeitet.
Der bekannte Schriftsteller Henning Bauer und seine Ehefrau Elisabeth, die aus einer Verlegerfamilie stammt, feiern in großem Rahmen mit vielen Gästen ihre Goldene Hochzeit. Auch Erica und Patrik sind eingeladen und genießen den Abend. Rolf Stenklo, ein enger Freund der Bauers, der an der Feier nicht teilgenommen hat, wird am nächsten Morgen in der Galerie, in der er seine Fotoausstellung vorbereitete, tot aufgefunden. Die fieberhafte Suche nach dem Täter beginnt. Wenig später ereignet sich auf der Privatinsel von Henning Bauer eine weitere Tragödie.
Währenddessen ermittelt Erica für einen neuen Roman in einem ungelösten Mordfall, der sich 1980 in Stockholm ereignet hat, und findet heraus, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen diesem Mord und den aktuellen Morden in Fjällbacka.

Ich hatte von der Autorin bisher kein Buch gelesen, und aufgrund der großen Personenanzahl gestaltete sich der Einstieg ein wenig mühsam. Neben den Familienmitgliedern von Erica und Patrik gab es eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen. Ich lernte die große Familie des Schriftstellers Henning Bauer sowie seinen Freundeskreis kennen. Hinzu kamen weitere Personen aus dem über 40 Jahre zurückliegenden Kriminalfall. Jeder, der neu in die Reihe einsteigt, sollte die Bereitschaft mitbringen, sich intensiv in die jeweiligen Familienverhältnisse einzulesen.

Der Krimi wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im Hier und Jetzt lernen wir Hennings Familie kennen mit all ihren Problemen, Konflikten und Schwierigkeiten. Sehr interessant und berührend fand ich die rückblickenden Abschnitte über Lola und ihre Tochter Pytte. Die Autorin skizziert die Charaktere sehr bildhaft und lässt uns auch teilhaben am Leben der Nebenfiguren.

Die Spannung steigert sich langsam, aber stetig, und es gibt zahlreiche, nicht vorhersehbare Wendungen. Die Protagonisten Erica und Patrik sind sehr sympathisch, und es hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, sie auf ihrer Mördersuche zu begleiten. Das Ende war mich für vollkommen überraschend.
Empfehlung für diesen spannenden und in schönem Sprachstil erzählten Krimi!